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THEMA:
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Das Magazin des Bund Deutscher Pfadfinder_innen
Queer – Und wie haben deine Eltern reagiert? Terror – Ein globales Problem mit Geschichte EINBLICK: Jugendzentrumsbewegung – Turbulente Jahre für den BDP INTERNATIONAL: Singetreffen – Musik für alle!
BLATT DOPPELAUSGABE 01 / 2016
B L AT T LIEBE LESER_INNEN
3
AFD Eine jugendfeindliche Partei?
6–7
VERSCHWÖRUNGSTHEORIEN Solange es Spaß macht
8 – 10
GUERILLA-KOMMUNIKATION Wir machen uns die Welt…
12 – 13
QUEER Und wie haben deine Eltern reagiert?
15 – 16
QUEER Mein Outing
17
INTERVIEW Jugendzentrumsbewegung
20 – 22
TERROR Ein globales Problem mit Geschichte
24 – 26
KOMMENTAR Terrorismus
27
SINGETREFFEN Musik für alle
4–5
MITREISEGELEGENHEIT Mit dem BDP um die Welt
33
BERICHT Treffen des AK Gender*Queer
14
PORTAIT Herbert Swoboda (Swobl)
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PROJEKTE Der BDP, Geflüchtete und interkulturelle Öffnung
30 – 32
INTERN Das Redax-Team
34
TIPPS
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GLOSSE Die Familie
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BLÄT TCHEN Versteckspiel und Rätsel
18 – 19
REZENSION Freizeit ohne Kontrollen
28 – 29
SAMMELKARTEN
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TERMINE, FEEDBACK UND ABO
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Liebe Leser_innen,
das blatt ist das Verbandsmagazin des Bund Deutscher Pfadfinder_innen und erscheint zwei Mal im Jahr. Es dient dem Austasuch, der politischen Debatte und der gegenseitigen Information über die BDP-Kinder- und Jugendarbeit in allen Bereichen. das blatt wird mit Mitteln des Bundesministeriums für Frauen, Senioren, Familie und Jugend (BMFSFJ) gefördert. Namentlich gekennzeichnete Artikel geben nicht immer die Meinung der Redaktion wieder. herausgeber_in:
Bund Deutscher Pfadfinder_innen Bundesverband FON (069) 431030
E-MAIL: bundesverband@bdp.org
redaktion Esther, Klaus, Lelia, Ruben, Tabea, Anne
gestaltung Atelier Hurra kontakt und bestellung:
Bund Deutscher Pfadfinder_innen BLATT Readktion Bundesverband Baumweg 10 60316 Frankfurt blatt@bdp.org blatt.bdp.orgp.org
Doppelausgaben gibt’s in der Regel, wenn es was zu feiern gibt. Die BLATT-Redaktion feiert eine unbändige Schreiblust. Daher finden sich in dieser Ausgabe nicht nur fast doppelt so viele Seiten wie normalerweise, es finden sich auch wesentlich mehr und längere, tiefergehende Artikel. Als für diese Ausgabe die erste Artikelsammlung feststand, haben wir kurz überlegt, ob wir das Cover einfach schwarz drucken sollen. Denn – mit einigen Ausnahmen – sind es diesmal einige unheitere Themen, die wir erarbeitet haben: Es geht um Terror (S. 24), die AfD (S. 6) und Verschwörungstheorien (S. 8). Wir haben uns dennoch dafür entschieden all das zu behandeln, auch wenn das für ein buntes Jugendverbandsmagazin wie das BLATT vielleicht untypisch ist. Diese Themen beschäftigen nämlich nicht nur Politik, Nachrichten und „echte Erwachsene“, sondern auch uns. Manchmal machen sie uns Angst, manchmal fehlen uns Infos, manchmal brauchen wir einen Anstubser um uns gegen die entsprechenden menschenverachtenden Inhalte zu positionieren. Daher hoffen wir, hier kleine Denkanstöße zu geben und euch zu motivieren, euch weiter mit diesen Themen auseinanderzusetzen. Neben all diesen unerfreulichen Angelegenheiten haben wir uns aber auch damit beschäftigt, was wir stattdessen wollen: Wir wollen unsere eigenen Inhalte platzieren, deswegen erfahrt ihr im BLATT was es mit der Guerilla-Kommunikation so auf sich hat (S. 12). Wir wollen als queere Personen sichtbar sein. Daher finden sich in diesem Heft zwei Erzählungen von queeren Outings, die von der üblichen klischeehaften Darstellung in den Medien etwas abweichen (S. 15). Wir wollen Geflüchtete nicht nur willkommen heißen, sondern gemeinsam unsere Lebenswelt und den BDP gestalten. Daher berichten wir, was im Hinblick darauf im BDP aktuell schon passiert und was die Interkulturelle Öffnung des BDP bedeuten soll (S.30). Wir wollen „Freizeit ohne Kontrollen“. Deswegen wagen wir einen Blick zurück zur Jugendzentrumsbewegung der 1970er Jahre (S. 28) und in die turbulente BDP Geschichte die damit eng verknüpft ist (S. 20). Und wir wollen natürlich eine gute Zeit im BDP. Daher berichten wir vom letzten Singetreffen (S. 4), dem letzten Treffen des AK Gender*Queer (S. 14), aus der BLATT-Redaktion (S. 34), stellen euch wieder eine spannende BDP-Person vor (S. 23) und haben die ein oder andere internationale Mitreisegelegenheit (S. 33) oder andere bundesweite Termine (S. 36) für euch zusammengetragen. So habt viel Spaß beim Lesen! Euer Redaxteam
Editorial
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INTERNATIONAL
MUSIK FÜR ALLE! Ein Rückblick auf das Singetreffen 2016
Wenn ich etwas beschreiben will, suche ich zuerst nach Adjektiven. Also das Singetreffen ist.... ja, genau, viel zu viel für meinen Artikel. Deshalb zitiere ich an dieser Stelle die Internetseite des BDP MTK (Main-Taunus Kreis). Das Singetreffen ist „fantastisch, selbstorganisiert, interkulturell, musikalisch, nachhaltig, nachhaltend, freundschaftlich, multilingual und künstlerisch“. Wenn man die Teilnehmenden fragt, ist es „ein Haufen Menschen“, „sphärisch“, „Rhythmus“ und „Leuchten bei Nacht“. „Man lernt neue Dinge kennen und damit auch sich selbst. Immer wieder findet man Dinge an sich selbst und an anderen die einem vorher nicht aufgefallen sind und versucht sie zu verstehen.“ „Es tanzt und atmet und wir sind alle teil.“ Und frei. Ich habe mich bisher auf jedem Singetreffen, das ich besucht habe (erst zwei!) getraut, stets das zu tun, was mein inneres Kreativmonster von mir verlangte. Denn wenn dich auf dem Singetreffen jemand anstarrt, dann bestimmt, weil diese Person sich über dein Mitmachen freut. Denn im Idealfall machen alle mit. Das Singetreffen beginnt, wenn über den Tag verteilt unterschiedlichste, strahlend lächelnde Menschen eintreffen. Und auf einmal umarmen und begrüßen sich überall Leute und einige von ihnen fangen vor Freude an zu hüpfen. Danach werden Rucksäcke und Instrumente durch die Gegend getragen, Zelte aufgebaut und die Zimmer in den Häusern bezogen. Abends findet dann eine Soli-Bar statt. Es gibt Getränke und Snacks zu kaufen – der Gewinn fließt in die Kasse des nächsten Singetreffens. Mit diesem Geld wird Menschen von weiter weg ermöglicht, die Reise zu finanzieren. Währenddessen wird auf der so genannten Club-Bühne das Singetreffen offiziell eröffnet. Der Club ist eine ehemalige Fachwerkscheune die von vielen Engagierten mit Scheinwerfern, Mikrofonen, Lautsprechern und Mischpulten ausgestattet wird. Allein dieser Teil der Vorbereitung nimmt mehrere Tage in Anspruch. Am ersten Abend singt das Orga-Team ein erstes Lied und danach ist die Bühne offen für alle, die sich trauen. Und das werden von Tag zu Tag immer mehr. Am nächsten Morgen gibt es einen interregionalen Brunch. Wer möchte, kann eine Speise zubereiten und auf das große Buffet stellen. Nach einem Countdown stürzen sich alle auf die Köstlichkeiten aus der ganzen Welt. In den folgenden Tagen finden von früh bis spät Workshops statt. Es wird natürlich gesungen, aber auch viel getanzt, (Theater) gespielt, gebastelt, improvisiert, massiert, meditiert, ausprobiert und herumgealbert. Da kommen schonmal über 40 Workshops zusammen. Die meisten davon finden mehrmals statt. Jede*r darf etwas anbieten und jede*r mitmachen. Natürlich gestalten alle ihre Zeit so, wie sie möchten. Ein paar hüpfen energiegeladen von einem Workshop zum nächsten, während andere sich eine Auszeit im Schatten gönnen oder durch die Spargel- und Erdbeerfelder schlendern. Neuigkeiten werden am Infopunkt im Hof ausgetauscht. Meist halten sich dort genügend Menschen aus dem Orga-Team oder langjährig Erfahrene auf, so dass für jedes Problem eine Lösung gefunden 4
International
wird. Immerhin gibt es das Singetreffen schon seit über 25 Jahren! Jeder Tag auf dem Singetreffen ist eine eigene kleine Reise. Von Workshop zu Workshop und von Mensch zu Mensch. Du singst, lernst und staunst, unterhältst dich mit Menschen, liegst nichts-tuend im Gras und bist am Ende des Tages vollkommen satt und zufrieden. Und wenn du denkst, du kannst nicht mehr, sitzt du zum Schluss doch noch stundenlang am Lagerfeuer und bereust es kein bisschen. Nicht wenige sind über Jahre in diese offene Zusammenkunft hineingewachsen und können großartige Geschichten erzählen. Aber langweilig wird es auch nach Jahren und Jahrzehnten nicht. „Es ist für mich jedes Mal etwas neues, auch wenn ich schon so oft da war.“ Jedes Jahr sind Menschen dort, die scheinbar fremd sind; und vielleicht bist du am Anfang schüchtern. Doch die Atmosphäre schafft es, die Neugier für das Unbekannte und Neue anzufachen. Und ehe du dich versiehst, sitzt du mit vielen Menschen in einem Kreis und lernst in einem Workshop ein ukrainisches Lied zu singen. Deine Gedanken füllen sich mit neuen Kulturen, Ideen und Philosophien. Etliche Freundschaften sind aus dem Singetreffen heraus entstanden und besonders manche der interkulturellen Gäste (z.B. aus Polen, Frankreich, Ukraine, Belarus, Russland, Schweiz, Tunesien, Bulgarien,…) betrachten das Singetreffen als eine Art Wiedersehen dieser großen, bunten Familie, die über viele, viele hundert Kilometer verstreut lebt.
INFOBOX: DAS SINGETREFFEN Wann: Jährlich, über das lange Christi-Himmelfahrt Wochenende Wo: in Lützensömmern (Thüringen) Kosten: verschiedene Preise von 50€ für Workshopleiter*innen und Kinder bis 165€ für erwachsene Verdiener*innen, die nicht im BDP sind. Weitere Infos: mtk.bdp.org/startseite/singetreffen
Die beste Art und Weise, Vielfalt schätzen zu lernen, ist es, sie ganz nah zu erleben. Und genau das ist der Zauber, den du spürst, wenn du ein unbekanntes Instrument in die Hand und neue Lieder in den Mund nimmst. Von Tabea
International
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THEMA
AFD – EINE JUGENDFEINDLICHE PARTEI? Düstere Hypothesen für eine emanzipatorische Jugendverbandsarbeit Die Alternative für Deutschland (AfD) ist eine rechtspopulistische Partei, die derzeit noch auf der Suche nach einer gemeinsamen Haltung ist. Gegründet 2013, ist die Partei im rechtspopulistischen und wirtschaftsliberalen Spektrum der deutschen Parteienlandschaft einzuordnen. Vor dem Hintergrund von rassistischen und rechtspopulistischen Bewegungen gewinnt die AfD sowohl gesellschaftlich, als auch in den Parlamenten immer mehr an Bedeutung. So hat sie in den Landtagswahlen 2016 in Baden-Württemberg 15,1 Prozent, in Rheinland-Pfalz 12,6 Prozent und in Sachsen-Anhalt sogar 24,2 Prozent der Wähler*innen-Stimmen erlangt. Daher scheint die hypothetische Frage angemessen, was sich für Jugendverbände im Falle einer Regierungsbeteiligung der AfD ändern würde. Da die AfD keinerlei Position zu Jugendverbandsarbeit formuliert hat, müssen wir uns an Positionen und Aussagen zu verwandten Politikfeldern abarbeiten. Im Folgenden soll anhand von Beispielen aus der Bildungs-, Kultur- und Familienpolitik gezeigt werden, dass zu vermuten ist, dass eine Regierungsbeteiligung der AfD Gift für eine Jugendverbandslandschaft wäre, in der sich Jugendliche und junge Erwachsene frei entfalten sollen. Des weiteren wollen wir einen kurzen Blick auf die Jugendorganisation der AfD werfen, die sich Junge Alternative nennt und an diversen Stellen Kontakte und ideologische Nähe zu rechtsextremen Bewegungen aufweist. Die AfD spricht sich gegen Inklusion aus. Sie verlangt den Erhalt der Förderschulen und lehnt die Inklusion von Kindern und Jugendlichen in Regelschulen ab.1 Kinder und Jugendliche, die in den Bereichen Sehen, Hören sowie in motorisch-körperlicher und geistiger Entwicklung nicht Ansprüchen der Partei gerecht würden, werden somit stigmatisiert. Ihnen wird gesellschaftliche Teilhabe abgesprochen. Der Themenbereich Gender und Queer, zu dem auf den verschiedenen Ebenen im BDP, vom Mädchen_kulturhaus in Bremen bis zum Arbeitskreis Gender*Queer, wichtige Arbeit geleistet wird, findet auch in der AfD Beachtung. So steht im Landtagswahlprogramm der AfD in Baden-Württemberg, sie setzten sich dafür ein, „dass jedes Kind darin gestärkt wird, sein biologisches Geschlecht anzunehmen“.2 Dies lässt sich als Plädoyer gegen die freie Entfaltung der Persönlichkeit lesen. Eine Pädagogik, die allerdings genau dies zum Ziel hat, kann bei wachsendem Einfluss der AfD davon ausgehen, dass ihr kontinuierlich Steine in den Weg gelegt werden würden. “Museen, Orchester und Theater sind in der Pflicht, einen positiven Bezug zur eigenen Heimat zu fördern. Die Bühnen des Landes Sachsen-Anhalt sollen neben den großen klassischen internationalen Werken stets auch klassische deutsche Stücke spielen und sie so inszenieren, dass sie zur Identifikation mit unserem Land anregen”.3 Es ist kaum vorstellbar, dass Theaterprojekte, wie das Theaterprojekt WildwuX im BDP Niedersachsen-Bremen, die sich durchaus auch kritisch mit dem Thema Nationaler Identität auseinandersetzen, weiterhin so durchgeführt werden könnten. Wie? 6
Thema
Ehrenamtliches zivilgesellschaftliches Engagement soll gefördert werden. Hier wird sich allerdings zumeist auf Feuerwehren und das Technische Hilfswerk bezogen.4 Mit der Forderung nach einem „Tag des Heimatschutzes“ wird eine Verbindungslinie zu Bundeswehr und Polizei gezogen. Mit der Instrumentalisierung der so genannten Helfenden Verbände sollen Jugendliche dazu angehalten werden, sich „für ihre Heimat“ zu engagieren.
