09.06.24
Sonntag, 19 Uhr
Stadtcasino Basel
6. Abo-Konzert
x 2 Konzerttickets
Alle Informationen und Teilnahme auf davosfestival.ch
Teilnahmeschluss: 10. Juni 2024
3 —17 AUGUST
09.06.24
Sonntag, 19 Uhr
Stadtcasino Basel
6. Abo-Konzert
x 2 Konzerttickets
Alle Informationen und Teilnahme auf davosfestival.ch
Teilnahmeschluss: 10. Juni 2024
3 —17 AUGUST
6. Abo-Konzert
Sonntag, 9. Juni 2024, 19 Uhr
Stadtcasino Basel
→ Isabel Mundry
Endless Sediments für Kammerorchester (2018-19) CH (Dauer: 16')
→ Gemma Ragués Pujol
Trust Me (2024) CH (Dauer: 10’)
Auftragswerk der Basel Sinfonietta
→ Ylva Lund Bergner
dOWN (2024) CH (Dauer: 10’)
Auftragswerk des Copenhagen Avantgarde Music Festival «Klang» PAUSE
→ Maja Solveig Kjelstrup Ratkje
Considering Icarus für Solo-Posaune und Orchester (2021) CH (Dauer: 18’)
→ Cathy Milliken
Earth Plays V: Ediacaran Fields für Orchester und Publikum (2021) CH (Dauer: 14’)
Titus Engel, Dirigent
Laurent Zufferey, Assistant Conductor und Dirigat Milliken
Gemma Ragués Pujol, Performance
Stephen Menotti, Posaune
In Kooperation mit dem Festival Klang
Mit Unterstützung der Fondation Nicati-de Luze und der Schweizer
Kulturstiftung Pro Helvetia
Basel Sinfonietta
Klang – Copenhagen Avantgarde Music Festival
Mi, 07.06.2024, Black Diamond Library, Kopenhagen
Konzerteinführung um 18.15 Uhr | Einzelkartenpreise: CHF 76.– / 54.– / 34.–
CH Schweizer Erstaufführung
Fünf Komponistinnen, die in den fünf Schweizer Erstaufführungen höchst unterschiedliche Fragestellungen und Arbeitsweisen in den Raum stellen: Das heutige Programm stellt überaus vielfältige Ergründungen in den Raum. Mit «dOWN» der schwedischdänischen Komponistin Ylva Lund Bergner sowie «Trust me» der in Basel lebenden Komponistin, Texterin und Performerin Gemma Ragués Pujol aus Barcelona sind auch zwei neue Werke vertreten, die gerade erst uraufgeführt wurden.
Das Ich und die Anderen
Ohne Vertrauen lässt sich keine Art von Beziehung aufbauen. Was passiert, wenn das zerbricht? Was macht das mit uns? Diesen Fragen spürt die in Basel lebende Ragués Pujol aus Barcelona in «Trust me» nach. Das Stück ist ein energetischer Gedankenstrom, der sich nachts im Kopf einer Person abspielt. Diese Gedanken kreisen um eine ExPartnerin, die kommt und geht, um eine beste Freundin, die sich über ihren Chef beschwert, sowie um eine Therapeutin: präsent zudem Jack und Rose, die Mutter und ein Fisch, der nicht mehr essen will.
Zuerst hat Ragués Pujol den von ihr zugleich performten Text verfasst, um schliesslich eine Version mit Orchester zu kreieren. Für die
Aufführung schwebt Ragués Pujol zudem eine Art Bühnen-Setting vor, um sich als Performerin zwischen zwei oder drei Positionen zu bewegen: passend zu den Personen, die jeweils gerade im Fokus stehen.
Diese unterschiedlichen Positionen und Sichtweisen fängt auch die kontrastierende Musik ein. Sie ist in Blöcken mit jeweils eigenen musikalischen Elementen unterteilt.
