02.18
bayerns bestes
bayerns bestes Das fesche Reise- und Genussmagazin
Frühjahr 2018 Nr. 02-2018 4,90€
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Barockes Juwel St. Bartholomä am Königssee
Süffig! Das Starkbier und seine Geschichte(n)
St. Bartholomä I Starkbierzeit I Der Goggolori und die Fosaleggn
Gute Geister Der Goggolori und die Fosaleggn
Regensburg Unterwegs in der UNESCO-Welterbe-Stadt
Brunnen und Bräuche Die Fasten- und Osterzeit in Bayern
Bayerisch Genießen Frühlingsrezepte von süß bis deftig
Deutsch
EDITORIAL Impressum: espresso Publikations GmbH & Co. KG Wagnerwirtsgasse 8, 85049 Ingolstadt UStId: DE 814482148 Verantwortlich i.S.d.§ 6 Abs. 2 MDStV: Michael Stern Telefon: 0841/9812401-0 Telefax: 0841/9812401-99 www.bayernsbestes.de info@bayernsbestes.de
Der Hundertjährige, der...
Herausgeber: Prof. Dr. Martin Balle
... nein, es geht nicht um die berühmte Romanfigur, die eines Tags aus dem Fenster stieg, um dem Altenheim zu entkommen. Im Jahr 2018 feiern wir einen Hundertjährigen, der auch vor Lebensfreude nur so strotzt, aber sehr gerne da bleibt, wo er „dahoam“ ist. Die Rede ist vom Freistaat Bayern.
Geschäftsführung:
Projektleitung: Melanie Arzenheimer Marketing: Natali Motter, Manuel Klingl, Katja Kürzinger Redaktion: Hermann Käbisch, Melanie Arzenheimer Silke Federsel, Edgar Mayer, Anita Haas, Norbert Eisele-Hein, Dieter Warnick, Jörg Berghoff, Vanessa Rohner, Siegfried Völlger, Christoph Götz Layout: designerie WERBEAGENTUR, Kristin Leichtl, Sonja Melzer, Daniela Kornprobst Druck: druckpruskil Gaimersheim Vertrieb: MZV Moderner Zeitschriften
EDITORIAL
Michael Stern
1918 war das Königreich Geschichte. Und doch sind es immer wieder „königliche Hinterlassenschaften“, die Besucher aus aller Welt nach Bayern locken. Etwa die von Ludwig I. errichtete Walhalla bei Regensburg. Dorthin begeben wir uns in dieser Ausgabe.
Und was verbindet die Welt noch mit Bayern? Logisch - das Bier. Vor allem in der Fastenzeit, also den 40 Tagen vor Ostern, bekommt es eine besondere Bedeutung. Starkbieranstiche und Bockbierfeste gehören in Bayern einfach dazu und sind feste Größen in den Veranstaltungskalendern von Aschaffenburg bis Berchtesgaden.
Vertrieb GmbH & Co. KG Ohmstraße 1, 85716 Unterschleißheim Telefon: 089/31906–0, Telefax: 089/31906–1 13 info@mzv.de, www.mzv.de
Aber Bayern hat nicht nur Historisches und Kulinarisches zu bieten, sondern auch Geheimnisvolles, Seltsames und sogar Verrücktes. Etwa einen Sammler, der Tausende Objekte an die Decke hängt. Oder Strohbären, die durchs Dorf getrieben werden. Oder Comic-Helden, deren Zaubertrank aus Bier besteht. Das und mehr entdecken sie in dieser Ausgabe von bayerns bestes.