Alternative werden zudem regelmäßig mit hetzerischem und zum Teil offen rassistischen Inhalten bespielt. So findet sich auf der Facebook-Seite des Bundesverbandes zum Beispiel ein Bild mit der Aufschrift: „Endlich auch arabischer Frühling in Deutschland“, auf dem eine Hand nach dem Gesäß einer Person greift. Hier wird ein verallgemeinernder Zusammenhang zwischen Migration aus arabischen Ländern nach Deutschland und Vergewaltigung hergestellt. In dieser flachen rassistischen Propaganda drückt sich Wer glaubt, die Vorstellungen und Positionen der AfD würden nur das wenn auch nicht offen neonazistisch, aber doch radikale alte weiße Männer anziehen, liegt falsch. In der Jungen Alter- rechtspopulistische Wesen der Jungen Alternative aus. native (JA) – die Nachwuchsorganisation der AfD – organisieren sich Jugendliche und junge Erwachsene, die die Einstellungen Das Fazit dieses Artikels ist, dass, für den Fall von Einflussgewinn der Partei teilen. Die meisten Positionen der JA sind sogar noch oder gar einer Regierungsverantwortung der AfD – sei es auf Lanweiter rechts im politischen Spektrum einzuordnen, als die der des- oder Bundesebene – emanzipatorische Arbeit in der deutMutterpartei. Die JA ist eher dem nationalistisch-völkischen Flü- schen Jugendverbandslandschaft nicht mehr so vorstellbar wäre, gel zuzuordnen, als dem wirtschaftsliberalen. Die Mitglieder der wie sie es jetzt ist. Mit diesem Problem werden Jugendverbände Jungen Alternative rekrutieren sich zu großen Teilen aus rechten sich auseinander setzen müssen. Burschenschaften und der so genannten Neuen Rechten. Die Sozialwissenschaftler*innen Alexander Häusler und Rainer Roeser bezeichnen die JA als „Brückenkopf zwischen der AfD und bislang noch parteipolitisch ungebundenen neurechten Szenen“.5 Eine weitere Funktion der Nachwuchsorganisation ist die der klassischen Kaderschmiede für die AfD. So ist Markus Frohnmaier, Teil Von Ruben des Bundesvorstandes der JA, seit Anfang Juni Pressesprecher von Frauke Petry.
WER VIELFALTSFEINDLICH IST, IST JUGENDFEINDLICH.
Die JA hat sich mehrmals schon mit Aktionen zu Wahlen und Kampagnen hervorgetan. In ihrer vermutlich bekanntesten Kampagne riefen sie ihre Sympatisant*innen dazu auf, Fotos von sich auf Facebook zu posten, wie sie Papierschilder mit Argumenten gegen Feminismus tragen. Die Social Media-Kanäle der Jungen
LESEEMPFEHLUNG: Andreas Zick, Beate Küpper: Wut, Verachtung, Abwertung. Rechtspopulismus in Deutschland | Dietz Verlag | 2015 | ISBN-10: 3801204782
QUELLEN: AfD Brandenburg, Presseerklärung vom 29.08.2014 AfD Baden-Würtemberg, Landtagswahlprogramm 2016 3 Siehe Fußnote 2 4 Siehe Fußnote 2 5 Alexander Häusler, Rainer Roeser: Zwischen Euro-Kritik und rechtem Populismus. Merkmale des Rechtsrucks in der AfD. In: siehe Leseempfehlung. 1 2
Thema
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THEMA
SOLANGE ES SPASS MACHT Vom Sinn und Unsinn von Verschwörungstheorien
Der Ausbruch einer Masern-Epidemie in Berlin im Frühjahr 2015 zeigt, dass es sich auch für den BDP als Kinder- und Jugendverband lohnt, sich mit Verschwörungstheorien auseinanderzusetzen. Denn hinter diesem Phänomen stehen Eltern, die ihre Kinder nicht impfen lassen, da sie an eine Verschwörung der Pharmaindustrie glauben. So lustig einige Verschwörungstheorien sein mögen, an so mancher Ecke macht es keinen Spaß mehr. Im BLATT haben wir daher die wichtigsten Felder von Verschwörungstheorien und ihre Wirkungsweisen für euch in einem Überblick zusammengefasst.
Es gibt unglaublich viele Geschichten über die Vorgänge in dieser Welt. Zum Beispiel, dass die erste US-Mondlandung von 1969 erfunden wurde, um der damaligen Sowjetunion einen technischen Vorsprung vorzugaukeln. Oder dass die Kondensstreifen hinter Flugzeugen in Wahrheit so genannte Chemtrails seien, die Mensch und Tier langsam vergiften sollen und das Wetter nachhaltig beeinflussen. Und schließlich soll hinter jedem Medikament, Impfstoff, ja sogar hinter jeder Krankheit die eine, globale Pharmaindustrie stecken, die den Mensch erst krank mache, um ihm dann das Geld mit Medikamenten und Impfstoffen aus der Tasche zu ziehen. Darüber nachgedacht haben vielleicht schon einige, andere schmunzeln, wenn sie von solchen Verschwörungstheorien hören. Und immer mehr Menschen glauben wirklich daran. All diesen Geschichten gemeinsam ist die Idee einer Verschwörung hinter dem Sichtbaren. Irgendeine Gruppe oder Institution ziehe im Hintergrund die Fäden und manipuliere erfolgreich den Rest der Welt. Kriege, Politik, Wirtschaft, Klima und nicht zuletzt die Medien würden von ihr gesteuert. Solche Geschichten werden auch gerne in Filmen oder Büchern verarbeitet. Serien wie House of Cards lassen uns hinter die vermeintlichen Kulissen des Weißen Hauses in Washington schauen. Der Mythos um die Illuminati füllt immer wieder Kinos und Buchläden. In Filmen wie Matrix wird eine phantastische Welt erzeugt, in der Menschen nur glauben zu leben, aber eigentlich als Nahrung für eine künstliche Intelligenz dienen.
SOLANGE ES SPASS MACHT Es gibt Menschen, die sich berufen fühlen, solche Geschichten oder Verschwörungen missionarisch aufzudecken. Sie nennen sich selbst meist nicht Verschwörungstheoretiker*in, sondern Beobachter*in, Aufklärer*in im Auftrag der Gesellschaft oder des 8
Thema
einfachen Volkes. Sie posten ihre Kommentare im Netz, haben Blogs und Youtube-Kanäle, geben Seminare oder bringen Bücher auf den Markt, immer mit dem Ziel, die vermeintliche Wahrheit aufzuzeigen. Das Dilemma von Verschwörungstheorien ist, dass sie nicht beweisbar sind. Sie sind eine Mischung aus Legende und Vorurteilen. Wenn es Beweise gegen die Verschwörungen gibt, werden sie mit dem Argument widerlegt, dass die Beweise manipuliert seien. Wenn dann doch ein realer Skandal aufgedeckt wird, wie die flächendeckende Abhörung durch die NSA, ist das der Existenzbeweis für alle anderen Verschwörungen. Oder es werden gleich weitere Geschichten daraus abgeleitet, wie etwa, dass Edward Snowden gar nicht existiere. Das Thema Verschwörungstheorie ist längst kein Randthema mehr und wird zunehmend auch als Forschungsgegenstand ernster genommen. Besonders im Bereich der Psychologie wird das Phänomen nicht mehr als Hirngespinst belächelt, sondern als soziale Überzeugung angesehen. Die Psycholog*innen Viren Swami und Rebecca Coles von der britischen Universität Kent haben schon 2010 Ursachen für den Glauben an Verschwörungstheorien untersucht. Sie kamen zu dem Schluss, dass Menschen eher empfänglich für Verschwörungstheorien sind, wenn sie sich „machtlos, benachteiligt oder sprachlos fühlen, besonders angesichts einer Katastrophe“. Meist fängt es nicht mit dem Glauben an Chemtrails an, sondern vielmehr mit persönlichen oder gesellschaftlichen Ereignissen, die enorm verunsichern. Auf der Suche nach Antworten begegnen einem schnell die selbsternannten Beobachter*innen – besonders, wenn zum Gefühl der Machtlosigkeit noch der Glaube an etwas Höheres (Religiosität, Esoterik) hinzukommt. Die vorherrschende (Medien-)Meinung genügt
dann nicht mehr oder wirft eher noch mehr Fragen auf. So hat sich der Begriff Lügenpresse mittlerweile etabliert und begleitet fast jeden Online-Artikel in Form von kritisierenden oder angreifenden Leser*innen-Kommentaren. So ergab eine vom Stern beauftragte Forsa-Umfrage im Oktober 2015, dass 44 Prozent der Befragten der Aussage zustimmen, „die von oben gesteuerten Medien verbreiten nur geschönte und unzutreffende Meldungen“. Die Kritik kommt nicht von ungefähr. Ganz konkrete Konflikte haben zur Glaubwürdigkeitskrise der Presse beigetragen. In einer Umfrage des ZDF-Magazins ZAPP im Dezember 2014 gaben 63 Prozent der Befragten an, dass sie „wenig oder gar kein Vertrauen in die Ukraine-Berichterstattung“ haben. Als Ende 2013 die Maidan-Bewegung in Kiew begann, wurde in den Mainstream-Medien über eine pro-europäische Bewegung berichtet, die demokratische Reformen fordere. Als sich Russland militärisch einmischte, zeigte das vorherrschende Medienbild zum einen das böse Russland, zum anderen die gute Ukraine. Erst Monate später gab es Berichte darüber, dass sich innerhalb der ukrainischen Bewegung auch faschistische Gruppen befanden.
ernannten besorgten Eltern, die hinter dem Sexualunterricht in der Schule eine Verschwörung vermuten, die ihre Kinder homosexuell werden lassen soll. Verschwörungstheorien bieten nach aktuellem Forschungsstand einen großen Vorteil: eindeutige Antworten. Und noch mehr – sie geben den Antworten Gesichter. Es ist einfacher, einer bestimmten Gruppe die Schuld an allem zu geben.
HIER HÖRT DER SPASS AUF
Wenn man nur etwas tiefer in den vermeintlich alternativen Medienportalen nach Verschwörungen gräbt, begegnet einem am Ende fast jeder Verschwörung, die angeblich wahre Gruppe die hinter allem stecke: die Jüd*innen. Immer wieder mit demselben Vorurteil, als die reichsten Menschen weltweit, würden sie sowieso schon seit Jahrhunderten die Weltherrschaft planen. Es ist erschreckend, wie viele Theorien in diesen blanken Antisemitismus münden. Diese Verschwörungstheorie basiert unter anderem auf dem antisemitischen Pamphlet „die Protokolle der Weisen in Zion“, welches um 1900 von unbekannten Autor*innen verfasst Auch im Kontext der aktuellen Geflüchtetensituation wird in den wurde. Die Protokolle sollen ein Treffen von jüdischen WeltverMainstream-Medien das Bild von Gut gegen Böse gezeichnet. Das schwörer*innen dokumentiert haben, das nie stattgefunden hat. helle Deutschland, das die Flüchtlinge willkommen heißt, gegen Dennoch verbreiteten sich die Protokolle besonders nach dem das dunkle Deutschland, das sie nicht willkommen heißt. Damit Ersten Weltkrieg international. 1921 und nochmals 1933 wurde wird jeder Anflug von Angst oder Kritik daran in die dunkle Ecke der Text als Fälschung entlarvt, doch die Verschwörungstheorie gestellt. Statt öffentlich darüber nachzudenken, was diese Ängs- hält sich bis heute hartnäckig. te mit Rassismus zu tun haben und wie man das auflösen kann, fühlt sich der panische Teil der Bevölkerung mundtot gemacht Wiederum zum Schmunzeln ist die Verschwörungstheorie, dass und empört sich. Sichtbar wird die Empörung unter Anderem die Erde hohl sei und Hitler heute noch im Inneren leben würde. zunehmend auf Pegida-Veranstaltungen, wo Pressemitarbei- Von dort aus plane er die Rückkehr seiner Gefolgsleute, die nach ter*innen mit Beschimpfungen als Lügenpresse unter Applaus zu- dem Ende des Zweiten Weltkriegs mit Flugscheiben auf die dunkle sammengeschlagen werden. Oder auf Kundgebungen der selbst Seite des Mondes geflüchtet seien. Thema
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Wieder andere Theorien ranken sich um die Bilderberg-Konferenz, die mit hochrangigen Vertreter*innen aus Wirtschaft, Politik und Medien dieses Jahr in Dresden stattfand. Die Geheimnistuerei um die einzelnen Teilnehmenden schürt die Verschwörungstheorie, dass sie das Weltgeschehen steuern würde – wie die Öl-Krise in den 1970er Jahren oder die Präsidentschaft von Bill Clinton 1992. Die durchgesickerten Aussagen von Teilnehmenden, dass dort keine Entscheidungen getroffen werden, sondern einfach ein informeller Rahmen gewahrt werden soll, stößt bei Verschwörungstheoretiker*innen auf taube Ohren. Der Journalist und Buchautor Tobias Jaecker, der auch als Referent für Antisemitismus, Antiamerikanismus und Verschwörungstheorie auftritt, meint, dass mit den Verschwörungstheorien „vielen Menschen das gute Gefühl gegeben wird, die Zusammenhänge zu durchschauen“, was in der Psychologie als ein Grundbedürfnis des Menschen betrachtet wird. Bei Verschwörungstheorien steht allerdings die zentrale Frage schon vorher fest: „Wem nützt es?“. Aktuell steht, neben und mit den Jüd*innen, die USA als Strippenzieherin hinter allem Übel hoch im Kurs. Wenn die Antwort schon feststeht, kann alles zur Verschwörungstheorie umgedeutet werden, ohne einem Beweis standhalten zu müssen. Zu den Angriffen vom 11. September beispielsweise kursieren im Internet hunderte sogenannter Beweise, dass die USA selber dahinter stecke. 2012 äußerten 38 Prozent der unter 39-Jährigen in einer Umfrage des ZDF, dass sie an eine Beteiligung der US-Regierung an den Terrorangriffen vom 11. September glaubten. „Zur Aufklärung oder gar zu einer Verbesserung der Verhältnisse tragen diese Theorien nichts bei. Sie schüren Ressentiments und bedienen Feindbilder das macht sie so gefährlich“, so Jaecker. Weitere Psycholog*innen der Uni Kent haben in Studien von 2013 auch herausgefunden, dass Menschen, wenn sie erst mal an eine Verschwörungstheorie glauben, empfänglicher sind für weitere. Selbst wenn sie sich untereinander widersprechen. So glauben Anhänger*innen daran, dass Osama Bin-Laden schon vor der offiziellen Bekanntgabe tot war und gleichzeitig daran, dass er noch lebt. Beides bedient das gleiche Feindbild: Die USA, die alles verschleiert und sowieso nur lügen würde. Es geht also viel eher um den Glauben an eine andere Antwort, als um die Antwort an sich. Das macht es so schwer zu diskutieren. Das Internet dient dabei als Plattform, durch das sich die angeblich wahren Antworten rasend schnell verbreiten, egal ob richtig oder falsch. Fakten werden verdreht und für die Verschwörungstheorie benutzt. So dient die offizielle Sterberate durch Impfungen dem vermeintlichen Beweis, dass diese schädlich seien und tausende Laien verbreiten ihre Erfahrungen mit angeblichen Impfschäden. Dass heutzutage eine Masernepidemie mehr Todesfälle fordert, weil sich eine Krankheit exponentiell ausbreitet, wenn sie schon jahrelang eingedämmt war, wird dabei außer Acht gelassen. Schuld ist ja jemand anderes. Von Esther
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Thema
TIPPS
GESCHLECHTERREFLEKTIERTE PÄDAGOGIK GEGEN RECHTS
Kultur, Medien, Literatur
BULLSHIT QUIZ wie für den BDP gemacht
LIMA – LINKE MEDIENAKADEMIE
Andreas Hechler und Olaf Stuve (Hrsg.)
