26.04.24
Freitag, 19 Uhr
Reithalle, Kaserne Basel
5. Abo-Konzert
Mitmachen, gewinnen, erleben!
Wir verlosen 10 x 2 Konzerttickets inkl. Übernachtung.
Alle Informationen und Teilnahme auf davosfestival.ch
Teilnahmeschluss: 10. Juni 2024
26.04.24
Freitag, 19 Uhr
Reithalle, Kaserne Basel
5. Abo-Konzert
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Wir verlosen 10 x 2 Konzerttickets inkl. Übernachtung.
Alle Informationen und Teilnahme auf davosfestival.ch
Teilnahmeschluss: 10. Juni 2024
5. Abo-Konzert
Freitag, 26. April 2024, 19 Uhr
Reithalle, Kaserne Basel
→ Hildur Guðnadóttir (*1982) (Dauer: ca. 40')
For Petra: I (2022) CH
Ascent (2009) CH
For Petra: II (2022) CH
Bær (2014) CH
For Petra: III (2022) CH
Opaque (2009) CH
For Petra: IV (2022) CH
PAUSE
→ Nik Bärtsch (*1971) (Dauer: ca. 40')
Aphantasia (2024) UA
1. Mind's Eye
2. Metaphoric Mind
3. Mind's Ear
4. Dancing Mind
5. Mind's Body
Auftragswerk der Basel Sinfonietta
Mit Unterstützung der Schweizer Kulturstiftung Pro Helvetia
Titus Engel, Dirigent
Martin Jaggi, Solo-Cello
Nik Bärtsch’s Mobile: Nik Bärtsch, Klavier; Sha, Altsaxophon und Bassklarinette; Nicolas Stocker, Schlagzeug und Perkussion
Lena Schmidt, Lichtdesign
Laurent Zufferey, Assistant Conductor
In Kooperation mit der Kaserne Basel und dem Offbeat Jazzfestival Basel
Mit Unterstützung der Schweizer Kulturstiftung Pro Helvetia
Das Konzert wird von Radio SRF2 Kultur aufgenommen.
Konzerteinführung um 18.15 Uhr | Einzelkartenpreise: CHF 76.– / 54.– / 34.–
UA Uraufführung | CH Schweizer Erstaufführung
Wer sich mit Nik Bärtsch beschäftigt, dem seien drei Quellen empfohlen. Da ist die bahnbrechende «Philosophie des Zen-Buddhismus» von 2002 des einst in Basel lehrenden ByungChul Han: In ihr kontrastiert Han das fernöstliche buddhistische Denken mit abendländischen Traditionen, um zu einer organischen Synthese zu gelangen. In seinem Essay «Lob des Schattens» von 1933 begreift Tanizaki Jun'ichirō wiederum die japanische Ästhetik als ein natürlich gewachsenes Wechselspiel von Licht und Schatten.
Als Ergebnis räumt er auch der Stille viel Platz ein, ein Atmen in Raum und Zeit, womit Jun'ichirō auch auf ein besonderes Wahrnehmen abzielt. Für eine ganzheitliche, anthropozentrische Musikbetrachtung plädiert wiederum der lange in Hamburg wirkende Musikwissenschaftler Constantin Floros. Er zählte zu den ersten, der die strikte Trennung zwischen absoluter und Programm-Musik aufbrach. Wie jede Kunst sei auch die Musik stets ebenso Ausdruck von geistigen, zeithistorischen, biografischen, psychologischen, sozialen, ästhetischen, religiösen oder philosophischen Prägungen, so sein Credo.
Der ganzheitliche Blick
Solche Plädoyers für den ganzheitlichen Blick bestimmen auch das Sein und Wollen von Bärtsch. Der Schweizer Pianist und Komponist denkt nicht in Dogmen und Schubladen, sondern bricht Grenzen auf. Mit seiner Zen-FunkGruppe «Ronin» gastiert er seit rund 15 Jahren jeden Montag im Zürcher «Exil»-Club. Eine dezidiert ideologiefreie Arbeitsweise, von unterschiedlichen Genres und musikalischen Verfahren geprägt, lebt Bärtsch wiederum mit der akustischen Formation «MOBILE».
