Editorial
Impressum: espresso Publikations GmbH & Co KG Wagnerwirtsgasse 8, 85049 Ingolstadt UStId: DE 814482148 Verantwortlich i.S.d.§ 6 Abs. 2 MDStV: Michael Stern Telefon: 0841/95154-0 Telefax: 0841/95154-120 info@espresso-mediengruppe.de info@bayernsbestes.de
Ein neues „Gwand“ Hoppla! Da hat sich doch etwas geändert? Ja. Sie haben Recht. Wir haben uns in ein „neues Gwand“ geworfen. Unser Magazin hat sich im „Look“ (wie man neudeutsch sagt) etwas verändert. Man geht schließlich mit der Zeit. Das hat im Übrigen auch die Tracht getan. Ein bisschen Mode war immer mit dabei. Und heute ist es absolute Mode, die bayerische Tracht zu tragen. In aller Welt.
Projektleitung: Melanie Arzenheimer Marketing: Natali Motter, Evelin Raffalt Redaktion: Hermann Käbisch, Melanie Arzenheimer Silke Federsel, Edgar Mayer,Andreas Thamm, Anita Haas, Franziska Meinhardt, Monika Schneider-Stranninger, Siegfried Völlger Layout: designerie WERBEAGENTUR, Kristin Leichtl, Daniela Kornprobst, Jonas Wagner Druck: druckpruskil Gaimersheim MZV Moderner Zeitschriften Vertrieb GmbH & Co. KG Ohmstraße 1, 85716 Unterschleißheim Telefon: 089/31906–0, Telefax: 089/31906–1 13 info@mzv.de, www.mzv.de Coverbild:
EDITORIAL
Geschäftsführung: Michael Stern
Dass das bayerische „Gwand“ aus vielen unterschiedlichen und herrlich vielfältigen Variationen besteht, das möchten wir in dieser Ausgabe vermitteln. Zum Laptop gehört eben nicht nur die Lederhosen, sondern auch noch ganz andere Kleidungsstücke mit Historie. Und falls Sie in dem ein oder anderen Bericht hinter einem bayerischen Begriff in Klammern die hochdeutsche Übersetzung finden, dann liegt dass daran, dass wir jetzt in der ganzen Republik zu haben sind. bayerns bestes wird ab dieser Ausgabe in den Zeitschriftenläden von Hamburg bis Stuttgart zu haben sein. Wir freuen uns auf wunderbare Begegnungen mit Einheimischen und „Zugroasten“ (Zugereisten), mit Neubayern und Touristen und allen, die sich für Kultur und Tradition des Freistaats interessieren.
Viel Freude beim Lesen wünscht Ihnen Melanie Arzenheimer
Schloss Neuschwanstein ... Foto: Fotolia / JFL Photography
bayerns bestes gibts auch bei:
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Die nächste Ausgabe von bayernsbestes erscheint am 28 .September 2017
INHALT
Einzelne Themen im „Bayern-Blick“ S.92
S.98
S.52
S.18
S.46
S.108
S. 18 - Augsburg - eine vielfältige Stadt S. 46 - München - feiern auf der „Oidn Wiesn“ S. 52 - Straubing - das Gäubodenfest lockt S. 92 - Zeil am Main - ein Treffpunkt für Genießer S. 98 -Bamberg - Gitarrenbau im Einmann-Betrieb S. 108 - Lindau - die Perle am Bodensee
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Foto: Reinhard Paland
Foto: Bayr. Schlösser- und Seenverwaltung
INHALT
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Prachtvolle Vergangenheit, lebendige Gegenwart: Augsburg hat viel zu bieten.
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High-Tech-Badewanne? Warum der Märchenkönig ein Technikfreak war.
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Seitenblicke
Strecke 46 - die vergessene Autobahn Ein Stück Frankreich in Bayern Um die Meisterschaft gemäht
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Radeln in Schwaben
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Ein Hof lebt auf
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Ausgewählte Streckenvorschläge
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Zu Besuch „beim Franzer“ in Daiting
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Die Oide Wiesn
Das Fest neben dem Oktoberfest lässt die Wiesn-Vergangenheit aufleben
Ausnahmezustand
In Straubing findet das Gäubodenfest statt wie immer ohne Bieranstich
Trachtenschätze
Zu Besuch bei Oliver Brust im unterfränkischen Geldersheim
Zentrum der Trachtenvereine Das Trachtenkulturzentrum Holzhausen
92 Foto: Christina Czybik
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Foto: Schlösser- und Seenverwaltung
Prächtig und vielfältig: Die Trachtenlandschaft in Bayern ist nahezu unüberschaubar.