Lernen von den Profis feat. Seehofer, von Storch, Naidoo und Co
Die diesjährige LiMA findet in zwei Teilen statt. Der erste Teil ist schon vorbei, wurde aber von einigen BDPler_innen besucht, die dort Pressekonferenzen inszenierten, Programmiersprachen lernten oder den Aufbau von journalistischen Texten übten. Wer Lust hat, sich mit anderen Medienschaffenden in einem lockeren linken Umfeld mit dem zweiten Thema #Gendermania auszutauschen, sollte vom 25.-27.08. an die HU Berlin fahren und sich an Workshops wie „Gendergerechtes Fotografieren“, „Argumente gegen Stammtisch“ oder „Trans*Repräsentation in den Medien“ beteiligen.
Die exponentielle Zunahme gequirlter, rechter Scheiße die einem täglich von vermeintlichen Demokrat*innen entgegenprallt, ist manchmal nur noch mit Zynismus zu ertragen. Dafür eignet sich das Bullshit Quiz. Und mehr noch, man kann dabei ganz nebenbei lernen, wie rechtspopulistische Argumentation funktioniert, wer aktuell die bekanntesten und beknacktesten Akteur*innen sind und welche Themenfelder sie beackern. Wer nicht täglich das Antifa-Infoblatt und den neusten Gossip der rechten Stars und Sternchen verfolgt, ist anfangs, wenn es darum geht Zitate ihren Urheber*innen zuzuordnen, vielleicht etwas überfordert. Doch dank des beiliegenden Book of Shame, in dem die wichtigsten Infos über die Populist*innen zu finden sind, bekommt man schnell einen Überblick – der einem auch im Alltag hilfreich ist und vielleicht sogar eine Karriere als Polit-Checker*in ermöglicht.
www.linkemedienakademie.de
rappel GbR | 2015 | 19,99 EUR
Hegemonie hacken!
Es war letztes Jahr im November, als eine Mail über den BDP Newsverteiler kam mit dem Hinweis, dass der ehemalige BDPler Olaf Stuve dieses Buch herausgegeben hat. Ob es nicht einen Beitrag im BLATT wert sei? Absolut. Das Sammelband aus 18 Vortragsbeiträgen enthält ebenso praktische Beispiele und Fragestellungen für die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen, als auch die theoretische Verknüpfung von Geschlechterkonstruktionen, Pädagogik und Neonazismusprävention. Der zentralen Frage „wie werden aus Menschen Neonazis und was heißt das für eine Prävention?“ kommen die Autor*innen einerseits über die Kritik an bisherigen pädagogischen Konzepten näher, bei denen rechts orientierte Jugendliche oft unreflektiert und ungewollt in ihren Überzeugungen gestärkt wurden. Andererseits zeigen sie Wege auf, wie mit einer Vielfalt an Geschlechterbildern gerade bei Heranwachsenden präventiv gegen rechte, naturalisierte Ideologien gearbeitet werden kann. Es ist ein Buch, wie für den BDP gemacht. Und wer lieber zuhören als lesen möchte, kann sich auf http://dissens.de/gerenep/ tagungen.php ein paar Vorträge von Olaf und Co widmen. Verlag Barbara Budrich | 2015 | 29,90 EUR | ISBN 978-38474-0695-2
Spielplatz
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THEMA
WIR MACHEN UNS DIE WELT WIDDE-WIDDE WIE SIE UNS GEFÄLLT neue Stadtguerilla
Täglich wird mit uns kommuniziert. Nicht nur persönlich – von Angesicht zu Angesicht – in einem Gespräch oder einer Diskussion. Nein, von allen Seiten. Durch Plakate an Wänden, Gebäuden, Bussen, Litfaßsäulen, Straßenlaternen, Treppenstufen, Autos... Durch Bildschirme in der U-Bahn, im Fahrstuhl im Wartesaal – das gesamte Stadtbild ist geprägt von Objekten, die versuchen uns auf bestimmte Art und Weise zu beeinflussen. Unser Handeln, Denken und Tun. Mal ganz direkt, mal unterschwellig. Es wird mit uns auf eine sehr einseitige Weise kommuniziert und wir haben keine andere Wahl, als uns diesem Kommunikationsprozess täglich auszusetzten – es sei denn wir entschieden uns dafür, die Wohnung gar nicht mehr zu verlassen. Diese Erkenntnis ist unbehaglich. Wer will sich schon gerne ununterbrochen den oft fragwürdigen Inhalten der Werbung, sei es für ein neues Produkt oder eine Partei ausgesetzt wissen? Die Erkenntnis ist aber auch eine Chance. Wenn durch die Gestaltung einer Stadt mit der gesamten Gesellschaft kommuniziert werden kann – dann gestalten wir sie eben so, wie wir das wollen! Das ist keine neue Idee. Schon lange gibt es so gut wie überall auf der Welt politische Gruppierungen, die das Stadtbild als Kommunikationsmittel wählen, um ihre politische Agenda zu vermitteln. Ob durch einfaches Verändern bereits bestehender Plakate, die Nutzung freier Flächen für Kunstwerke, schlichtes Eingreifen in öffentliche Prozesse wie Wahlkampfreden oder die Nutzung freien Raumes für Happenings. Diese Vorgehensweise, die von einigen als Kommunikationsguerilla oder neue Stadtguerilla bezeichnet wird, unterscheidet sich in einem zentralen Punkt von anderen Formen politischer Arbeit. In der Großstadt hat mensch täglich die Möglichkeit politische Seminare zu besuchen, dem Plenum einer politischen Gruppe beizuwohnen, und bestimmt findet sich auch irgendwo immer eine angemeldete Demonstration der mensch sich anschließen kann. Als bereits interessierte Person ist das ein tolles Angebot zur Weiterbildung. Wer sich jedoch noch nie mit Politik beschäftigt hat, wird mit dieser Welt des Aktivismus wohl kaum je in Berührung kommen. Diese Person wird nicht über ihren email-Verteiler zu Lesezirkeln und Seminaren eingeladen werden, sie wird nicht im Stressfaktor nachlesen, welche Demonstrationen diese Woche geplant sind und sie wird von einer Großdemonstration eventuell erst im Nachhinein in den Nachrichten hören. Und der Flyer den wir der Person im Vorbeigehen, begleitet von dem Sprechchor „Leute lasst das Glotzen sein, reiht euch in die Demo ein“, in die Hand drücken, wird – seien wir ehrlich – mit aller Wahrscheinlichkeit ungelesen in der Mülltonne landen.
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Aber was bringt uns politische Bildung, wenn sie nur in kleinen, elitären Kreisen stattfindet? Wenn Veränderung doch nur mit der Unterstützung der Masse passieren kann? Wie können wir diese herrschenden Kommunikationsbarrieren überwinden? Die neue Stadtguerilla kann darauf eine Antwort geben. Durch Veränderungen des Stadtbildes kann niemandem eine politische Haltung eingebläut werden – und das ist auch gut so! Aber es können Kommunikationsbarrieren überbrückt und Denkprozesse angeregt werden. Es ist um einiges schwieriger sein eigenes Konsumverhalten nicht kritisch zu hinterfragen, wenn einem als „Shopping-Zombies“ verkleidete Aktivist*innen zur Weihnachtszeit im Einkaufszentrum entgegen humpeln, wie es im Zuge des Buy-nothingdays 2012 in Portland geschah. CDU Wahlwerbung wie das Plakat mit dem Text „Jede Familie ist anders. Und uns besonders wichtig“ aus dem Jahre 2013, auf dem ein glücklicher, gutaussehender, junger Vater, eine glückliche gutaussehende, junge Mutter und eine glückliche kleine Tochter beim Pfannkuchen Backen abgebil det sind, fällt neben all den anderen Plakaten in Wahlzeiten kaum auf. Ein gefaketes Plakat mit identischem Design und dem hinzugefügten Schriftzug „Selbstverständlich no homo“ dagegen, regt schon mal zu einem zusätzlichen Gedanken über das CDU Parteiprogramm an. Kommunikationsguerilla kann alles sein, vom kleinen Sticker auf der Litfaßsäule bis hin zum monatelang geplanten Happening. Und das ist es, was sie so einfach, vielfältig und wirkungsvoll macht. Sicherlich kann nicht jedes Eingreifen in das Stadtbild als politische Aktion verstanden werden. Was jedoch sogar jedes noch so politisch unmotivierte Graffiti und jeder lustige kleine Flashmob deutlich macht, ist die Aussage: „Die Stadt gehört uns! Wir haben keine Angst öffentlichen Raum zu nutzen!“ Und das ist ein Anfang. Von Rike
Thema
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EINBLICK
WIE QUEER IST DER BDP? – ODER DEN BDP QUEEREN! Ein Blick in den AK Gender*Queer
Stencil des Mädchen_kulturhauses in Bremen
Vom 19. bis zum 21. Februar traf sich der Arbeitskreis gender*queer vom BDP im wunderschönen Mädchen_Kulturhaus (MKH) in Bremen. Aus allen Himmelsrichtungen trudelten wir am Freitag ein, so dass wir fast pünktlich mit einem recht engagierten inhaltlichen Programm starteten. Die Bundeszentrale hatte freundlicherweise einiges vorbereitet und organisiert.
Am Samstag beschäftigten wir uns vor allem mit unserem eigenen Queersein. Die Mitarbeiter_innen vom Rat und Tat Bremen erarbeiteten mit uns einiges an Begriffen. Anschließend simulierten wir mit einem Rollenspiel ein queeres Outing in der Familie. Dabei kam nicht nur schauspielerisches Talent zum Vorschein, sondern auch die Abgründe heterosexistischer Gesellschaftsformation. Wichtig bleibt an dieser Stelle noch zu sagen, dass wir Freund_ Zuerst erfuhren wir im Spiegel/Tanz/Trainingssaal viel Interes- innen bei ihrem Outing begleiten müssen und niemand diesen santes über das sozialpädagogische Konzept vom MKH. (Mehr schwierigen und individuellen Prozess alleine beschreiten sollte! zum Konzept des MKH findet ihr im Blatt 02/2014) Garniert wur- Es gibt zwar keine Patentrezepte, aber zusammen ist mensch dopden diese Ausführungen anschließend mit einigen historischen pelt so stark und auf jeden Fall nicht allein. Anekdoten und architektonischen Besonderheiten die das MKH Anschließend bohrten und wühlten wir noch in unserer eigenen zu bieten hat. Zum Beispiel stammten viele Bauteile aus einer Biografie nach Momenten der ersten gender-(Zwangs)Zuordnung Baustoffbörse, die gut erhaltene historische Bausubstanz vor oder auch der queeren Selbstermächtigung. Nach einem wunderdem Müll rettet. baren Curry ließen wir den Abend mit Musik aus der Konserve und Gitarre ausklingen. Mit einer Einheit über Schimpfwörter und deren Gebrauch stiegen wir in das Thema „eigene queernes“ ein. Alle, aber besonders Am Sonntag nahmen wir uns den BDP vor. Die Leitfrage war: queere Menschen, werden oft abwertend durch Schimpfwörter Was braucht es im BDP, damit sich queere Menschen dort wohl beleidigt und herabgewürdigt. Sich diese Schimpfwörter einmal und aufgehoben fühlen? Wir entwarfen Beispielsweise ein Utogenauer anzuschauen machte nicht nur irgendwie Spaß, sondern pie-Sommercamp und erwarten selbstverständlich die schnellstdröselte auch Diskriminierungsebenen auf und führte bei vielen mögliche Umsetzung mit all dem BDP zur Verfügung stehenden zu einem bewussteren Gebrauch von Schimpfwörtern. Die Frage, Kräften ... oder so. Wir schafften es gerade noch vor der Abreise welche Schimpfwörter mensch eigentlich noch gebrauchen kann, aller, die nächsten inhaltlichen Schwerpunkte des Arbeitskreises um andere Menschen auf eine politisch korrekte Art zu beleidigen, gender_queer zu destillieren. Im Juli während des BLATT-Drucks konnten wir jedoch nicht abschließend klären. Den Abend ließen fand schon wieder ein Treffen statt, und auch das nächste steht wir mit einem Ausflug ins Viertel ausklingen. Bei wunderbarer schon fest: 6. bis 8. Oktober in Rostock. Du bist herzlich eingeMusik von Hörzu und Zerreisprobe konnten wir uns entspannen laden! und die subkulturelle Szene Bremens genießen. Von Torsten 14
Einblick
THEMA
„UND WIE HABEN DEINE ELTERN REAGIERT?“ Die Frage Nach dem Coming-Out Wer kennt sie nicht, die klassischen Coming Out Geschichten von queeren Jugendlichen, die gerne mal in TV-Reportagen gezeigt werden. Eines der zentralen Elemente: Das Coming Out gegenüber den Eltern. Der schicksalshafte Moment, in dem die Person verkündet: „Mama, Papa, ich bin bisexuell / lesbisch / schwul / passendes bitte einfügen“.
