Bayerns Bestes - Ausgabe 07 - Vorschau

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BAYERNS BESTES

AUSGABE 7

BAYERN LAND & LEUTE

Fitzgerald Kusz Franken und Broudworschd

Bayerisch G‘schert Ruaßkuchlmusi aus Meggalou

3,80 €

Leben und Liebe

Ottfried Fischer über Frauen und das Altern


Editorial

Bayern Land & Leute „Kulturlandschaft Bayern“ - so könnte man den Inhalt dieses Heftes zusammenfassen. Im Freistaat wird nicht nur überschwänglich die BierKultur (500 Jahre Bayerisches Reinheitsgebot) gefeiert; es gibt auch eine bayerische EssensKultur: Dazu gehört bestimmt die fränkische Bratwurst, der Fitzgerald Kusz ein lyrisches Denkmal gesetzt hat. Über die Ess-Kunst hat in Bayern bereits im 19. Jahrhundert Gustav Blumröder alias Antonius Anthus ein Buch geschrieben . Zur EssKultur gehören selbstverständlich bayerische Gerichte, die auch Sterneköche wie Denis Feix natürlich beherrschen. In diesem Zusammenhang haben wir auch einen Blick auf die Lebensmittel aus Bayern geworfen. Mehrere Zertifikate dienen hier als Herkunfts- und Qualitätsnachweis.

Impressum:

espresso multimedia GmbH Wagnerwirtsgasse 8, 85049 Ingolstadt UStId: DE 1529225661 Verantwortlich i.S.d. § 6 Abs. 2 MDStV: Hermann Käbisch Telefon: 0841 / 9 51 54-0 Telefax: 0841 / 9 51 54-120 kaebisch@espresso-mediengruppe.de info@bayernsbestes.de Geschäftsführung: Hermann Käbisch, Maria Käbisch Projektleitung: Stefanie Kreß Marketingleitung: Inge Piehler (01 76/23 33 53 03) Marketing Natali Motter (08 41/95 15 4-112) Evelin Raffalt (01 72/85 33 599) Redaktion Melanie Arzenheimer, Hermann Käbisch, Silke Federsel, Edgar Mayer, Andreas Thamm, Melanie Bäumel-Schachtner, Anja Keilbach, Anita Haas, Steffi Hugendubel-Doll, Sabine Kaczynski, Lisa Braun Layout: Stefanie Kreß, Kristin Leichtl designerie-Werbeagentur Sonja Wiedemann Druck: Hofmann Nürnberg

Kultur und Landschaft in einzigartiger Verbindung fanden wir auch im Karwendel (GarmischPartenkirchen und Mittenwald - „Alpensymphonie“), in dem bunten Markt Murnau (Ausstellung „AUFS LAND“), der „Franz-Marc-Pilgerstätte“ Kochel, in Weißenburg mit seinen römischen Wurzeln und einem Apothekenmuseum und Neumarkt (Maybach-Museum und Fischer-Museum). Nicht vergessen: Neuburg/Donau, wo mit Ottheinrich ein Ottfried Fischer (lesen Sie sein Interview über Zeit, Leben und Liebe) an Opulenz nicht nachstehender Herrscher eine prächtige Bibel in Auftrag gab. Viel Spaß beim Lesen wünscht Ihnen

Hermann Käbisch

Von Lesern für Leser In unserer Zeitschrift weisen wir gern auf besonders gute kulinarische Angebote hin. Dabei sind uns unsere Leser behilflich.

Ottfried Fischer

Julia Wanior aus Steingau empfiehlt die Metzgerei Haslauer in Otterfing und die Dorfbäckerei in Sauerlach. Beide seien noch echte Handwerksbetriebe mit hervorragender Qualität..

Foto: Walter Schönenbröcher

Koraljka Delefortrie ist von der „Bäckerei Schlank“ in Putzbrunn begeistert.

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8 Bayern 1 bis 3 Tracht des Jahres, Bildschirmschönheiten und ein Königsmörder?

