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September/Oktober n 2011

BERATENDE INGENIEURE

BERATENDE INGENIEURE

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FACHMAGAZIN FÜR PLANEN UND BAUEN

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FACHMAGAZIN FÜR PLANEN UND BAUEN

n VBI-KONGRESS 2011 n WASSERBAU n FM-CONSULTING


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EDITORIAL

VBI-Kongress 2011

Neuer Auftritt

Ines Bronowski, Chefredakteurin

Ein gut besuchter VBI-Bundeskongress liegt hinter uns. Rund 200 VBI-Mitglieder und Gäste aus Politik und Wirtschaft saßen im Saal als VBI-Präsident Volker Cornelius am 13. Oktober die Veranstaltung in Nürnberg eröffnete. Während die Veranstaltung organisiert wurde, schickte sich „Stuttgart 21“ gerade an, zum Synonym einer breiten Debatte über Infrastrukturgroßprojekte und deren Planung zu werden. Somit lag das Thema der öffentlichen Vortragsveranstaltung, mit der der VBI-Kongress jedes Jahr beginnt, quasi auf der Hand. Die zentrale Fragestellung lautete: „Infrastrukturmaßnahmen in Deutschland – Bürgerbeteiligung versus Genehmigungsverfahren?“ Infrastrukturen sind, wie jeder weiß, die Lebensadern unseres Wirtschaftslebens. Sie sind damit zugleich die Basis für Wohlstand und soziales Miteinander in unserer Gesellschaft – eigentlich also eine äußerst positive Angelegenheit, wie der VBIPräsident in seiner Einführung konstatierte. Warum habe man aber in der aktuellen Diskussion häufig den Eindruck, Infrastrukturprojekte seien etwas Negatives? Warum steht der Protest gegen solche Projekte stärker im Vordergrund als die Begeisterung für neue Infrastrukturmaßnahmen, die das Ziel haben, die Lebensqualität für viele zu verbessern? Darüber zu diskutieren, sei Anliegen der Veranstaltung, sagte Cornelius in seinem Eingangsvortrag. „Wir wissen alle, dass uns das Planungsrecht die Bürgerbeteiligung festschreibt – ohne Beteiligung geht es nicht.“ Es stelle sich aber die Frage, wie sich nach den Erfahrungen mit Stuttgart 21 neue Wege und Zeitpunkte der Beteiligung, der Befriedung, aber auch der Beschleunigung von Projekten erreichen lassen. „Gleichzeitig“, gab der Präsident zu bedenken, „stellt sich mir die Frage, ob es nicht auch ein besonders hohes Gut ist, wenn Bürger geplante Großprojekte kritisch in Frage stellen. Denn die Politik ist oft in Zwängen von Parteitaktik und Wiederwahlwünschen gefangen. Da werden Finanzierungen schön geredet und Baukosten auf dem Papier minimiert, um Projekte oberflächlich und vorübergehend durchsetzungsfähig zu machen.“ Möglicherweise führe die inzwi-

schen auf vielen Ebenen begonnene Diskussion ja tatsächlich dazu, dass wir zu einer neuen Planungskultur und besseren Genehmigungsverfahren kommen. Und noch einen wichtigen Gedanken gab Cornelius in seiner klugen Eröffnungsrede der Veranstaltung mit auf den Weg: „Wir Ingenieure können und wollen die politische und gesellschaftliche Willensbildung nicht ersetzen. Wir können aber unsere Stärken und unser Wissen in diesen Prozess einbringen. Mit Fakten und nachvollziehbaren Bewertungen können wir Diskussionen versachlichen und Entscheidungshilfen bieten – man sollte unsere Kompetenz allerdings nicht dazu missbrauchen, Dinge schön zu rechnen oder schön zu reden – oder auf der anderen Seite Projekte zu ‚zerreden’“. Welche Positionen die Gastredner anschließend hinsichtlich der zentralen Fragestellung „Infrastrukturmaßnahmen in Deutschland – Bürgerbeteiligung versus Genehmigungsverfahren?“ vertreten haben und welche Antworten die Diskussion in Nürnberg zu Tage förderte, lesen Sie auf den folgenden Seiten. Am zweiten Kongresstag, dem den VBI-Mitgliedern vorbehaltenen Verbandstag, gab es dann offiziell grünes Licht für den komplett neu gestalteten und neu programmierten Internetauftritt des Verbandes. Unter der bekannten Adresse www.vbi.de bietet der VBI seitdem übersichtlich und interaktiv Informationen und Dienstleistungen für VBI-Mitglieder und die interessierte Öffentlichkeit an. Auch das VBI-Logo hat eine optische Überarbeitung erfahren. Demnächst wird dieser neue Look auch auf den BI-Seiten erscheinen. In dieser Ausgabe mit dem thematischen Schwerpunkt Wasserbau ist noch einmal alles wie gewohnt: Nach der Berichterstattung vom VBI-Bundeskongress, den Nachrichten aus Verband und Branche sowie den Kurzberichten aus dem Planeralltag unter der Fragestellung „Woran arbeiten Sie gerade?“ folgen die Hauptbeiträge, dann die beiden Rechtskolumnen und die Produkt- und Projektinformationen bevor Literaturhinweise und Terminkalender das Heft beschließen.

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INHALT

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Editorial VBI-Bundeskongress – Neuer Auftritt Ines Bronowski

10 Namen und Nachrichten Vom VBI-Bundeskongress 2011 21

Woran arbeiten sie gerade?

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Wasserbau Kaiserschleuse Bremerhaven – Brücke und zugleich Küstenschutz Matthias Schäfers, Gerald Gigerich

Foto: Hochtief Solutions AG

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Strandschutzmauer Borkum – Küstenschutz im Zeichen des Klimawandels Thomas Roos, Olaf Schneider

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Lausitzer Seenkette – Verbund schiffbarer Kanäle entsteht Bärbel Rechenbach

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Rheinauen bei Karlsruhe – Wasser zum Altrhein und Neubau Albschleuse Edgar Schenk

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Ökologische Durchgängigkeit der Leine – Ausweg aus der Sackgasse Holger Pabsch, Rudolf Fritsch

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56 n VBI-KONGRESS 2011 n WASSERBAU n FM-CONSULTING

Zum Titelbild: Schiffbare Kanäle verbinden künftig die Lausitzer Tagebauseen Foto: Hartmut Rauhut, LMBV

Facility Management Methoden und Standards im FM-Consulting Qurin Lutzenberger, Robert Oettl Beruf und Recht ABC des Baurechts Versicherungen für den Bau: Was ist durch welche Versicherung abgesichert? Eva Reininghaus

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Urteile Haftung des Planers bei fehlerhaftem Leistungsverzeichnis durch funktional ungenaue Beschreibung Wolf Osenbrück

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Produkte und Projekte

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Tipps und Termine

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Impressum

BEILAGENHINWEIS Dieser Ausgabe liegt ein Prospekt der Firma celseo GmbH & Co. KG, Leer bei. Wir bitten unsere Leser um Beachtung!

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NAMEN UND NACHRICHTEN

Dr. Cornelius bei der Kongresseröffnung

Gert Karner, VBI-Landeschef in Bayern

Nürnbergs Bürgermeister Förther

VBI-Bundeskongress 2011

Neues Denken statt neuer Vorschriften Gemeinwohl vor Parteiinteressen, Bürgerbeteiligung vom ersten Planungsschritt an – moderiert und organisiert durch unabhängige Dritte – sowie die umgehende Realisierung einmal genehmigter Projekte. So lässt sich kurz und knapp zusammenfassen, was Referenten und Diskutanten auf die zentrale Fragestellung des VBI-Bundeskongresses 2011 „Infrastrukturmaßnahmen in Deutschland – Bürgerbeteiligung versus Genehmigungsverfahren?“ unterm Strich zusammentrugen. Die rund 200 Teilnehmer, VBI-Mitglieder und Gäste aus Wirtschaft und Politik, die von VBIPräsident Dr.-Ing. Volker Cornelius am 13. Oktober in Nürnberg begrüßt wurden, erlebten

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einen informativen Kongressauftakt. Cornelius unterstrich in seiner Einführungsrede, dass er in der seit Stuttgart 21 laufenden Diskussion um „Wutbürger“ und die bisherige Art

und Weise, öffentliche Infrastruktur in Deutschland zu planen, eine große Chance sehe, neue Wege und Zeitpunkte der Beteiligung, der Befriedung, aber auch der Beschleu-


NAMEN UND NACHRICHTEN

Staatssekretärin Katja Hessel

Lechwerke-Vorstand Paul Waning

nigung von Projekten zu erreichen. Erfreulich sei der erkennbare Trend bei Bürgerinitiativen, nicht mehr nur bloße Ablehnung zu organisieren, sondern die Nutzenbetrachtung in den Mittelpunkt zu stellen. Das sei ein guter Ansatz, um den benötigten breiten gesellschaftlichen Konsens für Projekte erzielen bzw. „erdiskutieren“ zu können. „Wir Ingenieure können und wollen die politische und gesellschaftliche Willensbildung nicht ersetzen“, betonte Cornelius, „aber wir können unsere Stärken und unser Wissen in diesen Prozess einbringen. Mit Fakten und nachvollziehbaren Bewertungen können wir Diskussionen versachlichen und Entscheidungshilfen bieten.“

Neue Architektur der Bürgerteilhabe Gert Karner, Vorsitzender des gastgebenden VBI-Landesverbandes Bayern, sprach von einer neuen Architektur der Bürgerteilhabe. Zur Begründung dieser Forderung für deutsche Infrastrukturplanungs- und Genehmigungsverfahren blickte er weit über den deutschen Tellerrand hinaus, z. B. nach Tunesien und Ägypten. Die arabischen Revolutionen stünden dafür, dass autokratische Systeme nicht mehr akzeptiert werden. Dort habe man Bürgerbeteiligung blutig erkämpft. Auch die anschwellende Protestbewegung gegen die Banken unterstreiche, dass die Bürger vielerorts das Vertrauen in die Politik verloren hätten. Außerdem bedarf es keiner politischer Institutionen mehr, um sich zu organisieren, wie beide Bewegungen zeigten. Dafür nutzen die Menschen weltweit elektronische Kommunikationsmittel. Darauf müsse auch hierzulande eine modernere Planungskultur bauen. Zudem nutzte Karner die Gelegenheit, die herzlich begrüßten Gäste aus der Politik mit konkreten VBI-Anliegen zu konfrontieren. Staatssekretärin Katja Hessel, Bayerisches Staatsministerium für Wirtschaft, Infrastruktur, Verkehr und Technologie, bekam den Auftrag, bei der in ihrer Regie anstehenden Novelle des Gesetzes zur Landesplanung in Bayern Bildung und Kultur wieder als Entwicklungsziele aufzunehmen. Hessel versicherte, dass der Landesplanungsbeirat die Botschaft wohl verstanden habe, Bildung und Kultur also auch künftig Lan-

Saalperspektive

HDB-Chef Thomas Bauer

desentwicklungsziele blieben. An Nürnbergs Bürgermeister Horst Förther richtete Karner die Bitte insbesondere seiner Nürnberger VBIKollegen, die Position des Baudezernenten im Rathaus zu erhalten. Gute und schlechte Erfahrungen Die Antwort des Bürgermeisters folgte umgehend, fiel jedoch nicht im Sinne des VBI aus. So sprach Förther in seinem Grußwort von Synergieeffekten, die auch Nürnberg erschließen müsse. Deshalb wolle man Aufgaben wie Stadtentwicklung, Bauplanung und Umweltressort zusammenlegen, um sie effizienter bearbeiten zu können. Die zentrale Frage der Veranstaltung „Bürgerbeteiligung versus Genehmigungsverfahren?“ betrachtete Förther dann anhand konkreter Erfahrungen aus der Kommunalpolitik. Für die gelungene Einbindung von Bürgerinteressen in den Planungsund Genehmigungsprozess eines Großprojektes sei das Nürnberger Frankenstadion ein gutes Beispiel. „Die Zusammenarbeit mit dem Projektbeirat war zwar zunächst schweißtreibend, lief aber nach Anfangsschwierigkeiten immer besser“. Inzwischen stehe das Stadion zur allgemeinen Zufriedenheit. Anders sei die Sachlage beim Projekt Archivpark, so der Bürgermeister. Hier stieß die angebotene Integration des Bürgerwillens in den Planungsprozess zunächst auf Desinteresse. Anwohner und andere Bürger entdeckten ihr Mitsprachebegehren erst bei Baubeginn als

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NAMEN UND NACHRICHTEN

Auf dem Podium (v. l.): Waning, Best, Bauer

In der ersten Reihe: VBI-Vorstände Jörg Thiele, Heinrich Best,

der alte, geschädigte Baumbestand abgeholzt werden sollte. Das habe eine nachträgliche Bürgerbeteiligung zur Folge gehabt mit dem Ergebnis, dass die Parkumgestaltung nun stufenweise erfolge und quasi einen JurassicPark, ein Areal der toten bzw. umsturzgefährdeten Bäume, einschließe. Am Ende werde dies deutlich teurer und aufwändiger als das ursprüngliche Projekt, so Förther.

Katja Hessel, Paul Waning

Blick ins Auditorium: im Mittelpunkt VBIVorstand Axel Jacker

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Gemeinsinn zum Wohle aller Das Thema aus der Sicht der Politik zu betrachten, war dann Aufgabe von Staatssekretärin Hessel, die mit dem eigenen Berufsstand ziemlich kritisch ins Gericht ging. „Die Information der Bürger ist keine Holschuld der Bürger, sondern Bringschuld der Politik.“ Die heutigen formellen Beteiligungsverfahren bezeichnete Hessel dafür als nicht ausreichend. Diese müssten viel früher ansetzen, etwa in kommunalen Zukunftsforen als dauerhafter Institutionen der Bürgerbeteiligung. Außerdem gelte es, die neuen Kommunikationskanäle zu nutzen und z. B. unabhängige Projektmanager für planungsbegleitende Kommunikationsaufgaben zwischen Vorhabensträgern und Bürgern einzuschalten. Danach sei es Aufgabe der Politik, so die Staatssekretärin, einmal getroffene Entscheidungen zügig zu realisieren und „mehr Gemeinsinn zum Wohle aller zu entwickeln.“ Damit kam Hessel den VBI-Positionen zur Reform des Planungsrechts, wie sie Vorstandsmitglied Heinrich Best später während der Podiumsdiskussion erläuterte, sehr nahe, blieb jedoch nicht lange genug, um noch mit den VBI-Vertretern ins Gespräch zu kommen. Die Sicht des Investors darzulegen, übernahm Paul Waning, Vorstandsmitglied der Lechwer-


NAMEN UND NACHRICHTEN

Wettbewerbsauslobung(v. l.): Ernst Ebert und Prof. Deichsel

ke AG, Augsburg. Unter dem Vortragstitel „Ausbau des Stromnetzes – Anforderungen an das Verteilnetz hinsichtlich der Einbindung dezentraler Stromerzeuger, Steuerungs- und Speichermöglichkeiten“ bot der einen sehr ingenieurgemäßen Einblick in die Herausforderungen der Energiewende: Zahlen, Tabellen, Berechnungen. Und die Schlussfolgerung: „Sie als Ingenieure bekommen viel Arbeit.“ Die ländlichen Netze seien inzwischen voll mit privaten PV-Anlagen. Das mache Versorgungs- zu Entsorgungsnetzen. „Wir müssen den Strom aus der Fläche holen“, wie Waning sagte. Daher sei für die Integration der Erneuerbaren ein massiver Netzausbau erforderlich. Dazu komme die Aufgabe der Kommunikation zwischen Einspeisern, Netzbetreibern und Verbrauchern, also deren Vernetzung. Die Komponenten dafür gebe es, an den Lösungen zu einer ökonomisch und ökologisch sinnvollen Verknüpfung im Dienste einer sicheren Stromversorgung arbeite man. Bürgerbeteiligung, so Waning, sei grundsätzlich erwünscht, aber vor allem als Betreiber kleiner dezentraler Stromerzeuger, z. B. Mikro-KWK- und Windkraftanlagen. Wenig Verständnis für Bürgerproteste wie Stuttgart 21 zeigte Prof. Thomas Bauer, Präsident des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie. Unbeeindruckt von den zuvor durchweg kritischen Betrachtungen der Bürgermitsprache-Möglichkeiten forderte er dazu auf, die parteipolitischen Mittel und Wege zu bürgerschaftlichem Engagement und die bewährten Verfahren der Bürgerbeteiligung zu pflegen. Allerdings bedürfe es dabei durchaus mehr Transparenz, wie Bauer einräumte, deshalb befürworte der Hauptverband die grundsätzliche Offenlegung von Verträgen.

