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Soziales: Karl Leiter im Porträt

Der Weltverbesserer

Sein Leben verändert sich im Sieben-Jahres-Rhythmus, wie eine innere Uhr, die ihm jedes Mal neue Horizonte vorgibt: Karl Leiter hat die Organisation für eine solidarische Welt (oew) aufgebaut, Südtirols Weltläden, das Haus der Solidarität, das Eltern-Kind-Zentrum in Sterzing und die „Eine Welt Gruppe“ in Wiesen mitgegründet, er engagierte sich in der Familienarbeit, in der Erwachsenenbildung, im Natur- und Umweltschutz. Er wechselte den Arbeitsort wie Schafe den Weideplatz, einem aber blieb er die ganzen Jahre über treu: dem Menschen – und dem Wir-Gefühl.

von Renate Breitenberger

Karls Zeit ist abgelaufen. Wieder einmal. Im Frühling hat er das Haus der Solidarität in Milland verlassen. 14 Jahre (2 mal 7 Jahre) lang war er dort, hat zusammen mit anderen ein Zentrum der Begegnung und gelebten Solidarität aufgebaut, trotz vieler Hürden und Misserfolge. Ein- und zweiheimische Mitbürger, Obdachlose, Haftentlassene, psychisch Kranke, kriminelle Jugendliche und Suchtkranke leben hier unter einem Dach und hoffen auf einen „Wieder-Einstieg“ in die Gesellschaft. In der Zwischenzeit üben sie, wie man trotz Konflikten auf Augenhöhe miteinander auskommen kann. Seit das mehrfach ausgezeichnete Solidaritäts- und Integrationsprojekt den Kinderschuhen entwachsen ist, fühlte Karl, dass er gehen muss – weil es jetzt andere gute Leute gibt, die dableiben. Strukturen aufbauen, Menschen aufbauen, Abschied nehmen, neu anfangen. Diesen Weg geht Karl schon ein ganzes Leben lang. „Mir gefällt es, mit anderen einen Prozess in Bewegung zu bringen.“ Schon früh hatte der gelernte Bildhauer aus dem Ahrntal gemerkt, dass ihm Herrgötter und Krippenschäfchen schnitzen zu wenig war. Wertvoller empfand er die Jugend- und Kinderarbeit. An Heilig Abend Alleinstehende besuchen, Lieder vorsingen und einen kleinen Christbaum vorbeibringen, das berührte ihn sehr. Wohl fragte er sich: Wie geht es den Menschen, wenn wir wieder nach Hause gehen? Fühlen sie sich jetzt erst recht allein? Ohne unseren Besuch wären sie aber noch trauriger. Bis heute reflektiert Karl jede einzelne Aktion, die er (mit-) initiiert. Hilft sie wirklich? Oder macht sie am Ende den Beschenkten zum Opfer? „Manchmal brauchen Helfer das Helfen notwendiKarl Leiter: „Mir gefällt es, mit anderen einen Prozess in Be-

wegung zu bringen.“ ger als jene, denen geholfen wird. Auch soziales Engagement sollte seine Grenzen haben“, sagt Karl.

Trotzdem sind es gerade die Helfer, die oft zu Helden emporgehoben werden. Ein Spruch begleitet Karl schon lange. „Je näher man den Großen kommt, umso kleiner werden sie.“ Der Mensch tendiert dazu, Helden zu kreieren und zu idealisieren. Aber je besser man sie kennenlernt, umso menschlicher werden sie. Der Spruch hat sich in Karls Leben schon oft bewahrheitet. Einmal hat er ein Seminar organisiert und einem angesehenen und redefreudigen Friedensaktivisten das Wort genommen, um es auch anderen Seminarteilnehmern zu geben. Ein paar Tage später erschien der Friedensaktivist in Karls Büro und brüllte ihn an, wie er so etwas wagen könne. Da war nichts Friedliches mehr an diesem Mann. Karl lernte daraus: So schnell braucht man vor vielgereisten Leuten mit hohen Zielen nicht umzufallen. Es gab aber auch viele angenehme Begegnungen mit „Helden“. Als er 1985 aus dem Nichts die oew, damals Informationsdienst 3. Welt, aufbauen sollte und Missionsamtsleiter Josef Hohenegger seine Zweifel anvertraute, ob er wohl der Richtige für diese Aufgabe sei, meinte dieser: „Fang an!“ Zwei Worte, die Karl Mut machten, weil es ihm der Amtsleiter zutraute. Der anfängliche Druck

wich dem Gefühl, nicht viel kaputt machen zu können. Karl dachte grenzenlos, stieß aber an Grenzen, vor allem als er merkte, wie schwer es ist, ohne Netzwerk, Lobby und politischen Rückenwind eine Struktur aus dem Boden zu stampfen. Nur wenig Leute schienen die Vision, allen auf der Welt ein gutes Leben und damit Frieden zu ermöglichen, zu teilen. „Wenn du denen da unten hilfst, kommen sie und machen uns alle nieder.“ Solche Sätze hörte Karl oft. Sie schmerzten, ja, aber doch reizte es ihn, gerade vereinfachten Antworten auf den Grund zu gehen. Warum müssen so viele Menschen an Hunger sterben? In Südtirol galt lange die gängige Meinung: Weil die da unten nicht imstande sind, sich zu organisieren, und sich gegenseitig die Köpfe einschlagen. In Österreich, damals Vorreiter in der Entwicklungspolitik, hieß es, nur die multinationalen Konzerne seien am Welthunger schuld. Heute sagt Karl: „Beides stimmt bis zu einem gewissen Punkt. Im Süden und bei uns muss sich etwas verändern. Die besten Goodwill-Aktionen helfen nichts, wenn viele Strukturen im Süden korrupt bleiben.“ Eine ernüchternde Tatsache, die auch er sich bei seinen Reisen nach Südamerika und Asien, in denen er Menschen vor Ort zu helfen versuchte, eingestehen musste. Trotzdem seien kleine Schritte immer noch besser als gar keine zu machen, meint Karl. „Wenn Menschen im Süden ein Produkt herstellen und wir bereit sind, den wirklichen Wert zu entschädigen, ist dies eines der besten Möglichkeiten, die Entwicklung positiv zu beeinflussen.“ Gelungene Beispiele gibt es einige: 1980 starteten die Weltläden die Kampagne „Jute statt Plastik“, bei der Frauen in Bangladesch Millionen Jutetaschen für unsere Märkte produzierten und ein eigenes Einkommen erzielten. Fair-Handelsunternehmen haben mittlerweile nicht nur in Weltläden, sondern auch in Bioläden, im Einzelhandel, in Lebensmittelketten und im Europäischen Parlament Einzug gehalten. Besonders gefällt Karl die Idee des Weltladens im Vinschgau, wo im Regal sowohl Waren von Bauern aus dem Süden als auch von Südtiroler Kleinbauern stehen, denn auch hierzulande laufe nicht alles rund. „Oft ist es die größere Kunst, daran zu glauben, dass alternative Wege eine Chance haben.“ Bei einem Vortrag, den Karl in den 1980er Jahren organisiert hat, brachte ein Uniprofessor aus Innsbruck zum ersten Mal den Ansatz, Leuten Geld zu leihen und ihnen zuzutrauen, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen. Daraus entstand der erste Förderkreis der ökumenischen Bank in Italien, den es bis heute in der abgeänderten Form „Oicocredit“ noch gibt. Vor allem Frauenprojekte haben bewiesen, dass diese nachhaltige Finanzierung funktioniert. Beinahe jede Kreditnehmerin konnte das Geld zurückzahlen und führte ihr Projekt selbstständig weiter.