Foto: Christine Voncon
Genuss in idyllischer Umgebung: Warum Zeil a. Main immer eine Reise Wert ist.
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Ein Stück Pompeji in Bayern: Gärten und Parks von Aschaffenburg bis Ettal.
Kunst aus Scherben
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Die Milch machts
108 Schönheit am Bodensee
Interview mit der Mosaikkünstlerin Margit Grüner aus Scheyern
Die neuen Milchhoheiten und ihre Lieblingsrezepte
Tolle Knolle
Bayerns 40. Kartoffelkönigin wurde in Schrobenhausen gekrönt
KunstHandwerker
Besuch beim Gitarrenbauer in Kemmern bei Bamberg
Ein Besuch in Lindau
120 Von Klassik bis Kino
Die Veranstaltungstipps für den Sommer
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Leselust
Bayerns beste Buchtipps
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SEITENBLICKE
Seitenblick Mo, mah Du! In Neubeuern wurde um die Deutsche Meisterschaft gemäht
Von Melanie Arzenheimer Auf die Schnelligkeit und die Sauberkeit am Schnitt kommt es an. Und es geht hier nicht um einen Bob, Pony oder Pixie-Cut beim Friseur Ihres Vertrauens. Nein. In Neubeuern fand im Rahmen des 125. Vereinsjubiläum des Trachtenverein „Edelweiß“ Neubeuern die Deutsche Meisterschaft im Hand(Sensen)-Mähen statt. Gleichzeitig qualifizierten sich die besten Mäh-Männer oder -Frauen für die Europameisterschaft in der Schweiz.
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SEITENBLICKE
Das fachkundige Publikum schaute den Teilnehmern über die Schulter.
Das Teilnehmerfeld in Neubeuern war Weltklasse: Auf der Mähwiese vor dem Festgelände traten u.a. der deutsche Meister und Europameister Sepp Maier aus Frasdorf, der deutsche Vizemeister Hans Astner aus Neubeuern und als Gastmäher und Meister aus Österreich, Franz Erbgschendtner an. „Insgesamt 16 Frauen und 38 Männer, davon 42 Deutsche, zeigten in herausragender Leistung ihre Schnelligkeit und Sauberkeit am Schnitt“, urteilte das Fachpublikum. Die besten der deutschen Meisterschaft und somit Teilnehmer an der Europameisterschaft in der Schweiz sind: Josef Mayer (1. Platz), Lorenz Keil (2. Platz) und auf dem dritten Platz Hans Astner. Ob bei der Siegerehrung das Haindling-Lied „Mo mah Du“ (hochdeutsch: Mann, mäh Du) erklungen ist, ist nicht bekannt. Fotos: Gerhard Leitsmüller – www.pixelmagier.net
Das Ergebnis des Wettbewerbs sollte die sprichwörtliche „gmaade Wiesn“ (gemähte Wiese) sein.
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Foto: Fotolia 7 JFL Photography
KULTUR & TRADITION
Kini
Der High-TechLudwig II. erschuf seine Märchenwelten mit modernster Technik
Von Melanie Arzenheimer Nichts ist so, wie es scheint. Wo optisch Mittelalter vorgetäuscht wird, steckt modernste Technik dahinter. Schließlich will man es warm, bequem und doch spektakulär haben. Der bayerische König Ludwig II. nutzte beim Bau seiner märchenhaften Schlösser jedenfalls die neuesten Techniken und innovativsten Methoden seiner Zeit. Sogar für das „stille Örtchen“. Dass Schloss Neuschwanstein zu den bekanntesten Bauwerken der Welt gehört, beweist der tägliche Ansturm von Besuchern aus aller Herren Länder. Und viele Besucher sind erstaunt, wieviel moderne Technik in einem Gebäude steckt, das den Anschein einer Ritterburg vermitteln will. Beim Bau der Burg kamen Baumaschinen mit Dampfkraft und moderne Stahlträger zum Einsatz, sonst wäre das Gebäude wohl „in die Knie“ gegangen. Statt offenem Feuer gab es eine Zentralheizung, die Diener wurden mittels elektrischer Rufanlage und die Toilette verfügte über eine seinerzeit hochmoderne Wasserspülung, die automatisch ansprang, wenn
In einer Pfauengondel wollte Ludwig II. über den Alpsee schweben (Grafik aus der Sonderausstellung „Götterdämmerung“, Prof. Dr. Gerd Hirzinger / VR-TECHNOLOGY, München)
Ludwig sich von diesem Thron erhob. Und was heute das Smartphone als „letzter Schrei“ der Kommunikation ist, war damals das Telefon: „Sechs Jahre nachdem das erste Telefon patentiert worden war, wurde auf seinen Befehl auch ein solcher Apparat im dritten und vierten Obergeschoss des Schlosses installiert. Damit konnte mittels einer der wohl ersten Fernsprachanlagen in Deutschland Neuschwanstein mit Schloss Hohenschwangau verbunden werden“, erklärt Schriftsteller und „Kini-Experte“ Alfons Schweiggert.