Wettbewerb zur „Stadt der Zukunft“ Zum zweiten Mal stand in Nürnberg die Auslobung des interdisziplinären Studentenwettbewerbs „Stadt der Zukunft“ im VBI-Kongressprogramm. VBI-Vorstandsmitglied Ernst Ebert stellte gemeinsam mit Stephan Rothenburg, Leiter Projektentwicklung Süd der Aurelis Real Estate, und Prof. Dr. Michael Deichsel, Dekan der Fakultät Maschinenbau und Versorgungstechnik an der Georg-Simon-Ohm-Hochschule Nürnberg den Wettbewerb vor. Mitstreiter ist außerdem die Universität Nürnberg-Erlangen. Der Wettbewerb gilt diesmal dem Areal des Nürnberger Südbahnhofes. Das 90 ha große Gewerbegebiet soll zur „Green City“ werden. Aufgabe der Studententeams aus künftigen Bauingenieuren, Architekten, Geografen, Versorgungstechnikern und Sozialwissenschaftlern ist die Planung eines modernen Stadtviertels mit allen versorgungstechnischen und verkehrlichen Anbindungen, dazugehöriger sozialer Infrastruktur, Schallschutz usw. Die Wettbewerbsergebnisse sollen Ende Juni 2012 vorliegen. Den Siegerteams winken 4.000, 3.000 bzw. 1.000 Euro Preisgeld.

Braucht Bürgerbeteiligung Gesetzesform? Mit dieser Frage hakte VBI-Vizepräsident Dr. Joachim Knüpfer als Moderator der abschließenden Podiumsdiskussion bei Prof. Bauer nach. Seiner Antwort, einem klaren Nein, schlossen sich auch Paul Waning und Heinrich Best, im VBI-Vorstand für das Verkehrsressort verantwortlich, an. Bauer sagte, „Bürgerbeteiligung ist ein kommunikativer Prozess, den wir organisieren müssen.“ Und, ergänzte Best, „wir Ingenieure sind mit ein wenig entsprechender Schulung prädestiniert dafür, diese Kommunikationsprozesse zu organisieren und zu steuern.“ Außerdem sei für die Verbesserung der jetzigen Situation vordringlich in zwei Bereichen zu handeln: „Wir benötigen eine sinnvolle übergeordnete Investitionsplanung für die Verkehrsinfrastruktur und eine Verbesserung der Kommunikation auf allen Ebenen der Projektdurchführung“, sagte Best. Der VBI fordere daher eine interdisziplinäre Netzbedarfsplanung.

„Wir müssen Wege finden, unsere Infrastrukturentwicklung einer volkswirtschaftlichen Gesamtbetrachtung zu unterziehen.“ Zu viele Projekte seien regional initiiert, politisch motiviert und hätten oft keinen übergeordneten Nutzen. Der VBI schlage weiter vor, einen Kodex zu erarbeiten, der die Grundsätze ordnungsgemäßer Planung enthält und im Kern jedem Vorhabensträger die Einrichtung eines Kommunikationsprojekts unter Beteiligung interessierter Bürger und betroffener Interessensverbände vor Beginn der Planung nahelegt. „Wir brauchen keine neuen Gesetze, sondern eine neue Denkweise“, unterstrich der VBIVerkehrsvorstand. „Denn nur im Dialog werden wir es schaffen, Projekte künftig konfliktärmer und schneller zu realisieren“. Die Argumente des VBI zur Reform des Planungsrechts finden Sie in ausführlicher Form als Positionspapier auf der VBI-Website unter www.vbi.de IBO

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NAMEN UND NACHRICHTEN

VBI-Spitzenvertreter (v. r.): Dr. Cornelius, Hauptgeschäftsführer Klaus Rollenhagen, die Vizepräsidenten Dr. Knüpfer und Jörg Thiele, H. Best, L. Leppers, Axel Jacker und Stephan Weber.

VBI-Verbandstag

Investitionen in die Zukunft Der VBI-Verbandstag am 14. Oktober in Nürnberg startete mit einem Paukenschlag: Nach der offiziellen Begrüßung durch VBI-Präsident Dr.-Ing. Volker Cornelius enthüllte Vizepräsident Dr.-Ing. Joachim Knüpfer das neue Logo in blau-grün, das den öffentlichen Auftritten des VBI in Zukunft neuen Schwung verleihen soll. Parallel ging die komplett neue VBI-Website online. Diskutierten u.a mit (v.l.): Prof. Jochen Scheuermann und Hans-Helmut Schaper

Knüpfer präsentierte das neue Kommunikationskonzept, das ab sofort auf dem Dreiklang Internet, Newsletter und der Zeitschrift „Beratende Ingenieure“ basiert. BI solle, so Knüpfer, vom jetzigen Fachmagazin künftig zum Branchenmagazin profiliert werden. Im neu-

en Jahr ersetzt dann der digitale Newsletter die „VBI-Nachrichten“. Im Bericht des Vorstandes ging Dr. Cornelius zunächst auf das Thema Normung ein. Er erläuterte nochmals die beiden Initiativen PraxisRegelnBau und Praxisinitiative PiN, die der

Verbandstagsdiskussion: Renate Kaula, Chefin VBI-LV BerlinBrandenburg zwischen Prof. Horst Bellmer, Vorsitzender VBI-Bremen und Uwe Pinck, VBI-Chef in Hamburg.

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VBI mit erheblichen Mitteln unterstützt. Die Zusammenarbeit mit den anderen Akteuren aus der Bauwirtschaft funktioniere im Rahmen dieser Gremien hervorragend, wie der Präsident unterstrich. Er erneuerte seinen Aufruf an die Büros aus dem Konstruktiven Ingenieurbau im VBI, die professionalisierte Normungsarbeit mit Sonderbeiträgen zu unterstützen. Praxistauglichere, vereinfachte Normen hätten erhebliche Einsparungen für die einzelnen Büros zur Folge. Daran sollten alle Mitglieder bei ihrer Entscheidung pro oder contra Sonderbeitrag denken. VBI-Vorstand Axel Jacker berichtete über die Aktivitäten des VBI-Ausschusses Wasserwirtschaft und stellte den VBI-Arbeitskreis zum Thema Vergabe vor, der dringend mehr Mitstreiter brauche. Jacker warb dafür, dass alle,


NAMEN UND NACHRICHTEN

Dr. Knüpfer präsentiert den neuen VBI-Auftritt.

Partner in Sachen Nachwuchsförderung: VBI-Vorstand

Die neuen VBI-Ehrenmitglieder Prof. Werner (v.l.) und Dieter Drueg mit VBI-Präsident Cornelius.

Lars Leppers und YP-Vorsitzender M. Krause.

die „täglich im Gestrüpp der Vergabe“ zu kämpfen hätten, aktiv in dem Gremien mitarbeiten sollten. Zum Fortgang der HOAI-Novelle berichtete VBI-Vorstand Ernst Ebert, gleichzeitig AHOVorsitzender, dass der Zeitplan mittlerweile einen Verzug von fünf Monaten aufweise. Die Überarbeitung der Leistungsbilder sei zwar abgeschlossen, die Fachebene habe eindeutig für die Rückführung der sogenannten Beratungsleistungen in den verbindlichen Teil der HOAI plädiert, aber nun sei die Politik gefordert. Der schwierigste Teil der Novelle, die Überarbeitung der Honorarstruktur und die Durchsetzung höherer Honorare, stehe also erst noch bevor. Die VBI-Aktivitäten im Verkehrsbereich erläuterte VBI-Vorstand Heinrich Best. Über Ge-

spräche mit Abgeordneten der CDU- sowie SPD-Fraktion des Bundestages seien die Belange der VBI-Büros in die politische Diskussion zu einer Reform des Planungsrechts eingebracht worden. Best verwies auf das am Vortag im Rahmen des Bundeskongresses veröffentlichte Positionspapier mit den Verbandsforderungen zur Reform des Planungsrechts. Nach dem Vorstandsbericht nutzte Mathias Krause, Vorsitzender der Young Professionals (YP) im VBI, die Gelegenheit, mit den Worten „schicken Sie uns Ihre jungen Leute“ für den Kreis der jungen Unternehmer und Führungsnachwuchs in den VBI-Unternehmen zu werben. In der folgenden Verbandstagsdiskussion unterstrich VBI-Vizepräsident Dr.-Ing. Knüpfer, dass der VBI künftig verstärkt in Zukunftsprojekte investieren wolle. Dies seien

vor allem die Bereiche Normung und Öffentlichkeitsarbeit. Zum Abschluss des Verbandstages zeichnete der Verband drei verdiente Mitglieder mit der VBI-Ehrenmitgliedschaft aus. Erster im Bunde: Prof. Dr.-Ing. Frank Werner, Weimar, bis vor kurzem Vorsitzender des Landesverbandes Thüringen. Zweites Ehrenmitglied wurde Dieter Drüg, ebenfalls langjähriger Landesverbandsvorsitzender, in diesem Falle in Sachsen-Anhalt. Der dritte im Bunde, der krankheitsbedingt leider nicht persönlich dabei sein konnte, ist Dr. Siegfried Lepenies, der 16 Jahre lang an der Spitze des VBI-Landesverbandes Sachsen stand. Der VBI-Bundeskongress 2011 schloss mit der Einladung zum nächsten Kongress am 27./28. September 2012 in Köln. VZ

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NAMEN UND NACHRICHTEN

Preisträgerin Eva Riedel mit Norbert Schüßler (ganz links), Prof. Josef Hegger und Prof. Brameshuber (ganz rechts)

Schüßler-Preis 2011

Auszeichnung für Studentin Ingenieurbauwerk Saale-ElsterTalbrücke im Zuge der Bahnneu-

VBI-Position

baustrecke Nürnberg–Leipzig/Halle

Umdenken bei der DB AG?

Foto: Doka

Eine vom VBI im August veröffentlichte Presseinformation zum Umgang der DB AG mit unabhängigen Ingenieur-Dienstleistern hat Wirkung gezeigt. Die DB ProjektBau GmbH wandte sich an den VBI und kündigte Verbesserungen in der Zusammenarbeit mit Planungsbüros an. Zwar zeigte sich Matthias Grabe, Geschäftsführer Technik der DB ProjektBau GmbH, verwundert über die seiner Ansicht nach falsche Einschätzung der Ingenieure, ließ den VBI aber wissen, dass die DB AG in den kommenden Monaten langfristige Verträge mit Ingenieurbüros abschließen wolle. Hinsichtlich der Vergabekriterien werde „zunehmend nach Qualität, Kompetenz und Zuverlässigkeit entschieden, nicht ausschließlich nach Preis“, so Grabe. Außerdem zeigte sich der Bahn-Geschäftsführer in einem Telefonat mit VBI-Vorstandsmitglied Heinrich Best interessiert daran, weiterführende Gespräche mit dem Arbeitskreis Bahn zu führen. In der VBI-Presseinformation unter dem Titel „Planungsunternehmen ziehen sich von der Bahn zurück“ hatte der VBI die unerfreulichen Erfahrungen vieler Mitglieder als Auftragnehmer der Bahn AG zusammengefasst und konstatiert, dass die Bahn als Auftraggeber zunehmend unattraktiv sei. Berichte von Mitglieds-

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unternehmen, die maßgeblich Planungsaufgaben für die DB AG übernehmen, hätten gezeigt, dass diese inzwischen dabei seien, ihr Geschäft umzustellen. „Die Entwicklung ist dramatisch, kommt aber nicht unerwartet“, hatte Heinrich Best, der im VBI-Vorstand das Verkehrsressort betreut, in dem Papier kommentiert. In Gesprächen mit der Bahn habe diese überdies deutlich gemacht, dass die DB AG den Umgang mit den Planern noch weiter verschärfen wolle, so Best. Planungs- und Projektsteuerungsleistungen soll künftig die eigene Tochter DB Projektbau durchführen, die unabhängigen Ingenieurbüros bekämen nur noch die Rolle von „Ergänzungsspielern“, die man bei Bedarf hinzukaufe. Zu diesem Zweck habe die DB AG begonnen, massiv Ingenieure einzustellen. Da diese aber knapp seien, werbe die Bahn in den Ingenieurbüros ausgebildete Fachingenieure ab. „Das ist auf Dauer wirtschaftlich nicht tragbar“, so Best und zwinge die Unternehmen umzudenken. Was die als Reaktion auf die VBI-Kritik angekündigten Verbesserungen in der praktischen Zusammenarbeit daher tasächlich wert sind, bleibt abzuwarten.

Zum 17. Mal hat die Düsseldorfer Ingenieurgesellschaft Schüßler-Plan Mitte September gemeinsam mit der Fakultät für Bauingenieurwesen der RWTH Aachen den Schüßler-Preis vergeben. Verbunden mit dieser Auszeichnung, die in diesem Jahr an Eva Riedel ging, ist ein Stipendium für einen studienbegleitenden Auslandsaufenthalt. Riedel ist Studentin des Bauingenieurwesens im vierten Semester und überzeugte die Jury mit ihren hervorragenden Studienleistungen. Sie wird die Auszeichnung, die Prof. Dr.-Ing. Josef Hegger von der Fakultät für Bauingenieurwesen der RWTH überreichte, zur Fortsetzung ihres Studiums im spanischen Santander nutzen. Bei der Preisverleihung begrüßten Univ.Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Brameshuber, Dekan der RWTH-Fakultät für Bauingenieurwesen, und Dipl.-Ing. Norbert Schüßler, Geschäftsführender Gesellschafter der Schüßler-Plan Consult, auch die Preisträgerin des vergangenen Jahres, Anna Schröders, die in einem Vortrag von ihrem Auslandsaufenthalt berichtete. Der Schüßler-Preis wird seit 1995 jährlich von der Schüßler-Plan Gesellschaft vergeben, um besonders begabte Studenten des Bauingenieurwesens zu unterstützen. Die Förderung fachlicher Qualifikationen sowie die der Persönlichkeitsentwicklung angehender Bauingenieure steht dabei im Vordergrund. Bis heute erhielten 35 RWTHStudenten diese Anerkennung.


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Anfang September wurde der Alte Elbtunnel in Hamburg von der Bundesingenieurkammer und der Hamburgischen Ingenieurkammer-Bau als nunmehr 10. Bauwerk mit dem Titel „Historisches Wahrzeichen der Ingenieurbaukunst in Deutschland“ ausgezeichnet. Mit der Ehrung würdigt die Bundesingenieurkammer eines der bedeutendsten Ingenieurbauwerke des 20. Jahrhunderts: Die Hamburger Elbquerung war der erste große Unterwassertunnel auf dem europäischen Festland und in mehrfacher Hinsicht wegweisend. Zur Festveranstaltung anlässlich der Titelverleihung an den Landungsbrücken nahm auch Hamburgs Erster Bürgermeister Olaf Scholz teil, Günther Hoffmann, Abteilungsleiter im BMVBS, vertrat das Ministerium, das die Auszeichnungsreihe „Historische Wahrzeichen der Ingenieurbaukunst in Deutschland“ unterstützt. Außerdem nahmen an der Festveranstaltung im Alten Elbtunnel Jens Meier, Geschäftsführer der Hamburg Port Authority, und Peter Bahnsen, Präsident der Hamburgischen Ingenieurkammer-Bau teil. Bundesingenieurkammer-Präsident Dr. Jens Karstedt verwies in seiner Ansprache auf die bereits seit März erhältliche Broschüre „Der alte Elbtunnel Hamburg“, die sich bei den Hamburgern und ihren Gästen großer Beliebtheit erfreue. Der von Sven Bardua verfasste und reich bebilderte Band ist in der Reihe „Historische Wahrzeichen der Ingenieurbaukunst in Deutschland“ erschienen und in vielen Hamburger Buchhandlungen erhältlich, kann aber auch bei der Bundesingenieurkammer via Internet (www.bingk.de/order-hw) zum Preis von 9,80 Euro bestellt werden.

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Brückenbaupreis 2012

Die Jury hat das Wort Am 17. September endete die Bewerbungsfrist. Damit ist der Wettbewerb um den Deutschen Brückenbaupreis, den die Bundesingenieurkammer (BIngK) und der VBI im März zum nunmehr vierten Mal gemeinsam ausglobt haben, in die entscheidende Phase getreten: Jetzt hat die Jury das Wort. Bis zur Deadline gingen insgesamt 37 Bewerbungen ein, davon konkurrieren 17 Brücken um den Preis in der Kategorie Straßen- und Eisenbahnbrücken, 20 um den Preis bei den Fuß- und Radwegbrücken.

