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C3 Car Competence
from A&W 04/2021
Das Schadenmanagement-Portal EC2 ist für alle digitalen Endgeräte geeignet. dass Vater und Sohn in der gleichen Firma gut miteinander auskommen. Ich glaube der Hauptgrund ist, dass wir uns gegenseitig respektieren.»
C3 CAR COMPETENCE CENTER: 20 JAHRE DIGITALISIERUNG IM AUTOGEWERBE
Als Jost Künzli C3 2001 gründete, war Digitalisierung noch Science Fiction. Heute geht’s nicht mehr ohne. Und die C3 Car Competence Center GmbH hat sich zum wichtigsten Softwareanbieter im Bereich Schadenmanagement der Schweiz
entwickelt. Text: Mario Borri
ISO-Zertifizierungen (ISO = Internationale Organisation für Normung) sind weltweit anerkannt und stehen für beste Qualität.
Neben Produkten können auch
Firmen ISO-zertifiziert werden. Das
Label attestiert den Trägern, dass sie sich kontinuierlich verbessern und den Qualitätsstandard stets auf höchstem Level halten. Die C3 Car
Competence Center GmbH und die angegliederte C3 Restwertbörse AG wurden im vergangenen Dezember gleich zweimal ISO-zertifiziert. Im
Bereich Qualitätsmanagement weisen die beiden Firmen die ISO9001-Zertifizierung aus, welche unter anderem die Kundenzufriedenheit, die Kundenorientierung und die Prozesseffizienz der Firmen auszeichnet.
Die ISO-27001-Zertifizierung bestätigt die Daten- und Informationssicherheit beider Firmen. Zudem spezifiziert diese Zertifizierung, dass die Betriebe über ein stetiges Management von
Sicherheitsrisiken und über die entsprechend erforderlichen Prozesse verfügen.
Viele Betriebe hatten noch kein E-Mail
Begonnen hatte alles vor 20 Jahren. Während seinem Studium am Technikum Biel zum Automobil-Ingenieur hatte Jost Künzli auch programmieren gelernt. Neben der Auto-, faszinierte ihn auch die IT-Welt und er wollte versuchen, beides zu verknüpfen. Die Idee: Die Automatisierung von Fahrzeugschaden-Aufnahmen mit der Weiterleitung an die jeweiligen Versicherungen. 2001 gründete Jost Künzli die C3 Car Competence GmbH. «Anfangs haben alle gelacht, doch ich glaubte immer daran. Es war allerdings nicht einfach. Das Problem war damals, dass die meisten Betriebe noch nicht mal E-Mail hatten. Doch immer mehr liessen sich von den Vorteilen des elektronischen Briefkastens überzeugen. Als die Sache dann zu laufen begann, war ich der Konkurrenz stets einen Schritt voraus», erzählt Jost Künzli.
Vater und Sohn respektieren sich
In der Folge wurde der Kundenstamm immer grösser. 2009 trat Josts Sohn Yves Künzli in die Firma ein. Der damals 20-Jährige hatte Automatiker gelernt und fand nach der RS wegen der Wirtschaftskrise keinen Job. Was anfangs als Notlösung gedacht war, wurde zum Dauerbrenner. Yves wurde vom C3-Virus infiziert und wollten die Firma gemeinsam mit seinem Vater weiterentwickeln. In der Folge studierte er ebenfalls am Tech in Biel Automobil-Ingenieur und anschliessend Wirtschaftsinformatik. Die beiden Künzlis harmonierten von Anfang an sehr gut. Jost Künzli: «Das ist nicht selbstverständlich,
Vier Betriebe pro Tag besucht
Ab 2013 gaben Jost und Yves Künzli mit dem gemeinsam entwickelten, Schadenmanagement-Portal EC2 Vollgas. Yves Künzli: «Wir klapperten Versicherungen, Carrossiers und Garagisten ab und versuchten, sie von EC2 zu überzeugen. Wir besuchten bis zu vier Betriebe pro Tag. Im Schnitt unterschrieb einer.» Durch die Besuche erhielten die beiden Ingenieure Einblick in die Betriebe und lernten die Branche so immer besser kennen. Durch dieses Wissen konnte EC2 stetig und gezielt weiterentwickelt werden. «Wir wissen, was die Carrossiers brauchen und was die Versicherungen wollen. Die wichtigsten beiden Punkte dabei: Das System muss ‹tubelisicher› sein, je weniger Clicks der User machen muss, desto besser. Und das System muss funktionieren – was es erwiesenermassen auch tut, denn bei uns braucht’s keine Hotline», so Yves Künzli.
3500 Kunden besitzen Login
EC2 ist der Grundpfeiler der C3 Car Competence GmbH. Insgesamt 3500 Kunden haben im Moment ein Login. Jost Künzli: «Neben Versicherungen und Carrossiers sind dies auch Garagisten und FahrzeugExperten, Leasinganbieter und Fahrzeug-Broker.» Das webbasierte Schadenmanagement-Portal verfügt über zahlreiche Funktionen und Applikationen für die papierlose Schadenerledigung und Auftragsvergabe im
Jost Künzli gründete 2001 die C3 Car Competence Center GmbH.