Aber genug von dem Wie und hin zu dem Warum: Ich kann auf jene Frage, wenn ich sie denn ehrlich beantworten will, nicht mit einem „gut“ reagieren, weil meine Hintergrundgeschichte viel komplexer ist. Ich bin bei meiner Mutter aufgewachsen, die alleinerziehend war. Zu meinem Vater hatte ich schon jahrelang keinen Kontakt mehr. Zunächst einmal hatte ich nie dieses klassische Gespräch mit meiner Mutter, weil es zwischen uns nicht Doch aus eigener Erfahrung weiß ich, dass die Dinge auch ganz wirklich eine Kommunikationsgrundlage gab. Vielmehr war es so, anders laufen können und sich nicht die Erfahrungen aller quee- dass wir uns gegenseitig anschwiegen und ich sogar versuchte, ren Menschen in den gleich klingenden Geschichten widerspiegeln. Small-Talk mit ihr zu vermeiden, da Gespräche mit ihr oft eine unAber wie dann mit Fragen zur Familie umgehen? – Das habe ich angenehme Wendung nahmen. Dass wir politisch gegeneinander auch noch nicht herausgefunden, doch ich teile gerne meine Ge- knallten, machte die Sache nicht einfacher. Sie war rechts-konschichte, denn es ist mir wichtig zu verdeutlichen, warum sich das servativ und jedes in ihren Augen abnormale Verhalten ihrer KinStellen solcher und ähnlicher der stellte eine Provokation Fragen für betroffene Persound ein Herausfordern ihrer nen unangenehm anfühlen Autorität als Mutter dar. Die kann. Situation Zuhause war für mich nicht mehr auszuhalten WAS IST EIGENTLICH… Ich habe mir im Laufe der und so beschloss ich, den HETERONORMATIV? Zeit ein eher nicht so heteroKontakt zu meiner Mutter normatives Umfeld geschafund meinen Großeltern mütHetero-Sexualität (hetero = anders, verschieden) bedeutet, dass sich fen, weshalb mir Fragen zu terlicherseits abzubrechen. zwei verschiedene Menschen gegenseitig anziehend finden und deswegen ab und an Sex miteinander haben und/oder eine Liebesbeziehung meinem Coming Out oder der führen. Wenn eine Person oder Gesellschaft davon ausgeht, dass es Sex, Art und Weise wie ich denn Ich war 17 als ich meine Liebesbeziehungen und Familien immer nur zwischen Menschen unternun Sex habe, gewöhnlich Sachen packte und auszog. schiedlichen Geschlechts geben kann, also das als das einzig Normale erspart bleiben. NichtsdesMeine Mutter habe ich daansehen, dann denkt diese Person oder Gesellschaft in einem hetero-normativen Muster. Sie vergisst, übersieht und verschweigt, dass es viel totrotz kommt es vor, dass mals vor vollendete Tatsamehr, oder auch gar keine Geschlechter gibt und dass es für Sex, Liebe ich meine Homebase verlaschen gestellt und wie sie sich und gemeinsam Kinder aufziehen völlig egal ist, wer welches Geschlecht se und dann kann es natürin dem darauffolgenden Jahr hat. Viele Schulbücher oder Werbeplakate sind heteronormativ, da lich passieren, dass mir die verhielt (wir standen über darauf Familien immer mit Vater, Mutter, Kind abgebildet sind. Dadurch könnte eins denken, etwas anderes sei nicht möglich. Manche Menschen typischen Fragen begegnen. das Jugendamt notgedrundenken heteronormativ, weil sie es nicht besser wissen und wenig über Eine, die ich besonders angen in Verbindung), bekräfandere Lebens- und Liebesgeschichten gehört haben. Andere Menschen strengend finde, ist: „Und tigte mich darin, dass ich die denken heteronormativ, weil sie es nicht anders wollen. wie haben deine Eltern rerichtige Entscheidung geagiert?“ Ich komme dann in troffen hatte. Wenn du mindie unangenehme Situation, derjährig bist, brauchst du nicht lügen und nichts beschönigen und gleichzeitig mein Recht für alles Mögliche die Zustimmung deiner/deines Erziehungsbeauf Privatsphäre in Anspruch nehmen zu wollen. Denn auch wenn rechtigten. Einen Mietvertrag schließen oder ein Konto eröffnen, ich mich für nichts schäme und durchaus offen mit jenem Teil Anträge auf Wohngeld usw. stellen? – unmöglich ohne die Zustimmeiner Biografie umgehe, bin ich der Meinung, dass Leute nicht mung meiner Mutter. Um ausziehen zu können ohne obdachlos das Recht haben, sofort alles über mich zu erfahren. Doch wenn zu werden oder ohne Geld (ich ging damals noch zu Schule) bei ich mit meinen 18, fast 19 Jahren erzähle, dass ich den Kontakt Freund*innen unterzukommen, die selber nicht besonders reich zu meiner Mutter vor zwei Jahren abgebrochen habe, hat mein waren, musste ich also über das Jugendamt gehen. Ich kam in Gegenüber unweigerlich weitere Fragen parat. Manchmal wähle eine betreute Wohngruppe für Jugendliche, eine Einrichtung der ich eine dritte Option und erkläre der Person, warum es ziemlich Stationären Jugendhilfe, die von einem freien Träger betrieben unreflektiert ist, mir diese Frage zu stellen. Das klappt mal mehr wurde und wohnte dort für ein Jahr, bis ich 18 wurde und in eine mal weniger gut. eigene Wohnung zog. Ich lebte mit zwei anderen Jugendlichen
INFOBOX:
Thema
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Stencils des Mädchen_kulturhauses in Bremen
meines Alters in einer WG, einer eigenen kleinen Wohnung ohne Dauerbetreuung und da wir die Älteren waren, hatten wir viele Freiheiten, mussten selbstständig für uns einkaufen, kochen und den Haushalt schmeißen. Wenn ich nicht in dieser Einheit, sondern bei den Jüngeren im Alter von 13 bis 16 untergebracht worden wäre – mit Dauerbetreuung, strengeren Ausgangszeiten, festen Essenszeiten – wäre das Jahr für mich weniger angenehm geworden. In der WG war ich als Trans*Männlichkeit geoutet. Unfreiwillig. Als ich mein Zimmer bezog, folgten mir meine Mitbewohner*innen, um nachzuhaken. Sie waren sichtlich uninformiert, denn außer vagen Aussagen war ihnen nichts vermittelt worden. Eine der Betreuerinnen hatte geplaudert, ohne dies mit mir abzusprechen. In jenem Betreuten-Wohnen-Kontext bedeutete Out-Sein, von Betreuer*innen umgeben zu sein, die bzgl. trans* überhaupt nicht kompetent waren, aber auch nicht auf die Idee kamen, mich bei bestimmten Sachen zu fragen. Es beinhaltete, dass eine Betreuerin mich und meine Mitbewohnerin dermaßen oft mit „Hi Mädels!“ begrüßte, wenn sie zu uns in die Wohnung kam, um nach dem Rechten zu sehen, dass ich davon überzeugt bin, sie hat es mit Absicht gemacht. Nicht zu vergessen das eine Mal, als ich bei einer Freund*in übernachtete, mich bei einer Betreuerin abmeldete und sie mich fragte, was besagte Freund*in denn jetzt untenrum hat. Meine verbale Abwehrreaktion darauf wurde mit einem Grinsen übergangen; um nur zwei Beispiele aus meinem Alltag zu nennen. Glücklicherweise wohnte ich nicht drüben bei den Jüngeren. Mit meinen Mitbewohner*innen kam ich gut klar und der Kontakt zu Betreuenden beschränkte sich auf ein Minimum. Ich nutze die neugewonnenen Freiheiten und im Vergleich zu dem, wie ich vorher bei meiner Mutter gelebt hatte, war die WG eine Verbesserung. Zu meinem Vater und meiner Familie väterlicherseits habe ich mittlerweile wieder Kontakt. Das Verhältnis ist gut, auch wenn wir uns nicht oft sehen. Mit meinem Trans*Sein hatte er keinerlei Probleme und er hat auch sonst gut reagiert. Happy End. Meine Geschichte lässt sich nicht in zwei oder drei Sätze pressen. Genauso wenig kann ich auf „Und wie haben deine Eltern reagiert?“ in einem Satz antworten, ohne zu verhindern, dass bei der*dem Fragesteller*in Bilder im Kopf aufgehen, die nichts mit meiner Lebensrealität zu tun haben, sondern nur deren Vorstellungen vom Leben queerer Jugendlicher bedienen. Ich persönlich wünsche mir daher nicht nur eine größere Bandbreite an Coming Out Geschichten in den Medien, sondern vor allem einen reflektierteren Umgang mit den Antworten, die heteronormative Menschen beim Stellen solcher Fragen erwarten. 16
Thema
Von Iwan
THEMA
GLOSSE
MEIN OUTING
FAMILIE
Folge dem was dein Herz dir rät … kann vieles sein und manchmal ist es auch schön. Ich war 14 Jahre alt und habe nach einiger Zeit gemerkt, dass ich auf Frauen stehe. Ich kam damit nicht klar und versuchte es zu verdrängen, aber schaffte es nicht. „Erzähle ich es oder nicht?“ fragte ich mich immer wieder. Irgendwann erzählte ich meiner Mutter: „Ich habe mich in eine Freundin verliebt“. Sie sagte direkt, dass sie glücklich sei, wenn ich es bin. Liebe sei nun mal Liebe, die sich nicht auf das Geschlecht beziehe. Ich habe mich nach dem Gespräch besser gefühlt, auch wenn ich mir dachte, dass es gut ausgeht, da mein Bruder sich schon als schwul geoutet hatte. Einige meiner Freund*innen haben auch gut reagiert. Allerdings kenne ich es auch, wenn die Person, der man es erzählt, nicht so reagiert wie erwartet, sondern Abneigung zeigt. Meine damalige beste Freundin ist bei meinem Outing beleidigend geworden. Daraufhin habe ich den Kontakt zu ihr abgebrochen. Bis vor einem halben Jahr, als sie sich für alles entschuldigte was geschah. Sie reagierte damals so, weil sie annahm selbst auf Frauen zu stehen und zu der Zeit nicht damit umgehen konnte. Zwei Jahre sind seit meinem Outing vergangen und mittlerweile komme ich mit meiner sexuellen Orientierung klar. Und bleibe bei dem, was dir dein Herz rät; denn du wirst keinen treueren Ratgeber finden (Sirach 37,17). Von Anna-Lena
Aber oft ist der Begriff an eine biologische, heterosexuelle Schicksals- und Blutsgemeinschaft gebunden, die unausweichlich Zugehörigkeit und Aufmerksamkeit (ein)fordert. Dabei ist jede Form von emotionaler Übergriffigkeit ganz selbstverständlich mit eingeschlossen und die mühsam erkämpfte Autonomie als eigene Person wird mit einem Fingerzeig weggewischt. Auch wenn das sogenannte heimische Nest schon lange verlassen wurde, kommt die Revanche durch den Einstieg der Eltern in die Smartphone-Welt mittels einem whatsapp-family-chat:
MAMA(12:35): „Denkst du dran heute deiner Oma zum Geburtstag zu gratulieren mein Sohn“ PAPA (12:36): *Papa schreibt …* PAPA (12:40): *Papa schreibt …* MAMA (12:41): „Weißt du, du freust dich auch wenn man dir gratuliert“ MAMA (16:00): „Junge ich habe gerade mit deiner Oma telefoniert und sie hat mir gesagt, dass du immer noch nicht angerufen hast“ MAMA (18:15): „Dein Vater hat mir gerade beim Abendessen erzählt, du wärst vorhin online gewesen. Du hast alles gelesen!1!!1!!1!!1!!1!JETZT RUF SIE MAL AN!1!“ MAMA (20:00): „Ist bei dir alles in Ordnung mein Kind? Warum meldest du dich nicht“ ICH (22:22): „Ich rufe Oma morgen an“
Von Torsten Thema
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Für KIDS ZU WELCHER PFLA NZE GEHÖRT DIESES BLA TT ? Auflösung: siehe Polaroid unte
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Blättchen WAS IST EIGENTLICH… …EIN
Als ich Teenie war, fand ich es zu Hause ziemlich langweilig. Mein einer Vater wollte immer, dass ich aufräume, der andere hatte oft schlechte Laune, wenn er von der Arbeit kam. Unsere Wohnung war ziemlich klein. Um sich mal mit mehr als nur einer Freundin zu treffen, war da eigentlich kein Platz. Deswegen war ich froh, als ich mitbekommen habe, dass es bei uns im Stadtteil ein JUZ, ein Jugendzentrum, gab. Da konnten wir immer nachmittags hin, es gab dort ein Café bei dem eins zwar zahlen musste, aber die Getränke waren billiger als in einer normalen Kneipe. Der Kicker und Billiard war umsonst. Nur dank des JUZ kann ich heute – wenn die Prolls* mal wieder den Kicker erobert haben – mithalten. Ich habe mich damals auch selten mit
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Spielplatz
Freund_innen verabredet, denn es war immer jemand da, die_den ich kannte. In dem JUZ gab es Sozialarbeiter_innen, die wollten eine_n immer supporten. Das war manchmal ein bisschen zu viel des guten, aber oft auch praktisch – wenn eins wirklich mal ein Problem hatte. Und außerdem gab es dort ziemlich viel Programm, besonders in den Ferien: ein Mal haben wir an alle Außenwände Graffiti gesprayt, es gab Tanzworkshops, nen Computer-Club, ne Kletterwand, ab und an auch Partys. Das Beste aber war, dass meine Eltern voll tiefenentspannt waren und sich keine Sorgen gemacht haben, wenn ich ihnen gesagt habe „Ciaoooo, ich bin im Juuuuz!“.
VERSTECKSPIEL: Wie im letzten Heft hat sich dieses Mal die BDP-Lilie wieder im ganzen Heft versteckt. Kannst du sie finden? Wie oft? siehe Polaroid unten
RÄTSEL: In diesem Buchstabensalat sind viele Wörter versteckt die irgendwie was mit dem BDP zu tun haben. Kannst du sie alle finden?
U Z E I T Y B P M A C
W E L T D A F E U E R
T L C O R Z Q L S F Y
G T J E E N A M P Q P
W V U X I A B L A T T
O T G E S T E R N H O
R L E B E E N T N E J
K I N D O E T C E A F
S B D P H R E H N T U
H U E G E L U A D E S
O K M A C H E N O R I
P D I N T E R C P G O
N A F R E I Z E I T N
SPIEL: Das Haus in der Baumstraße Für viele Menschen ab 10 Jahren: Teilt euch erst mal in mehrere Kleingruppen auf, jede Gruppe braucht ein großes Blatt Papier und bunte Stifte. Dann kann es schon losgehen. In der Baumstraße wird ein neues Haus gebaut. Das Haus besteht aus insgesamt fünf Wohnungen in verschiedenen Größen. Letzten Monat sind dort Bewohner*innen eingezogen. Alle leben unterschiedlich. Welche Lebens- und Wohnformen findest du? Jede Gruppe hat 15-20 Minuten Zeit, um auf dem Papier fünf verschiedene Wohnungen mit Bewohner*innen zu füllen. Danach werden die Häuser vorgestellt. UNG: B latt : Ha s verstec elnuss kte BDP -Lilien: 8
AUFLÖS
Für jede einzigartige Lebensform gibt es 10 Punkte, für jede Doppelung 5 Punkte. Die Gruppe mit den meisten Punkten am Ende gewinnt diese Runde.
