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Einstieg: Watergate 05

Watergate 05

Ellen Allien as Watergate ist ohne jeden Zweifel einer der spektakulärsten Clubs in Berlin, und auch die eigene Mix-CD-Serie gehört mittlerweile zum Feinsten, was DJs aus aller Welt je in einen Silberling gegossen haben. Die Liste der bisher vertretenen Künstler ist exquisit: Sascha Funke, Konrad Black, Sebo K. und auch Onur Özer haben bereits ihre Definition hervorragender Clubmusik als musikalische Visitenkarte hinterlassen. Die fünfte Edition der Watergate-Reihe wurde nun von Ellen Allien zusammengestellt, selbst erfolgreiche DJane, Labelbetreiberin und Modemacherin. Auf „Watergate 05“ vermischt sie treibenden Electro mit ambientischen Klängen eines Luciano, legt mit „Nur ma kurz“ gar Karibisches nach, erhöht mit AGF drastisch den Hitzepegel, prägt mit „Pop The Clock“ ihre eigene unverwechselbare Handschrift und verabschiedet sich gar mit einem Tango (Fine Mouche). Apropos Eigenes: Fans von Ellen Allien können sich im Mai auch auf ein neues Studioalbum des Stadtkinds freuen, wie Ellen in ihrem Facebook-Account ankündigte. Derzeit hat sich die Berlinerin einmal wieder in ihrem Studio vergraben. www.water-gate.de | www.ellenallien.de | www.facebook.com/EllenAllien

D Stellte die fünfte Watergate-Mix-CD zusammen und hat für Mai den Nachfolger des Minimal-Albums „Sool“ angekündigt: Ellen Allien, wie immer vielbeschäftigt.

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TOKAFI

Kolumne von Tobias Fischer

K o l u m n e v o n To b i a s F i s c h e r

Gepflegte Langeweile Die einstmals stolze Videoclip-Industrie befindet sich im Umbruch

ie Welt wird nie mehr so einfach sein wie mit sechzehn. Klar, es gab feste Zeitpläne, es gab Schulstress, es gab unerträglichen Liebeskummer. Doch all das erschien bedeutungslos in dem Moment, wenn man nach Hause kam und den Fernseher einschaltete, um MTV zu schauen. Nichts war selbstverständlicher, nichts beruhigender, als vor dem Abendessen die aktuellen Clips zu verfolgen und darüber zu streiten, was gut und was schlecht war sowie die Wertigkeit von aus kreativer Sicht so zweifelhafter Bands wie Snap! oder Mariah Careys Hotpants zu diskutieren. So wurde der Sender zum privaten Zufluchtsort, zum wahren Radio der Neunziger – und an seine Bilder erinnert man sich selbst heute noch so genau, als seien sie ins Familienfotoalbum eingeklebt.

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Kreative Rückentwicklung In einem Anflug von Nostalgie wollte ich vor kurzem dieses Erlebnis wiederholen. Allen Unkenrufen zum Trotz verwehrt sich MTV immerhin standhaft dem Vorwurf, auf dem Sender würden keine Clips mehr gezeigt. Und siehe da: An einem ganz normalen Donnerstag zwischen sechs Uhr morgens und zwei Uhr mittags steht tatsächlich Musik auf dem Programm. Doch wollte sich das wohlige Gefühl in der Magengrube einfach nicht so recht einstellen: Da wurden die ewig gleichen Tanzschritte, klischeehaften Lovestorys, banalen Computeranimationen und Konzertversatzstücke aufgefahren, die man doch schon als Kind beinahe auswendig kannte. Klar, man darf in der eigentlich erzkonservativen und risikoscheuen Popszene keine Revolution erwarten. Doch hat man als Kind der Internet-Generation sehr wohl verinnerlicht, dass Stillstand den Tod bedeutet. Diese Botschaft scheint indes bei den sogenannten Kreativen nicht angekommen zu sein. Nun wäre es ein Leichtes, sich mit der Plattitüde davonzustehlen, früher sei alles innovativer und besser gewesen. In Wahrheit war natürlich schon immer die Mehrheit aller Musikvideos Massenware, und ob der von Bands wie Radiohead vorangetriebene extreme Stilisierungsprozess wirklich eine so erfreuliche Entwicklung ist, bleibt fraglich. Doch kann man auch ohne überheblichen Pessimismus eindeutig festhalten, dass Clips im Mainstream seit knapp zehn Jahren nicht nur stagnieren, sondern sich auf kreativer Ebene sogar zurückentwickeln.

Goldene Vergangenheit Dabei galt das Genre einmal nicht nur als kommerziell erträgliches Gewerbe, sondern sogar als das Sprungbrett für talentierte Cineasten schlechthin. Seven- und Alien-3-Querdenker David Fincher arbeitete beispielsweise vor seinen Hollywood-Erfolgen mit Madonna („Vogue“), Billy Idol („Cradle of Love“), Aerosmith („Janie‘s Got a Gun“) sowie Nine Inch Nails („Only“) zusammen. Und die ersten Videoclip-Ikonen waren zumeist schlicht musikbegeisterte Regisseure, die sich für ein oder zwei Jobs in die Niederungen des Musik-Biz herabließen: Stephen Johnson

Bei den Pionieren der Industrie ist der kreative Entwicklungsprozess längst zum Stehen gekommen.

hatte mit Peter Gabriels „Sledgehammer“ seine fünfzehn Minuten Ruhm, bevor er fast vollständig von der MTV-Bildfläche verschwand. Und selbst John Landis, der Schöpfer des berühmtesten Musikfilms aller Zeiten, Michael Jacksons „Thriller“, blieb dem Genre nach seinem Geniestreich erstmal acht Jahre lang fern, ehe ihn der King selbst für „Black and White“ ein letztes Mal von Projekten wie „Beverly Hills Cop III“ und „Blues Brothers 2000“ ablenken konnte. Im Gegensatz zu den Portfolios der beiden wahren Goldgräber der Branche mutet ihr Beitrag selbstverständlich recht mager an: Mark Romanek und Hype Williams haben beide zu den Hochzeiten der Branche finanziell aus den Vollen geschöpft und in unzähligen Kurzfilmen einen Stil entwickelt, der nicht nur kommerziell erfolgreich, sondern auch künstlerisch mutig war. Inzwischen sieht Romanek aber lieber zu, wie seine Werke in das „Museum of Modern Art“ in New York aufgenommen werden, statt noch einmal selbst zur Kamera zu greifen. Williams widmet sich hingegen der Umsetzung von feinen, stimmungsvollen Clips, wie der animierten Arbeit zu Kanye Wests „Heartless“. Wem das zu sehr nach gepflegter Langeweile klingt, wird vielleicht daran Gefallen finden, dass eine neue Generation von Videos in den Startlöchern steht: In dem aktuellen Clip der Cold War Kids kann der Betrachter sich aus vier Perspektiven und vier Versionen des Songs seine eigene Version zusammenbasteln. Und Julian Perretta hat sich für „Ride my Star“ ein besonderes Gimmick ausgedacht: Die Bilder des Videos werden auf ein Blatt Papier projiziert, das der Nutzer zu Hause eigenhändig eingescannt hat [1]. Wer indes die Augen für einen Augenblick von den alten Institutionen nimmt und dem Untergrund ein Ohr leiht, wird schon bald feststellen, dass junge Grafikkünstler mit ihren einfach produzierten, visuell aber nicht minder beeindruckenden Produktionen der ehemaligen Elite längst den Rang abgelaufen haben. Aus dem Nichts heraus war da plötzlich das Video zu Ólafur Arnalds „Ljósið“, in dem sich Wasserfarben in einer virtuellen Flüssigkeit rhythmisch zur Musik bewegen. Dabei hatte der Designer Esteban Diácono das Video nur aus Liebe zum Song am heimischen Rechner produziert, ohne offiziell von der Plattenfirma Erased Tapes [2] beauftragt worden zu sein. So einfach kann die Welt also immer noch gelegentlich sein. beat 04 | 2010

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»In ihrer Blütezeit galt die VideoclipBranche nicht nur als kommerziell erträgliches Gewerbe, sondern sogar als das Sprungbrett für talentierte Cineasten schlechthin.« [1] www.scienceofthetime.com/ cool/some_futures_of_music_ video/print/ [2] siehe Labelporträt ab Seite 90

www.mtv.de www.erasedtapes.com


BEATPERSONALITY Porträt: Fjordne

Fjordne

durch Hoffnungslosigkeit Bestseller-Verfilmungen stehen in Hollywood seit Jahrzehnten auf der Tagesordnung. In der Musikszene jedoch dienen nur selten literarische Werke als Vorlage für Kompositionen. Allein schon deswegen lässt das neue Fjordne-Album „The Setting Sun“ aufhorchen – schließlich hat der hinter dem Projekt stehende Musiker Shunichiro Fujimoto sich mit „Die sinkende Sonne“ einen japanischen Klassiker ausgesucht, dessen Themen fünfzig Jahre nach Erscheinen noch immer von Bedeutung sind. Doch auch ohne die schriftstellerischen Bezüge bietet dieses Werk aus entrücktem Klavier und verzaubernder Elektronik eine Menge Gesprächsstoff. von Tobias Fischer chon bevor er die Arbeit an seinem Meisterwerk „Shayo – Die sinkende Sonne“ aufnimmt, galt Osamu Dazai als der vielleicht vielversprechendste japanische Autor seiner Generation. Dazais Ton ist von einer seltsam poetischen Entfremdung geprägt, seine literarische Welt eine kalte und karge Steinwüste. Seine Figuren sind keine Helden, sondern Hülsen, tollpatschige Clowns auf der Suche nach Sinn. Drogen füllen die Leere in ihren Herzen, während ihnen in einer degenerierenden Gesellschaft allmählich die Hoffnung ausgeht. Dazai spricht aus Erfahrung: 1909 als Sohn eines bedeutenden Politikers geboren, stehen ihm alle Türen offen, doch er kann sich nicht dazu durchringen, sie zu durchschreiten. Mit knapp zwanzig Jahren trifft er die junge Kellnerin Tanabe Shimeko. Zwei Tage lang trinken sie sich in die Besinnungslosigkeit, nehmen Schlaftabletten und werfen sich ins Meer. Dazai überlebt, doch Shimeko ertrinkt in den Fluten.

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Schmuckloser Ton

Diskografie: 2007 | Unmoving 2008 | The Last 3 Days Of Time 2008 | Stories Apart From The World 2009 | Light Passed On Through The Layer 2009 | The Setting Sun

Es ist der erste einer Vielzahl von Selbstmordversuchen, die auch nicht abbrechen, als er in den Medien bereits gefeiert wird – weder Ruhm noch Reichtum können seine Wunden heilen. Dazai nimmt ein Literaturstudium auf, bricht es ab und beginnt in einem augenscheinlich schmucklosen Umgangston zu schreiben. Mit Erfolg: Schon bald werden seine Werke in ganz Japan veröffentlicht und von einer jungen Generation verschlungen. Der Zweite Weltkrieg ist für ihn eine Phase der Neuorientierung, und nach einer Vielzahl von Kurzgeschichten veröffentlicht Dazai 1947 mit „Shayo“ seinen ersten Roman. Das Buch beschreibt den allmählichen Verfall einer aristokratischen Familie und ergeht sich in detaillierten Beschreibungen des engen Regelkorsetts und den damit verbundenen, von oben verordneten Gefühlen von Wertlosigkeit und Scham. Immer wieder suchen die Charaktere bei Familie und Freunden nach Hilfe und Unterstützung – und finden doch immer nur gebrochene, opiumabhängige Gestalten vor. Die Geschichte wird zunächst in Japan zu einem Bestseller, nach verschiedenen Übersetzungen auch weltweit. Von der Scheinheiligkeit der ehemaligen Militaristen im Nachkriegs-Japan angeekelt, sinkt Dazai jedoch erneut in die Verbitterung ab: Nur ein Jahr nach 18