Tragen derartige Projekte dazu bei, die Flüchtlingskrise dauerhaft in andere Bahnen zu lenken? Fast täglich berichten Medien von überfüllten Flüchtlingslagern, von ankommenden Booten, von Menschenmassen, die alle nach Europa wollen. Karl seufzt. „Ich weiß, dass die Situation schwierig ist. Sie irritiert und verunsichert. Aber alle Flüchtlinge in den gleichen Topf zu werfen und ihnen überhaupt keine Chance zu geben, ist ungerecht.“ Medienberichte würden ein verzerrtes Bild zeichnen. „Die meisten Flüchtlinge sind Binnenflüchtlinge und werden nicht von Industrie-, sondern von Entwicklungsländern aufgenommen. Der Großteil kommt aus Kriegsgebieten, in denen auch deutsche und italienische Waffen im Spiel sind, auch in Südtirol gibt es Betriebe, die Bestandteile dieser Waffen produzieren. Wer das ausblendet, könnte schon darüber nachdenken, ob es da nicht Zusammenhänge gibt, die man sich genauer anschauen sollte.“ Noch immer bestreiten Länder, dass es Klimaflüchtlinge gibt. Australien hat lange keine Klimaflüchtlinge anerkannt, obwohl in der Nachbarschaft Inseln überflutet und untergegangen sind. Nie vergessen wird Karl die Gesprächskultur bei einer Bürgerversammlung in Wiesen vor fünf Jahren, als es darum ging, 44 Flüchtlinge in der Gnutti-Kaserne aufzunehmen. „Einige zutiefst menschenverachtende Stellungnahmen aus dem Publikum heizten die ohnehin aufgebrachte Stimmung zusätzlich an.“ Karl schockierte das – und noch mehr, dass niemand darauf reagierte: weder Vertreter der Schule, der Kirche, weder alte Menschen, die wissen, was Krieg bedeutet, noch Junge, die noch positiv in die Zukunft schauen – als würden alle stillschweigend zustimmen. Als Karl für eine differenziertere Sicht auf die Situation der Flüchtlinge Partei ergriff, wurde er selbst zum Außenseiter und fühlte sein eigenes Engagement in Frage gestellt: „Hat mein Einsatz für die Eine Welt Gruppe Wiesen nicht wirklich Früchte getragen oder das Gegenteil bewirkt? Gibt es in unserer Gesellschaft überhaupt wirkungsvolle Kräfte, die sich im Zweifelsfall für Schwache einsetzen? Wer Stammtischparolen laut infrage stellt, die Hintergründe der Flüchtlingsbewegungen zu verstehen versucht oder sagt, in Frieden leben zu dürfen sei ein Privileg und eine Verpflichtung, bekommt zur Antwort: „Noar nimm holt de Leit ba dir drhuam au“ oder „Wenn du sie schun so verteidigsch, mogsch lei oigiahn zu de.“ Mittlerweile sind die Flüchtlinge in Wiesen weggezogen. Nicht je-

„Wir leben jetzt im Hotel!“

Ende September wurde die Übersiedelung der Bewohner des Bezirksaltenheims Wipptal in das Hotel „Pulvererhof“ in Mareit abgewickelt. Dort werden die Senioren bis zur Fertigstellung des neuen „Seniorenwohnheimes Wipptal“ in Sterzing in gewohnter Weise betreut und gepflegt.

Nach intensiven Monaten der Vorbereitungs- und Adaptierungsarbeiten konnten am 29. September die Bewohner des Bezirksaltenheims Wipptal nach Mareit umziehen. Dort finden im Hotel „Pulvererhof“ 48 Senioren eine vorübergehende Bleibe. Das Hotel wurde von den Eigentümern entsprechend den Bedürfnissen und Notwendigkeiten der neuen Gäste umgebaut, die Pflegebetten und alles, was es zur Pflege und Betreuung braucht, wurde von der Bezirksgemeinschaft eingerichtet. Die restlichen 17 der insgesamt 65 Heimbewohner bleiben im Wohnbereich 4, im neuen Trakt des Bezirksaltenheims, wohnen. Es sind dies Personen mit einem hohen Pflegebedarf und zum Teil auch Personen mit Demenzerkrankung. „Mit dem Umbau bzw. Neubau des zukünftigen Seniorenwohnheims Wipptal soll planmäßig im nächsten Frühjahr begonnen werden. Aus verschiedenen Gründen mussten wir den Umzug vorziehen: zum einen aufgrund der befürchteten zweiten Corona-Welle, zum anderen, weil im Bezirksaltenheim einige größere Reparaturarbeiten vor dem Winter zu erledigen gewesen wären und weil die Mängel der Struktur hinsichtlich der gesetzlichen Sicherheitsbestimmungen einfach zu groß geworden sind“, so Dietmar Schneider, der zuständige Leiter der Immobilienverwaltung im Sozialdienst der Bezirksgemeinschaft. Den Senioren stehen im „Pulvererhof“ großteils Einzelzimmer zur Verfügung. Alle Zimmer verfügen über sanitäre Anlagen und sind gemütlich eingerichtet. Im Parterre stehen großzügige Gemeinschaftsräume und der Speisesaal zur Verfügung und laden ein, Zeit in Gemeinschaft zu verbringen. Die Mahlzeiten werden in der Küche des Bezirksaltenheimes zubereitet und nach Mareit transportiert. Das ist möglich, weil sich die Küche – genauso wie der Wohnbereich 4 – im neuen, vor wenigen Jahren erbauten Gebäudetrakt befinden. „Wir leben jetzt im Hotel!“, so ein Heimbewohner unmittelbar nach dem Umzug zufrieden. Kindheitserinnerungen: Die zwei Jüngsten seiner achtköpfigen Familie aus St. Johann/Ahrntal

der von ihnen hat einen Job gefunden. Traumatisierte sind weiterhin traumatisiert. Das, was die Leute lauthals befürchtet haben, ist nicht eingetreten. Niemand ist vergewaltigt, ausgeraubt, infiziert, kein Kind belästigt worden. Die meisten haben schon wieder vergessen, dass es in Wiesen überhaupt Flüchtlinge gab.