Spielplatz
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THEMA
TURBULENTE JAHRE FÜR DEN BDP David Templin im Interview über die Jugendzentrumsbewegung und BDP-Verbandsgeschichte Anfang der 1970er Jahre begannen Jugendliche in den verschiedensten Klein- und Großstädten eigene Räume einzufordern: Räume, in denen es keinen Konsumzwang und keine Aufsicht durch Erziehungsberechtigte gab. Unter dem Motto „Was wir wollen: Freizeit ohne Kontrollen“ kämpften sie für eine selbstbestimmte Freizeitgestaltung. Die Bewegung breitete sich rasch in ganz Westdeutschland aus und obwohl sie Ende der 70er verebbte, legte sie den Grundstein vieler heute bestehender Jugendzentren. David Templin, Mitarbeiter der Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg, hat seine Doktorarbeit zu dieser bisher wissenschaftlich kaum bearbeiteten Geschichte der Jugendzentrumsbewegung geschrieben. Diese wurde nun veröffentlicht und obwohl er das Wort Jugendzentrum (JUZ) bald nicht mehr hören kann, konnte das BLATT ihn für ein Interview gewinnen. Denn auch der BDP spielte in der JUZ-Bewegung eine wichtige Rolle – oder eher die JUZ-Bewegung im BDP? Leider ist dieses Kapitel in der publizierten Arbeit dem Kürzungsdiktat zum Opfer gefallen, wie unser Rezensent Wolfgang (siehe Seite 28) feststellen musste. Umso wichtiger war es uns, hier nochmal genau nachzufragen.
IN DEN 1970ER JAHREN WAR JA VIEL LOS, WELTWEIT, ALS AUCH IN DEUTSCHLAND. ES GAB RIESIGE PROTESTE DER ANTI-AKW- UND DER FRIEDENSBEWEGUNG. FRAUEN, SCHWULE UND LESBEN KÄMPFTEN ÖFFENTLICH FÜR IHRE RECHTE, UND STUDIERENDE GEGEN ALTE NAZIS IN DEN HÖRSÄLEN. WAS HAT ES MIT DER JUZ-BEWEGUNG AUF SICH, WAS HAST DU WÄHREND DEINER FORSCHUNG HERAUSGEFUNDEN?
GAB ES DENN VORHER KEINE JUGENDZENTREN? Der Begriff kommt tatsächlich aus der Bewegung, früher hießen solche Orte Haus der Jugend oder Haus der off enen Tür. Aber offene Jugendarbeit gab es schon vor dem Nationalsozialismus. Nach dem Krieg wurde diese in den 1950er Jahren zunächst vor allem in den großen Städten wieder ins Leben gerufen. In den 1960er Jahren wurde die offene Jugendarbeit dann immer stärker ausgebaut. Aber in vielen Kleinstädten gab es außer Sportvereinen, Jugendfeuerwehr oder kirchlichen Zusammenhängen weiterhin keine offenen Räume für Jugendliche, um sich zu treffen. So taten sich Jugendliche zusammen und forderten Räume für eine „Freizeit ohne Kontrollen“ und nach eigener Struktur.
UND DAS HAT SO EINFACH GEKLAPPT?
Das ist sehr unterschiedlich. Eine Minderheit von Stadtvertreter_innen reagierte aufgeschlossen gegenüber den Initiativen. In Großstädten wurden selbstverwaltete Jugendzentren zum Teil als Modellprojekte gefördert, aber auch in Kleinstädten gab es Das wichtigste Ergebnis war, dass die JUZ-Bewegung diese gesell- Bürgermeister_innen, die etwas für „ihre Jugend“ tun wollten. schaftlichen Umbrüche in die Provinz getragen hat. Also in den Zumeist waren kleinere Ortschaften aber eher von einem konserländlichen Raum und in sogenannte „suburbane Räume“, das Um- vativen Establishment geprägt, das in den aktiven Jugendlichen land der Großstädte. Die Jugendlichen schaff ten sich dort Räume „Hascher“ und „Kommunist“ sah, deren wildes Treiben sie nicht für eine selbstbestimmte Freizeit, aber auch zum Austausch, für noch mit Räumen und Geld unterstützen wollten. alternative Kultur und linke Politik.
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Fotos: BDP Archiv Bundeszentrale
DAS HAT JA MANCHERORTS ZU EINER POLITISIERUNG GEFÜHRT. EINIGE GRUPPEN HABEN DANN AUCH EINFACH HÄUSER BESETZT. KANNST DU SAGEN, WIE GUT DAS ALLES AUF DAUER FUNKTIONIERT HAT? Laut damaligen Schätzungen waren rund 50 Prozent der Initiativen erfolgreich, viele von ihnen haben von der Stadt aber nur ein Provisorium bekommen. Manche dieser Zentren waren anfangs selbstverwaltet, wurden nach wenigen Jahren jedoch unter städtische Verwaltung gestellt, etwa wenn ein städtischer Neubau folgte. Das hing aber auch mit der inneren Struktur der JUZ-Bewegung zusammen. Die Zeit, die Jugendliche in der Bewegung verbrachten, begrenzte sich bei den meisten auf etwa fünf Jahre. An der Wende zu den 1980er Jahren waren dann viele Aktivist_innen aus dem Jugendalter herausgewachsen. Das ist bei anderen Themen, wie Anti-AKW oder Frauenrechten natürlich was anderes. Hier engagieren sich viele Menschen ja ein Leben lang.
WAS HATTE DENN DER BDP MIT DER JUZ-BEWEGUNG ZU TUN? Der BDP war Anfang der 1970er Jahre in einer besonderen und neuen Phase. Er hatte gerade die Abspaltung des BdP [Bund der Pfadfinder und Pfadfinderinnen] hinter sich und eine Entwicklung zu einem eher marxistischen* Jugendverband (siehe *S. 22) vollzogen. Der BDP war zu der Zeit stark geprägt von den Debatten der Neuen Linken* und setzte seinen Fokus auf Lehrlinge (Azubis), die als Teil der „Arbeiterklasse“ galten, aber auch auf unabhängige Schüler_innen-Gruppen. Anfangs stand der BDP der JUZ-Bewegung skeptisch gegenüber: Deren Fokus auf die Freizeit wurde als Rückschritt gedeutet, als „Flucht in die Freizeit“. Stattdessen sollten sich die Jugendlichen doch lieber auf die sogenannten „Existenzbereiche“ Schule, Ausbildung, Stadtteile und Erwerbsarbeit konzentrieren, um eines Tages den Kapitalismus zu überwinden. Trotz dieser Skepsis brachte sich der BDP in die entstehende Bewegung ein. Praktisch hieß das: Seminare anzubieten, Vernetzung zu unterstützen und einen Austausch zwischen den Zentren und dem Verband herzustellen.
Im Zuge dessen veränderte sich der BDP erneut. Das ursprüngliche Ziel, die JUZ-Bewegung in sozialistischem Sinne zu beeinflussen, war nicht wirklich erfolgreich. Stattdessen veränderte die Bewegung den Verband, denn viele neue Mitglieder des BDP kamen aus den neuen Jugendzentren – auch wenn der BDP sich öfters beklagte, dass er in den Zentren relativ unbekannt geblieben sei. Die neuen Mitglieder nutzten den BDP quasi als „Dienstleister der Bewegung“, der Ressourcen zur Verfügung stellen und durch eine bestehende Organisationsstruktur die Koordinierung der JUZ-Bewegung unterstützen konnte. So wurde im Laufe der 1970er Jahre aus dem eher marxistisch orientierten Verband ein Jugendverband, der stark auf Selbstorganisation setzte und ein eher diffus linksalternatives Milieu ansprach.
DAS KLINGT JA NACH TURBULENTEN JAHREN FÜR DEN BDP. Das kann man so sagen. Es gab sogar eine Fraktion in Hessen, die zum Teil ebenfalls über die JUZ-Bewegung zum BDP gefunden hatte, die sich gegen diese Entwicklung wehrte. Sie schlossen sich im Laufe der Jahre einer Splittergruppe an, die maoistische* mit rechten und nationalistischen Ideen verknüpfte, was intern zu großen Konflikten führte. Am Ende wurde diese Fraktion ausgeschlossen. Am BDP lassen sich insofern sehr gut allgemeine Entwicklungen, aber auch Verirrungen der Neuen Linken im Westdeutschland der 1970er Jahre ablesen. Mein Eindruck war, dass all dies auch Ausdruck einer Identitätssuche des Verbandes war – zu einem Zeitpunkt, an dem man sich selbst nicht mehr als klassische Pfadfinder_innen verstand. All das gilt aber natürlich nicht für alle Regionen. In Baden-Württemberg zum Beispiel hatte die JUZ-Bewegung kaum etwas mit dem BDP zu tun, dafür war der BDP in Hessen und Bremen/Niedersachsen sehr stark in die JUZ-Bewegung involviert.
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WAS IST HEUTE DENN NOCH ÜBRIG VON DER JUZ-BEWEGUNG? Die JUZ-Bewegung ist kein abgeschlossenes Kapitel. Mindestens 35 der Jugendzentren aus den 1970er Jahren sind noch immer selbstverwaltet. Viele Zentren haben sich, zwar unter prekären Verhältnissen und in instabilen Konstellationen, längerfristig etablieren können und bestehen nun schon über Generationen hinweg. Insbesondere der Generationswechsel erwies sich jedoch vielfach als kritische Phase, weil die erste Generation das JUZ noch erkämpft hatte, während die nachfolgenden in der Regel „nur“ als Nutzer_innen kamen. Und natürlich wurde damals der autoritäre Überhang in den städtischen Jugendeinrichtungen gebrochen, und Mitspracherechte der Jugendlichen gestärkt. Und auch wenn man heute nicht mehr von einer Bewegung sprechen kann, sondern eher von einem weiter bestehenden Nischenphänomen, hat es auch in den 2000er Jahren immer wieder Jugendinitiativen gegeben, die Räume eingefordert und neu geschaffen haben.
Vielen Dank für die vielen Infos. Das Thema ist für uns sehr spannend, und deswegen freuen wir uns, dass du auch auf der kommenden Bundesdelegiertenversammlung vom 23. bis 25. September in Bremen dabei sein wirst und alle Besucher_innen dich dort noch weiter fragen können! Bis dahin! Interview: Tabea und Anne
* WAS IST EIGENTLICH... … DIE NEUE LINKE?
Die Neue Linke ist ein Sammelbegriff für eine Vielzahl an linken Gruppen, die in den 1960er und 70er Jahren in Westeuropa entstanden sind. Trotz ihrer unterschiedlichen Schwerpunkte, wollten alle Gruppen die bestehenden Verhältnisse ändern, lehnten jedoch die damalige parlamentarische Realpolitik ab. Dennoch entstand daraus zum Beispiel die Partei „Die Grünen“, aber auch die terroristische Organisation RAF.
… MARXISMUS?
In der Neuen Linken wurden die Schriften von Karl Marx (1818 bis 1883) wiederentdeckt. Hierbei gibt es allerdings einen Unterschied zwischen der Marx'sche Lehre und dem Marxismus. Erstere beruht auf den Werken „Zur Kritik der politischen Ökonomie“ und „Das Kapital“ von Marx und beinhaltet eine sehr detaillierte Analyse des Kapitalismus und Kritik daran. Anhänger_innen des Marxismus wollen einen Schritt weiter gehen, nämlich die Revolution gezielt organisieren. Die Marxist_innen der Neuen Linken wollten dafür Hierarchie und Kader, wie in der Sowjet-Union unter Lenin und Stalin einführen. Dort nämlich fand im Zuge des Realsozialismus nicht nur konkrete Umverteilung des Besitzes statt, sondern es herrschte auch ein großer Personenkult und Verfolgung Andersdenkender. Ganz so weit wollten Marxist_innen in Westdeutschland vielleicht nicht gehen, doch kann man ihnen rückblickend einen gewissen Dogmatismus (Wahrheitsanspruch und Kompromisslosigkeit) nachsagen.
… MAOISMUS?
Mao Tse-tung (1893 bis 1976), lange Zeit Vorsitzender der Kommunistischen Partei in China. Man sagt, in seiner Theorie verbinden sich Ideen des Marxismus mit chinesischer Philosophie. Nach Mao bilden die Bäuer_innen anstelle der Arbeiter_innen die Hauptkraft der Revolution und diese sei eher über Guerilla-Aktivitäten zu erreichen als durch klassische Aufstände. Mao zeichnete sich durch eine extreme Geringschätzung theoretischer und fachlicher Kompetenz aus, was u.a. während der sogenannten Kulturrevolution in China und auch später in Kambodscha zu Millionen Todesopfern führte, unter ihnen viele Intellektuelle.
Flugblatt: Privatarchiv Eberhard Kögel
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Thema
EINBLICK
PORTRAIT Immer wieder Neues wagen! Herbert Swoboda (Swobl)
Herbert Swoboda, im BDP Swobl genannt, ist einer der Menschen, Darüber hinaus hat Swobl viel im BDP bewegt, bzw. neu ins Leben die den BDP am längsten kennen. Deshalb waren auch einige ge- gerufen, zum Beispiel das von ihm mit Axel Hübner, Lutz Eichhorn spannt darauf, wie alles bei ihm angefangen hat. Swobls BDP Ge- und Rudi Weinhold gegründete Singetreffen, das dieses Jahr zum schichte beginnt 1951 in der Burgruine Honberg in Tuttlingen beim 26. Mal stattfand (siehe Seite 4) sowie zusammen mit seiner Frau Bodensee. Freunde von ihm nehmen ihn dorthin mit. Heidelinde die Korsikafahrten. Zu diesem Zeitpunkt waren die Strukturen des BDP noch sehr streng, klassisch pfadfinderisch und Swobl musste, um Mitglied zu werden, erst mal „einige Proben machen“. Dazu gehörten auch „Pünktlichkeit, Regelmäßigkeit und aktives Mitmachen“. Bald war er Teil des Teams, so dass er mit 14 Jahren bereits Gruppenleiter wurde. Genauso rasant ging es mit 16 weiter, als er die Leitung der Ortsgruppe des Pfadfinder-Stammes Sueben übernahm. Hier war er für 30 Leute verantwortlich. Diese Position behielt Swobl für zwei Jahre. Dann folgte seine Arbeit im Vorstand der alten Landesmark Südwürttemberg-Hohenzollern (heute LV Baden-Württemberg). Anfang der 1970er, in der Umbruchphase des BDP, war Swobl in der Nachfolge von Axel Hübner Bundesvorsitzender. Zwei Hauptaufgaben waren damals zu bewältigen, die inhaltliche Neupositionierung des BDP und die Behauptung der jugendpolitischen Vertretung, die eng mit der weiteren Förderung verbunden war. Durch die abgewanderten konservativen Gruppierungen war der BDP damals vielen Anfeindungen ausgesetzt. Nach der Zeit im Bundesvorstand hat sich Swobl hauptsächlich an der Basis beim Aufbau des BDP Main-Taunus beteiligt. Dabei entstanden, vorwiegend unter der Leitung von Lutz Eichhorn, eine Vielzahl von Liederbroschüren und insgesamt fünf Liederbücher: „Und weil das Kind ein Mensch ist“, „Rauchzeichen“, „Kolo jana“, „Kupalinka“ und „Triaton“.