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„Shayo“ unternimmt er einen letzten, diesmal erfolgreichen Versuch, sich umzubringen. Sein lebloser Körper wird 1948 in Tokyo aus dem Wasser gezogen. Auch wenn Osamu Dazais Werk überschaubar geblieben ist, inspiriert es auch heute noch Künstler aus den verschiedensten Richtungen. So hat nicht nur Shunichiro Fujimoto ein Album mit direktem Bezug zu dem Buch aufgenommen, gerade wurde auch eine Verfilmung fertiggestellt. Beat / Worin besteht deiner Meinung nach die literarische Bedeutung von „Die sinkende Sonne“? Fjordne / Zumindest eine der Bedeutungen besteht vermutlich darin, dass die in dem Buch angesprochenen Themen nicht nur charakteristisch für Leute aus den Vierzigerjahren sind, sondern auch aktuelle Relevanz besitzen. In vielen von Dazais Werken gibt es da die durchgängigen Themen von sozialer Abgrenzung und Selbstbetrug. Das sind genau die Schwierigkeiten, mit denen sich auch viele Menschen in der heutigen Welt auseinandersetzen müssen. Beat / Wie kam es dazu, dass du das Buch als Ausgangspunkt für dein aktuelles Album verwendet hast? Fjordne / Ich habe meine Jugend außerhalb von Japan verbracht. Als ich zurückkam, war die Lektüre japanischer Bücher für mich eine Zeit lang ungemein spannend. Ein Großteil meiner Musik basiert darauf – mein drittes Album „Stories Apart From The World“ bedient sich beispielsweise Haruki Murakamis gleichnamiger Novelle als Ausgangspunkt. Nachdem ich mit Ricks Ang vom Kitchen-Label gesprochen hatte, stand für mich fest, dass „Die sinkende Sonne“ ein ideales Thema für die Scheibe war. Beat / In welcher Hinsicht ist dieses so private und intime Album für dich zu einer ganz persönlichen Reise geworden? Fjordne / Ich denke, dass allein durch das Grundthema der Klang des Albums etwas dunkel geworden ist. Trotzdem habe ich versucht, dem Sound etwas Positives abzugewinnen. Denn ein mir sehr wichtiger Aspekt bestand darin, die Kraft zu finden, die sich erschließt, wenn man sich der Hoffnungslosigkeit stellt und sie akzeptiert. Manche Tracks basieren dabei unmittelbar auf den Charakteren des 


BEATPERSONALITY

Portr채t: Fjordne

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BEATPERSONALITY Porträt: Fjordne

Buchs, andere auf dem Gesamtbild, welches ich aus der Story herauslese. Ich habe nicht versucht, die Atmosphäre der Geschichte in einzelnen Tracks zu zerlegen, sondern sie durch die Spannungskurve des Albums abzubilden. Für mich ist „The Setting Sun“ damit zu einer Art persönlichem Soundtrack zum Buch geworden – und so kam ich auch nicht auf die Idee, Worte zu verwenden oder ganze Passagen zu zitieren. Ich habe versucht, die Worte des Buchs in Klang zu verwandeln und wünsche mir, dass das Album als Einführung in das Werk für alle dient, die es noch nicht gelesen haben.

»Ich habe versucht, die Worte des Buchs in KLANG zu verwandeln und wünsche mir, dass das Album als EINFÜHRUNG in das Werk für alle dient, die es noch nicht gelesen haben.« Beat / War dir dabei bewusst, dass das Buch parallel zu deinen Aufnahmen verfilmt wurde? Fjordne / Ich habe es erst erfahren, als einer meiner Freunde mir davon erzählte. Ich habe den Film aber noch nicht gesehen – und habe es offen gesagt auch nicht vor. Es ist mir lieber, die Bilder meiner Lieblingsbücher für mich zu behalten, statt sie mit anderen zu teilen.

Akustische Quellen Beat / Dein musikalisches Konzept ist deswegen so bemerkenswert, weil bei dir Elektronik und akustische Instrumente eine sehr direkte Kommunikation eingehen … Fjordne / Beim Komponieren fand ich es immer sehr schwierig, elektronische Hilfsmittel wie zum Beispiel Synthesizer zu verwenden. Ich benutze stattdessen akustische Instrumente als Quelle, auch wenn ich sie manchmal gar nicht mag. Und ich wollte auch nachher ganz gezielt nicht so viele elektronisch bearbeitete Sounds einsetzen, damit sich die Musik natürlich entwickelt. Beat / Könnte man diesen Stil als eine Art neue Kammermusik bezeichnen? Fjordne / Ich wollte tatsächlich, dass die Instrumente so miteinander interagieren, dass sie in ihre eigene Richtung gehen, aber ein gemeinsames Ziel haben. Und so kommt es, dass es manchmal so scheint, als ob die Instrumente und Klänge gar nicht miteinander korrespondieren, während sie in einem anderen Augenblick perfekt zueinanderpassen. Das ist genau wie im Buch: Alle Charaktere haben es auf ihre ganz eigene Weise schwer, doch streben sie alle nach einem besseren Leben.

Equipment:

Klassik und Jazz

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Beat / Wie stark war der Einfluss von klassischen Komponisten auf deine Musik? Fjordne / Wenn ich ehrlich bin, höre ich zwar sehr viel verschiedene Musik, aber eigentlich nie Klassik. Stattdessen bin ich ein leidenschaftlicher Jazz-Fan. Ich habe keine klassische Ausbildung und habe

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mir das Klavierspiel selbst beigebracht. Ich denke deshalb, dass die Haupteinflüsse von den vielen Platten des ECM-Labels stammen, die ich höre. Beat / Wie sieht der Prozess aus, von diesen Einflüssen zum fertigen Album zu gelangen? Fjordne / Ich habe ein Programm entworfen, das aufgenommene Samples auf eine ganz besondere Art und Weise in Echtzeit wiedergibt. Ich verwende es für manche der Pianostücke auf dem Album. Somit sind alle „natürlichen“ Klavierthemen parallel zu den „manipulierten“ Stellen entstanden. Für mich stellt sich dieses Programm wie ein zusätzlicher Musiker dar: Ich spiele Musik und das Programm gibt mir dazu eine Rückmeldung. Ich reagiere auf dieses Feedback und daraus entfaltet sich ein Dialog. Beat / Die Bilder der Künstlerin April Lee ergänzen deine Musik kongenial … Fjordne / Während ich mich im Produktionsprozess für das Album befand, schickte ich April Demos und sprach mit ihr sowohl per E-Mail als auch persönlich über meine Ideen bezüglich der Scheibe. Dadurch hatte April ein sehr genaues Bild davon, was mir vorschwebte und hat dementsprechend ihre Fotomotive ausgewählt. Wir haben beide das Buch gelesen, und so stimmten unsere Vorstellungen ohnehin recht gut überein. Ich habe ihr aber in Sachen Artwork keinerlei konkrete Andeutungen gemacht, denn ich wusste bereits, dass ihre Arbeit perfekt passen würde. Beat / Du hast praktisch innerhalb eines Jahres drei Alben aufgenommen, nach „The Setting Sun“ jedoch erstmal eine Weile nichts mehr. Hast du diesmal alles in ein einziges Werk investiert? Fjordne / Bevor ich Ende 2007 damit anfing, selbst Musik zu machen, habe ich in ein paar Bands gespielt. Nach diesem Schritt konnte ich nicht damit aufhören, die Ideen, die mir im Kopf umhergingen, aufzunehmen. Somit war es nicht schwer für mich, drei Alben in einem Jahr zu realisieren. Die Sessions zu „The Setting Sun“ waren dabei so etwas wie das letzte Kapitel der Musik, die ich mit mir herumtrug. Nach den Aufnahmen habe ich erstmal eine Kompositionspause eingelegt, weil ich Zeit brauchte, um über neue Ideen nachzudenken und meine Fähigkeiten auf ein höheres Level zu bringen. 

Weder Zeit noch Mühe … … haben Shunichiro Fujimoto (alias Fjordne) und das in Singapore ansässige Kitchen-Label gescheut, um aus der Veröffentlichung von „The Setting Sun“ etwas ganz Besonderes zu machen. So veredelt ein atemberaubendes Klappcover die ohnehin schon wunderbaren Klänge. Im Netz findet sich zudem eine eigens programmierte Webseite für das Album, auf der die stimmungsvolle Fotografie der Künstlerin April Lee sich mit Ausschnitten aus Fujimotos fünftem Album verbinden. Immer wieder werden die Bilder mit Zitaten aus der literarischen Vorlage für die Musik hinterlegt: Osamu Dazais „Die sinkende Sonne“, einem düsteren Klassiker der japanischen Nachkriegsliteratur. www.myspace.com/fjordne | www.fjordne.com | www.twitter.com/ fjordne | www.kitchen-label.com



BEATPERSONALITY Porträt: Spotify und die Musikindustrie

Spotify und die Musikindustrie

Die Flitterwochen sind vorbei Streaming-Dienste wie Spotify und Deezer scheinen das Unmögliche möglich zu machen: Sie konkurrieren mit kostenlosen Downloads und bieten ihren Nutzern Musikgenuss ohne Reue und schlechtes Gewissen. Querfinanziert durch Werbeeinnahmen und Premiummitgliedschaften, werden Urheberrechte wieder eingehalten und Labels für ihre Investitionen honoriert – so zumindest das Versprechen. Doch bilden sich immer mehr Risse in diesem einst so makellosen Bild: Ist das Modell auf Dauer praktikabel? Und: Lohnt es sich überhaupt? von Tobias Fischer

Dunkle Wolken am Horizont: Die vermeintliche Traumehe zwischen der Musikindustrie und dem Online-Streaming-Dienst Spotify kriselt.

iemlich genau ein Jahr lang hielt die Traumehe zwischen Spotify und der Musikindustrie. Zwar konnten Nutzer der Seite kostenlos Musik streamen und dabei aus einem schier endlosen Katalog aus Titeln auswählen. Auch gab der schwedische Spotify-Mitbegründer Daniel Ek in Interviews gern zu, dass seine Idee maßgeblich von seinen berühmt-berüchtigten Landsmännern von „The Pirate Bay“ inspiriert wurde. Doch war bei Spotify, im Gegensatz zu Piraten- und Bittorrent-Seiten sowie Filesharing-Blogs, alles legal: Wie man erfuhr, finanziert sich der Dienst aus Werbeeinnahmen und zahlt angeschlossenen Labels brav in regelmäßigen Abständen ihre Tantiemen aus. Kreative und Verleger verdienen wieder an ihrer Musik, Hörer tragen keine Kosten und die „bösen“ Filesharer gucken dumm aus der Wäsche – es klang wie ein Traum. Und so gelang es Ek dann auch, alle Majorlabels mit ins Boot zu holen. Schon bald lauschten Spotify-Nutzer wieder online sowie mit gutem Gewissen ihrer Lieblingsmusik und empfahlen den Dienst fleißig weiter. Im März 2009 stand der Kundenstamm laut eigenen Angaben bereits bei einer Million Mitgliedern. Kritische Stimmen wurden als Spielverderber verdammt, doch werden Skeptiker es bereits geahnt haben: Bei so viel Harmonie war der Eklat bereits vorprogrammiert. Und so reichte eine einzige Nachricht aus, um die Spotify-Seifenblase endgültig platzen zu lassen: Wie schwedische Zeitungen berichteten, hatte die derzeit scheinbar omnipräsente Lady Gaga an einer Million Streams ihres Hits „Poker Face“ auf Spotify gerade mal 167 US-Dollar verdient [1] – der Frust entlud sich in wütenden Aussagen von Musikern wie dem Glamrocker Magnus Uggla, dem es angeblich lieber sei, dass „die Pirate Bay mich vergewaltigt, als dass

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Spotify mich spielt“. Die gesamte Meldung stellte sich aber später als extrem irreführend heraus: Zum einen enthielt der Betrag nämlich lediglich die Auszahlungen einer einzigen Verwertungsgesellschaft in nur einem Land, das nicht gerade den Löwenanteil der Umsätze im Musikgeschäft ausmacht, nämlich Schweden. Zum anderen wurde darauf hingewiesen, dass Fräulein Gaga im öffentlichen Radio sogar noch weniger Geld für eine vergleichbare Anzahl an Airplay erhalten hätte. Zu diesem Zeitpunkt hatten allerdings überall auf der Welt einige smarte Denker bereits damit begonnen, verstörende Fragen zu stellen. Und das Ergebnis ihrer Arbeit ließ Streamingdienste im Allgemeinen alles andere als gut aussehen.