Obwohl sich Karl am liebsten im Hintergrund hält, exponiert er sich oft, meist unbeabsichtigt. „Wenn du wüsstest, was die Leute über dich reden …“, sagte einmal ein Dorfbewohner zu ihm. Karl folgt trotzdem seinem Weg, er kann nicht anders, auch im Familienleben. Als das zweite Kind auf die Welt kam, blieb er zuhause, damit seine Frau nach einem langen Bildungsweg das Gelernte umsetzen konnte. Das Umfeld zeigte wenig Verständnis dafür. Vor allem Frauen wunderten sich, warum ein Mann seinen Job aufgibt und „die Frau arbeiten schickt“, Seitenhiebe gab es auch für Karls Frau: „… Da kannst du nicht mitreden, du hast den Mann ja zuhause.“ Karl weiß, dass über Themen, die der Gesellschaft Schwierigkeiten bereiten, am meisten gewitzelt wird. Er, dessen Eltern einen Hof bewirtschafteten und nie Zeit für ihre Kinder hatten, würde wieder alles genauso machen. „Ich habe das Aufwachsen der Kinder ganz anders erlebt und ja, ich habe das Gefühl, für sie da gewesen zu sein“.

Karl spricht besonnen, geerdet, tiefgründig, humorvoll, zweifelnd, ohne zu verzweifeln, er hört zu, fragt nach, nimmt verschiedene Perspektiven ein, versucht zu verstehen. Woher nimmt er diese Gelassenheit? Sein Rezept „Nie zu viel!“ kann man fast nicht glauben, hat er in den vergangenen Jahrzehnten doch sehr viel unter einen Hut gebracht. „Ich habe viel Teilzeit gearbeitet. Andernfalls wäre viel von dieser Ausgeglichenheit verloren gegangen.“ Er nahm es in Kauf, weniger Geld zu verdienen, sich weniger leisten zu können. Dafür erhielt er mehr Luft für Abwechslung, Kreatives. Zehn Jahre lang gestaltete er – zusammen mit Freunden – künstlerisch das Dach eines Geräteschuppens in Pfitsch. Karl liebt den Umgang mit seinen Schafen („Sie tun mir gut“), er schätzt es, einander beim Schafscheren zu helfen, miteinander Brennholz zu machen, etwas mit eigenen Händen zu schaffen, es wertzuschätzen und zu verwerten. Auch das seien Strategien, um nicht in eine Überforderung zu geraten, wohlwissend, dass ein Schicksalsschlag alles ändern kann. Ein Fundament ist auch das Spirituelle, obwohl es Karl jedes Mal herausfordert, wenn er von Missständen in der katholischen Kirche hört.

Als Karl jung war, glaubte er noch, die Welt alleine retten zu können. Jetzt, als ein von den Einflüssen des Lebens geprägter Mensch, hat er eingesehen, dass seine Möglichkeiten begrenzt bleiben. Auch ist er jetzt, nach 40 Jahren Vereinsarbeit, etwas müde geworden. „Vielleicht liegt es am Alter.“ Die Energie fehlt, sich bei der Genossenschaft „Wippland“ oder bei der Eine Welt Gruppe wie früher aktiv zu engagieren. Diese Erkenntnis macht ihm zu schaffen, weil doch noch so vieles zu tun wäre. Dr. Wilhelm Seppi hat vor kurzem eine Aktion über den Klimawandel angeregt. Ein Thema, das Karl sehr am Herzen liegt, weil die Gesellschaft die Auswirkungen und drohenden Szenarien nicht wahrnimmt oder sie nicht wahrnehmen will. Für eine größere Initiative fehlt Karl momentan selbst der Schwung. Vielleicht ändert sich das noch. Im Moment versucht er lieber im Kleinen seinen Beitrag für die Welt zu leisten. Er ist wieder von Null gestartet und kümmert sich um einen Bauernhof in Pfitsch, da von der Besitzerfamilie momentan niemand einsteigen will. Wie lange er bleiben wird, ist nicht so wichtig. Die innere Uhr wird ihm sagen, wann es wieder an der Zeit ist, weiterzuziehen und neu anzufangen.

Corona im Altenheim

Im Bezirksaltenheim Wipptal sind Mitarbeiter sowie Heimbewohner positiv auf Covid-19 getestet worden. Drei Fragen an Christine Engl, Direktorin der Sozialdienste Wipptal.

Erker: Frau Engl, ist der Pulvererhof in Mareit oder das

Bezirksaltenheim in Sterzing von den positiven Testergebnissen betroffen?

Christine Engl: Aufgrund erster Covid-Symptomatiken haben wir im Bezirksaltenheim Sterzing alle Heimbewohner und alle Mitarbeiter mittels Schnelltest getestet. Zurzeit befinden sich sowohl im Pulvererhof als auch im Bezirksaltenheim Sterzing positive Heimbewohner. Eine genaue Zahl möchte ich nicht nennen. Die Zahlen sind nur Momentaufnahmen. Sie sollen kein falsches Bild vermitteln.

Welche ersten Schritte sind eingeleitet worden?

Wir halten uns streng an die Richtlinien, die uns vom Department für Gesundheitsvorsorge vorgegeben werden und stehen auch in engem Kontakt mit unserer Ansprechpartnerin, der Sani- tere regelmäßige PCR-Abstriche und dem Department getroffen. tät. Die positiven Heimbewohner sowohl für die Heimbewohner Das gesamte Team des Bezirksalbefinden sich in einem getrennten als auch für die Mitarbeiter, da- tenheimes sowie alle Mitarbeiter, Wohnbereich, die Mitarbeiter arbeiten mit voller Schutzausrüstung, sämtliche Arbeitsabläufe sind überarbeitet und der Situation entsprechend angepasst worden. In beiden Strukturen haben wir eine Isolationsstation errichtet, in der die positiv getesteten Heimbewohner gepflegt werden. Hierbei handelt es sich um getrennte Wohnbereiche, damit eine Ausbreitung der Infektion verhindert wird. Auch das Personal arbeitet derzeit in getrennten Turnussen: Es gibt Mitarbeiter, die nur auf unserer Covid-19-Station arbeiten, und es gibt solche, die in der Christine Engl: „Halten uns streng an die Richtlinien“ nicht-infektiösen Abteilung arbeiten. mit wir gegebenenfalls schnell die uns von den anderen Strukeingreifen können. Die enge Zu- turen des Sozialdienstes Wipptal

Welche weiteren Schritte sammenarbeit zwischen unserem zur Verfügung gestellt worden werden in den nächsten Ta- Pflegedienstleiter Daniel Fiorani sind, leisten zurzeit wieder Grogen und Wochen nötig sein? und unserem ärztlichen Leiter Dr. ßes – ein herzliches Dankeschön Wir werden weiterhin genaues- Robert Hartung ist von unschätz- meinerseits für den Einsatz und tens die Vorschriften des Depart- barem Wert, Überlegungen und die Bereitschaft der letzten Tage. ments für Gesundheitsvorsorge Entscheidungen werden im Einbefolgen. Zudem planen wir wei- klang mit dem ärztlichen Leiter Interview: rb

Umbau im Altenheim

von Renate Breitenberger

Das Altenwohnheim Schloss Moos in Wiesen muss saniert und umgebaut werden, weil es nicht den technischen Baurichtlinien für Alten- und Pflegewohnheime entspricht. Im Frühjahr 2021 sollen die Arbeiten beginnen. Einblick in das Projekt.

