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VW Tiguan
«R»-Logo und grosse Lufteinlässe könnten den Wolf im Schafspelz verraten.
DER BESTSELLER VON VW: NEU ELEKTRISCH UND BÖSE
Europas meistverkaufter SUV, der VW Tiguan, fährt in die nächste Runde – dynamisiert und elektrifiziert. AUTO BILD Schweiz hat die «R»-Version und den Plug-inHybriden auf ihren Jungfernfahrten getestet.
WAS LANGE NUR den Golf und den T-Roc schmückte, gibt’s nun auch für den Tiguan. Gemeint sind das R-Emblem und ein über 300 PS starker 2-Liter-Turbomotor. Nur, dass im Tiguan die neuste Evolutionsstufe des Aggregats verbaut ist. Resultat: 320 PS und 420 Nm. Dank dem RPerformance Torque Vectoring ist der Tiguan R nicht nur geradeaus flott unterwegs, sondern wirkt in den Kurven für einen SUV besonders agil. Dass musste auch die
Rein elektrisch fährt der eHybrid bis zu 130 km/h schnell, mit Unterstützung des Verbrenners sind 205 km/h drin.
Die Modelle «R» und «eHybrid» machen beide Spass – einer vor, einer beim Tankstellenbesuch.
nur für kurze Zeit im Windschatten fahrende GTI-Pilotin auf der 270°-Autobahneinfahrt einsehen. Unser Vorteil: Bei einer Linkskurve wird mehr Kraft ans rechte Hinterrad geleitet – was einen spürbar in den Bogen «reindrückt».
Ratio – ein Schlüssel zum Erfolg
Natürlich gibt’s den neuen Tiguan nicht nur als GTI-Schreck, sondern auch mit vernünftigeren bis sehr vernünftigen Aggregaten: drei Benzinern, zwei Selbstzündern und einem Plug-in-Hybrid. Die Benziner rollen mit zwei 1.5 TSI Motoren mit 130 PS sowie 150 PS und 6-Gang-Schaltgetriebe vom Band. Für Letzteren gibt’s optional das 7-Gang-DSG. Dieses wählt auch im 190 PS starken 2.0 TSI mit Allradantrieb die Gänge. Ergänzt werden die Verbrenner durch zwei 2.0 TDI Motoren mit 150 und 200 PS. Wobei der stärkste Selbstzünder mit seinem 4x4 wohl der Geländetauglichste der Familie ist.
Im Innenraum des «R»-Modells sorgen blaue Akzente für einen sportlichen Look.
VW hängt den Tiguan an die Dose
Unser Highlight im Motorengestell: der 245 PS starke Plug-in-HybridAntrieb, welchen wir kurz nach der «R»-Version ebenfalls zum Tanz baten. Eine Umstellung, wie sie grösser nicht sein könnte. Wo vorher eine Akrapovic-Auspuffanlage für mächtig Akustik sorgte, ist jetzt praktisch nichts mehr zu hören, denn der 245 PS starke Tiguan eHybrid fährt bis zu 50 Kilometer (WLTP) rein elektrisch. Dafür sorgen ein E-Motor mit 115 PS und eine 13-kWh-Antriebsbatterie. Ist der Akku leer oder wird mehr Leistung verlangt, als elektrisch abrufbar ist, schaltet sich der 1,4-LiterTSI-Motor dazu. Verbrauch und Fahrleistungen sind noch nicht bestimmt. Nach unserer kurzen Testfahrt schätzen wir den Verbrauch im Hybrid-Mode auf etwa 2 Liter pro 100 Kilometer. Der Sprint vom Stand auf Tempo 100 dürfte rund 7,5 Sekunden dauern. Geladen wird ausschliesslich per Wechselstrom – an der Haushaltssteckdose oder an Wallboxen und Ladesäulen mit maximal 3 kW Leistung. (fs)
«DAS EINE TUN, OHNE DAS ANDERE ZU LASSEN»
Redaktor Fabio Simeon (l.) mit Jan Schiedek-Jacht, Entwicklungsleiter bei Volkswagen R.