Die Sicht der Beteiligten Aufgrund von vertraglich abgesicherten Schweigepflichten hat es das Spotify-Management stets vermieden, allzu konkrete Aussagen zu den genauen Vergütungssätzen gegenüber Plattenfirmen zu machen. Um zu verstehen, wie sich die Situation wirklich darstellt, muss man deswegen direkt mit den Beteiligten sprechen – mit jemandem wie Nicolas Chevreux zum Beispiel: Seit nunmehr zehn Jahren betreibt Chevreux von Berlin aus die Independent-Plattenfirma „Ad Noiseam“, die sich zu einem internationalen Qualitätssiegel in Sachen Electronica, Breakbeats, Drum ‚n‘ Bass, Dubstep und artverwandten Genres entwickelt hat. Der Katalog umfasst inzwischen über einhundert Veröffentlichungen von Künstlern, die fast ausnahmslos in ihren jeweiligen Nischen zu den führenden Köpfen gerechnet werden dürfen. Die Situation von Ad Noiseam entspricht damit ziemlich genau der tausender


BEATPERSONALITY Porträt: Spotify und die Musikindustrie

In der kritischen Einführungsphase von Spotify hat Daniel Ek den großen Plattenfirmen zu Schnäppchenpreisen Anteile an seiner Firma angeboten: Sony BMG Music, Universal Music, Warner Music, EMI und Merlin kauften für schlappe 8800 Euro gemeinsam 18 Prozent der Spotify-Aktien.

anderer Plattenfirmen: keine Sekretärin, keine „Ferraris und Schlösser“, wie Chevreux im Scherz zugibt, aber dafür viele Überstunden und das stetige Risiko, das sich selbst eine scheinbar sicher geglaubte Scheibe nicht gut verkauft. Seit einigen Monaten sind alle Ad-Noiseam-Alben nun auch per Spotify kostenfrei anhörbar. Wie hat sich dies auf das Label ausgewirkt? „Wenn ich mir die Zahlen von Spotify und dem vergleichbaren französischen Dienst Deezer anschaue, dann verdiene ich an 20.000 Streams ungefähr so viel wie an dem Durchschnittspreis gerade einmal einer CD“, so Chevreux, „klar muss ich diese CD auch noch pressen und dem Kunden schicken. Aber einen Katalog aus hundert Veröffentlichungen auf Spotify hochzuladen, braucht ebenfalls Zeit. Das kostet mich vielleicht mehr an Elektrizität, als ich dabei wieder rausbekomme.“ Wie aber sieht es mit dem oft von Spotify genannten Vorteil aus, Nutzer sanft an den Back-Katalog eines Labels heranzuführen, um so weitere Umsätze zu generieren? Die Realität sieht ernüchternd aus: „Ich erhalte ziemlich detaillierte Informationen zu dem genauen Verhalten der Hörer von den verschiedenen Plattformen, darunter auch einen vierhundertseitigen Bericht von Spotify. Und das Ergebnis ist, dass Leute online konservativer einkaufen und hören, als sie es in einem Plattenladen tun würden. Das bedeutet, dass das Verhältnis neuer Veröffentlichungen in meinen MP3-Verkäufen höher ist als bei meinen CD-Umsätzen. Es gibt immer wieder Nachfragen nach dem physischen Back-Katalog, aber fast niemand sieht ihn sich bei iTunes oder Spotify online an. Inmitten eines derart überwältigenden Stroms neuer Musik vergisst man alte Alben einfach – es sei denn, es handelt sich um einen sehr bekannten Künstler. So betrachtet ist die „Long-Tail“-Theorie nicht das Papier wert, auf dem sie gedruckt wurde.“

Erbärmliche Tantiemen Bei den für Ad Noiseam genannten Zahlen ergibt sich für jeden Stream eine Tantiemenauszahlung von 0,00075 Cent – ein erbärmlicher Wert, findet Chevreux. Dabei geht es ihm nicht nur darum, dass die hinter der Musik stehenden Bands für ihr Produkt bezahlt werden sollten, vielmehr bietet Spotify seinen Mitgliedern eine offensichtlich gefragte Dienstleistung und sammelt dabei auch noch wertvolle Kundendaten, ohne die Content-Lieferanten dafür entsprechend zu würdigen. Warum hat er sich dennoch entschlossen, dieses Spiel mitzuspielen? „Neben Sex, Drogen und Rock ‚n‘ Roll beruht die Musikbranche vornehmlich auf deinem guten Ruf. Du musst gesehen und gehört werden, um Leute kennenzulernen, Konzerte zu bekommen und eine Handvoll Platten an den Mann zu bringen. Wie gesagt: Vielleicht sollte ich lieber den Strom sparen und meinen Katalog nicht auf diese Seiten hochladen. Aber wenn du nicht vergessen werden willst, musst du mittanzen. Jeder in der Musikindustrie schiebt derzeit Panik, und im Grunde genommen hat niemand eine Ahnung, wie es weitergehen soll. Also springen alle auf so viele verschiedenen Züge wie möglich auf. Vielleicht ist es sicherer, einfach gar nichts zu tun. Aber das wirst du erst wissen, wenn sich die Dinge beruhigen.“ Hinter Chevreux‘ Argumentation steht immer noch die Vorstellung, dass Spotify mit Werbeeinnahmen kräftig Kohle scheffelt. Ob dies tatsächlich der Fall ist, ist jedoch durchaus nicht sicher. Hinter vorgehaltener Hand wird bereits gemunkelt, der Dienst werde spätestens innerhalb eines Jahres schließen müssen, falls es nicht gelingen sollte, mehr Anhänger zu kostenpflichtigen Premium-Mitgliedschaften zu überre-

Die harte Realität ist, dass die Einkünfte aus Streamingdiensten wie Spotify für die meisten Labels lachhaft bleiben.

den [2]. Dem praktisch denkenden Ek, vom Typ her der genaue Gegenpol zu Apples Steve Jobs, sind Visionen offenbar zuwider, doch ohne sie wird sein Geisteskind wohl kaum Bestand haben. Für viele ist und bleibt es ein Rätsel, wie es ein derart nüchtern argumentierender Mensch geschafft hat, die ansonsten so vorsichtigen Majors hinter sich zu scharen.

»Eine einzige Nachricht reichte aus, um die Spotify-Seifenblase platzen zu lassen: Wie schwedische Zeitungen berichteten, hatte die derzeit omnipräsente Lady Gaga an einer Million Streams ihres Hits „Poker Face“ bei Spotify gerade mal 167 US-Dollar verdient.« Die Antwort mag bei weitem prosaischer ausfallen, als viele Spotify-Fans vermuten. In der kritischen Einführungsphase seiner Idee hat Daniel Ek den großen Plattenfirmen zu Schnäppchenpreisen Anteile an seiner Firma angeboten: Sony BMG Music, Universal Music, Warner Music, EMI und Merlin kauften für schlappe 8800 Euro gemeinsam 18 Prozent der Spotify-Aktien. Neun Monate später waren diese satte 2 Milliarden Euro wert [3]. Hinter dem Einkauf steht jedoch weit mehr als ein kurzfristiger monetärer Gewinn, stattdessen sehen die Industrieriesen Streaming-Dienste als Bestandteile eines diversifizierten Portfolios, mit dem sie sich in den von Nicolas Chevreux beschriebenen harten Zeiten über Wasser halten wollen. Es ist ein wenig wie im Blackjack: Am Ende gewinnt die Bank doch immer.

Selbstmörderische Tendenzen Doch nicht einmal für die Majors sieht Nicolas Chevreux indes Hoffnung: „Da die Leute für Musik nichts mehr bezahlen wollen und Labels anscheinend selbstmörderisch genug sind, sie ihnen tatsächlich umsonst zur Verfügung zu stellen, und solange Firmen nicht bereit sind, in Werbung zu investieren, werden die einzigen Leute, die an Musik wirklich etwas verdienen werden, die Gerätehersteller und die Plattformen selbst sein.“ Ist es wirklich so schlimm? Der Musiker Steve Lawson, der in seinem Blog immer wieder faulen Online-Journalismus geißelt, liest die LadyGaga-Meldung ganz anders: „Die eigentliche Schlagzeile ist doch, dass es Lady Gaga scheinbar gelungen ist ihren Track, in einer Zeit, in der die Leute alles, was sie wollen, bei Torrents kostenfrei herunterladen können, 20.000 Mal als bezahlten Download zu verkaufen.“ [4] Worauf Lawson hinaus will, ist, dass Spotify ein Teil einer breiten digitalen Strategie sein sollte, deren Gesamtwirkung den Kunden zum Kauf bewegt. Die Details einer solchen Strategie müssen noch ausformuliert werden, doch scheint es unwahrscheinlich, dass das uneingeschränkte Verfügbarmachen des gesamten Katalogs auf lange Sicht dazugehören wird. Ganz egal, zu welchen Ergebnissen man diesbezüglich allerdings kommen mag – die Traumehe zwischen Spotify und den Labels wird in den kommenden Monaten auf jeden Fall auf eine harte Probe gestellt werden.  www.spotify.com | www.deezer.com | www.adnoiseam.net beat 04 | 2010

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[1] torrentfreak.com/ladygaga-earns-slightlymore-from-spotify-thanpiracy-091121/ [2] technology.timesonline. co.uk/tol/news/tech_and_ web/article6866734.ece [3] www.pcworld.com/ article/169811/streaming_music_site_spotify_ has_major_music_label_ ownership.html [4] www.stevelawson. net/2009/11/if-spotify-isthe-new-radio-the-artistsare-winning/


CITYBEAT City-Guide: Mainz

Electronic-City-Guide

von Tobias Fischer

Mainz elektrisch! Not macht erfinderisch: Obwohl die Clubszene von Mainz in direkter Konkurrenz zu den direkt angrenzenden Städten Frankfurt, Wiesbaden und Darmstadt steht, muss sich die kuschelige Rhein-Main-City ihres Angebots nicht schämen: Von hartem Techno bis hin zu warmem House und coolen Balkan-Beats wird hier so einiges geboten.

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lein, fein, gediegen

Mainz mag zwar eine Unistadt sein, doch hält sich der studentische Einfluss in Grenzen: Die City ist von einem eher unspektakulären Charme und bietet ein überschaubares Nachtleben. Man muss sich schon seinen eigenen Weg durch das Zentrum bahnen, wenn man so etwas wie eine Szene ausmachen will: Im „Café Frisco‘s“ (Lothastraße 24) gibt es eine Welt aus süßen Cupcakes und delikaten Bagles, das kleine Nelly‘s (Josefsstraße 5a) ist eine Mischung aus Vollkornbar und Jazzclub und in der „Pourist-Lounge“ (Heugasse 6) oder im „Maxim“ (Neubrunnenstraße 12) darf man die Zigarre auspacken. Nach dem Abendessen buhlt eine kleine Zahl einladender Clubs um die Gunst der Elektronikfans – und wer nach einem Besuch der hier genannten Locations noch immer weiterfeiern möchte, kann auch den Abstecher zum Kumi-Club (Rheinallee 159) wagen.

