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Wipptal: Dauerbrenner Kletterhalle
from ERKER 11 2020
by Der Erker
Dauerbrenner Kletterhalle
Seit mittlerweile neun Jahren wird im Wipptal über den Bau einer Bezirkskletterhalle diskutiert. Eine Machbarkeitsstudie liegt bereits vor, aufgrund fehlender Finanzierung wurde das Projekt immer wieder verschoben. Im Jänner haben sich die Mitglieder des ASK (Alpenverein Sportklettern) Wiesen (Sektion Sterzing) und der AVS Ratschings (Sektion Ratschings) zum ASK Wipptal zusammengeschlossen, um in der Realisierung des Projekts einen Schritt weiter zu kommen. Nun startet der ASK Wipptal, im Namen zahlreicher kletterbegeisterter Wipptaler, einen weiteren Versuch, das Vorhaben zu realisieren.
„Die Politik sollte verstehen, dass der Bau einer Bezirkskletterhalle nicht nur dem Interesse einiger weniger entspricht, sondern einer breiten Mehrheit. Wenn man Daten und Fakten analysiert, wird ersichtlich, dass eine Kletterhalle für unseren Bezirk eine große Bereicherung bringen würde“, so Manuel Senettin und Paul Strickner, die beiden Vorstände des ASK Wipptal. Die Vorteile des Klettersports lägen auf der Hand: Neben gesundheitlichen Aspekten sei auch der gesellschaftliche Aspekt nicht zu vernachlässigen. So würden durch das Klettern u. a. generationenübergreifend Vertrauen, Verantwortung und Zuverlässigkeit gefördert. „Es würde damit ein zusätzliches Freizeitangebot geschaffen, dass von allen Altersklassen genutzt werden kann. Auch für Schulen, besonders für das Sportgymnasium, kann die Anlage sehr interessant sein“, so Senettin. Derzeit gibt es im Wipptal zwei Strukturen, die zum Klettern genutzt werden können: einen Boulderraum in Wiesen und eine Kletterhalle in Stange. Die Gestaltung der Kurse, die seit Jahren in den beiden Hallen stattfinden und auf große Nachfrage stoßen, ist aufgrund der zu kleinen Räume eingeschränkt“, unterstreicht auch Judith Gögele, die als Kletterlehrerin immer wieder mit unterschiedlichen Problemen, die sich unter anderem aus einer fehlenden Kletterhalle ergeben, konfrontiert wird. „Die derzeitigen Räumlichkeiten sind definitiv zu klein, um der Nachfrage gerecht zu werden. Die Räume sind oft überfüllt, was zu Sicherheitsproblemen führen kann“, so Gögele. Zudem sei die Halle in Stange nur begrenzt nutzbar, da der Raum von mehreren Vereinen genutzt werde und an die Öffnungszeiten der Bar gekoppelt sei. le ist mittlerweile ein Langzeitprojekt. Bereits im April 2011 hat der Bezirksrat auf Antrag der Gemeinde Ratschings über den Bau einer Kletterhalle abgestimmt und sie „im Interesse des Bezirks“ grundsätzlich gutgeheißen. Sie war von den damaligen Sektionsleitern der AVS-Ortsstellen Sterzing, Mareit und Ridnaun angeregt worden und sollte in Stange entstehen. Eine Machbarkeitsstudie des Architekturbüros Stifter+Bachmann aus Pfalzen lag bereits vor, die Kosten wurden mit 2,3 Millionen Euro beziffert. Auch Landeshauptmann Luis Durnwalder sah das Projekt „verwirklichbar“ und – sollte der Bezirk dahinterstehen – „auch finanzierbar“.
