Donnerstag, 18. Juli 2013
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INHALT Amtliche Kirchenzettel Stadt Lenzburg Im Gespräch Region
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Der Seetaler Immobilien Agenda
PP 5600 Lenzburg 1, Nummer 29, 113. Jahrgang Amtliches Publikationsorgan für den Bezirk Lenzburg und angrenzenden Gemeinden
Lenzburger Woche
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Gemeinsam stark
Einfach schön
Einpacken
Mit der Zusammenarbeit zwischen aargauSüd und Seetaltourismus hat Seetaltourismus das touristische Netzwerk weiter ausgebaut.
Vom Zapfenstreich bis zum Feuerwerk nur Sonnenschein oder funkelnde Sterne am Himmel. Ein Lenzburger Jugendfest wie aus dem Bilderbuch.
Jürg Kieliger und Patrick Mäder starten am 10. August zum Tajik Rally. Sie sind am Einpacken, was noch fehlt, ist das Werkzeug.
«Die Geisseln haben mich durchs Leben begleitet»
Salzkorn Glück macht schön
Die Lüthi-Geissel ist im Bezirk ein Begriff, und er wird heute noch gerne als Geissel-, aber auch Esel-Vater bezeichnet, Ernst Lüthi wird am 23. Juli 90 Jahre alt. Beatrice Strässle
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ch hätte ja nie gedacht, dass ich 90 Jahre alt werde», stellt Ernst Lüthi lachend fest. Man glaubt es selber kaum, wenn man ihm gegenübersitzt. Froh sei er, dass er noch so zwäg sei, denn es gebe ihm die Möglichkeit, sich selber um seine kranke Frau zu kümmern. «Meine Frau Lily wird übrigens am 16. August ebenfalls 90 Jahre alt», hält er fest. Und noch eine Seltenheit, sie sind seit 67 Jahren verheiratet und kannten einander schon als Kinder. «Wir waren Nachbarn und gingen zusammen zur Schule.» Lebendig erzählt er aus seinem Leben, das nicht frei von Entbehrungen war. «Der Seiler galt früher weniger als ein Schreiner oder Zimmermann, das spürte man auch am Lohnbeutel. Aber dennoch hätte ich nie was anderes sein wollen als ein Seiler», ist er sich sicher. Vater der Lüthi-Geissel Nachdem die Produktion von Geisseln in der Firma eingestellt wurde, spann er diese zu Haus in der Garage weiter. «Dies war mein Lebensinhalt», stellt er kurz und bündig fest. Er entwickelte die weit herum bekannte «LüthiGeissel». Sie hat im Gegensatz zu den Innerschweizer Geisseln keine Glieder und wird mit drei anstelle von vier Litzen gesponnen. Dadurch wird sie geschmeidiger und kann besser geschwungen werden. Sein Ruf als hervorragender Seiler sprach sich herum und schon bald verliessen seine Werkstatt nicht nur Geisseln, sondern auch Halfter,
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Ernst Lüthi mit Cora und Sisi. Hälslinge oder die schönen farbigen Schafbänder. Willkommene Aufträge, das Dazuverdiente war bei Lüthis sehr willkommen. Lange bangte er darum, dass er das Wissen um das Spinnen seiner LüthiGeissel nicht weitergeben könne. Er ist nun froh darüber, dass er in der Person von Robert Werren aus Egliswil jemanden gefunden hat, der diese Tradition weiterleben lässt. Die Chlausesel stehen in Lüthis Stall Doch Ernst Lüthi hat noch eine andere Passion, das sind seine Esel – die Chlausesel. Cora ist übrigens der schweizweit einzige Maulesel, «en Luscheib», stellt Lüthi fest. Doch auch der Esel hat Flegeleien im Kopf. «Wenn ich ihm kein Brot gebe, lässt er mich nicht mehr aus dem Stall», erzählt er schmun-
Foto: ST
zelnd und liebevoll. Während 50 Jahren war er als Schmutzli mit dem Samichlaus in Lenzburg unterwegs, nun sind sein Schwiegersohn und der Enkel in seine Fussstapfen getreten. Jassmeisterschaft in Dubai In Ehren hält Ernst Lüthi seine Jasstrophäen, sie stehen gut sichtbar in der Stube auf einem Regal. Er erinnert sich noch gut daran, wie er zu einem dreiwöchigen Jassturnier nach Dubai reiste. Natürlich kam er mit einem Pokal im Koffer zurück. Auch heute noch jasst er fürs Leben gern. «Das tut dem Hirn gut», ist er überzeugt. Regelmässig spielt er mit ehemaligen «Seilerei»-Leuten, aber auch mit Tochter und Enkel über Mittag rasch ein Jässchen liegt durchaus drin. So kann es gut sein, dass man Ernst Lüthi auch an seinem Jubeltag zu einem Jass überreden kann.
Zu kaum einer anderen Jahreszeit diskutieren Frauen häufiger über ihre Figur als im Sommer. Selten, weil sie mit ihr zufrieden sind, sondern um sich (und manchmal auch andere) zu kritisieren. Bauch, Beine, Po, Busen, Oberarme, Graziella Knie – die Liste der Jämsä Unzufriedenheiten scheint endlos. Solche Diskussion beobachte ich vorsichtig. Es ist nicht so, dass ich mich für perfekt halte. Ich erkenne, wo die Schwerkraft an meiner Statur gewirkt hat. Auch ohne Make-up nimmt die Zahl der Zeichnungen in meinem Gesicht stetig zu. Und Kilos würde ich grosszügig an die Allgemeinheit verteilen. Doch gleichzeitig hätte ich mich mit 20 Jahren, rein äusserlich betrachtet einiges hübscher als heute, kaum an die Unterhaltung mit einem Mann getraut. Flirten oder mich alleine in einer Ausstellung amüsieren? Das wäre schon gar nicht infrage gekommen. Ängstlich habe ich mich aufs «Nicht-Auffallen» konzentriert. Läuft heute in einem Einkaufsladen Musik, die mir gefällt, singe ich laut mit. Ich überlege mir dabei nicht, ob ich beim nächsten Schritt ein taugliches Modemagazinbild liefern würde. Ich habe gelernt, mein Leben zu geniessen. Und ich übe jeden Tag. Die Glücksmomente, die so entstehen, lassen mich strahlen. Strahlen ist schön. Strahlen macht schön. Das ist weder eine Frage der Kilos noch des Alters oder anderer Faktoren. Und dafür bin ich in vielen Augenblicken dankbar. Beispielsweise wenn ich miterlebe, wie sich wunderschöne Frauen nach einem Kompliment aus ihrer Umgebung verzehren und dabei den Sonnenaufgang am Horizont versäumen. Graziella Jämsä graziella.jaemsae@azmedien.ch