Gutachten zur Umsetzbarkeit der vom BDEW in die Diskussion gebrachten Fonds-Lösung zur Finanzierung der Spurenstoff-Elimination in Kläranlagen
Bei der Preisbildung rezeptpflichtiger Arzneimittel ist zu berücksichtigen, dass die Krankenkassen einen Herstellerabschlag von 7 % (bzw. 6 % bei Generika) bei nicht-festbetragsgebundenen Arzneimitteln sowie einen zusätzlichen Generikaabschlag von 10 % erhalten und zudem Rabattverträge mit den Unternehmen aushandeln können. 47 Insbesondere aufgrund der öffentlich nicht verfügbaren Angaben zur Höhe gewährter Rabatte für einzelne Arzneimittel 48, 49 ist der ApU-Wert von 50,97 Mio. € für verschreibungspflichtige Arzneimittel in Tab. 12 daher höher als die tatsächlichen Umsätze der Pharmaunternehmen. Gleichzeitig ist jedoch zu berücksichtigen, dass die Umsätze der Pharmahersteller beim Verkauf von Arzneimitteln an die insgesamt 371 deutschen Krankenhausapotheken 50 in obiger Berechnung nicht berücksichtigt sind, da zur Ermittlung dieser Umsätze keine öffentlichen Daten vorliegen. Im Folgenden wird die Annahme getroffen, dass die aufgrund fehlender Daten nicht berücksichtigten Umsätze bei der Belieferung von Krankenhausapotheken mindestens so hoch sind, wie die Überschätzung der Umsätze für rezeptpflichtige Arzneimittel auf Basis des ApU-Werts. Vor diesem Hintergrund wird der ApU-Gesamtwert für Vor-Ort-Apotheken und Versandhandel in Höhe von 242,05 Mio. € als Näherungswert für den Gesamtumsatz herangezogen, den die Inverkehrbringer von Arzneimitteln mit dem Einzelwirkstoff Diclofenac 2019 erzielt haben. In Tab. 13 werden die kumulierten Fonds-Beiträge aller Inverkehrbringer ins Verhältnis zu diesem Umsatz gesetzt. Bei einem Diclofenac-Anteil bzgl. der relativen Schädlichkeit von 20,0 % ergibt sich für einen 30jährigen Betrachtungszeitraum ein durchschnittlicher jährlicher Fonds-Beitrag aller Diclofenac-Inverkehrbringer von 39,0 Mio. € (= 1,17 Mrd. € / 30 Jahre). Bezogen auf das Jahr 2019 beläuft sich der Fonds-Beitrag somit auf 16,1 % des Umsatzes. Für eine relative Diclofenac-Schädlichkeit von 25,0 % ergibt sich hingegen ein Anteil am Diclofenac-Umsatz 2019 von 20,2 %. Diclofenac-Anteil bzgl. der Parameter relativen Schädlichkeit Ø-Fonds-Beitrag p. a. (bei 30-jährigem Betrachtungszeitraum) 20,0 % Anteil am Umsatz 2019 (242,05 Mio. €) 25,0 %
Ø-Fonds-Beitrag p. a. (bei 30-jährigem Betrachtungszeitraum) Anteil am Umsatz 2019 (242,05 Mio. €)
Wert 39,0 Mio. € 16,1 % 48,8 Mio. € 20,2 %
Tab. 13: Fonds-Beiträge p. a. der Diclofenac-Inverkehrbringer im Verhältnis zum Umsatz in 2019
Vgl. BAH (2021), S. 20f. Zum Ende des Jahres 2020 existierten insgesamt 32.700 Rabattverträge zw. den GKV und der Pharmaindustrie, die sich auf 19.300 verschiedene Arzneimittel bezogen. Die dadurch erzielten Einsparungen für die GKV beliefen sich 2020 auf insgesamt 5,0 Mrd. € (Vgl. ABDA [2021], S. 37). 49 Zwar informieren Krankenkassen darüber, mit welchen Herstellern und für welche Arzneimittel Rabattverträge abgeschlossen wurden, die Höhe der gewährten Rabatte wird jedoch nicht ausgewiesen (Vgl. TK [2021], S. 39 zu Diclofenac). 50 Vgl. ABDA (2021), S. 19. 47 48
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