500 Jahre alt ist das Schloss, das seit 1950 als Altenheim geführt wird – anfangs von den Barmherzigen Schwestern vom hl. Vinzenz von Paul und seit 2003 von der Sozialgenossenschaft zum hl. Vinzenz. Zwar ist die Struktur in den vergangenen 60 Jahren immer wieder an die sich ändernden Bedürfnisse angepasst worden; um sie auch in Zukunft normgerecht führen zu können, ist eine qualitative Sanierung und Erweiterung unerlässlich. Architekt Peter Plattner hat das Projekt von Anfang an mitbegleitet und stellte es Ende August auf der Gemeinderatssitzung in Wiesen vor, zumal die Genehmigung des Durchführungsplanes auf der Tagesordnung stand.

Ein Zubau für mehr Raum

Gleich mehrere Arbeiten sind im Altenheim anzugehen: Derzeit sind die Zimmer zu groß, die Nebenräume pro Bettengeschoss zu klein und für einen reibungslosen Ablauf schlecht positioniert. Es fehlen dimensionierte Therapie- und Freizeiträume, Personal- und Ärztezimmer mit angrenzendem Behandlungszimmer, außerdem entsprechen weder Wäscherei noch Küche den hygienischen Bestimmungen. Da der Platz im Schloss nicht ausreicht, um alle notwendigen Funktionsräume

Wiesen

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angemessen unterzubringen, hat die Sozialgenossenschaft in Absprache mit dem Landesdenkmalamt, dem Amt für Landschafts- und Ensembleschutz sowie dem Amt für Senioren- und Sozialsprengel einen idealen Standort für einen Zubau gesucht. Fündig wurden sie nördlich des Schlosses auf einer Zone zwischen Gemeindeweg und Schmuderser Landstraße. Das 1.183 m2 große Grundstück lässt sich an die bestehende sanitäre Struktur anbinden, ohne wertvolle Landschaft zu verschwenden. Nahe am Schloss gelegen tritt der Zubau – von der Südseite talseitig be-

Schloss Moos: seit 1950 Altenheim

trachtet – weder mit dem Altbau in Konkurrenz noch stört er die Architektur oder die Landschaft. Ein direkter Anbau an das Schloss wurde aus Denkmalschutzgründen verboten, auch würde diese Variante den Gemeindeweg unterbrechen und alle oberirdischen erweiterten Räume hinter dem Schloss in den Schatten stellen. Negativ bewertet wurde auch ein Zubau nordöstlich des Schlosses, da sich in diesem Bereich der Bauernhof mit Mistgrube befindet, was aus Gründen der Hygiene und Schallbelastung vom Sanitätsbetrieb als nicht zumutbar bewertet wurde.

Halbunterirdisch, großzügig und lichtdurchflutet

Laut Projekt soll ein unterirdisches, im Hang eingeschobenes Volumen den neuen Zubau westlich mit dem Schloss verbinden. Sämtliche Nebenräume darin werden mit Lichthöfen belichtet und sind von außen nicht sichtbar. Entlang der Verbindungshalle findet neben den Besuchertoiletten ein Mehrzwecksaal Platz, der in einen lichtspendenden Hof mündet. Dahinter sind Neben- bzw. Funktionsräume wie Küche, Kühlzelle, Umkleiden und Dienstzimmer organisiert. Im oberen Stock gruppieren sich Zimmer mit Bad, das Arztzimmer und die Nasszellen, Essräume sowie Personalräume um einen gemeinsamen Hauptplatz. Über einen Erschließungsweg, in Grün eingebettet, gelangen Bewohner, Besucher und Personal zum neuen Eingangsgebäude, das links als Sockelbau an das Schloss anschließt. Im Empfangsbereich finden Pforte, Sekretariat und Direktion Platz. Rund um den Lichthof, der Landschaft und Licht ins Innere bringen soll, sind ein großer Aufenthaltsraum mit Cafeteria, ein Empfangsbereich mit Aufbahrungsraum und WCs angeordnet. Rechts vom Empfang wird der bis heute als WC-Turm genutzte Zubau der 1970er Jahre zum neuen Treppenturm umfunktioniert. Dieser dient den einzelnen Schlossgeschossen als brandschutztechnisch notwendige zweite Nottreppe sowie als Bettenaufzug. Die Erschließungstreppe führt entlang eines zenitalen Lichtkegels, ähnlich wie in historischen mittelalterlichen Stadthäusern, in die oberen Geschosse des Erweiterungsbaues.

Mit der Sanierungsarbeit soll im Frühjahr 2021 begonnen werden.

Im heutigen Erdgeschoss des Schlosses entstehen weitere Aufenthaltsbereiche und Räume, die sich um die Lichthöfe mit Ausblick auf die Landschaft reihen. Von hier erreicht man die Freiflächen bzw. über eine lichtdurchflutete Halle den neuen Teil der Anlage. Außerdem sind in diesem Geschoss die Räume für Therapie und Körperpflege sowie die Wasch- bzw. Bügelräume untergebracht. In den oberen Geschossen wurde das Schloss bereits an die neuen gesetzlichen Bestimmungen angepasst. Die Bettenanzahl der Zimmer ist hier auf ein bis zwei Betten pro Zimmer reduziert, die Nasszellen jeder Einheit zugeordnet, Pflegebäder, Spülraum, Arztzimmer mit Untersuchungsräumen und Aufenthaltsraum neu angeordnet. Erhalten bleiben der Speisesaal und die Kapelle, das „gelebte pulsierende Herz des Gebäudes“. Aktuell sind die 48 verfügbaren Betten vor allem in Zwei- und Dreibettzimmern untergebracht. Laut Landesrichtlinien dürfen jedoch maximal 50 Prozent Zweibettzimmer sein, der Rest müssen Einbettzimmer sein. Die Bettenanzahl bleibt erhalten, genauso wie der Charakter und die Verbindung des Kirchweges. Um das Gebäude herum wird der Garten angelegt. Hier stehen den Bewohnern, Besuchern und dem Personal naturbelassene Freiräume, Ruhe- und Erholungsplätze zum Verweilen, Rasten, Garteln und Arbeiten im Grünen zur Verfügung. Wird ein passendes Objekt für eine Aussiedelung gefunden, ist der Umbau voraussichtlich in zweieinhalb Jahren abgeschlossen. Ohne Aussiedelung ist das Altenheim in dreieinhalb Jahren saniert und umgebaut.