14 Bayern des Monats Ausgezeicnete Fremdenführer und „Die Blechbixn“

18 Immer langsamer? Ottfried Fischer über das Altern, die Frauen, das Bier

21 Prächtig Ottheinrich und „seine“ Bibel in Neuburg

26 Mit dem Rad unterwegs

Inhalt

Inhalt

70 Geprüfte Qualität Lebensmittelsiegel in Bayern

74 Spargel Für Gourmets Sternekochte Denis Feix kocht Kaninchen mit Spargel (Seite 76) und ein kleines Spargellexikon (Seite 74)

80 Mund-Art Fitzgerald Kusz über den fränkischen Dialekt, ein Broudworschd-Haiku und die Vielfalt der Brarwürste (Seite 83)

84 Essen als kunst Der Franke Gustav Blumröder verfasste ein Buch über Esskultur

Schöne bayerische Radtouren Teil 1

88 Bier her!

30 Maybach, vespa und FahrRad Eine Entdeckungsreise in Neumarkt

Gerald Huber vom Bayerischen Rundfunk ruft „Helles Lujah“ (Seite 88), das Bauerngerätemuseum Ingolstadt zeigt den Krug zum Bier (Seite 90) und Ingolstadt rückt beim Bier ZAM (Seite 92)

36 Alpensinfonie

94 Neues aus Niederbayern

Kultur in Mittenwald und Garmisch-Partenkirchen

46 Kunst und Kulinarisches

Ein Deutscher Meister mit der Kettensäge (Seite 94), Trabrennen in Pfarrkirchen (Seite 98) und eine Riesenkerze auf Wallfahrt (Seite102)

Kochel begeht den 100. Todestag von Franz Marc und überrascht mit kulinarischen Angeboten

104 von meggalou in die welt

50 Murnau ist eine Reise wert

108 Festivals

„Aufs Land“ - als Städter Villen bauten, Gabriele Münter und einladende Gastronomie im Voralpenland

56 Eine Stadt mit vergangenheit Römische Bauten, ein Apothekenmuseum und Bratwurst in der Zigarrenkiste

66 Der Mittelpunkt Bayerns Kipfenberg feiert 750. Geburtstag

Die „Ruaßkuchlmusi“ ist derb und erfolgreich unterwegs

Brass Wiesn-Festival in Eching (Seite 108) und Ralph Huber und sein „Bluetone“-Festival in Straubing

116 Ein leben voller musik Die Miltenberger Pianistin Sylvia Ackermann sammelt alte Instrumente

120 Für sie ausgesucht Anita Haas hat Veranstaltungen der Monate Mai und Juni für Sie ausgewählt.

128 Publikumsliebling Der Fußballer Lukas Hinterseer im Interview.

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Aufs Land

Münter und Villen in Murnau

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Ich bin eine Bildunterschrift © BR/privat

Die drei ersten Fernsehansagerinnen (v.l.n.r.: Annette v. Aretin, Ruth Kappelsberger und Anneliese Fleyenschmidt), die die Zusseher vor den damals ca. 1500 Fernsehgeräten in Bayern durch das Programm führten, waren in den unterschiedlichsten Funktionen und Sendungen für den Bayerischen Rundfunk tätig. Foto: © BR/privat

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Die ersten ihres Standes


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Annette von Aretin, Ruth Kappelsberger und Anneliese Fleyenschmidt waren die ersten Fernsehansagerinnen des BR