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RedCat Club

Hier geht es steil nach unten – und wenn man einmal den tiefsten Punkt erreicht hat, befindet man sich in einer anderen Welt: rote Stoffballen an der Decke und Plüsch an den Wänden, eine romantische HollywoodSchaukel, kleine Tischchen und eine Vielzahl intimer Schummerlämpchen. Wurde David Lynch hier höchstpersönlich mit der Innenausstattung beauftragt? Fest steht: Der Redcat Club ist in Sachen Coolness in Mainz konkurrenzlos. Gespielt wird ein smartes Potpourri aus Live-Electro und Dubstep bis hin zu House und Acid Jazz, doch die Spezialität des Hauses sind die Samstagabende mit den unwiderstehlichen elektronischen Balkanbeats des Duos Schwarzmeer BBQ. Dafür muss man sich allerdings von der Bar zum Dancefloor begeben – und noch ein paar Treppenstufen mehr hinabsteigen. www.redcat-club.de

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50grad

„Hip-Hop hat die Clubszene in Mainz komplett auf den Kopf gestellt“, erzählt uns hier ein frenetisch feiernder Besucher, „gut, dass es noch das 50grad gibt!“ Tatsächlich hat sich die Techno-, Trance- und HouseLocation mitten im Zentrum trotz aller Trendschwankungen seine Ausnahmestellung bewahrt. Dabei ist das wie ein klassischer Technoclub angelegte 50grad ein einziger Raum mit extrem niedriger Decke, der nur dank einer smarten Aufteilung in verschiedene Bereiche getrennt zu sein scheint. Die Karte enthält sowohl die Dreiliterflasche Champagner für 450 Euro als auch einen guten Vodka-Lemon für Euro 6,50. Wer zudem Klassiker wie Armand van Heldens „Funk Phenomenon“ mit aktuellen Hits von Alex Gaudino nahtlos in einem Set miteinander verbinden kann, muss etwas richtig machen. www.50grad.de

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Starclub Mainz

Bereits seit fast einem Jahrzehnt gehört der Starclub zu den führenden Locations in Mainz. Hinter dem Erfolg steht ein klar formuliertes Konzept: Während sich Kumi und 50grad als reine Party- und Tanztempel etabliert haben, ist das Star sowohl Disco als auch Lounge und besteht aus zwei komplett voneinander getrennten Bereichen. Von der noblen Innenausstattung sollte man sich nicht täuschen lassen: Es sind gerade die Studentenpartys, mit denen man von sich reden macht und welche die Location jeden Mittwoch wieder zur zentralen Anlaufstelle machen. Unabhängig vom Wochentag liegt der musikalische Schwerpunkt des Starclub jedoch auf einer Kombination aus House und Black Music, den die Residents gekonnt ineinanderfließen lassen. www.starmainz.de


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© www.imperial-mainz.de

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KUZ

Selbst Gäste der großen Nachbarstadt Frankfurt finden sich regelmäßig hier ein, um die einzigartige Atmosphäre des riesigen roten Backsteingebäudes zu genießen. Ursprünglich als Garnison der Reichswehr erbaut, kann das KUZ auf eine lange und bewegte Geschichte zurückblicken. In den späten Achtzigern fand hier die stilbildende Diskussionssendung „Doppelpunkt“ mit Michael Steinbrecher statt, heute wird die große Halle auch schon mal zum Public-Viewing für Fans des lokalen Bundesligavereins Mainz 05 genutzt. Doch auch als beliebte Ausgeh-Location punktet das KUZ: Die „Perfect Beat“- und Depeche-Mode-Partys sind ein Muss, und auch Elektroniklegenden wie DAF nutzen das KUZ gern als Podium für ihre Konzerte. www.kuz.de

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Octan

Bunter als im Octan geht es wohl nirgends in Mainz zu – und wer will, könnte getrost den ganzen Tag sitzenbleiben: Morgens bekommt man hier ein wunderbares Frühstück, mittags lässt sich gerade im Sommer auf der kleinen, aber feinen Terrasse prima ein Kaffee trinken. Sobald jedoch der Mond hoch am Himmel steht, verwandelt sich das Octan in eine Bar, in der immer wieder feine DJ-Sets zum Besten gegeben werden. So legte hier Silvester das international angesehene Produzenten-Kollektiv Soulparlor auf, um die gemütliche Location mit ihrem eleganten Sound aus Hip-Hop, Nu Soul und Deep House zu umschmeicheln. Erfreulich sind auch die Getränkepreise, die eindeutig mehr in Richtung Kneipe denn Club tendierten. www.octan-mainz.de

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Imperial Mainz

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Stijl

Manchmal darf es einfach ein ganz klein wenig mehr sein: Das Imperial richtet sich an all diejenigen, bei denen Mottos wie „Champagner, Highheels und das kleine Schwarze“ keine Abneigung, sondern einen wohligen Schauer auslösen. In der bereits von außen beeindruckenden ehemaligen Lokomotivhalle, einer aus roten Backsteinen geformten Arena mit riesigen halbrunden Fensterfronten, tummeln sich hier jedes Wochenende Freunde von Dance-Classics, House und Black Music. Der Freitag steht dabei im Zeichen der Damen (Stichwort „Lady Deluxe“), während sich der Club am Samstag („Exquisite“) in einen Tanztempel auf höchstem Niveau verwandelt. Dabei geht es zwar nie so wild zu wie beispielsweise in den Großraumdiscos des nahe gelegenen Frankfurt. Doch dafür mit umso mehr Stil. www.imperial-mainz.de

Mitten in der „Alten Waggonfabrik“ etwas außerhalb des Mainzer Stadtzentrums organisiert ein junges und engagiertes Team regelmäßig eine Mischung aus Lagerverkauf, Modemesse und Fashion-Party. Was die „Stijl“ dabei vor allem auszeichnet: Im Gegensatz zu den Streetwear-Shops in der Innenstadt wird hier nicht das altbekannte Markenangebot aufgefahren, sondern ein spannender Querschnitt durch die Szene geboten. Das Areal ist riesig, bietet genug Platz zum entspannten Abhängen zwischendurch und wird von den elektronischen Sounds einer Riege lokaler DJs beschallt. Nebenbei betätigen sich auch noch Graffitikünstler und können Snowboard-Fans ihre Leidenschaft ausleben. So wird der Event seinem Anspruch gerecht, die konservative Seele der Stadt ordentlich aufzumischen. www.stijl-mainz.de

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WORKBEAT

Workshop: Eigene Klingeltöne erstellen

Magix Ringtonemaker:

Eigene Klingeltöne erstellen Ursprünglich waren Klingentöne lediglich zur Unterscheidung verschiedener Telefone und Anrufer gedacht. Doch längst schon hat sich daraus ein eigener Wirtschaftszweig mit Millionenumsätzen entwickelt. Klar kann man sich die Songs von Lady GaGa, Ke$ha oder Keri Hilson teuer bei Jamba & Co. aufs Handy laden. Viel spannender aber ist das Selbstmachen. Denn so finden auch eigene Vocals, MIDISpuren, Bilder und Clips den Weg auf die mobilen Begleiter.

Audiodateien auf der Heft-DVD

Projektinfos Material: Magix Ringtonemaker Silver Zeitaufwand: circa 30 Minuten Inhalt: Installation, Audioeinstellungen, Arrangieren von Spuren, Arbeiten mit Effekten, Mix und Audioexport Schwierigkeit: Einsteiger

von Alexander Weber

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Herunterladen

Programme zum Erstellen eigener Klingeltöne sind mittlerweile recht zahlreich. Für diesen Workshop nutzen wir den Magix Ringtonemaker Silver, den Sie kostenlos von der Webseite www.ringtonemaker.org herunterladen können. Sollten Sie bereits ein Magix-Konto besitzen, genügen die Angaben von Mailadresse und Passwort. Alternativ tragen Sie Ihre Daten in das Formular ein und legen ein neues Konto an.

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Vorbereitungen

Für diesen Workshop greifen wir auf die beliebten Construction-Kits von unserer Leser-DVD zurück. Kopieren Sie den Inhalt des Ordners Ringtone_ Samples von der DVD in den Audioordner des Programms. Folgen Sie dazu dem Pfad Programme/RingtonemakerSilver/My Audio Video. Auf diese Weise stehen die Daten sofort im Browser zur Verfügung. 

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Installation

Das etwa 40 MB große Installationsprogramm enthält alle Beispieldaten und Klangbibliotheken. Mittels Doppelklick entpacken Sie alle Bestandteile auf die Festplatte, vorzugsweise in den WindowsProgrammordner. Im Gegensatz zur Vollversion besitzt die Silver-Edition einen eingeschränkten Funktionsumfang. Für ein Upgrade wählen Sie im Help-Menü die entsprechende Funktion.

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Audioimport

Klicken Sie nun auf die Schaltfläche My ringtones und öffnen Sie ein beliebiges ConstructionKit. Neben dem sogenannten Full-Mix, der die gesamte Mischung enthält, finden Sie auch fertig geschnittene Einzelspuren für Drums, Pads, Bass und Melodie. Ziehen Sie mit der Maus zuerst die Drumspur auf Track 1 der Software. 

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Audioeinstellungen

Prüfen Sie nach dem Programmstart zunächst die Audioeinstellungen auf ihre Richtigkeit. Öffnen Sie im File-Menü den Settings-Dialog und wählen Sie die richtige Audiokarte aus. Wenn Sie statt mit Audio- lieber mit MIDI-Dateien arbeite, müssen Sie  zusätzlich einen GM-fähigen Klangerzeuger, meist den Windows-eigenen Wavetable-Synthesizer, anwählen.

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Aufnahme

Der Ringtonemaker besitzt auch eine Aufnahmefunktion, mit deren Hilfe Sie Line- oder Mikrofonsignale direkt mit der Audiokarte aufnehmen und als Teil eines Klingeltons verwenden können. Um den Aufnahmemodus zu aktivieren, klicken Sie auf den roten Record-Knopf im Transportfeld. Ein weiterer Klick auf die Record-Schaltfläche startet die Aufnahme.


WORKBEAT

Workshop: Eigene Klingeltöne erstellen

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Effekte laden

Zur Veredelung einzelner Spuren bringt der Ringtonemaker fünf Echtzeiteffekte mit, die Sie mittels Rechtsklick in die Spur laden können. Neben Equalizer und Kompressor stehen auch Delay, Reverb, Timestretching sowie eine Kombination aus Filter und Distortion zur Verfügung. Für den „Remix-Agent“ benötigen Sie hingegen die Vollversion des Programms. 

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Mix

Mithilfe der vier Pegelregler bestimmen Sie die Lautstärkebalance der Spuren. Fade-in und Fade-out erzeugen Sie direkt in der Spur durch ein Verschieben der mittleren Anfasser. Um einen Track zu beschneiden, nutzen Sie die Trimmmarken an den äußeren Enden der Clips.

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Effekte einsetzen

Alle Effekte sind ausreichend parametrisiert und bringen zudem noch eine Vielzahl praxistauglicher Presets mit. Veränderungen nehmen Sie entweder mithilfe der Regler oder durch „Fahren“ mit der Maus auf dem X-Y-Pad vor, das jeweils zwei Parameter verknüpft. Klicken Sie Play, um die Wirkung zu beurteilen, beziehungsweise Apply, um den Effekt anzuwenden.

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Audioexport

Das Programm kann das fertige Arrangement in den Formaten MIDI, MP3, WAV, ADPCM, SMAF, Ogg Vorbis und WMA exportieren. Der Ringtonemaker erzeugt dadurch Klingeltöne, die zu den meisten Modellen von Nokia, Motorola, Panasonic, Samsung, Sharp, Siemens und Sony Ericsson kompatibel sind. 

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Weitere Spuren

Ziehen Sie nun mit der Maus weitere Audiodaten aus dem Browser in eine der drei noch leeren Spuren. Statt der Audioloops aus dem Beispiel können Sie ebenso mit MIDI-Spuren, Standbildern oder Videoclips arbeiten, die – sofern auf dem Handy technisch möglich – parallel zum Klingelton abgespielt werden. Um die Sequenz zu verlängern, können Sie die gleiche Datei mehrfach importieren. 

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Exportoptionen

Nun gilt es noch einige Exportoptionen zu beachten, die je nach verwendetem Codec leicht differieren können. Die wichtigsten Parameter sind neben Bitrate und Stereo-/Monomix auch die Normalize-Funktion, die den Ausgangspegel auf 0 dB FS anhebt. Soll der Mix darüber hinaus noch lauter wirken, empfiehlt sich der Einsatz des KompressorEffekts als letzte Instanz auf allen Spuren. 

Jetzt günstig online bestellen! www.aixfoam.de beat 04 | 2010

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SOFTBEAT

Aktuelle Free- und Shareware

Free- und Shareware 04 /

von Mario Schumacher

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EMPFEHLUNG der Redaktion

OhmForce

Symptohm: Melohman Performer Edition Das kreative Klangkollektiv von OhmForce hat für alle Freunde ihrer abgefahrenen Plug-ins ein eindrucksvolles Geschenkpäckchen geschnürt: Mit der Symptohm: Melohman Performer Edition bietet es einen ehemals kostenpflichtigen Softwaresynthesizer nun zum freien Herunterladen an. Die vereinfachte Version des Symptohm: Melohman greift dabei auf die Synthesestruktur seines großen Bruders zurück und eignet sich insbesondere für den Liveeinsatz. Unter der Haube werkeln zwei samplebasierte Oszillatoren, ein Suboszillator und ein Rauschgenerator sowie ein Ringmodulator und ein leistungsfähiges Echtzeitmodulationssystem. Zwar sind die einzelnen Klangkomponenten wie die Oszillatoren und Filter nicht editierbar, allerdings bietet die rund 1200 Patches starke Bibliothek ihrem Benutzer eine große Auswahl direkt spielbarer Klänge, darunter Bässe, Leads, Drumkits, Pads und Ambient-Texturen. Neben den Samples aus der Werksbibliothek kann man Symptohm auch mit eigenen Audiodateien füttern. Das Konzept von Symptohm: Melohman ist einzigartig: So geht es bei diesem Synthesizer nicht etwa darum, Knöpfchen zu drehen, sondern mithilfe des MIDI-Keyboards Klangvariationen zu spielen. Dies erfolgt mithilfe von Keyswitches, die in der sogenannten Melohman-Oktave angeordnet sind. Neben einem eindrucksvollen Preset-Morphing stehen auch verschiedene andere Betriebsarten zur Auswahl, die es beispielsweise erlauben, die Filterfrequenz oder die LFO-Phase zu beeinflussen. Auch bei diesem Plug-in gibt es nicht nur ein klassisches Design, sondern auch eine abgefahrene „Funky“-Variante.

