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Berncity
Zäme geits – jetzt erst recht!
Text Sven Gubler, Interview Michèle Freiburghaus Foto: zvg
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Seit dem 11. Mai sind die Geschäfte und Restaurants wieder geöffnet. Ein grosses Stück Normalität ist damit in unseren Alltag zurückgekehrt. Endlich dürfen wir wieder «lädele», einen Cappuccino im Lieblingscafé trinken gehen oder den Arbeitstag bei einem Feierabendbier mit unseren Arbeitskolleginnen und -kollegen ausklingen lassen.
Und doch fühlt sich (noch) nicht alles an wie zuvor. Wir müssen vor den Eingängen warten, wenn bereits zu viele im Inneren sind. Wir dürfen nur zu viert an einem Tisch in der Beiz sitzen. Und wir können dem Ladenpersonal beim Bezahlen nur durch eine Plexiglasscheibe «Grüessech» sagen. Diese spezielle Situation ist noch immer gewöhnungsbedürftig und verunsichert uns als Kundinnen und Kunden.
Auch die Gewerbebetriebe sind verunsichert und stehen, trotz den Lockerungen der Corona-Massnahmen, weiterhin vor sehr grossen Herausforderungen. Für sie wird es mit den aktuellen Auflagen schwierig bis unmöglich sein, Umsätze wie zu Zeiten vor der Pandemie zu erreichen. Eine weitere Hilfestellung durch den Staat scheint unabdingbar, sei es durch den Erlass von Mieten oder andere Unterstützungsleistungen wie die Kurzarbeit.
Nachhaltig lokal einkaufen
Um das Überleben zahlreicher «Lädeli», Geschäfte und Gastrobetriebe zu sichern, sind nicht zuletzt aber Sie alle gefragt, liebe Bernerinnen und Berner. Während des Lockdown haben Sie Solidarität bewiesen: Sie haben einander Ihre Hilfe angeboten, haben den lokalen Geschäften mit einem Gutscheinkauf unter die Arme gegriffen und die Lieferdienste der Berner Restaurants berücksichtigt. Das soll jetzt nicht aufhören – das Berner Gewerbe ist weiterhin auf Ihre Unterstützung angewiesen. Nur so erhalten wir den einzigartigen Branchenmix der Berner Altstadt, sichern viele Arbeitsplätze und bringen den Motor der Wirtschaft wieder zum Laufen. Daher bitten wir Sie, liebe Bernerinnen und Berner: Zeigen Sie sich weiterhin solidarisch.
Kaufen Sie bewusst und konsequent lokal ein, nutzen Sie das vielseitige Gastronomie- und Shoppingangebot Berns. Und zwar nicht nur jetzt, sondern auch in den nächsten Monaten und in den kommenden Jahren. Das ist unsere einzige Chance, gestärkt aus dieser Krise gehen zu können und das einzigartige Berner Lebensgefühl aufrechtzuerhalten.
Interview mit Sven Gubler, Direktor BERNcity
BERNcity ist die Organisation für eine «lebendige und vielfältige Berner Innenstadt». Kann man in diesen Zeiten von «lebendig» sprechen? Es begann am 11. Mai wieder langsam zu leben, aber es ist sicher nicht die gewohnte «Berner Lebendigkeit». Die Gesundheit steht im Vordergrund, und da gehören Social Distancing und Hygienevorschriften aktuell noch dazu.
In turbulenten Zeiten ist die Unterstützung über eine gut vernetzte und engagierte Organisation besonders hilfreich. Ein kurzer Slogan für potenzielle Mitglieder? «Zäme vernetzt, zäme starch» sagt wohl viel über unsere Organisation aus. Ich denke, wir konnten, dank unserer guten Vernetzung und in Kenntnis der Bedürfnisse, jederzeit unterstützen. Sei es bei den Anforderungen an die Kurzarbeit oder an Notkredite, mit der Plattform «Bärnhiuft» oder jetzt mit den Informationen zu Schutzkonzepten und Schutzmaterialien.
Während des Lockdown wart ihr Mitinitianten der Solidaritätsplattform «Bärnhiuft». Was hat die Aktion bewirkt? Wir konnten über 190000 Franken an Gutscheinen direkt vermitteln, was den Unternehmerinnen und Unternehmern eine gewisse Unterstützung in Sachen Liquidität gab. Noch viel mehr aber zählt, dass wohl jeder Gutscheinkauf auch ein Zeichen der Kundinnen und Kunden war, wie sehr sie ein bestimmtes Unternehmen mögen und dass sie daran glauben, seine Produkte oder Dienstleistungen wieder beziehen zu können.
Was wird sich in den nächsten Monaten für das Berner Gewerbe ändern? Es wird eine sehr grosse Herausforderung werden. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter müssen mit den neuen Vorgaben das gewohnte Tagesgeschäft erledigen, was sicherlich eine gewisse Einarbeitungszeit benötigt. Die Motivation der Konsumentinnen und Konsumenten ist zurzeit nicht sehr gross, was Spontankäufe beim «Lädele» anbelangt. Diese und noch viele weitere Herausforderungen führen dazu, dass es sicherlich noch eine lange Zeit braucht, bis man wieder auf das Umsatzniveau der Vor-Covid-Zeit kommen wird.
Demgegenüber wird sich die Kostensituation viel schneller wieder auf das Niveau der Vor-Covid-Zeit einspielen (z.B. punkto Miete, Kurzarbeit), und dies wird die Unternehmerinnen und Unternehmer enorm fordern, weshalb sie auf die Solidarität der Kundinnen und Kunden angewiesen sind. Dieses Dilemmas muss sich auch die Politik bewusst sein, und sie soll den Unternehmerinnen und Unternehmern weitere Unterstützung zusichern.
Wie sehen die Zukunftsperspektiven deiner Meinung nach aus? Ich bin grundsätzlich immer positiv gestimmt, aber es wird eine sehr harte Zeit auf uns zukommen. Wir wissen heute nicht, wie sich die Gesellschaft mit dem Virus arrangiert, und wir wissen nicht, wie lange es noch dauert, bis ein Medikament oder ein Impfstoff verfügbar ist. Auch kann niemand wissen, wie die weitere Entwicklung des Virus ist, ob wir beispielsweise noch mit weiteren Wellen rechnen müssen. Es gilt nun, so gut es geht, die bestehenden Möglichkeiten zu nutzen, innovativ zu bleiben und – wie erwähnt – auf die Solidarität der Kundinnen und Kunden zu hoffen.
Ein Appell an die Berner Bevölkerung? Kauft man jetzt eine BERNcity-Geschenkcard, unterstützt man über 200 Berner Geschäfte, Gastronomiebetriebe sowie viele Kultur- und Sportinstitutionen usw. und zeigt damit Solidarität mit dem lokalen Gewerbe. Und dies am besten jetzt, da es jetzt am nötigsten ist. Die Vielfalt der Einsatzmöglichkeiten der Geschenkcard ist einzigartig.
BERN CITY
Die Berner Innenstadtorganisation für eine lebendige und vielfältige Berner Innenstadt. Informationen, auch zur BERNcityGeschenkcard:
www.berncity.ch