Von Silke Federsel Mehr als 60 Jahre ist es nun her, dass der Bayerische Rundfunk seinen Fernsehprobebetrieb im Blindenheim an der Lothstraße in München startete. Ein Jahr später im November 1954, lieferten die Münchner bereits mit dem Mozart-Singspiel „Die Gärtnerin aus Liebe“ die erste Eigenproduktion für die ARD. Aus der Anfangszeit des Bayerischen Rundfunks dürften viele aber nicht nur Filme, Serien und Nachrichtenformate in Erinnerung behalten haben, auch zahlreiche Moderatoren sind untrennbar mit dem Bayerischen Rundfunk verbunden, haben sie ihn doch maßgeblich mit geprägt. Die ersten Ansagerinnen, die die Zuschauer damals auf den rund 1500 Fernsehgeräten im Freistaat sahen , waren Annette von Aretin, Ruth Kappelsberger und Anneliese Fleyenschmidt. Sie wirkten auch in den folgenden Jahrzehnten bei unzähligen Produktionen mit und hatten unterschiedliche Funktionen inne. Annette von Aretin (*1920 in Bamberg , +2006 in München ) war gelernte Fotografin und begann ihre Rundfunkkarriere 1947 als freie Mitarbeiterin bei Radio München, dem Vorläufer des Bayerischen Rundfunks. Im Jahr 1954 wurde sie die erste Fernsehansagerin des BR und leitete von 1959 bis 1980 dessen Besetzungsbüro, kümmerte sich um die Auswahl der Schauspieler für in München produzierte Fernsehspiele. Auch nach ihrer Pensionierung im Jahr 1980 hat von Aretin weiter für Funk und Fernsehen gearbeitet und mehrere Bücher geschrieben.Vielen Fernsehzuschauern dürfte die gebürtige Bambergerin aber vor allem als Ratedame in der legendären Quizsendung der ARD „Was bin ich?“ mit Robert Lembke bekannt sein. Von Aretin war von 1961 bis 1989 Teil des Rateteams, das 1967 mit der „Goldenen Kamera“ ausgezeichnet wurde.

Ihr Markenzeichen war die Satzkonstruktion „Gehe ich recht in der Annahme, dass...?“ Ebenfalls zu den Moderatorinnen der ersten Stunde gehörte Ruth Kappelsberger (*1927 in München, + 2014 in Berg am Starnberger See). Nach Abschluss der Schauspielschule Hannover folgten für die gebürtige Münchnerin erste Engagements an verschiedenen Münchner Boulevardbühnen. 1946 kam Kappelsberger zum Radio, war ab 1954 Fernsehansagerin beim Bayerischen Rundfunk. Sie wirkte auch in mehreren Produktionen als Schauspielerin mit, unter anderem in zahlreichen Ausgaben des „Komödienstadl“ und in Serien wie dem „Königlich Bayerischen Amtsgericht“. Beim Funk war sie auch in der beliebten Reihe des BR „Sie und Er“ mit Walter Sedlmayr zu hören. Eine ähnliche Fernsehkarriere wie Annette von Aretin hat auch Anneliese Fleyenschmidt (*1919 in Fley, + 2007 in München) hingelegt, war auch sie Moderatorin der ersten Stunde beim Bayerischen Rundfunk und wirkte auch bei der Quizsendung der ARD „Was bin ich?“ mit. 1940 kam sie nach München und studierte zunächst Zeitungswissenschaft, Literatur- und Theatergeschichte, danach nahm sie bei Otto Falckenberg Schauspielunterricht, spielte auf Bühnen in Hannover und München. Ab 1945 arbeitete sie als Schauspielerin und Sprecherin für Hörspiele beim BR, moderierte bei zahlreichen Fernsehsendern die unterschiedlichsten Formate -von Automagazinen über Modenschauen bis hin zu Volksmusiksendungen und war auch regelmäßig als Ansagerin der Abendschau des Bayerischen Fernsehens zu sehen. 1984 erhielt sie in Anerkennung ihrer Verdienste die „Goldene Medaille“ des Bayerischen Rundfunks.

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Bayern 3

Dr. Bernhard von Gudden starb mit dem „Kini“ Von Melanie Arzenheimer Am 13. Juni 2016 jährt sich der Todestag von König Ludwig II. zum 130. Mal. Aber es war eben nicht nur der „Kini“, der im Starnberger See an jenem Tag ums Leben kam, sondern auch Dr. Bernhard von Gudden. Der tragische Tod des „Märchenkönigs“ überschattet seitdem das Leben und Wirken eines Wissenschaftlers, der maßgeblich zum Aufbau der modernen Psychiatrie in Bayern beigetragen hat. Dr. Bernhard von Gudden, geboren 1824 in Kleve, war zeitlebens eine Berühmtheit – als Arzt, Psychiater, Anstaltsleiter, Wissenschaftler (er galt als Pionier der Hirnforschung) und Hochschullehrer. Deswegen wurde er auch – neben anderen - als Gutachter von Ludwig II. eingesetzt. Das bis heute ungeklärte Drama im Starnberger See führte zu einer Verteufelung des Arztes, vor allem Königstreue sahen (und sehen) in ihm den „Mörder“ Ludwigs. Andere vertreten die Meinung, er sei beim Versuch den „Kini“ vom Suizid abzuhalten, selbst ertrunken. „Dr. Bernhard von Gudden – der Gutachter König Ludwigs II.“ ist der Titel einer Ausstellung, die erstmals ein umfassendes und differenziertes Bild des Psychiaters zeichnet. Der „Kini-Spezialist“ Alfons Schweiggert hat sie kuratiert. Nachdem sie bereits in Benediktbeuern und in Prien zu sehen war, hat sie nun an einem sehr passenden Ort ihre endgültige „Heimat“ gefunden. Die 80 Schautafeln und zahlreichen Objekte – darunter die Totenmaske Guddens – verbleiben im kbo-Inn-Salzach-Klinikum in Wasserburg am Inn. Das ehemalige Bezirkskrankenhaus Gabersee, das inzwischen im kbo-Inn-Salzach-Klinikum aufgegangen ist, beherbergte einst auch die Kreis-Irrenanstalt Gabersee. Und die wurde wiederum von Dr. Gudden mit konzipiert.

