Peter Baldinger

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PETER BALDINGER 20.2. bis 25.4. 2014


ANALOGUE REMASTERED Es ist etwas geschehen. Ein Unfall, ein Überfall, eine kleine menschliche Tragödie. Peter Baldinger ist mit gezückter Kamera vorort um festzuhalten, wovon später die Zeitungen berichten werden. Der festgehaltene Moment wird jedoch bis dahin mehrere Filter durchlaufen, eventuell unpassend beschnitten und falsch betitelt werden, sodass jenes Endprodukt, welches die Leser schließlich vor Augen bekommen, dem tatsächlich Erlebten vielleicht kaum mehr entspricht. Schon zu Beginn seiner Karriere lernte Peter Baldinger das Bild als ein Objekt drastischer Eingriffe und weitreichender Beeinflussung unseres kollektiven Bewusstseins kennen und gut dreißig Jahre später, bereits lange nicht mehr als Journalist und Photograph tätig, setzt er sich genau mit eben jenen Eigenschaften des Bildes auseinander. Low Resolutions, so betitelt Baldinger die Serie seiner aktuellsten Werke - Bilder die sich aus einzelnen quadratischen Farbfeldern zuammensetzen, sogenannten Pixeln, die erst vereint mit anderen Bildeinheiten ein erkennbares Ganzes zeigen. Wir begegnen solchen pixelgebauten Bildern täglich, nehmen sie als Abbildung unserer Realität wahr und formen durch sie unsere Beziehung zur Wirklichkeit. Baldinger greift diese Bilder nun auf, legt ihr eigentliches digitales Grundgerüst offen und hält es in der Tradition klassischer Malerei auf Leinwand fest. Dabei

geht er mit höchster Sensibilität vor, malt jedes quadratische Farbfeld sorgsam und einzeln aus, strebt dabei jedoch keine technische Perfektion in Form streng identer Formen an. Im Gegenteil, Baldinger erlaubt jedem einzelnen gemalten Pixel ein Ausbreiten und Zusammenziehen, ein Eigenleben, welches in wirklich digitalem Rahmen nicht möglich wäre. Damit verwertet Baldinger eine vielfach generierbare digitale Information zu einem materiellen Unikat, hebt es also aus dem Kreislauf von exakter Reproduktion und globaler Distribution und bindet es an seine Kunst. Die Betrachtung der Ergebnisse fordert dementsprechend eine Brechung unserer gewohnten Wahrnehmung heraus, es entsteht ein förmlicher Konflikt zwischen dem natürlichen Begehren, die einzelnen abstrakten Farbflächen zu einem figurativen Ganzen zu schließen und dem Bewusstsein, lediglich einzelne quadratische Formen abgebildet zu sehen. Dieser Übergang des Konkreten in die Abstraktion ist ein definierender Teil der digitalen Ästhetik, und Baldinger wendet sie meisterhaft an. Die Bilder erscheinen damit mitunter - und wie bereits die Betitelung ‘Low Resolutions’ vorwegnimmt - aufgelöst, von Baldinger persönlich seziert und wieder zusammengesetzt. Doch diese Dekonstruktion der Bilder in Form pixelartiger Auflösung ist nicht als Zerlegung vorhandener, fester Bildstrukturen zu verstehen, sondern als eine Offenlegung, ein


Aufzeigen, dass eben jene Bildstrukturen in sich bereits einer konstanten Zerlegung unterliegen. Das Prinzip der Verfremdung und graduellen Abstraktion, der bewussten Aufhebung unserer natürlichen Wahrnehmungserwartungen, ist ein grundlegendes Prinzip das sich durch alle Werke und Werkphasen Peter Baldingers zieht. ‘Low Resolutions’ ist darunter die vielleicht gegenwärtigste und interessanteste Auseinandersetzung, eine Antwort auf die revolutionäre Auswirkung,

welche die digitale Bilderzeugung auf die visuelle Darstellung genommen hat. Innerhalb von zwei Jahrhunderten ging nun der Mensch von der manuellen zur mechanischen und von dieser zur digitalen Bildproduktion über, Baldinger kehrt diesen Prozess nun wieder um. Der Kreis wird geschlossen, jedes einzelne Bild hat seine eigene Entwicklung durchlaufen und eine eigene Geschichte zu erzählen.

Udo Hohenberger

Peter Baldinger


low_res_crucification November 2012 Aquarell auf Papier 100 x 70 cm


On Time #1 2013 Aquarell auf Papier 76 x56 cm


low_res_madonna April 2013 Aquarell auf Papier 140 x 95 cm r端ckseitig signiert


low_res_herzogin von alba II Mai 2013 Aquarell auf Papier 140 x 95 cm r端ckseitig signiert


low_res_innozenz X. M채rz 2013 Aquarell auf Papier 60 x 45 cm r체ckseitig signiert


low_res_infantin margarete Februar 2013 テ僕 auf Leinwand 150 x 120 cm rテシckseitig signiert


low_res_dame mit dem hermelin Juli 2013 テ僕 auf Leinwand 160 x 130 cm rテシckseitig signiert


low_res_madame riviere November 2010 Aquarell auf Papier 76 x 57 cm r端ckseitig signiert


low_res_madame aymon November 2010 Aquarell auf Papier 76 x 57 cm r端ckseitig signiert


low_res_jane saymour 2011 Aquarell auf Papier 76 x 57 cm r端ckseitig signiert


low_res_big queen Dezember 2012 テ僕 auf Leinwand 150 x 100 cm


low_res_karl November 2012 テ僕 auf Leinwand 150 x 100 cm


low_res_vincent 4 Juli 2013 Aquarell auf Papier 56 x 42 cm r端ckseitig signiert


low_res_vincent 2 Dezember 2012 Aquarell auf Papier 76 x 57 cm r端ckseitig signiert


low_res_double elvis Februar 2013 テ僕 auf Leinwand 200 x 150 cm


exit (Malibu) aus der Serie Most Familiar Signs November 2011 テ僕 auf Leinwand 120 x 160 cm rテシckseitig signiert


Aurora Art Invest Gmbh Naglergasse 25/5, 1010 Wien +43 1 890 13 29 20 office@aurora-art-gallery.com Gesch채ftsf체hrung: Filip Rosa Projektleitung: Teresa Czernin Einf체hrungstext: Pauline Scheuba Design und Repros: Stefan Donat Portr채t: Romana Graf


Udo Hohenberger Peter Baldinger

ren zu verstehen, sondern als eine Offenlegung, ein Aufzeigen, dass eben jene Bildstrukturen in sich bereits einer konstanten Zerlegung unterliegen. Das Prinzip der Verfremdung und graduellen Abstraktion, der bewussten Aufhebung unserer natürlichen Wahrnehmungserwartungen, ist ein grundlegendes Prinzip das sich durch alle Werke und Werkphasen Peter Baldingers zieht. ‘Low Resolutions’ ist darunter die vielleicht gegenwärtigste und interessanteste Auseinan-

dersetzung, eine Antwort auf die revolutionäre Auswirkung, welche die digitale Bilderzeugung auf die visuelle Darstellung genommen hat. Innerhalb von zwei Jahrhunderten ging nun der Mensch von der manuellen zur mechanischen und von dort zur digitalen Bildproduktion über, Baldinger kehrt diesen Prozess nun wieder um. Der Kreis wird geschlossen, jedes einzelne Bild hat seine eigene Entwicklung durchlaufen und eine eigene Geschichte zu erzählen.


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