06 BAUKADER 1/2 | 2020
// SCHWERPUNKT
Schwerpunkt:
KULTURERB
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Fachkompetenz am historischen Bauobjekt Unzählige historisch wertvolle Bauten und Objekte warten in der Schweiz auf eine Sanierung durch qualifizierte Handwerker. «Handwerker in der Denkmalpflege» ist seit 2012 die Kaderausbildung, wenn es um Restaurierung und Schutz wertvoller historischer Bauten geht. Die Ausbildung eignet sich dabei genauso für Handwerker wie für Bauleiter und Poliere. Text: Anita Bucher Fotos: zvg
«Rund 80'000 historisch bedeutsame Bauwerke gibt es in der Schweiz.» Niklaus Ledergerber, Denkmalpfleger der Stadt St. Gallen und Vizepräsident von «Handwerk in der Denkmalpflege» weiss wovon er redet. Kulturgut ist sein Thema. Und dieses muss selbstverständlich unterhalten und restauriert werden von qualifizierten Baufachleuten. Denn sonst ist dieses Kulturerbe unwiderruflich verloren. Oft ist aber der Preis bei öffentlichen Vergaben immer noch das Wichtigste. «Klar, der Preis ist immer ein wichtiges Argument. Aber man hat auch im öffentlichen Beschaffungswesen die Möglichkeit, gewisse Grundkriterien festzulegen, wie etwa Erfahrung und Referenzen» resümiert er. Denn nur qualifizierte Fachleute können schlussendlich auch zufriedenstellende Arbeiten ausführen.
Bei der Sanierung von historischen Gebäuden ist Fachkompetenz gefragt.
2012 hat eine Trägerschaft aus damals 18 Organisationen, darunter der Schweizerische Maler- und Gipserunternehmer-Verband (SMGV), der Verband Schweizer Bildhauer und Steinmetzmeister (VSBS) und der Baumeisterverband Zürich-Schaffhausen (BZS) einen Lehrgang geschaffen, der diese Qualität sichern kann. Partner sind unter anderem das Bundesamt für Kultur, die schweizerische UNESCO-Kommission und die HG Commerciale. 200 Fachleute haben beim Aufbau der Weiterentwicklung des Lehrganges «Handwerk in der Denkmalpflege» mitgeholfen. Arbeiten auf einer historischen Baustelle Die zweijährige berufsbegleitende Weiterbildung Handwerker/in in der Denkmalpflege vermittelt Berufsleuten aus acht verschiedenen Bauberufen die Kompetenz, historische Bauten und Objekte qualifiziert
zu analysieren, stilgerechte Pläne für deren Sanierung und Instandhaltung zu erstellen sowie die erforderlichen Arbeiten professionell auszuführen. Der Abschluss ist aufbauend auf der entsprechenden Vorbildung in acht verschiedenen Fachrichtungen möglich: Mauerwerk/Verputz, Holzbau, Gartenbau, Malerei, Möbel/Innenausbau, Naturstein, Pflästerung/Trockenmauerwerk und Stuck. In fachübergreifenden Basismodulen werden zunächst allgemeine Grundsätze der Denkmalpflege, Architektur und Kunstgeschichte vermittelt. Anschliessend erwerben die Teilnehmenden in ihrem jeweiligen Fachbereich das spezifische Wissen und Können, das sie in die Lage versetzt, wirksam zum Erhalt und dem Schutz von historisch wertvollen Bauten beizutragen. Die bestandene Abschlussprüfung führt zum eidgenössisch anerkannten Fachausweis Handwerker/in in der Denkmalpflege. Und diese sind gefragt, wie Ledergerber gerne bestätigt. Verantwortung übernehmen auf der Baustelle Ledergerber wünscht sich vermehrt kompetente Fachleute auf den Baustellen der Denkmalpflege. «Auf der einen Seite werden immer mehr Denkmalpflegestellen gestrichen, auf der anderen gibt es immer mehr und immer komplexere Schutzobjekte – wir haben immer weniger Ressourcen für regelmässige Baustellenbesuche und eingehende Begutachtungen. Wir sind auf gute Leute auf der Baustelle angewiesen. Das hat auch für uns Denkmalpfleger grosse Vorteile. Wir müssen weniger mit den Handwerkern diskutieren wie etwas auszuführen ist und wir müssen weniger Kontrollen machen.»