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Schweizer Rennfahrerinnen

Isabelle Riederer,

ir@awverlag.ch

Einparken ohne Piepen

Der Spruch «Frau am Steuer – Ungeheuer» ist mittlerweile so ausgelaugt wie ein ausgelutschtes Spruso-Bonbon. Doch bei vielen – vor allem Männern – wird er immer noch gerne genutzt. Dabei zeigt eine aktuelle Studie des TCS, dass mehr

Männer für Unfälle auf Schweizer Strassen verantwortlich sind als Frauen. 2019 waren gerade mal ein Viertel aller

Verkehrsunfälle auf Schweizer Strassen von Autofahrerinnen verursacht worden.

Um genau zu sein, von 53’528 registrierten

Autounfällen, waren 13’915 auf Frauen zurückzuführen, in 34’665 Fällen waren

Männer Schuld. In 4948 Fällen im Jahr 2019 konnte der Hauptverursacher nicht identifiziert werden. Zudem verursachen

Männer statistisch gesehen die schwereren

Verkehrsunfälle und verzeichneten in den letzten Jahren viermal mehr Ausweisentzüge als Frauen. Im Jahr 2019 wurden 79’921

Führerscheine eingezogen. In 80,63% der

Fälle waren Männer betroffen und bei 19,37% Frauen.

Natürlich bin ich es leid, immer wieder über dieses Thema zu schreiben, und es hat auch einen Grund, warum ich es tue. Denn beinahe jedes Mal, wenn ich irgendwo parkiere, springt hinter irgendeinem Busch ein Mann hervor, der mich tatkräftig beim

Ein- oder Ausparken unterstützen möchte.

Dass Frau das vielleicht nicht braucht oder will, spielt keine Rolle. Vielleicht wollen die

Herren auch nur helfen, ganz Gentleman eben, oder sie kriegen Panik, sobald sie eine Frau am Steuer sehen. Ich weiss es schlichtweg nicht. Nur frag ich mich, wofür braucht es dann noch eine piepende

Einparkhilfe, wenn es Männer gibt, die das übernehmen? Simona De Silvestro

DIE SCHNELLSTEN FRAUEN DER SCHWEIZ

In der Automobilbranche und gerade auch auf der Rennstrecke sind Frauen nach wie vor in der Unterzahl. Doch es gibt sie, Schweizer Rennfahrerinnen, die erfolgreich sind. Fünf junge Frauen stellen wir hier vor. Text: Isabelle Riederer

Cyndie Allemann Die gebürtige Jurassierin aus Moutier zählt zu den bekanntesten Schweizer Rennfahrerinnen – auch dank ihren TV-Auftritten in zahlreichen Motorsport- und Automobilsendungen. Ihre Motorsportkarriere begann sie mit acht Jahren im Kartsport, wo sie bis 2003 aktiv war. Ein Jahr später wechselte sie in den Formelsport, erst bei der Schweizer Formel Renault, später bei der deutschen Formel Renault. 2006 wechselte sie in den deutschen Formel-3-Cup. Sie holte sich zwei Podestplätze und holte sich am Saisonende im Gesamtranking den 9. Platz. 2007 erhielt sie bei Manor Motorsport zwar ein Cockpit in der Formel-3-Euroserie, konnte sich jedoch nicht gegen ihre Konkurrenten durchsetzen. 2008 zog es Cyndie in die USA, wo sie für American Spirit Racing in der Indy Lights antrat. Mit einem vierten Platz als bestes Resultat wurde sie 14. in der Gesamtwertung. Ein Jahr später war der Traum aber vorbei, die Schweizerin erhielt kein Cockpit mehr. Zwar debütierte sie für Matech Competition beim 24-StundenRennen in Le Mans, jedoch ohne Erfolg. Seit 2012 fährt sie für das Audi-Kundenteam Hitotsuyama Racing in der japanischen Super GT.

