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Wohnmobile, Wohnwagen, Dachzelte und Co
Reiseweite statt Reichweite
Camping ist so populär wie nie. Klar, dass auch hier der Ruf nach Elektrifizierung laut wird. Wir stellen Konzepte verschiedener Art vor. Dennoch heißt’s: schön langsam.
Text: Mag. Severin Karl, Fotos: Mercedes-Benz Vans, Knaus Tabbert, Volkswagen Nfz
Rom wurde nicht an einem Tag erbaut und so müssen sich auch Campingfans, die am liebsten heute schon bei voller Auswahl lokal emissionsfrei in die Natur reisen wollen, etwas gedulden. Die E-Campingbranche ist noch ein zartes Pflänzchen, doch erste Triebe wirken vielversprechend und die Ansätze sind ganz unterschiedlich.
Sortimo baut EqV um Soll es ein BEV, PHEV oder ein E-Fahrzeug mit Range Extender sein? Mercedes setzt auf Ersteres und lässt den EQV von der Schweizer Firma Sortimo Walter Rüegg AG supermodular umrüsten. Schon ab Werk werden grundlegende Ansprüche mit der optionalen Dreier-/Sitzliegebank erfüllt. Wer entsprechende Aufpreise hinlegt, kann die eidgenössische Kur auf Aufstelldach mit Dachbett, Multifunktionsbox mit Schlaf- und Kücheneinheit sowie Solarpanels mit in Summe rund 400 Watt Leistung ausdehnen. Leichtbauweise wird grundsätzlich groß geschrieben, man will die Ladesäule ja nicht öfter als nötig ansteuern. Wer den EQV 300 mit der 90-kWh-Batterie als Basis wählt, darf mit 326 bis 363 Kilometer Reiseweite rechnen. Beim EQV 250 (Batteriekapazität 60 kWh) werden die Trips entsprechend kürzer oder die Ladestopps häufiger. Er kommt 213 bis 236 Kilometer weit. Die Solarpanels laden sowohl die Starterbatterie als auch die Zusatzbatterie für den Campingbetrieb. In der Küche finden sich zwei gasbetriebene, herausnehmbare Kochfelder, eine Kühlbox sowie Schubladen für Besteck, Kochzubehör und Vorräte. Ist das Schlafsystem zusammengefaltet, muss man auf den Fondsitzen keine Abstriche beim Platz machen. Ganz einfache Dinge, die im Alltag unterwegs aber Sinn machen, bietet der Camping-EQV ebenso. Verdunkelte Scheiben hinten nehmen der Sonne ihre Blendwirkung, zudem können Fremde nicht so leicht hineinblicken. Innenraumbeleuchtung gehört auch hinten dazu, mit integrierten USB-Buchsen lassen sich allerhand Geräte aufladen, die Sitze für Fahrer und Beifahrer lassen sich schließlich drehen. Damit werden gemütlichere Konstellationen möglich.
Knaus mit RangeExtenderStudie Knaus Tabbert gehört zu den führenden Herstellern von Wohnmobilen. Die Bayern haben eine Studie auf die Räder gestellt, mit der sich bereits erste Erfolge eingestellt haben: Der Knaus E.Power Drive wurde Mitte Februar mit dem „European Innovation Award“
Volle Auswahl für lokal emissionsloses Reisen spielt es für Campingfans noch nicht.
