Sonderausstellung im Leopold Museum
Die Schichtarbeiter
Die Schichtarbeiter „Perspektiven“ In gemeinsamer Arbeit zur Gestaltung von Bühnenbilder wissen die Schichtarbeiter es auch in ihren Werken als freischaffendes Künstler Duo Illusionen zu erschaffen, mit Assoziation und Emotion zu spielen und damit Räume zu kreieren. Peter Turrini beschreibt diese als „Seelenlandschaften“, welche Bernard Antl und Markus Schmidel visuell festhalten und dem Betrachter zugänglich machen. Vor ein Bild der Schichtarbeiter zu treten bedeutet also in ein Bild der Schichtarbeiter zu treten. Die Landschaft, in welche man dabei Fuß setzt, ist nicht räumlich fixiert, zieht sich in den Betrachterraum und bleibt vage, gleich einem Traum. „Es ergaben sich immer mehr Bilder und es war doch nur dieses eine Bild“, so schildert Peter Turrini die kontinuierlich veränderte Wahrnehmung einzelner Werke. Die Werke selber sind das Ergebnis eines förmlichen Wachstumsprozesses, welcher
direkt an die Interaktion beider Künstler untereinander und mit dem Material gebunden ist. Letzteres wird sorgsam gewählt, nicht nur hinblickend seiner Hochwertigkeit sondern auch seiner Eigenheit. Es wird hierbei gerne auch experimentiert, die Ergebnisse werden abgewogen und die folgenden Schritte gemeinsam entschieden. Schicht für Schicht. Womit der Name aus seinem herkömmlich Industrie gebundenen Verständnis gehoben wird und in seinem wortwörtlichsten Sinn einen steten Prozeß beschreibt. Diesen Prozeß tragen die Bilder narrativ hinfort, sie erzeugen ihre eigene Dimension. „Immer entsteht bei den vielen Bildern, die ich inzwischen gesehen habe, der Eindruck, daß jedes dieser Bilder vieles erzählt.“, so Peter Turrini. Somit bauen die Schichtarbeiter mit jedem Werk eine kleine Bühne, die von jedem Einzelnen eigens betreten und erfasst werden will.
Markus Schmidel &
Bernard Antl
Über „Die Schichtarbeiter“ Im Dom zu Maria Saal in Kärnten, in dessen Schatten ich aufgewachsen bin, hing gleich hinter dem Kircheneingang ein Bild. Es dürfte aus dem 19. Jahrhundert stammen und einer damals üblichen Mode entsprungen sein. Wenn man das Bild von der linken Seite ansah, dann war das schmerzverzogene Antlitz von Jesus zu sehen, und stellte man sich auf der rechten Seite des Bildes auf, dann sah man die gütigen, lächelnden Züge von Maria. Als Kind hat mich dieses Bild fasziniert oder besser gesagt der Umstand, daß ein und dasselbe Bild zwei Menschen zeigt, zwei Gesichtsausdrücke, zwei Geschichten erzählen kann. Immer wieder stellte ich mich, meistens nach dem Ministrieren, einmal links und einmal rechts des Bildes auf, betrachtete die abwechselnd erscheinenden und so unterschiedlichen Antlitze auf dem Bild. Viele Jahre später hat mir Herbert Föttinger, der Direktor der Josefstadt, erzählt, daß er für das Bühnenbild zu meinem Stück keinen klassischen Bühnenbildner nehmen möchte, sondern zwei Theatermalern aus seinem Haus eine Chance geben will. Er sei von deren künstlerischer Qualität überzeugt und zeigte mir einen Entwurf. Dieser bestand
im wesentlichen aus einem großen Bild und sofort war dieses Gefühl, welches ich vor Jahrzehnten beim Betrachten des Bildes im Dom hatte, wieder da. Man sah eine Landschaft, aber wo immer man sich aufstellte, um das Bild zu betrachten, auf die linke oder rechte Seite, nahe dran oder weiter weg, immer entstand eine andere Stimmung, ein „anderes“ Bild. Ich war fasziniert. Diese Faszination setzte sich bei den Probenarbeiten fort und erweiterte sich. Jetzt ging es nicht mehr nur darum, von welcher Seite oder aus welcher Entfernung man das Bild sah, jetzt kam das Theatermittel des Lichts, der Beleuchtung hinzu und immer wieder entstanden durch veränderte Lichtstimmungen neue Blicke, neue Assoziationen zum Bild. Es ergaben sich immer mehr Bilder und es war doch nur dieses eine Bild, das an der hinteren Begrenzung der Bühne stand. Manchmal hatte ich das Gefühl, ich sehe eine verlassene Welt, eine Steinwüste, zerfallene Berge, die sich langsam in ein graues Meer schieben, oder einen Himmel, der von ewigen Stürmen bedeckt schien. Und dann wie-
