argovia philharmonic | Programmheft 4. Abo-Konzert «Starke Stücke»

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4. ABO-KONZERT STARKE STÜCKE

Mendelssohn Weinberg

Linus Roth Violine Wilson Hermanto Leitung argovia philharmonic

Residenzorchester Alte Reithalle Aarau

2022

10.03. Aarau Alte Reithalle

11.03. Baden Kurtheater

13.03. Aarau Alte Reithalle


Energie für den Aargau IMPRESSUM Herausgeber argovia philharmonic Entfelderstrasse 9 Postfach 5001 Aarau Tel. 062 834 70 00 info@argoviaphil.ch www.argoviaphil.ch Redaktion und Layout Isabel Kriszun Werktexte Sibylle Ehrismann Titelseite Linus Roth Foto: Diego Franssens Fotocredits S. 26, 28 Kaupo Kikkas S. 32 Patrick Hürlimann Druck AEW Energie AG ZT Medien AG 4800 ZofingenObere Vorstadt 40 Postfach www.ztmedien.ch CH-5001 Aarau Auflage T +41 62 834 21 11 1000 Exemplare info@aew.ch 2

www.aew.ch


Programm Linus Roth Violine Wilson Hermanto Leitung argovia philharmonic Felix Mendelssohn Bartholdy (1809–1847)

ca. 10’

Mieczysław Weinberg (1919–1996)

ca. 26’

PAUSE

20‘

Felix Mendelssohn Bartholdy

ca. 23’

Felix Mendelssohn Bartholdy

ca. 27’

Konzert-Ouvertüre «Das Märchen von der schönen Melusine» op. 32

Violinkonzert g-Moll op. 67 (1959) Schweizer Erstaufführung I. Allegro molto II. Allegretto III. Adagio IV. Allegro risoluto

Konzert für Violine und Streicher d-Moll (posth.) I. Allegro II. Andante III. Allegro

Sinfonie Nr. 4 A-Dur op. 90 «Italienische» I. Allegro vivace II. Andante con moto III. Con moto moderato IV. Saltarello: Presto

Bitte schalten Sie vor dem Konzert Ihr Mobiltelefon auf lautlos. Bildaufnahmen sind erlaubt, sofern sie das Orchester und die Sitznachbarn nicht stören. Ton- und Videoaufnahmen des Konzerts sind nur mit Einwilligung erlaubt. 3


Supplements Konzerteinführung Dr. Verena Naegele nimmt das Programm unter die Lupe und spricht mit Linus Roth über Weinberg. Jeweils 60 Minuten vor dem Konzert. In Aarau findet die Konzerteinführung im Odd Fellow-Haus der Schenkenberg-Loge Nr. 15 Aarau am Apfelhausenweg 10 statt, in Baden im Neuen Foyer. Wir danken der Schenkenberg-Loge Nr. 15 Aarau herzlich für die unentgeltliche Überlassung ihres Refektoriums für die Durchführung unserer Konzerteinführungen und als «Kinderhort» während der Sonntagskonzerte.

Speis & Trank rund ums Konzert Aarau Nehmen Sie einen Drink im Foyer (nur in der Pause), besuchen Sie die Bar im Stall (ab 60 Minuten vor Konzertbeginn, in der Pause und nach dem Konzert) oder gehen Sie ins benachbarte Restaurant Einstein, das extra für unsere Konzertbesucher:innen auch sonntags geöffnet hat. Im Restaurant Einstein können Sie Ihre Pausenerfrischung vor dem Konzert vorreservieren. Baden Die Bar im Sachs Foyer ist vor dem Konzert und in der Konzertpause für Sie geöffnet.

CD-Verkauf und Signing Linus Roth hat als weltweit erster Geiger das Gesamtwerk von Mieczysław Weinberg auf CD eingespielt. Darüber hinaus hat er weitere CDs veröffentlicht. Eine Auswahl davon ist im Foyer erhältlich. Linus Roth signiert seine CDs in der Pause.