Dr. Bernhard von Gudden

Ein Kreuz markiert im Starnberger See die Stelle, an der Ludwig II. in etwa ums Leben gekommen ist.

Foto: Wiki Commons

Foto: Fotolia/Andy Ilmberger

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Bayerinnen des Monats

Bayerinnen des Monats (hk) Weibliches Blech: Muss bayerische Blasmusik von Männern dominiert werden? Nein, sagen „Die Blechbixn“. „Wir können das auch!" „Die Blechbixn" - das sind vier junge Madln: Posaunistin Hilde und Judith am Akkordeon sind Lehrerinnen, Trompeterin Karin studiert Musik und Lead Vokalistin Michi schreibt sogar an ihrer Doktorarbeit im Bereich Ernährungswissenschaften. Der Name „Blechbixn" ist übrigens nicht nur hinsichtlich der Blasinstrumente Programm: Immer einen frechen Spruch auf den Lippen, sind die vier „Bixn" um keinen Spaß verlegen! Und die Musik: Moderne bayerische Blasmusik, Bayernrock/-pop, Einflüsse aus Boogie, Samba, Balkan. Einfach mal reinhören: Blechbixn zum „Magerpuppnwahnsinn": www.youtube.com/ watch?v=E5Z564l6D5M

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Bayerinnen des Monats

Foto: Š Carsten Bunnemann

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Kultur

Immer Ottfried Fischer über eine Jugendliebe, die Zeit, das Bier und die Frauen Von Hermann Käbisch „Keine Angst, i mach keine Schüttelreime!“ Mit diesen Worten begrüßte Ottfried Fischer beim „Aschermittwoch der Kabarettisten“ im Jahre 2008 seine Zuschauer. Kurz zuvor hatte er seine ParkinsonKrankheit der Öffentlichkeit bekannt gegeben. Nicht nur diese Offenheit macht ihn stark und sympathisch. Glücklicherweise erlaubt es Fischers Gesundheitszustand auch weiterhin, als kritischer Geist die Finger in die gesellschaftlichen Wunden zu legen und auch zu unterhalten. Zwar stieg er Ende 2012 nach mehr als 170 Sendungen aus „Ottis Schlachthof“ im Bayerischen Fernsehen aus. Dort interviewte er KabarettistenKollegen nach ihren Solo-Kurzauftritten und förderte insbesondere Nachwuchs-Talente. Doch Fischer hat sich keineswegs aufs Alten-Krankenteil zurückgezogen. So präsentiert er bei Facebook täglich einen kurzen Videoclip mit dem Titel „Nach dem Nickerchen“. Und wie gewöhnlich gut unterrrichtete Quellen berichten, schreibt er viel.... So könnte demnächst ein weiteres Buch erscheinen. (nach „Das Leben – ein Skandal“, 2013). Außerdem ist der Kabarettist und Schauspieler („Der Bulle von Tölz“, „Pater Braun“, „Ein Bayer auf Rügen“, „Go Trrabi Go“, „Irgendwie und Sowieso“) zurzeit mit zwei Programmen unterwegs. „Jetzt noch langsamer – zwischen Gerücht und Parkinson“ stellt abermals einen Bezug zu seiner Erkrankung her. Begleitet von Leo Gmelch – dem kongenialen Tubisten – plaudert er davon, wie alles anfing, humoristische Improvisation pur. „Eine schonungslos verabreichte, garantiert politisch unkorrekte HumorDosis – mal alternierend, oft auch gleichzeitig (nichts für Weicheier!)“ - so beschreibt er es selbst. Das zweite Programm „Ottfried Fischer & Die Heimatlosen – Wandogo-Filosofi“ ist weniger kabarettistisch als viel mehr philosophisch. Doch Fischer spielt dabei immer wieder auf Operettenklassiker an und auf seiner Homepage gibt es gar den flotten „Otti-Dance“ (http://www.ottfried-fischer.de/otti-dance/). Als „verrückt, provozierend und manchmal auch abgedreht“ bezeichnete ein Kritiker der Augsburger Allgemeinen, was Fischer und seine musikalischen Freunde dem Publikum da „zumuten“.