Die Jury tritt erstmals Ende Oktober zusammen und wird in einer ersten Wertungsrunde je Kategorie die drei schönsten und innovativsten Bauwerke unter den Wettbewerbseinreichungen auswählen und für den Deutschen Brücklenbaupreis 2012 nominieren. Jurysitzung Nr. 2 im Januar bleibt es dann vorbehalten, unter den so ausgezeichneten drei Bauwerken pro Kategorie den jeweils einen Preisträger zu küren. Danach bleibt es spannend, denn auch diesmal wollen die Auslober wiederum alle Beteiligten zur strikten Ge-

heimhaltung des Juryvotums bis zur Preisverleihung am 12. März verpflichten. In der gemeinsam von BIngK und VBI berufenen Jury haben diesmal sechs bereits Brückenbaupreis-erfahrene Juroren gemeinsam mit drei „Neulingen“ die Qual der Wahl. Neuling Nr. 1 ist Brit Colditz, im BMVBS verantwortliche Referatsleiterin Brücken- und Ingenieurbauwerke und damit Nachfolgerin von Joachim Naumann, der inzwischen pensioniert ist, aber mit all seinem Wissen und seiner Erfahrung in der Brückenbaupreis-Jury

Bauindustrie

Gute Halbjahresbilanz Die Baukonjunktur entwickelt sich trotz weltwirtschaftlicher Turbulenzen stabil. Zwar sind, wie der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie Ende August mitteilte, die baugewerblichen Umsätze im Bauhauptgewerbe im Juni gegenüber dem Vorjahresmonat um nominal 2,7 % zurückgegangen, das 1. Halbjahr insgesamt aber weise ein deutliches Umsatzplus von nominal 15,3 % aus. Treiber der konjunkturellen Entwicklung bleibt der Wohnungsbau: In den ersten sechs Monaten 2011 ergab die Bilanz ein Plus von 19,5 %. Überraschend positiv ist auch weiterhin der Auftragseingang: Im Juni gab es einen Orderschub von 14,6 %, für das 1. Halbjahr insgesamt verbuchte die Bauindustrie einen Auftragszuwachs von 26,5 %. Dass dieser Aufschwung auf einem soliden Fundament steht, zeigt ein Blick in die Genehmigungsstatistik: Im 1. Halbjahr lag die Zahl der genehmigten Neubauwohnungen um 22.000 Einheiten bzw. 30 % über dem Vorjahresniveau.

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Wohnungsbau (hier in Berlin) boomt weiter.

Dagegen hinterließ die zunehmende gesamtwirtschaftliche Verunsicherung im Wirtschaftsbau erste Spuren: Sowohl Umsatz (- 1,3 %) als auch Auftragseingang (- 0,9 %) verfehlten im Juni das Vorjahresniveau leicht. Für die ersten sechs Monate insgesamt weisen allerdings sowohl Umsatz (+ 16,2 %) als auch Auftragseingang (+ 14,4 %) deutliche Wachstumsraten auf.

Foto: Wienerberger

Sorgenkind bleibt weiterhin der Öffentliche Bau: Hier war im 1. Halbjahr ein deutlicher Auftragseinbruch von 7,3 % zu verkraften. Die Genehmigungsstatistik lässt auch für die zweite Jahreshälfte keine Besserung erwarten, die Baugenehmigungen für öffentliche Bauherren brachen im 1. Halbjahr um 22,8 % ein.


Gewinner des Deutschen Brückenbaupreises 2010 waren die Stadthafenbrücke Sassnitz von sbp und die Elbebrücke Mühlberg von LAP.

erneut ein gewichtiges Wörtchen mitreden wird. Die Neulinge Nr. 2 und 3 sind Dr. Christoph Lemmer, DB AG, und mit Holger Svensson, einer der renommiertesten Brückenbauingenieure Deutschlands. Außerdem gehören der Jury an: Karlheinz Gärtner für die BIngK, Prof. Dr. Reinhard Mauerer, Uni Dortmund, Fakultät Bauingenieurwesen, Dr. Walter Streit, Büchting + Streit AG, Prof. Dr. Jürgen Stritzke, TU Dresden, und Prof. Dr. Werner Sobek.

Geothermie

Studie bescheinigt großes Potenzial Laut einer aktuellen Technologie-Studie der Unternehmensberatung Frost & Sullivan (http://www.technicalinsights. frost.com) zur geothermischen Energiegewinnung steht der Markt für Geothermie kurz- und mittelfristig vor einer großen Expansion. Im Gegensatz zu anderen erneuerbaren Energiequellen wie Windkraft, Solar- oder Wellenenergie können geothermische Kraftwerke Grundlast ins elektrische Energiesystem liefern und sind daher in der Lage, Kohle- oder Kernkraftwerke zu ersetzen. Die Gewinnung geothermischer Energie ist eine der saubersten derzeit verfügbaren Technologien. Es kommt zu sehr geringen bzw. gar keinen Treibhausgas-Emissionen. Die größten Schwierigkeiten bei der geothermischen Energiegewinnung entstehen durch die

hohen Investitionskosten und die mit der Entwicklung von geothermischen Projekten verbundenen Risiken, so die Frost-&Sullivan-Studie. Die Bohrung an sich umfasse bereits einen großen Teil der Kosten des gesamten geothermischen Projekts. Außerdem handele es sich hierbei um einen zeitaufwändigen Prozess. Generell gelte, dass auf die Genehmigungsverfahren etwa 11 % der Kosten der gesamten geothermischen Projektentwicklung entfallen, noch bevor das erste Bohrloch gebohrt werden kann. Der nächste Kostenfaktor ist die Bohrung, die gewöhnlich 30 % der Gesamtkosten ausmacht. Dabei können die Kosten für einzelne Bohrlöcher 5 Mio. Euro erreichen und es sind immer mindestens zwei Bohrungen erforderlich. Die für all diese Aktivitäten erfor-

derliche Ausrüstung und am Ende der Bau der oberirdischen Kraftwerksanlagen führen so zu extrem hohen Gesamtkosten. Investoren und Entwickler aus dem geothermischen Sektor sollten sich darauf konzentrieren, bestehende Technologien zu verbessern und neue Technologien für Tiefbohrungen und die Exploration von geothermischen Reservoirs zu entwickeln. Innovative Lösungen in diesen beiden Bereichen sind für die zukünftige Entwicklung des Geothermie-Marktes von entscheidender Bedeutung, kommentiert Frost-&-Sullivan die Studie. Neue Technologien für Tiefbohrungen in harten Gesteinsschichten könnten außerdem in der Erdöl- und Erdgasindustrie Anwendung finden.

BERATENDE INGENIEURE 9/10 n 2011

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NAMEN UND NACHRICHTEN

ZVEI Niedrigwasserschleuse Magdeburg

EU fördert Neubau Die Europäische Union beteiligt sich mit 27 Mio. Euro an der Fertigstellung der Niedrigwasserschleuse Magdeburg, wie das BMVBS informierte. Mit diesem Projekt, die Schleuse ist im Rothenseer Verbindungskanal angesiedelt, schaffen wir eine Verbindung der Verkehre auf der Elbe von Hamburg nach Dresden mit dem Mittellandkanal, der den Wasserverkehr von den Niederlanden über Berlin nach Polen führt, hieß es in einer entsprechenden Pressemitteilung. Damit werde ein großer Schritt zu mehr Mobilität auf dem Wasser getan. Die Niedrigwasserschleuse umfasst ein Schleusenbauwerk einschließlich eines Pumpwerkes, zweier Vorhäfen sowie einer Spundwand hin zum Elbufer. „Wenn die Niedrigwasserschleuse fertig gestellt ist, kann die für die Güterschifffahrt erforderliche Abladetiefe von 2,80 m das ganze Jahr über gewährleistet werden“, so Minister Ramsauer. „So wird der Schifffahrt zukünftig auch in Zeiten von Niedrigwasser auf der Elbe die ungehinderte Zufahrt zu den Magdeburger Häfen ermöglicht.“ Bisher ist dies nur an durchschnittlich 185 Tagen im Jahr der Fall. Der Einsatz der Fördermittel aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) für den Neubau der Niedrigwasserschleuse Magdeburg ist Bestandteil des EFRE-Bundesprogramms für Verkehrsinfrastruktur. Mit Mitteln aus diesem Programm werden im Zeitraum 2007 bis 2015 Investitionen in die Bundesverkehrswege der neuen Länder und der Region Lüneburg, die als „Konvergenzregionen“ einen besonderen Förderstatus aufweisen, gefördert. Das Programm hat ein Finanzvolumen von 2,3 Mrd. Euro. Davon fließen 1,5 Mrd Euro aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung. Die übrigen Mittel kommen überwiegend aus dem Bundeshaushalt.

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Gebäudeautomatisierung reduziert Energieverbrauch drastisch Eine im Auftrag des ZVEI erarbeitete Studie der Hochschule Biberach hat im Praxisbetrieb nachgewiesen, dass Gebäudeautomatisierung – je nach Automatisierungsklasse – den Energieverbrauch bis zu 50 % reduziert. Für ihre zweijährige Feldstudie hatte die Hochschule Biberach die Steuerung der Heizung, der Lüftung, der Beleuchtung und anderer Energieverbraucher in Vergleichsräumen vollständig, teilweise oder gar nicht automatisiert und den tatsächlichen Energieverbrauch gemessen. Beim mittleren Automatisierungsgrad wurden 21 % und bei hohem Automatisierungsgrad sogar 49 % Energie über zwei Heizperioden eingespart. „Wir konnten wissenschaftlich bestätigen, dass insbesondere das Nutzerverhalten für den Energieverbrauch von hoher Bedeutung ist und in der Regel zu unnötigem Energieverbrauch führt“, erläutert Prof. Martin Becker. Der ideale Nutzer würde zum Lüften die Heizung abschalten, die Fenster möglichst schnell wieder von Hand schließen, nur dann Lam-

pen einschalten, wenn Menschen im Raum sind und nur so viele wie augenblicklich gebraucht werden. Er würde in nicht benutzten Räumen und generell nachts oder z. B. an Feiertagen in Büroräumen die Raumtemperatur spürbar absenken. „Dieses ideale Nutzerverhalten gibt es aber nicht – nicht im privaten Bereich und schon gar nicht am Arbeitsplatz“, so Becker. „Deshalb ist Gebäudeautomatisierung sowohl im Gewerbebau und der Verwaltung, als auch im Privatgebäude sinnvoll.“ Prof. Becker sieht daher dringenden Handlungsbedarf bei der Energieeinsparverordnung (EnEV), denn nach wie vor würden die Potenziale der Gebäudeautomation in der Verordnung nicht berücksichtigt. Die Studie „Energieeffizienz durch Gebäudeautomation mit Bezug zur DIN V 18599 und DIN EN 15232“ wurde im September dem Bundesbauminister übergeben werden. Sie kann beim ZVEI-Fachverband Installationsgeräte und -systeme angefordert werden. www.zvei.org

Arcadis/CDM

Großauftrag für Umwelt- und GIS-Leistungen Arcadis hat gemeinsam mit Vertragspartner CDM mit dem US Army Corps of Engineers in Wiesbaden einen Rahmenvertrag über Umwelt- und GIS-Dienstleistungen mit einem Gesamtvolumen von 20 Mio. Dollar abgeschlossen. Die meisten dieser Arbeiten während der fünfjährigen Vertragslaufzeit erfolgen in Deutschland, aber auch Projekte in Belgien, Italien und den Niederlanden sind vorgesehen. Mit dem Abschluss eines zweiten derartigen Rahmenvertrages für das US Army Corps of Engineers innerhalb nur eines Jahres unterstreicht Arcadis seine starke Position in diesem europäischen Markt. Das jetzt vereinbarte Dienstleistungsspek-

trum ist vielfältig, es umfasst z. B. die Beobachtung und Überwachung gefährdeter Arten, die Erfassung und das Management von Geoinformationen, Erhebungen und Bestandsaufnahmen in den Bereichen Wasser, Feuchtgebiete und Biotope, Eingriffsund Ausgleichsmaßnahmen sowie Arbeiten rund um Wasser- und Bodenqualität. Zwar werden die Projekte hauptsächlich in den genannten vier Ländern durchgeführt, dennoch sollen Leistungen auch dort erbracht werden, wo das US-Militär in Europa tätig ist oder wo das Corps of Engineers um Unterstützung gebeten wird.


www.ifat.de

Geothermie-Atlas

WärmeErkundung interaktiv An vielen Orten in Deutschland stellt die tiefe Erdwärme für die Strom- und Wärmeversorgung eine klima- und umweltfreundliche Alternative zu fossilen Energieträgern dar. Um bei den kostspieligen Bohrungen auch ausreichende Temperaturen und Wasser in der Tiefe finden zu können, benötigen Planer im Vorfeld detaillierte Informationen. Hier setzt das Geothermische Informationssystem GeotIS an. Es bietet in Form eines digitalen Geothermie-Atlases Daten für Standortgutachten zu neuen Geothermie-Vorhaben. Mit diesen Informationen fällt die Beurteilung des sogenannten Fündigkeitsrisikos und damit auch eine Aussage zur Wirtschaftlichkeit leichter. Das System bietet Nutzern u. a. verschiedene interaktive Kartenformate, vertikale und horizontale Schnitte, Tabellen sowie Möglichkeiten zum Datenexport. Der Datenbestand umfasst bisher die Regionen, die bereits geothermisch genutzt werden, wie das norddeutsche Becken, das süddeutsche Molassebecken im Vorland der Alpen und der Oberrheingraben. In den nächsten Jahren werden Informationen über weitere Regionen und die petrothermale Geothermie, die Wärmevorkommen in Gesteinsschichten nutzt, hinzukommen. Das Leibniz-Institut für Angewandte Geophysik in Hannover koordiniert und leitet GeotIS. Weitere Partner sind die geologischen Dienste der Bundesländer, die Freie Universität Berlin und die Geothermie Neubrandenburg GmbH. Auch der Wirtschaftsverband Erdöl- und Erdgasgewinnung hat erstmals Daten aus früheren Bohrungen zur Verfügung gestellt. Weitere Informationen: www.liag-hannover.de

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NAMEN UND NACHRICHTEN

Ausgezeichnet

Grabenbrücke in Brabant Was ist das bloß für ein Ding, das da gerade vom Bund Niederländischer Architekten als „Bauwerk des Jahres 2011 (Südregion)“ ausgezeichnet wurde, fragte das Baunetz. Ist es eine Brücke oder ist es ein Graben? Auf jeden Fall ist es das passende Bauwerk für die zu querende Umgebung. Die verantwortlichen RO&AD architecten, Ro Koster und Ad Kil, nennen es eine „Laufgrabenbrücke“, mit der das wieder hergestellte Fort de Roovere begangen werden kann. Das Fort ist Teil der „West-Brabantschen Wasserlinie“, einer Verteidigungslinie aus dem Jahr 1628, bei der mehrere Städte und Dörfer mit Sand- und Steinwällen verbunden und befestigt wurden. Im Verteidigungsfall wurde das Land vor diesen Wällen geflutet. Im 19. Jahrhundert verfielen die Anlagen und wurden erst vor kurzem wieder hergestellt, als Flächendenkmal und Teil überregionaler Wander- und Fahrradrouten. Eine Verteidigungsanlage wie das Fort de Roovere zugänglich zu machen, offenbart dabei ein schönes Paradox: „Natürlich ist es höchst unangemessen, eine Brücke über die Wälle zu legen – insbesondere wenn diese Brücke aus der Richtung kommen soll, aus der früher der Feind kam“, schreiben die Architek-

ten. „Deswegen haben wir die Brücke unsichtbar gemacht.“ Fast wie ein archäologischer Schnitt führt der Weg nun durch den Wassergraben und den Wall hinauf; aus der Distanz wird die Brücke unsichtbar, nur die Köpfe der Besucher ragen aus dem Wasser bzw. aus dem

Wassergrabenbrücke fern und nah Fotos: RO&AD architecten

Wall. „Erst beim Näherkommen öffnet sich das Fort vor dir mit einem schmalen Graben. Wie Moses, der das Rote Meer geteilt hatte, kannst du dann durch das Wasser gehen.“

AIV-Auslobung

157. Schinkelwettbewerb Der Architekten- und Ingenieurverein zu Berlin hat den 157. Jahrgang des Schinkelwettbewerbs für junge Ingenieure und Architekten (Höchstalter 35) ausgelobt. Zu den Förderern gehört erneut der VBI, der auch im Wettbewerbsjahrgang 2012 den Kooperationspreis für die Zusammenarbeit junger Ingenieure und Architekten sponsert. Die Wettbewerbsaufgabe für 2012 bezieht sich auf die Potsdamer Mitte. Für den Be-

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BERATENDE INGENIEURE 9/10 n 2011

reich zwischen dem Wohngebiet „Altstadt Ost“, dem Kulturstandort Schiffbauergasse und dem Hauptbahnhof sollen Entwicklungsideen erarbeitet werden. Um hier Entwicklungspotenziale zu erschließen und dabei die räumlich-funktionalen Verknüpfungserfordernisse zwischen den Nutzungskonzentrationen Schiffbauergasse, historisches Zentrum mit dem zukünftigen Landtag sowie dem Hauptbahnhof zu beachten, hat der AIV wiederum konkrete Aufgaben in den verschiedenen

Fachsparten des Schinkelwettbewerbs von Städtebau und Architektur über den konstruktiven Ingenieurbau und die Verkehrsplanung bis zur Kunst am Bau ausgeschrieben. So wird es auch 2012 um zeitgemäße Ideen für ein zentrales Stadtgebiet mit akutem Planungsbedarf gehen. Interessenten finden die Auslobung unter: www.aiv-berlin.de. Abgabeschluss ist am 30. Januar 2012.


