engelsloge n° 42

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OPER

IHR SCHWERSTER КAMPF Um den König vor dem Tod zu retten, bietet seine Gattin sich selbst als Opfer an. Mit seiner Oper Alceste hat Christoph Willibald Gluck dieser mythologischen Heldin ein musikalisches Denkmal komponiert. Dorothea Röschmann singt in der Neuproduktion erstmals die Titelpartie. Die Sopranistin im Gespräch über Skrupel, Entschlossenheit und die Kraft der Liebe.

Mit der Neuproduktion an der Bayerischen Staatsoper geben Sie Ihr Debüt als Alceste. Welchen Stellenwert hat diese Partie im Rahmen Ihrer Entwicklung als ­Sängerin? Was reizt Sie an der Rolle? Alceste ist eine sehr komplexe Figur. Ihre Gestaltung bedarf gro­ ßer Erfahrung im behutsamen Aufbau der dramatischen Ent­ wicklung einer Rolle. Da diese Geschichte in der geplanten Selbst­ aufopferung für einen anderen Menschen kulminiert, … … Königin Alceste ist bereit, für ihren Mann ­Admète zu sterben … … muss man ganz in den Charakter einsteigen und die wunderbar dramatisch geschriebenen Rezitative eindringlich gestalten. Ich bin sehr gespannt auf diese Produktion, weil die Thematik und ihre Umsetzung eine große Herausforderung darstellen. Die Zer­ rissenheit Alcestes, ihre Zweifel und dann diese überwältigende Entschlossenheit, für ihren Gatten in den Tod zu gehen – das zeugt von einer beeindruckenden seelischen Kraft, die in ihr wohl bis zu diesem Zeitpunkt geschlummert hat. Gluck hat diese Frau großartig porträtiert, fein abschattiert in den unterschiedlichen

Arien und den dramatisch ausgeloteten Rezitativen. Das ist für eine Sängerin und Darstellerin eine fantastische Herausforde­ rung und eine Aufgabe, auf die ich mich sehr freue! Wie bewegen Sie sich auf ein Rollendebüt zu, was tun Sie dafür? Die Vorbereitung auf eine neue Rolle geht durch verschiedene Phasen und findet auf unterschiedlichen Ebenen statt. Schon die erste Auseinandersetzung mit der Musik und dem Libretto er­ gibt eine emotionale Bindung an die Figur. Durch das intensive Studium der Partie und des Textes dringe ich dann immer tiefer in die Materie ein. Trotzdem versuche ich, zu Beginn der Proben wie ein offenes Buch zu sein und alles, was ich für die Rolle in mir gespeichert habe, zur Verfügung zu stellen – für den Weg, den ich nicht kenne und den der Regisseur und der Dirigent mit mir zusammen gehen. Und was kann solch ein Prozess mit Ihnen machen? Was das diesmal mit mir machen wird? Ich weiß es nicht. Aber es ist spannend. Ich habe von allen großen Frauengestalten in der


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