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Nimmt seinen Hut noch lange nicht: Ottfried Fischer – ein prachtvolles Mannsbild wie der Neuburger Pfalzgraf Ottheinrich auf den folgenden Seiten Foto: Walter Schönenbröcher


Kultur

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Foto: Walter Schรถnenbrรถcher

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Kultur

Ottfried Fischer und „Die Heimatlosen“ präsentieren Wandogo-Filosofi Foto: Agentur Regina Weber/Ottfried Fischer

Uschi, Ruth Drechsel, James Last und die Liebe Im Interview mit Ottfried Fischer

Herr Fischer, über Ihre erste Liebe sagen Sie: „Sie hieß Uschi. Ich ging drei Sommer mit ihr. Niemand wusste davon... am wenigsten Uschi.“ Sich nicht zu offenbaren, ist das einer Ihrer Wesenszüge? Fischer: Sinn und Unsinn des Lebens für einen Auserwählten, der sich in der Pubertät befindet, besteht im ständigen Scheitern und Siegen. Das liegt daran, dass die Gefühle Dich beherrschen, Du selbst aber noch nicht in der Lage bist, via Gefühl zu herrschen. Sie machen aus dem griechischen Held „Odysseus“ den Bayern „Ottiseus“. Der Grieche ließ sich an den Mast seines Schiffes binden, um weiblichen Lockrufen zu widerstehen. Haben Sie immer so ein Seil dabei? Fischer: Im Prinzip schon, aber manchmal verstecken die Sirenen das Seil. In Ihrem Programm „Wandogo Filosofi“ fallen Sätze wie: „Bier und Weiber sind die besten Zeitvertreiber“. Ist Bier wichtiger als Liebe?

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Fischer: Bier und Weiber sind hier gleichgesetzt. Es ist die Dokumentation eines Spruchs, den es gibt, den wir aber nicht unterschreiben. Sie zitieren: „Ich leb und weiß nicht, wie lang. Ich stirb und weiß nicht, wann. Ich fahr und weiß nicht, wohin. Mich wundert, dass ich fröhlich bin.“ Fischer: ... der Spruch eines unbekannten alten Großmeisters der Dichtung und passt auf unsere Darbietung wie nichts Zweites ... Ich denke mir oft in kalten Zeiten, bald ist Frühling. Da fällt mir Mörike ein „Fröhlich lässt sein blaues Band wieder flattern durch die Lüfte“. Sie sprechen über „die Zeit, die plötzlich so schnell verfliegt“. Fischer: Ist es nicht so: Man wird langsamer, die Zeit wird schneller und das einzige, was bleibt, ist das Alter und die Gewissheit, dass es mit dem Jüngerwerden vorbei ist.

Zurück in die Jugendzeit: „In meiner Jugend gab‘s einen ganz ähnlichen Typen wie mich: James Last“. Fischer: Der missglückte Versuch einer Bandleaderparodie, die allerdings durch eine aberwitzige Pointe gerade noch gerettet werden konnte. Nennen Sie bitte die Namen von drei Menschen, die Sie großartig finden. Fischer: Ruth Drexel - die gescheiteste Frau, die ich kenne. Frank Walter Steinmeier - hat seine Karriere gering geachtet, als es darum ging, dass seine Frau eine Leber brauchte. Meine Mutter - weil sie‘s doch versteht, weshalb so vieles so ist, wie es ist! Zum Abschluss: Sie betrachten Bayern kritisch. Aber was ist das Beste an/in Bayern? Fischer: Dass die Einheitspartei es nicht geschafft hat, uns das kritische Denken auszutreiben.