NAMEN UND NACHRICHTEN

Steinfeld und Partner mit

Jubiläum in Hamburg

50 Jahre Steinfeld und Partner

den Beschenkten (v.l.n.r.): Harald Steiner, Pastor Frank Engelbrecht, St. Katharinen,

Das renommierte Hamburger Unternehmen Grundbauingenieure Steinfeld und Partner ist fünfzig geworden. Das von Prof. Dr.-Ing. Karl Steinfeld 1961 gegründete Büro wird seit vielen Jahren von den vier Partnern Dr.-Ing. Matthias Kahl, Dr.-Ing. Jürgen Rechtern, Dipl.Ing. Harald Steiner und Dr.-Ing. Stefan Weihrauch geführt. Zu der erfolgreichen Entwicklung des Büros hat außerdem Dr.-Ing. PeterQuast beigetragen, der 2006 als Partner ausgeschieden ist. Seit Gründung des Grundbaubüros, das zurzeit 45 Mitarbeiter hat, sind für mehr als 30.000 Projekte, insbesondere im norddeutschen Raum, Baugrundgutachten und geotechnische Planungen erarbeitet worden. Um den Auftraggebern im nordöstlichen Teil Deutschlands möglichst nahe zu sein, wurden in den 90er Jahren Niederlassungen in Stralsund und Berlin-Brandenburg gegründet. Dort umfasst das Tätigkeitsspektrum des Büros das gesamte Bauwesen, von Hoch- und Industriebauten, Verkehrsbauten wie Brücken, Tunnel, Straßen/Autobahnen und Bahnanlagen über Hochwasserschutz- und Hafenanlagen wie Kaianlagen, Trockendocks und Sperrwerke bis hin zu Kraftwerken und Offshore-Windparks.

Zu den bekanntesten Steinfeld-und-PartnerProjekten der jüngeren Zeit in Hamburg gehören die Europa-Passage mit einer tiefen Baugrube für fünf Untergeschosse, die 4. Elbtunnel-Röhre, das Kraftwerk Moorburg und die Rethe-Klappbrücke im Hamburger Hafen. Für die warftartigen Straßen- und Freiraumaufhöhungen im Bereich der HafenCity Hamburg haben die Ingenieure von Steinfeld und Partner grundsätzliche und örtlich angepasste Lösungen zur Setzungsreduzierung entworfen und bei zahlreichen Projekten alle Leistungsphasen der Erdbauplanung und Bauüberwachung bearbeitet. Zu den herausragenden geotechnischen Projektbearbeitungen in der HafenCity zählen außerdem die U-Bahnlinie U 4, Unilever-Haus und MarcoPolo-Tower, die HafenCity-Universität und verschiedene neu gestaltete Uferwände. In Schleswig-Holstein wurden die Störbrücke (A 23) bei Itzehoe und die geplante Elbquerung (A 20) bei Glückstadt sowie in Bremen die geplante Weserquerung (A 281) geotechnisch bearbeitet. Projekte in Niedersachsen waren geotechnische Streckengutachten für die A 20 im Bereich der Marsch sowie Hafenbauten in Cuxhaven und Nordenham. Zu erwähnen sind

Ute Nerge, Kinderhospiz, Dr. Matthias Kahl, Peter Hoffie, Deutsche Stiftung Denkmalschutz, Dr. Jürgen Rechtern und Dr. Stefan Weihrauch.

auch Projekte in Mecklenburg-Vorpommern wie die Hafenflächenerweiterung Pier 3 in Rostock und das Sturmflutsperrwerk Greifswald. Im Bereich der erneuerbaren Energien ist das Büro von Beginn an bei der Planung, Genehmigung und aktuell auch Realisierung von zahlreichen Offshore-Windparks in Nordund Ostsee beratend tätig. Die Partner des Büros engagieren sich ehrenamtlich in zahlreichen Gremien, z. B. im Vorstand der Hamburgischen IngenieurkammerBau und im Hamburger VBI-Landesvorstand, im AHO und verschiedenen Fachverbänden. Anlässlich der Jubiläumsfeier am 1. Juli im Kreise der Mitarbeiter und deren Familien haben die vier Büroinhaber an die in Hamburg ansässige Deutsche Stiftung Denkmalschutz, das Kinderhospiz Sternenbrücke und die Hauptkirche St. Katharinen für ihr Jugendprojekt Katharinenwerft jeweils eine Spende überreicht.

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NAMEN UND NACHRICHTEN

Erdwärmeanlagen

Top 10 veröffentlicht

Die Nr. 1 unter Deutschlands Erdwärmeanlagen: das ZBW Duisburg. Foto: Bundesverband Wärmepumpe

Der Bundesverband Wärmepumpe (BWP) e. V. hat Ende September in Nürnberg eine Rangliste der zehn größten Erdwärmeanlagen in Deutschland veröffentlicht. Gesucht war die Geothermieanlage mit den meisten Bohrmetern. Und die gehört zum Zentrum für Berufliche Bildung und Weiterbildung Duisburg-Mitte (ZBW). Mit 21.600 Bohrmetern landete das Gebäude daher mit großem Abstand auf Platz 1 der GeothermieTop-Ten. Die knapp 22.000 Bohrmeter verteilen sich auf 180 Erdwärmesonden mit einer durchschnittlichen Länge von 120 m. Diese erschließen die Wärmequelle Erdreich für eine Wärmepumpenanlage mit einer Heizleistung von 1.060 kW. Auf den zweiten Platz kam mit 12.740 Bohrmetern, 98 Erdwärmesonden und 1.200 kW Wärmepumpen-Heizleistung die EnBW-City in Stuttgart. Platz 3 belegt das Quartier Unterlinden in Freiburg mit 11.990 Bohrmetern und 108 Erdwärmesonden mit durchschnittlich 125 m Bohrtiefe.

„Erdwärme ist eine hervorragende erneuerbare Energiequelle“, erklärt BWP-Geschäftsführer Karl-Heinz Stawiarski. „Mit Erdwärmesonden kann man nicht nur sehr sparsam heizen und Warmwasser bereiten, sondern auch extrem energiesparend kühlen“, so Stawiarski. „Die ausgezeichneten Objekte belegen dies exemplarisch.“ Das Potenzial der oberflächennahen Erdwärme-Nutzung sei immens und mit deutlich geringeren Kosten erschließbar als die tiefe Geothermie. „Die prämierten Objekte zeigen, dass oberflächennahe Erdwärme-Projekte im ganz großen Stil längst Standard sind – auch weit jenseits der 99Meter-Sonde für ein Einfamilienhaus!“, so Stawiarski.

Call für Papers

DWA-Regenwassertage 2012 Die Regenwassertage der Deutschen Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e. V. (DWA) gelten als anerkanntes Forum für den fachlichen Austausch über die Entwicklungen und den aktuellen Stand beim Umgang mit Regenwasser. Die DWA lädt die Fachwelt dazu ein, die 11. Regenwassertage am 12./13. Juni 2012 in Berlin aktiv mitzugestalten und interessante, innovative, jedoch nicht kommerzielle Vortragsvorschläge zu folgenden Themenschwerpunkten einzureichen: • Regenwasserversickerung • Regenwasserableitung • Regenwasserbewirtschaftung • Regenwassernutzung • Regenwasserbehandlung • Überflutungsschutz Aussagekräftige Kurzfassungen (Umfang: Max. eine Seite) nimmt die DWA bis 25. November entgegen: DWA, Sarah Heimann, Theodor-Heuss-Allee 17, 53773 Hennef, heimann@dwa.de, Tel. 02242/872-192.

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Kurz gesagt n Die Mitgliederversammlung der Deutschen Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e. V. (DWA) hat Ende September Prof. Dr.-Ing. Markus Schröder (55), Geschäftsführender Gesellschafter der Tuttahs & Meyer Ingenieurgesellschaft für Wasser-, Abwasser- und Energiewirtschaft mbH, Aachen, in das Präsidium der DWA gewählt. Außerdem wurde Dr.-Ing. Rolf Schlichting (61), Dr. Schlichting – Dr. Ermel GmbH, Aurich, und Vorsitzender des Ausschusses Wasserwirtschaft im VBI, neues Mitglied des DWA-Vorstandes. n Walter Verbruggen ist seit 1. Oktober neuer Vorsitzender der Geschäftsführung (CEO) von Arcadis Deutschland. Er übernahm damit die Nachfolge von Stephanie Hottenhuis, die kürzlich zum Director Europe für Arcadis ernannt wurde. Verbruggen (*1963) hat einen ingenieurtechnischen Hintergrund, bringt aber auch ausgewiesene Management-Fähigkeiten mit. Er verfügt über einen MSc. in Engineering, kam 1988 zu Arcadis und hat hier bereits verschiedene Führungspositionen erfolgreich ausgefüllt. n Aus Anlass ihres 25-jährigen Bestehens hat die Halfkann + Kirchner Sachverständigenpartnerschaft ihren Firmenauftritt überarbeitet. Unter www.hk-brandschutz.de lässt sich der neue Auftritt begutachten. Unverändert bleibe, so das Unternehmen, die engagierte und fundierte Bearbeitung der Brandschutzthemen durch das hk-Team. n VBI-Mitglied Brendel Ingenieure ist 20 geworden. 1991 in Dresden gegründet, hat sich das Unternehmen zu einem leistungsstarken Ingenieurunternehmen mit weiteren Standorten in Frankfurt/Main und Berlin entwickelt. Als Gesamtfachplaner betreut das Büro im Bereich der Technischen Gebäudeausrüstung sämtliche Disziplinen mit eigenen Mitarbeitern und verfügt über umfangreiche Erfahrung bei Sonderbauvorhaben.


WORAN ARBEITEN SIE GERADE?

Dess+Falk GmbH, Nürnberg, www.dess-falk.de

Wir arbeiten ... Nach rund elf Monaten Bauzeit und rund 9 Mio. Euro Gesamtinvestition (davon rund 1,3 Mio. für die Haustechnik) ist das runderneuerte, beliebte Nürnberger Westbad Ende Juli wieder in Betrieb genommen worden. Dess + Falk war maßgeblich an der Planung beteiligt, denn abgesehen von den Gebäuden musste die komplette Haus- und Badewassertechnik grunderneuert und heutigen Standards angepasst werden. Unser Büro war mit der kompletten Heizungs-, Lüftungs- und Sanitär-, Elektro- und Badewassertechnik befasst. Im Zuge der Erneuerung wurden das Nichtschwimmer- und das Planschbecken abgebrochen. Dafür entstanden an anderer Stelle ein Erlebnisbecken und ein Planschbecken aus Edelstahl neu. Schwimm- und Sprungbecken erhielten eine neue Auskleidung aus Edelstahl. Im Zusammenhang damit wurde auch

... an der „Runderneuerung“ des Nürnberger Westbades

die Beckenhydraulik einschließlich Verrohrung und der zugehörigen Badewasseraufbereitung angepasst und erneuert. Die Gesamtwasserflächen betragen über 2.500 m². Die Wärmeversorgung erfolgt weiterhin über Fernwärme. Zur Unterstützung der Badewassererwärmung wurde eine Solarthermie-Anlage mit 750 m² Absorbermatten geplant, die auf

dem Dach des Hauptgebäudes verlegt wurden. Außerdem wurde zur Wassernachspeisung der Schwimmbecken eine Eigenwasserversorgung über Brunnenwasser umgesetzt. Es gibt jeweils getrennte Kreisläufe für Schwimmer-, Sprung-, Erlebnis- und Planschbecken; das zugeführte Wasser hat Trinkwasserqualität. 쮿

pbr Planungsbüro Rohling AG, Osnabrück, www.pbr.de

... am neuen Chemie- und Physikfakultätsgebäude der TU Dortmund Im Rahmen des Hochschulmodernisierungsprogramms investieren der Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW, das Land NRW und die TU Dortmund derzeit rund 58,5 Mio. Euro in den Neubau der Fakultät Chemie und Physik der Technischen Universität Dortmund. Gesamtplaner ist die pbr Planungsbüro Rohling AG. Ende Juli war Richtfest. Der im Februar 2010 begonnene Bau hat eine Bruttogeschossfläche von 21.700m2, die Fertigstellung ist für Juni 2012 geplant. Der Sechsgeschosser mit kubischem Baukörper schließt direkt an das Bestandsgebäude der Fakultät an. Physik- und Chemielabors, Praktikums- und Seminarräume, Büroräume sowie Bedarfs- und Funktionsflächen sind vertikal um einen zentralen, witterungsoffenen Innenhof angeordnet. Die als Zweibund konzipierten und als Ring organisierten Regelgeschosse gliedern sich im Wesentlichen in einen Labor- und einen Bürobund. Besonders hohe Ansprüche werden an die technische Gebäudeausrüstung gestellt. Durch den Einsatz von hocheffizienten Rück-

gewinnungssystemen für Wärme, Kälte und Helium wird der Energieverbrauch innerhalb des Gebäudes optimiert, so dass die zulässigen Verbrauchswerte nach EnEV deutlich unterschritten werden. Im Sockelgeschoss des

für Forschung und Lehre konzipierten Neubaus entsteht ein Großgerätezentrum, wo u. a. mit Hilfe von Supra-Magneten hochpräzise Messungen durchgeführt werden können. 쮿

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WORAN ARBEITEN SIE GERADE?

BAURCONSULT Architekten + Ingenieure, Haßfurt, www.baurconsult.com

Wir arbeiten ...