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Vorbereitungen

Laden Sie die Symptohm: Melohman bitte als VST-Instrument. Falls der Browser auf der linken Seite der Bedienoberfläche keine Patches anzeigt, hat der Synthesizer das Quellverzeichnis nicht gefunden. Durch Anklicken des Feldes über dem Browser können Sie dieses manuell auswählen. Selektieren Sie für unsere ersten Schritte mit dem Plug-in bitte das Klangprogramm moog_bass.

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Andere Modi

Symptohm PE bietet aber auch den HoldModus, bei dem die Melohman-Tasten als Umschalter von Presets fungieren und nicht gehalten werden müssen, um die entsprechende Variation weiter zu spielen. Klicken Sie dazu bitte auf den Hold-Schalter links neben der virtuellen Tastatur. Durch Drehen an dem Melohman-Regler rechts unten können Sie auch andere Modi anwählen.

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Presetmorphing

Programmieren Sie in Ihrem Sequenzer bitte eine Notenfolge und spielen Sie die farbig hinterlegten Melohman-Tasten. Jeder davon ist eine Klangvariation zugeordnet. Derzeit ist der Modus Morphing angewählt, bei dem verschiedene Presets eindrucksvoll ineinander überblendet werden. Standardmäßig springt der Synthesizer auf die vorherige Spielweise zurück, sobald sie eine MelohmanTaste loslassen.

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Syntheseparameter

Probieren Sie einmal aus, welche Auswirkungen die einzelnen Melohman-Modi auf den Klang haben. Sehr interessant ist die Betriebsart Multi-Parameter Control, mit der Sie verschiedene Syntheseparameter mit dem Modulationsrad beeinflussen können. Die Tasten C bis H der Melohman-Oktave bestimmen dabei, welcher Parameter moduliert wird.

Fazit Bereits in seinem Erscheinungsjahr 2004 war Symptohm: Melohman ein eindrucksvoller und eigenständiger Synthesizer – und er ist es noch immer. Auch die Performer Edition ist nicht zuletzt dank ihrer zahlreichen ausgefuchsten Klangmanipulationsfunktionen erstaunlich leistungsfähig und vielseitig.

Symptohm: Melohman Performance-Synthesizer auf Samplebasis Hersteller: OhmForce Web: www.ohmforce.com

Lizenz: Freeware System: VST, AU, RTAS

Bewertung: 70

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Modulationen

Wenn Sie nun, während Ihre Sequenz spielt, eine oder mehrere der genannten Tasten gedrückt halten und das Modulationsrad Ihres MIDI-Keyboards bewegen, sind die entsprechenden Klangmanipulationen zu hören. Wählen Sie nun den Melohman-Modus LFO Modifier MW an, der es erlaubt, verschiedene Parameter periodisch zu modulieren.

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LFO-Einstellungen

Halten Sie jetzt die Taste [C] gedrückt, um die Lautstärke der Oszillatoren zu steuern, und erhöhen Sie mit dem Modulationsrad die Intensität der Lautstärkemanipulation durch den LFO. Die Geschwindigkeit der Modulation, die Sie nun hören, lässt sich mit den schwarzen Melohman-Tasten einstellen. Die unteren beiden schwarzen Tasten verringern die LFO-Geschwindigkeit, während die oberen beiden sie erhöhen.


SOFTBEAT

Aktuelle Free- und Shareware

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EMPFEHLUNG der Redaktion

Christian Borss

HybridReverb2 Mit seinem Faltungshall HybridReverb2 konnte Christian Borss den zweiten Platz des KVR Developer Challenge 2009 ergattern. Das Plug-in kombiniert den Realismus eines Faltungshalls mit flexiblen Bearbeitungsmöglichkeiten. Da ein Faltungshall mit der Qualität der verwendeten Impulsantworten steht und fällt, hat der Entwickler seiner Kreation gleich eine Sammlung hochqualitativer Impulsantworten in 48 kHz und 24 Bit spendiert. Auf der Herstellerwebseite werden zusätzliche Impulsantworten zum freien Download angeboten. Ein Lob verdient der Prozessor dafür, dass er auch das Laden eigener Impulsantworten unterstützt. Insbesondere bei einer wachsenden Bibliothek wird man die clevere Presetverwaltung zu schätzen wissen. Dabei kann der Benutzer die Presets mit verschiedenen Informationen zum Raumtyp, dem Einsatzzweck und der Distanz zur Schallquelle versehen. Sucht man nach einem passenden Raum, muss man nur die gewünschten Attribute selektieren, und schon wird ein geeignetes Preset geladen. Das Plug-in wartet mit einer erfreulich geringen Latenz und CPU-Last sowie einer durchdachten Bedienoberfläche auf. Auch die Möglichkeiten zur Anpassung der Impulsantworten können sich sehen lassen: So kann der Benutzer unter anderem Einfluss auf die Größe des virtuellen Raums sowie auf das Predelay nehmen. Des Weiteren sind der Anteil des Halleffekts sowie die Gesamtverstärkung regelbar. Zur Steuerung des Lautstärkeverlaufs der Impulsantwort steht eine Hüllkurve bereit, deren Auflösung ansteigt, sodass man auch die Erstreflexionen komfortabel anpassen kann. Auf der Timbre-Seite findet sich zudem ein grafischer Equalizer mit 25 Frequenzbändern.

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Presetauswahl

Hybrid Reverb 2 lässt sich sowohl als Sendals auch als Eingangseffekt verwenden. Der Einfachheit halber aktivieren wir das Plugin als Eingangseffekt auf einer Audiospur. Auf der Main-Seite können Sie mithilfe der Schaltflächen + und - das gewünschte Preset anwählen. Außerdem gestattet der Preset Selector, Hallprogramme nach Eigenschaften wie Raumtyp und Distanz zur Klangquelle auszuwählen.

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Klangattribute

Selektieren Sie einfach die gewünschten Klangattribute, und schon wird ein passendes Preset geladen. In der Main-ControlsSektion können Sie die Klangeigenschaften des Presets anpassen. Da wir den Faltungshall als Eingangseffekt betreiben, stellen wir den Pegel des trockenen Signals auf seinen maximalen Wert, um ihm anschließend mithilfe des WetGain-Reglers das Signal beizumischen.

HybridReverb2 Faltungshallprozessor mit umfangreichen Möglichkeiten Hersteller: Christian Borss Web: www2.ika.rub.de

Preis: Freeware System: Win, Mac, Linux, VST

Der Steckbrief: Kondensatormikrofon, Großmembran, Niere, leise (5 dB Eigenrauschen = Weltrekord) und leicht (326 g). Das Beste kommt noch: Das NT1-A wird jetzt inklusive wertvollem Gratiszubehör geliefert - die Edelspinne SM6 mit integriertem Popshield, ein hochwertiges 6-m-XLR-Anschlusskabel, ein Staubschutzbeutel und eine Lehr-DVD mit RØDE-Chef Peter Freedman höchstpersönlich.

Fazit HybridReverb2 konnte uns im Test rundum überzeugen. Mit seiner intuitiven Bedienbarkeit, der Auswahl natürlich klingender Impulsantworten und flexiblen Anpassungsmöglichkeiten verdient der vielseitig einsetzbare Faltungshallprozessor einen Platz ganz oben auf unserer Liste empfehlenswerter freier Plug-ins.

Einsteiger? Aufsteiger!

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Raumeigenschaften

Die Größe des Raums wird mit dem SizePoti geregelt. Probieren Sie einmal aus, wie sich unterschiedliche Werte auf das Hallsignal auswirken. Der Pre-Delay-Wert bestimmt hingegen die Verzögerung vor dem Erklingen des Nachhalls. Für einen Eindruck größerer Räume bieten sich höhere Werte an. In der Impulse-Response-Sektion können Sie zudem die Verstärkung der Impulsantwort beeinflussen.

Das NT1-A eignet sich super für Vocals, Gitarren, Percussion, Holzbläser, Klavier, Streicher sowie als Overhead oder Raummikrofon, nur zur Nahabnahme extrem heftiger Schallquellen sollte man es nicht verwenden, da wird‘s ihm einfach zu laut... Das NT1-A gibt es auch als handverlesenes Stereopaar mit Zertifikat. Außerdem wie gehabt: 10 Jahre Garantie für registrierte Anwender – ohne Wenn und Aber!

Bewertung: beat 04 | 2010

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Vertrieb und Händlernachweis durch Hyperactive Audiotechnik GmbH www.hyperactive.de

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HARDBEAT

Test: Icon i-Serie-Controller

Test: Icon i-Serie-Controller von Alexander Weber

Minicontroller haben sich vom anfangs belächelten Spielzeug zum Helfer im VST-Studio und ultraportablen Performance-Tool auf der Bühne gemausert. Jetzt hat Icon seine i-Serie am Start und bringt gleich ein paar neue Ideen mit. org hat welche, Akai hat welche und nun hat auch der asiatische Hersteller Icon ein paar schmucke Minicontroller im Programm, die insbesondere im Computerstudio ein entspanntes Arbeiten mit virtuellen Effekten, Klangerzeugern und der Audioworkstation versprechen.

K

Konzept

iControls, iKey, iPad Hersteller: Icon Web: www.icon-global.com Vertrieb: www.soundservice.de Preise: iControls: 70 Euro iKey: 58 Euro iPad: 70 Euro       

durchdachtes Konzept Softwareeditor Joystick Ribbon-Controller Samplitude 10 SE inklusive sparsame Verarbeitung im Vergleich recht teuer

Bewertung:

Wie bereits die Modelle von Korg und Akai, zielt auch Icon mit den Controllern seiner i-Serie auf den mobilen Laptopmusiker. Alle drei Geräte stecken in kompakten Kunststoffgehäusen von rund 32 Zentimeter Breite, wodurch sie bequem vor einen mobilen Computer passen und durch diesen per USB auch mit Strom und Daten versorgt werden. Der Clou daran: Icon hat eine weitere USB-Schnittstelle namens iConnect integriert, die intern wie ein Hub funktioniert und es erlaubt, bis zu drei Controller mittels USB-Kabel zu verketten. Liefert der USB-Port die für den High-PowerBetrieb vorgesehene Leistung von 500 mA, kommt man dabei sogar ohne zusätzliches Netzteil aus. Die Programmierung der kleinen Helfer erfolgt mithilfe eines externen Editors, der sowohl die Zuordnung der MIDI-Funktionen zu den Controllern als auch die Verwaltung der Ebenen und Presets übernimmt.

iControls Anders als Akai, die mit dem LPD-Konzept einen nützlichen Multicontroller vorlegen, trennt Icon – wie auch schon Korg mit der nano-Serie – seine drei Controller strikt nach Keyboard, Pads und Fader. Aus Sicht des VSTStudiobesitzers stellt sicherlich der iControls die beste Kombination aus Bedienelementen dar: 18 frei programmierbare Taster sowie je neun Fader und Potis laden zum Mischen, Schrauben und Triggern ein. Hinzu kommen

sechs Transporttaster für die DAW-Funktionen Start, Stopp, Vor- und Rücklauf sowie Abspielen und Aufnehmen und ein – zugegeben etwas rutschiger – Joystick, mit dem sich zwei Parameter gleichzeitig steuern lassen. Während man die Fader sowohl zur Kontrolle des virtuellen Mixers als auch zum Einstellen von Orgelzugriegeln verwenden kann, eignen sich die Potis zum Programmieren virtueller Klangerzeuger oder zum Einstellen von Send- und Returnpegeln. Organisiert sind alle Parameter in vier Ebenen, die mittels Layer-Taster umgeschaltet werden und in der Praxis 152 Zuweisungen verwalten können.

iKey Besonders innovativ gibt sich Icon beim Konzept des Keyboard-Controllers „iKey“. Nicht nur, dass man dem Knirps 25 gut spielbare, anschlagdynamische Minitasten spendiert hat, auch bei den Spielhilfen geht man neue Wege: Während Korg und Akai gänzlich auf Modulations- und Pitchrad verzichten, hat Icon dafür gleich zwei Touch-Controller integriert, von denen sich einer sogar via Editor frei programmieren lässt. Zudem steckt das Gerät in einem leicht erhöhten Gehäuse, wodurch es im Verbund mit anderen Controllern der i-Serie leichter zu spielen ist. Mit an Bord sind außerdem ein Sustain-Taster, der ein Haltepedal simulieren soll, sowie die obligatorischen Oktavtaster zum Transponieren der Tastatur.

