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Franzensfeste: Konzept für zeithistorisches Museum
from ERKER 01 2023
by Der Erker
Franzensfeste
Zeithistorisches Museum in der Festung
Erstes Konzept für neue Dauerausstellung vorgestellt
Auf über 1.000 Quadratmetern soll in der Festung Franzensfeste in Zukunft eine neue Dauerausstellung die Geschichte der vergangenen 200 Jahre Südtirols erzählen. Welche Geschichte solle in welcher Form erzählt werden? Darüber sprachen im Dezember Fachleute aus Deutschland, Österreich und Italien in der Festung Franzensfeste bei einer Tagung.
„In Südtirol gibt es bereits mehrere Ausstellungen und Denkmäler, die Teile und Aspekte der Südtiroler Geschichte erzählen;
gleichzeitig erfolgt die Beschäftigung mit der eigenen Geschichte immer aus verschiedenen Blickwinkeln. Was wir brauchen, ist ein Wissenszentrum, das uns einen Gesamtüberblick über die vergangenen 200 Jahre und neue Erkenntnisse vermittelt.“ So fasste Landeshauptmann Arno Kompatscher bei der vor kurzem im Landesmuseum Festung Franzensfeste stattgefundenen Tagung „Das zeithistorische Museum als Erinnerungs- und Lernort“ das Ziel der in der Festung geplanten neuen Dauerausstellung über die jüngere Geschichte Südtirols zusammen. Laut dem Grobkonzept, vorgestellt von der Vorsitzenden des Fachbeirates der Festung Eva Pfanzelter, soll die Ausstellung in 18 Räumen der Gebäude 33 und 35 die Geschichte der vergangenen 200 Jahre – mit besonderem Fokus auf das 20. Jahrhundert – aufbereiten und einer breiten Öffentlichkeit präsentieren. Beginnend mit der ersten „Teilung“ Tirols im Jahr 1805 sollen Ereignisse vermittelt werden, die Südtirol geprägt haben und eine gewisse Bedeutung auf dessen Entwicklung hatten. Diesen Themen der vier definierten Kernbereiche Sprache, Vernetzung/ Verbindung, Grenzen und Region wird die neue Dauerausstellung gewidmet sein. Neben der neuen Dauerausstellung ist in Franzensfeste ein Vermittlungslabor mit spezifischen didaktischen Angeboten sowie ein Dokumentationszentrum für Forschende, Lehrende und besonders Interessierte geplant. Ziel der Tagung war es auch, unterschiedliche Positionen verschiedener Fachleute in den vorbereitenden Prozess miteinzubinden. In diesem Sinne berichtete die Direktorin des Hauses der Geschichte Österreichs, Monika Sommer, über wissenschaftliche und institutionelle Unabhängigkeit als Rahmenbedingungen zeithistorischer Museen, der wissenschaftliche Referent am Sudetendeutschen Museum in München Raimund Paleczek darüber, wie sein Museum schwierige Kapitel der Geschichte durch Objekte vermittelt, und Roberto Mastroianni, Präsident des Museo Diffuso della Resistenza, della Deportazione, della Guerra, dei Diritti e della Libertà (Turin) über Zeitgeschichte in einem Museum als außerschulischer Lernort. Abgerundet wurde die Tagung durch eine Podiumsdiskussion, bei der Eva Pfanzelter, Hans Heiss, Andrea di Michele, Martha Stocker und Oswald Überegger vom Fachbeirat sowie die Referenten mit dem aus Deutschland, der Schweiz, aus Italien und Südtirol zur Veranstaltung angereisten Fachpublikum unterschiedliche Positionen in die Diskussion einfließen ließen. Die Anregungen aus dem Publikum werden durch eine eigens dafür vorgesehene Arbeitsgruppe in die Überlegungen zur weiteren Ausarbeitung des Konzepts einfließen. In diesem Sinne war der Austausch mit Experten ein wichtiges Ziel der Tagung.