Leben im Ausnahmezustand

Zurzeit sind im Altenheim 35 Heimbewohner aus dem Wipptal untergebracht. Eigentlich wäre Platz für 48, jedoch werden – auch aus Corona-Sicherheitsgründen – die Dreibettzimmer derzeit ausschließlich als Einzel- und Zweibettzimmer genutzt. Die Nachfrage nach Heimplätzen ist nach wie vor groß, die Warteliste lang. Neben den Heimbewohnern in Langzeit-, Kurzzeit- und Tagespflege sind in Schloss Moos bis zu acht Menschen mit psychischen oder Suchterkrankungen untergebracht, die auf medizinische, pflegerische und beratende Begleitung angewiesen sind. Individuell auf jeden Bewohner eingehen, damit das Schloss ein Zuhause wird, in dem man ernst genommen wird, in dem die eigenen Wünsche respektiert werden, die Würde geachtet, Stimmungen zur Kenntnis genommen und Gemeinschaft gelebt werden kann, wo jeder nach größtmöglicher Selbständigkeit und selbstbestimmt „sein“ kann: Vor allem die Coronapandemie hat gezeigt, wie schwierig es war und immer noch ist, diese aufgebaute und gelebte Philosophie auch in Krisensituationen weiterzuleben. Das Altenheim ist im Frühjahr vom Coronavirus regelrecht überrumpelt worden. „Die größte Herausforderung war, miterleben zu müssen, wie die Kontakte zu Angehörigen, Freiwilligen, dem Leben draußen, reduziert und abgebrochen werden mussten“, so Direktorin Barbara Seidner. Im Altenheim hatten sich 19 Heimbewohner mit Covid-19 infiziert, fünf sind verstorben. 14 Heimbewohner haben es trotz Vorerkrankungen geschafft, wieder zu genesen. „Die Mitarbeiter haben Großes geleistet, auch wenn die Situation für alle schwierig war“, so Seidner. Corona ist nicht weg, es bleibt im Hinterkopf. Noch immer sei man dabei, das Erlebte aufzuarbeiten. „Wir versuchen uns vorzubereiten, aus den Erfahrungen zu lernen, stets wachsam zu sein, im Notfall schnell zu reagieren. Bis heute ist jeder Tag eine schmale Gratwanderung. Einerseits gilt es, den größtmöglichen Schutz zu gewähren und die Verantwortung für dieses besondere Haus wahrzunehmen, auf der anderen Seite ist es wichtig, sich zu öffnen und den Heimbewohnern das Leben so erträglich wie möglich zu gestalten.“ Bewohner und Mitarbeiter werden regelmäßig getestet – dies ist seit Monaten eine notwendige Vorsichtsmaßnahme und ein Belastungstest für alle. „Wir diskutieren jeden Tag, um im Sinne und zum Wohl der Betreuten zu handeln“, so Seidner. Man versuche, eine Art normalen Alltag zu leben, so gut es geht – wohlwissend, dass jeder neue Tag das Altenheim vor eine völlig neue Situation stellen kann. Dank Mithilfe der Gärtnerei „Leo‘s Gardencenter“ holte sich das Altenheim ein Stück Natur ins Haus. Viele Pflanzen bereichern den Heimalltag im dritten Stock und sorgen für eine wohnliche Atmosphäre, gutes Raumklima und Wohlbefinden. Gleichzeitig dienen die Pflanzen als Abstandhalter. Gepflegt wird das Grün von besonderen Menschen der extensiven Betreuung.

Studie in Auftrag gegeben

Anfang September hat der Verband der Seniorenwohnheime eine Studie in Auftrag gegeben, um die Corona-Erfahrungen in den Altersheimen zu erheben und herauszuarbeiten, wie sich die verordneten Isolierungsmaßnahmen von Staat, Land und Sanität auf Heimbewohner, Mitarbeiter und Angehörigen ausgewirkt haben. Partner ist die Landesabteilung für Soziales und die Privatuniversität UMIT Tirol in Hall. Die Ergebnisse werden mit den Daten in Nordtirol verglichen und sollen den politischen Entscheidungsträgern Verbesserungsvorschläge liefern.

Langes Warten

Rund 10.600 Senioren werden in Südtirol zu Hause gepflegt. Möglich machen dies u. a. Familien, Angehörige, Sozialassistenten, Altenpfleger sowie ambulante Dienste wie Hauspflege oder Essen auf Rädern, nicht zuletzt auch Tages- und Kurzzeitpflegeangebote, die pflegende Angehörige entlasten. In Südtirols Seniorenheimen gibt es derzeit 4.369 Plätze. Die Warteliste ist lang. Laut Landessozialplan müssen bis 2030 je 100 Senioren, die über 75 Jahre alt sind, 8,9 Heimplätze für Langzeitpflege zur Verfügung stehen. Südtirol bringt es derzeit auf 8,3 Plätze. Das bedeutet, dass in den Seniorenheimen rund 780 Plätze fehlen, vor allem in den östlichen und südöstlichen Bezirken des Landes. Im Wipptal bräuchte es weitere 38 Betten. Landesweit geht die Tendenz dahin, ambulante und teilstationäre Dienste weiter auszubauen, um den Andrang auf stationäre Pflege in den Heimen zu verringern.

Backen aus Leidenschaft

365 Tage im Jahr verlassen ofenfrische Spezialitäten den Backofen der Pardeller Brotmanufaktur. Und das seit über 85 Jahren.

Familie Fleckinger-Pardeller

© Hannes Niederkofler

Knuspriges Brot frisch aus dem Ofen. Was gibt es Besseres? So oder ähnlich muss es wohl Hans Pardeller ergangen sein, als er sein erstes selbstgebackenes Brot in den Händen hielt. Das war 1934. Damals gründete er zusammen mit seiner Frau Rosa die Bäckerei Pardeller in der Altstadt von Sterzing. Gutes Brot zu backen war seine Mission, und das sprach sich schnell herum. Bald schon zeichnete sich der Familienbetrieb für beste Südtiroler Qualität und Handwerkskunst aus.

Daran hat sich bis heute nichts geändert. Nachdem 1969 die Backstube von seinem Sohn Robert und dessen Frau Margot übernommen wurde, entwickelte sie sich zu einer der modernsten im ganzen Land. Seit 1996 leiten Elisabeth Pardeller und Andreas Fleckinger die Geschicke der Bäckerei. „Über das eigene Backblech schauen, an bewährten Rezepten feilen, um es jeden Tag besser zu machen – das ist für uns Ehrensache.“ Dazu gehörten auch wichtige Investitionen in die Zukunft: 2003 zog der Betrieb in die neue Produktionsstätte an den Stadtrand von Sterzing. Damit wurde Platz geschaffen, um innovativ zu sein und das Familienhandwerk fortzuführen. Heute wirken rund 80 Mitarbeiter und selbst noch die beiden Mütter, Margot Pardeller und Maria Fleckinger, am Erfolg von Pardeller mit.

Neben den traditionellen Brotsorten kamen mit der Zeit immer wieder neue Kreationen dazu. Bio-Brot oder Backspezialitäten mit exotischen Gewürzen wie Koriander bereichern das Sortiment in den mittlerweile sechs Filialen zwischen Sterzing und Innsbruck. Zudem beliefert die hauseigene Konditorei Kunden und Filialen täglich frisch mit Torten und Feingebäck. Vier Kinder unterstützen neben Schule und Studium ihre Eltern, indem sie im Betrieb mithelfen und somit zum Erfolg des Unternehmens beitragen. Sohn Hannes hat inzwischen Gefallen am Backhandwerk gefunden. Vor kurzem hat er die Prüfung zum Bäckermeister erfolgreich bestanden. Gemeinsam mit ihren Mitarbeitern startet die Unternehmerfamilie gut gewappnet in die Zukunft, um neue Konzepte und Ideen zu verwirklichen.