Viel Freude beim Lesen wünscht Ihnen Melanie Arzenheimer
Titelbild: Königsee, Berchtesgadener Land Foto: Adobe Stock / Gerisch
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Die nächste Ausgabe von bayernsbestes erscheint am 04. Mai 2018
BAYERNS BESTES
Was und wo? Themenschwerpunkte dieser Ausgabe
S.90
S.42 S.72
S.38 S.20
S.62
S.56
S.82
S.14
S.86
S. 14 S. 20 S. 38 S. 42 S. 56
Berühmtheit am Königssee: St. Bartholomä Kultur und Kulinarisches in Regensburg Literarisches aus dem Bayerischen Wald Fosaleggn - Brauchtum aus Effeltrich Der Nockherberg und seine Starkbierfeste
S. 62 S. 72 S. 82 S. 86 S. 90
Zu Besuch bei der „Landfrauenküche-Gewinnerin“ Klöster in Bayern: Langenzenn und sein Chorherrenstift Das „Hängende Museum“ in Bad Bayersoien Grenzgänger: Die Insel Mainau und ihre Bewohner Der Comic-Held „Tracht Man“ entsteht in Bamberg
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INHALT
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UNESCO-Welterbe Stadt mit reichlich Historie: In Regensburg gibt es viel zu entdecken sogar unter der Oberfläche. Foto: AdobeStock/Val Thoermer
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Wenn die Fosaleggn mit den Trachtenmadeln tanzen, dann wird in Effeltrich der Winter ausgetrieben. Foto: Dr. Rüdiger Hess
GENUSS 52 WIRTSCHAFT & GESELLSCHAFT 08
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Seitenblicke
Hoheitlich: 70 Königinnen im Bayerischen Landtag Eiskalt: Der Riesen-Schneemann von Bischofsgrün Tierisch: Bayern und seine Rösser
Echter Bau-Meister
70
Andreas Schützenberger, der „Halfpipe-Gott“ aus Niederbayern
104 Jahrhundertfeier
Ausblick auf das Jubiläumsjahr „100 Jahre Freistaat Bayern“
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Prost!
Die Fastenzeit, die Mönche und die „Erfindung“ des Starkbieres
Perfekt aufgetischt
Zu Besuch bei Edeltraud Zehetmeier, der Gewinnerin der Landfrauenküche-Staffel
Eine runde Sache
Der Knödel als Fastenspeise
FREIZEIT & URLAUB 43
Die bayerische Akropolis
Die Walhalla in Donaustauf bei Regensburg ist ein beliebtes Ausflugsziel.
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Der doppelte Söder: Der Starkbieranstich auf dem Nockherberg ist immer auch ein „Polit-Spektakel“. Foto: Brauer Fotos/G. Nitschke
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Heldenhaft: Christopher Kloiber ist der Macher der Comicfigur „Tracht Man“ Foto: Andreas Thamm
14 Serie
82
86
Serie
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So schee am Königssee: Die Wallfahrtskirche St. Bartholomä ist der „Star“ unter den Fotomotiven. Foto: AdobeStock/Andreas Edelmann
Kuriose Museen in Bayern:
Das Hängende Museum des Sammlers Sepp Maier in Bad Bayersoien
Über den Tellerrand
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Sagenhafter Geist
Zu Besuch auf der Insel Mainau im Bodensee
Der Goggolori und seine Wiederentdeckung in Finning, in der Nähe des Ammersees
KULTUR & TRADITION
LITERATUR
Klöster in Bayern:
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Natur-Denkmal
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Das ehemalige Chorherrenstift im mittelfränkischen Langenzenn
Der Antoniberg bei Stepperg beherbergt die letzte Ruhestätte einer bayerischen Kurfürstin
Lust an der Verlangsamung
Der Dichter Harald Grill, Heimatpoesie und eine besondere Lichtung im Wald
Literarische Gedankenspiele
Serie
Texte, Zeichnungen und Gedichte der Münchner Turmschreiber
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St. Bartholomä – das Schmuckstück am Königssee Bayerns berühmteste Kapelle liegt im Nationalpark Berchtesgaden
Traumhaft: Die Wallfahrtskirche St. Bartholomä vor dem Watzmann Massiv. Foto: AdobeStock/JFL Photography
Von Melanie Arzenheimer Sie ist das „Topmodel“ unter den bayerischen Kapellen. Das liegt an ihrem Aussehen (trotz des hohen Alters) und an der herrlichen Umgebung, in der sie zu finden ist: Die Wallfahrtskirche St. Bartholomä am Königssee zählt zu den meist fotografierten Objekten im Freistaat – kaum ein Kalender, Bayern-Reiseführer oder Urlaubs-Blog kommt ohne das berühmte Motiv aus. Dabei kann man in die Wallfahrtskirche nicht einfach so hereinspazieren: Von Schönau am Königssee geht‘s zunächst auf ‘s Schiff, wenn man sich St. Bartholomä nähern will. Sportliche Zeitgenossen können es auch über einen Bergsteig versuchen, aber der bequemste Weg führt sicherlich über das Wasser (und weil der Heilige auch der Patron der Fischer ist, dürfte das auch eine standesgemäße Art der Annäherung darstellen). Auf der Halbinsel Hirschau am Westufer des Sees steht die Kirche in direkter Nachbarschaft zum ehemaligen Jagdschloss der Wittelsbacher. Das wurde erst im 18. Jahrhundert an diesem besonderen Ort gebaut (man wusste halt, wo es sich besonders malerisch „entspannen“ lässt). Zu dieser Zeit hatte das Kirchengebäude schon einige Jahrhunderte und Umbauten überstanden, denn die ältesten Bauteile stammen aus dem 12. Jahrhundert. 1522 wurde die ehemalige „Basilica Chunigesse“ dem Heiligen Bartholomäus – als Schutzpatron der Almbauern, Sennerinnen und Hirten geweiht. Die Türme kamen dann erst im späten 17. Jahrhundert dazu, denn Zwiebeltürme galten im Barock als total angesagt. Bis heute sind es dieses markante, rote Dach und die unterschiedlichen Zwiebeltürme, die St. Bartholomäus zum einzigartigen Motiv für Maler, Fotografen und staunende Besucher machen. Im Hintergrund thront auch noch die imposante Ostwand des Watzmanns über dem See – perfekt! Übrigens: Das schmucke Kirchlein mit seiner unvergleichlichen Umgebung ist auch ein beliebter Ort für Eheschließungen. Zu diesem Anlass kann man die Kirche auch mieten.