Heute ist Swobl wieder im Vorstand, in der neuen BDP Gruppierung Wilde Rose. Die Wilde Rose ist ein Netzwerk und eine Antwort auf die gestiegene Mobilität von BDP-Mitgliedern, die von ihren Landesgruppierungen weggezogen sind, aber trotzdem im BDP mitmachen wollen sowie für Neueinsteiger_innen mit frischen Ideen, die sie unkompliziert realisieren wollen. Er unterstützt in diesem neuen Format vor allem die inklusive und interkulturelle Jugendarbeit, weshalb ich ihn bei unserem Interview auch telefonisch in Griechenland antreffe. Dort plant er mit anderen zur Zeit ein International Center Of Inclusion And German-Greek Youth-Exchange. Auf dem Bild seht ihr ihn beim Bau einer Rolli-tauglichen Baderampe auf Korfu. Was Swobl dem BDP zum Ende unseres Interview gerne mitgeben möchte: „BDP, etablier dich nicht zu sehr und wage Neues! Wie die Genderdiskussion.“ Von Lelia
Wer noch mehr wissen möchte, über jene turbulenten Jahre im BDP, ist mit diesem Buch, gut beraten: Axel Hübner, Rolf Klatta, Herbert Swoboda: „Straßen sind wie Flüsse zu überqueren“. Ein Lesebuch zur Geschichte des BDP Verlag Jugend und Politik | 1991 (2. Aufl.)
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TERRORISMUS Ein globales Problem mit Geschichte Der Begriff Terror ist in aller Munde, die Angst vor einem Anschlag verbreitet Unwohlsein. Doch was heißt Terror eigentlich genau und wer sind aktuell die Akteur*innen. Das BLATT versucht einen Überblick zu geben, da Definitionen und ein Blick in die Geschichte oftmals helfen um Ereignisse einordnen zu können.
Terrorismus ist keine neue Erscheinung, sondern ein Konzept welches seinen Ursprung in den Verwerfungen und der Unruhe der Französischen Revolution sucht. In seiner heutigen Form stellt er nur die Ausgestaltung, ja einen notwendigen Schritt, in einer mehr als 200 Jahre währenden Entwicklung dar. Zur Zeit der Französischen Revolution, dem Großen Terror (La Grande Terreur 1793-1794), war es der neue Staat, der, legitimiert durch politische Eliten, Terror ausübte. Sogenannte Terrorherrschaft oder Staatsterror findet man in den Geschichtsbüchern immer wieder. Am bekanntesten sind verschiedene Diktaturen, allen voran Deutschland unter Hitler als auch die Sowjetunion, wo Stalin Terror als Werkzeug zum Machterhalt nutzte.
Wie man vielleicht an den bisher aufgebrachten Beispielen schon sehen kann, ist eine Abgrenzung und Definition der Begriffe Terror und Terrorismus kein einfaches oder immer klar eingrenzbares Unterfangen. Auch existiert keine internationale Konvention, die das Phänomen klar definiert. Notwendig ist eine Definition für eine weitere Auseinandersetzung dennoch, weshalb der Versuch nicht ausbleiben soll. Folgt man der Definition der Bundeszentrale für politische Bildung, beschreibt der Begriff Terrorismus eine anhaltende, systematisch geplante Anwendung von Gewalt, um mehr oder weniger klar definierte politische Ziele zur Umsetzung zu bringen, das heißt den Gegner in seinem Verhalten zu beeinflussen.
Doch auch klassische Anschläge wie wir sie heute kennen, ha- für eine weitere abgrenzung können die ben eine lange Geschichte. Im Russland der Zarenzeit war es die folgenden kernthesen herangezogen werden: links-terroristische Untergrundorganisation Narodnaja Wolja (russisch für Volkswille), die mit Sprengstoffattentaten und ei- 1. Bei Terror muss es sich um eine über einen längeren Zeitraum nem der ersten Selbstmordattentate (Ermordung des Zaren Alanhaltende Anwendung von Gewalt handeln. exander II durch Nikolai Ryssakow am 13. März 1881) in die Geschichte einging. 2. Es muss es sich um geplantes Vorgehen handeln. Gewaltausübung, zum Beispiel am Rande von Demonstrationen, fällt daEs muss allerdings festgestellt werden, dass keine der aufgezählmit nicht unter den Begriff Terrorismus. ten Formen von Terror der Verwendung des Wortes Terror in unserem modernen Sprachgebrauch entspricht. War Terror lange Zeit 3. Die Akteure müssen einer politischen Zielsetzung folgend ein Mittel zum Zwecke des Machterhaltes, ist er heute eine Form handeln, wie sie sich bei ethno-nationalem oder weltanschauder asymmetrischen Kriegsführung einiger weniger vermeintlich lich-ideologischem Terrorismus findet. Schwacher gegen ein übermächtiges Feindbild. Es gibt zwar auch heute noch Formen des Staatsterrors – siehe Bashar al-Assads 4. Abgrenzend gegenüber zum Freiheits-, Partisanen- oder GueHerrschaft über Syrien – jedoch wird der Begriff Terror heute im rillakampf muss es sich um eine Methode handeln, welche Allgemeinen mit internationalem Terrorismus einiger weniger keine Unterscheidung zwischen Kombattanten, das heißt Konfanatisch religiöser und/oder ideologisch extremistischer Grupfliktbeteiligten, und Nicht-Kombattanten, das heißt nicht am pierungen gleichgesetzt. Konflikt beteiligten Dritten, vornimmt.
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Mit dieser Definition lässt sich nun etwas leichter feststellen, welche Gruppierungen oder Strömungen als terroristisch bezeichnet werden können. Darunter fallen Al Kaida, der IS/ISIS, die Al Nusra Front, welche Al Kaida zugerechnete wird, Boko Haram aber auch rechte Vereinigungen und Einzeltäter*innen in Deutschland.
aufbauen und erhalten können. Zwar konnte ein informeller Beratungsrat um den damaligen Anführer Osama Bin Laden konstituiert werden, in welchem weitere Fachausschüsse vertreten sind, die in ihren Zuständigkeitsbereichen bis über die Führung der Trainingslager und die Planung von Terroranschlägen reichen. Doch war es Al Kaida nie möglich, die Integrationsdichte des IS/ Die einzelnen Akteur*innen unterscheiden sich zum Teil nur in ISIS zu erreichen. Der IS/ISIS dagegen war und ist in der Lage, der Art und Weise der Rechtfertigung ihrer Aktionen. Die vor- eine staatsähnliches Gebilde zu erzeugen, welches heute über nehmlich jihadistischen Gruppierungen Al Kaida, IS/ISIS, die Al den Irak, Teile von Syrien bis nach Nordafrika reicht. Somit ist Nusra Front und Boko Haram, die zum Teil in Konkurrenz zueinan- Al Kaida also eine Organisation mit niedrigem Organisationsgrad, der stehen, suchen ihre Legitimation im religiösen Kampf gegen wohingegen der IS/ISIS einen hohen Organisationsgrad aufweist. die in ihren Augen Ungläubigen, also gegen Christ*innen, Schi- Beiden gemeinsam ist die Fähigkeit im Ausland Anschläge zu verit*innen, Jüd*innen, Israelis*, Konfessionslose oder allgemein üben, sich also nicht nur lokal medienwirksam zu konstituieren den kapitalistischen Westen, allen voran gegen die USA und die sondern dies auch darüber hinaus zu tun. dortige Lebensweise. Die Motivation von Rechtsterrorist*innen ist ebenso eine rein ideologisch gespeiste: Der Glaube an eine Anders als Al Kaida und IS/ISIS ist Boko Haram eine Gruppierung, Höherwertigkeit der eigenen "Rasse"/Herkunft, gepaart mit Vor- welche hauptsächlich in Nigeria und den anliegenden Staaten urteilen gegen eine Minderheit die vermeintlich die eigene Kultur aktiv ist und dort direkt gegen die Bevölkerung vorgeht. In Zahund Gesellschaft bedrohe. Diese Form des Terrors bedürfte aber len stellt sich das folgendermaßen dar: Seit der Radikalisierung einem ganz eigenen Artikel, weshalb sie hier nicht weiter behan- der Gruppe 2009 wurden circa 17.000 Menschen durch sie getötet delt werden kann. und 2,6 Millionen in die Flucht getrieben. Die Gruppierung geht Den religiös-fanatischen Jihadist*innen ist gemein, dass sie seit hauptsächlich gegen westliche Bildung, Werte und Glauben vor dem Eingreifen der damaligen Sowjetunion in Afghanistan, den und bedient sich dabei neben Bombenanschlägen und Hinrichbeiden Golfkriegen, sowie dem letzten Irakkrieg und dem Rück- tungen auch Entführungen im großen Stil, das heißt es werden zug der USA aus dem Irak, vornehmlich Ziele angreifen, welche größere Gruppen von Menschen und sogar ganze Dörfer verein starkes Medienecho sowie gesellschaftliche Reaktionen her- schleppt. vorrufen. Solche Ziele sind zumeist weiche Ziele, wie Marktplätze, Diskotheken, Restaurants, Flughäfen, Botschaften oder Bahnhö- Im Vergleich ist Al Kaida die älteste der drei Gruppierungen. Ihre fe. Orte also, die schwer zu meiden und stets stark von Menschen Geschichte reicht bis zur Intervention der Sowjetunion im afgfrequentiert sind. Daneben greifen jihadistische Gruppen, meist hanischen Bürgerkrieg 1979 zurück und erstreckt sich über die aus finanziellen Gründen, auch auf Entführungen und Verschlep- ersten beiden Golfkriege bis zum letzten Irakkrieg. Die Radikalipungen zurück. Ziel der Angriffe ist es, die größtmögliche Angst sierung folgte auf den zweiten Golfkrieg (1990/1991), woraufhin und Verunsicherung zu erzeugen, um damit gesellschaftliche so- sich die Organisation um Osama Bin Laden erst im Sudan aufhielt, wie politische Veränderungen herbeizuführen. Die Idee dahinter um sich dann in Afghanistan niederzulassen und von dort aus ist, dass die zu bekämpfende Gesellschaft, der zu bekämpfende ihre Aktivitäten zu koordinieren. Glaube oder das Fehlen desselben und die damit verbundenen politischen Systeme nur auf den wahren Weg zu Dahingegen ist der IS/ISIS ein relativ junges Phänomen, erstführen sind, indem man sie in ihren Grundfesten mals 2004 im Irak als Al Qaida im Irak aufgetreten, erschüttert. Eine Strategie, welche die Anschläge ab 2007 dann als Islamischer Staat im vom 11. September 2001, sowie weitere in Spanien Irak und ab 2011 als Islamischer und England 2004/2005 und zuletzt in Frankreich, BelStaat im Irak und Syrien begien und Deutschland zur Praxis werden lassen. kannt. Die GrupOrganisatorisch sind die diversen Gruppierungen unterschiedlich konstituiert. Al Kaida konnte im Gegensatz zum IS/ISIS keine staatsähnliche Organisationsstruktur
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pierung konnte bis zum Ausrufen des Kalifats (Gottesstaat) am 29. Juni 2014 größere Gebiete im Nordwesten Iraks und im Osten Syriens unter ihre Kontrolle bringen. Führungsperson ist seit 2010 der irakischstämmige Abu Bakr al-Baghdadi. Boko Haram existiert ähnlich wie der IS/ISIS seit 2004 und wurde erstmals in diesem Jahr mit der Eröffnung eines Trainingscamps an der Grenze zu Niger öffentlich. Danach begann die Gruppe gezielt junge Männer* zu rekrutieren und sich weiter für die Einführung der Scharia einzusetzen. Nach einer verbotenen Demonstration und darauf folgende Unruhen in der betroffenen Region radikalisierte sich die Gruppierung zunehmend und begann immer aggressiver und gewalttätiger aufzutreten. Boko Haram ist wie der IS/ISIS bis heute aktiv und konnte bisher nicht signifikant zurückgedrängt werden. Bleibt nur noch die Frage zu beantworten, wie Gruppierungen wie Al Kaida, IS/ISIS oder Boko Haram so viel Zulauf bekommen können, dass sie zu einem ernsthaft destabilisierenden und militärisch bedeutenden – oder aber wie im Falle von Al Kaida global Angriffe ausführenden – Phänomen werden können. Wenn auch die Lösung des Problems sehr komplex ist, erscheint die Antwort auf diese Frage denkbar einfach. Regionen in denen die jeweiligen Gruppierungen sich erheblichen Einfluss sichern konnten und können, sind meist Gegenden die entweder wirtschaftlich oder durch lange schwelende Konflikte destabilisiert sind. Auch füllen Organisationen wie der IS/ISIS ein durch Krieg und Konflikt entstandenes Machtvakuum, bieten sich als Beschützende von Minderheiten an oder bieten Menschen in wirtschaftlich, gesellschaftlich und politisch prekären Lagen scheinbare Stabilität. Vor allem im Falle des IS/ISIS akzeptieren manche deren Herrschaft als das geringere Übel. Auch in der Rekrutierung von aktiven Kombattant*innen, sei es als Attentäter*innen oder als Kämpfer*innen im militärischen Kampf gegen den erklärten Feind auf dem Schlachtfeld sind die drei Gruppierungen sehr erfolgreich. Hier haben Al Kaida, IS/ISIS und Boko Haram eine gut funktionierende Propagandamaschine geschaffen, welche vor allem durch die Nutzung des Internets Menschen, die für einfache Lösungen anfällig sind, in der ganzen Welt erreicht und zu radikalisieren in der Lage ist. Eine Entwicklung, die Terroranschläge überall und zu jeder Zeit möglich macht. Solange Konfliktregionen nicht adäquat stabilisiert und Minderheiten keinen gleichberechtigten Platz in den politischen Systemen erhalten, wird genau diese Entwicklung uns alle noch lange in Atem halten. Von Klaus
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THEMA
TERRORISMUS - EINE GEISSEL DER MENSCHHEIT der Kommentar
Terror - kein Monat, keine Woche ohne neue Hiobsbotschaften, ohne neue Schlagzeilen, ohne Tote und Verletzte. Und niemand scheint sich in der Lage zu sehen, etwas zu unternehmen. Was uns Woche für Woche in Form von Schlagzeilen in den Medien entgegenschlägt, ist kein Problem welches mit Hass, Gewalt und Waffen gelöst werden kann. Es ist vielmehr in jeder Form, sei es nun rechter Terror in Deutschland oder internationaler Terrorismus – verübt durch den IS/ISIS und seine Anhänger*innen – ein soziales, gesellschaftliches und vor allem politisches Problem. Solange Gesellschaften Minderheiten diskriminieren, ganze Länder durch Krieg ins Chaos gestürzt und handlungsunfähig zurück gelassen werden, solange Staaten und ihre Führungsriege unbelangt ihre Bevölkerung oder Teile davon verfolgen, unterdrücken und töten können, ja solange auch in Deutschland Menschen irrationalen Ängsten und Propaganda/Demagogie folgen, wird Terror ein Bestandteil unserer Realität bleiben. Angesichts dessen, und solcher Strömungen wie dem IS/ISIS, muss den westlichen Regierungen bald etwas besseres einfallen, als Bomben abzuwerfen, mit Drohnen zu töten und diktatorische Systeme zu unterstützen und die Welt mit Waffen zu versorgen. Wir werden Terror damit nicht besiegen, werden den IS/ISIS nicht zerstören und den Frieden im Inland nicht wiederherstellen. Agieren wir weiter wie bisher, wird der IS/ISIS bald große Teile der libyschen Küste kontrollieren und damit einen direkten Zugang zu Europa etabliert haben, werden weiter Neue Rechte und besorgte Bürger*innen aus Angst und Verblendung Menschen verfolgen und Unterkünfte von Geflüchteten angreifen.