Da gibt es eine Bossa-Nova-Reverenz, schnelle chromatische Skalen oder ein melodisches Ostinato. Für die ExPartnerin stehen hingegen sehr hohe, wiederholte, gewissermassen «verrückte» Töne. Dagegen arbeitet Lund Bergner in «dOWN», entstanden im Auftrag des Copenhagen Avantgarde Music Festival «Klang» für die Basel Sinfonietta, mit dem Klangkörper an sich. Die acht Holzblas- und sieben Blechblas-Instrumente sowie drei Schlagwerke und 26 Streicher fasst Lund Bergner als grosse Einheit auf.
Dieser Klangkörper erzeugt Wellen und Spannungen, baut langsam eine Kraft auf, die bald die Kontrolle übernimmt. Das passt zu einem Narrativ als Inspirationsquelle, welches fantastisch-naturhafte Welten heraufbeschwört, in die sich – ähnlich wie bei Ragués Pujol – auch eine Sozialkritik äussert. Es geht um Schattenmenschen, die im Untergrund leben. «Sie tragen eine Dunkelheit in sich, die zum Vorschein kommt, wenn sie sich bedroht oder verärgert fühlen», so Lund Bergner.
Gleichzeitig sei es schwer, einen Schattenmenschen klar zu erkennen, aber: «Es reicht aus, heisses Wasser auf den Boden zu giessen, um sie aus der Fassung zu bringen.» Sie könnten sogar Häuser niederbrennen oder Kinder stehlen. Von diesen Schattenmenschen würden Menschen berichten, die von Wesen im Wald in den Boden, durch Bäume oder ins Wasser gezogen und gefangen gehalten worden seien. «Einige dieser Menschen haben ihre Persönlichkeit verändert und sind so von der Wahrheit überzeugt, dass sie andere Menschen in ihrer Umgebung beeinflussen.»
Die Geschichten würden zu einer Wahrheit, die über Generationen hinweg weiterlebe: eine «Fantasiewelt, die interessanter ist als die reale». Lässt sich das neue Stück von Ragués Pujol auch als Aufarbeitung einer Pandemie verstehen, in der das gegenseitige Vertrauen als Grundlage jeder Gesellschaft auf eine harte Probe gestellt wurde, oder als kritische Reflexion einer Social-MediaGesellschaft, in der sich Sein und Schein oftmals verschränken, so erinnern die Schattenwesen von Lund Bergner an das Wutbürgertum.
Dichtung und Wahrheit
Unsere Gesellschaft scheint gegenwärtig allenthalben hocherhitzt und gefährlich gespalten, was als Assoziation im neuen Werk von Lund Bergner präsent ist: mehr oder weniger subtil. Sie selber spricht von einer
«starken Anziehungskraft» und einem «emotionalen Einfluss von etwas, das schwer zu verstehen» sei. In der naturhaft-fantastischen Klangwelt von «dOWN» scheint gleichzeitig auch die skandinavische Welt der Trolle zu schlummern: zumal aus der schwedisch-dänischen Heimat von Lund Bergner. Diese unberechenbaren, gut- und bösartigen Fabelwesen der nordischen Mythologie verkörpern die Naturkräfte schlechthin.
Auf den griechischen Ikarus-Mythos verweist hingegen das 2021 entstandene Posaunenkonzert «Considering Icarus» der Norwegerin Maja Solveig Kjelstrup Ratkje. Ikarus stürzt jäh ins Meer, nachdem er mit seinen künstlichen Flügeln zu hoch hinaus wollte: zu nah an die Sonne. In ihrer Lesart rückt Ratkje indessen nicht das menschliche Scheitern aus Übermut in den Fokus, sondern die «Schönheit des Versuchs, das Unmögliche zu erreichen». Sie verweist auf das Gedicht «To a Friend Whose Work has Come to Nothing» von William Butler Yeats von 1931. Auf diese Zeilen antwortete 1960 die amerikanische Dichterin Anne Sexton mit dem Gedicht «To a Friend Whose Work has Come to Triumph» aus «To Bedlam and Part Way Back». «Lieber die Schönheit des Versuchs schätzen als über das Scheitern und den tödlichen Ausgang von Ikarus‘ Flucht zu trauern», folgert Ratkje. Dieses Credo überträgt sie auf die Musik und die Rolle der Solo-Posaune, die sie als «mutig und lebensbelebend» beschreibt. «Dieses Stück würdigt das Leben und das Unmögliche.»