Im Bild (v. l.) Angelika Fleckinger, Direktorin der Landesmuseen, Bürgermeister Thomas Klapfer, Landeshauptmann Arno Kompatscher und Eva Pfanzelter, Vorsitzende des Fachbeirates
© Sandra Mutschlechner
Mit einer schlichten Feier wurde Ende November auf die abgeschlossenen Renovierungsarbeiten in der Kapuzinerkirche zurückgeschaut. Die Vorsitzende des Pfarrgemeinderates der italienischsprachigen Sektion Lucia Arnese bedankte sich bei den Anwesenden und erinnerte an die durchgeführten Arbeiten: Die Lautsprecheranlage sowie die Beleuchtung in der Kirche und in der Sakristei wurden erneuert, die Mariengrotte wurde ausgemalt, zudem wurde die Kirche an die Fernwärme angeschlossen. Die Kosten der Arbeiten beliefen sich auf rund 44.000 Euro. Diese konnten durch großzügige Spenden sowie einen Beitrag der Stiftung Südtiroler Sparkasse und der Raiffeisenkasse Wipptal gedeckt werden. Dekan Christoph Schweigl und Don Giorgio bedankten sich bei den Gläubigen und den Gönnern für die Unterstützung. Ihr Dank erging auch an das Unternehmen Thermo Wipptal, das ab diesem Winter die Fernwärme für die Kapuzinerkirche zur Verfügung stellt. In nächster Zeit wird in den Nebenräumen der Sakristei eine WC-Anlage mit den notwendigen Wasser- und Abwasseranschlüssen realisiert. Die Kosten dafür belaufen sich auf rund 13.000 Euro. Seit kurzem erstrahlt die kleine Vituskapelle in Stein am Ende des Pfitschtales wieder in neuem Glanz. Auf Initiative von Ernst-Friedrich Krieger, pensionierter Architekt aus Darmstadt, war die Restaurierung in Zusammenarbeit mit dem Landesdenkmalamt und den Besitzern Benno Hofer und Stefan Messner im Frühjahr 2021 in Angriff genommen worden, 2022 wurde sie abgeschlossen. Die Kapelle zu Ehren des hl. Vitus wurde um 1735 erbaut. Am 27. Dezember 1743 dankten Veit Tötsch und Veit Rainer Fürstbischof Kaspar Ignaz von Künigl für den Beitrag von 1.500 Gulden, den er zur Errichtung der Expositur für Innerpfitsch gespendet hatte, und baten gleichzeitig um ein „Glöggele“ für die Kapelle, die sie mit Bewilligung „nahe am Joch“ acht Jahre zuvor erbaut hatten. Die Kapelle erhielt tatsächlich ein Glöcklein, das dem hl. Vitus geweiht war. Wertvolle Schnitzfiguren aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts (Unsere Herrin vom Mitleid, hl. Vitus, hl. Sebastian) hatte Stefan Messner in Sicherheit gebracht und über die Jahre verwahrt – jetzt schmücken sie frisch restauriert den ebenfalls restaurierten Barockaltar. Auf dem Altar steht ein Vesperbild. Das ursprüngliche Natursteingewölbe wurde vermutlich um 1860 durch eine leichte Sonderkonstruktion ersetzt. Das unter das Dach gehängte Gewölbe wurde als Leichtbaukonstruktion ausgeführt, mit einer Lattung als Putzträger und einer etwa 8 cm starken Mörtelschicht mit eingesetzten Tannenzapfen zur Gewichtsreduktion. Im Jahr 1861 wurde die Kapelle von Jakob Rainer, Tischlermeister und Maler in Außerpfitsch, restauriert. Von ihm stammt auch das Deckenfresko; als Vorbild diente vermutlich die Darstellung vom hl. Michael von Raffael aus dem Jahr 1518, das im Louvre in Paris zu sehen ist. Wie Restaurator Markus Pescoller betont, habe man sich bei der Restaurierung für die Rekonstruktion der Erstfassung ent-
schieden, und das aus mehreren Gründen. „Die Erstfassung war von der Befundlage her konsistent rekonstruierbar, auch stammt der Altar als mächtiges Ausstattungsstück aus dieser Zeit“, so Pescoller. Die intensive Farbigkeit und eigensinnige Interpretation besitze einen Seltenheitswert; gerade die starke Farbigkeit erzähle von der Eigenart des bäuerlichen Umgangs mit Farbe und sei insofern ein weiterer Baustein dieser Kulturgeschichte „weit oben in den Bergen“, die immer wieder mit den üblichen Moden des Tales bricht. „Darüber hinaus entspricht die Rekonstruktion dem objektspezifischen Vorgehen der Denkmalpflege, gewissermaßen bei Ausgrenzung von Geschmack und persönlichen Vorlieben.“ Insgesamt hat das Kleinod seinen Platz im Weiler Stein wiedergefunden – ein schöner Identifikationspunkt am Ende des Pfitschtales. bar
Pfitsch Vituskapelle in Stein restauriert
Kapelle zum hl. Laurentius
Lage: Maiern im Ridnauntal Kirchenpatron: hl. Laurentius von Rom Entstehungszeit und Erbauer: 15. Jh.; unbekannter Erbauer