... an der Planung einer Dreifachturnhalle in Bayern

In einem nichtoffenen Planungswettbewerb hatte der Landkreis Eichstätt einen Wettbewerb für den Neubach einer Dreifachsporthalle im oberbayerischen Beilngries ausgelobt. Unser Entwurf, den Architekt Peter Kuhn als „ruhiges, einfaches Gebäude“ beschreibt, wurde von der Jury unter den zwölf eingereichten Beiträgen zum Wettbewerbssieger gekürt. Ein versetztes Pultdach sorgt dafür, dass das Licht über die Wandflächen ins streng Nord-Süd-ausgerichte-

te Gebäude einfällt. An den Sporttrakt schließt sich ein L-förmigen Baukörper an, der Raum für eine Mensa und die geplante Ganztagsbetreuung bietet, erklärt Kuhn. Eine besondere Entwurfsherausforderung bestand darin, das Bauwerk in das „Gebäudeallerlei“ zwischen Haupt- und Realschule so einzufügen, dass der in Materialität und Anordnung sehr vielfältige Schulkomplex eine neue Mitte erhält. Mit den versetzten Pultdächern passt sich der Neubau

der umliegenden Dachlandschaft an. Der größere und höhere Turnhallentrakt orientiert sich zur großformatigeren Realschule, während die Aufenthaltsräume sich der kleinteiligeren und räumlich niedriger gestalteten Hauptschule angliedern. Mit dem Baubeginn ist 2012, vielleicht auch erst 2013 zu rechnen. Die Baukosten liegen voraussichtlich bei 5 Mio. Euro. 쮿

EB – Partner GmbH & Co. KG, Nürnberg, www.eb-ing.de

...an der TGA-Planung für Hochhaus Alpha Rotex am Frankfurter Flughafen

Abbildung: Gateway Gardens

In unmittelbare Nähe des Frankfurter Flughafens entsteht mit den sogenannten Gateway Gardens ein neuer Stadtteil der Mainmetropole. Die 35 ha große Fläche wird von den Part-

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nern Fraport AG, Groß & Partner Grundstücksentwicklungsgesellschaft mbH und OFB Projektentwicklung GmbH sowie der Stadt Frankfurt im Rahmen eines PPP-Modells entwickelt. Für das höchste Gebäude des neuen Viertels, das 16-stöckige, dreieckige Hochhaus Alpha Rotex, entworfen von Jo. Franzke Architekten, Frankfurt, plant Ebert-Ingenieure die gesamte Technische Gebäudeausrüstung (ohne Elektrotechnik). Der Neubau besteht aus drei Gebäudeflügeln, die sich wie Rotorblätter um eine zentrale Achse gruppieren und ab dem 8. Stockwerk um 90° verdreht sind. So entstehen als bestimmendes Gestaltungselement versetze Glasatrien, die als Eingangsfoyer und Wintergärten genutzt werden. Über die Fassade und die Atriumbereiche können die Büroräume das Tageslicht optimal nutzen. Für ein angenehmes

Raumklima setzt Ebert-Ingenieure auf Heizund Kühldecken in Kombination mit einer Vollklimaanlage. Das Energiekonzept baut auf Fernwärme als Hauptquelle. Für die angestrebte Zertifizierung als Green Building betreut Ebert & Baumann Consulting Engineers Inc. aus Washington DC das Planungsteam intensiv und ist neben dem Energy Modeling gleichzeitig für die thermische Simulation und die CFD-Simulation verantwortlich. Das Alpha Rotex-Hochhaus soll den Goldstatus des amerikanischen LEED-Zertifizierungssystems erreichen. Die Fertigstellung ist für Frühjahr 2013 anvisiert. 쮿


Der für die Austragung der UEFA-Fußball-Europameisterschaft 2012 erforderliche Neubau wurde behutsam in den bestehenden Stadionwall Warschaus eingefügt. Schlaich Bergermann und Partner verantworten Entwurf, Ausführungsplanung, ingenieurtechnische Kontrolle und Bauüberwachung der Ringseildachkonstruktion mit wandelbarem Innendach. Auf Grundlage des Speichenradprinzips wird die sekundär gestützte Membrane von radial verlaufenden Seilbindern gehalten. Der Druckring besteht aus einem dickwandigen runden Stahlhohlprofil und ist auf vertikalen Stahlstützen aufgelagert. Vom Druckring aus verlaufen diagonal verlaufende Druckstäbe zum Anschlusspunkt der oberen radialen Seile. Die Zugstä-

sbp gmbh schlaich bergermann und Partner, Stuttgart, www.sbp.de

... am Nationalstadion in Warschau be der äußeren Fassade halten gleichzeitig die horizontalen Seilkräfte im Gleichgewicht. Das Hauptdach überspannt die kompletten Tribünen mit ca. 55.000 Plätzen, während das

wandelbare Innendach zentral in der sogenannten Membrangarage, die an der Luftstütze in der Spielfeldmitte angeordnet ist, geparkt werden kann. 쮿

SPIEKERMANN AG Consulting Engineers, Düseldorf, www.spiekermann.de

... am Bahntunnel Münster/Wiesing im Zuge der Brennerachse München–Verona Die Brennerachse München–Verona nimmt Form an. Ab 2012 verkehrt die Unterinntalbahn zwischen Kundl/Radfeld und Baumkirchen. Der Rohbau des ca. 32 km langen Streckenabschnitts der Zulaufstrecke Nord wurde im Dezember 2010 fertiggestellt. Maßgeblich am Projekt beteiligt ist die Spiekermann AG Consulting Engineers. Sie hat in Arbeitsgemeinschaft mit Müller + Hereth die Baureifmachung und Ausführungsplanung des fast 6 km langen Tun-

nels Münster/Wiesing übernommen. Die Arge gewann den 1999 von den Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) ausgeschriebenen Ingenieurwettbewerb. Die Spiekermann-Ingenieure konzipierten zunächst zwei zweigleisige Schildtunnel und erwirkten die EB-Genehmigung. Tunnelquerschnitt und Baurisiko wurden dabei mehrmals optimiert, so dass Innenund Schilddurchmesser durch den Entfall der Schalterzellennischen sowie eine Reduktion der

Brandschutzschalendicke schließlich deutlich reduziert werden konnten. Der Ausbau des Tunnels erfolgte mit einer 0,5 m starken Tübbingschale (im Bild: Tübbinglager an der Baustelle) sowie einer 20 cm starken Brandschutzschale. Elf Rettungsschächte und Verbindungsstollen von bis zu 30 m Tiefe wurden in Schlitzwandbauweise mit Unterwasserbetonsohle und im Rohrvortriebsverfahren geplant und ausgeschrieben. Baubeginn war 2006; Spiekermann erstellte baubegleitend die Ausführungsplanung. „Die Planung des Schildtunnels stellte uns vor zahlreiche neue Herausforderungen”, erklärt Peter H. Riedel, Vorstandsvorsitzender der Spiekermann AG, „hier waren kreative Lösungen gefragt.” Zunächst wurde ein Vortriebskonzept für die Durchfahrung von besonders durchlässigen Böden erstellt. Für die Rohrvorpressung im Schildvortrieb für die Rettungsstollen mit einem Durchmesser von 5 m mussten die Platzverhältnisse optimiert werden. „Wir freuen uns, die Rohbauarbeiten für das erste Teilstück der Zulaufstrecke Nord pünktlich abgeschlossen zu haben“, so Riedel. 쮿

BERATENDE INGENIEURE 9/10 n 2011

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Eine außergewöhnliche Schleuse –

Brücke und zugleich Küstenschutz von Matthias Schäfers und Gerald Gigerich

Am 29 April wurde die neue Kaiserschleuse Bremerhaven nach etwa 4-jähriger Bauzeit von der ARGE Kaiserschleuse, bestehend aus der Hochtief Solutions AG, Strabag AG und der August Prien Bauunternehmung, an den Betreiber Bremenports übergeben. Das Bauwerk ist so ausgelegt, dass sogar Schiffe der zukünftig im Panamakanal maximal möglichen Breite den Hafen von Bremerhaven anlaufen können. Der Fokus dieses Artikels liegt auf den Hubschiebetoren, die 55 m breite Durchfahrtsöffnungen freigeben, 21 m hoch sind, eine Dicke von 10 m aufweisen und ca. 2.300 t wiegen. Sie sind in der hier verwendeten Form eine vollständige Neuentwicklung des Ingenieurbüros Rapsch und Schubert Stahlwasserbau Consulting GmbH und wurden als Vorschlag der ARGE Kaiserschleuse beauftragt.

Überseehäfen Bremerhaven: Vordergrund Kaiserschleuse, Hintergrund Nordschleuse und Containerterminal Fotos: Hochtief Solutions AG

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Allgemeines Die Kaiserschleuse sichert neben der Nordschleuse als zweite Großschleuse den Zugang zu den Überseehäfen Bremerhaven und den dort angesiedelten Autoumschlagsanlagen. Die Seeschleuse besitzt eine Nutzlänge von 305 m, die Schleusenbreite beträgt 55 m und weist damit dieselbe Durchfahrtsbreite wie der Panamakanal nach der zurzeit laufenden Erweiterung auf. Der Drempel befindet sich auf einer Höhe von -13 mNN. Da sich die Schleuse in der Hochwasserschutzlinie befindet, wurde die Oberkante der Tore an die gestiegenen Anforderungen des Hochwasserschutzes angepasst und mit +7,60 mNN festgelegt. Damit ergibt sich eine Gesamthöhe von ca. 21 m. Jedes Tor wiegt inklusive aller Einbauten und Ballast etwa 2.300 t. Derartige Tore werden im Allgemei-

nen als Schiebetor ausgeführt. Dabei geben die Tore die Schiffspassage frei, indem sie horizontal aus dem Bereich des schiffbaren Querschnitts in die Torkammern verfahren werden. Hierzu sind die Torkörper auf 2-achsigen Unterwagen gelagert. Die Tore der Kaiserschleuse werden mit Seilantrieben bewegt. Befüllung/Entleerung der Schleusenanlage Im Allgemeinen werden Schleusen durch Umlaufsysteme oder durch Füllkanäle in den Schleusentoren befüllt oder entleert. Für die Kaiserschleuse wurde das Torsystem vollständig neu entwickelt. Das Tor ist in ein Oberteil und ein Unterteil geteilt. Anstatt mehrere Füllkanäle zu öffnen, wird das gesamte Oberteil des Tores um 70 cm angehoben. Dazu werden

4 Hydraulikzylinder betätigt, die im Endquerschnitt des Torkörpers angeordnet sind. Diese sind fest mit dem Unterteil verbunden und stemmen das Oberteil nach oben. Aus Redundanzgründen reicht ein Hydraulikzylinder je Torseite, um das Oberteil des Tores anzuheben. Damit wird ein Spalt zwischen Oberteil und Unterteil freigegeben, der einen gleichmäßigen Wasserzufluss über die gesamte Schleusenkammerbreite bis zum Wasserspiegelausgleich ermöglicht. Wenn das Oberteil auf das Unterteil abgesetzt ist, muss das Torsystem trotz unterschiedlicher Strukturen von Ober- und Unterteil und damit unterschiedlichen Verformungsverhaltens dicht schließen. In detaillierten Verformungsbetrachtungen der beiden Torteile wurden die Steifigkeiten so lange modifiziert, bis die Verformun-


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gen in allen Lastfällen ausreichend übereinstimmten. In abgesenkter Position sind die Hydraulikzylinder lastfrei, das Toroberteil ruht auf Lagern, die sich unter Wasser befinden und aus einer Materialkombination Kunststoff gegen Granit gebildet werden. Für die Untersuchung der Strömungsvorgänge und die Optimierung der Geometrie des Füllund Entleerungsspalts zwischen Ober- und Unterteil wurden zunächst numerische Untersuchungen durchgeführt. Diese numerischen Berechnungen konnten durch Versuche am Franzius-Institut Hannover bestätigt werden. Diese Untersuchungen hatten den Zweck, die Leistungsfähigkeit der Schleuse hinsichtlich der Einhaltung zulässiger Befüll-/Entleerzeiten, der für die Schifffahrt wichtigen Strömungsverhältnisse in der Schleusenkammer, der Vermeidung

einer bei der Unterströmung grundsätzlich möglichen Schwingungsanregung des oberen Torkörpers und die absolute Höhe der Sogkräfte am Oberteil des Schleusentores festzustellen. Die Sogkräfte an der Unterseite des Oberteils sind maßgebend für die Dimensionierung der Hydraulikzylinder zum Anheben des Oberteils des Tores. Ballastierung, Auftrieb, Schwimmeigenschaften Die Anforderungen an den Entwurf der Hubschiebetore konnten gegensätzlicher nicht sein. Im Normalbetrieb sollen die Torkörper mit genügend Auftrieb versehen sein, um die auf die Unterwagen, Lager, Räder und Schienen wirkenden, ermüdungswirksamen Kräfte gering zu halten und die Antriebskräfte zu minimie-

Tor beim Aufrichten in die vertikale Schwimmlage Foto: Hochtief Solutions AG

PROJEKTBETEILIGTE

Bauherr bremenports Bauunternehmen ARGE Kaiserschleuse, bestehend aus der Hochtief Solutions AG, STRABAG AG und August Prien Bauunternehmung GmbH & Co. KG Planung Stahlwasser- und Maschinenbau IRS GmbH Planung Massivbau Hochtief Solutions AG Prüfingenieur Massivbau Bernhard Jeschke, KSF GmbH Co. KG Prüfingenieur Stahlwasserbau Germanischer Loyd Bodengutachter Prof. Dr.-Ing. Victor Rizkallah + Partner GmbH Entwurfsplanung INROS LACKNER AG

Strömungsversuche am Schiebetor

Torquerschnitt

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Endquerschnitt mit Führungen und Hubeinrichtung Anschläge zum Abdichten und Lastabtragung

ren. Hierzu musste der Wasserballast im Torkörper begrenzt werden. Bei hohen Wasserständen auf der Weser muss andererseits durch genügend Ballast verhindert werden, dass die Torkörper von den Unterwagen aufschwimmen. Bei sehr hohen Wasserständen läuft hierzu automatisch Wasser in die Ballastzellen. Aufgrund des hohen Torgewichts ist es nicht ohne Weiteres möglich, die Tore z. B. mit Kranhilfe zu bewegen. Für den Ein- und Ausbau sowie für den Revisions- und den Schadensfall sind die Torkörper daher als selbstschwimmende Konstruktionen ausgeführt, um sie auszuschwimmen und mit Schleppern in ein Trockendock bringen zu können. Hierzu ist es erforderlich, das Ballastwasser aus den Ballast- und Trimmzellen auszupumpen. Um die Schwimmeigenschaften zu optimieren, wurde Betongewicht an möglichst tiefer Stelle im Tor, einer Kielbombe an einer Segelyacht vergleichbar, angeordnet. Der Tiefgang der Tore ist durch die Drempel und das für Wartungsarbeiten zur Verfügung stehende Trockendock beschränkt. Die verschiedenen widerstrebenden Anforderungen konnten nur durch eine sehr feine iterative Abstimmung der einzelnen Parameter ausgewogen werden. Die Auswirkungen sämtlicher Herstellungs-, Lade-, Transport- und Aufrichtzustände mussten ebenfalls betrachtet werden. Für den aufgrund des Herstellortes erforderlichen Seetransport galt es auch, die Auswirkungen der durch den

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Seegang auftretenden Massenbeschleunigungen auf das Tor zu berücksichtigen. Das Aufrichten des Tores aus der horizontalen Transportlage in die vertikale Schwimmlage erforderte zusätzliche Betrachtungen. Die Randbedingungen wurden durch den zur Verfügung stehenden Tiefgang, die vorhandene Krankapazität (Schwimmkran mit 600 t ) und durch die beengten Platzverhältnisse in dem zur Verfügung stehenden Hafenbecken bestimmt. Horizontale Lastabtragung Das statische System des Tores kann als gabelgelagerter Einfeldträger mit einer Spannweite von 56 m aufgefasst werden. Dabei wirken horizontal mehrere Lager, die zu einem statisch unbestimmten System führen. Die Horizontallager sind über die Torhöhe je nach Funktion

und Belastung gegliedert und unterschiedlich ausgebildet. Die Auflager im Unterteil übernehmen als Linienlager sowohl die Dichtungsfunktion als auch die Tragfunktion. Im Bereich darüber ist die Dichtungsfunktion von der Tragfunktion getrennt. Die horizontalen Lasten am Oberteil werden von drei übereinander angeordneten Einzellagern abgetragen. Die Dichtungsfunktion übernehmen hier reine Dichtungselemente. Das oberste der drei Lager, üblicherweise eine sogenannte Kenterrolle, wurde bei der Kaiserschleuse als gefedertes Lager ausgeführt, um zu vermeiden, dass es überlastet wird, wenn das Tor eingestaut ist. Die Führung während des Fahrweges wird durch je zwei Kufen pro Seite am Unterteil gewährleistet. Damit sich Oberteil und Unterteil während des Fahrweges

immer übereinander befinden, werden diese horizontal übereinander geführt. Um diese Führungen aufgrund von Verformungen der Lagerpunkte im Massivbau nicht zu überlasten, ist hier ein Federmechanismus eingebaut, der Differenzverformungen zwischen Oberteil und Unterteil ausgleichen kann. Die Horizontalkufen am Unterteil zur Führung des Tores laufen auf Granitgleitbahnen. Damit wird eine dauerhafte und glatte Bahn erzeugt, die frei von Korrosionsproblemen geringe Reibbeiwerte ergibt. Die einbetonierten Anschläge, die Gegenflächen der Dichtungen sind, haben die Funktion, sowohl Lasten in einem statisch unbestimmten System abzutragen, als auch als Kantenschutz bei Schiffsanfahrungen zu dienen. Sie wurden aus kaltverformten Stahlblechen hergestellt. Da aufgrund der Höhe und des Bauablaufs keine Unterstützung an der Vorderseite angebracht werden konnte, musste die Konstruktion mit einer Einstellvorrichtung auf der Rückseite versehen werden. Um den Betonierdruck aufnehmen zu können, wurden sie für den Bauzustand rückseitig versteift. Bei den Schweißungen waren die kaltverformten Bereiche des Stahls zu beachten. Ein Einstellen bis auf Zehntelmillimeter genau war zu ermöglichen und mit der Bewehrung und der Montage abzustimmen. Zum Zeitpunkt der Einstellung waren alle Bewehrungseisen vorhanden und die Montage musste trotzdem bis auf Zehntel-Millimeter genau erfolgen. Nach Belastung insbesondere mit Erd- und Wasserdruck mussten die Bauteile so genau fluchten, dass die statisch unbestimmten Lagerkräfte ausreichend genau mit den Berechnungsannahmen stimmen. In enger Abstimmung zwischen den Planungsbüros für Massivbau und Stahlwasserbau wurde dies gelöst. Aus den unterschiedlichen Steifigkeiten der Betonquerschnitte auf beiden Seiten der Tore ergibt sich eine globale Torsionsbelastung des Torkörpers. Die Gegenanschläge erwiesen sich als wesentlich steifer als die Pfeiler an der Torkammer. Die Verformungen, die sich am Massivbau ergaben, mussten abgestimmt werden und die Auswirkung der Lastumlagerung im