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In allen gut sortierten Zeitschriftenläden und in Lebensmittelmärkten in ganz Bayern können Sie BAYERNS BESTES kaufen. Wenn Sie BAYERNS BESTES dort nicht finden, wenden Sie sich bitte an den Marktleiter oder Inhaber. Er kann die Zeitschrift über den Grossisten beschaffen. Im Internet sind wir unter www.bayerns-bestes.de erreichbar. An unserer Homepage arbeiten wir aber noch. Sie wird in den nächsten Wochen vollständig fertiggestellt sein. Bei Facebook finden Sie uns unter facebook.de/Bayerns-Bestes Künftig ist BAYERNS BESTES auch bei Instagram vertreten @bayernsbestes Und auf herkömmliche Art und Weise können Sie uns schreiben, anrufen oder faxen: Bayerns Bestes Wagnerwirtsgasse 8, 85049 Ingolstadt Fax: 0841 95154 120 Tel: 0841 95154 0 Mail: info@bayernsbestes.de

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BAYERNS BESTES


Kunst & Kultur

„(R)Eingschenkt is !“ Das Bier im Krug und in der Kunst

Von Hermann Käbisch Lassen Sie sich nicht täuschen: Im Bauerngerätemuseum in Ingolstadt geht es nicht nur um die Landwirtschaft. Im Jahr des Bayerischen Reinheitsgebots, das seinen 500. Geburtstag feiert und in Ingolstadt verkündet wurde, gibt es dort eine Ausstellung rund um den Bierkrug (und sogar den Bierbauch) zu sehen.

„Lebenslinien“ auf dem Bierkrug Fotos: Hermann Käbisch

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Fliegende Engel (Matthias Schlüter) und ein cooler Typ (Helmut Wolf)

Kunst & Kultur

Erotik und Autoritäten: Porzellanmedaillons von Bierkrugdeckeln

Info: „(R)eingschenkt is - Geschichten vom Bierkrug und seinem Inhalt“ bis 10. Juli 2016 im Bauerngerätemuseum, Probststraße 13, 85051 Ingolstadt-Hundszell, www.ingolstadt.de/ bauerngeraetemuseum. Begleitend: Kunstausstellung „Rund um den Bierbauch“ von Gabriele und Thomas Neumaier zusammen mit dem Deutschen Medizinhistorischen Museum

Der Bierkrug ist ein Stück Kulturgeschichte und weit mehr als ein Trinkgefäß. Schließlich trinkt das Auge mit, wenn der Gerstensaft durch die Kehle rinnt. Und richtig schöne Krüge verfügen über einen ebensolchen Deckel aus Zinn, häufig verziert mit Porzellanmedaillons. Eine wahre Schatztruhe von derartigen Medaillons, überwiegend von Bierkrugdeckeln des 19. Jahrhunderts bildet einen Schwerpunkt der Ausstellung - Dank sei Wilhelm Anton Karl Eisenhart, dem Inhaber der gleichnamigen Zinngießerei aus Eichstätt, der die Exponate zur Verfügung stellte. Die Motive der Medaillons reichen von Ludwig II. bis zu barbusigen hübschen Frauen. Frauen malte auch Matthias Schlüter: Sie stemmen Bierkrüge oder sind trinkfreudig wie die gleichfalls dargestellten Männer mit ihren Bierkrügen. Rauschig wogende Bilder zeigt der Maler, ausdrucksstarke Holzskulpturen der Bildhauer Helmut Wolf.