Das Projekt
Als idealer Standort wurde damals die Sportzone in Stange ins Auge gefasst. Einerseits seien dort die urbanistischen Voraussetzungen gegeben, andererseits seien dort Teile des erforderlichen Raumprogrammes wie eine Bar, Umkleidekabinen und Parkplätze bereits vorhanden; zudem gehöre das Grundstück der Gemeinde. Im Einklang mit den bereits vorhandenen Strukturen sollte an der Nordseite des Gebäudetrakts eine weitere Halle für die Ausübung des Klettersports errichtet werden. Geplant war ein funktionelles Gebäude auf 588 m2 mit zwei getrennten, vom Foyer aus einsehbaren Bereichen. Im Kletterturm mit bis zu 16 m hohen Kletterwänden finden 20 Sportler sowie weitere 20 Personen zu deren Sicherung Platz. Höhe und Schwierigkeit der Routen sollen den Anforderungen einer Bezirksanlage gerecht werden, um ein möglichst breites Publikum anzusprechen. Im zweiten Bereich ist eine Boulderhalle für das Klettern ohne Sicherung untergebracht, die mit einer Höhe von 4,2 m vor allem Kinder und Jugendliche ansprechen soll und deshalb Platz für eine ganze Schulklasse bietet. Ergänzt wird das Angebot durch einen überdachten Außenkletterbereich, der eine Höhe von 16 m aufweist. Die Gesamtfläche der Kletterwände beträgt laut Studie 654 m2; davon entfallen 156 m2 auf die Boulderhalle und 408 m2 auf den Kletterturm inklusive Schulungs- und Vorstiegsbereich. Der Außenbereich umfasst 90 m2 . In der vorliegenden Machbarkeitsstudie werden verschiedene Aspekte berücksichtigt, um die Kosten möglichst gering zu halten, ohne die Funktionalität der Anlage zu beeinträchtigen. Bestehende Einrichtungen der Sportzone werden bestmöglich genutzt, eventuell anfallende Arbeiten an
Manuel Senettin: „Die Anlage soll den Bedürfnissen entsprechen.“
den Infrastrukturen werden minimiert, indem u. a. keine eigenen Umkleidekabinen und Duschen errichtet werden. Auch soll der Zutritt über den bereits bestehenden Haupteingang erfolgen, so dass lediglich eine direkte Verbindung zu den neuen Räumlichkeiten hergestellt werden muss. Besonderes Augenmerk wird auf die Lüftungsanlage gelegt, um die Belastung durch das beim Klettern verwendete Magnesia so gering wie möglich zu halten. Insgesamt soll das Gebäude im Klimahaus-B-Standard errichtet werden. Einen höheren Standard zu erreichen, wäre angesichts der Raumhöhe nur mit einem unverhältnismäßig großen Aufwand möglich; zudem sind beide Kletterräume, die wie der gesamte Neubau mit einer Fußbodenheizung ausgestattet werden, auf maximal 16° C zu heizen.
Eine Kostenfrage
Die Baukosten sollten die Gemeinde Ratschings und das Land tragen. Eine Kostenbeteiligung der anderen Wipptaler Gemeinden – auch wenn es sich um eine Be-
Judith Gögele: „Die Gestaltung der Kurse ist eingeschränkt.“
zirksstruktur handelt – ist nicht vorgesehen, da dadurch „der Landesbeitrag beträchtlich höher ausfällt“, so Bürgermeister Sebastian Helfer im Jahr 2012 dem Erker gegenüber. In seiner Einschätzung, ob das Vorhaben finanziell auch zu stemmen sei, gab er sich schon damals zurückhaltend. „Die Gemeinde kann die Gesamtkosten von rund 2,3 Millionen Euro natürlich nicht alleine aufbringen. Übernimmt das Land nicht wenigstens zwei Drittel davon, kann das Vorhaben nicht realisiert werden“, so Helfer. Nicht nur die Bau-, sondern auch die Führungskosten müssten von der Gemeinde Ratschings geschultert werden. Wurde im Jahr 2011 noch 2014 als frühestmöglicher Baubeginn genannt, war ein Jahr später davon nicht mehr die Rede. Angesichts der überall notwendig gewordenen Sparmaßnahmen gehe er nicht davon aus, dass mit dem Bau bald begonnen werden könne, „jedenfalls nicht in der laufenden Legislaturperiode“, so Helfer. Seitdem sind acht Jahre vergangen, also weit mehr als eine Legislaturperiode. In dieser Zeit ist