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Daten März 2022 Do

Fr

So

10 11 13

19.30 Uhr

19.30 Uhr

Baden Kurtheater

18.30

17.00 Uhr 16.00

Aarau Alte Reithalle

18.30

Aarau Alte Reithalle

Herzlichen Dank Neben unseren Geldgebern und Sponsoren, die uns während der ganzen Saison unterstützen und unsere Tätigkeiten überhaupt erst ermöglichen – eine vollständige Übersicht finden Sie am Ende dieses Programmheftes –, möchten wir an dieser Stelle den Konzertsponsoren des 4. Abo-Konzert-Zyklus besonders danken: Margrit und Karl Oldani, Wettingen

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Engagieren auch Sie sich für das argovia philharmonic: www.argoviaphil.ch/engagement


ZUHAUSE


Liebes Publikum Wir freuen uns sehr, diesen 4. Abo-Zyklus mit dem geplanten Programm durchführen zu können. Dies bedeutet, dass Sie nun endlich das Violinkonzert von Mieczysław Weinberg erleben dürfen – das ursprünglich mit diesem Programm geplante Konzert konnte im November 2020 pandemiebedingt nicht stattfinden. Das 1959 entstandene Violinkonzert wurde bis zum heutigen Tag noch nie in der Schweiz aufgeführt! Was für eine Ehre, dies zusammen mit DEM Weinberg-Spezialisten Linus Roth zu tun. Dieser einzigartigen Komposition wird das Violinkonzert des 13-jährigen Wunderkindes Mendelssohn gegenübergestellt: Zwei Welten, die aufeinandertreffen. Unter der Leitung des Gastdirigenten Wilson Hermanto gelangen zudem zwei weitere Werke von Mendelssohn, die beide im Jahr 1833 entstanden sind, zur Aufführung. Dank der Lockerungen können wir wieder zu den regulären Konzertpausen zurückkehren und Ihnen ein entsprechendes gastronomisches Angebot anbieten. Erfrischen Sie sich vor und nach dem Konzert in der Bar im Stall sowie in der Pause auch in der Alten Reithalle. Das Restaurant Einstein öffnet am Sonntag nach dem Konzert die Türen extra für uns. Auch der Barbetrieb im Kurtheater ist wieder aktiv. Wir alle hoffen, dass diese Konzerte den Beginn des kulturellen Normalbetriebs darstellen und wir nun endlich die mentale Nähe zum Publikum auch physisch wieder wahrnehmen können. Auf dass sich unsere Hoffnung in der Realität bestätigt! Ihr

Simon Müller Intendant 7


4. ABO-KONZERT WERKBESCHRIEB MENDELSSOHN: KONZERT-OUVERTÜRE

Ein Märchen in Tönen erzählt Felix Mendelssohn Bartholdy (1809–1847)

Konzert-Ouvertüre «Das Märchen von der schönen Melusine» op. 32

Ursprünglich kommt die Ouvertüre vom Theater her, sie eröffnete eine Oper oder ein Schauspiel und brachte das plaudernde Publikum zum Schweigen. Felix Mendelssohn Bartholdy hingegen hat als Erster vier grosse KonzertOuvertüren geschrieben, die nicht fürs Theater gedacht waren, sondern für den Konzertsaal. Damit schuf er die formale Grundlage für die spätere Programmmusik, die Franz Liszt, Antonín Dvořák und Richard Strauss in ihren einsätzigen sinfonischen Dichtungen entfalteten. Am populärsten geworden sind Mendelssohns «Sommernachtstraum»-Ouvertüre nach Shakespeare und die «Hebriden»-Ouvertüre. «Das 8

Märchen von der schönen Melusine» ist heute weniger bekannt, auch wenn sie Mendelssohn für seine beste Konzert-Ouvertüre hielt. Angeregt dazu wurde er von der Oper «Melusina» des Komponisten Konrad Kreutzer, der ein Libretto von Franz Grillparzer vertont hatte, das ursprünglich für Beethoven gedacht war. Mendelssohn hatte Kreutzers Stück 1833 im Königstädter Theater in Berlin gehört. Darüber schrieb er seiner Schwester Fanny: «Die Ouvertüre (nämlich die von Kreutzer) wurde da capo verlangt und missfiel mir ganz apart… da bekam ich Lust, auch eine Ouvertüre zu machen, nach der die Leute nicht da capo riefen, aber die es


Gemälde «Die schöne Melusine» von Julius Hübner 1844.