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Das
LONDON der
Renaissance
Foto: Fotolia/SeanPavomnePhoto
Wer Augsburg besucht, kommt an den Fuggern nicht vorbei
Von Melanie Arzenheimer
Interaktion dank Pfeffersäckchen
Dieser Name ist ein Weltmarke: Die Fugger stehen für das wohl erfolgreichste Familienunternehmen der europäischen Geschichte. Und obwohl sie weltweit Handel betrieben, blieben sie ihrer Heimatstadt Augsburg treu. Es sind nicht nur herrliche Bauwerke, sondern Ideen und Handelsstrukturen, die sie hinterlassen haben. Und manches, was damals im 16. Jahrhundert ausgetüftelt worden war, ist heute noch top aktuell. In Augsburg kann man das „hautnah“ erleben.
Der Besucher bekommt vor dem Betreten der Ausstellungsräume, die sich im „Wieselhaus“, einem der ältesten Renaissancegebäude Süddeutschlands, befinden, ein Säckchen in die Hand gedrückt. Das sollte er nicht in der Hosentasche versauern lassen, sondern damit an den entsprechend gekennzeichneten Flächen interaktive Aktionen auslösen. Zum Beispiel einen Videoeinspieler, der die Arbeit in einem Bergwerk zeigt. Die Montanindustrie war der Grundpfeiler für den Reichtum der Fugger. Dazu kam eine Infrastruktur, die fast die gesamte Welt umspannte, ein eigenes Bankenwesen, Kontakte zu allen wichtigen Staatsoberhäuptern und dank eines eigenen Nachrichtendienstes immer die aktuellsten Informationen. Das Erfolgsrezept der Fugger klingt erstaunlich modern. „Auch der Kaiser hat sich über die Fuggerzeitung informiert“, erklärt Götz Beck. „Wir wollen in der Ausstellung deshalb auch immer den Bezug zur Gegenwart herstellen.“ Apropos Gegenwart: Heute würde Jakob Fugger, der Reiche umgerechnet über ein Vermögen von 365 Milliarden Euro verfügen. Ein Martin Luther kritisierte diese Anhäufung von Macht und Geld und schimpfte damals über die „verdammte Fuckerei“. Und auch die Fugger selbst machten sich Sorgen um ihr Seelenheil, schließlich waren ihre Bankierstätigkeiten mit dem Erheben von Zinsen verbunden, was eigentlich durch die Kirche untersagt worden war. Ein gutes Werk musste her. Und das wird bis heute bewundert. Und bewohnt.
Wie haben die es nur geschafft, so viel Reichtum anzuhäufen? Das fragt man sich heute bei einem Mark Zuckerberg oder Bill Gates, doch man könnte diese Frage auch an einen Jakob Fugger (1459 – 1525) richten. Der Beiname „der Reiche“ sagt ja eigentlich alles. Die Erfolgsgeschichte der Fugger und die der Welser, die nicht minder mächtig und geschäftstüchtig waren (aber durch Staatsbankrotte ruiniert wurden), kann im Fugger und Welser Erlebnismuseum erkundet werden. Es ist der ideale Startpunkt, um sich auf die „Fugger-Reise“ durch Augsburg zu begeben. Das Erlebnismuseum macht seinem Namen alle Ehre: Hier wird es interaktiv, Landkarten entwickeln ein Eigenleben, Jakob Fugger parliert mit Albrecht Dürer und manch ein Gemälde entpuppt sich als geschickte Videoinstallation. „Wir wollen Geschichte erzählen“, erklärt der Augsburger Tourismusdirektor Götz Beck. Um die Geschichte zum Leben zu erwecken, bedarf es eines besonderen Utensils.
Im Fugger und Welser Erlebnismuseum wird Geschichte lebendig - zum Beispiel, wenn sich Welser und Fugger in der „goldenen Schreibstube“ unterhalten. Die Besucher können dabei das Gespräch beeinflussen.