Schienenanlage vor dem Betonieren Foto: Hochtief Solutions AG

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Stahlwasserbau aufgrund der Massivbauverformung weiterverfolgt werden. Zudem musste aufgrund der Größe und des Gewichts der einzelnen Bauteile die Boden-Bauwerk-Interaktion iterativ berechnet werden. Dabei konnte festgestellt werden, dass nach wenigen Schritten die Verformungen des Massivbaus im Stahlwasserbau keine Lastumlagerung mehr ergaben, die eine weitere Verfolgung der Lasten erforderlich machten. Vertikale Lasten Die Vertikallasten des Tores im Betriebszustand werden über zwei Unterwagen in eine Schienenanlage abgeleitet. Die Räder der Unterwagen wurden vollständig aus einem Vergütungsstahl hergestellt und haben einen Durchmesser von 1,61 m bei einer Auflagerbreite von 240 mm. Die Lasten werden durch Klotzschienen in den Massivbau eingeleitet, die aufgrund der hohen Genauigkeitsanforderungen in einem Zweitbeton vergossen wurden. Das geschlossene Hubschiebetor wird an beiden Schleusenhäuptern zur Überführung einer zweispurigen Straße genutzt. Im Gegensatz zu einer Brücke ist die Haupttragwirkung durch den horizontalen Wasserdruck vorgegeben, der im Extremfall eine Größe von ~200 kN/m² betragen kann. Die vertikale Belastung aus dem Straßenverkehr ist lokal von Bedeutung, erzeugt aber keine wesentliche Beanspruchung für das Gesamttragsystem.

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Zur Auffahrt auf das Schleusentor ist im Bereich der Torkammer eine Übergangskonstruktion erforderlich. Diese wurde hier als Hubdecke ausgeführt, die als Brücke über Schwenkstützen aufgeklappt werden kann, um die Fahrt des Tors in die Torkammer zu ermöglichen. Die Hubdecke wird durch zwei Hydraulikzylinder angetrieben, von denen einer aus Redundanzgründen ausreicht, um die Hubdecke zu bewegen. Die Zylinder sind an einem Stahlbetonbügel angeschlossen, der die Torkammer überspannt. Redundanz aller Systeme Die Lage der Schleuse in der Deichlinie erforderte besondere Vorkehrungen, um auch bei Ausfall einzelner Komponenten jederzeit das Schließen der Deichlinie zu ermöglichen. So wurden die Tore sowohl am Außen- als auch am Binnenhaupt auf den maximalen Hochwasserstand ausgelegt. Der Seilantrieb der Tore wurde so dimensioniert, dass jeder der beiden beidseits der Torkammer angeordneten Antriebsstränge das Tor alleine zufahren kann. Bei Ausfall eines der Hauptmotoren kann das Tor mit reduzierter Geschwindigkeit mit den Hilfsmotoren geschlossen werden. Die hydraulische Seilspanneinrichtung ist, wie auch die hydraulischen Antriebe der Hubeinrichtungen, die die Toroberteile und die Hubdecken anheben, mit doppelter Sicherheit ausgerüstet. Bei Ausfall der Energieversorgung steht ein Notstromaggregat bereit.

Hubdecke beim Anheben Abbildungen (alle): IRS GmbH Foto: Hochtief Solutions AG

Fazit Die Kaiserschleuse ist nicht nur aufgrund ihrer Größe ein herausragendes Bauwerk, sondern auch hinsichtlich der eingesetzten Technik. Das Schiebetor als zentrales Bauwerk für die Funktion der Gesamtschleuse vereinigt eine Vielzahl an Funktionen in sich. Dabei handelt es sich um eine vollständige Neuentwicklung. Das Tor dient einerseits dem maritimen Verkehr und ist zugleich ein wichtiges Element des Hochwasserschutzes. Bei der Entwicklungen des Tores waren die widerstrebenden Anforderungen der Schwimmstabilität, Schwimmtiefe, moderater Antriebskräfte und Auftriebssicherheit im Hochwasserfall aufeinander abzustimmen. Die enge Zusammenarbeit mit dem Massivbau ist für die Interaktion im Grenzzustand der Tragfähigkeit zu beachten. Um ein solches Projekt mit derart komplexen Anforderungen an alle Bauteile zum Erfolg zu führen, müssen außerdem die Abläufe auf der Baustelle von vornherein berücksichtigt werden. Autoren: Matthias Schäfers, Dipl.-Ing, Dipl.-Wirtsch.-Ing. Planungsprojektleiter Stahlwasserbau, Geschäftsführender Gesellschafter IRS Gerald Giegerich, Dipl.-Ing. Projektleiter Gesamtprojekt, Hochtief



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Neue Strandschutzmauer für Borkum

Küstenschutz im Zeichen des Klimawandels

Anziehungspunkt und trägt zugleich zum Hochwasserschutz bei. In Verbindung mit dem vorgelagerten Buhnensystem wird mit diesem Schutzbauwerk das angrenzende Fahrwasser der Ems mit geringem Unterhaltungsaufwand schiffbar gehalten.

von Thomas Roos und Olaf Schneider

Auf Borkum schützt eine Strandschutzmauer den Westkopf der Insel vor Seegangseinwirkung und sichert damit ihren Bestand als Lebensraum. Die Hydroprojekt Ingenieurgesellschaft mbH, Tochter der Lahmeyer International GmbH, übernahm im Auftrag des Wasser- und Schifffahrtsamtes (WSA) Emden die Ingenieurleistungen zur Instandsetzung der Anlage.

Die ostfriesische Insel Borkum liegt nördlich der Emsmündung rund 30 km entfernt von der deutschen Küste in der Nordsee. Ganzjährig wird sie vom rauem Hochseeklima beeinflusst und ist ständig von Seewasser umgeben. Aufgrund des Klimawandels werden künftig Sturmfluten und der steigende Wasserspiegel die Schutzanlagen der Insel noch stärker belasten. Im Westen der Insel schützt eine rund 4 km lange Strandschutzmauer mit Promenade (Wandelbahn) Land und Leute. Sie wurde 1875 er-

baut und seitdem mehrfach saniert und erhöht. Die Schutzanlage ist auf einer Länge von ca. 1.500 m unmittelbar dem Seegang ausgesetzt. Diese Strecke wurde letztmalig in den 1990er Jahren durch eine seewärts angeordnete Mauer aus S-förmigen Stahlbetonfertigteilen instandgesetzt. Die an die S-Profile anschließende höher liegende begehbare Wandelbahn und eine landeinwärts abschließende Stützmauer ergänzen das Bauwerk. Die Wandelbahn ist touristischer

Zweigeteilte Erhöhung der Wandelbahn Foto: Hydroprojekt Ingenieurgesellschaft mbH

Sanierungsbedürftige Anlage Aufgrund der langjährigen Nutzung waren weite Teile der unmittelbar vom Seegang beanspruchten Anlage in einem schlechten baulichen Zustand, reparierte Stellen wiesen zum Teil erneut Schäden auf. Insbesondere der Belag der Wandelbahn war weitgehend zerstört. Alle Basaltinplatten der Promenade waren mehrfach gebrochen, so dass bei Sturmflut eine großflächige Beschädigung der Wandelbahnoberfläche mit Folgeschäden für den Bestand der Schutzmauer drohte. Auch die unbewehrten Ortbetonplatten waren schadhaft. Die rückwärtige, bereichsweise verklinkerte Herdmauer aus Beton beziehungsweise Stahlbeton sollte das gesamte Bauwerk vor Schäden durch Hinterspülung sichern. Aufgrund der baulichen und konstruktiven Mängel konnte dies bei Sturmflutwasserständen


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Verlegen des neuen Belags der Wandelbahn in Borkum Foto: Hydroprojekt

ebenfalls nicht mehr gewährleistet werden. Aus ersten Berechnungen der Bundesanstalt für Gewässerkunde (BfG), die im Auftrag des WSA Emden durchgeführt wurden, ging hervor, dass die allgemein als zulässig angesehenen Wellenüberlaufmengen in vielen Bereichen der Herdmauer deutlich überschritten werden. Das heißt, schon bei dem damals angesetzten Bemessungswasserstand von 4,95 m über NN würden zwangsläufig Bauwerkshinterspülungen auftreten, die zu einer Gefährdung der Strandschutzmauer und damit des Gesamtsystems führen können. Der Bemessungswasserstand der BfG berücksichtigte jedoch nicht den Klimazuschlag, den das Land Niedersachsen per Erlass im Oktober 2007 eingeführt hatte.

Mit attraktiven Leuchten und Möblierungen verwandelt sich die alte Borkumer Promenade in eine Erlebnismeile.

Zeichnungen: Planungsgruppe Freiraum

Umfangreiche Berechnungen und Analysen Im September und Oktober 2008 untersuchten Mitarbeiter der Hydroprojekt Ingenieurgesellschaft mbH den Bauzustand sowie die Baustoffkennwerte und nahmen zusätzliche Entwurfsvermessungen der Gesamtanlage vor. Über den Jahreswechsel stellten sie umfangreiche Wellenberechnungen unter anderem mit NN-Overtopping, PC-Overtopping beziehungsweise PCOverslag an und werteten diese aus. Dabei stützten sich die Ingenieure auf die Gutachten der Bundesanstalt für Gewässerkunde (BfG), des Niedersächsischen Landesbetriebes für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) und des Leichtweiß-Instituts für Wasserbau (LWI). Darin war für die Wellenauflauf- und Wellenüberlaufberechnungen vom NLWKN ein neuer Bemessungswasserstand ermittelt worden.

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Der erste Rammschlag durch Gitta Connemann, MdB

Rammarbeiten auf der Promenade Fotos: Hydroprojekt Ingenieurgesellschaft mbH

Dieser Wasserstand berücksichtigte den säkularen Anstieg der mittleren Tidewasserstände infolge Klimaänderung und die Auswirkungen auf die Sturmflutscheitelhöhen. Die für den Bemessungsseegang signifikanten Wellenparameter des betreffenden Seegebiets wurden von der Universität Gdansk ermittelt. Ausgehend von einem Bemessungswasserstand von 5,18 m über NN und einer maximalen Wellenhöhe von ca. 3 m war das ehrgeizige Ziel, den maximalen Wellenüberlauf im Dünenbereich auf 50 l/s m zu begrenzen. Ziel der Berechnungen war es, durch unterschiedliche Bauweisen der Wandelbahn den Wellenaufund überlauf zu reduzieren, die Dünen bei Sturmflut ausreichend zu schützen und akzep-

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table Schutzhöhen für eine neue Strandschutzmauer zu bestimmen. Auf dieser Basis wurden die Lastansätze für den Nachweis der Standsicherheit der Anlage zur Absicherung des Fahrwassers entwickelt. Aus den Ergebnissen der Wellenberechnung wurde früh deutlich, dass eine Sanierung der Anlage nicht ausreichen würde. Vielmehr kristallisierte sich heraus, dass eine deutliche Erhöhung der Herdmauer notwendig ist. Unter Berücksichtigung technischer, gestalterischer und touristischer Aspekte untersuchte die Hydroprojekt Ingenieurgesellschaft mbH 15 unterschiedliche Ausführungsvarianten. Verschiedene Rauigkeitselemente und Deckwerksmaterialien, Wandelbahnerhöhungen und Wellen-

umlenker wurden hydraulisch, konstruktiv und wirtschaftlich geprüft. Im Ergebnis entschied man sich gemeinsam mit dem Bauherrn für eine abschnittsweise zweigeteilte Erhöhung der Wandelbahn mit einem rauen Deckwerk und einem Wellenumlenker auf einer Spundwand als Herdmauer. Der offizielle Baubeginn zur großflächigen Sanierung der Wandelbahn erfolgte mit einem symbolischen Rammschlag Anfang Februar 2011. Inzwischen sind die Spundwände eingebracht und ein Großteil der Wellenumlenker gestellt. Letztere erfüllen neben der Schutzfunktion auch den Zweck, die Optik der schmucklosen Spundwände zu kaschieren. Voraussichtlich zum Sommer 2013 wird die Promenade für Einwohner und Touristen wieder uneingeschränkt zugänglich sein. Der Bereich des touristisch am meisten besuchten Hauptbadestrandes soll noch im Jahr 2011 fertig gestellt werden. Facettenreiche Gestaltung Nach der Fertigstellung wird die neue Wandelbahn in unterschiedlich gestaltete Bereiche und Ebenen gegliedert sein und wesentlich höheren Schutzzielen genügen. Außerdem wird deren Erlebniswert deutlich gesteigert. Die Hydroprojekt Ingenieurgesellschaft mbH erarbeitete in Zusammenarbeit mit der Planungsgruppe Freiraum aus Oldenburg den Gesamtentwurf mit abschnittsweiser technischer und gestalterischer Lösung. Je nach Seegangsbelastung, Wellenangriff und technischem Konzept sind unterschiedliche Schutzhöhen für das dahinter liegende Gelände vorgesehen. Bestimmendes Element sind die Wellenumlenker, die den vertikalen Abschluss der Wandelbahn bilden. Sie wurden als Fertigteil in drei verschiedenen Ausführungshöhen geplant. Übergangsbereiche werden in Ortbeton ausgeführt und mit Klinkern verblendet. Die im Zentrum des Besucherstroms liegenden Bereiche an der denkmalgeschützten Wandelhalle werden als breite Promenade zum Schlendern einladen. Weiter südlich liegende Abschnitte der Wandelbahn sind in zwei Ebenen gegliedert, auch weil hier die Wellenbelastung größer ist. In dem Bereich, der sehr nah zur Stadt Borkum liegt, verbinden Sitzstufen die beiden Ebenen der Wandelbahn. Der daran anschließende Bereich ist dem größten Wellenangriff


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ausgesetzt, deshalb wird dort die Fläche zwischen den Wandelbahnebenen mit einem Deckwerk aus Natursteinquadern befestigt. Im südlichen Abschnitt ist zwischen den beiden Ebenen ein vergossenes Deckwerk vorgesehen. An der südlichen Zufahrt und an den Durchgängen in die Dünenlandschaft sind mobile Hochwasserschutzsysteme in das Stromschutzbauwerk integriert. Großformatige Betonplatten mit besonders widerstandsfähiger Oberfläche bekleiden den Boden der gesamten Promenade. Die neuen sandfarbenen Platten sind unterschiedlich groß und werden durch ein mäandrierendes Band aus gelben Klinkersteinen mit Kohlebrandoptik unterbrochen. Attraktive Leuchten säumen die Promenade – mal an der Uferseite platziert, mal hinter der Herdmauer angeordnet. Zahlreiche Sitzbänke in unterschiedlichen Ausführungen bieten sich zum Ausruhen an. Die von der Stadt Borkum geplante ideenreiche Möblierung wird durch eine Litfaßsäule ergänzt, die über aktuelle Veranstaltungen informiert.

