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Polestar2: neuer Stern am
Der neue Stern am Elektro-Firmament
Einst machte Polestar als Haustuner von Volvo auf sich aufmerksam. Künftig geht die Marke eigene Wege und will mit E-Fahrzeugen für Furore sorgen. Den Auftakt machte 2018 der Polestar 1, ein Plug-in-Hybrid-Coupé für Gutbetuchte. Mit dem Polestar 2 soll nun die breite Masse erobert werden.
DER POLESTAR 2 basiert auf derselben Plattform wie der Volvo XC40 Recharge, weshalb man sich wohl entschied, anstatt eines weiteren SUV erstmal eine Limousine auf die Räder zu stellen. Nichtsdestotrotz könnte der Wurf des Ex-Volvo-Designer und Polestar CEO Ian Ingenlath zum grossen Coup avancieren, denn mit 57’900 Franken positioniert sich der Polestar 2 in der beliebten Premiumklasse – und hat einiges auf dem und im Kasten. Beispielsweise ein bahnbrechendes Betriebssystem. So mutiert das Fahrzeug zum ersten Google-Auto mit dem Smartphone-Betriebssystem Android. Mit «Hallo Google» wird das System zum Leben erweckt und ersetzt beinahe den Beifahrer: Es liest die Wettervorhersagen vor, lotst zielsicher durch die Strassen, löst Rechnungsbeispiele oder erzählt Witze. Auch Details wie die Temperatur können via Sprachbefehl
Mit dem Polestar 1 deuteten die Schweden ihr Potenzial an, nun machen Ian Ingenlath und Co. mit dem Polestar 2 ernst und setzen die Messlatte für E-Autos ein Stück höher.
Am Gesamtpaket des Polestar 2 gibt es momentan kein Vorbeikommen – auch für Tesla und dessen Model 3 nicht. Nicht zuletzt die Verarbeitung spielt in einer anderen Liga.
Das Basisfahrwerk konnte mit der straffen Abstimmung nur bedingt überzeugen, wodurch das Performance-Paket zur Pflicht wird. eingestellt werden. Der Polestar 2 kann zudem zahlreiche Funktionen automatisch aktualisieren, sobald Updates verfügbar werden.
408 PS, 470 Kilometer Reichweite
Der schwedische Tesla-Jäger hat aber mehr zu bieten als «nur» das wohl beste Betriebssystem. Das Fahrzeug an sich könnte zum Leitstern unter den E-Autos avancieren. Zwei E-Motoren (einer an jeder Achse) sorgen für 300 kW (408 PS) sowie 660 Nm Systemleistung und beamen den Polestar 2 in 4,7 Sekunden auf Tempo 100 – trotz 2,1 Tonnen Leergewicht.
Die Batterie hat eine Kapazität von 78 kWh und soll es 470 Kilometer weit bringen (nach WLTP). Bei unserer ersten Fahrt, die unter anderem durch Zürich führte, sind wir rund 430 Kilometer weit gekommen. Polestar gewährt acht Jahre Garantie auf den Akku (bzw. 160’000 Kilometer oder 70 Prozent des Batteriezustands des Fahrzeugs). Geladen wird der Polestar 2 an einer Schnellladestation mit bis zu 150 kW in 40 Minuten (0 bis 80 Prozent), an der heimischen Wallbox dauert der Ladevorgang rund 8,5 Stunden, an einer simplen Steckdose vergeht eine gefühlte Ewigkeit (36 Stunden).
Vegan und eigenständig
Einen Startknopf sucht man im Polestar 2 vergeblich, genauso wie tierische Materialien. Das puristische, aber elegante Cockpit ist vegan gehalten, Leder gibt’s nur gegen Aufpreis. Erinnerungen an Volvo werden neben den Thors HammerLeuchten lediglich beim Anblick des Lenkrads wach, ansonsten präsentiert sich das Fahrzeug weitgehend eigenständig.
Die Sensibilität des Lenkrads, die Rekuperationsstärke oder auch ein Kriechgang können via 11,5-ZollTouchscreen justiert werden. Was sich leider nicht einstellen lässt, ist das straffe Basisfahrwerk. Ge
Speziell von hinten wirkt der Polestar 2 mit seinem durchgehenden Leuchtband sehr eigenständig.
TECHNISCHE DATEN
Polestar 2
Leistung (kW/PS) 300 /408 Drehmoment (Nm) 260 0–100 km/h (s) 4,7 v max (km/h) Reichweite Verbrauch (km) (kWh/100 km) 470 19,3 Preis: ab CHF 57’900.–
Der schwedische Tesla-Jäger hat das Zeug, Elektroautos einen weiteren Schub an der Verkaufsfront zu geben.
gen 6000 Franken Aufpreis gibt’s ein Performance-Paket mit ein stellbaren Öhlins Stossdämpfern, geschmiedeten 20-Zoll-Rädern, speziell abgestimmten Federn und Stabilisatoren sowie Brembo Brem sen mit gelochten Bremsscheiben und goldfarbenen Bremssätteln. Das Fahrwerk lässt sich zwar auch dann nicht per Knopfdruck, aber zumindest mechanisch, einstellen.