Mit dem neuen Tiguan R lanciert Volkswagen einen Power-SUV – ohne jegliche E-Unterstützung. Weshalb der Neuling trotzdem seine Daseinsberechtigung hat, erklärt Jan Schiedek-Jacht, Entwicklungsleiter bei Volkswagen R.
AUTO BILD Schweiz: Starten wir mit einer provokanten Einstiegsfrage: Trotz E-Vision rollt mit dem Tiguan R ein SUV mit 320 TurboPS vom Band. Warum werden solche Autos nach wie vor gebaut?
Jan Schiedek-Jacht: Bei Volkswagen leben wir die Strategie ‹Das eine tun, ohne das andere zu lassen›. VW ist erklärt mit der Elektromobilität unterwegs – genauso Volkswagen R. Das haben wir erst kürzlich in Zell am See mit der Studie Golf eR1 gezeigt. Dieser dient nicht nur als Komponententräger, sondern zeigt, wie sich ein E-Auto mit R-Genen realisieren liesse. Zudem sind wir in verschiedenen Konzeptuntersuchungen tätig, um in besagtem Segment in Zukunft Fuss zu fassen. Bis es aber soweit ist, wird es weiterhin leistungsstarke Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren geben – die Kunden wünschen das so.
Wo sind die grössten optischen Neuerungen des Tiguan, speziell beim Tiguan R?
Der Tiguan R differenziert sich in der Frontansicht vor allem durch seinen eigenständigen Stossfänger und die grossen Lufteinlässe, welche Kühlluft in den Motorraum leiten. Beim hinteren Stossfänger dürften vor allem der Diffusor und die vierflutige Abgasanlage ins Auge stechen. Zudem finden sich am Performance-SUV Radlaufverbreiterungen, um die optionalen 21-Zoll-Räder unterzubringen. Auch Reformen, die der aktuelle Tiguan im Vergleich zum Vorgänger mit sich bringt, wie neue LED-Matrix-Scheinwerfer, aufgefrischte Rückleuchten und die überarbeitete Motorhaube, übernehmen wir für das R-Modell. «Die Studie Golf eR1 zeigt, wie sich ein E-Auto mit R-Genen realisieren liesse.»
Was geschieht mit dem Fahrzeug, wenn die R-Taste am Sportlenkrad betätigt wird? Die Taste ist zweistufig. Durch kurzes Drücken wird das Fahrprofil-Menu aufgerufen und man
MADE IN FINLAND
kann zwischen den verschiedenen Fahrmodi switchen. Drückt man die Taste länger, springt das Fahrzeug in den Race Mode. Dieser passt alle verstellbaren Parameter an. Heisst: Lenkung, Motoreinstellung, Gaspedalerkennung, Schaltpunkte, Fahrwerk, Hinterachsantrieb sowie die Akustik verändern sich so, dass der Tiguan R zu einem wahren PerformanceFahrzeug mutiert.
Können Sie uns die Funktion des Torque Vectoring Getriebes erklären?
Heute ist jedes R-Model ein Allradfahrzeug und verfügt deshalb über einen Vorder- und Hinterradantrieb. Mit unserem neuen Hinterachsgetriebe können wir die beiden hinteren Räder einzeln ansteuern und den Tiguan R so fahrdynamisch unterstützen. In einer Linkskurve wird mehr Drehmoment aufs rechte Hinterrad geleitet, was das Fahrzeug nach «innen drückt». Auch unser Entwicklungsfahrer Benny Leuchter ist vom neuen Hinterachsgetriebe mit R-Performance Torque Vectoring überzeugt und fährt dank diesem bis zu acht Sekunden schnellere Rundenzeiten auf der Nürburgring Nordschleife. (fs)
GAR ANTIE JAHRE ANS LATA YEARS VUOTTA ÅR