Klimakatastrophe und Klangarchäologie
Dagegen ist «Earth Plays V: Ediacaran Fields» von Cathy Milliken von Fossilienfunden aus ihrer australischen Heimat inspiriert. Es handelt sich dabei um die früheste bekannte Tierwelt der Erdgeschichte: die Ediacara-Fauna von vor rund 600 Millionen Jahren. «Die Ediacara-Welt erscheint magisch friedlich, Kreaturen mit weichen, pflanzenähnlichen Körpern, die auf flachen Meeresböden lebten», erklärt Milliken. Von einem katastrophischen Ereignis wurden sie zu Fossilien verewigt. Milliken ist fasziniert von diesen Kreaturen, denn: «Sie wirken sehr friedliebend und sanftmütig.» Sie hätten nicht die Mittel oder den Wunsch, ihr Territorium auszudehnen, in andere Leben einzugreifen und legten auch sonst keine «militaristisch-opportunistischen Züge» an den Tag: «kein Säbelrasseln in Ediacara». Vor dem Hintergrund der aktuellen Kriege und Konflikte erscheint diese Botschaft umso dringlicher. Passend zu den weichen Körpern kreiert Milliken keine musikalischen Strukturen, sondern zyklische Zellen oder Elemente. Als partizipatives Element bekommt ein Teil des Publikums eine Tüte mit jeweils zwei kleinen Flusssteinen, die auf Zeichen sanft aneinander geschlagen werden.
Sonst aber überwiegen harmonischrhythmischen Wechselbeziehungen und die Vorahnungen einer Katastrophe. Für Milliken ist dies zugleich ein Sinnbild für die bedrohte Existenz des Menschen durch den
von ihm gemachten Klimawandel. Ein Bewusstsein entwickeln und die Wahrnehmung schärfen: Darum geht es auch Isabel Mundry aus Deutschland in «Endless Sediments» von 2018/19. Auch hier wird zudem eine Art Klangarchäologie hörbar, allerdings in Gestalt einer Ur-Musik: «Spuren zeitlich oder räumlich ferner Musik». «Es geht um ihr Aufblitzen und um ihre Schichtungen und Umschichtungen im Jetzt meiner Klanggestalten», so Mundry.
Diese Spuren sind keine Zitate, sondern verweisen auf Zeiten oder Kulturen, wo Musik nicht notiert ist, sondern weitergegeben und erinnert wird. Im ersten Teil bezieht sich Mundry auf ein fünfschichtiges polymetrisches Muster wie in aussereuropäischen Kulturen. Der zweite Teil entfalte «die Narration einer einstimmigen Melodie» wie im Gregorianischen Choral. Der finale dritte Teil widme sich dem Zuruf und der Erwiderung, wie dies als Kommunikationsmittel in allen Kulturen zu finden war und ist. Eine Musik ist das Ergebnis, in der Geschichte und Gegenwart als geschichtete Zeit hörbar wird.
Marco FreiGemma Ragués Pujol
Gemma Ragués Pujol ist eine spanische Komponistin, Autorin und Interpretin, spezialisiert auf zeitgenössische und experimentelle Musik. Ihre Stücke wollen absurd, rätselhaft und lustig sein. Ihre Kunst sucht eine Verbindung von Stimme, Text, akustischen Instrumenten, Performance, Elektronik und einer Menge Kraft auf der Bühne. Sie entwickelt Geschichten und Dramaturgien voller Oneirismus, Humor und unauflösbarer Gegensätze. Als Performerin war sie u.a. bei der Biennale di Venezia Musica 2022 oder der Tafelhalle Nürnberg aufgetreten. Ihre Werke wurden u.a. bei der Biennale di Venezia, ECLAT, Jardins Musicaux oder dem Musikfestival Bern aufgeführt.