In diesem Sinne wünschen wir allen Kunden und Geschäftspartnern frohe Weihnachten und einen gesunden und erfolgreichen Start ins Neue Jahr.

Mit einem Fußballspiel fing alles an ... 40 Jahre Partnerschaft Gossensaß und Hechendorf

Im Mai 1980 besiegelten die damaligen Bürgermeister Fritz Eulitz (Hechendorf-Seefeld) und Alfred Plank (Brenner) mit ihrer Unterschrift in Hechendorf die Gemeindepartnerschaft zwischen den beiden Gemeinden.

Begonnen hatte alles mit einem Freundschaftsspiel im August 1973 in Gossensaß zwischen den Fußballclubs beider Dörfer Gossensaß und Hechendorf. Weitere Freundschaftsspiele folgten, einmal in Oberbayern, dann wieder in Gossensaß. Aus diesen Begegnungen entwickelte sich eine Freundschaft, die 1980 in eine Partnerschaft mündete. Zu Pfingsten hätte in Hechendorf die 40-jährige Partnerschaftsfeier stattfinden sollen, doch Corona kam dazwischen. Die Feierlichkeiten mussten abgesagt und auf das kommende Jahr verschoben werden. Nach der Eingemeindung von Hechendorf in die Gemeinde Seefeld ist die Führung von Seefeld neuer Ansprechpartner geworden. Gründungsväter der Partnerschaft waren Bürgermeister Alfred Plank, Günther Ennemoser, der damalige Fußballsektionschef des ASV Gossensaß Leo Rocchetti aus der Gemeinde Brenner sowie der letzte Bürgermeister von Hechendorf Richard Seitner, Karl Lochner, Adi Herrndorf, Hermann Leinfelder und der letzthin verstorbene Zimmermannmeister Hans Dosch aus Hechendorf. Heute vertritt die jüngere Generation die Partnerschaft und organisiert Treffen der Gemeindeverwalter und Dorfvereine. Auch die Musikkapellen, Feuerwehren und Schützenvereine beider Orte pflegen eine enge Zusammenarbeit. In den vergangenen 40 Jahren wechselten sich Besuche von Partnerschaftsdelegationen in Gossensaß und Hechendorf ab, so manche Hechendorfer Familie kommt jeden Winter gerne nach Ladurns zum Skifahren und im Sommer zum Wandern. Beim alle fünf Jahre stattfindenden Faschingsumzug in Gossensaß sah man auch immer eine Karnevalsvertretung aus Hechendorf mit einem Faschingswagen. Im September 2019 gab es zwischen der Angestellten der Gemeinde Seefeld Petra Peters und dem Bäcker aus Gossensaß Alex Crepaz sogar eine Hochzeit. Seit heuer gibt es in beiden Partner-Gemeinden neue Bürgermeister. Ihre Vorgänger Wolfram Gum sowie Christian Egartner und Franz Kompatscher haben sich um die Gemeindeverbindung stets sehr bemüht. Nun liegt es an der jüngeren Generation und den neuen Bürgermeistern von Brenner und Seefeld, Martin Alber und Klaus Kögel, Sorge zu tragen, dass die Partnerschaft nicht einschläft, sondern mit neuen Ideen und Treffen fortgesetzt wird. Die 40-jährige Jubelfeier im nächsten Jahr wird reichlich Gelegenheit dazu bieten. rr

Brenner Auszeichnung für Anna Sabatelli

Alljährlich vergibt der Landesbeirat für Chancengleichheit Förderpreise für wissenschaftliche Arbeiten, die sich mit der Situation von Frauen in der Gesellschaft, der Chancengleichheit von Frauen und Männern oder Geschlech-

terfragen befassen. Aufgrund der pandemiebedingten Einschränkungen fand die Preisverleihung der drei besten wissenschaftlichen Arbeiten des Jahres 2019 Anfang November online statt. Der dritte Preis ging an Anna Sabatelli aus der Gemeinde Brenner. Sabatelli hat an der Università degli studi Carlo Bo in Urbino am Dipartimento di studi umanistici/ Scienze dell’educazione, infanVor kurzem hat Veronika Kinzner aus Gossensaß gemeinsam mit Melina Prünster ein Forschungsstipendium erhalten. Beide studieren Nonprofit-, Sozial- und Gesundheitsmanagement am MCI und haben im Juni dieses Jahres die Bachelorprüfung absolviert. Sie wurden nun von einer Expertengruppe ausgewählt und kommen in den Genuss eines Forzia e adolescenza studiert und ihr Studium mit der Arbeit „Costruzione del femminile in occidente: Simone de Beauvoir tra il mito di ieri e le risposte di oggi“ abgeschlossen. Schon zu Beginn ihres Studiums reifte in Sabatelli der Entschluss für das Thema ihrer Bachelorarbeit. „Mir wurde bewusst, dass die Frauen im Laufe der Geschichte immer versteckt oder mit Schuld beladen worden sind; dies begann bereits damit, dass Eva für das Vertreiben aus dem Paradies in eine Welt des Leidens verantwortlich gemacht worden ist. Frauen haben im Laufe der Geschichte immer wieder dagegen angekämpft“, so Sabatelli. Den ersten Preis erhielt Mara Mantinger aus Bozen, den zweiten Preis Katharina Stecher, eben-

Forschungsstipendium für Veronika Kinzner

falls aus Bozen. schungsstipendium, das in Memoriam Anna Bachnetzer vergeben wird. Das Thema, in dem das Stipendium angesiedelt ist, lautet „Verantwortung in Kommunikation & Führung im Nonprofit Management“. Vor kurzem wurde den beiden Studentinnen in Anwesenheit des Präsidenten des Österreichischen Roten Kreuzes und der Eltern von Anna Bachnetzer am MCI Innsbruck übergeben. Anna Bachnetzer war 2013 kurz vor Abschluss ihres Studiums bei einem Verkehrsunfall tödlich verunglückt.

Whats Upp?!

im Wipptol

Von Tobias Pfeifhofer

Aktive Jugend!