mehr inwendig hätte.» Und tatsächlich, die Uraufführung 1834 in London war kein Erfolg, niemand rief da capo, weshalb sich Mendelssohn dazu entschloss, das Werk umzuarbeiten. Interessant ist, dass Mendelssohn keine einzige Oper komponiert hat, sein Metier war die Instrumentalund Chormusik. «Das Märchen von der schönen Melusine» empfand er ohne Theater rein musikalisch nach. Die Nixe Melusine mischt sich unter die Menschen, heiratet einen Rittersmann und bringt diesem stolze zehn Nachkommen zur Welt. Er soll jedoch nie herausfinden, wer sie wirklich ist, er darf sie auch nie nach ihrer Herkunft fragen. Doch die Neugier des Ritters ist zu gross, die Katastrophe tritt ein und Melusine kehrt zurück ins Reich der Nixen. Das Erscheinen und Verschwinden der Melusine bilden Introduktion

und Coda der Ouvertüre, sodass eine grossdimensionierte A-B-A-Form entsteht. Das Wogen der Wellen ist sehr plastisch geschildert, und der Mittelteil steht nicht in F-Dur wie die Rahmenteile, sondern in f-Moll. Mendelssohn arbeitet mit zwei extrem verschiedenen Themen: dem weich fliessenden Wellenmotiv und dem männlich ritterlichen Seitenthema. Damit macht er, entgegen der klassischen Regeln, das weibliche Motiv zum Hauptthema. Die kontrastreiche Unvereinbarkeit dieser beiden Themen wird in der Durchführung erst mit Hilfe eines zusätzlichen Themas, einer Oboenmelodie, die das Wellenartige und die abtaktige rhythmische Figur in sich vereint, überwunden. Wie Mendelssohn die märchenhafte Polarität in ein musikalisches Konzept umsetzt, ist meisterhaft. Text: Sibylle Ehrismann 9



Saison 22 | 23

Abo Sinfoniekonzerte 5 Sinfoniekonzerte in der Alten Reithalle Aarau/ im Kurtheater Baden

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Abo - n tatio Präsen am 2022 2. April

Weitere Informationen zur Präsentation der Abo-Saison 2022/23 auf Seite 35 oder unter www.argoviaphil.ch/abo.

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4. ABO-KONZERT WERKBESCHRIEB MIECZ YSŁ AW WEINBERG

Kraftvoll und lyrisch klagend Mieczysław Weinberg (1919–1996) Violinkonzert g-Moll op. 67 (1959) Schweizer Erstaufführung I. Allegro molto II. Allegretto III. Adagio IV. Allegro risoluto

Man hört Mieczysław Weinbergs Musik an, dass sie in enger Nachbarschaft zu Dmitri Schostakowitschs Werk entstand. Die beiden Komponisten waren eng befreundet. Schostakowitsch hatte Weinberg nach Moskau geholt und gefördert, überzeugt von seinem aussergewöhnlichen Talent. Der Jude Weinberg war nach dem Einmarsch der Deutschen in Polen aus Warschau nach Osten geflohen, zuerst nach Minsk, dann weiter nach Taschkent – seine Familie fiel jedoch dem NS-Regime zum Opfer. 12

In der Sowjetunion konnte Weinberg zwar eine freie Musikerkarriere aufbauen, er blieb aber ein Fremder: in Russland war er der Pole, in Polen der Russe, und für die sowjetischen Komponisten war er schlicht zu «jüdisch». Auch die kommunistische Kulturpolitik baute ihn nicht zum internationalen Aushängeschild auf. Weinberg war ja Pole und blieb isoliert, weshalb seine Musik auch nicht derart stark «zensiert» wurde wie etwa die von Schostakowitsch. Weinberg war ein überaus produktiver und kreativer Komponist ohne


Festanstellung. Er schrieb für alle Genres und Stile: vom Kunstlied über die Sonate, Streichquartette, grosse Chorwerke, Konzerte, Sinfonien und Opern. Er verdiente seinen Lebensunterhalt aber auch mit Zirkusmusik und Musik für Zeichentrickfilme. Das Violinkonzert entstand 1959 für den Geiger Leonid Kogan, dem es auch gewidmet ist. Es steht exemplarisch für Weinbergs ausdrucksstarken, modernen und doch tonalen Stil. Schostakowitsch bezeichnete es als «fabelhaftes Werk». Schon formal fällt dieses Violinkonzert durch die vier – und nicht

wie sonst üblich drei – Sätze auf, was es in die Nähe einer Sinfonie rückt. In der Besetzung fordert Weinberg ­neben einer Harfe auch eine Celesta und ein reichhaltiges Schlagwerk mit Xylophon, dazu bei den Holzbläsern auch die ­tiefen R ­ egister des Kontrafagotts und der Bassklarinette. Die damit verbundenen «schwebend-zarten» und «bedrohlich-brummenden» Klangfarben setzt Weinberg dosiert und vielsagend ein. So beginnt etwa der 1. Satz Allegro molto mit einer leichtfüssig vorwärtstreibenden Achtelbewegung der