Foto: Stadt Augsburg/Siegfried Kerpf
Foto: Norbert Liesz
AUGSBURG
Nicht zuletzt ist das Augsburger Rathaus mit seinem weltberühmten, prächtigen Goldenen Saal ein Ausdruck der Pracht und des Selbstbewusstseins einer Stadt und ihrer Bürger, die in der Renaissance den Welthandel beherrschten.
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Die Pracht
der Tracht
...oder warum es DIE eine Tracht eigentlich gar nicht gibt Von Melanie Arzenheimer Neulich in der Redaktionskonferenz: Wir machen jetzt mal was über Trachten. Prima Vorschlag! Schließlich sind Lederhose und Dirndl die bayerischen Markenzeichen in der ganzen Welt. Stopp. Genau das ist nämlich das Problem: Die Trachtenlandschaft in Bayern ist deutlich mehr als Dirndl und Lederhose. Und was ist eine Tracht? Und wann ist eine Tracht eigentlich eine Tracht? Die Fragen wurden immer mehr.
Die Paare links und rechts auf dieser Doppelseite tragen schwäbische Trachten der Biedermeierzeit. Quelle: Trachtenkulturberatung Bezirk Schwaben, Foto: Christoph Jorda
„Wir müssen uns von der Vorstellung einer einzig authentischen Tracht lösen und auch davon, dass das bäuerliche Gewand immer einer bestimmten Region zuzuordnen ist. Bis in die Mitte des 18. Jahrhunderts ist Tracht zunächst einmal ein Kennzeichen der Standeszugehörigkeit, die sich durch alle Schichten zieht. Ob Patrizierin, Pfarrer, Magd oder Bauer, jeder trägt eine Kleidung, die seine Stellung innerhalb der Gesellschaft dokumentiert“, schreibt Alexander Wandlinger, Leiter des Trachten-Informationszentrums in Benediktbeuern. Und weiter heißt es: „Die Versuchung, den in Tracht gekleideten Menschen als heiteren, aber ungebildeten und rückständigen Landbewohner zu beschreiben, ist noch heute virulent. Völlig überzeichnet und eindimensional dargestellt, finden sich diese Attribute in der Karikatur oder im Sujet der Heimatfilme und des Bauerntheaters wieder.“
Und wenn die Tracht aus der Alltagskleidung einer bestimmten Epoche stammt, sind dann nicht T-Shirt und Jeans die Tracht des 21. Jahrhunderts? Wir werden in diesem Magazin diese Fragen nicht beantworten. Das überlassen wir den Historikern und Volkskundlern. Fest steht: Die Pracht der Tracht in Bayern ist überwältigend. Und tausende Menschen - egal ob in Vereinen organisiert oder ganz privat - begeistern sich für diese Art der Kleidung. Und genau das möchten wir auf den nächsten Seiten vermitteln.
Es ist ein komplexes Thema. Und eines, bei dem unterschiedlichste Meinungen aufeinander prallen. Etwa beim Thema „Mode und Tracht“. Wie viel Mode steckt in der Tracht? War Tracht nicht immer auch Mode? Darf man sie heute modisch aufpeppen?
Fesche Madln: Die jungen Damen stehen im Jenbach bei Bad Feilnbach. Foto: K. Kriechbaumer / Gauverband I, GTEV „D´Jenbachtaler“ Feilnbach
Herein spaziert ! Von Silke Federsel
Vornehmes Grün, herrschaftliche Brunnen und majestätische Blütenpracht: Rund um die bayerischen Schlösser, Residenzen und Burgen finden sich malerische Gärten und Parks, die nur auf einen Besuch warten. Von Rokoko bis hin zum Alten Rom – hier dürfte für jeden Geschmack etwas dabei sein. Wir haben eine kleine Auswahl für Sie zusammengestellt.
Rosengarten, Neue Residenz Bamberg Ein ganzer Park für die Königin der Blumen: Jeden Sommer stehen im Rosengarten im Innenhof der Neuen Residenz rund 4500 Rosen in voller Blüte. Der Garten beeindruckt nicht nur mit seiner Blütenpracht, sondern offenbart auch einen herrlichen Blick auf den Michaelsberg und über die Altstadt. Im Gartenpavillon lädt ein Café zum Verweilen ein.
Foto: Christa Brand / © Bayerische Seen und Schlösserverwaltung
VORSCHAU
VORSCHAU
Die nächste Ausgabe erscheint am 28.09.2017
THEMEN DER NÄCHSTEN AUSGABE Einfach wanderbar! Die schönsten Wanderwege in Bayernvon Franken bis zum Bodensee.
Herrlich historisch
Fotos: Adobe Stock
Bamberg hat mehr zu bieten als eine malerische Altstadt..
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