Digitaler Verkauf
Ab sofort kann der Polestar 2 online reserviert werden. Ende Jahr werden die ersten Modelle anrollen. Bis dahin sollen sogenannte «Polestar Spaces» der Marke ein Gesicht geben. Denn auch künftig wird der Verkauf rein digital abgewickelt, während Service- und Reparaturarbeiten die Volvo-Vertretungen übernehmen. (rk)
«Der Polestar2 bietet Fahrspass und Reichweite»
Mit dem Polestar 2 blasen die Schweden zur Jagd auf Tesla. Der Schweizer Chef Sascha Heiniger im Interview über die Ziele und Pläne..
Sie sind seit April 2020 Chef von Polestar in der Schweiz. Wie verlief Ihr Start?
Sehr gut. In den Anfängen war ich vor allem in Kontakt mit dem Polestar Hauptsitz in Göteborg in Schweden. Es gibt sehr viel Operatives aufzugleisen für eine neue Marke. Das ist sehr spannend, aber auch sehr intensiv. Nun freue ich mich darauf, zusammen mit meinem Schweizer Team, dass es immer konkreter wird mit der Vorbereitung unseres Markteintritts auf Ende dieses Jahres.
Sie waren zuvor viele Jahre für Volvo tätig. Was unterscheidet Polestar von Volvo?
Als Tochtermarke können wir in vielen Bereichen profitieren vom Know-how und von Strukturen von Volvo. Das ist natürlich sehr wertvoll für eine junge Marke. Dann wieder funktionieren wir bei vielem wie ein Startup und wir müssen unsere eigenen Lösungen finden für konkrete Fragen und Herausforderungen. Das Schöne ist: Es steckt sehr viel Energie und Aufbruchsstimmung in Polestar.
Welche Ziele haben Sie sich mit Polestar in der Schweiz gesetzt?
Wir wollen eine Schweizer Polestar Organisation mit solidem Fundament aufbauen. Damit meine ich, dass wir vom Sales-Prozess über die Fahrzeugablieferung bis hin zum ServiceAngebot hochstehende Qualität anbieten. Ich bin auch der Überzeugung, dass es auch als Marke, welche online Fahrzeuge verkauft, sehr wichtig ist, dass man einen guten Kundendienst bieten muss. Wenn wir all diese Punkte richtig machen, bin ich überzeugt, werden wir auch Erfolg haben.
Ende Jahr kommt der Polestar2 für 57’900 Franken im Premium-Segment. Bläst Polestar nun zur Jagd auf Tesla?
Der Polestar 2 ist sicherlich eine Alternative zum Tesla Model 3. Ich finde aber, dass es an der Zeit ist, den automobilen Markt nicht nur in die Segmente Verbrenner und ElektroFahrzeuge aufzuteilen. Der Polestar 2 ist ein komplettes, attraktives Fahrzeug, das unheimlichen Fahrspass bietet und eine hohe Reichweite. Wir denken daher, dass Kunden in naher Zukunft einen Polestar 2 genauso in Betracht ziehen werden beim Fahrzeugkauf wie zum Beispiel ein vergleichbares Modell von einem der deutschen Premium-Hersteller.
Was zeichnet den Polestar 2 Ihrer Ansicht nach besonders aus?
Jetzt, wo ich den Polestar 2 selber auch etwas länger fahren konnte, finde ich, dass er sich
Sascha Heiniger, Head of Polestar Switzerland
durch eine erfrischende Leichtigkeit auszeichnet. Es macht unglaublich Spass, die Dynamik eines elektrischen Fahrzeuges zu erleben – und dabei nachhaltig unterwegs zu sein. Dank dem Google Assistant kann man nun ganz einfach mit seinem Fahrzeug kommunizieren. Und natürlich gefällt mir auch das skandinavisch geprägte Design des Polestar 2, sowohl aussen wie innen. Die verbauten Materialien im Innenraum schliesslich sind nicht nur schön designt, sondern auch verantwortungsvoll hergestellt.
Das Auto kann nur online reserviert werden. Wie sieht die Verkaufsstrategie aus?
Genau, einen Polestar kann man ausschliesslich online kaufen oder leasen. Das heisst also auch, dass wir kein klassisches Händlernetzwerk haben. Abliefern werden wir unsere Modelle über eines unserer Übergabe-Zentren. Auf nächstes Jahr planen wir in Zürich und Genf in den Innenstädten sogenannte «Polestar Spaces» zu eröffnen. Dort wird man unsere Marke und Modelle entdecken können – und von da aus auch Probefahrten machen.
Apropos: Von welchem Verkaufsvolumen gehen Sie dieses Jahr sowie 2021 aus?
In den letzten beiden Monaten dieses Jahres, wenn unser Bestellsystem öffnet, planen wir rund 200 Polestar 2 zu verkaufen. So weit schauen wir mal für den Moment (lacht).
Auf welchen Antrieb setzt Polestar künftig?
Auch alle künftigen Modelle werden vollelektrisch sein.
Können Sie uns zum Abschluss bereits etwas über den Polestar 3 verraten?
Viel kann ich noch nicht verraten – aber der Polestar 3 wird ein spannendes, aerodynamisches SUV-Modell sein. (rk)