Die Netzwerkerin
Fotografie: Co-Op Dance Company (links); privat (rechts)
Lebenswege der HfMDKAlumni, Folge 12: Lena Krause, Geschäftsführerin von FREO – Freie Ensembles und Orchester in Deutschland e.V. Was wäre, wenn freie Ensembles und Orchester sich zusam menschließen würden, wenn sie ihre häufig prekären Arbeits bedingungen gemeinsam zum Thema machen, verändern, verbessern würden? Bis vor kurzem war das tatsächlich noch eine Frage – bis FREO kam, der Verein „Freie Ensembles und Orchester in Deutschland“. Zum ersten Mal in der Geschichte der freien Musikszene hatten sich Leute gefunden, die ein Netz werk für unternehmerisch organisierte freie Klangkörper und deren Mitglieder aufbauen wollten, einen Verein, eine Interes senvertretung. Darunter: Lena Krause, Absolventin der HfMDK im Fach Theater- und Orchestermanagement. Zusammen mit den späteren Vorständen bereitete sie ab 2016 ehrenamtlich zunächst die Vereinsgründung vor, da war sie noch Managerin, Produktions- und Büroleiterin beim ensemble mosaik in Berlin. Zwei Jahre später, als der Verein dann offiziell loslegen konnte, übernahm sie auf Wunsch des Vorstands schließlich die Ge schäftsführung – und findet, beruflich hätte sie es gar nicht bes ser treffen können. Interessenvertretung, das sei genau ihr Ding. „Es ist toll zu sehen, wie die Netzwerkidee jetzt ihren Weg geht, und wie schnell und positiv auch die Politik reagiert.“ Zum Bei spiel das Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen: Als das Ministerium im vergangenen Jahr einen neuen Kulturförderplan aufsetzte, konnte auch FREO eine Stellungnahme einreichen, ganz selbstverständlich. Bundesweit gibt es hunderte freier Ensembles und Orchester, 22 von ihnen sind bereits Mitglied bei FREO – alle anderen sollen es noch werden, im Idealfall. Bei öffentlichen Förderanträgen, bei Steuerthemen oder der Altersvorsorge, beim Marketing und auch sonst: Überall da, wo freie Klangkörper im Alltag Rat brauchen, will FREO unterstützen. Lena Krause, 31 und einzige Mitarbeiterin des Vereins, hält dabei die Fäden in der Hand: Sie plant mit strategischem Weitblick und leichter Hand, organisiert und strukturiert, hält Kontakt zum Vorstand, zu den Medien und zur Politik, informiert die Mitglieder und leistet Überzeugungsarbeit bei allen Freien, die noch unschlüssig sind. Dass ihr für dieses Pensum laut Arbeitsvertrag gerade einmal zehn Stunden pro Woche bleiben, ist sowohl für sie persönlich als auch für FREO eine große Herausforderung: Sie habe aber längst gelernt, ihre Zeit bestmöglich zu nutzen: „Professionalität ist nicht bloß der Maßstab für den Verein, sondern immer auch für mich selbst, auch beim Zeitmanagement. Langfristig ist es aber notwendig, die Personalsituation beim FREO e.V. zu ver bessern.“ So erklärt sich auch ihre derzeit etwas ungewöhnliche berufliche Situation: Im Februar 2018 hat sie sich dafür entschie den, ihren beruflichen Schwerpunkt in den politischen Bereich zu legen, arbeitet heute sowohl für FREO als auch für den Bundes tagsabgeordneten Ottmar von Holtz (Bündnis 90/Die Grünen), engagiert sich ehrenamtlich für die Grünen in Braunschweig, wo sie auch wohnt, denkt sogar über eine Kandidatur für ein poli tisches Mandat nach – und will sich, sobald es ihr Terminplan
HfMDK-Alumni
zulässt, auch wieder intensiver ihrer Promotion an der Goethe-Uni in Frankfurt widmen. Das Forschungsthema, für das sich die lebensfrohe und dynamische Kunstmanagerin entschieden hat, war ihr schon immer eine Herzensangelegenheit: die Arbeitssituation freier Ensembles und Orchester.
↘
Die Initiative Freie Ensembles und Orchester in Deutschland e.V. – kurz FREO e.V. – ist die neue Interessenvertretung freier Ensembles und Orchester in Deutschland. Der Verein setzt sich seit Ende 2018 für bessere Arbeitsbedingungen in der freien Musikszene ein, thematisiert Lücken in der Förderpolitik genauso wie rechtliche Fragen (u.a. Steuerrecht, soziale Vorsorge) und möchte über die spezifischen Strukturen freier Klangkörper aufklären.
↘ Vorstand: Tobias Rempe (Ensemble Resonanz; Vorsitz), Alexander Hollensteiner (Kammerakademie Potsdam), Andreas Bräunig (Freiburger Barockorchester), Sarah Heemann (Electronic ID)
↘ Geschäftsführung: Lena Krause ↘ freo.online
57