der wechselte der Eindruck in sein Gegenteil und ich glaubte, eine Vision des Paradieses zu sehen, eine Landschaft, in die man sofort einwandern möchte und dann wiederum entstand ein Gefühl von solcher Verlassenheit und Kälte, daß man an die schlimmsten Momente seines eigenen Lebens erinnert wurde und wiederum – in neuer Lichtstimmung – verbreitete das Bild eine Harmonie, der man sich nur allzu gerne hingeben mochte. In den Rezensionen zu meinem Stück „Aus Liebe“ gab es immer wieder den nachdrücklichen Hinweis auf dieses so einfache und doch so vielschillernde Bühnenbild. Die beiden „Schichtarbeiter“, der Bernard Antl und der Markus Schmidel, die in Wahrheit seit Jahren großartige Bilder verschiedenen Formats malen, bekamen in kürzester Zeit Ausstellungen und Anerkennung. Ich habe sie gefragt, ob sie jetzt, im Lichte des neuen Erfolgs, ihren Beruf in der Josefstadt aufgeben würden, um sich ganz der Kunst zu widmen. Sie verneinten dies und sprachen vom Handwerklichen, das in der einen und in der anderen Tätigkeit die Basis sei.Tagsüber würden sie im Malersaal des Theaters arbeiten,
Bühnenbilder malen, meistens bis 16:30 Uhr, und anschließend würden sie in einem Raum, den ihnen das Theater zur Verfügung gestellt hatte, gehen, und dort gemeinsam ihre Bilder malen. Das seien zwei Schichten am Tag und sie würden sich nicht umsonst „Schichtarbeiter“ nennen. Die Bezeichnung „Schichtarbeiter“ weist bei diesen beiden nicht nur auf die viele Arbeit hin, sondern auch auf ihre Methode. Es sind Papierschichten, meist japanisches Papier, die mit Knochenleim und Wasser und Farbe vermischt und immer wieder neu aufgetragen werden. Manchmal drängt sich eine alte Schicht durch die neue, manchmal vermischen sich die Schichten ineinander, immer aber entsteht bei den vielen Bildern, die ich inzwischen gesehen habe, der Eindruck, daß jedes dieser Bilder vieles erzählt. Bei Schnitzler heißt es, die Seele ist ein weites Land. Bernard Antl und Markus Schmidel übertragen diesen Satz in die Malerei: Jetzt kann man solche Seelenlandschaften auch optisch besichtigen. Peter Turrini, Juli 2013
Ohne Titel 2013 Mischtechnik Leinen auf Holz 85 x 100 cm
Ohne Titel 2013 Mischtechnik Leinen auf Holz 300 x 130 cm
Ohne Titel 2013 Mischtechnik Leinen auf Holz 120 x 110 cm
Ohne Titel 2013 Mischtechnik Leinen auf Holz 85 x 100 cm
Ohne Titel 2013 Mischtechnik Leinen auf Holz 46 x 62 cm
Ohne Titel 2013 Mischtechnik Leinen auf Holz 85 x 60 cm
Ohne Titel 2013 Mischtechnik Leinen auf Holz 100 x 80 cm
Ohne Titel 2012 Mischtechnik Leinen auf Holz 100 x 80 cm
Ohne Titel 2013 Mischtechnik Leinen auf Holz 120 x 110 cm
Ohne Titel 2013 Mischtechnik Leinen auf Holz 46 x 62 cm
Ohne Titel 2013 Mischtechnik Leinen auf Holz 126 x 160 cm
Ohne Titel 2013 Mischtechnik Leinen auf Holz 85 x 100 cm
Ohne Titel 2013 Mischtechnik Leinen auf Holz 85 x 100 cm
Ohne Titel 2013 Mischtechnik Leinen auf Holz 52 x 53 cm
Ohne Titel 2013 Mischtechnik Leinen auf Holz 52 x 53 cm
Ohne Titel 2013 Mischtechnik Leinen auf Holz 120 x 110 cm
Ohne Titel 2012 Mischtechnik Leinen auf Holz 150 x 200 cm
Ohne Titel 2013 Mischtechnik Leinen auf Holz 126 x 160 cm
2. bis 6. Oktober
Aurora Art Invest Gmbh Naglergasse 25/5, 1010 Wien +43 1 890 13 29 20 office@aurora-art-gallery.com Gesch채ftsf체hrung: Filip Rosa Einf체hrungstext: Pauline Scheuba Design: Stefan Donat