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Broncos: Erfolgreiches Ende einer holprigen Saison

Eishockey Holprige Saison geht erfolgreich zu Ende

von Stefan Troyer

Zwischen Corona-Pandemie, sportlicher Krise, mehreren Monaten Covid-Stopp im Jugendbereich und dem negativen Saison-Höhepunkt des Halleneinsturzes am 10. Februar musste die Wildpferde-Familie in dieser Saison große Schwierigkeiten überwinden. Dies ist mit vereinten Kräften und großzügigen Spenden von allen Seiten gelungen. So kämpften sich die Broncos bis ins Viertelfinale der AHL vor, während die U15 mit einem Quäntchen Glück es sogar ins Halbfinale schaffen hätte können. Nun stehen die Verantwortlichen allerdings vor einem riesengroßen Fragezeichen, denn es ist immer noch nicht absehbar, ob und wie es in der kommenden Saison weitergeht.

Nach einem furiosen Saisonstart fielen die Wildpferde zu Beginn der Regular Season in ein tiefes Loch, aus dem sie erst zu Jahresende wieder herausfanden. Nach dem Auftaktsieg gegen Asiago dauerte es neun Spiele bis zum 28. Dezember, ehe die Wildpferde einen weiteren Erfolg verbuchen konnten. Mit einem 3:2-Sieg gegen Ritten läutete die Mannschaft aber eine Aufholjagd ein, die sich sehen lassen konnte, und eroberte mit elf Siegen in den letzten 17 Spielen der Regular Season noch den 11. Tabellenplatz. In den Pre-Playoffs schien die Ausgangslage sehr schwierig, fehlten doch neben Import-Stürmer Ryan Valentini mit Dominik Bernard, Daniel Soraruf, René Deluca, Tommy Kruselburger und Michael Hasler zeitweise bis zu sechs Spieler. Dennoch schalteten die Jungs um Ka-

Dank einer unglaublichen Mannschaftsleistung schalteten die Broncos die Red Bull Juniors aus Salzburg aus und qualifizierten sich für das Viertelfinale.

pitän Fabian Hackhofer dank einer unglaublichen Mannschaftsleistung die Red Bull Juniors aus Salzburg mit zwei Siegen aus und qualifizierten sich gegen den Tabellen-Sechsten für das Viertelfinale. Dort war die Hürde HK Olimpija Ljubljana dann aber zu hoch, und nur einmal, nämlich beim „Heimspiel“ in Brixen, kamen die Jungs von Headcoach Dustin Whitecotton dank einer Glanzleistung mit 3:4 dem Sieg nahe.

Kräftezehrende Zeit

Was die Spieler und das gesamte Team, angefangen beim Trainerstab über die Physiotherapeuten bis hin zum Betreuerteam seit dem Halleneinsturz am 10. Februar leisten mussten, kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. Späte Trainings, von denen sie oft erst um Mitternacht oder noch später nach Hause kamen, aber am nächsten Tag ganz normal in Job und Studium ihren Mann stehen mussten, und „Heimspiele“ in Brixen und Klobenstein zehrten an den Kräften. „Ein großer Dank geht an dieser Stelle auch an die Falcons Brixen und an die Rittner Buam, die dem Verein tatkräftigst zur Seite gestanden sind“, so Präsident Simone Bressan. Mit den gleichen Schwierigkeiten hatten auch die Jugendteams zu kämpfen, und auch hier haben die Betreuer mit ihrem aufopferungsvollen Einsatz diese Rumpfsaison erst ermöglicht. Bei den Jugendteams war die Organisation noch einmal aufwendiger, denn von der ungleich schwierigeren Logistik der Trainings in Brixen angefangen bis hin zu den Corona-Tests, die alle Teams mindestens zweimal pro Woche über sich ergehen lassen mussten, war hier an mindestens genau so viel zu denken wie bei der ersten Mannschaft. Die Tests konnten mit Hilfe engagierter Ärzte und Helferinnen über mehrere Monate durchgeführt werden. Nicht unerwähnt bleiben dürfen auch die Vereine aus dem Wipptal sowie aus anderen Teilen Südtirols, die den Wildpferden sofort, unbürokratisch und vor allem zum Großteil unentgeltlich ihre Kleinbusse zur Verfügung gestellt haben. Diese Kleinbusse waren für die Logistik unentbehrlich und ohne sie wäre es trotz der überaus großzügigen Spenden nicht möglich gewesen, mit allen Teams die Saison zu Ende zu spielen.