Geschichtsträchtiges
Regensburg Unterwegs in der UNESCO-Welterbestadt an der Donau
2000 Jahre Geschichte sind hier auf Schritt und Tritt zu erleben. Die UNESCO-Welterbestadt Regensburg in der Oberpfalz ist ein echter Anziehungspunkt. Kirchen, Klöster und Kneipen - diese Kombination macht die Stadt so attraktiv. Der Dom St. Peter, die Steinerne Brücke, das Schloss St. Emmeram und die Porta Praetoria zählen zu den Klassikern eines Regensburg-Besuchsprogramms. Ebenso ein Besuch in der weltbekannten Wurstkuchl. Doch darüber (und darunter) hinaus gibts es noch viel mehr zu entdecken. Auf den nächsten Seiten nehmen wir Sie mit in diese lebendige Stadt mit ihrer langen (sehr langen) Geschichte.
Die Steinerne Brücke aus dem 12. Jahrhundert ist ein Wahrzeichen Regensburgs. Foto: AdobeStock/refresh (PIX)
REGENSBURG
bekannt. Aber auch der Erfinder der Taschenuhr, der Nürnberger Peter Heinlein, hat in der Walhalla seinen Platz gefunden, ebenso wie zahlreiche Feldherren, Generäle und Bischöfe, die heutzutage eher unbekannt sind. Und auch nicht jeder hat eine Büste bekommen: Die Personen (wie Karl der Große, Hildegard von Bingen oder Bonifatius) oder auch Ereignisse bzw. Errungenschaften (etwa das Nibelungenlied), von denen es keine authentischen Bildüberlieferungen gab, wurden als Gedenktafeln verewigt.
lla Die Walha in Zahlen
ber 1830 g 18.Okto n u g le in Grundste 2 tober 184 ng 18. Ok u ih e w in E r Kalkstein Kelheime l: a ri te a M lenze L e o vo n K t: k e it h rc A ,7 Meter Länge: 66 6 Meter Breite: 31, Meter Höhe: 20 sel: 12 armorses Anzahl M sten: 130 Anzahl Bü : 64 enktafeln d e G l h a z An
Hier kommst Du net rein!
Wer in die Walhalla aufgenommen wird und wer nicht, das entscheidet heute der bayerische Ministerrat auf Empfehlung der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Seit 1962 werden die Büsten in Abständen von fünf bis sieben Jahren wieder ergänzt. Der letzte „Neuzugang“ war 2010 der Dichter Heinrich Heine, der das Gebäude und dessen Erbauer einst verspottete: „Bei Regensburg läßt er erbaun/ Eine marmorne Schädelstätte/ Und er hat höchstselbst für jeden Kopf/ Verfertigt die Etikette“. Bild links oben: Das Denkmal König Ludwigs in der Walhalla Foto: AdobeStock / Thomas Otto
Bild rechts oben: Zur Eröffnung der Walhalla strömten unzählige Menschen Foto: Gustav Kraus: „Die Eröffnung der Walhalla“, Lithografie 1842
Bild unten: Könnte auch in Griechenland sein: Die Walhalla ist gerade an sonnigen Tagen ein beliebtes Ausflugsziel. Foto: AdobeStock mojolo
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REGENSBURG
Informationen und Anschrift: Walhallastraße 48 93093 Donaustauf Tel.: 09403 961680 www.schloesser.bayern.de Öffnungszeiten April-Oktober: 9–18 Uhr (letzter Einlass: 17.45 Uhr) November-März: 10–12 Uhr und 13–16 Uhr (letzter Einlass: 11.45 Uhr bzw. 15.45 Uhr) Geschlossen am: 1. Januar, Faschingsdienstag, 24., 25. und 31. Dezember
KULTUR & TRADITION
Klöster Folge3 in Bayern
Sonnenlicht erfüllt die Sakristei mit Leben
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KULTUR & TRADITION
Das mittelfränkische Langenzenn besitzt eine stimmungsvolle Stadtkirche, ein beeindruckendes Chorherrenstift und einen geschichtsträchtigen Wanderweg.
