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Auf Kurs in Richtung E-Mobilität

Die Elektrizitätswerke des Kantons Zürich (EKZ) sind einer der grössten Energiedienstleister der Schweiz und versorgen rund eine Million Menschen mit Strom aus 100 % erneuerbarer Energie. Da liegt es praktisch auf der Hand, die Fahrzeugflotte ebenfalls mit Strom zu betreiben. Doch das ist gar nicht so einfach, wie wir bei unserem Besuch am Standort in Dietikon erfahren.

Am EKZ-Standort in Dietikon, der sich auf einer Insel in der Limmat befindet, werden wir von Jaroslav Omasta bereits erwartet. Der 47-Jährige ist seit Sommer 2022 Leiter Garage & Flottenmanagement bei der EKZ und Herr über fast 800 Personenwagen, Lieferwagen, Lkws und Anhänger. Diese sind an den vier Standorten Dietikon, Wetzikon, Wädenswil, Seuzach sowie am Hauptsitz in Zürich stationiert und werden auf über 1300 Mitarbeitende verteilt.

Die Einsatzzwecke der Fahrzeuge sind vielfältig: Elektriker, Monteure, Bauaufseher, Sicherheitsberater, Installateure, Contracting und Verkauf wollen mit den passenden Autos versorgt sein. Diese bezieht das EKZ vornehmlich von der AMAG-Gruppe und Mercedes-Benz.

Selbst bei einem Black-out einsatzbereit Neben konventionell angetriebenen Fahrzeugen wie Sprinter, Vito, Puch, T6, Caddy oder Octavia surren auch die elektrisch angetriebenen Modelle ID.3, Enyaq oder die neuste Anschaffung, ein ID. Buzz, durch das Versorgungsgebiet. «Wir unterscheiden zwischen betriebsrelevanten und nicht betriebsrelevanten Fahrzeugen. Nicht betriebsrelevante Fahrzeuge werden Schritt für Schritt durch E-Fahrzeuge ersetzt, die betriebsrelevanten Fahrzeuge werden noch mit konventionellen Treibstoffen betrieben, um jederzeit einsatzbereit zu sein. Wir suchen aber auch bei diesen Fahrzeugen nach ökologischen Nachfolgelösungen. Eine davon könnten synthetische Treibstoffe sein», sagt Omasta. Erste Erfahrungen mit der E-Mobilität sammelte der Energiedienstleister bereits 2015. Damals waren E-Autos noch Exoten und die Auswahl an Modellen klein.

Eigene Fahrzeugwerkstatt zahlt sich aus Mittlerweile steht für beinahe jeden konventionell angetriebenen Personenwagen aus der EKZ-Flotte, der nach rund 10 Jahren oder 250 000 Kilometern in den Ruhestand rollt, ein passendes Elektro-Nachfolgemo - dell bereit – zumindest in der Theorie. «Die aktuellen Lieferfristen betragen oft über ein Jahr, unabhängig von der Antriebsart. Einige Modelle sind aktuell nicht einmal bestellbar», berichtet Omasta. Unkonventionelle Lösungen sind gefragt. Im Falle der Elektrizitätswerke des Kantons Zürich werden zur Überbrückung der Lieferengpässe zusätzliche Vehikel angemietet, zudem verbleibt ein Teil der EKZ-Fahrzeuge über die vorgesehene Laufzeit und Laufleistung im Fuhrpark. «Nun zahlt es sich aus, dass unsere Flotte bestens gepflegt und gewartet wird», sagt der Leiter Garage & Flottenmanagement und führt uns in die betriebseigene Fahrzeugwerkstatt. Drei Mechaniker sowie ein Werkstattkoordinator kümmern sich um die gigantische Betriebsflotte und führen vom Reifen- bis zum Achswechsel sämtliche Wartungen und Reparaturen selbst aus. In vereinzelten Fällen werden auch externe Spezialisten beauftragt, schliesslich trudeln jährlich rund 1500 Aufträge in der Werkstatt ein.