Wir müssen endlich lernen, die Bedürfnisse auch von Minderheiten zu achten und ihnen den gesellschaftlichen wie politischen Raum einräumen, den sie benötigen, um als voll integrierte Teile der jeweiligen Gesellschaft funktionieren zu können. Denn Unterdrückung führt zu einer Spirale der Gewalt und unterstützt ein ideologisches, irrationales Feindbild auf beiden Seiten. Eine Gewaltspirale, die sich keine Nation leisten kann, da sie Angst sät und konservative und streng rechte Strömungen fördert. Strömungen, die die Gewaltspirale, ob nun verbal oder in Taten und Beschlüssen, nur weiter drehen und kein Interesse an einer Entspannung haben, siehe rechts-konservative Strömungen im In- und Ausland. Wollen wir dem Terror etwas entgegenstellen, muss Bildung nicht nur in Deutschland, sondern vor allem in strukturell oder wirtschaftlich schwachen Weltregionen eine höhere Priorität eingeräumt, Soziale Ungleichheit und Armut abgebaut, sowie echte politische Mitbestimmung vor allem für Minderheiten zur Normalität werden. Schaffen wir als die schändlich Erste Welt es nicht, uns dieser Herausforderung zu stellen und sie zu meistern, müssen wir uns darauf einstellen, auf Dauer mit Terrorismus konfrontiert zu werden und weiterhin stets mit einem schlechten Gefühl durch sonst friedliche Städte zu laufen. Von Klaus
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SPIELPLATZ
WAS WIR WOLLEN „FREIZEIT OHNE KONTROLLEN“ Die Jugendzentrumsbewegung in der Bundesrepublik der 1970er Jahre Eine Rezenssion
Als ich das Buch in den Händen hielt – 943 Gramm schwer, 672 deten sich Anfang der 1970er Jahre zahlreiche Initiativen zur Seiten Umfang – dachte ich, das schaffe ich nie bis zum Abgabe- Einrichtung von Jugendzentren oder Jugendclubs. Gemeinsam termin. Da komme ich so schnell nicht durch. Ich gebe zu, nicht war allen die Unzufriedenheit mit der örtlichen Freizeitsituation. alles gelesen zu haben, habe mir aber fest vorgenommen das Selbstverwaltung und Selbstorganisation waren die zentralen noch nachzuholen. Forderungen der Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Die Jugendzentrumsbewegung entfaltete sich in den 1970er Jahren als eine der David Templin (siehe auch das Interview neuen sozialen Bewegungen neben mit ihm auf Seite 20) liefert mit diesem Buch einen wichtigen Beitrag Friedens- und Umweltbewegung und weiteren. In dieser Zeit über eine fast vergessene Bewegung, der über tausend Grupentstand auch eine Reihe von pen zuzurechnen waren Publikationen und Zeitunund durch die wiederum gen die sich kritisch mit tausende Jugendliche der Freizeit- und Lebenspolitisiert wurden. Auch situation unter kapitaTeile des BDP, wie zum listischen Bedingungen Beispiel der Landesverauseinander se tzten band Hessen, wurden in und so eine Gegendiesen Jahren von der öffentlichkeit zu den Jugendzentrumsbeweherkömmlichen Medien gung mitgeprägt. Dies bildeten. hat meines Erachtens in dem Buch nicht genug Der Autor spannt eiBeachtung gefunden. nen Bogen von der Entstehungsgeschichte vieler Der Autor beschreibt AusbreiInitiativen und der Jugendtung, Hochphase und Niederzentrumsbewegung als „ländgang der Jugendzentrumsbewelich-kleinstädtische Bewegung“. Ein gung. Geforscht wurde in Stadtarchiven, wichtiges Stichwort ist hier Provinzares wurden Zeitzeug*innen befragt, graue beit. Dies bedeutete eine positive Wendung Literatur ausgewertet, Publikationen und Fachund Aneignung des Begriffs Provinz. Man entfernliteratur herangezogen. Unterlegt mit vielen Beispielen und te sich von der Gleichsetzung des Begriffs mit Kleinstadtmief Zitaten werden die unterschiedlichen Hintergründe und Wege der und Rückständigkeit. Provinzarbeit galt nun als Kampfbegriff für JUZ-Intiativen, von Flensburg bis Garmisch, aufgezeigt. bessere Freizeitmöglichkeiten, Lebens- und Alltagsbedingungen, Anknüpfend an die Schüler*innen- und Lehrlingsbewegung bil- Selbstverwirklichung und Selbstbestimmung. Auf die Rolle von 28
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EXKURS: Ohne die Kontakte des JUZ zum BDP gäbe es den BDP Groß-Umstadt nicht. Dessen Jugendliche halten nach wie vor das Fähnchen der Selbstverwaltung in den Wind und widerlegen landauf, landab die bei kommunal Verantwortlichen verbreitete Auff assung, Selbstverwaltung sei von Jugendlichen nicht mehr gewünscht.
Foto: BDP Archiv Bundeszentrale
Sozialarbeiter*innen und die sich aus deren Arbeit ergebenden Konflikte – einerseits Parteiergreifen für die Jugendlichen, andererseits Verpflichtungen gegenüber dem kommunalen Arbeitgebenden – wird in dem Band ebenso eingegangen, wie auf die Bedeutung pädagogischer Konzepte von antikapitalistischer und emanzipatorischer Jugend- und Bildungsarbeit. Damals versuchte man einer Vereinzelung durch die Bildung verschiedener regionaler Zusammenschlüsse, sogenannten Koordinationsbüros, und bundesweiter Vernetzung entgegenzuwirken. Im Laufe der 1980er Jahre ebbte die Bewegung ab, beziehungsweise hörte auf zu existieren. Dies hatte die unterschiedlichsten Gründe. Auf dem Weg „zwischen Scheitern und Institutionalisierung“ erschöpften sich die Aktivist*innen in Kämpfen um die Selbstverwaltung und deren Torpedierung durch die Kommunalpolitik. Eine nicht unerhebliche Rolle spielte sicher auch der Spagat im Spannungsfeld zwischen Anspruch und Realität oder Konflikten und Kooperation. Als weitere Gründe werden allgemeine Resignation und Ermüdung der Aktivist*innen beziehungsweise deren Hinwendung zu anderen Aktionsfeldern wie der Anti-AKW-Bewegung genannt. An vielen Orten kam es auch zu Schließung des Jugendhauses oder Kommunalisierung, einhergehend mit einer starken Pädagogisierung unter Beseitigung der Selbstverwaltung. Wie eingangs schon erwähnt kommt mir in Templins Arbeit der BDP zu kurz. Dies kann aber auch an meiner subjektiven Sichtweise liegen, war die Lektüre doch auch ein Abtauchen in vergangene Zeiten, die die Ereignisse stellenweise in einem anderen Licht erscheinen lassen. Und auf der einen oder anderen Seite blitzt der BDP dann doch durch. So zum Beispiel bei den Interviewpartner*innen, in der Literaturliste und den Fußnoten.
Literaturliste, Register und Abkürzungsverzeichnis füllen alleine 49 Seiten. An Abkürzungen werden 116 (hoffentlich hab ich mich nicht verzählt) aufgeführt von „ABM“ über „BDP“ zu „KPD/ML“ bis „ZDL“. Somit ist die Liste länger als die Sammlungen die bei verschiedenen Bundesdelegiertenversammlungen des BDP verteilt werden. Das Buch kostet 46 Euro. Bedenkt man, dass das circa sieben Cent pro Seite sind, relativiert sich das schon wieder. Von Wolfgang
LESEEMPFEHLUNGEN: David Templin: Freizeit ohne Kontrollen. Die Jugendzentrumsbewegung in der Bundesrepublik der 1970er Jahre | Wallstein Verlag | 2015 | 46,00 EUR | ISBN: 9783835317093 Träume, Hoffnungen, Kämpfe… Ein Lesebuch zur Jugendzentrumsbewegung | Verlag Jugend und Politik | 1977 | Zu beziehen über den Keller der Bundeszentrale oder in Regalen diverser BDP-Gruppen
Für eine wissenschaftliche Abhandlung ist das Werk gut lesbar. Eine gewisse Ausdauer ist aber unerlässlich. Quellenverzeichnis, Spielplatz
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EINBLICK
ANGEKOMMEN? Projekte mit Geflüchteten und die interkulturelle Öffnung des BDP
Der LV Berlin reserviert seit neuestem bei den JuleicaSchulungen immer fünf Plätze für geflüchtete Teilnehmer_innen. Da Fluchterfahrungen und die aktuell komplizierte rechtliche Lage der Jugendlichen immer wieder thematisiert wurde, konnten auch die nicht-geflüchteten Jugendlichen mehr als sonst mitnehmen. Gerade in den Reflexionsrunden war der Austausch sehr bereichernd, wenn beispielsweise ein Kinderspiel „unter der Decke“ mit der Situation im abgedeckten Boot auf dem Mittelmeer assoziiert wurde. Freilich kann man all diesen Situationen und Assoziationen, die da kommen könnten, nicht vorbeugen, aber es ist sinnvoll sich im schon Vorhinein zu überlegen, wie man darauf reagieren kann – zum Beispiel auf der Juleica-Schulung. mo.witzki@bdp.org
Das Bremer Jugendhaus am Hulsberg als auch der Koeltzepark in Berlin öffneten ihre Pforten für Jugendliche aus Geflüchteten-Unterkünften, die dort sogar abgeholt werden konnten – das geht oftmals nicht anders, bedeutet für alle aber einen enorm hohen Aufwand. Leider mussten in beiden Fällen die Kooperationen mit den Unterkünften eingeschränkt oder ganz aufgelöst werden, weil es an finanziellen Mitteln und Personal fehlt. Hier zeigt sich aktuell ein generelles Problem: Es gibt Geld für neue Projekte spezifisch „für Geflüchtete“, aber bestehende Projekte die ihr Angebot schlicht auf die neuen Jugendlichen ausweiten wollen, haben es schwer mehr Mittel oder gar Stellen zu bekommen. info: lv.bremen@bdp.org (Bremen) und info@bdp-koeltzepark.de (Berlin) 30
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Im letzten BLATT haben wir bereits einige Projekte des BDP mit geflüchteten Jugendlichen vorgestellt. Da ging es um Freizeiten, Theaterprojekte, Spiele-Seminare, aber auch um humanitäre Hilfe, wie eine Kleiderkammer und die Organisation von Schlafplätzen. Auch in dieser Ausgabe stellen wir in den Kästen wieder einige Projekte vor, stets mit Kontaktinfos, damit ihr euch vernetzen könnt, falls ihr ähnliche Projekte plant. Die Anforderungen an Jugendverbände haben sich in den letzten Monaten allerdings geändert. Im Winter ging es – angesichts der Unfähigkeit und schlechten Vorbereitung der Regierungsbehörden Menschen eine angemessene Versorgung und Unterkunft zu bieten – vor allem um humanitäre Hilfe. Mittlerweile sind ein Großteil der Menschen, die über den Winter hier ankamen, in einer anderen Phase. Jetzt geht es ums richtige Ankommen, die Koffer können ausgepackt werden. Das bedeutet für uns Jugendverbände, dass wir unser Angebot für geflüchtete Jugendliche nicht nur öffnen, sondern wirkliches Interesse daran zeigen, ihnen wie allen anderen Jugendlichen auch Raum zur freien Gestaltung und Mitentscheidung zu bieten. Eigentlich sollte die Frage, wie das denn möglich sei, über welche aktuell in den zahlreichen Fachtagen unter dem spannenden Titel „Jugendverbandsarbeit mit Geflüchteten“ diskutiert wird, kein all zu dramatisch neues Feld sein – haben wir doch schon lange den Anspruch uns mit unseren Projekten an Jugendliche aller Hintergründe zu wenden, sei es unterschiedliche Herkunft, Klasse, körperliche Voraussetzungen, Geschlecht oder Queerness. Im Alltag mag dieser Anspruch manchmal hinten runter fallen. Angesichts der großen Zahl geflüchteter Jugendlicher, die nun hier angekommen sind, wird vielen Jugendverbänden und Einrichtungen aber mal wieder schmerzlich vor Augen geführt: „Mist! Wir wollen ja voll offen sein, es kommt nur niemand ... außer unserem Stammklientel.“
In Bremen, als auch im Main-Taunus-Kreis, bieten BDPler_innen Fahrradworkshops für Geflüchtete an. Gespendete, kaputte Räder werden gemeinsam wieder fit gemacht und die Geflüchteten können sie dann mitnehmen. Da meistens vor allem Jungs* und Männer* daran teilnehmen, sind nun Workshops zum Radfahren lernen für Mädchen* und Frauen* geplant. Info: jens.fay@bdp.org (MTK) und lv.bremen@bdp.org (Bremen)
Verschiedene BDP-Zirkusprojekte, allen voran Zarakali in Frankfurt, bieten wöchentliches Zirkustraining für Kinder und Jugendliche aus Geflüchteten-Unterkünften an. Gerade im Bereich Zirkus gibt es bundesweit mittlerweile sehr viele Vernetzungen und auch Möglichkeiten Gelder zu beantragen. Info: info@zarakali.de Das Thema Interkulturelle Öff nung hat es dank der vielen Geflüchteten also wieder auf die Tagesordnung vieler Verbände geschafft, und das ist auch gut so. Auch wenn der BDP seit Jahrzehnten internationale und in einigen Projekten auch gezielt interkulturelle Arbeit macht, sollten wir uns darauf nicht ausruhen, wenn wir wirklich antirassistisch und offen sein wollen. Das hat der Bundesvorstand schon vor ein paar Jahren erkannt und einen BDP-internen Prozess der interkulturellen Öffnung angestoßen. Im September 2014 gab es in Frankfurt einen ersten Interkulturellen Selbstcheck. Nachdem auch wir den Prozess im letzten Jahr vernachlässigt haben, wollen wir nun erneut daran anknüpfen. Am 8. Oktober wird es erneut einen Workshop geben, bei dem zusammen mit der Trainerin Marissa Balkiz Turaç einzelne BDP-Projekte, Einrichtungen und Landesverbände einen eigenen Interkulturellen Selbstcheck durchführen können. Auf der Jahresklausur des Bundesvorstandes diesen Herbst werden wir dann die Ergebnisse in einen Organisationsentwicklungsprozess einfließen lassen.