Simona De Silvestro Schon als Teenager waren Autorennen ihre grosse Leidenschaft. Simona De Silvestro hat deshalb auch auf vieles verzichtet und unermüdlich gekämpft, um ihren Traum leben zu können. Die Thunerin war noch nicht ganz 18, als es sie nach ersten Formel-Erfolgen in Europa in die USA zog. Über die Formel BMW und die Formel Toyota Atlantic landete sie in der IndyCarSerie. Beim legendären Indy 500 wurde sie 2010 als «Rookie of the Year» ausgezeichnet. Noch mehr Anerkennung bei Fahrern und Fans verdiente sie sich ein Jahr später, als sie sich in Indianapolis am Tag nach einem schweren Trainingsunfall trotz Verbrennungen an beiden Händen ins Auto setzte und die Qualifikation schaffte. Für diese couragierte Leistung verpassten ihr die Amis, für die sie bis dahin immer nur die nette «Swiss Miss» war, einen neuen Spitznamen: «Iron Maiden». Nach einem kurzen Zwischenspiel im Formel-1-Zirkus beim Schweizer Rennstall Sauber, zog es sie 2015 zurück in die IndyCar-Serie. Im gleichen Jahr erhielt sie ein Cockpit für die Formel E, wo sie die Saison 2015/16 schliesslich auf dem 18. Gesamtrang beendete. Aktuell ist sie Entwicklungsfahrerin für Porsche in der Formel E.

Rahel Frey

Fabienne Wohlwend

Jasmin Preisig Eigentlich arbeitet die Appenzellerin als Kauffrau, doch ihr Herz schlägt für den Motorsport. Durch ihren Vater hat sie schon im Kindesalter erste Erfahrungen im Kartsport gesammelt. Das war vor gut zwölf Jahren. Mittlerweile ist die Ostschweizerin Markenbotschafterin für Volkswagen und startet mit ihrem Volkswagen Golf GTI TCR in der VLN-Langstreckenmeisterschaft und auch beim legendären 24h-Rennen am Nürburgring – und das in einem reinen Frauenteam. Der Rennstall WS Racing hat im Jahr 2019 seine Vision «Girls only – Rock the Green Hell» auf die Rennstrecke gebracht. Der Name ist Programm, nicht nur die Fahrerbesetzung ist weiblich, sondern das gesamte Team: von der Teamchefin über die Ingenieurinnen bis zu den Mechatronikerinnen.

Fabienne Wohlwend Ihr Debüt feierte Fabienne Wohlwend 2016 in der Formel 4 in Italien. Punkte holte sich die Liechtensteiner zwar keine, aber Aufmerksamkeit. Und so bewarb sie sich bereits ein Jahr später erfolgreich für den Audi TT Cup. Ihre bisher grössten Erfolge feierte die heute 23-Jährige in der Ferrari Challenge und der W Series. Aber der Reihe nach. Seit 2017 fährt Fabienne in der Ferrari Challenge für das Schweizer Team Octane 126. Im November 2018 dann der erste Triumph. Fabienne holte sich den Klassensieg in der Trofeo Pirelli der Kategorie Pro-Am und sicherte sich zudem den inoffiziellen Titel einer Ferrari-Damenweltmeisterin und den zweiten Gesamtrang in der Ferrari Challenge Europa. Mittlerweile gehört die Profirennfahrerin der Top-Kategorie Pro an und ist aus dem Cockpit ihres Ferrari 488 Challenge Evo nicht mehr wegzudenken. Ausser es geht um die W Series: In der speziellen Formel-3-Rennserie nur für Frauen hat Fabienne ebenfalls einen Stammplatz.

Rahel Frey Auch Rahel Frey startete ihre Rennkarriere im Kindesalter auf der Kartbahn. 2004 debütierte sie in der Renault Sport Trophy der Schweizer Formel Renault. Zwei Jahre später wechselte sie zum Schweizer Rennstall Jenzer Motorsport und blieb der Formel Renault treu. 2008 kam dann der grosse Sprung in den deutschen Formel-3-Cup mit Amersfoort Racing. Die gebürtige Solothurnerin sicherte sich im ersten Jahr wichtige Punkte und Podest-Platzierungen. In der zweiten Saison holte sie sich gar auf dem Nürburgring den Sieg und war damit die erste Frau, die ein Rennen im deutschen Formel-3-Cup für sich entschied. Nach Zwischenstopps im GT-Sport und in der DTM wechselte Frey in die ADAC GT Masters. Am 27. Oktober 2013 gewann sie in China das zehnte Saisonrennen des Audi R8 LMS Cups und ist damit die erste Frau, welche ein Rennen dieser Serie gewinnt. Seit 2011 gehört die heute 35-Jährige dem Audi-Sport-customer-racing-Fahrerkader an und darf Kunden auf der ganzen Welt rasant begleiten. Zudem sorgte sie 2019 an der ELMS mit einem reinen Frauenteam für Kessel Racing und einem Ferrari 488 GT3 für Aufsehen und Punkteregen. Dieses Jahr steigt die Profirennfahrerin in die Langstrecken-WM ein mit einem reinen Frauenteam für Iron Lynx.

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