Für die Ministranten- und Jungschargruppen im Pflerschtal sind Michaela Tratter, Valentina Pieri, Miriam Habicher und Veronika Schwärzer zuständig. Ihre Ministranten- und Jungschargruppen umfassen zurzeit insgesamt 20 Kinder und Jugendliche, mit denen verschiedene Aktionen im gesamten Jahr geplant und durchgeführt werden. Einmal pro Monat wird von ihnen ein Familiengottesdienst in Pflersch gestaltet, zu Die Jungscharleiterinnen von Pflersch: (v. l.) Weihnachten werMichaela, Veronika, Miriam und Valentina den Kekse gebacken und verkauft und Weihnachtskarten für Senioren gestaltet. Allgemein wird sehr viel gesungen und musiziert, auch mehrere Gottesdienste werden mitgestaltet. Dazu kommen verschiedene Ausflüge, wobei das Highlight in den letzten Jahren eine Fahrt nach Rom war, die im Rahmen der Sternsingeraktion gewonnen wurde. Wichtig an ihrer Tätigkeit ist den Leiterinnen das Gemeinschaftsgefühl der Kinder und Jugendlichen und das interessante Gestalten von Messen, so dass auch Kinder und Jugendliche gerne dorthin gehen. Das Zusammenkommen von verschiedenen Altersgruppen und das Knüpfen von neuen Freundschaften ist ebenso ein wichtiger Aspekt der Tätigkeiten. Für neue Ministranten und Jungschar-Kinder sind die Gruppen in Pflersch immer offen. Christoph Hasler ist Jugendleiter der SKJ (Südtirols Katholische Jugend) in Stilfes. Die Gruppe gibt es mittlerweile seit etwa sieben Jahren und umfasst zurzeit rund 20 Jugendliche ab zwölf Jahren. Als Jugendleiter der Gruppe ist es Christophs Aufgabe, die Gruppe zu betreuen und zu begleiten und zusammen mit ihnen verschiedene Aktionen und Tätigkeiten zu planen. DaDer Ausschuss der SKJ Stilfes mit Christoph Hasler (3.v. l.) bei ist ihm wichtig, dass nicht er allein darüber entscheidet, sondern immer die Jugendlichen in Entscheidungen, Diskussionen und ins Sammeln von Ideen eingebunden werden. Dadurch wird die Gruppe gestärkt und die Jugendlichen bekommen ein Gefühl, dass ihre Ideen und Meinungen respektiert und ernst genommen werden. Das Highlight der letzten Jahre war für Christoph eine gemeinsame Fahrt nach Berlin. Weitere Aktionen sind Filmabende, Spielenachmittage, Werwolf-Spieleabende, das alljährliche Silvesterrodeln und das gemeinsame Gestalten von Jugendmessen. Zurzeit findet normalerweise einmal pro Monat ein Treffen der Gruppe mit einer bestimmten Aktion statt. In diesem Jahr fanden die meisten Aktionen im Freien statt, da durch die Covid-Maßnahmen der Jugendraum nicht genutzt werden konnte. Zurzeit sind die Treffen vorübergehend ausgesetzt. Wer zur Gruppe dazukommen möchte, kann sich einfach bei Christoph (Tel. 340 3036929) oder einem Mitglied der SKJ-Gruppe melden.

Greta Braunhofer ist Jugendleiterin der Ministranten in Sterzing. Ihre Tätigkeiten umfassen die Organisation von Ministrantenproben sowie verschiedener Ausflüge und Aktionen. Die Proben finden hauptsächlich zu großen Feiertagen wie Ostern, Weihnachten oder Allerheiligen statt. Sonstige Aktionen sind u. a. eine Weihnachtsfeier, Kastanienbraten im Herbst, der jährliche Bücherflohmarkt und der Verkauf von Lebkuchen zu Weihnachten. Das Highlight für die Ministranten ist das Hüttenlager im Sommer und eine Gardaland-Fahrt, die alle zwei Jahre stattfindet. Zusammen mit dem Jugenddienst finden folgende Aktionen statt: der Ministrantenwintertag, der Ministrantenausflug, das Ministrantenfußballturnier und der Ministrantenspieletag. Das Highlight für Ministranten im Oberschulalter sind die Widumfeten, das sind Abende im Widum mit Essen und Spielen zusammen mit Ministrantenleitern und Pfarrern. Die Ministranten nehmen auch an den landesweiten Aktionen der Katholischen Jungschar teil. Am wichtigsten findet Greta, dass auch außerhalb des Dienstes in der Kirche Aktionen für die Ministranten stattfinden, da dadurch ihr kirchlicher Dienst honoriert wird und die Kinder Spaß an ihrer Tätigkeit haben. Ab der 3. Klasse kann man dazu kommen, die Aufnahme findet immer am ersten Adventsonntag statt, eventuell kann man aber auch noch später dazu kommen. Wer Interesse hat, kann sich einfach im Widum in Sterzing melden.

digital – kompetent – menschlich Das Opfer ist nicht schuld

Mitte Oktober fand im Vereinshaus von Trens die KVW-Gebietstagung statt, zu der jeweils eine Delegation des Bezirkes erschienen ist, damit die geltenden Corona-Richtlinien problemlos eingehalten werden konnten. Bezirksvorsitzender Karl Kerer begrüßte die Mitglieder, die politischen Vertreter der Gemeinden, Dekan Christoph Schweigl und den Ortspfarrer von Maria Trens Josef Augsten, der mit einer kurzen Erzählung zum Thema „In der Arbeit liegt Segen“ treffend auf die Tätigkeit des Katholischen Verbandes der Werktätigen einführte. KVW-Landesvorsitzender Werner Steiner betonte in seinem Vortrag zum Jahresthema „digital – kompetent – menschlich“, dass „die digitale Revolution keine Frage ist,

Fit im Alter

In Zusammenarbeit von KVW Bildung, KVW Senioren, Sozialsprengel Wipptal, Sterzinger Seniorengemeinderat und Bildungsausschuss sowie der Fachhochschule für Gesundheit in Tirol wurde im Jänner 2020 das Projekt „Pro Vita Activa – Lebensfreude. Im Alltag tun, was gut tut“ ins Leben gerufen. Ziel des Projektes ist es, Strategien zu entwickeln, um Gesundheit, Lebensfreude, allgemeines Wohlbefinden und Selbstständigkeit im Alter zu fördie man bejaht oder verneint, sie findet statt. Es liegt jedoch an uns, damit richtig umzugehen“. Peter Volgger, Bürgermeister von Sterzing, und Stefan Gufler, Bürgermeister der Gemeinde Pfitsch, sowie die Referentin der Gemeinde Brenner Brigitta Schölzhorn betonten in ihren Grußworten, dass es noch viel Sensibilisierungsarbeit brauche, und dankten dem KVW für die ehrenamtliche Tätigkeit und die zahlreichen Dienstleistungen für die Bevölkerung im Wipptal. Renate Pramstraller, Bildungsreferentin im Bezirk, präsentierte anschließend den Tätigkeitsbericht, während die Landesvorsitzende der KVW Frauen Helga Mutschlechner die Schwerpunkte der Frauentätigkeit auf Orts- und Landesebene vorstellte. dern und eine Pflegebedürftigkeit zu vermeiden bzw. zu verzögern. Im Rahmen der ersten vier Sitzungen, an denen zehn aktive Frauen teilgenommen haben, wurde erörtert, was die Teilnehmerinnen in der aktuellen Lebenssituation zur Stärkung bzw. Förderung ihrer Gesundheit tun können. Aufgrund der Corona-Pandemie mussten die weiteren Treffen leider abgesagt werden; sie werden nachgeholt, sobald es die Situation erlaubt. Der 25. November ist der internationale Tag gegen Gewalt an Frauen. Gewalt innerhalb von Beziehungen ist die am meisten verbreitete Gewalt gegen Frauen, betrof fen sind weltweit 30 Prozent der Frauen, so eine Erhebung der WHO. Aus diesem Anlass organisierten die Frauen im KVW am 25. November eine Sensibilisierungsaktion, um auf das Thema Gewalt gegen Frauen aufmerksam zu machen. Sie verteilten Karten mit der eindeutigen Botschaft „Schuld ist der Täter, nicht das Opfer“. Helga Mutschlechner, Landesvorsitzende der Frauen im KVW, betont, dass nur ein Bruchteil der Übergriffe überhaupt zur Anzeige gebracht wird. Gewalt an Frauen findet häufig in den eigeWer derzeit sein Haus nicht verlassen kann oder soll und auf fremde Hilfe beim Einkauf angewiesen ist, bekommt Unterstützung. Die Caritas Hospizbewegung hat in Zusammenarbeit mit der Pfarrcaritas und Freiwilligenarbeit sowie dem Jugenddienst Wipptal einen kostenlosen Einkaufsdienst organisiert. Das Angebot richtet sich an alle, die den Einkauf nicht selbst erledigen und aus gesundheitlichen oder anderen Gründen die nen vier Wänden statt. Die Frauen schämen sich, über das Geschehene zu sprechen, und sie haben Angst. Gleichzeitig findet