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Kunst & Kultur

Bayerisch g´schert und derb und ständig unterwegs Die Ruaßkuchlmusi nimmt kein Blatt vor den Mund

UNTERWEGS beim Volksmusiktag „Mittendrin" 2015 in Eichstätt Foto: Edgar Meyer

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Kunst & Kultur

Von Edgar Meyer Kennen Sie Meggalou? Nicht? Muss man jetzt auch nicht unbedingt kennen, geschweige denn, dass man den Begriff richtig aussprechen kann. Dazu müsste man Insider eines eigenen, fast urwüchsigen Dialekts sein, den die Menschen in einem bestimmten Gebiet zwischen Eichstätt und Ingolstadt sprechen. Hinter dem sehr dialektal gefärbten Begriff verbirgt sich nämlich der Ortsname „Möckenlohe“, in dem die Ruaßkuchlmusi, ein musikalisches Duo, das sich seit 2002 sehr intensiv und mit voller Überzeugungskraft und Nachdruck der Volksmusik verschrieben hat, wohnt und lebt.

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Kunst & Kultur

UNTERWEGS vo Meggalou af Olaschlou... immer der bayerischen Realität auf der Spur Dominik und Ingrid Harrer: Reinkarnation bayerischer Volksmusik Fotos: Ruaßkuchlmusi

Um es gleich vorwegzunehmen. Rußgeschwärzt, so wie die Wände einer sogenannten Rußkuchl, in der das Feuer bei einem Kamin mit offenem Feuer über einen riesigen Schlot nach oben abzieht, ist ihre Musik wirklich nicht. Da Ingrid und Dominik Harrer jedoch dabei sind, ein altes Jurahaus aus dem Jahre 1701 in Möckenlohe zu sanieren, bei dem sich noch ein solcher „Deutscher Kamin“ in der Küche befindet, haben sie sich für den Namen entschieden, der ihrer Musik Ausdruck verleihen soll. Da sie ein Jurahaus sanieren und in diesem eine Ruaßkuchl untergebracht ist, zeigen sie ihre Bodenständigkeit und Urwüchsigkeit, genauso wie in ihrer Musik, die auf jegliche Verstärkung verzichtet. Sogar das Stimmmikrofon stört irgendwann, besonders wenn es nicht gescheit funktioniert, wie neulich bei einem Auftritt im oberpfälzischen Gnadenberg beim Klosterbräu, wo sie als kongenialen Partner die Tanngrindler Musikanten aus dem gleichnamigen Tanngrintel, einer historische Bezeichnung für ein Gebiet auf der Hochfläche zwischen den Flüssen Altmühl und Schwarze Laber, dabei. Dann reißen sich die Musikanten das Mikro vom Kopf und betören das Publikum schon mal lieber mit ihrer natürlichen Stimme – auf Augenhöhe eben. Diese Natürlichkeit kommt beim Publikum bestens an, auch wenn es der Musik, die eigentlich aus der Volksmusik hervorgeht, durchaus manchmal etwas raucht, vor allem wenn

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sich die Harrers politische Angelegenheiten zur Brust nehmen und durchaus mit ernster, aber entschiedener Brille Missständen den Kampf ansagen. So wie es eben politisches Musikkabarett einfach tut, ja sogar tun muss. Da wird schon mal ganz ernst gegen TTIP geschossen und das Abkommen als „Bedingungslose Kapitulation vor der Großindustrie“ bezeichnet. Wenn es rußig zugeht, dann ist halt die Brücke zu Begriffen wie dreckig, derb oder g´schert nicht mehr weit. Beendet wird ihr Programm stets mit Sprachunterricht, indem das Herkunftslied „Vo Meggalou af Olaschlou“ jedem Zuhörer erklärt und ausgedeutet wird. Hierin definieren sie ihre Herkunft geografisch sehr genau und die umliegenden Orte, wie Nassenfels, Egweil, Tauberfeld, Buxheim und der Wirt von Ochsenfeld werden darin musikalisch kartografiert. „Damit s´ihrs wisst, wo mir herkommen!“, moderiert Harrer den Abend in seiner ihm eigenen Umgangssprache an. Überhaupt ist das Kokettieren mit der bayerischen Sprache ein Element, das den ganzen Unterhaltungsabend durchzieht. Ob beim Lied über das wohl vielseitigste Wort, das nur aus drei Buchstaben besteht, dem „Öha“ oder dem Lied vom „Schoaß“, irgendwann verzieht sich auch beim peinlich-berührten Zuhörer der Mundwinkel zu einem breiten Grinsen.