Warum der ID. Buzz den Caddy ersetzt

Zu den Aufgaben des Werkstattteams zählt auch die Wartung der Innenaufbauten. Abhängig von der Fahrzeuggrösse belaufen sich deren Anschaffungskosten auf über 20 000 Franken – pro Fahrzeug. Ein markanter Kostenpunkt, zumal die massgeschneiderten Einrichtungen bei der Ausmusterung der alten Flottenfahrzeuge nicht in die neuen übernommen werden können. Die Vielzahl an Ersatzteilen und Werkzeugen, welche an Bord der EKZ-Fahrzeuge sicher und gut sortiert mitgeführt werden, birgt bei der Elektrifizierung der Flotte, insbesondere in der Sparte der leichten Nutzfahrzeuge, weitere Herausforderungen: Anhänge- und Nutzlast sind im Vergleich zu ihren Verbrenner-Pendants niedriger, weshalb beispielsweise der ID. Buzz nicht etwa den Transporter T6 ersetzt, sondern den kleineren Caddy.

Blick in die Zukunftsgarage

Mit dem Finden geeigneter E-Fahrzeuge ist es aber längst nicht getan. Ein erfolgreicher Umstieg auf die E-Mobilität erfordert auch eine entsprechende Ladeinfrastruktur. Wie Gara- gen in Unternehmen oder Privathäusern künftig aussehen könnten, zeigt uns Maren Uebel in der Zukunftsgarage. Denn die EKZ unterstützt die Förderung der Elektromobilität nicht nur intern, sondern bietet massgeschneiderte Lösungen für Gewerbe- und Privatkunden. «Wir arbeiten in der Zukunftsgarage in Dietikon an den Themen Smart City, Smart Energy, Smart Grid, Smart Building und Smart Mobility. Ziel ist es, mit Lösungen für die Zukunft Kunden in ihren Energiewelten zu entlasten und Energie zu sparen», erläutert die Produktmanagerin E-Mobilität.

Über die Elektrizitätswerke des Kantons Zürich

Die Versorgungssicherheit im Kanton Zürich ist ein Produkt geteilter Verantwortung von mehreren Akteuren. EKZ versorgt von den 162 Gemeinden im Kanton Zürich 125 direkt, 35 über andere Endverteiler, und die Stadt Zürich und Winterthur versorgen sich komplett selbst. Technisch wird der Strom von den vorgelagerten und überregionalen Netzbetreibern Axpo und Swissgrid an EKZ geliefert. Der gelieferte Strom wiederum wird von Produzenten im In- und Ausland in die Netze von Axpo und Swissgrid eingespeist. EKZ besitzt nur wenig eigene Produktionskapazitäten im Kanton Zürich (4 % der Versorgungsenergie). Geschichtlich wurde diese Aufgabe der Axpo (früher NOK) übertragen. EKZ kauft den benötigten Strom gestaffelt zwei Jahre im Voraus am Markt bei verschiedenen Produzenten ein. Die Produzenten liefern via die Netze von Swissgrid und Axpo in die EKZ-Unterwerke. Dort wird die elektrische Energie transformiert und gelangt über das Mittel- und Niederspannungsnetz zu den Kundinnen und Kunden.

Die Netzverfügbarkeit, ein zentrales Element bei der Stromverteilung, betrug 2021 99,998 %, ein Spitzenwert im Schweizer Vergleich. Damit dies so bleibt, investiert EKZ wöchentlich fast 2 Millionen Franken in ihr Stromnetz.

Komplette Ladelösungen für Kunden So haben die Elektrizitätswerke des Kantons Zürich beispielsweise eine komplette Ladelösung entwickelt. Diese reicht von der Planung und der Installation bis hin zum Betrieb und zur Abrechnung. Die Grundinstallation für Mehrfamilienhäuser und Gewerbeunternehmen besteht aus dem herstellerunabhängigen EKZ-Lademanagement, Netzwerk für die Kommunikation sowie Flachbandkabel. An dieses kann bei Bedarf eine Ladestation angeschlossen und installiert werden. Das System ist modular erweiterbar, je nachdem, wie sich die Nachfrage auch entwickelt. Die intelligenten Ladestationen sind mit einem Zugangschip geschützt.

An den fünf EKZ-Standorten sind rund 80 solcher Ladestationen verbaut – weitere werden folgen. Auch an den Wohnorten der Mitarbeitenden. Mehrere Feldversuche und Umfragen laufen intern, um mittel- und langfristig möglichst vielen Mitarbeitenden das Laden zu Hause zu ermöglichen. Spätestens 2030 soll der tranchenweise angesetzte Umstieg auf eine möglichst emissionsarme Flotte vollzogen sein.

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