INFOBOX: Weitere Literatur zur Interkulturellen Öffnung sowie Infos zur Anmeldung zum Interkulturellen Check gibt’s hier: www.bundesverband.bdp.org/ interkulturelleOeffnung
„Aber was heißt das eigentlich?“ „Müssen wir dann all unsere Programme überarbeiten? Oder gar über den Haufen werfen?“ „Werden dann nicht alle Verbände gleich?“ - Diese Fragen stellten einige besorgte Vertreter_innen von Jugendverbänden auf einem der vielen Fachtage. Es geht natürlich nicht darum, alles über den Haufen zu werfen und auch nicht, dass alle nun ein einheitlich, nichtssagendes, maximal-unrassistisches Angebot entwerfen. Wobei maximal-antirassistisch schon cool wäre, oder?
Einblick
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Es geht darum mit einem sensibleren Blick, als es der Alltagsstress vielleicht zulässt, auf das eigenen Angebot zu schauen und sich zu fragen: Was sind einzelne Elemente unserer Projekte, die bestimmte Jugendliche ansprechen und andere abschrecken. Dass klassischste Beispiel ist das Grillfest bei dem es nur Schweine-Würstchen gibt, nicht nur auf dem Grill, sondern auch noch Wienerle im Kartoffelsalat untergerührt: für praktizierende Muslim_innen nicht so der Appetithappen, aber auch nicht für vegetarisch/vegane Jugendliche. Neben dem beliebten Thema der Ernährung gibt es aber noch zig weitere Hürden, durch die verschiedenste Gruppen von Jugendlichen ausgeschlossen werden. Es lohnt sich also, sich ein paar Fragen zu stellen: Plane ich Spiele die Kinder und Jugendliche mit traumatischen Erfahrungen verschrecken könnten, wie Schnitzeljagd bei Nacht oder Augen verbinden? Denke ich dabei nur an geflüchtete Jugendliche, oder könnte das auch für die anderen problematisch sein und ich habe das noch nie gemerkt? Wer wird durch den Verbandsnamen oder die Veranstaltungsankündigung angesprochen? Nur Deutsche? Fühle ich mich beim „Partyabend mit Geflüchteten“ auf meine Flucht reduziert? Plane ich Zeit ein, um für Jugendliche mit Residenzpflicht Ausnahmeerlaubnisse einzuholen? Und wenn ich sie nicht bekomme, oder eine Jugendliche_r gar abgeschoben werden soll: Nehme ich das hin, oder ist es Teil der verbandlichen Pflicht zum „Wohl der Kinder und Jugendlichen“ mich hier politisch gegen dieses institutionalisierte Unrecht einzusetzen? Schritt, um wirklich offen für die neu ankommenden Jugendlichen zu sein, und auch für jene, die schon immer da waren. Von Anne
des BDp << >> Seminar zur Interkulturellen Öffnung
Interkultureller Selbstcheck
ektiven
lle Offenheit und entwickelt neue Persp
Prüft euren Verband auf Interkulture
um geht es dabe ii? << >> Inte rku ltur elle r Selbstch eck? Wor
r zu identifizieren, die im Sinne dazu, Ziele, Themen- und Aufgabenfelde Der interkulturelle Selbstcheck dient n, die eigenen „Normalitäten“ im BDP wichtig sind. Er soll dazu anrege euren für nung Öff n lturelle interku der und Jugendlichen mit Migraefreiheit für die Beteiligung von Kindern Verband zu hinterfragen und auf Barrier prüfen. zu und intergr Fluchth tions- oder einen Diskussionseinstieg, indem gleichzeitig eine gute Grundlage für Der interkulturelle Selbstcheck bietet ortung die eigene Wahrnehd auswer ten können. Da sich in der Beantw für detailmehrere Personen den gleichen Verban unterschiedlich sein – ein prima Anlass sehr us durcha isse Ergebn die mung widerspiegelt, können ionen. Diskuss he tnisreic erkenn lierte und
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Einblick
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MITREISEGELEGENHEIT … Mit dem BDP kannst du in verschiedene Ecken dieser Welt reisen. Auch in den kommenden Monaten bieten die Landesverbände wieder viele Reisen, Jugendbegegnungen und Studienfahrten an (gefördert durch das DFJW und BMFSFJ). Eine größere Auswahl gibt es unter www.bdp.org
… NACH FRANKREICH: DT.-FRANZ. TANDEM SPRACHKURS 27. Dezember 2016 bis 3. Januar 2017 Die etwas andere Art um Französisch zu lernen. Der Sprachkurs besteht aus zwei Teilen: Teil 1 findet schon vom 25.10. bis 01.11.2016 in Frankfurt/ Main und Alheim-Licherode statt. Für Teil 2 geht es dann nach Avers südlich von Grenoble. Im persönlichen Kontakt mit den Tandempartner_innen aus dem jeweils anderen Land erkunden wir lokale Initiativen zum Thema Nachhaltige Entwicklung und vertiefen dabei Sprachkenntnisse und das interkulturelle Verständnis.
MEHR INFOS:
… NACH … NACH SPANIEN: SOZIALE BEWEGUNGEN GRIECHENLAND: DER WINTER AUF DER INSEL IN KATALONIEN 23. bis 30. Oktober 2016 In Katalonien kann man anhand der Geschichte des Spanischen Bürgerkriegs auch einiges über Europa an sich lernen. Wir wollen uns gemeinsam mit spanischen Jugendlichen darüber austauschen. Dabei werden auch die spannenden aktuellen politischen Entwicklungen in Katalonie nicht zu kurz kommen. Und natürlich besuchen wir spannende Städte wie Barcelona und sonnige Strände am Mittelmeer!
MEHR INFOS:
23. Dezember 2016 bis 5. Januar 2017 Du bist beim Thema Weihnachten und Silvester hierzulande reif für die Insel? Dann komm mit uns auf die griechische Insel Korfu. Mit Jugendlichen von vor Ort lernen wir die Insel, ihre Besonderheiten und den ein oder anderen griechischen Tanz kennen. Du hast eine körperliche Einschränkung oder sitzt im Rollstuhl? Kein Problem, bei unseren Reisen achten wir stets darauf, dass alle mitkommen können – zu Fuß oder eben auf Rädern.
BDP MV
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MEHR INFOS:
bdpmv@bdpmv.org
BDP Wilde Rose
BDP BV
E-MAIL:
E-MAIL:
wilderose@bdp.org
tobias.dreizler@bdp.org International
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EINBLICK
DAS REDAKTIONSTEAM Was machen die da eigentlich?
Wir sind das Redax-Team des BLATTs und heute wollen wir euch mal erzählen, wer wir sind und was wir bei unseren Treffen so machen. Wir sind eine kleine Gruppe junger BDPler_innen, aktuell kommen wir aus Hessen, Berlin, Hamburg und Niedersachsen und wir sind an ganz unterschiedlichen Punkten in unserem Leben. Manche studieren oder sind gerade mit der Schule fertig, andere arbeiten oder machen einen Freiwilligendienst. Uns verbindet das Interesse am BDP, das Zeitung machen und vor allem wollen wir zusammen kreativ sein, Gedanken spinnen, Ideen haben und irgendwie umsetzen. Das ist das schöne am BLATT: Eine Idee haben, zusammen daran rumdenken und sie irgendwann in gedruckter Form mit dem Geruch von Papier und Druckerfarbe in den Händen halten zu können. Wir treffen uns pro Ausgabe zwei Mal, meistens in einer Stadt in der Nähe eines unserer Readktionsmitglieder. Wenn es klappt nutzen wir die Abende um regionale BDP-Projekte zu besuchen und die Leute vor Ort kennenzulernen. Für diese Ausgabe waren wir Anfang des Jahres in Berlin. Dort haben einige von uns die Linke Medianakademie besucht und abends haben wir die Gruppe Chörchen (Chor und Kochen) des BDP Berlins im BDP-Haus in der Kaupstraße besucht. Während das Chörchen zeitweise in alten Blattausgaben blätterte, versuchten wir uns im Singen und Gitarre schrummeln. Ob das so ein gelungener Tausch war, wissen wir nicht, aber lustig war's. Im Juni haben wir uns zum gemeinsamen Korrigieren der schon fertigen Artikel in Hamburg getroffen. Dort haben wir den BDP-Garten besucht und bei Lagerfeuer-Spaghetti die Hamburger BDP-Familie kennengelernt. Neben dem kreativen Arbeiten, den manchmal müßigen Absprachen über Seitenzahlen und Textlängen und dem lustigen Kennenlernen von BDP-Strukturen vor Ort, ist es uns auch wichtig im Bereich Zeitung immer was dazuzulernen. Für die nächsten Treffen planen wir eine Schreibwerkstatt und einen Layout-Workshop. Die letzten Male gab es einen Input zu „Was heißt korrigieren“ und einen Fotografie-Workshop mit einem Fotografen aus Hamburg. Die Ergebnisse dieses lustigen und sommerlich sehr heißen Tages im Hamburger Gängeviertel könnt ihr hier sehen. Falls du Lust hast, auch mal dabei zu sein, dann gib Bescheid. Auf blatt. bpd.org stehen immer die Termine für die Treffen. Die nächste Redaktionssitzung ist vom 4. bis 6. November in Oldenburg. Der BDP-Bundesverband übernimmt deine Kosten für Reise, Unterbringung und Verpflegung. Anmeldung unter: blatt@bdp.org Wir freuen uns über Verstärkung! Vom Redax-Team
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Einblick
Masala Chai
Zerkleinere – bis auf die Teekrümel – alle Zutaten in einem Mörser oder mit einem Stein. Achte dabei besonders darauf, dass sich alle Kardamomkapseln öffnen. Nun kannst du deine Mischung zusammen mit dem Tee in eine Dose füllen; oder in ein Glas, das du an einen dunklen Ort stellst. Bei Bedarf einfach 1-2 TL pro Tasse mit heißem Wasser aufgießen und nach Bedarf Pflanzenmilch und etwas zum Süßen hinzugeben.
Zubereitung
Gewürztee 8 Zimtstangen 2 EL getrockneten Ingwer 30 schwarze Pfefferkörner 25 rote Pfefferkörner 20 Gewürznelken 40 Kardamomkapseln 1 Tasse trockener, schwarzer Tee
Zutaten:
Spielplatz
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Kreuz legen – mit dem Seilende um das Seil herum – Seilende durch das gebildete Loch schieben – festziehen.
Und So geht‘s:
Speziell der Achterknoten wird verwendet, um Seilenden zu verdicken. Daher eignet er sich gut, um zu verhindern, dass das Seil aus den Ösen rausrutscht oder dass das Seilende sich auflöst. Der Knoten ist leicht wieder zu lösen.
Pfadfinderknoten werden nicht nur zum Jurtenaufbau (siehe Ausgabe 02/2015) gebraucht, sondern auch z.B. beim Klettern oder Segeln.
Achter knoten
Das Natronpulver, die Maisstärke und das Kokosöl zu gleichen Teilen in eine saubere Schale geben und gut durchmischen bis eine cremige Masse entsteht. Nun das ganze in ein passendes kleines Gefäß abfüllen. Bei warmen Temperaturen die fertige Deocreme am besten im Kühlschrank aufbewahren.
WIE ES GEHT:
Natronpulver Maisstärke Kokosöl kleines Gefäß zum Abfüllen
Was du brauchst:
DIY - Deoceme Für heiße Tage
bundesverband.bdp.org/Sammelbox
Bas tela zur nleitu n S u nt e a m m e l bg ox r:
terMine Die wichtigsten Termine für 2016 im Überblick. Mehr auf www.bdp.org
5. – 15. August
Osterholz bei Bremen
bdp-niedersachsen.org lv.niedersachsen@bdp.org
Roter See-Camp Zelten mit Familie und Freund*innen
8. – 15. August
Brüel bei Schwerin
vorstand@bdp-hamburg.de
Utopia Sommercamp des LV Hessen
8. – 19. August
Friedland bei Greifswald
hessen.bdp.org/utopia.html lv.hessen@bdp.org
AJUCA Alternatives Jugendcamp
24. – 28. August
Lärz bei Berlin
ajuca.de lv.mecklenburgvorpommern@bdp.org
Do it yourself Mobilfreizeit des BDP Baden-Württemberg
27. August – 10. September
bei Stuttgart
www.ak-freizeiten.de info@ak-freizeiten.de
Zirkus- Varieté der ehemaligen Zarakali Jugendlichen
27. August – 10. September
Frankfurt
www.zarakali.de zarakali@gmx.de
Cooperation institutionelle deutsch-französische Partnertagung
15. – 18. September
Neurupin bei Berlin
bundesverband.bdp.org coop2016@bdp.org
Die BDV Bundesdelegierten-Versammlung
23. – 25. September
Bremen
bundesverband.bdp.org bundeszentrale@bdp.org
Interkultureller Check (Fortbildung) zur interkulturellen Öffnung des BDP
8. Oktober
Kassel oder Erfurt (wird bekanntgegeben)
bundesverband.bdp.org bundeszentrale@bdp.org
Herbstcircus ab 9 Jahren
1. – 8. Oktober
Rotenburg an der Wümme
www.wanjanini.de lv.niedersachsen@bdp.org
AK Gender*Queer auf dem QueerFilmFest im Peter-Weiss-Haus
6 – 9. Oktober
Rostock
www.bdp.org/queer anne.haas@bdp.org
Zzongstedt Kulturprojekt für Jugendliche
9. – 15. Oktober
Verden
bdp-niedersachsen.org lv.niedersachsen@bdp.org
Deutsch-französischer Tandemsprachkurs (Teil 1) zum Thema nachhaltige Entwicklung (Teil 2 in Frankreich)
25. Oktober – 1. November
Frankfurt
bundesverband.bdp.org tobias.dreizler@bdp.org
Inklusion ´(Fortbildung) auf Kinder und Jugendreisen
5. – 6. November
Berlin
bdp-berlin.org lv.berlin@bdp.org
Blatt Redax-Treffen Schreibwerkstatt
4. – 6. November
Oldenburg
blatt.bdp.org blatt@bdp.org
Bundesweites BDP Ehrenamtswochenende Entspannung für alle nach einem vollen Jahr
1. – 4. Dezember
Wird bekanntgegeben
bundesverband.bdp.org vorstand@bdp.org
Spieleseminar kennenlernen und ausprobieren
4. – 6. Dezember
Berlin
bdp-berlin.org lv.berlin@bdp.org
Winter im Schnee inklusives deutsch-griechisches Jugendwintercamp
26. Dezember – 5. Januar
Geretsried bei München
www.ikj.bdp.org fg.wilderose@bdp.org
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Moor. Teufel. Sturm. Ein deutsch-polnisch-ukrainisches und regionales Theaterprojekt
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