Kunst & Kultur

Dies sind einige Facetten, die die Musik der Ruaßkuchlmusi charakterisieren. Seit 2002 sind sie unterwegs, die beiden Vollblutmusikanten, die sich während ihres Studiums an der Hochschule für Musik und Theater in München kennen- und lieben gelernt haben: die aus dem im Bayerischen Wald zwischen Regen und Zwiesel gelegenen Dreieck stammende Ingrid und der in Möckenlohe gebürtige und aufgewachsene Dominik Harrer. Der bekleidet inzwischen auch, neben seiner Haupttätigkeit als Musiklehrer am altehrwürdigen Gabrieli-Gymnasium in Eichstätt das Amt des Kreisheimatpflegers im Landkreis Eichstätt. Seine Ingrid ist Realschullehrerin an der Paul-Winter-Realschule im benachbarten Neuburg/Donau. Beide spielen eine Vielzahl von Instrumenten. Aufgetreten wird aber immer mit der Steirischen Harmonika und dem Tenorhorn. Auch wenn´s alt aussieht, so ein gutes Instrument hätte sie noch nie gespielt, beteuert Ingrid Harrer-Hoffmann, die das Tenorhorn bei ebay ersteigert hat.

Bayern bekannten Refrain „Halli-Hallo Elisabeth“ singt der ganze Saal lautstark mit.

Unterwegs sind sie auf vielen Hochzeiten, die beiden Harrers und da stellt sich oftmals die Frage, wie sie das alles unter einen Hut bringen, denn immerhin haben sie noch drei Kinder im teils schulpflichtigen Alter zu versorgen. Auf Geburtstagen, Firmenfeiern oder Hochzeiten unterhalten sie die Leute und bereiten ihnen mit ihrer Musik Freude. Dann sind sie auf Kleinkunstbühnen und Kabarettveranstaltungen anzutreffen, wo sie durchaus mal ernstere Töne anschlagen. Auf Volksmusikveranstaltungen oder auf Hoagartentreffs tragen sie mit frischem Schwung dazu bei, dass die Leute das Gefühl haben, dass Volksmusik etwas Lebendiges und Belebendes ist. Energiegeladen und kraftvoll stimmen sie dann das Lied von der „Elisabeth“ an und spätestens beim in ganz

Ja, sie verkörpert Volksmusik im wahrsten Sinne des Wortes, die Ruaßkuchlmusi. Den Harrers geht es um mehr, als ein bisschen Volksmusik-Zauber nach bester Andy-Borg-MusikantenstadelManier zu verbreiten. Sie wollen Begeisterung wecken für die echte, traditionelle bayerische Volksmusik und zeigen, dass Volksmusik nichts Verstaubtes, Altmodisches oder gar zu Pflegendes ist, sondern lebendig, aktuell und jünger denn je. Dass sie bekannt sind wie ein bunter Hund, ist auch darin begründet, dass sie schon etliche Male im TV bei den Wirtshausmusikanten beim Hirzinger aufgetreten sind und auch international, wie bei einem internationalen Folk-Treffen 2007 in Irland Bühnenerfahrung gesammelt haben. Na dann, Chapeau! Weiter so!

Frisch, unverkrampft und manchmal auch frech singen und musizieren die Harrers drauf los. Eine besondere Freude ist es ihnen zu lauschen, wenn sie zu ihren Gstanzl ansetzen und diese zum Besten geben. Die Gstanzl oder Schnaderhüpferl, meist im Dreiviertel-Takt, haben in Bayern eine lange Tradition. Die überlieferten Verse, die immer mit einer lustigen, hin und wieder auch politischkritischen Pointe enden, nehmen bestimmte Zielgruppen oder Personen auf den Arm, allerdings nie beleidigend. Immer soll der Angesprochene mitlachen können. Die Ruaßkuchlmusi hat inzwischen eine Vielzahl solcher Gstanzl auf Lager, teils überliefert, von anderen Musikanten gehört oder auch selbst geschrieben. So wie eben auch die Vielzahl der anderen Lieder, die es im reichhaltigen und vielfältigen Repertoire der beiden Musikanten zu hören gibt.

UNTERWEGS in Stadt und Land - hier im Kuhstall der Jurahaus-Nachbarn in Möckenlohe

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