Das Gotteshaus zum hl. Laurentius in Maiern im Ridnauntal wird urkundlich erstmals 1390 erwähnt, doch dürfte eine Kapelle wohl bereits gegen Ende des 13. Jahrhunderts an der heutigen markanten Stelle erbaut worden sein. Die Verehrung des hl. Laurentius von Rom kann durchaus als Indiz für ein hohes Alter angesehen werden und verweist vielleicht sogar in die spätrömische oder frühmittelalterliche Zeit. Zahlreiche Laurentiuskirchen in Tirol liegen an bedeutenden Verkehrsstraßen, deren Trassierung vielfach den ehemaligen Römerstraßen folgt. An der Nordwand der Kapelle befinden sich zudem zwei menschenähnliche Köpfe. Sie dürften zwar in spätgotischer Zeit entstanden sein, doch lassen sie romanisches Gedankengut erkennen. Die anthropomorphen Darstellungen dienten – neben ihrer vordergründigen Funktion als Aufleger für das zweijochige Kreuzgewölbe – als Zauber bzw. Schutz gegen böse Kräfte. In der Antike wurde ein solch gegenständliches Apotropaion (altgriech. „Unheil abwendend“; d. i. ein magischer Gegenstand oder Bild) mitunter zum Schutz von Menschen, Tieren oder Gebäuden angebracht. Vieles bleibt jedoch spekulativ und lässt sich historisch – aufgrund der fehlenden Quellen – nicht belegen. Das tatsächliche Alter des Kirchleins bleibt damit vorerst im Dunkel der Vergangenheit. Der ursprüngliche, auf das 14. Jahrhundert zurückgehende Sakralbau wurde zwischen 1480 und 1482 – vielleicht von den
Der hl. Laurentius (Lorenz) v. Rom († 258) wurde angeblich im spanischen Aragon geboren. Auf einer Reise nach Toledo begegnete der junge Mann Papst Sixtus II., der ihn mit nach Rom nahm und zu seinem Archidiakon machte. Der Papst fiel einer Christenverfolgung durch Kaiser Valerian zum Opfer. Zuvor hatte er Laurentius den Kirchenschatz anvertraut. Valerian forderte dessen Herausgabe, doch Laurentius verteilte das Geld unter den Armen, führte jene vor den Kaiser und sprach: „Hier ist der Schatz der Kirche!“. Der Kaiser fühlte sich von Laurentius verhöhnt und ließ ihn öffentlich enthaupten. Östliche Martyriumsberichte veränderten jedoch im 4. Jahrhundert die Todesart des Heiligen und gaben an, Laurentius wäre auf einem Grill über glühenden Kohlen zu Tode geröstet worden. Der Heilige wurde im Coemeterium Cyriacae an der Via Tiburtina beigesetzt und über seinem Grab im 4. Jahrhundert die Basilika San Lorenzo fuori le mura errichtet. Sie gilt als eine der sieben Hauptkirchen Roms. Die Perseiden – Sternschnuppen, die im August auftreten, – werden „Laurentius-Tränen“ genannt. Der Heilige gilt als Schutzpatron der Bibliothekare und der armen Seelen im Fegefeuer, daneben aber auch zahlreicher Berufe, die mit dem Feuer zu tun haben, wie Glaser, Schmelzer, Gießer oder Bäcker. Er wird bei Augenleiden, Fieber („Brand“), Hauterkrankungen, Verbrennungen und der Pest angerufen. Laurentius wird zumeist als junger Diakon mit Buch und Kreuz, mit Kelch und Märtyrerpalme sowie einem Rost dargestellt. Sterzinger Baumeistern Hans Feur und Thomas Schaiter – vollständig um- oder wiederaufgebaut und erhielt sein heutiges Aussehen bzw. seine spätgotische Ausstattung. Das Langhaus überspannt ein Kreuzgewölbe, den dreiseitigen Chorabschluss hingegen ein Sterngewölbe. Die Schneeberger Knappen und die Ridnauner Bauern dürften wahrscheinlich den Neubau finanziert und errichtet haben. Sie blieben durch die Jahrhunderte hindurch dem Gotteshaus stets verbunden und stifteten 1762 eine Glocke. Letztere ist den Schutzheiligen gegen Hochwasser und Überschwemmung Johannes dem Täufer und Nepomuk sowie der Muttergottes Maria mit dem Jesuskind geweiht. Die Stifter ließen ihre Wappen ebenfalls anbringen. Die gekreuzten Berghämmer erinnern an die Knappschaft, die mit einem Rechen gekreuzte Sense hingegen an den Bauernstand. Das zentrale Element des Kircheninneren nimmt eine Darstellung des Martyriums des hl. Laurentius am barocken Hochaltar ein. Dieser wurde im 18. Jahrhundert angefertigt und ist vermutlich eine Auftragsarbeit des berühmten Holzschnitzers Johann Perger aus Stilfes. Das gesamte Gotteshaus wurde im 17. bzw. 18. Jahrhundert – wie es der damaligen Mode der Zeit entsprach – im Stil des Barock umgestaltet. Die Errichtung einer Kanzel sowie einer Sakristei wertete den Sakralbau zusätzlich auf.