Weinberg (2. v. r.) und Schostakowitsch (2. v. l.) mit Mitgliedern des Beethoven Quartet. Foto: International Mieczysław Weinberg Society 13


Klänge, die berühren Ob der satte Klang eines 8-Zylinders oder die zarte Passage von Klavier und Geige – uns fasziniert harmonisches Zusammenklingen. www.amag.ch

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Streicher. Der Solopart hebt sich markant ab, er stimmt ein herb beschwingtes Thema an und entfaltet virtuose Doppelgriffe. Dennoch reagieren Solist und Orchester in enger Verflechtung aufeinander. Harmonisch reizvoll verfremdete Zurücknahmen ins Pianissimo wechseln sich ab mit heftigem Draufgängertum, bei dem der Solist auch mal knarzend/kratzend spielen soll. Da wirkt es wie eine kleine Offenbarung, wenn plötzlich zarte Celestaklänge durchschimmern. Solche unerwarteten Stimmungswechsel

durchziehen das ganze Konzert. Der rhythmische Drive und die eindringlich balladenhaften Melodien dieser Musik gehen unter die Haut, und für den Solisten gibt es keine Atempause. Er wird durchwegs virtuos gefordert: von der rhythmisch akzentuierten Verve, der gelenkigen Springbogentechnik und den flehenden Stossgebeten in der höchsten Lage. Einfach unerhört, welche Zuversicht Weinberg im nachdenklich melancholischen Adagio zu vermitteln vermag. Text: Sibylle Ehrismann

Lesen Sie auch den Artikel «Linus Roths Leidenschaft für Weinbergs Musik» im Magazin argovia philharmonic Nr. 17 www.argoviaphil.ch/das-orchester/mediathek Smartphone-Kamera auf den Code richten und Website öffnen. 15


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4. ABO-KONZERT WERKBESCHRIEB MENDELSSOHN: VIOLINKONZERT

Spät entdecktes Jugendwerk Felix Mendelssohn Bartholdy (1809–1847) Konzert für Violine und Streicher d-Moll (posth.) I. Allegro II. Andante III. Allegro

Lange Zeit kannte man von Mendelssohn nur ein Violinkonzert, das vielgespielte grosse e-Moll Violinkonzert op. 64. Dass er schon als Kind ein Konzert für Violine und Streicher geschrieben hatte, wurde erst bekannt, als der Geiger Yehudi Menuhin es 1952 spielte und herausgab. Ein Mitglied der Familie Mendelssohn hatte ihn darauf aufmerksam gemacht. Diese Erstfassung umfasste jedoch nur zwei Sätze, mittlerweile hat man auch eine vollständige dreisätzige Fassung gefunden. Schon als Kind hat Felix Mendelssohn Bartholdy eine beachtliche Anzahl von Orchesterstücken geschrie18

ben. Dazu gehört übrigens auch die Sinfonie Nr. 9 «La Suisse», die Mendelssohn nach der Schweizreise mit seiner Familie Anfang 1823 schrieb und in deren Scherzo er ein schweizerisch-volkstümliches Motiv verarbeitet. Zu diesen Frühwerken gehören aber auch vier konzertante Stücke, darunter das Konzert für Violine und Streicher in d-Moll, welches Mendelssohn 1822, also mit 13 Jahren, komponierte. Zu dieser Zeit waren Felix und seine ebenfalls geniale Schwester Fanny in der Obhut von Karl Friedrich Zelter, dem einflussreichen Leiter der Berliner Singakademie, der die frü-


Der frühreife Felix Mendelssohn Bartholdy dirigiert in einer «Hausmusik». Kolorierter Holzstich nach einer Zeichnung von Woldemar Friedrich. (akg-images, Berlin)

hen Kompositionen der beiden begleitet und begutachtet hat. Mendelssohn spielte aber auch sehr gut Klavier und Violine, sein hochgeschätzter Violinlehrer war Eduard Rietz. Das Besondere aber war, dass die Kinder in den «Sonntagsmusiken» im Elternhaus in Berlin ihre und andere Stücke selber spielen und aufführen konnten. Hier wirkten Berufsmusiker aus dem Philharmonischen Orchester mit,

die der Vater engagierte. Entsprechend bekannt und beliebt waren diese Konzerte. Das frühe Violinkonzert, das Mendelssohn für seinen Violinlehrer Rietz schrieb, wurde wohl auch von diesem in den «Hausmusiken» gespielt. Da es vom d-Moll-Violinkonzert zwei Versionen gibt, ist anzunehmen, dass Rietz massgeblich an der Neugestaltung des Stücks beteiligt war. Auffällig ist die für Konzerte ungewöhn19