Von Jörg Berghoff Ein Kloster zu betreten bedeutet in der Regel, auch einen Kreuzgang zu durchstreifen. Manche wirken dabei so erhaben, dass es einem die Sprache verschlägt. Ungewollt beginnt man zu flüstern und achtet darauf, dass die eigenen Schritte nicht zu viel Lärm machen. Andächtig schaut man durch die Bögen in den Innenhof, bewundert das Spiel von Licht und Schatten, erfreut sich an den Tauben, die den Ort mit ihrem Gurren erfüllen. So ergeht es jedem, der den gotischen Kreuzgang des Augustiner-Chorherrenstiftes in Langenzenn betritt: Ein Ort der Stille und Besinnung, der uns zur Ruhe kommen lässt.
Faszinierende Altäre Die Evangelische Pfarrkirche geht auf das Ende des 14. Jahrhunderts zurück, das Augustiner-Chorherrenstift wurde dem Ort 1409 von den Burggrafen Johann III. und Friedrich VI. geschenkt. Bereits im Jahre 1460 wird das Kloster von Würzburger Truppen verwüstet, wenige Jahre später aber wieder aufgebaut. Im Laufe der Reformation wird es 1533 dann endgültig aufgelöst. Die Dreiflügelanlage des Klosters schließt unmittelbar an die Nordseite der Kirche an, die gleichsam einen Besuch wert ist. Vor allem die spätgotischen Flügelaltäre und die Wand- und Deckenmalereien ziehen die Blicke an. Besonders der Kreuzabnahmealtar in der Geborgenheit ausstrahlenden Taufkapelle und der Jungfrauenaltar in der Sakristei faszinieren die Besucher immer wieder.
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Wir feiern Bayern
Der Freistaat wird 100 – der Verfassungsstaat 200 Jahre Das Jahr 2018 ist ein doppeltes Jubiläumsjahr, was den Freistaat Bayern anbelangt. Gleich zwei „runde Geburtstage“ gilt es zu würdigen, nämlich den Erlass der Verfassung durch König Max I. Joseph und die Proklamation des Freistaats Bayern genau hundert Jahre später. Von Aschaffenburg bis Berchtesgaden finden zu diesen Anlässen die unterschiedlichsten Veranstaltungen statt – Verbände, Vereine und Kommunen planen Konzerte, Feste, Tage der offenen Tür und vieles mehr. Zudem lädt die Staatsregierung in jedem der sieben bayerischen Regierungsbezirke zu einer großen Jubiläumsveranstaltung ein. Malerisch: Feuerwerk vor dem Schloss Johannisburg in Aschaffenburg Foto: Carsten Frenzl
VORSCHAU
VORSCHAU
Die nächste Ausgabe erscheint am 04. Mai 2018
THEMEN DER NÄCHSTEN AUSGABE Einzigartiges Naturparadies Geheimnisvolle Schluchten, herrliche Seen, atemberaubende Ausblicke - all das bietet der Bayerische Wald. Wer Natur pur erleben möchte, der ist hier genau richtig. Dabei kommen Abenteuer und Spaß für die ganze Familie nicht zu kurz. Foto: Adobestock/Christian
In Bayern ganz oben Die Stadt Hof im „Hohen Norden“ Bayerns ist immer einen Besuch wert. Nicht nur während der berühmten Filmtage. Gehen Sie mit uns auf Entdeckungsreise! Foto: Pressestelle Stadt Hof
„Gebaut“ in Bayern Das berühmteste Monster der Literaturgeschichte wurde in Ingolstadt „erschaffen“. Dort feiert man 200 Jahre nach der Ersterscheinung des Frankenstein Romans das Monster und seine literarische Schöpferin. Foto: Ingolstadt erleben!
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