VW Nutzfahrzeuge hat im herbst 2021 den Multivan als pluginhybrid auf den Markt gebracht; Fans freuen sich schon jetzt auf die Campingmodelle des Klassikers; elektrisches Fahren ist bis 140 km/h möglich, die batteriekapazität ist mit 10,4 kWh begrenzt
ausgezeichnet. Wer hört, dass es das erste vollelektrische Reisemobil des Herstellers ist, denkt wahrscheinlich an riesige Batteriepacks, doch es sind 35 kWh Kapazität. Ein Range Extender (Rex) in Form eines Wankelmotors sorgt dafür, dass das voll geladene Fahrzeug nach 90 rein elektrischen Kilometern weiter Richtung Ziel stromert. Neben dem Aufladen der Fahrbatterie kann der fest an einen Generator gekoppelte Rex auch direkt Strom für den Antriebsmotor liefern. Mit einem DC/AC-Wandler wird zudem Energie (230 Volt) für den Wohnbereich geliefert. „Fünf Tage unabhängiges Caravaning sind möglich“, hört man von den Entwicklern. Statt dem Wankel will man in Zukunft eine Brennstoffzelle einsetzen, auch an der Gewichtsbilanz wird gefeilt. Nichts Genaues weiß man nicht, aber auch vom neuen VW Multivan eHybrid soll es künftig Campingvarianten geben. Der Plug-in-Hybrid (E-Reichweite bis 50 Kilometer) mit 6-Gang-DSG bietet eine Systemleistung von 218 PS (315 Nm), außerdem soll ein Allradmodell folgen. •
Mercedes EqV mit Sortimoumbau: Die Liegefläche ist perfekt auf die Fahrzeugbreite zugeschnitten; für das Aufstelldach stehen Solarmodule bereit, sie laden Starter und zusatzbatterie, sorgen für Autarkie
Mit dem European Innovation Award ausgezeichneter Knaus E.power Drive; EMotor mit maximal 180 kW Leistung, 35kWhbatterie, dazu ein WankelRangeExtender; in gut drei Stunden an der Wallbox aufgeladen
Camping-basics und mehr zum nachlesen
carsten Konsen entführt uns in „Alles was ein camper wissen muss – tipps, tricks und checklisten für einen sorgenfreien camping-trip“ (erschienen im DK Verlag) in die Welt der mobilen Freiheit und Flexibilität. Auch alte Hasen können sich über neue Gedankenansätze freuen, das reicht vom thema „nachhaltiges camping“ bis zur liste von nützlichen Apps, eine für das Erkennen von Sternenbildern inkludiert. Der Großteil des 159 Seiten starken Buchs richtet sich dennoch eher an Neulinge oder an jene, deren erste Ausfahrten viele Fragezeichen aufwarfen. Nach Kategorien (Schlafen, Freizeit, Zubehör etc.) unterteilte Packlisten erleichtern die Zusammenstellung des Equipments vor der großen Fahrt. Nicht zuletzt kann das Buch um 15,40 Euro beim Sparen helfen, etwa wenn Konsen die Mautregeln anspricht. Nicht jeder hat im Hinterkopf, dass die Maut für ein 4,5-tonnenWohnmobil schnell um ein Vielfaches höher sein kann als für einen campervan. Sogar „camping im Winter“ ist als eigenes Kapitel zu finden. Hier sind die richtigen tipps natürlich noch einmal wertvoller.
Wir wohnen im ersten Stock Ein paar Jahre dauert es noch
Mit einem Dachzelt steht dem schnellen Trip ohne Wohnmobil oder Campingwagen nichts im Weg.
Text: Mag. Severin Karl, Fotos: GentleTent
Es gibt Menschen, denen reicht ihr gewöhnlicher Pkw für einen kurzen Urlaub. Werden die Sitze umgelegt, ist das Bett gemacht, das Wohnen an sich wird nach draußen verlegt. Im Normalfall hat man sich für ein warmes Land als Destination entschieden, dann passt das schon für eine Weile. Luxuriöser wird das Ganze natürlich mit einem Dachzelt.
Der lange Weg einer guten Idee Mit brandneuen Dachzelt-Modellen zeigt GentleTent in der Saison 2022 groß auf. Wir holen vorher kurz aus: GentleTent ist ein österreichisches Start-up, das zuerst Camping und E-Biking miteinander vereinen wollte. Nachdem man 2013 auf die Idee eines „Airtent“ kam, wurde von den Tüftlern aus einer Werkstatt in der Linzer Tabakfabrik eine Zeltrevolution losgetreten. Die stellten 2017 – mittlerweile nach Wien übersiedelt – schließlich das erste aufblasbare Dachzelt der Welt vor. „Mit den neuen Modellen können wir für 2022 innovative Lösungen in allen Dachzeltgrößen anbieten“, sagt GentleTent-Gründer und CEO Gernot Rammer. Schon das GT Roof Mini bietet Platz für zwei Personen (210 x 120 cm Liegefläche) und ist mit 21 Kilogramm äußerst leicht. Ein Außencover für zusätzlichen Hitzeschutz ist im Preis von 2.499 Euro ebenso inkludiert wie ein 12-V-Kompressor und die unverzichtbare Teleskopleiter. Beim GT Roof (2.899 Euro) kann eine zusätzliche Person mit und beim GT Roof Maxi (3.599 Euro) schlafen vier Personen bequem im ersten Stock. Clique, Großfamilie, whatever: Im größten Dachzelt der Welt, dem GT Sky Loft (3.999 Euro), haben schließlich sechs Personen Platz. •
Das Gentletent Gt Roof wiegt 31 Kilogramm und bietet zwei Montagevarianten (Einstieg seitlich oder übers heck); oben das Gt Roof Mini, das in fünf Minuten aufgebaut ist
Dethleffs arbeitet an einem Caravan mit E-Antrieb. Es gibt gesetzliche Hürden.