IHR HERZ SCHLÄGT FÜR DIE MUSIK UNSERES FÜR DIE GESUNDHEIT DER PATIENTINNEN UND PATIENTEN Wenn ab Ende Oktober aus der Alten Reithalle in Aarau klassische Musik ertönt, verzaubert argovia philharmonic sein Publikum. Denn seine Konzerte sind höchst professionell, perfekt arrangiert und bis ins Detail durchdacht. Auch in der Medizin ist das perfekte Zusammenspiel zentral, um eine erstklassige Behandlung zu bieten. Deshalb arbeiten bei uns zum Wohle der Patientinnen und Patienten alle Hand in Hand - von den Ärztinnen und Ärzten über die Pflegefachpersonen zur Küchencrew bis hin zum Hauswirtschafts-Team und vielen weiteren Fachpersonen. Daher steht die Hirslanden Klinik Aarau auf Platz eins bei der Patientenzufriedenheit aller Schweizer Spitäler. Rund um die Uhr für Sie da: Notfall Zentrum, T +41 62 836 76 76 Hirslanden Klinik Aarau, Schänisweg, 5001 Aarau, T +41 62 836 70 00 www.hirslanden.ch/aarau Höchste Patientenzufriedenheit aller Schweizer Spitäler


liche Tonart d-Moll – auch später hat Mendelssohn für seine Konzerte gerne Moll-Tonarten verwendet. Das Werk ist nach dem klassischen Konzertschema gebaut – Zelter war ein strenger Lehrer der akademischen Form und des Kontrapunkts, was gerne etwas starr wirkt. Doch bei der motivischen Verarbeitung der musikalischen Gedanken ist die sprudelnde Fantasie des späteren Meisters Mendelssohn bereits unverkennbar. In der kraftvollen Unisono-Thematik des 1. Satzes ist der Einfluss von Carl Philipp Emanuel Bachs empfindsamem Stil, mit dem sich der junge Komponist in der Singakademie intensiv auseinandergesetzt hat, unverkennbar. Die Sonatenhauptsatzform behandelt Mendelssohn jedoch schon recht frei, die Solo-Violine greift nicht in das thema-

tische Geschehen ein, sondern setzt nach 46 Takten mit einer eigenen Themen-Variante ein. Diesem impulsiven Kopfsatz folgt ein lyrisches Andante, dessen Gehalt für einen 13-Jährigen bemerkenswert ist. In diesem langsamen Satz weiss Mendelssohn die vom Orchester vorgetragene volksliedhafte Weise ausgesprochen fantasievoll zu variieren. Die zwei kadenzartigen Solo-Passagen, die hier eingebaut sind, verweisen auf die solistischen Fertigkeiten des Violinlehrers Rietz. Diese Betonung des Solistischen nimmt in den grösser dimensionierten Kadenzen des spritzigen Rondo-Finales noch zu. Dessen lustiges Marschthema macht gute Laune und zeugt vom jugendlichen Übermut des Wunderkindes.

Text: Sibylle Ehrismann

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Felix Mendelssohn Bartholdys Zeichnung der Stadtansicht von Florenz, 1830.

Zwischen den Religionen Felix Mendelssohn Bartholdy (1809–1847) Sinfonie Nr. 4 A-Dur op. 90 «Italienische» I. Allegro vivace II. Andante con moto III. Con moto moderato IV. Saltarello: Presto

Wie Weinberg bekam auch Felix Mendelssohn Bartholdy seine jüdische Abstammung immer wieder zu spüren. Zwar liess Vater Mendelssohn seine Kin22

der vorausschauend lutherisch-evangelisch taufen, doch das Jüdischsein ist nicht nur ein Glaube, man wird darin hineingeboren.