Vor der Montage der Wellenumlenker

Einbau der Wellenumlenker

Fazit Das auf die Leistungsbereiche Wasser, Umwelt und Infrastruktur spezialisierte Ingenieurbüro Hydroprojekt Ingenieurgesellschaft mbH begleitet die Realisierung der neuen Strandschutzmauer für Borkum von Planungsbeginn an. Als Tochter der Lahmeyer Internatonal GmbH bietet das Unternehmen mit über 100 Mitarbeitern das gesamte Spektrum an Ingenieurleistungen von der Projektidee über die Objektplanung und Bauüberwachung bis hin zur Inbetriebnahme. Das ideenreiche Konzept für die Anlage in Borkum beinhaltet zukunftsorientierte Lösungen, die die Interessen des Tourismus ebenso berücksichtigen wie die des Küsten- und Naturschutzes und kalkuliert dabei die Folgen des Klimawandels mit ein. Autoren: Dipl.-Ing. Thomas Roos, Fachgebietsleiter Baumanagement, Dipl.-Ing. Olaf Schneider, stellv. Projektleiter, Hydroprojekt Ingenieurgesellschaft mbH, Weimar

Bauen im Bestand Fotos: Hydroprojekt Ingenieurgesellschaft mbH

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Lausitzer Seenkette

Verbund schiffbarer Kanäle entsteht von Bärbel Rechenbach

Aus der Vogelperspektive ähneln die einstigen Tagebaurestlöcher zwischen Senftenberg, Spremberg und Hoyerswerda bereits einer riesigen Seenkette. Kontrolliert und dennoch zügig schreitet die Flutung voran. Schon Ende des Jahrzehnts soll der Wasserhaushalt im einstigen Braunkohlerevier wieder hergestellt und die künftige Lausitzer Wasserwelt fertig sein. Das Mammutprojekt steht unter Aufsicht der Lausitzer und Mitteldeutschen Bergbau-Verwaltungsgesellschaft mbH (LMBV) und ist vor allem für Ingenieure eine spannende Aufgabe mit einer Vielzahl von Ingenieurbauwerken.

Bau des schiffbaren Kanals am Überleiter 11 Foto: Hartmut Rauhut 2008 aus Cortenstahl erbauter Aussichtsturm, inzwischen als „Rostiger Nagel“ bekannte Landmarke

Foto: Peter Radke, LMBV

Über 150 Jahre lieferten die Lausitzer Tagebaue rund 2 Mrd. t Braunkohle. 1999 verstummte der letzte aktive Kohlebagger der LMBV in dieser Region im Tagebau Meuro bei Großräschen. Übrig blieben riesige Löcher, die nun zu Seen geflutet werden. Etwa 7 Mrd. m³ Wasser fließen bis 2018 zusätzlich in die künftige, 14.000 ha große Seenlandschaft. Denn aufsteigendes Grundwasser und Niederschläge reichen bei weitem nicht aus, um das Wasserdefizit infolge des flächendeckenden Kohleabbaus auszugleichen. Auch Flüsse wie die

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Schwarze Elster, Spree und Neiße werden bei der Flutung als „Wasserspender“ angezapft. Ziel ist es, die geschundene Lausitz vom einstigen Tagebaurevier durch Strukturwandel zum künftigen Wassertourismus-Gebiet zu entwickeln. Die neu entstehenden Seen liegen so dicht beieinander, dass sie ein besonderes Potenzial für Wassersportler und Schifffahrt bieten. Die schmalen Landstreifen, die zwischen den alten Gruben bestehen, werden deshalb an 13 Stellen durchstochen, um zehn der künstlich geschaffenen Seen zu verbinden. Sie werden über schiffbare Kanäle mit dem bereits vorhandenen Senftenberger See (Flutung des ehemaligen Braunkohle-Tagebaus Niemtsch von 1967 bis 1972) vernetzt. Einer der ersten fertiggestellten Überleiter mit schiffbarem Kanal war 2003 der Barbarakanal zwischen dem Geierswalder und dem Partwitzer See, der heute bereits touristisch stark genutzt wird.

Die architektonische Gestaltung der Überleiter selbst und der Umgebung ringsum ist zudem in ein regionales Entwicklungskonzept integriert. Es sieht vor, dass die Ingenieurbauwerke an den „schiffbaren Kanälen“ das neue Gesicht der Lausitz prägen sollen. Denn an diesen markanten Punkten treffen sowohl Fußgänger, Radfahrer, Skater, Bootsfahrer als auch Autofahrer aufeinander. So bietet mittlerweile nicht nur der Überleiter 10 (Sornoer Kanal) einen interessanten Anblick, sondern auch der 30 m hohe Aussichtsturm aus Stahl unmittelbar daneben einen Ausblick in die Flutungslandschaft des Sedlitzer Sees. Brücken, Schleusen, Wehre und Tunnel Jeder der Überleiter mit schiffbarem Kanal erhält so – mit eigenwilligen Bauwerken ausgestattet – einen eigenen Charakter: - Überleiter 1 mit Brücke (Spannweite 34,2 m; Fahrbahnbreite 3,5 m ) und Schleuse

- Überleiter 2 mit Brücke (Stützweite 8,15 m; Breite 6,5 m; Fahrbahnbreite 5 m) - Überleiter 3 mit Dreifeldbrücke (Stützweite 3 x 12 m; Breite 8,8 m Fahrbahnbreite 5,5 m; lichte Höhe 3,4 m) - Überleiter 3a mit Brücke (Stützweite 13,2 m; Breite 5 m; Fahrbahnbreite 3,5 m) und Absperrbauwerk zur Regulierung der Durchflussmenge - Überleiter 4 mit offenem Graben im Trapezprofil - Überleiter 5 mit Brücke (Stützweite 12,2 m; Breite 5,5 m; Fahrbahnbreite 3,5m) - Überleiter 6 mit Brücke (Länge 80 m; Breite 12 m) und Staatsstraße S 234 sowie einer Schleuse - Überleiter 7 mit Brücke (Spannweite 34,5 m; Fahrinnenbreite 2 x 3,5 m) und Staatsstraße S 234 sowie einer Schleuse und Wirtschaftswegbrücke - Überleiter 8 mit Bau einer Doppelschütz-

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Übersicht des Projektgebietes Grafik: LMBV

Überleiter 12 Geierswalder–Senftenberger See Foto: Peter Radke, LMBV

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Tunnelbau am Ăœberleiter 12

Sornoer Kanal

Fotos: Detlef Hecht

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Überleiter Partwitzer See–Neuwieser See Foto: Peter Radke LMBV

Tunnelbau für den Überleiter 11 Fotos: Bärbel Rechenbach

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Spezielle Deckenlösung für den Tunnel


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Wehranlage (lichte Weite 6 m, Stauhöhe 3,75 m; Hubhöhe 6,75 m) kombiniert mit Brücke (Länge 29,7 m; lichte Weite 6 m; lichte Höhe 3,35 m bei Höchststau) und Pegelhaus - Überleiter 9 mit Doppelschütz-Wehranlage (lichte Weite 6 m; Stauhöhe 3,75 m; Hubhöhe 6,75 m) kombiniert mit Brücke (Länge 29,7 m; lichte Weite 6 m; lichte Höhe 3,35 m bei Höchststau) und Pegelhaus - Überleiter 10 mit Doppelschütz-Wehranlage (lichte Weite 6 m; Stauhöhe 3,75 m; Hubhöhe 6,75 m) kombiniert mit Brücke (Länge 29,7 m; lichte Weite 6 m; lichte Höhe 3,35 m bei Höchststau; Breite zwischen den Geländern 4,5 m; Breite zwischen den Borden 3,5 m) sowie mit Pegelhaus - Überleiter 11 mit Unterquerung der Eisenbahnstrecken Senftenberg–Dörrwalde und Senftenberg–Drebkau, Unterquerung der Bundesstraße B 169, Umverlegung des Wasserlaufs der Rainitza und der Betriebsstraße

LMBV, Bau der Fußgängerbrücke Sedlitzer Rundweg. - Überleiter 12 mit Unterquerung des umverlegten Wasserlaufs der Schwarzen Elster, Unterquerung der Bundesstraße B 96 mit Verlegung Parkplatz und Ortszufahrt Großkoschen und Bau einer Schleusenanlage. Decke vor den Wänden betoniert Neben dem Barbarakanal (Überleiter 9) sind weitere der 13 schiffbaren Kanäle fertig. Zu den spektakulärsten im Bau befindlichen Überleitern gehören zweifelsohne die Überleiter 11 und 12. Das Ingenieurteam um Wolfgang Holze aus der Geschäftsleitung Wasser- und Umweltplanung der C&E Consulting und Engineering GmbH Chemnitz ist dabei maßgeblich für die Entwurfs-, Genehmigungs- und Ausführungsplanung sowie die Tragwerksplanung verantwortlich. Für den 1,2 km langen Überleiter 11, der den

Sedlitzer See mit dem Ilse-See verbinden wird, war ein 186 m langer Tunnel gefordert. Er sollte die Bundestrasse B 96/B 169 und die Gleise der Bundesbahn unterqueren. Als Planungsgröße dafür diente das „Lausitzer Bemessungsschiff“ mit 28,5 m Länge, 3,2 m Höhe und 5,2 m lichter Weite. Außerdem wird auch ein Fußweg durch den Tunnel führen. Eigentlich bedeutete diese Aufgabe für das erfahrene Chemnitzer Planerbüro nichts Ungewöhnliches. Wolfgang Holze: „Kompliziert war allerdings das knappe Zeitfenster für den Tunnelbau, wofür wir eine optimale Konstruktion brauchten. Um die ehemalige Kohlebahnbrücke rückbauen zu können, mussten die Gleise der Deutschen Bahn AG einen Monat gesperrt werden. Nur diese Tage blieben für den Tunnel in offener Bauweise. Unsere Lösung war, zunächst 16 m tiefe Spundwände in den Boden zu rammen, um die optimale Baulage zu erreichen. Darauf

Schnitte Überleiter 11 Grafik: C&E

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wurde zunächst die Decke betoniert, die als tragendes Element diente. 128 WIB-Träger (WIB = Walzträger in Beton) kamen zum Einsatz. Erst nachträglich wurden dann die Wände einbetoniert.“ Auch was die Decken-Bewehrung anging, musste diese im wahrsten Sinne des Wortes eingefädelt werden. Bei all dem galt die Gefahrenstufe 4, da das Projekt auf ehemaligem Tagebaugelände stattfand. Alle Setzungsvorschriften mussten in dieser Hinsicht penibel genau eingehalten werden. Sieghard Balzer LMBV-Projektmanager am Überleiter 11 und 12: „Ich bin erleichtert, dass die Arbeiten in dieser Rekordzeit geschafft werden konnten. Spätestens im Frühjahr 2013 soll dieser Überleiter nun fertig sein.“ Die Inbetriebnahme hängt jedoch noch von den Wasserständen der beiden Seen ab, deren Flutung bis 2015 abgeschlossen sein soll. Schwarze Elster zeitweise verlegt Der Überleiter 12 mit einer Länge von 1,1 km verbindet künftig den Geierswalder mit dem Senftenberger See. Die Projektleistungen der Chemnitzer umfassen bei diesem Projekt die

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Leistungsphasen 1 bis 7 nach HOAI, einschließlich Baugrundüberwachung, Tragwerksplanung und landschaftspflegerischem Begleitplan. Sie umfassen den Bau einer Schleuse, eines 90 m langen Tunnels unter der Schwarzen Elster, des Überleitungskanals an sich, die Querung der B 96 über eine 64 m lange schiffbare Verbindung sowie die Wegekonzeption. Denn an dieser Stelle werden nicht nur verschiedene Wege zusammengeführt, sondern auch Fluss und Kanal kreuzen sich niveaufrei. Vor drei Jahren begannen die Bauarbeiten. Jetzt ist der Vorhafen der Schleuse fast fertig, ebenso wie der dahinter liegende Schiffstunnel, über den die Schwarze Elster geführt wird. Auch der zweite Schiffstunnel, der die Bundesstraße 96 nach Hoyerswerda tragen wird, ist ebenso wie die „Röhre“ für Radfahrer fast vollständig. Dieser Tunnel unter der B 96 misst 58 m Länge. Ende dieses Jahres soll laut Planungen der LMBV auch die Schwarze Elster umverlegt werden, um die nötige Baufreiheit für die Ausweitung des notwendigen Schleusenbauwerkes zu erreichen. Es gilt dabei einen Wasserniveau-

Bau des neuen Bettes für die „umverlegte“ Schwarze Elster Foto: Dr. Uwe Steinhuber, LMBV

unterschied von bis zu 3 m zu überwinden. Die Schwarze Elster wird künftig in einem Bett über den Kanal geführt. Die ehemalige Bahntrasse über die Schwarze Elster wird zu einer Fahrrad- und Fußgängerbrücke ausgebaut. Ausblick Über die nächsten Jahre verändert das Projekt der Überleiter und schiffbaren Kanäle den Charakter der Lausitz auf mehr als 100 km² komplett. Die Schaffung des „Lausitzer Seenlandes“ mit schiffbarem Kanalverbund ist sowohl das umfangreichste Entwicklungsprojekt in dieser Kategorie europaweit als auch das größte europäische Wasserbauvorhaben in den kommenden 15 Jahren. Autorin: Bärbel Rechenbach, Freie Journalistin, Berlin


Rheinauen bei Karlsruhe

Frischwasser zum Altrhein und Neubau der Albschleuse von Edgar Schenk

Der Rhein bei Karlsruhe besteht aus dem schiffbaren Rheinbett und dem Auenvorland. Das Hinterland ist durch Deiche geschützt. Sowohl vor als auch hinter den Deichen sind Altrheinarme und Baggerseen vorhanden. Die seitlich zufließenden Binnengewässer queren die Deiche mit verschließbaren Durchlassbauwerken. Bei Rheinhochwasser werden diese Durchlässe geschlossen, die Binnengewässer fließen hinter den Deichen im parallel verlaufenden Grabensystem ab. Die im Folgenden vorgestellten Maßnahmen zur Verbesserung der gewässerökologischen Verhältnisse im Rheinauensystem bei Karlsruhe tragen dazu bei, die Strömungsdynamik und die Qualität des Wassers auch bei kritischen, niedrigen Wasserständen grundlegend zu verbessern.

Übersichtslageplan: Abb.: Landesvermessungsamt Baden-Württemberg, Bundesamt für Kartographie und Geodäsie 2003

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WASSERBAU

Das LIFE-Projekt In dem ökologisch hochwertigen komplexen Gewässersystem der Rheinauen wurden mehrere Problempunkte und Lösungsansätze zusammenfassend im Rahmen des EU-LIFE-Projekts „Lebendige Rheinauen bei Karlsruhe, EL 24/C6 – Frischwasserzufuhr zum Eggensteiner Altrhein und Baggersee Fa. Krieger“ behandelt und baulich umgesetzt. Konkrete Maßnahmen betrafen die: - Frischwasserzufuhr zum Eggensteiner Altrhein, - die Rheinanbindung des Baggersees der Fa. Heinrich Krieger KG - und die ökologische Aufwertung des Albkanals.

Lageplanauszug zur Teilmaßnahme 1

Blick vom neuen Durchlassbauwerk in das Rheinvorland

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Teilmaßnahme 1: Rheinwasserzuleitung in den Albkanal Im Rheinvorland wurde die vorhandene Schlut vom Zulauf „Kleines Loch“ auf direktem Weg zum Rheinhochwasserdeich RHWD XXVII verlängert. Im Deich wurde ein neues ökologisch durchgängiges Durchlassbauwerk erstellt. Vom Bauwerk zum Albkanal wurde ein kurzer Graben als Anschlussgewässer ausgehoben. Damit können je nach Rheinwasserführung Q = 2–10 m³/s zugeleitet werden, auch bei Niedrigwasser im Rhein. Die hohe Zuflussmenge und die gute Wasserqualität des Rheins verbessern die Dynamik und die Gewässerökologie des Albkanals erheblich. Das neue Bauwerk ist ökologisch durchgängig und in seinen Abmessungen so optimiert, dass im Betrieb mit wechselnden Rheinwasserständen kaum Regeleingriffe notwendig werden.