Ob Jazz, Funk, Minimalismus, zeitgenössische Musik, fernöstliche Philosophie, Ästhetik, Meditation oder Kampfkunst, kontemplative Reduktion oder tranceartige Repetition: Seine «Ritual Groove Music», die auch dem heutigen Abend den Titel gab, vereint unterschiedliche Perspektiven zu einer ureigenen Haltung. Keine Ästhetik oder Abgrenzung, sondern frei im Geiste. Das gilt auch für die heutige Uraufführung «APHANTASIA». In seinem Werkkommentar verrät Bärtsch viel über diese Haltung. Er ist in vier Teile geordnet: «Das innere Auge hört nichts», «Ernste Unterhaltung», «Aus einer Quelle» und «Aphantasia – Der Geist ist leer». Wie hören wir Musik und wie kommuniziert Musik? Diese Frage sei beim Schreiben des neuen Werks virulent gewesen, erklärt Bärtsch. Dabei verweist er auf den 1951 verstorbenen österreichischen «musikalischen Sprach-Philosophen» Ludwig Wittgenstein, der sich
mit solchen Fragen zeitlebens beschäftigt hat.
Zugleich ist Bärtsch auf einen Artikel zum Phänomen «Afantasie» gestossen, also das Fehlen des bildlichen Vorstellungsvermögens im Hirn. Dies erinnert ihn an die im 19. Jahrhundert aufkommende Debatte um absolute und Programm-Musik. «Ein Mensch mit Afantasie kann eigentlich kein Programm hören bzw. bildlich mit Musik verknüpfen.» Er hört offenbar reine Struktur: der ideale Hörende also für absolute Musik. Bärtsch verweist hier auch auf den Ausspruch von Igor Strawinsky, wonach Musik einfach Musik sei und nichts ausdrücke.
Bewusstsein und Wahrnehmung
«Stellen Sie sich vor, Sie könnten die Musik nicht sehen – wie würden Sie hören?» Davon inspiriert, entwarf Bärtsch die fünf Teile des Werks als eine «Dramaturgie der inneren Wahrnehmung». In «Mind‘s Eye» (Das Auge des Geistes) sehe das «innere Auge» noch nichts, sondern höre nur «entstehende Struktur». Es taste blind die Musik ab und schaffe Bezüge, wohingegen in «Metaphoric Mind» nun der Geist beginne, Bilder zu evozieren und die Struktur zu versinnlichen.
In «Mind‘s Ear» (das Ohr des Geistes) beginnen nun die «mental ertasteten Strukturen aus dem ersten Satz», sich durch Erinnern, Wiederholen, Variieren und Verändern zu verfestigen und Dramaturgien und Perspektiven zu bilden. «Wir hören das Jetzt in Bezug zu vorher. Die Zeit wird Raum.» In «Dancing Mind» tanze
der Geist in einem Groove-Zyklus von 5/4 gegen 11/4 und schweife ab vom strukturellen Hören. Groove sei «Kollektiv-Besitz», womit Bärtsch den Komponisten Heiner Goebbels zitiert. «Groove gehört uns allen und verbindet uns alle, da er universell anspricht.»
Die bisherigen vier Sätze münden in einen musikalischen Körper («Mind‘s Body»). «Struktur verstehen passiert letztlich sinnlich, wie in der Kampfkunst. Körper und Geist sind eins, die Trennung war von Anfang an Illusion», so Bärtsch. Damit spielt er auf die für ihn bedeutsame japanische Kampfkunst Aikido an. Mit dem Körper denken, lautet hier ein zentraler Lehrsatz, und das ist für die Musik von Bärtsch zentral. In «Ernster Unterhaltung» distanziert sich Bärtsch hingegen von einer Trennung zwischen Ernster (E) und Unterhaltungs-Musik (U).
Er empfinde jede ansprechende Musik immer seriös und unterhaltsam zugleich. Unter «Aus einer Quelle» distanziert sich Bärtsch zudem von einer weiteren Trennung, nämlich zwischen dem Komponieren, Improvisieren und Interpretieren. Bärtsch verweist unter anderem auf Kadenzen oder Ausschmückungen, die teils noch bei Mozart oder Beethoven nicht fest notiert waren, sondern frei improvisiert wurden. Das neue Werk knüpft hier an, um komponierte Elemente mit frei interpretierbaren Rollen und Soli zu kombinieren.