Controller kombiniert. Wie beim iKey, können auch für die Pads verschiedene Anschlagkurven gewählt werden. Für die Programmierung von Drumsequenzen dürfen natürlich die unverzichtbaren Wirbel und Doppelschläge nicht fehlen, die mithilfe von Roll- und FlamTastern erzeugt werden. Auch im iPad hat der Hersteller eine Hold-Taste vorgesehen, die – wie im Keyboard – das Sustainpedal ersetzt. Als besonders nützlich erweist sich das, wenn man Melodielinien statt Drums, also beispielsweise einen Basslauf einspielen möchte. Für alle Padbelegungen stehen insgesamt vier Ebenen, „Artists“ genannt, zur Verfügung, die man durch einfachen Tastendruck umschaltet. Etwas ungewöhnlich, aber durchaus praktisch, ist der Einzelfader links neben dem Touchpad, der ebenfalls beliebige MIDI-CCs senden kann.

Fazit

Den Abschluss der Serie bildet ein Pad-Controller mit Namen „iPad“ – ob man diesen Namen aufgrund eines gewissen Apple-Produkts beibehalten kann, ist zumindest fraglich. Im bewährten MPC-Stil hat Icon hier zwölf anschlagdynamische Triggerpads mit einem ebenfalls frei programmierbaren X-Y-Touch-

Qualitativ sind die i-Serie-Controller den Korg nanos durchaus ebenbürtig, reichen aber in puncto Wertigkeit aus Sicht der Redaktion nicht an die LPK-/LPD-Serie von Akai heran. Positiv vermerken wir die griffige, gut spielbare Tastatur, die berührungsempfindlichen Spielhilfen, die auch Parametersprünge zulassen, den Joystick sowie die Verkettung mehrerer Geräte mittels iConnect. Auch in Sachen Programmierbarkeit können die Minicontroller überzeugen, wenngleich sie sich teilweise nicht ganz so flexibel handhaben lassen wie die nanos. Während Korg und Icon auf die klassische Dreiteilung setzen, die eher im Studiobetrieb ihre Stärken ausspielt, erweist sich Akais Kombination aus Potis und Pads im Liveeinsatz als praktischer. Alles in allem aber hinterlassen auch die drei Neuen einen positiven Eindruck, wirken durchdacht und können ein Live- oder Studiosetup durch viele Funktionen bereichern. 

Nicht nur die Velocitykurven der Pads, auch die Geschwindigkeit der Drumrolls ist programmierbar.

Programmiert und befüllt werden die Controller mithilfe dreier Editoren, die alle Elemente nachbildet.

iPad???

Alternativen: Korg nano-Serie 59 bzw. 66 Euro www.korg.de Akai LPK-/LPD-Serie 59 Euro www.akaipro.de

Die Programmierebenen werden in sogenannten Layern, wodurch die Parameter überschaubar bleiben.

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HARDBEAT

Test: Icon i-Serie-Controller

Trommelwirbel und Doppelschläge sind typische Stilmittel bei der Drumprogrammierung. Das iPad bringt dafür eigene Taster mit.

Zwölf anschlagdynamische Pads dienen zum Triggern von Loops, Drums und dem Einspielen von Melodie- oder Bassläufen. Leider lassen sich nur Noten und keine MIDI-CCs senden.

iPad: ɜ zwölf anschlagdynamische Pads ɜ programmierbares X-Y-Pad ɜ ein Fader mit 45 mm Regelweg ɜ Flam-, Roll- und Hold-Funktion ɜ vier Presetbänke ɜ wählbare Velocitykurven

Als besonders nützlich erweist sich der 45-Millimeter-Fader, sodass sich auch mit dem Pad-Controller stufenlose Parameterläufe erzeugen lassen.

Das berührungsempfindliche X-Y-Pad steuert zwei Parameter gleichzeitig, die man im Editor bequem zuweisen kann.

iKey: ɜ 25 anschlagdynamische Tasten ɜ zwei Oktavtaster ɜ Pitchbend- und Mod-Ribbon ɜ Sustain-Taster ɜ wählbare Velocitykurven

Ein echtes Highlight sind die berührungsempfindlichen Spielhilfen, von denen eine sogar frei programmiert werden kann.

Das iKey besitzt 25 gut spielbare, anschlagdynamische Minitasten, die mithilfe von Oktavtastern transponiert werden. Ein Sustain-Taster simuliert das Haltepedal.

Sechs Transporttaster steuern typische DAW-Funktionen wie Start, Stopp, Play oder Aufnahme. Mit den Layertasten navigiert man durch vier Parameterebenen, die 152 Zuweisungen verwalten.

Wie geschaffen für den Studioeinsatz sind je neun Potis und Fader sowie 18 frei programmierbare Taster, die beliebige MIDIAufgaben übernehmen können.

iControls: ɜ neun Fader mit 45 mm Regelweg ɜ neun programmierbare Drehregler ɜ 18 belegbare Taster ɜ sechs Felder zur Transportsteuerung ɜ vier Presetbänke ɜ Joystick

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NEWSBEAT

Aktuelle Auflegware und Werkzeuge

Aktuelle Auflegwerkzeuge Neues Scratch-Live-Mischpult von Rane im Anmarsch! Die seit vielen Jahren erfolgreiche Kooperation der Marktgrößen Rane und Serato manifestiert sich nun in dem auf der US-amerikanischen NAMM-Show vorgestellten Vierkanalmixer „Rane Sixty Eight“. Das Mischpult erlaubt die gleichzeitige Verbindung mit zwei Computern und damit das digitale Mixen mit Scratch Live durch zwei DJs. Vier Decks aus wahlweise einem oder zwei Rechnersystemen können mit dem „Sixty Eight“ gemixt werden. Neben den digitalen Klangquellen sind durch die rückwärtigen Eingänge auch analoge Signale von Plattenspielern oder CD-Playern integrierbar. Das Ausgangssignal steht in vielfältiger Form zur Verfügung und kann direkt an eine Beschallungsanlage weitergeleitet werden. Der Sixty Eight besitzt eine eigene Effektausstattung und erlaubt darüber hinaus das Einschleifen externer Effekte. Zahlreiche Bedienelemente dienen der Interaktion mit der DJ-Software Scratch Live. Hersteller: Serato | Vertrieb: Fachhandel | Web: www.serato.com | Preis: 2975 Euro | Verfügbarkeit: ab April Rane und Serato präsentieren das Kooperationsprodukt „Rane Sixty Eight“.

EKS erweitert das Controller-Angebot Dem finnischen Controllerspezialisten EKS gelang mit dem Otus ein sehr spezielles und auffälliges Steuergerät für DJ-Software. Der jetzt angekündigte Otus Raw wird die Produktpalette von EKS erweitern und berücksichtigt im Wesentlichen die Anregungen professioneller Otus-Nutzer. Anstelle eines Touchpads kommen zwei Pitchfader für die Geschwindigkeitsänderungen von Songs zum Einsatz. Zusätzlich wurden sechs Folientaster durch vier große, anschlagdynamische Pads ersetzt. Um die Steuerungsmöglichkeiten des Controllers noch weiter auszubauen, ist der Otus Raw mit einem „Layer-Switch“ versehen, der das schnelle Umschalten mehrerer Belegungsebenen erlaubt. Die ungewöhnliche und einzigartige Gehäuseform, die eine Platzierung über einem Plattenteller erlaubt, und das Audiointerface wurden identitätsstiftend beibehalten. Hersteller: EKS | Vertrieb: Fachhandel | Web: www.eks.fi | Preis: noch nicht bekannt | Verfügbarkeit: Frühjahr 2010 Der Otus Raw kommt als überarbeitete Version des Otus in den Handel.

iTunes-DJing mit djay Exklusiv für Mac-Anwender entwickelte die Starnberger Softwareschmiede Algoriddim das DJ-Programm „djay“. Dieses ist eng mit iTunes verzahnt und bietet zwei Decks, die Songs verschiedener Dateiformate wiedergeben. Zu den weiteren Ausstattungsmerkmalen zählen eine selbsttätige Lautstärkeangleichung, eine tempobasierte Loopfunktion sowie einige Effekte. Eigens zur Fernsteuerung von djay kreierte Vestax den Controller Spin. Zahlreiche Programmfunktionen und Songmanipulationen sind ohne Mauseinsatz abrufbar. Der Controller verfügt über berührungsempfindliche Jogräder sowie ein integriertes Audiointerface. Das Ausgangssignal wird an einen Kopfhörer- und einen rückwärtigen Masterausgang verteilt.

Mac-Anwender finden mit „djay“ eine günstige DJ-Mixsoftware mit Profifunktionen – und mit Spin den passenden Controller.

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Hersteller: Vestax, Algoriddim | Vertrieb: Fachhandel, direkt | Web: www.vestax.de, www.djay-software.de | Preis: Spin: 265 Euro; djay: 49 Euro | Verfügbarkeit: ab sofort


NEWSBEAT KDC 9:>C:C C68=76GC :BE;D=A:C Aktuelle Auflegware und Werkzeuge

Ortofon bietet für Serato-Scratch-Live-Nutzer das Tonabnehmersystem S-120 an.

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Neue Systeme für Digital-DJs Ortofon gilt als Spezialist für Plattenspieler-Tonabnehmersysteme im DJ-Bereich. Mit dem Ortofon-Serato S-120 Concorde Set hat der dänische Hersteller ein Produkt entworfen, das besondere Qualitäten zum Auslesen von Timecode-Informationen des Serato-Scratch-Live-Systems besitzt. Durch eine asymmetrische Aufhängung konnten die Laufeigenschaften optimiert und die Abnutzung der Schallplatten reduziert werden. Letzteres ist gerade bei zeitkodierten Vinyls essenziell, da diese während eines Sets wiederholt zum Einsatz kommen und damit extremen Belastungen ausgesetzt sind. Hersteller: Ortofon | Vertrieb: Fachhandel | Web: www.ortofon-dj.com | Preis: 164 Euro | Verfügbarkeit: noch nicht bekannt

Saffire PRO 24 DSP && J]g cVX]ih jcY 9j hiZ]hi kdg YZg B^hX]jc\ 9Z^cZh IgVX`h# 9j aZ\hi adh! VcYZgZ ldaaZc hX]aV[Zc# ;a hiZgaZ^hZ ]Za[Zc 9^g 9Z^cZ Bdc^idgZ c^X]i jcY YZg @de[] gZgb^m Wg^c\i `Z^cZ WZgoZj\ZcYZc :g\ZWc^hhZ# Bjhhi 9j VWWgZX]Zc4 Mit dem digitalen Rack-Player CDMP-1400 will Gemini mobile DJs ansprechen.

Digitaler Rack-Player für mobile DJs Gemini feiert in diesem Jahr sein fünfunddreißigjähriges Bestehen und enthüllt in diesem Rahmen ein weiteres Produkt für mobile DJs: Der CDMP-1400 begnügt sich in einem 19-Zoll-Rack mit einer Höheneinheit und beherrscht die Wiedergabe digitaler Musikstücke. Die Fütterung mit Songs übernehmen ein CD-Laufwerk, das Daten- oder Audio-CDs lesen kann, sowie eine USB-Schnittstelle. Die Integration von Mikrofonen hat Gemini ebenfalls vorgesehen und hält dazu auf der Vorder- und Rückseite jeweils einen Eingang bereit. Ein zweifarbiges VDF-Display informiert über Songnamen und unterstützt das Auffinden von Musikstücken. Die Geschwindigkeit der Songs lässt sich mit dem Pitchregler justieren, Pitchbend-Taster erlauben temporäre Eingriffe. Auf der Rückseite des CDMP-1400 sind symmetrische Ausgänge in XLR-Bauweise und unsymmetrische als Cinch-Variante zu finden.