Reparaturgewerbe. Mit EC2 sind alle beteiligten Parteien in Echtzeit live miteinander verbunden. Ein User erhält ID und Passwort und kann sich danach auf jedem internetfähigen Gerät einloggen.
Fremdvergabe von Aufträgen per E-Marketplace
C3 bietet mit EC2 dem Reparaturgewerbe eine einzigartige Plattform, bei welcher der Reparateur selbst entscheidet, welche Services er für seinen Prozess wünscht. Beginnend bei der schnellen Datenerfassung durch den Fahrzeugausweisscanner, der Planung des Ersatzfahrzeugs und Schnittstellen zu Kalkulationsanbietern können alle erfassten Daten weiterverwendet werden. Bei der Versicherungskommunikation und der Instandstellung wird der Reparateur durch selbsterklärende Prozesse begleitend unterstützt. Die Fremdvergabe von Reparaturen kann über den integrierten E-Marketplace einfach abgewickelt werden. Zuletzt hilft das Statusboard als integrierte Lösung bei der Planung, der Ablieferung und der Kundenbegrüssung im Reparaturbetrieb.
Fahrzeugbewertung am Tablet oder Smartphone
Mit EC2 wird auch der Fahrzeugeintausch zu einem digitalen Prozess. Yves Künzli: «Mehrere Grossbetriebe wenden das Softwarepaket für den Fahrzeugeintausch bereits erfolgreich an.» So funktioniert es: Nachdem der Lenker sein Fahrzeug in den Betrieb gebracht hat, wird ein Mitarbeiter mit Tablet durch die standardisierte EC2-Fahrzeugbewertung geführt. Die Fahrzeugdaten werden via Foto digital erfasst. In einem zweiten Schritt kann der Fachmann mittels einer digitalen Vorlage den Zustand des Fahrzeugs erfassen und die Mängel sogleich mit Fotos im System hinterlegen. Die Zustandserfassung ist standardisiert und erspart durch die Erfassung mittels Tablet, Smartphone oder eines anderen Endgeräts Zeit und Papier.
Nach Bewertung per Mausklick auf Restwertbörse
Clever ist auch die Vernetzung von EC2 mit der ebenfalls von Jost und Yves Künzli entwickelten C3 Restwertbörse. Damit kann der Betrieb das bewertete Fahrzeug mit einem Klick in die Restwertbörse stellen, wo es dann professionellen Ankäufern zur Einsicht steht. Die C3 Restwertbörse verfügt über eine enorme Reichweite an professionellen Aufkäufern, was hohe Erlöse garantiert. Schlussendlich erhält der ursprüngliche Autobesitzer innerhalb von zwei Tagen eine transparente Preisauskunft und kann sich dann entscheiden, ob er das Fahrzeug zum Verkauf freigibt oder nicht.
Die C3 Car Competence GmbH entwickelt aber nicht nur Softwares. Von den sechs Mitarbeitenden sind nämlich drei Automobil-Ingenieure im Team – neben Jost und Yves Künzli ist dies Jonas Buschmann. Durch dieses technische Hintergrundwissen und die gesammelte Erfahrung im Reparaturbereich hat sich C3 zum Kompetenzzentrum bei Fahrzeugschäden entwickelt. Yves Künzli: «Wir geben interessierten Kunden Schulungen über die immer grösser werdende Komplexität bei Unfallreparaturen. Denn Fahrerassistenzsysteme und der MultimaterialMix bei Fahrzeugen der neusten Generation erschweren und verteuern auch kleinste Reparaturen. Wir sagen, was es zu beachten gilt.»
Auch als Gutachter bei mutmasslichen Betrugsversuchen sind die C3-Ingenieure gefragt. «Einmal wurden wir eingeschaltet, als ein Auto als unfallfrei angeboten, während eines Services aber einige Ungereimtheiten festgestellt wurden. Unsere Recherche hatte dann ergeben, dass der Wagen bereits zweimal einen Totalschaden erlitten hatte und dennoch immer wieder als unfallfrei verkauft wurde», erzählt Yves Künzli.
Corona als Digitalisierungs-Turbo
2021 feiert die C3 Car Competence GmbH ihr 20-jähriges Bestehen. Nicht einmal die Corona-Krise kann der Firma mit Sitz in Aarau etwas anhaben. Im Gegenteil – Jost Künzli: «Die Pandemie ist ein Digitalisierungs-Turbo. So steigen nun auch die letzten Carrossiers und Garagisten auf digitales Schadenmanagement um, viele entscheiden sich dabei für C3.»
www.c-3.ch
Yves Künzli trat 2009 in die Firma seines Vaters ein.