Der finale vierte Punkt, «Aphantasia –Der Geist ist leer», zitiert schliesslich eine Person mit Afantasie. «Ich muss keine Zen-Mediation machen, mein
Geist ist schon leer», so das Zitat: «Was für eine musikalische Aussage», folgert Bärtsch. Das neue Werk betrachtet er als Wesen, das «mit uns allen ständig kommuniziert». «Es wünscht sich ein wundersames Entstehen aus dem Nichts des leeren, blinden Geistes und will sich Gehör verschaffen wie jedes Musikstück.»
Komplexe Einfachheit
Zwischen Bärtsch und Hildur Guðnadóttir scheint es keinerlei Verbindungen zu geben. Indessen entzieht sich auch ihre allen Etikettierungen und traditionellen Gattungsgrenzen. Bekannt für ihre oscar-prämierte Filmmusik zu «Joker» oder zu «Tár», ist ihr ebenso die Unterscheidung zwischen E- und U-Musik fremd. Die in Berlin lebende Komponistin, Cellistin und Sängerin aus Island hat sich schon mit unterschiedlichen Volkstraditionen auseinandergesetzt, ebenso mit Tanz, Elektroakustik oder Club-Musik.
So arbeitete sie mit der schwedischen Techno-, Electround Avantgarde-Band «The Knife» zusammen. Gleichzeitig ist auch im Schaffen Guðnadóttirs eine spirituellmeditative Kraft wahrnehmbar. Sie äussert sich in Gestalt einer zeitund weltentrückten Einfachheit sowie einem fragil-melodischen Lyrismus. Hierfür stehen nicht zuletzt «Ascent» und «Opaque» aus ihrem frühen Konzeptalbum «Without Sinking» von 2009 sowie «Baer» aus dem Album «Saman» von 2014.
In diesen Werken sind Arvo Pärt, Brian Eno oder meditativ-monotone DroneMusik subtil präsent: atmosphärisch verdüstert. Guðnadóttir sehnt
sich im Grunde nach Schönheit und Harmonie, obwohl gerade ihre Filmmusik oftmals die Schattenseiten des Menschseins eruiert. Die Musik kann in Windeseile den Charakter wechseln, wirkt vielfach geradezu körperlich erfahrbar. Oder aber kleinste, an sich harmlose Intervalle erahnen Düsteres, so wie in «For Petra» aus «Tár».
In dem Film spielt Cate Blanchett eine fiktive Star-Dirigentin, die mit der Konzertmeisterin eines Berliner Orchesters liiert ist. In einem männerdominierten Beruf ringt sie um Anerkennung, und dafür ist ihr jedes Mittel recht. Nach dem Vorwurf des sexuellen Machtmissbrauchs wird sie allseits fallengelassen. «Wir haben eine gute und eine schlechte Seite», sagte Guðnadóttir im Frühjahr 2023 in einem Interview. «Es interessiert mich, dies musikalisch zu ergründen – wie Menschen in der Gesellschaft böse werden oder unerwünscht.»
Marco FreiNik Bärtsch's Mobile entwickelt musikalische Gesamtkunstwerke in rituellen Zusammenhängen. Die Aufführung der Musik wird meist mit einer multimedialen Raumgestaltung (Licht, Videos und Schwertkunst) verbunden und die Konzertzeremonie auf den jeweiligen Raum und Ort abgestimmt.
«Ritual Groove Music» ist das Programm des musikalischen Denkens von Nik Bärtsch. Die rein akustische Musik voller überraschender Wendungen und kühner Kombinationen: Ingredienzien aus Funk, neuer Klassik und Elemente ritueller japanischer Musik verbinden sich zu einem spannungsgeladenen Soundgebräu, das mal funky, mal ambientmässig relaxed, dann wieder formal zugespitzt immer neue Verbindungen eingeht.
Die Band vereint Musikerpersönlichkeiten unterschiedlichster Prägung: Der Altosaxophonist und Bassklarinettist Sha besticht durch rhythmische Raffinesse und abgeklärte Ruhe und hat sich in der Neuen Minimal Szene bereits einen Namen gemacht. Der Perkussionist Nicolas Stocker (der Mobile-Gründungsmitglied Matthias Eser 2013 ersetzte) gehört zur neuen Musikergeneration, die wie selbstverständlich klassisches Interpretenbewusstsein mit Groovefähigkeit und improvisatorischer Kompetenz verbindet. Nik Bärtsch, der Spiritus Rector von Mobile, bewegt sich als Grenzgänger zwischen all diesen Codes und schafft neuartige Verbindungslinien.