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BEATPERSONALITY Coverdesigner: Friederike Paetzold

Coverdesigner: Friederike Paetzold

Visuelle Denkerin Ende der Neunziger manifestierte sich im Untergrund ein aufregend stiller neuer Stil: die elektroakustische Improvisation. Das in New York ansässige Musiklabel Erstwhile wird zur wichtigsten Plattform und die Cover von Friederike Paetzold zum Gesicht der jungen Bewegung. Mit analytischer Intuition denkt sich Paetzold in die konzeptuellen Welten der Musiker ein und erwidert deren klangliche Kreativität mit einer Vielzahl offener und versteckter Assoziationen. Die Bilder bleiben ganz bei sich – und führen den Hörer dabei an unerwartete Orte. von Tobias Fischer ohin man auch geht, die ganze Welt dreht sich um Emotionen. Gerade im hormongesteuerten Musikgeschäft gilt es, sich unbedingt von der Vorstellung zu distanzieren, das eigene Werk könne auch nur im entferntesten eine konzeptuelle oder philosophische Note aufweisen. Friederike Paetzold steht hingegen dazu, sich Klängen eher mit dem Kopf als mit dem Bauch zu nähern: „Ich würde sagen, dass meine Beziehung zur Musik eine zerebrale ist. Ich interessiere mich dafür, mehr über die konzeptuellen Ziele hinter jedem Album zu erfahren. Abstraktionen erlauben es mir, mich mental durch die Klangerfahrung zu bewegen und dabei Assoziationen aus meiner inneren Bild- und Erinnerungsbibliothek abzurufen und zu projizieren. Ich bin eher eine visuelle Denkerin als eine Fühlerin, wenn es um Design geht.“

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Obwohl Friederike Paetzold in ihrer Arbeit einen intellektuellen Ansatz bevorzugt, stellt die Verbindung mit Musikern eine ganz besondere Freude für sie dar.

Improvisationsabenteuer Es passt in dieses Bild, dass Paetzolds erster Kontakt in die Musikbranche durch ihre Anstellung bei einem Buchverlag entsteht: Jon 92

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Abbey, ein guter Freund einer ihrer Arbeitskollegen, will ein Label gründen und sucht nach einer Coverkünstlerin. Sie sagt sofort zu. So beginnt ihr Abenteuer in der Welt der elektroakustischen Improvisation, eines aufregend stillen – und gelegentlich auch schockierend lauten – neuen Stils aus klickenden und knackenden Mikrotönen und unkonventionell gespielten Instrumenten, der durch die Entwürfe der New Yorkerin mit deutsch-asiatischen Wurzeln ein faszinierendes Gesicht bekommen soll. Über Jahre hinweg ist Paetzolds einzigartige und einfallsreiche Handschrift, bei der auf dem Frontcover üblicherweise weder Albumtitel noch Künstlername erscheinen und Front- und Backcover sowie die CD selbst eine unzertrennliche Einheit bilden, ein Markenzeichen von Erstwhile. Obwohl Paetzold in ihrer Arbeit einen intellektuellen Ansatz bevorzugt, stellt die Verbindung mit Musikern eine ganz besondere Freude für sie dar. Um die hohen Mieten in New York bezahlen zu können, musste sie in der Vergangenheit nebenbei als Internet-ArtDirektorin für MorganStanley.com arbeiten und 1996 notgedrungen den Pinsel niederlegen und ihre Tätigkeit als Malerin beenden.


BEATPERSONALITY Coverdesigner: Friederike Paetzold

Obwohl das neue Medium Internet sie vor eine Vielzahl spannender Herausforderungen stellte, war ihr der Abschied nicht leicht gefallen: „Ich vermisse diesen physischen Aspekt, wie früher an großen Leinwänden zu arbeiten. Ich vermisse es, wie man dabei den ganzen Körper einsetzt – fast so, als ob man tanzt. Danach habe ich mich immer angenehm ausgelaugt gefühlt.“

Informationen statt Instinkt Doch auch die Zusammenarbeit mit Jon Abbey und den von ihm vertretenen Künstlern stellt sich als höchst anspruchsvoll heraus. Statt sich ausschließlich auf ihre Instinkte zu verlassen, hortet Paetzold Informationen: Gibt es eine Entstehungsgeschichte? Gibt es ein Konzept? Woher stammt der Titel? Die Antworten auf diese Fragen dienen nicht nur dazu, ihrem Entwurf eine gewisse Logik und damit Kohärenz zu verleihen, sondern liefern ihr auch direkte Inspirationen für ihre Arbeit. Gelegentlich sind die Ergebnisse nicht schwer zu durchschauen, wie beispielsweise bei dem Cover „The Flirts“, für das sie – in Anspielung auf den suggestiven Titel und die floralen Songbenennungen – die Fortpflanzungsorgane von Blumen fotografierte. In schöner Regelmäßigkeit aber bleibt der genaue Bedeutungsgehalt den meisten Betrachtern gänzlich verborgen: „Bei ‚Chaos Club‘ führte mich der Gedanke eines bewusst herbeigeführten Chaos zu den Sicherheitsmustern, die in Umschläge eingedruckt werden, um die Lesbarkeit von außen zu erschweren. Die gesamte Verpackung des Albums besteht aus extremen Nahaufnahmen von ihren zerrissenen Innenseiten.“ Die Zusammenarbeit mit Erstwhile brach nach einigen Jahren ab – wohl auch, weil sich das Label optisch umorientieren wollte. Dennoch blickt sie heute gern auf ihre Zeit als Coverdesignerin zurück: „Das Entwerfen von Buchumschlägen kann auf eine nicht unbedingt angenehme Art und Weise eine größere Herausforderung darstellen als die Arbeit mit Musikern. Die Buchcover, an denen ich gearbeitet habe, mussten immer ganz explizit ihr Thema verdeutlichen, im gesamten Buchladen hinweg auffallen und vollgepflastert sein mit Text. Eine Erstwhile-CD konnte hingegen mysteriös-vernebelt bleiben und dabei stolz auf Marketing und Schriftzüge verzichten.“ Man hört ihre emotionale Nähe zum Thema sofort heraus, wenn man sie so reden hört. 

Der Spagat zwischen Kunst und kommerzieller Notwendigkeit … … zieht sich wie ein roter Faden durch das Schaffen von Friederike Paetzold. Strecken, in denen sie ohne Rücksicht auf den Markt und ihre eigenen finanziellen Bedürfnisse arbeitet, wechseln sich mit Festanstellungen bei großen Designagenturen und in kreativer Hinsicht recht rigiden Aufträgen ab. Vor allem, weil ihr keinerlei prinzipielle Auflagen gemacht werden, ist ihre Tätigkeit für das Label Erstwhile eine der aufregendsten ihrer Karriere: Aus manchmal abwegigen Ideen entwickelt sie kohärente und überraschende Ansätze, bei denen sie sowohl ihrer Liebe für strengen Minimalismus als auch ihrer Leidenschaft für barocke Opulenz frönen kann. www.compound-eye.com | www.erstwhilerecords.com

Das in New York ansässige Musiklabel Erstwhile wurde zur wichtigsten Plattform der elektroakustischen Improvisation - und die Cover von Friederike Paetzold zum Gesicht der jungen Bewegung.

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BEATREPORT Musik im Web

Musik im Web: MP3-Tipps des Monats zusammengetragen von Tobias Fischer und Thomas L. Raukamp Bjørn Svin: Browen

Philip Wilkerson: Daybook

Bjørn Svin gilt in seiner Heimat als der erste Technostar Dänemarks. Es mag beeindruckendere Vorschusslorbeeren geben, doch „Browen“ demonstriert immerhin, dass der zwischen Berlin und New York pendelnde Globetrotter in seiner nunmehr 15 Jahre langen Karriere kreativ niemals zum Stillstand gekommen ist: Feines Knistern, purzelnde Beats, trockene Bässe und leicht angehouste Flächen werden behutsam unter dem Mikroskop seziert und beginnen allmählich im Kopf des Hörers zu pulsieren und zu tanzen. Schräg, aber von unwiderstehlichem Charme.

Es erscheint mehr als nur ein wenig ungerecht, dass Ambient-Meister Ian Hawgood derzeit – wenn auch zu Recht – allseits gefeiert wird und sogar für den diesjährigen Qwartz-Award nominiert wurde, während Wilkerson trotz eines riesigen und wild wuchernden Katalogs großartiger Klangperlen weiterhin ein Nischendasein fristet. Auch diese vier von hellem Licht durchfluteten Atmosphären stehen dem Werk der derzeitigen Szenegrößen wieder um nichts nach.

Release: Browen | Artist: Bjørn Svin | Stil: Electronica | Label: www.rump.nu | Format: CD, MP3 | Lizenz: kommerziell

Systemton: In The Neighbourhood Entspannte Kost ist „In The Neighbourhood“ wohl nur für diejenigen, die gern auch mit einem Lächeln auf den Lippen in eine saftige rohe Chilischote beißen: Nervös zuckende Bässe, zirpende und fiepende Störfrequenzen und völlig verdrehte Orgelmotive ranken sich hier um minimal pumpende Beats und bringen selbst hartgesottene Gemüter zum Kochen. Tanzparty im Irrenhaus oder verquere Klangkunst? Im abschließenden Sr.-Click-Mix von „Lawn Sprinkler Memories“ finden die beiden Welten seltsam versöhnlich wieder zueinander.

Release: In The Neighbourhood | Artist: Systemton | Stil: Minimal, Techno | Label: www.inoquo. com | Format: MP3 | Lizenz: Creative Commons

Release: Daybook | Artist: Philip Wilkerson | Stil: Ambient | Label: www.bfwrecordings.com | Format: MP3 | Lizenz: Creative Commons

Soehngenetic: How Do You Do? Nett, dass sich ein Album schon im Titel nach dem Befinden seines Publikums erkundigt. Doch auch die Musik reicht seinem Zuhörer sympathisch die Hand: Warme Atmosphären, traumhaft schleichende Beats, knarzende Mikrostrukturen und sanft verhallende Klavierakkorde verbinden sich zu einem mitternächtlichen Traumtanz. Elemente aus Dub, Electro und stillem Funk werden nahtlos eingebunden, und das Ergebnis ist ebenso entspannend wie emphatisch. Ein Album, das auf eine ganz unaufdringliche Weise bewegt. Am besten mit Kopfhörern genießen und ganz, ganz tief eintauchen.

Release: How Do You Do? | Artist: Soehngenetic | Stil: Electronica | Label: | www.echorec.net | Format: CD, MP3 | Lizenz: kommerziell

Way Out West: We Love Machine Mika Vainio: Vandal EP Nach dem stillen, traumhaft-verstörenden Meisterwerk „Black Telephone of Matter“ kehrt Mika Vainio zu seinen Pan-Sonic-Wurzeln zurück: Martialisch stampfende, durch den Distortion-Wolf gedrehte Beats treffen auf metallisch-perkussiven Abraum und Lagerhallenromantik. Dennoch vermittelt „Vandal“ gleichzeitig auch die kühle, fein ziselierte, distinguierte Raster-Noton-Ästhetik. Ein hypnotisch-visionärer Balanceakt, der Techno auf seine elementaren Grundbestandteile aus Rhythmus und Atmosphäre zurückführt.

Release: Vandal EP | Artist: Mika Vainio | Stil: Industrial, Techno | Label: www.raster-noto.net | Format: MP3, Vinyl | Lizenz: Creative Commons 94

Nach sechzehn Jahren im Geschäft nimmt man dem Duo das im Titel genannte Liebesbekenntnis zur elektronischen Musik gern ab. Auf „We Love Machine“ erinnern pralle Beats und druckvolle Bassschlaufen immer noch an die Clubwurzeln der Briten, doch setzt sich der Trend hin zu Song und Struktur weiter fort. Genauer gesagt ist hier praktisch jeder Titel ein Hit, sogar diejenigen, die – als eine Art instrumentaler Synthpop konzipiert – gänzlich ohne Gesang auskommen. Euphorisierende, hypnotischmelodische Kost, bei der selbst im Winter ganz warm ums Herz wird.

