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Personalia der Familien Otto | Seite

Oben: Ernst Karl (II) Otto mit Ehefrau und Kindern, in der Mitte hinten Tochter Regina. Foto: Privatarchiv Monika Plath, Bremen. Unten: Friedrich Otto 1956 in Saarlouis-Roden. Foto: Privatarchiv Joachim Otto, Neustadt/Holstein

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Personalia der Familien Otto Das OTTO-Glockenbuch präsentiert auf den Seiten 18 und 19 den Familienstammbaum der Glockengießer Otto aus dem Eichsfeld. In der dritten und vierten Generation sind Personen aufgeführt, die etwas mit der Entstehung dieses Nachtrags zum großen Glockenbuch zu tun haben.

Regina Otto war die älteste Tochter des Glockengießers Ernst Karl (II) Otto. Sie heiratete den Bremer Musikdirektor Emanuel Kretschmer. Dieser arbeitete später auch für die Ottos und verfasste dazu handschriftliche Notizen, die hier wiedergeben und kommentiert werden. Der zweitjüngste Bruder von Regina war Friedrich Otto.

Friedrich Otto arbeitete zusammen mit seinem Bruder Johannes Otto lange Jahre für die Hemelinger Glockengießer. Friedrich übernahm 1929 die Leitung der von den Ottos übernommenen Schlesischen Glockengießerei Geittner in Breslau4. Die Ottos konnten die erfolgreiche Geschichte der Breslauer Gießerei nicht lange er-

4 Gerhard Reinhold, OTTO Glocken, Familien- und Firmengeschichte der Glockengießerdynastie Otto, Selbstverlag, Essen 2019, ISBN 978-3-00-0631092, hier S. 66 ff. 5 Das Werkverzeichnis im OTTO-Glockenbuch dokumentiert die 535 in Saarlouis gegossenen Glocken, sowie eine Vielzahl weiterer Aufträge für Kirchengemeinden sowie den Guss des Marienbrunnens und des Bronzelöwen in Saarlouis. G. Reinhold, 2019, S. 87–95, 367, 374 f., 382 f. 564–571.

Johannes Otto (sechste Person von rechts, auf dem Balken stehend) im Jahr 1951 vor dem Aufziehen der Christus-und-Helena-Glocke des Trierer Domgeläutes.6

folgreich fortführen. Nach Joachim Otto, dem Sohn von Friedrich Otto musste die Gießerei „schon Mitte 1934 ... geschlossen werden“. Zwar waren die Auftragsbücher voll, die Arbeiten konnten aber mangels Rohstoffe, die zunehmend für die Rüstungsindustrie verwendet wurden, nicht ausgeführt werden. „Bis Ende 1940 arbeitete Friedrich Otto als Vertreter der Glockengießerei, des Läutemaschinenherstellers Bokelmann & Kuhlo, der Turmuhrenfabrik Korfhage und für den Kirchenheizungsbau Gerlich.“ Nach dem Krieg war er ab 1946 wieder für die Hemelinger Gießerei tätig, die schon Ende der 40er Jahre ihre volle Gießkapazität wieder erreichte. Als im Jahr 1953 im Saarland die Saarlouiser Glockengießerei gegründet wurde, lag es nahe, Friedrich aufgrund seiner Breslauer Erfahrungen mit dem Aufbau und der Leitung des neuen Unternehmens in Saarlouis zu betrauen. Bis zur Schließung der Saarlouiser Glockengießerei war Friedrich Otto als Geschäftsführer kaufmännisch und organisatorisch für die Saarlouiser Gießerei verantwortlich.5 Zwei Abbildungen auf den Seiten 108 und 144 des OTTO-Glockenbuches zeigen fälschlicherweise nicht den Glockengießer Johannes Otto, sondern den Trierer Domkapitular Dr. Klassen. Auf dem nachfolgenden Bild ist Johannes Otto zu sehen (dritte Person von rechts).

Nach Schließung der Saarlouiser Gießerei arbeitete Friedrich Otto wieder für das Hemelinger Unternehmen und ab 1971 gemeinsam mit seinem Sohn Joachim Otto in der Firma OttoBuer GmbH (Melle, später Neustadt/Holstein) für die Instandhaltung, Erneuerung und Ergänzung von Glocken, Läutemaschinen und Turmuhrenanlagen. Friedrich Otto verstarb am 19. Jan. 1978. Er wurde auf dem Friedhof des im Turmuhren- und Glockenspielbau traditionsreichen Ortes Buer bei Melle bestattet. In einer kurzen Grabrede würdigte Hans-Gerd Rincker von der Glockengießerei Rincker im hessischen Sinn die Verdienste von Friedrich Otto als eine Person, die ein Kapitel deutscher Glockengeschichte des 20. Jahrhunderts mitgestaltete.7 Joachim Otto führt die in Melle gegründete Firma in Neustadt/Holstein weiter. In Zusammenarbeit mit der niederländischen Glockengießerei Eijsbouts wurden im Jahr 2013 zwei neue Glocken für die Herz-Jesu-Kirche in Lübeck gegossen und zwar in einer rekonstruierten OTTO-Rippe. Wie weiter unten ausgeführt wird, wurden Glocken in rekonstruierter OTTO-Rippe aber auch durch Bruder Michael Reuter von Maria Laach und Christoph Schmitt aus Brockscheid gegossen.

6 Zum Trierer Domgeläut siehe G. Reinhold, 2019, S. 352-365. Zur Person von Johannes Otto siehe dort auch S. 83, zweite Person von rechts. 7 F. Otto – Geschichte einer Glockengießerei, in: Turm und Uhr, Neustadt/Holstein, Nr. 11/1994. 8 Die handschriftlichen Notizen wurden freundlicherweise von Monika Plath, Bremen, einer Nachfahrin von A. J. E. Kretschmer, zur Verfügung gestellt. 9 Siehe hierzu G. Reinhold, Essen 2019, S. 54–59, 164–169, u.a. Lehrbriefe 20 + 21 der Glockengießerschule von Albert Junker.

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