Schon Felix Mendelssohn Bartholdys Lehrer Friedrich Zelter, der die geniale Begabung des Jungen förderte, meinte 1821 gegenüber Goethe: «Mein bester Schüler ist ein Judensohn, aber kein Jude… es wäre wirklich einmal eppes Rores, wenn aus einem Judensohne ein Künstler würde.» Doch als es dann um die Wahl eines Nachfolgers für Zelter an der Berliner Singakademie ging – Mendelssohn war mittlerweile ein angesehener Künstler geworden – wurde er einfach übergangen. Später haben die Nationalsozia­ listen Mendelssohns Musik als «entartet» gebrandmarkt und verboten. Nach dem Krieg tauchte sie deshalb nur zögerlich wieder im Konzertsaal auf. Lange hielt sich auch das von Richard Wagner verbreitete Urteil, Mendelssohns Musik sei zu heiter und naiv und gehe nicht in die Tiefe. Gerade anhand seiner 4. Sinfonie, die den Beinamen «Italienische» trägt, lässt sich aber erkennen, wie lange und intensiv Mendelssohn an seinen Werken arbeitete. Obwohl die Uraufführung der «Italienischen» 1833 in London unter Mendelssohns Leitung ein grosser Erfolg war, dirigierte er sie danach nicht mehr und überarbeitete sie mehrmals. Erst zwei Jahre nach Mendelssohns Tod erfolgte 1849 in Leipzig die deutsche Erstaufführung. Doch die überarbeitete Endfassung der Sinfonie entdeckte man erst 1992 im Mendelssohn-Nachlass in der Preussischen Staatsbibliothek Ber-

lin. Sie hatte dort unbeachtet geschlummert, bis sie Gerd Albrecht 1992 in Hamburg der Öffentlichkeit präsentierte. Konzipiert hat Mendelssohn seine 4. Sinfonie auf einer Italienreise in Rom, von wo er 1831 schrieb: «Der Frühling ist in seiner Blüte; ein warmer blauer Himmel draussen, und die Reise nach Neapel in allen Gedanken… Wer kann es mir da verdenken, dass ich nicht in die schottische Nebelstimmung mich zurückversetzen kann? Ich habe die Symphonie deshalb zu Gunsten einer ‹italienischen› zurücklegen müssen.» Es sind vor allem die Ecksätze, die den Gedanken an Italien nähren, ohne jedoch Programmmusik sein zu wollen. Der temperamentvolle Grundgestus des eröffnenden Allegro vivace mit seinem quirligen Haupt- und Seitenthema wird gerne als «südländisch» wahrgenommen. Und im Presto-Finale, einem wilden Saltarello, gerät man mitten ins südländisch pulsierende Leben. Hier verarbeitet Mendelssohn neapolitanische Volkstänze. Das aristokratisch-elegante Menuett und das melancholisch-singenden Adagio kontrastieren die beiden temperamentvollen Ecksätze wirkungsvoll. Text: Sibylle Ehrismann

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4. ABO-KONZERT KÜNSTLERBIOGR AFIE LINUS ROTH

Linus Roth Violine Nachdem Linus Roth bereits 2006 zum ECHO-Nachwuchskünstler gekürt wurde, erhielt er 2017 seine zweite ECHO-Auszeichnung für die Einspielung der Violinkonzerte von Schostakowitsch und Tschaikowsky mit dem London Symphony Orchestra unter Thomas Sanderling. Linus Roth hat sich zudem nicht nur mit Standardrepertoire, sondern auch mit der Wieder- oder Neuentdeckung zu Unrecht vergessener Werke einen internationalen Namen gemacht. Mit besonderem Interesse widmet sich Linus Roth in Konzert und Aufnahme dem Schaffen von Mieczysław Weinberg, dessen Gesamtwerk für Violine er als weltweit erster Geiger auf CD eingespielt hat. Das Œuvre von Mieczysław Weinberg in der Öffentlichkeit bekannter zu machen, ist auch das Anliegen der Internationalen Weinberg Society, einem von Linus Roth gegründetem gemeinnützigen Verein.

Nachdem Linus Roth die Vorklasse von Prof. Nicolas Chumachenco an der Musikhochschule Freiburg besucht hatte, studierte er zuerst bei Prof. Zakhar Bron. Darauf folgten mehrere Studienjahre bei Prof. Ana Chumachenco. Während seiner Studienzeit war er zudem Stipendiat der Anne-Sophie Mutter Stiftung. Im Oktober 2012 wurde Linus Roth auf eine Professur für Violine an das «Leopold-Mozart-Zentrum» der Universität Augsburg berufen und er ist ausserdem der Künstlerische Leiter des Internationalen Violinwettbewerbs Leopold Mozart. Künstlerischer Leiter ist Linus Roth auch bei dem von ihm gegründeten internationalen Festival Ibiza Concerts, sowie der Musikfestspiele Schwäbischer Frühling in Ochsenhausen. Linus Roth spielt die Stradivari «Dancla» aus dem Jahr 1703 – eine freundliche Leihgabe der Musikstiftung der L-Bank Baden-Württemberg.