Titus Engel
Titus Engel studierte
Musikwissenschaften und Philosophie in Zürich und Berlin und erlernte sein Dirigierhandwerk in Dresden bei Christian Kluttig. Der Schweizer ist nicht nur der Mann für die komplizierten OpernpartiturFälle, er beweist auch in seinen Konzertprogrammen eine Repertoireund Stilistik-Bandbreite wie kaum ein Zweiter. Der Principal Conductor der Basel Sinfonietta ist stets auf der Suche nach dem nicht Offensichtlichen, einer Subebene der Partitur, die er offenlegen und in ihrer (gesellschaftlichen) Relevanz dem Hörer vor Ohren führen möchte. Und das mit aussergewöhnlichem Erfolg –nicht nur in der Presse, sondern und vor allem beim Publikum.
Die Basel Sinfonietta ist ein auf zeitgenössische Musik spezialisiertes Orchester mit sinfonischer Besetzung – und insofern ein in der klassischen Musikszene einzigartiger Klangkörper. Getragen vom Anspruch, Musik am Puls der Zeit zur Aufführung zu bringen, überwindet die Basel Sinfonietta seit ihrer Gründung im Jahr 1980 klassische Konzertkonventionen und zeigt sich in ihren Programmen erkundungsfreudig gegenüber anderen Genres und Kulturen. Die Basel Sinfonietta arbeitet mit den führenden Komponist:innen der Gegenwart zusammen. Das Orchester hat zahlreiche Werke in Auftrag gegeben und konnte seit seiner Gründung mehr als 220 Uraufführungen und nationale Erstaufführungen präsentieren.
Musikerliste
Violine 1
Simone Zgraggen1
Ulrich Bürgi
Cornelius Bauer
Simone Flück
Nadia Strijbos
Renate Hofstetter
Sylvia Oelkrug
Urs Haas
Violine 2
David Caflisch Sonton2
Franziska Németi-Mosimann
Friedemann A. Treiber
Sandra Schütz
Marzena Treiber-Toczko
Iliana Hristova-Schierer
Viola
Marie Stockmarr Becker2
Dominik Klauser
Sebastian Heimann
Mariateresa Pagano
Violoncello
Martin Jaggi2
Friederike Arnold
Josep-Oriol Miró Cogul
Kontrabass
Pierre Dekker2
Philippe Dreger
Flöte
Julian Cawdrey
Regula Bernath
Oboe
Marita Kohler
Edoardo Pezzini
Klarinette
Guido Stier
Hanna Langmeier Stenz
Fagott
Till Schneider
Povilas Bingelis
Horn
Carl-Philipp Rombach
Simon Kissling
Trompete
Noe Nillni
Jens Martin Bracher
Posaune
Stephen Menotti
Anita Kuster
Tuba
Sophia Nidecker
Schlagzeug
Kai Littkopf
Fran Lorkovic
1 Konzertmeister
2 Stimmführer:in
09.06.24
Sonntag, 19 Uhr
Stadtcasino Basel
6. Abo-Konzert
SUBVENTIONSGEBER, GEMEINDEN
KULTUR-POOL DER PLATTFORM LEIMENTAL
Biel-Benken, Binningen, Bottmingen, Burg, Ettingen, Oberwil, Schönenbuch, Therwil
HAUPTGÖNNER, STIFTUNGEN
PRODUKTSPONSOREN, MEDIENPARTNER, WEITERE PARTNER
KONTAKT
Basel Sinfonietta
Schützenmattstrasse 43, 4051 Basel +41 (0)61 315 10 30 info@baselsinfonietta.ch
Abo-Service & Ticketing Sarina Leuenberger sarina.leuenberger@baselsinfonietta.ch
Pressekontakt Ophelias Culture PR, Bene Klauser baselsinfonietta@ophelias-pr.com
Konzeption und Redaktion: Ophelias Culture PR
Texte: Dr. Marco Frei
Gestaltung: www.onclame.com
Cartoon: Magi Wechsler