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OLIVER GASSER GEWINNT TV-BACKWETTBEWERB
Das strahlende Produkt zieht die Aufmerksamkeit auf sich. Dazu muss nicht unbedingt aufwendig belichtet werden, es geht auch umgekehrt, indem man einfach den Vignetteneffekt auf dem Handy nutzt und so quasi den Rand abdunkelt und damit das Bildzentrum betont.
BS: Worauf sollte man in der Praxis beim Fotografieren der Backwaren achten?
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AM: Im Arbeitsalltag als Grafik- oder Webdesigner ist es von großer Bedeutung, das passende Bild für die jeweilige Werbeform zu finden. Das ist bereits ein wesentlicher Punkt, denn man sollte sich zuallererst überlegen, wofür man das Foto verwenden möchte. Wird das Foto für ein Printprodukt wie einen Folder, Flyer oder Plakat verwendet, sollte man den Bildaufbau möglichst interessant gestalten. Wenn das Motiv zu mittig ist, wird das Bild eher als langweilig empfunden. Spielen Sie ruhig mit dem Bildaufbau und setzen Sie das Motiv weiter nach rechts oder links. Man spricht auch vom „goldenen Schnitt“: Wenn man sich vorstellt, dass das Bild in neun gleich große Rechtecke zerteilt wird, sollte das Motiv am besten an den vier Schnittpunkten der Linien positioniert sein. Darüber hinaus empfehle ich, von jedem Bild mehrere Aufnahmen – auch Hochformat und Querformat – zu machen. Denn in der Praxis ist es dann oft nötig, ein Bild anders anzuschneiden oder es in ein passendes Layout einzuarbeiten. Da ist es dann schade, wenn es – zwar als Einzelfoto ansprechend – kreativ angeschnitten ist, aber im jeweiligen Format nicht funktioniert. Ähnliches gilt für Fotos, die für Websites und Co verwendet werden. Moderne Websites werden heute „responsive“ gestaltet, das bedeutet, dass sie am Smartphone, Ipad, Laptop und Co automatisch ideal dargestellt werden. Dafür benötigt es in der Praxis allerdings Bilder, bei denen das Motiv möglichst zentral in der Mitte steht und genügend Rand, der im Falle einer Formatänderung problemlos wegfallen kann. Bevorzugen Sie bei der Darstellung Ihrer Backwaren am besten einen sehr neutralen Hintergrund, mit ein paar dezent eingesetzten Details wie einer Gabel oder Serviette wird das Bild interessant genug. Auch die Auflösung der Bilder richtet sich am Medium: Fürs Web und Social Media reichen oft schon Fotos mit geringerer Auflösung, für Drucksorten dagegen muss das Bild möglichst groß und in hoher Auflösung übermittelt werden. Schicken Sie Ihre Bilder an die Grafik am besten immer als JPG-Datei und nicht in eine Word-Datei oder ähnliches hineinkopiert oder eingescannt.
Wie im Vorbeigehen aufgenommen wirkt dieses Bild und nimmt den Betrachter mit ins Geschehen. Tipp: Bewegungen nicht statisch nachstellen, das sieht man meistens. Oft ist es spannender, das eigentliche Motiv nicht ins Zentrum zu stellen. Auch ein ganz banales Tischtuch und ein sauberer, rissiger Boden können ein Produkt hochwertig wirken lassen. Menschen sind sehr neugierig. Deshalb beobachten sie gerne andere Menschen bei ihrem Tun. Hier wird dieses Verlangen noch durch die Bildinszenierung verstärkt. Die sozusagen unwichtigen Dinge werden unscharf abgebildet und lenken so die Aufmerksamkeit auf die Handlung: das Setzen der letzten Beere. Dieser Effekt kann auch im Nachhinein am Handy auf Bilder angewandt werden.
BS: Welche Umgebung eignet sich gut für meine Fotos?
AM: Wer mit einem Smartphone fotografiert, sollte das Licht im Auge haben. Fotos bei Tageslicht sind zumeist optisch ansprechender, doch auch in der Backstube kann man ansprechende Ergebnisse erhalten. Achten Sie darauf, in Fensternähe und ohne Frontalblitz zu fotografieren. Sollte das Foto nicht Ihren Vorstellungen entsprechen, gibt es einfache Möglichkeiten, das Foto am Handy nachzubearbeiten oder mit einem passenden Filter interessant zu machen. Denken Sie bei der Bildkomposition auch an den Hintergrund: Bunte oder ablenkende Dinge werden schnell zu Störfaktoren. Es ist wirklich Ihr Brot oder Ihre Mehlspeise, die im Mittelpunkt stehen soll. Wenn in der Backstube zu viele Gegenstände im Hintergrund herumstehen, kann es sogar lohnenswerter sein, den Teller mit dem Kuchenstück auf den Marmorfußboden zu stellen oder im Ambiente Ihres Cafés zu fotografieren. Denken Sie daran, das Bild ist ja nur ein Ausschnitt – so kann auch ein sauberes Holzbrett zum rustikal anmutenden Untergrund werden.
Bild links: Zu viele Farben zerstören das Bild, es ist besser, den Fokus auf eine Hauptfarbe zu legen. Das servierfertige, etwas herausgerückte Tortenstück sagt: Iss mich!
Bild rechts: Der Blick über die Schulter erzeugt beim Betrachter das Gefühl selbst in der Backstube zu stehen und weckt so Interesse.
BS: Welche Perspektive soll ich wählen?
AM: Es können – je nach Gericht – unterschiedliche Perspektiven von Vorteil sein: Burger oder Snacks sehen auch von vorne gut aus, bei Torten lohnt es sich fast immer, mehrere Perspektiven auszuprobieren. Fotos für Social Media werden häufig als sogenannte „Flatlays“, also von oben, parallel zum Produkt fotografiert. Hier sorgen die passenden Accessoires für eine stimmige Bildkomposition: Besteck, Salz- und Pfefferstreuer, ein paar Blüten, frisches Obst oder Gemüse, Weizenkörner, Rohstoffe aus Ihrer Backstube, ein Gläschen Wein oder der liebevoll zubereitete Kaffee um ein paar Beispiele zu nennen – lassen Sie Ihrer Fantasie ruhig freien Lauf! Dennoch gilt: Weniger ist mehr – besser ein schönes Detail mit ins Bild nehmen als zu viele, die das Foto überladen wirken lassen.