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Schwerpunkt
BAUKADER.CH 11 | 2022
E ine Datenbrille a uf Erfolgskurs
Ein Hologramm einblenden, Positionen abrufen oder zur Dokumentation ein Foto machen: Mit der HoloLens2 Datenbrille und den entsprechenden Apps erfolgt die Baustellenmontage und die Elemente-Produktion einfach und intuitiv. Die notwendigen Daten müssen nicht mehr auf 2D-Pläne gedruckt oder mühsam auf dem Tablet abgerufen werden. Sie sind jederzeit auf der Brille abrufbar. Möglich machen das zwei Apps, die Michael Schär, Schaerholzbau aus Altbüron entwickeln liess. INTERVIEW / BILDER: Sue Lüthi, HolzbauerSpezial, Schaerholzbau
Michael Schär, wozu haben Sie die App für eine Datenbrille entwickeln lassen?
Beim Zusammenbau von Elementen haben wir festgestellt, dass die kleinsten Teile am meisten Zeit benötigen: Es ist schwierig, sie auf dem Plan darzustellen, sie eindeutig zu nummerieren, in der Produktion zu finden – oft sind sie von einem anderen Teil verdeckt – und zu wissen, wo sie hingehören. Das wollten wir optimieren. Wir haben in unserem Betrieb Varianten mit Laser ausprobiert, haben die Modelle an die Wände oder auf den Montagetisch projiziert, haben Bildschirme aufgehängt, sie mit Rädern versehen. Doch nie war der Plan am richtigen
Ort. Und mit dem Plan auf einem Tablet haben wir nichts gewonnen. Entweder ist das Tablet zu gross, um es dabeizuhaben, oder zu klein, um einen Plan vernünftig betrachten zu können. Meine Frau machte mich auf die HoloLens aufmerksam, die in der Automobilindustrie eingesetzt wird. Wie haben Ihre Mitarbeitenden auf die Brille reagiert?
Zu Beginn haben wir mit der Firma Afca ein einfaches, schnelles Mock-up programmiert und einen ganzen Workflow durchgetestet. Wird die Brille von den Mitarbeitenden getragen? Wird es ihnen übel? Stimmt die Genauigkeit? Unsere Mitarbeitenden waren begeistert! Danach gaben wir Vollgas mit der Entwicklung und die Program-
mierer haben die Bedürfnisse der Monteure wie zum Beispiel Sprachbefehle geben und das Wenden eines Elementes direkt bei den Testpersonen abgeholt. Können die Brillen in der Produktion und auf der Baustelle genutzt werden?
Genau. Die Nutzung ist freiwillig. Seit einem Jahr stehen zwei Brillen in der Produktion zur Verfügung. Unsere Mitarbeitenden nutzen sie für komplizierte Elemente, etwa bei 50 Prozent der Elementproduktion. Auch auf der Baustelle werden die Brillen regelmässig genutzt. Dort gibt es Spezialmodelle mit Helm. Unser langfristiges Ziel ist, den Plan zu ersetzen. Im Moment läuft eine Testphase, um mögliche Verbesserungen genau zu definieren. So möchten wir zum Beispiel Bemassungen einblenden können oder Beplankungen ein- und ausblenden. Was ist auf CAD-Stufe dafür notwendig?
Wir nutzen genau die gleichen Daten wie bisher. Abstrakte und strukturierte Daten können automatisch aufbereitet werden. Das ist bei den CAD-Modellen im Holzbau der Fall. Ein Knopfdruck und das Modell befindet sich auf der Brille. Wie läuft die Übertragung vom Bildschirm zur Brille?
Die blauen und roten Balken sind nur durch die Brille zu sehen. Sie sind die Anleitung für den Zimmermann, wie er die Elemente zusammenfügen muss.
Wir zeichnen standardmässig ein 3D-Modell, wie es für die CNC-Maschine benötigt wird. Dann markiert der Mitarbeiter die Teile und exportiert die Daten. Das File wird in der Cloud abgespeichert und mit einem QR-Code auf dem Übersichtsplan platziert.