Lesen Sie auch den Artikel «Linus Roths Leidenschaft für Weinbergs Musik» im Magazin argovia philharmonic Nr. 17 www.argoviaphil.ch/das-orchester/mediathek Smartphone-Kamera auf den Code richten und Website öffnen. 27


4. ABO-KONZERT KÜNSTLERBIOGR AFIE WILSON HERMANTO

Wilson Hermanto Leitung Gepriesen für seine tiefe Musikalität, natürliche Autorität, überschwängliche Energie und Eleganz, ist Wilson Hermanto seit 2017 der Erste Gastdirigent des Kammerorchesters Cameristi della Scala. Anstehende spannende Projekte als Dirigent der Cameristi della Scala sind Konzerte in Italien, Österreich, der Schweiz, Russland (Rostropovich Festival) mit Top-Solisten wie Daniel Müller-Schott, Gautier Capuçon, Maxim Vengerov, David Fray, Ramin Bahrami sowie das Projekt Bach Matthäus-Passion. Ab 2022 sind Wilson Hermanto und Daniel Müller-Schott die Co-Künstlerischen Leiter des neu gegründeten jährlichen Musikfestivals «Vevey Spring Classic», bei dem namhafte Künstlerinnen und Künstler wie Janine Jansen, Francesco Piemontesi, Nils Mönkemeyer etc. zu Gast sind. In der jüngeren Vergangenheit trat Wilson Hermanto mit den Cameristi della Scala beim George Enescu Festival auf, führte das Orchester nach Frankreich, Deutschland, in die Schweiz und die Türkei und trat mit ihnen am Teatro alla Scala di Milano auf. Jüngste erfolgreiche Debüts als Gastdirigent brachten ihn zur Sinfonia Varsovia, zu den War28

schauer Philharmonikern, zum Philharmonischen Orchester Heidelberg sowie zu Wiedereinladungen als Dirigent des Mariinsky Orchesters, des Orchestre national de Metz und des Szczecin Philharmonic Orchestra. Auf Einladung von Valery Gergiev dirigierte Wilson Hermanto eine Bühnenproduktion von Mozarts «Don Giovanni» am Mariinsky-Theater. An-


lässlich des 90. Geburtstages von Pierre Boulez im Jahr 2015 dirigierte Wilson Hermanto die Gruppe für Neue Musik Ensemble Contrechamps in Genf. Wilson Hermanto tritt regelmässig in Frankreich auf, wo er mit verschiedenen wichtigen französischen Orchestern wie dem Orchestre national de Lyon, dem Orchestre philharmonique de radio France, dem Orchestre national du Capitole de Toulouse, dem Orchestre de chambre de Paris, dem Orchestre national d'Île de France, dem Orchestre national de Bretagne etc. zusammengearbeitet hat. Weltweit arbeitete er mit dem Cleveland Orchestra, der Deutschen Radio Philharmonie Saarbrücken, den Prager Symphonikern, dem London

Philharmonic Orchestra, dem BBC National Orchestra of Wales, dem Orchestra della Svizzera Italiana, dem Orchestre de chambre de Lausanne, der NDR Radiophilharmonie Hannover, dem Ulster Orchestra, dem Florida Orchestra, dem English Chamber Orchestra, dem Malaysian Philharmonic Orchestra, dem Orchestre de chambre de Genève usw. Der in Indonesien geborene, chinesischstämmige und derzeit in der Schweiz lebende Wilson Hermanto schloss sein Studium am Peabody Conservatory of Music mit dem Hauptfach Violine ab und erwarb ein Dirigierdiplom an der Manhattan School of Music, wo er bei dem schwedischen Maestro Sixten Ehrling studierte.