Release: We Love Machine | Artist: Way Out West | Stil: Electronica, Synthpop, Trance | Label: www.armadamusic.com | Format: CD, MP3 | Lizenz: kommerziell

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Tim Catlin & Machinefabriek: Glisten Der Niederländer Rutger Zuydervelt hat ein besonderes Gespür für ungewöhnliche Kollaborationen: Für „Box Music“, seine Arbeit mit Stephen Vitiello, schickten sich die beiden Musiker Pakete mit alltäglichen und obskuren Gegenständen, die als Grundlage für die Sounds des Albums dienten. „Glisten“ ist wiederum das Ergebnis einer Internetrecherche zum Thema „präparierte Gitarre“: Catlin ist ein Meister darin, den Klang seines Instruments mit Aufsätzen und Objekten zu transformieren, im Studio trieb Zuydervelt diesen Prozess der Verfremdung anschließend auf die Spitze. Das Ergebnis ist eine stille, naive und dennoch geisterhafte Musik von hoher Direktheit und Dichte.

Release: Glisten | Artist: Tim Catlin & Machinefabriek | Stil: Ambient, Drones, Klangkunst | Label: www.low-point.com | Format: CD, MP3 | Lizenz: kommerziell

Nic Bommarito: Harp Fragments Die großen Gesten des Postrock schüttelt Bommarito bereits ganz locker aus dem Ärmel: Der Opener „Hymn for 200 Sugar Packets“ beginnt mit cineastischer Süße, überspringt dann aber wie ein skippender CD-Spieler den genretypischen Dynamikaufbau und fällt unvermittelt in ein Inferno aus emphatisch tösenden Gitarren und euphorisch tobendem Schlagzeug. Doch beweist Bommaritos Einmannorchester auch ein sicheres Gespür für die leisen, romantischen Momente: „Folk Psychology“ ist ein Hauch aus zart geklopftem Schlagzeug und einer liebevoll gezupften Akustischen. Und ganz zum Schluss taucht dann auch noch, wie im Titel angekündigt, wie aus dem Nichts eine zauberhafte Harfe auf – ein Geheimtipp für alle, denen das Genre ansonsten zu sehr stagniert.

Release: Harp Fragments | Artist: Nic Bommarito | Stil: Postrock | Label: www.12rec.net | Format: MP3 | Lizenz: Creative Commons

Geocode: 384.790 Bisher hat Michael Richter um seine Musik nicht viel Aufhebens gemacht. Zehn Alben hat er bereits produziert, doch bisher nur ein einziges als CD-R veröffentlicht – der Rest ging direkt an Freunde und Bekannte. Wenn „384.790“ nun auch als Download erscheint, dann bestimmt nicht, um damit berühmt zu werden, sondern die Früchte der eigenen Arbeit

mit einem etwas größeren Hörerkreis zu teilen. Richter spielt mit Techno und dunklen Varianten von IDM, bricht deren enges Korsett immer wieder auf und wühlt in den Eingeweiden. Nicht immer kommt dabei ein derart schwereloser Puls wie auf dem Highlight „009.020“ heraus. Doch lohnt allein schon dieses Epos aus entrückten Glocken und pluckernden Sequenzern den Download des gesamten Albums.

Release: 384.790 | Artist: Geocode | Stil: Electronica, Techno | Label: www.phonocake.org | Format: MP3 | Lizenz: Creative Commons

Wiliam Basinski: Viviane & Ondine Wiliam Basinskis Album „92982“ klang wie eine Bestandsaufnahme seines gesamten Schaffens und dennoch wie ein entschiedener Schritt vorwärts. Im direkten Vergleich mutet der Nachfolger „Viviane & Ondine“ da konzeptuell zunächst wie ein Rückgriff an: Ein sieben Sekunden kurzes, neblig-orchestrales Synthesizermotiv wird eine Dreiviertelstunde lang scheinbar ohne Variationen wiederholt, ehe es zeitlupenhaft im Äther verebbt. Doch während das sehr ähnlich gelagerte „El Camino Real“ nie so recht abheben wollte, gelingt dem Altmeister hier der ganz große Wurf: Immer tiefer und tiefer taucht man in diese Welt ein, sieht Formen, wo gar keine sind, und verliert sich in süßer Schwermut.

Release: Viviane & Ondine | Artist: William Basinski | Stil: Ambient, Drones | Label: www.mmlxii. com | Format: CD, MP3 | Lizenz: kommerziell

V.A.: Flowers – Dragon‘s Eye Fourth Anniversary Weihnachten ist noch nicht lange her, da hagelt es schon wieder Geschenke: Das Label Dragon‘s Eye feiert seinen vierten Geburtstag mit einem Sampler der Extraklasse: Minutiös zelebrierter Minimalismus und mikrotonale Abstraktionen treffen hier auf Herzschmerz-Ambient und bei Wyndell Hunts „Rotation“ gar auf krachende Power-Drones. Wer Experimente scheut wie der Teufel das Weihwasser, kann sich den Download sparen, doch Freunde unkonventioneller Unterhaltung werden gerade wegen der spannenden Gegensätze Blut lecken. Sieben Tracks, kein einziger Aussetzer – besser kann das Jahr kaum in den Frühling gehen.

Release: Flowers Dragon‘s Eye Fourth Anniversary | Artist: V.A. | Stil: Ambient, Drones, Electronica, Sound Art | Label: http://www.dragonseyerecordings.com | Format: MP3 | Lizenz: Creative Commons


H BEATREPORT Literatur

Literatur

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Mattin & Anthony Iles – Noise and Capitalism „Noise“ heiĂ&#x;t zunächst einmal „Krach“, und als solcher haftet dem Genre immer auch ein wenig das Klischee der reinen Gegenbewegung an. Man denke nur an den Pornofetisch japanischer KlangkĂźnstler, die industrielle Apokalypse von Pionieren wie den EinstĂźrzenden Neubauten oder Throbbing Gristle, an ohrenbetäubende Lautstärke und visuelle Schocktaktiken. Politisch war Noise jedoch immer nur am Rande – vielleicht auch, weil Individualismus und Nonkonformität die traditionellen Stichworte der Szene sind und man sich immer auch gern selbst hinterfragt. Wer von „Noise and Capitalism“ deswegen eine Art sozialistisches Manifest erwartet, wird entsprechend enttäuscht oder eben auch positiv Ăźberrascht sein. Mit ansteckendem Eifer nehmen die Autoren das Genre auseinander, untersuchen den Prozess der Improvisation und gehen der Frage nach, inwieweit Frauen die Zukunft des Noise sein kĂśnnten. Was das als PDF kostenfrei beziehbare Werk so lesenswert macht, sind dabei nicht nur die historischen oder philosophischen Erkenntnisse, sondern vielmehr eine Vielzahl äuĂ&#x;erst spannender Musiktipps. Man bekommt nach dem Lesen beispielsweise sofort Lust, in die Welt einer Band wie Shave einzutauchen, in deren Musik die brutale „Wall of Noise“ in einen komplexen Cyberkosmos zerbricht, oder sich eine Show der Schweizer Performance-Spezialisten Runzelstirn & Gurgelstock anzusehen, bei der sich ein buntes Dada-Theater entfaltet. Der wahre Sprengstoff indes, so lehrt „Noise and Capitalism“, liegt darin, wie der Begriff seit jeher dazu verwendet wurde, alles abzustempeln, was nicht mit gesellschaftlich gängigen Vorstellungen von Musik und Ă„sthetik konformgeht: Auch Rap und Hip-Hop wurden lange Zeit als reiner „Noise“ beschimpft – bis Public Enemy diese Verunglimpfung auf „Bring the Noise“ in ein Ehrenmal umdeuteten. Mattin & Anthony Iles (Hg.) – Noise and Capitalism | Seiten: 197 | Preis: frei | Arteleku Verlag | Web: www.arteleku.net/audiolab/noise_ capitalism.pdf

Archisonics – Sonifying Architecture B.G. Nichols und Andy Graydon haben sich kein triviales Thema ausgesucht. Auf Basis jahrelanger Forschungen gehen sie der Frage nach, ob Architektur klingen und ein Gebäude Musik erzeugen kann. Das hĂśrt sich zunächst wahlweise akademisch oder ätherisch an und die Kompaktheit der AusfĂźhrungen sowie die Komprimiertheit ihrer Sprache haben tatsächlich etwas von einem philosophischen Traktat. Doch die MĂźhe lohnt sich, denn die beiden Autoren zeigen nicht nur auf, dass man – analog zu den Techniken zeitgenĂśssischer Komponisten – Architektur als musikalische Notation verstehen kann, sondern wenden sich auch den Ergebnissen moderner Physik zu. So belegen aktuelle Studien, dass Blinde sich in einem Raum anhand feinster akustischer Felder orientieren, die sich an den Zimmerwänden bilden. Eine Sensibilisierung fĂźr die Eigenschaften eines Echos vermittelt zudem ungeahnt explizite Informationen Ăźber die GrĂśĂ&#x;e, Form und sogar das Material der reflektierenden Fläche. Auch wenn manche Fragen – wohl auch bewusst – offenbleiben: Der Erfolg dieses BĂźchleins besteht darin, Erkenntnisse aus den verschiedensten Gebieten, einschlieĂ&#x;lich Religion und Film, in eine kohärente Theorie zu verdichten und dabei niemals allzu selbstverliebt abzuschweifen. Die Details kann sich der Leser schlieĂ&#x;lich anhand der reichlich enthaltenen Literaturquerverweise selbst einholen – und dabei den Klängen der beigelegten Audio-CD lauschen, auf denen das zuvor beschriebene akustisch illustriert wird.

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Archisonics – Sonifying Architecture | Seiten: 22 (englisch), eine Audio-CD | Preis: 12.50 britische Pfund | Web: http://fourm.wordpress.com/ #0'

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Beat-Heft-DVD #55

Produzieren wie die Profis – mit n-Track Studio 6 Beat! Mit der exklusiven Beat-Edition des n-Track Studio 6 findet wieder einmal eine vollwertige Audioworkstation ihren Weg auf Ihre Heft-DVD. Hinzu kommen sechs wertvolle VST-Synthesizer als Ideengeber für Rave, Techno, Breakbeat, Dance und Hip-Hop sowie die Premiere unserer brandneuen Videoworkshop-Reihe. Insgesamt 1,5 GB Loops und Samples laden zudem zum Experimentieren ein. DVD zusammengestellt von Alexander Weber

Sechs wertvolle Vollversionen: VST-Sixpack 33 Minuten Profiwissen: Vocal-Editing-Videoworkshop Im ersten Beat-Videoworkshop spielt Hip-Hop die Hauptrolle: Schritt für Schritt lernen Sie, wie eine Rap-Strophe geschnitten, bearbeitet und gesäubert wird, bevor es ans Abmischen geht. Dabei geht es auch um das Angleichen gedoppelter Spuren, das manuelle und automatische Entfernen ungewollter Atemgeräusche und die Automation der Lautstärke. Unersetzliches Fachwissen auf 33 Minuten, abspielbar auf PC und Mac. www.delamar.de

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Diese sechs Ausnahme-Synthesizer machen glücklich: Ravernator, DirtyHarry und CZynthia sind die perfekten Partner für Rave, Techno und Breakbeat. Die Analogspezialisten Oresus SE, KickLab BSP und PurePOne spielen hingegen bei Hip-Hop und Dance ihre Stärken aus. VORAUSSETZUNGEN: Windows 7/ Vista/XP, VST-fähiger Sequenzer www.delamancha.co.uk | www.algo music.net | www.ametrineaudio.com www.amvst.com | www.tubeohm.com www.hypersynth.com

Über 1 GB frische Sounds: Synthetic Drums Ob mächtige Kickdrums, scharfe Snare-Clicks, wummernde Toms, ElectroZips oder Metal-Hits – in dieser außergewöhnlichen Sammlung synthetischer Drum- und Synthsamples findet jeder die passende Ergänzung, um Grooves den letzten Schliff zu verleihen. VORAUSSETZUNGEN: NI Kontakt, HALion oder anderer Sampleplayer

Das DVD-Plus:

Kurt Kurasaki spendiert über 200 MB Reason-Refills aus seinem Blog peff.com. Hinzu kommen weitere frische Klangdaten für Techno und Dance, der Videoeditor Video Spin 2.0, wertvolle Free- und Shareware, Audiobeispiele zu den aktuellen Tests und das Begleitmaterial zu Ihren Workshops. Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass wir für die auf der DVD enthaltenen Programme und Dateien keinen Support leisten können. Wenden Sie sich in diesem Fall bitte direkt an den Hersteller! Vielen Dank.

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