Stephen Menotti
Der amerikanische Posaunist Stephen Menotti hat sich für die Entwicklung eines modernen Repertoires als Solist und Kammermusiker eingesetzt. Er ist international als Solist aufgetreten, unter anderem beim Lucerne Festival, beim Zeiträume Festival Basel, beim Musik Festival Bern, beim Festival d'Autumne in Paris und in mehreren Opernproduktionen von Karlheinz Stockhausen bei der Birmingham Opera Company, bei Musica Viva München und beim Theater Basel. Stephen studierte u.a. Posaune am Oberlin Conservatory bei James Desano sowie Zeitgenössische Musik und Posaune an der Hochschule für Musik Basel bei Mike Svoboda. Stephen ist seit 2021 Soloposaunist der Basel Sinfonietta.
Titus Engel
Titus Engel studierte Musikwissenschaften und Philosophie in Zürich und Berlin und erlernte sein Dirigierhandwerk in Dresden bei Christian Kluttig. Der Schweizer ist nicht nur der Mann für die komplizierten OpernpartiturFälle, er beweist auch in seinen Konzertprogrammen eine Repertoireund Stilistik-Bandbreite wie kaum ein Zweiter. Der Principal Conductor der Basel Sinfonietta ist stets auf der Suche nach dem nicht Offensichtlichen, einer Subebene der Partitur, die er offenlegen und in ihrer (gesellschaftlichen) Relevanz dem Hörer vor Ohren führen möchte. Und das mit aussergewöhnlichem Erfolg –nicht nur in der Presse, sondern und vor allem beim Publikum.
Basel Sinfonietta
Die Basel Sinfonietta ist ein auf zeitgenössische Musik spezialisiertes Orchester mit sinfonischer Besetzung – und insofern ein in der klassischen Musikszene einzigartiger Klangkörper. Getragen vom Anspruch, Musik am Puls der Zeit zur Aufführung zu bringen, überwindet die Basel Sinfonietta seit ihrer Gründung im Jahr 1980 klassische Konzertkonventionen und zeigt sich in ihren Programmen erkundungsfreudig gegenüber anderen Genres und Kulturen. Die Basel Sinfonietta arbeitet mit den führenden Komponist:innen der Gegenwart zusammen. Das Orchester hat zahlreiche Werke in Auftrag gegeben und konnte seit seiner Gründung mehr als 220 Uraufführungen und nationale Erstaufführungen präsentieren.
Violine 1
Daniela Müller1
Ulrich Bürgi
Cornelius Bauer
Claudine Ostermann
Franziska NémetiMosimann
Alicja Pilarczyk
Violine 2
Katarzyna Seremak2
Simone Flück
Claudia Troxler
Friedemann A. Treiber
Martina Albisetti
Lisa Rieder
Viola
Marie Stockmarr Becker2
Mariateresa Pagano
Tatiana Kunz
Anouk Obschlager
Elia Portabales
Rodríguez
Dominik Klauser
Violoncello
Martin Jaggi2
Lisa Hofer
Josep-Oriol Miró Cogul
Aude Pivôt
Kontrabass
Benedict Ziervogel2
Pierre Dekker
Philippe Dreger
Lukas Burri
Flöte
Regula Bernath
Vera Leibacher
Julian Cawdrey
Oboe
Edoardo Pezzini
Eduardo Olloqui
Sylvain Faucon
Klarinette
Guido Stier
Hanna Langmeier
Stenz
Richard Haynes
Fagott
Elise Jacoberger
Mehdi El Hamami
Horn
Christian Schweizer
Udo Schmitz
Trompete
Friederike Huy
Noe Nillni
Posaune
Anita Kuster
Christopher Davis
Tuba
Sophia Nidecker
Schlagzeug
Kai Littkopf
Fran Lorkovic
Tomohiro Iino
Klavier
Lukas Rickli
Harfen
Estelle Costanzo
Gitarren
Giuseppe Mennuti
1 Konzertmeister
2 Stimmführer:in
SUBVENTIONSGEBER, GEMEINDEN
KULTUR-POOL DER PLATTFORM LEIMENTAL
Biel-Benken, Binningen, Bottmingen, Burg, Ettingen, Oberwil, Schönenbuch, Therwil
HAUPTGÖNNER, STIFTUNGEN
PRODUKTSPONSOREN, MEDIENPARTNER, WEITERE PARTNER
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Gestaltung: www.onclame.com Cartoon: Magi Wechsler