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Orchesterbesetzung 1. VIOLINE Ulrich Poschner 1. Kzm. Simone Roggen 2. Kzm. Mireille Lesslauer Stv. Kzm. Angelika Limacher-Scheibler Stefan Glaus Bozidar Ljubin Giovanni Barbato Mira Migliorese Sari Erni-Ammann Judith Coll Garcia * 2. VIOLINE Agata Lazarczyk Stf. Sergej Novoselić Stv. Stf. Cristina Amato Aruna Poschner * Marianna Szadowiak Doris Dubach * Ursula Schnyder Laura Abächerli * VIOLA Andreas Fischer Solo-Viola Beat Marthaler Stv. Stf. Nadiya Husar Barbato Katarzyna Duz-Bielec Xiao Bürgi-Ma Dominik Fischer * VIOLONCELLO Orlando Theuler * Solo-Violoncello Regula Schüpbach Stv. Stf. Giulia Ajmone-Marsan Tigran Muradyan Nico Prinz Sebastian Uszynski * KONTRABASS Marc-Antoine Bonanomi * SoloKontrabass David Brito Stv. Stf. Koichi Kosugi Elmar Kremsa

FLÖTE Miriam Terragni Solo-Flöte Barbara Stoessel-Gmür Piccolo Regula Bernath * OBOE Ludovic Achour * Solo-Oboe Anna Štrbová * KLARINETTE Francesco Negrini Solo-Klarinette Eva Polgar Etele Dosa * Bassklarinette FAGOTT Brigitte Leutenegger Altern. Solo-Fagott Daniel Kühne Solo-Fagott Federico Loy * Kontrafagott HORN Hans-Ulrich Wopmann Koord. Solo-Horn Wolfgang Drechsler Joseph Koller Remo Leitl * TROMPETE Marc Jaussi * Solo-Trompete Corrado Bosshard PAUKEN Michael Juen Solo-Pauke SCHLAGZEUG Pascal Iten Solo-Schlagzeug Luca Borioli * Ricardo Marini * HARFE Lea Magdalena Knecht Solo-Harfe CELESTA Riccardo Bovino *

* Zuzügerinnen und Zuzüger Änderungen vorbehalten.

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AUSBLICK UNSERE KONZERTE APRIL – MAI

PRÄSENTATION ABO-SAISON 2022/23

APRIL 2022 Sa

02

14.30 Uhr Wettingen Klosterhalbinsel

Rune Bergmann Chefdirigent (virtuell) Simon Müller Intendant Musiker:innen des argovia philharmonic Was hat sich Chefdirigent Rune Bergmann für seine 3. Abo-Saison beim argovia philharmonic ausgedacht? Welche Werke stehen auf dem Programm und mit welchen Solisten wird das argovia philharmonic in der Saison 2022/23 musizieren? An der Abo-Vorstellung lüftet der sympathische Norweger, der leider nur virtuell anwesend sein kann, gemeinsam mit Intendant Simon Müller das Geheimnis. Dazu laden wir alle bestehenden Abonnentinnen und Abonnenten – und natürlich auch all jene, die es zur Saison 2022/23 hin neu werden wollen – ganz herzlich ein. Der Anlass wird mit Musik und einer Führung auf der neu zum Museum Aargau gehörenden Klosterinsel Wettingen abgerundet. Anmeldung bis 18. März über www.argoviaphil.ch/abo oder 062 834 70 00.

3. KAMMERKONZERT WIENER TON

APRIL 2022 So

03

17.00 Uhr

Aarau Alte Reithalle

Ulrich Poschner Violine Leonard Elschenbroich Violoncello Volodymyr Lavrynenko Klavier Werke von Brahms und Korngold Im 3. Kammerkonzert spielt 1. Konzertmeister Ulrich Poschner gemeinsam mit Cellist Leonard Elschenbroich und Pianist Volodymyr Lavrynenko – zwei Solisten aus vergangenen Abo-Konzerten – Brahms’ Klaviertrio c-Moll sowie Korngolds Klaviertrio in D-Dur. 35


5. ABO-KONZERT DIALOG PUR

MAI 2022 Do

Noah Bendix-Balgley Violine Amihai Grosz Viola Rune Bergmann Leitung argovia philharmonic

Fr

Werke von Schoeck, Mozart und Brahms

So

Sa

12 13 14 15

19.30 Uhr

Aarau Alte Reithalle

19.30 Uhr

Baden Kurtheater

19.30 Uhr

Beinwil a. S. Löwensaal

17.00 Uhr

Aarau Alte Reithalle

4. KAMMERKONZERT HOCHGEFÜHL Ulrich Poschner, Mireille Lesslauer Violine Andreas Fischer, Xiao Bürgi-Ma Viola Hyazintha Andrej, Nico Prinz Violoncello Werke von Brahms und Martinů

MAI 2022 So

22

17.00 Uhr

Informationen zu allen Konzerten finden Sie auf der Website www.argoviaphil.ch. 36

Aarau Alte Reithalle


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