Starke Jugend

Hervorzuheben ist in der Jugend die Leistung der U15, die ihre Gruppe mit sechs Siegen in acht Spielen der Regular Season mit einem Punkt Vorsprung vor dem HC Pustertal Junior gewinnen konnten. Im Viertelfinale schrammten die Jungs (und ein Mädchen) von Trainer Kevin Reiniš trotz der covidbedingten Ausfälle einiger starker Spieler nur knapp am Halbfinaleinzug vorbei. In einer Partie, welche die Wildpferde auch hätten gewinnen können, unterlagen

sie gegen den HC Meran Junior erst nach dem Penaltyschießen mit 2:3. Die Meraner hatten die andere Südtirol-Gruppe für sich entschieden und mussten erst im Finale Cortina mit 2:3 den Vortritt lassen.

Wie geht es weiter?

Nun stehen die Broncos aber vor der schwierigsten Herausforderung, denn bei Redaktionsschluss war noch nicht absehbar, ob und wie es im Herbst weitergehen kann. Die zwei Monate nach dem Halleneinsturz haben eindrucksvoll verdeutlicht, dass eine ganze Saison ohne Heimstadion in allen Kategorien schlicht undenkbar ist. Der zusätzliche Aufwand ist sowohl für die Athleten, vor allem aber für die durchwegs ehrenamtlichen Betreuer schlicht nicht zumutbar. Alle Hoffnungen ruhen deshalb auf einer Übergangslösung, die nach Möglichkeit bereits die definitive Eisfläche für das zukünftige Stadion beinhalten sollte, um Kosten zu sparen. Neben der Finanzierungsfrage, zu der Bürgermeister Peter Volgger und Gemeinderat Daniel Seidner unmittelbar nach Redaktionsschluss mit dem Landeshauptmann eine Ausspra-

Nach dem Einsturz der Eishalle war die Welle der Solidarität groß; auch der Fanclub Blue Headz überreichte eine großzügige Spende.

che hatten, ist auch die Frage der Verfügbarkeit der Fläche noch immer völlig offen, denn zu diesem Zeitpunkt war noch das gesamte Gebäude von der Staatsanwaltschaft beschlagnahmt. „Ohne eine eigene Eisfläche ist der Verein in seiner Existenz gefährdet, denn nach einer ganzen Saison ohne Aktivität muss de facto wieder bei null begonnen werden“, lässt Präsident Bressan keine Zweifel daran, dass nicht nur von Vereinsseite alle Hebel in Bewegung gesetzt werden müssen. „Wir arbeiten schon seit dem allerersten Tag fieberhaft daran, gemeinsam mit den Vertretern der Gemeinde in der Arbeitsgruppe mögliche Lösungen für den Wiederaufbau und für sinnvolle Erweiterungen zu erarbeiten. Der Verein will sich ganz bestimmt keinen Luxus-Eissporttempel bauen lassen. Ein modernes und funktionales Kleinstadion mit rund 2.000 Plätzen, das für Kinder und Sportler genauso wie für Zuschauer attraktiv ist und den Mannschaften gute Bedingungen bietet, ist aber für einen Bezirk wie das Wipptal, in dem der Eissport mit mehreren Disziplinen eine große Tradition hat, kein Luxus.“ Bressan betont auch, dass die Eishalle mit einer Eisfläche an der Kapazitätsgrenze betrieben wurde: „Das Eisstadion war immer von frühmorgens bis spätabends in Betrieb. Von Ende Juli bis Anfang April war das Eis jeden Tag verfügbar und auch besetzt, auch an Heiligabend und zu Silvester. In der ‚Hochsaison‘ zwischen Anfang September und Ende Februar lag die Auslastung werktags in der Zeit von 14.00 bis 21.30 Uhr bei über 96 Prozent. Das heißt, dass die Eisfläche voll ausgebucht war, und zwar vor allem an jenen Tagen, an denen keine Gastmannschaften die Eisfläche mieten. Diese Eisstunden waren zu hundert Prozent für Vereine aus unserem Bezirk und für den Publikumslauf reserviert und wir hatten Nachfrage für mehrere zusätzliche Eisstunden pro Tag.“ „Im Sinne des gesamten Eissports im Wipptal hoffen wir deshalb, dass sich eine zweite Eisfläche ausgeht. Wir sind uns natürlich bewusst, dass dies alles viel Geld kostet, das in diesen Zeiten knapper denn je ist. Man sieht aber an den Zahlen, dass die zweite Eisfläche kein Hirngespinst ist, sondern dass der Bedarf bereits jetzt vorhanden ist. Sollte es sich finanziell ausgehen, dann darf man diese Gelegenheit nicht verstreichen lassen, um allen Eissportarten im Wipptal die Weiterentwicklung zu ermöglichen. Dabei geht es vor allem um den Breitensport, der in Zukunft noch wichtiger werden wird“, ist er überzeugt.

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