von Seiten des Täters ein Vertuschen statt, die Mitmenschen sehen weg und verharmlosen das Vorgefallene. Hier ist es wichtig, dass Frauen stets bewusst ist, dass sie nicht schuld sind: Schuld ist der Täter, nicht das Opfer. Deshalb verteilen die Frauen im KVW Karten mit Tipps, was man tun kann, wenn man selber betroffen ist, wenn man jemanden kennt, der betroffen ist, oder wenn man jemanden kennt, der Gewalt aus-

Kostenloser Einkaufsdienst der Caritas

übt. Wohnung nicht verlassen können – unabhängig vom Alter. Ehrenamtliche Mitarbeiter und freiwillige Jugendliche erledigen den Einkauf von Medikamenten, Lebensmitteln oder anderen unverzichtbaren Dingen. Anfragen nimmt Karin Thaler von der Hospizbewegung von Montag bis Freitag (8.00 – 16.00 Uhr) unter der Rufnummer 331 1749203 oder per E-Mail an karin.thaler@ caritas.bz.it entgegen.

Fesche Bäuerinnen

Die Bäuerinnenorganisation der Gemeinde Brenner organisierte unlängst unter der Leitung der Trachtenschneiderin Helga Trenkwalder aus Sterzing ein Trachtennähkurs. Trotz coronabedingter Unterbrechung konnten die Wipptaler Trachten mit den nötigen Auflagen fertiggestellt werden. Voller Freude und Stolz präsentierten die Teilnehmerinnen bei einem Fotoshooting in Innerpflersch vor herbstlichem Hintergrund ihr Werk.

Weißes Kreuz Neuer Vorstand gewählt

Coronabedingt hat der Landesrettungsverein Weißes Kreuz Ende Oktober seine Mitgliederversammlung virtuell abgehalten. Im Mittelpunkt stand dabei die Neubestellung der Vereinsgremien. Den Sprung in den Vorstand schafften neben Barbara Siri, auch Priska Gasser, Alexander Schmid, Gottlieb Oberbrantacher, Florian Gottardi, Benjamin Egger, Stephan Dissertori und Philipp Krause und Hannes Plank. Im neuen Kontrollorgan sitzen Oskar Malfertheiner, Günther Burgauner und Marc Putzer. Das Ehrengericht bilden in den nächsten vier Jahren Stefan Schreyögg, Alfred Ausserhofer und Silvia Baumgartner. In der konstituierenden Sitzung Anfang November wurde Barbara Siri als Präsidentin bestätigt, Alexander Schmid ist ihr Stellvertreter (im Bild). Neuer Sanitätsdirektor im Weißen Kreuz ist Dr. Hannes Mutschlechner, der das Amt von seinem Vorgänger Dr. Georg Rammlmair übernommen hat.

Ried St. Salvatorkapelle in Lurx restauriert

An der orographisch linken Talseite und direkt an der Brenner-Staatsstraße zwischen Sterzing und Gossensaß befindet sich die schmucke St. Salvatorkapelle (Loretokapelle) in Lurx, die zur Pfarrei Ried gehört. Die Kapelle wurde an der Stelle eines ehemaligen Bildstöckls errichtet und seit der Grundsteinlegung am 20. April 1643 mehrmals restauriert. Im November desselben Jahres erfolgte die Weihe „zu Ehren des leidenden Heilandes und seiner Jungfräulichen Mutter“. Jedes Jahr wird am 6. August anlässlich des Patroziniums eine Messe gefeiert. Ein Plan für die dringend notwendige Restaurierung der Kapelle wurde im Jahr 2012 vom Pfarrgemeinderat Ried gemeinsam mit dem damals zuständigen Pfarrer und Dekan Josef Knapp ins Auge gefasst. Als erster notwendiger Schritt wurde 2013 die Eingangstür an der Nordseite erneuert. Die im Jahr 2016 erfolgte Ausarbeitung des Restaurierungskonzeptes lag in den Händen von Architekt Siegfried Delueg mit einem veranschlagten Kostenaufwand von rund 155.000 Euro. Nachdem die Finanzierung durch Beiträge öffentlicher Institutionen und durch mehrere Spendenaktionen der Pfarrgemeinde gesichert war, konnten die Arbeiten 2017 in Auftrag gegeben werden. Die Mauern wurden durch eine Drainage trockengelegt. In der Folge stand die Neueindeckung des Daches mit Schindeln an. Das alte Dach war mit Ziegeln bedeckt und an mehreren Stellen undicht. Auch eine neue vergoldete Turmkugel wurde angebracht. Die Außenfassade wurde teilweise neu gestrichen und auch der Innenraum erneuert. Der nächste Schritt war die Restaurierung der Türen, Bänke und Schränke, des Fensters und des besonders schönen schmiedeeisernen Gitters. Anschließend wurden die Arbeiten an der Altararchitektur in Auftrag gegeben, die Restaurierung der Engel, der ovalen Leinwandbilder, der Muttergottes, der 14 Stationsbilder, des Schmerzensmannes, des großen Leinwandgemäldes und des Kreuzes mit dem Christus-Korpus an der Außenfassade. Im Herbst 2019 konnten die Restaurierungsarbeiten fertiggestellt werden. Die ganze Pfarrgemeinde freut sich sehr über die gelungene Restaurierung und dankt allen, die unerschütterlich an das Gelingen dieses Vorhabens geglaubt und dafür gearbeitet haben, besonders jenen, welche die Pfarrgemeinde aktiv unterstützt haben. Das Vorhaben konnte durch die großzügige finanzielle Unterstützung der Autonomen Provinz Bozen-Südtirol, des Landesdenkmalamtes, der Stadtgemeinde Sterzing, der Stiftung Südtiroler Sparkasse, der Raiffeisenkasse Wipptal und privater Spender ermöglicht werden.

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