Text: Mag. Severin Karl, Fotos: Dethleffs
Mit der E.Home Alpen Challenge im Sommer 2021 hat Dethleffs (gemeinsam mit der Erwin Hymer Group und ZF) bereits vorgeführt, wie praktisch ein elektrisch angetriebener Caravan für Elektroautos ist: Der Eigenantrieb kann den höheren Energieverbrauch des Zugfahrzeugs kompensieren, man darf auch auf der Urlaubsfahrt mit der gewohnten Reichweite rechnen. Dazu kommt die erhöhte Sicherheit dank des tiefen Schwerpunkts und dem sicheren Geradeauslauf. Sechs Stunden und zwölf Minuten brauchte das Team bei der Challenge, um ohne Nachzuladen von Isny im Allgäu nach Riva am Gardasee zu gelangen.
Was braucht es für die zulassung? Ein großer Stolperstein auf dem Weg zur Serienreife ist die Gesetzgebung. Was in den USA schon möglich ist, ist für Europa nicht geregelt, denn bei uns muss ein Anhänger immer gezogen werden. Eigener Antrieb? Wer kommt denn auf solche Ideen! Technische Angaben für die Homologation fehlen daher völlig, niemand weiß, welche Features (ABS etc.) der E.Home-Caravan braucht, um zugelassen zu werden. Doch es gibt schon Arbeitsgruppen dafür, hören wir von Dethleffs, in drei bis fünf Jahren sollen gesetzliche Möglichkeiten da sein, um das Konzept auf den Markt zu bringen. Bis dahin arbeitet man beim Prototypen mit zwei 40-kWhBatterien noch am Gewicht, nicht zuletzt, um die Zuladung zu erhöhen. Auch wird eine gesetzliche Toleranz für Elektrofahrzeuge angestrebt: Nachdem die Antriebsbatterie so viel wiegt, soll dies nicht (zur Gänze) bei der Zuladung zum Tragen kommen. •
Seele baumeln lassen
Entspannen fällt einfacher, wenn das Rundherum passt. So findet man die besten – und ungewöhnliche – Plätze.
Text: Mag. Severin Karl, Fotos: Grubhof, Bauernleben
Immer zum gleichen Campingplatz? Für Gewohnheitstiere eh okay, aber es gibt so viele Alternativen! Will man bei einem Platzwechsel keinesfalls einfahren, sucht man die besten Campingplätze auf dem Portal www.camping.info – Österreichs Spitzenreiter (sechs Mal in Folge) ist Camping Grubhof in Salzburg. Es sind aber Plätze in ganz Europa gelistet! AbhofEinkauf als Dank Alternativer ist das Doppelpack aus Print-Ausgabe und App von „Bauernleben“ um 39,90 Euro zu beziehen unter www.bauernleben.at. Mittlerweile gibt es 520 Betriebe in Österreich, die sich dem Konzept verschrieben haben. Aussuchen, anrufen, anreisen lautet das Motto, weder Nutzer noch Betriebe haben fixe Kosten. Es wird freiwillig gegeben, was angemessen erscheint, oder großzügig ab Hof eingekauft. Maximal 24 Stunden kann man die einzelnen Stationen des ländlichen Netzwerks nutzen, bevor es zum nächsten Bauernhof geht. „Das erste Jahr hat gezeigt, dass man auch heute noch mit gegenseitigem Respekt viel erreichen kann und es am Ende der Saison nur Gewinner gibt“, sagt Franz Roitner, der sich über den Erfolg der vor 30 Jahren in Frankreich entstandenen Idee freut. Die Vignette seines Buchs gilt bis zum 31. März 2023. •
In den top 100 der plattform www.camping. info sind 22 öplätze, der beste davon ist Camping Grubhof in Salzburg (o.); mit der Vignette von „bauernleben“ darf man auf 520 bauernhöfen in österreich übernachten; bezahlt wird, was man geben will