Gutachten zur Umsetzbarkeit der vom BDEW in die Diskussion gebrachten Fonds-Lösung zur Finanzierung der Spurenstoff-Elimination in Kläranlagen
ist. In der Zwischenzeit erfolgte die Einrichtung eines Bundeszentrums für Spurenstoffe beim UBA, sodass die Koordinationsstelle direkt diesem Zentrum angegliedert werden könnte. Es ist zu erwarten, dass sich die Synergieeffekte mit den Aufgaben der DEHSt nutzen lassen, weil beide Institutionen Einheiten des UBA wären. Erste Schätzungen ergeben Kosten von 3 Mio. € p. a. für die Koordinationsstelle. 41 Annahmen zum Zinssatz und zur Inflationsrate Sollen die Kosten einer Investition, die erst zu einem Zeitpunkt in der Zukunft durchgeführt wird, in heutigem Geldwert angegeben werden, so müssen die Investitionskosten entsprechend abgezinst (diskontiert) werden. Das Ergebnis wird als Bar-, Gegenwarts- oder Kapitalwert bezeichnet. Es wird somit derjenige Geldbetrag ermittelt, der heute gedanklich angelegt werden müsste, um bei entsprechender Verzinsung zu genau der Geldsumme anzuwachsen, die zum Zeitpunkt der Investition benötigt wird. Ausschlaggebend für die Realitätsnähe der Berechnung ist folglich die Annahme in Bezug auf die Höhe des zu erwartenden Zinssatzes, mit dem der (gedanklich) angelegte Geldbetrag verzinst wird. Dazu werden die von der Deutschen Bundesbank ermittelten monatlichen Umlaufsrenditen inländischer Inhaberschuldverschreibungen herangezogen. Dabei handelt es sich um die durchschnittliche Rendite aller inländischen festverzinslichen Wertpapiere, die aktuell im Umlauf sind und eine Laufzeit von mindestens vier Jahren aufweisen. In Tab. 6 sind die Durchschnitte aller Monatswerte in einem 10-, 20-, 30-, 40- und 50-jährigen Zeitraum angegeben. 10-Jahres-Ø 20-Jahres-Ø 30-Jahres-Ø 40-Jahres-Ø 50-Jahres-Ø (10.2011 – 09.2021) (10.2001 – 09.2021) (10.1991 – 09.2021) (10.1981 – 09.2021) (10.1971 – 09.2021) 0,5 %
2,1 %
3,3 %
4,4 %
5,2 %
Tab. 6: Durchschnittliche Umlaufsrenditen inländischer Inhaberschuldverschreibungen Quelle: Deutsche Bundesbank (2021), eigene Berechnung.
Im Zuge der weltweiten Finanzkrise sowie der sich anschließenden Euro-Krise sind die Umlaufsrenditen deutscher Inhaberschuldverschreibungen signifikant gesunken – der 50-Jahres-Ø weist mit 5,2 % mehr als das Zehnfache des Durchschnitts der letzten 10 Jahre auf. Wie sich die Umlaufsrenditen in den nächsten Jahren und Jahrzehnten entwickeln, ist kaum vorherzusehen. Für die nachfolgenden Berechnungen wird der 30Jahres-Ø der Umlaufsrenditen in Höhe von 3,3 % als Diskontsatz angenommen. Zur Erläuterung sei erwähnt, dass ein höherer (niedrigerer) Diskontsatz mit einem niedrigeren (höheren) Barwert einhergeht – sollte sich daher im Zeitverlauf herausstellen, dass der Diskontsatz zu hoch angesetzt wurde, würden die im Gutachten angesetzten langjährigen Kosten daher unterschätzt und nicht überschätzt werden. Im Umkehrschluss führt die Wahl eines 30-Jahres-Ø für den Diskontsatz somit zu einer eher vorsichtigeren Kostenschätzung.
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Vgl. Oelmann, Mark und Christoph Czichy (2019), S. 39ff. Seite 42 von 64