WASSERBAU

PROJEKTBETEILIGTE

Auftraggeber Regierungspräsidium Karlsruhe (Frischwasser und Albschleuse) Gemeinde Eggenstein-Leopoldshafen (Frischwasser) Stadt Karlsruhe, Tiefbauamt (Albschleuse) Planer Ingenieurbüro für Bauwesen Dipl.-Ing. (FH) Harald Miltner IUS Weibel & Ness GmbH, Heidelberg (Ökologie) Ingenieurgesellschaft Kärcher mbH (Geotechnik Albschleuse) Roth & Partner, GmbH (Geotechnik Frischwasser) Messerschmidt – IB für Tragwerksplanung (Tragwerk)

Teilmaßnahme 2: Frischwasserausleitung Eggensteiner Altrhein Am rechten Ufer des Albkanals wurde ein Ausleitungsbauwerk im Rheinhochwasserdeich RHWD XXVIII erstellt. Die Grabenverbindung zum Eggensteiner Altrhein konnte teils auf neuer Trasse, teils durch Grabenaufweitung und Eintiefung erzielt werden. Als Bauwerk ist ein geschlossener Durchlass mit Steuerschieber ausreichend. Mit dem Bau-

werk können bei Bedarf 200–300 l/s Frischwasser in den Eggensteiner Altrhein geleitet werden. Die Frischwasserzufuhr verdünnt und trägt Nährstoffe aus, so dass der Verschlammungsprozess verzögert werden kann. Nachdem das Gewässer ausgebaggert wurde, soll der grundsätzlich natürliche, jedoch in der Vergangenheit künstlich stark beschleunigte Verschlammungsprozess künftig gezielt beeinflusst werden, indem der Nährstoffeintrag auf ein verträgliches Niveau begrenzt wird.

Bauausführung Harsch Bau GmbH & Co. KG, Bretten (Frischwasser-Bauwerke) Böwingloh & Helfbernd GmbH, (Frischwasser-Gräben, Erdarbeiten) Lang GmbH & Co. KG, Gaggenau (Albschleuse) Stahlwasserbau Beeskow GmbH, Beeskow (Stahlwasserbau Frischwasser) Erich Mächler GmbH, Gaggenau (Stahlwasserbau Albschleuse) Lageplanauszug zur Teilmaßnahme 2

Schnitt durch das Entnahmebauwerk

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WASSERBAU

Blick auf den Durchstich und die neue Stützschwelle im Albkanal zur Abflussaufteilung

Teilmaßnahme 3: Frischwasserausleitung zum Baggersee Krieger Das notwendige Ausleitungsbauwerk wurde als Steinstützschwelle im Albkanal geschüttet. Ein zusätzlicher Durchstich im linken Ufer ermöglicht die gewünschte Durchströmung des Baggersees. Die Zuführung von Q = 1 m³/s Frischwasser war im Genehmigungsverfahren zur Erweiterung des Baggersees gefordert worden, um die langfristige Sicherung der limnologischen Qualität des Gewässers durch eine dauerhafte Durchströmung mit sauerstoffreichem und nährstoffarmem Wasser aus dem Rhein herzustellen. Mit der Realisierung des Gesamtprojektes ist es nun möglich, sogar bei niedrigen Rheinwasserständen bedeutend höhere Wassermengen durch den Baggersee zu leiten.

Das Bauwerk wurde nach Variantenuntersuchungen so gewählt, dass kein beweglicher Verschluss notwendig wird. Die Abflussaufteilung Kriegersee/Albkanal ist nur vom aktuel-

len Wasserstand abhängig. Bei Hochwasser sind der Kriegersee und der Albkanal durch den Rheinwasserstand rückgestaut und die Abflussaufteilung erfolgt flächig wie vorher.

Teilmaßnahme 4: Maßnahmen im Albkanal Neben der Verbesserung durch hohe Frischwasserführung erfolgten im Albkanal zusätzlich bauliche Ergänzungen, die eine natürliche

Entwicklung des Gewässerbettes ermöglichen: Dafür wurden am rechten Ufer einige Strömungslenker in Form von überschütteten Baumstubben hergestellt, örtlich wurde die massive Ufersicherung aufgebrochen, um na-

türliche Erosionsvorgänge zu initiieren und vorhandene Gräben wieder anzuschließen. Außerdem wurden seitliche Überfahrten geöffnet, um den Wasseraustausch zu verbessern.

Lageplanauszug zur Teilmaßnahme 3

Lageplanauszug zur Teilmaßnahme 4

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Strömungslenker im Albkanal nach der Fertigstellung


WASSERBAU

Lageplanauszug zur Maßnahme Neubau Albschleuse

Zeit und Kosten Das Projekt wurde 2007 mit einer Studie begonnen. Nach Planfeststellung und Ausschreibung im Jahr 2008 konnte die Baumaßnahme 2009 fast vollständig ausgeführt werden. Die offizielle Inbetriebnahme erfolgte im Mai 2010. Seitdem wird die Entwicklung in einem Monitoringprogramm kontrolliert. Die Finanzierung der Gesamtkosten in Höhe von 1,9 Mio. € erfolgte durch die Projektträger und Mittel aus dem EU-Förderprogramm LIFE.

Albschleuse Die neuen positiven Voraussetzungen aus dem Projekt „Lebendige Rheinauen“ wurden in einem zweiten Schritt ergänzt, um durch Planung und Neubau der Albschleuse weitere wichtige Verbesserungen zu erzielen. Die Albschleuse (das Durchlassbauwerk der Alb durch den Rheinhochwasserdeich) und das Albwehr (Kontrollbauwerk zum Albkanal) befinden sich in unmittelbarer Nachbarschaft zum Projektgebiet. Die Albschleuse ist das Schlüsselbauwerk für den Fischaufstieg in der Alb. Das alte Bauwerk war aufgrund des Querschnittes und der Höhenlage der Sohle bei unterschiedlichen Abflussverhältnissen des Rheins und der Alb im Verlauf des Jahres nicht durchgängig. Dies wurde bereits vorab durch eine EU-Untersuchung nachgewiesen (LIFE KA-14). Das neue Bauwerk wurde unter der Vorgabe einer optimalen Fischdurchgängigkeit planerisch entwickelt. Die Realisierung des Bauwerks beseitigt das Wanderhindernis an der Schlüsselstelle zum Rhein und ermöglicht nun die Entwicklung der Alb als Lachsprogrammgewässer.

Die Abflussleistung der neuen Albschleuse wurde so bemessen, dass die Alb auch bei Rückstau durch Rheinhochwasser viel seltener in den Albkanal entlastet. Damit wird auch die unerwünschte Nährstoffzufuhr in den Albkanal begrenzt. Zeit und Kosten Das Projekt begann 2007 mit der Vorplanung. Mit Plangenehmigung und Ausführungsplanung im Jahr 2009 konnte die Baumaßnahme im Frühjahr 2010 begonnen werden. Die offizielle Inbetriebnahme erfolgte im Juli 2011. Die Finanzierung der Gesamtkosten in Höhe von 1,6 Mio. € erfolgte durch die Projektträger und Mittel aus dem europäischen Fischereifonds EFF. Ausblick Mit Inbetriebnahme der neuen Albschleuse ist das Engagement noch nicht erschöpft: Die Erfolge der Fischdurchgängigkeit sollen an der nächsten oberhalb liegenden Wehranlage kontrolliert werden. Hierzu ist eine Fischzählanlage mit gleichzeitiger Optimierung und Anpassung des vorhandenen Fischpasses bei der Wehranlage Thomaswehr in Planung. Außerdem wurden für die beiden wichtigen Zukunftsprojekte der Stadt Karlsruhe „Sanierung des Knielinger Sees“ und „Renaturierung der Alb nördlich der Raffinerie“ die nötigen Voraussetzungen geschaffen. Autor: Dipl.-Ing. Edgar Schenk, Ingenieurbüro Miltner, Karlsruhe Blick auf die alte Albschleuse und auf die Baustelle der neuen Schleuse Schnitt durch die neue Albschleuse

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Bauarbeiten im Schutz des Leitdamms

Borstenelemente an der Sohle vor dem Aal-Bypass

Ökologische Durchgängigkeit der Leine

Ausweg aus der Sackgasse von Holger Pabsch und Rudolf Fritsch

Die Wasserkraftanlage Calenberger Mühle stellte für die Limnofauna der Leine eine Barriere dar. Da mittlerweile die Wehranlagen ober- und unterhalb mit Anlagen zur ökologischen Durchgängigkeit ausgestattet waren, bot sich am Standort Calenberger Mühle die Möglichkeit des Lückenschlusses zwischen bereits durchgängig gestalteten Bereichen – zugleich ein Beitrag zur erfolgreichen Wiederansiedlung des Lachses.

Lageplan der Fischaufstiegsanlage

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Veranlassung Die Leine gehört zum Flussgebiet der Weser und ist Nebenfluss der Aller, die bei Verden in die Weser mündet. Die Quelle der Leine befindet sich im thüringischen Eichsfeld in Leinefelde. Das Einzugsgebiet der Leine umfasst ca. 6.500 km², wovon ca. 3.600 km² oberhalb der betrachteten Wehranlage in Schulenburg liegen. An der Leine gibt es eine Vielzahl von Querbauwerken, die die ökologische Durchgängigkeit des Flusses beeinträchtigen. Insbesondere gibt es mehrere große Wasserkraftanlagen im Unterlauf der Leine, die allerdings zum Teil bereits durchgängig gestaltet wurden. Ein wesentliches Hindernis war bisher die Wasserkraftanlage in Schulenburg zwischen Hannover und Alfeld. An dieser Stelle teilt sich die Leine und umfließt auf ca. 600 m Länge einen Industriestandort. Beide Arme sind mit einer Wehr- und Wasserkraftanlage ausgestattet. Mit einer Wasserspiegeldifferenz von ca. 4,60 m stellt diese Anlage eine Barriere für die ökologische Durchgängigkeit dar. Im Jahr 2008 entschloss sich der Betreiber der Wasserkraftanlagen zur Errichtung einer Anlage zur ökologischen Durchgängigkeit auf seinem Grundstück. Im Projektgebiet ist die Leine als Gewässer II. Ordnung eingestuft und der Fischregion Barbe zugeordnet. Der betroffene Oberflächenwasserkörper liegt in der Fließgewässerzone Epipotamal. Die Leine weist im betroffenen Oberflächenwasserkörper Gewässerstrukturgüte 4 und Gü-


WASSERBAU

teklasse II auf. Als Leitfischart kommen Aal, Barbe, Döbel, Groppe, Gründling, Hasel und Rotauge vor. Typspezifische Arten sind Bachforelle, Stichling, Flussbarsch, Ukelei und Zährte. Obwohl der Lachs „nur“ als Begleitart angeführt ist, fand dieser bei der Planung aufgrund des Wiedereinbürgerungsprojektes besondere Berücksichtigung. Konzeption der Anlage Das zur Verfügung stehende Gelände rechtsseitig der südwestlichen Wasserkraftanlage ist topographisch schwierig. Im Zulaufbereich der Wasserkraftanlage ist das Gelände zunächst sehr flach und fällt dann zum Auslauf sehr steil ab. Um die Lockströmung des Kraftwerkauslaufes für den Fischaufstieg zu nutzen, sollte der Einstieg in der Nähe des Turbinenauslaufes und damit im steilen Gelände liegen. Da auch die zukünftige Nutzbarkeit des Grundstücks nicht zu stark eingeschränkt werden durfte, war eine kurze Trasse zu wählen. Schließlich galt es die Hochwassersicherheit zu berücksichtigen, da die Leine im Unterwasser der Wehranlage sehr große Wasserspiegelschwankungen aufweist. Ein weiteres Planungskriterium war die Passierbarkeit für Kleinlebewesen (Zoobenthos) in beide Richtungen. Bei der Konzeption fiel die Wahl schließlich auf eine Kombination aus einem naturnahen Steinschwellen-Beckenpass im flacheren Geländeteil und einem Schlitzpass im steilen Gelände nahe dem Turbinenauslauf. Mit den zuständigen Behören wurde eine Mindestwassermenge von 400 l/s für den Fischauf-

stieg festgelegt. Die weiteren Planungskriterien richteten sich im Wesentlichen nach dem Handbuch „Querbauwerke“ des Ministeriums für Klimaschutz, Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschuz MUNLV des Landes Nordrhein-Westfalen sowie den DVWK-Merkblättern zur Wasserwirtschaft 232/1996 „Fischaufstiegsanlagen – Bemessung, Gestaltung, Funktionskontrolle“. Der Einstieg in die Organismenaufstiegshilfe befindet sich direkt am eigentlichen Krafthausauslauf im Schutz einer neu errichteten Ufermauer aus Stahlbeton in Form einer Stützmauer, die gleichzeitig auch die wasserseitige Beckenwand des Schlitzpassabschnittes bildet. Nach dem Vorlaufbecken wird zum Ausgleich der schwankenden Unterwasserspiegellagen aus 15 Becken mit einer Wasserspiegeldifferenz von je 13 cm zur Überwindung der steilen Uferbereiche auf kleinem Raum ein Übergang zum Steinschwellen-Beckenpass geschaffen.

PROJEKTBETEILIGTE

Bauherr Ernst Malzfeldt und Söhne, Pattensen Gesamtplanung, Bauoberleitung ZT Fritsch GmbH, Steyr/ Österreich Ausführungsplanung, Ausschreibung, örtliche Bauüberwachung Ingenieurbüro Pabsch & Partner GmbH, Hildesheim Bauausführung F.C. Schramm Baugesellschaft mbH, Einbeck

Mit 16 Becken (Höhendifferenz ebenfalls ca. 13 cm) und zwei Kehren entlang der Wiesenböschung wurde mit einer naturnahen Gestaltung als Beckenpass eine harmonische Einbindung in das vorhandene typische Landschaftsbild ermöglicht. Im oberen Bereich verläuft ein bachähnliches Beckengerinne (Schwellen mit einer Höhendifferenz von 10 cm) mit ca. 37 m Länge bis zum Ausstiegs- bzw. Übergangsbauwerk an der Oberwasserseite. Die Gesamtlänge der Anlage beträgt 215 m. Hydraulik und Anbindung an die Leine Wichtig für die Auffindbarkeit des Organismenaufstiegs ist die Lockströmung. Die erste Trennwand des Schlitzpasses und der Einstiegsbereich wurden daher so angelegt, dass die austretende Leitströmung einen Winkel von ca. 15° zur Hauptströmung aufweist. Die Lockströmung wird daher relativ parallel zur Hauptströmung geführt. Weiterhin wurde darauf geachtet, eine ausreichende Fließgeschwindigkeit der Lockströmung zu gewährleisten. Der ausschlaggebende Parameter für die Fließgeschwindigkeit am Einstieg ist die Wasserspiegellage im Unterwasser. Das heißt, bei Niederwasser kann eine relativ hohe Fließgeschwindigkeit erzielt werden. Mit steigendem Unterwasserspiegel werden aufgrund von Einstau die Fließgeschwindigkeiten stetig geringer. Der Einstieg wurde so gestaltet, dass bei Niederwasser (Q30) die max. Fließgeschwindigkeit von 1,6 m/s nicht überschritten und bei höheren Abflüssen Hochwasser Dezember 2009

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WASSERBAU

Übergang vom Becken-

zum Schlitzpass

(Q330) eine minimale Fließgeschwindigkeit von 0,3 m/s nicht unterschritten wird. Realisiert wurde eine sohlgleiche Anbindung mit ausreichenden Wassertiefen direkt am Einstiegsbereich (mind. 0,6 m), um die Durchgängigkeit auch für Benthosorganismen und für bodenorientierte Fische über das Sohlsubstrat zu gewährleisten. Um auch beim Ausstieg die natürliche Anbindung der Flusssohle zu gewährleisten, wurde die Sohle des Fischaufstiegs durch eine schräge, rau ausgeführte Rampe mit der Sohle des Oberwassers verbunden. Die Leistungsdichte des Schlitzpasses bei der Energiedissipation liegt bei 60 W/m³. Somit ist der Grenzwert für das Epipotamal von 100 W/m³ gemäß Handbuch Querbauwerke [NRW 2005] deutlich unterschritten. Damit die Fischaufstiegshilfe nicht selektiv wirkt, wurden vor allem für juvenile und schwimmschwache Fische zusätzlich zwei etwas größere Ruhebecken mit reduzierter Energiedissipation von unter 50 W/m³ eingeplant. Das ca. 155 m lange Beckenpassgerinne ist in 2 Bereiche gegliedert, in einen Ober- und einen Unterlauf. Der Oberlauf beginnt mit dem ca. 7,5 m langen Ausstiegsbauwerk und verläuft in Form eines bachähnlichen Gerinnes mit länglichen Becken. Dieses weist eine Länge von ca. 40,0 m auf und es werden darin ca. 40 cm Höhenunterschied überwunden, was ein Gefälle von 1,0 % ergibt. Die angrenzenden Böschungen wurden 2:3 geneigt und bepflanzt. Der Unterlauf mit ca. 105 m Länge ist als Steinschwellen-Beckenpass ausgeführt und reicht von der Brücke bis zum Schlitzpass. Es wird eine Höhendifferenz von ca. 2,20 m überwunden und es ergibt sich ein Regelgefälle von ca. 2 %. Die Becken des Beckenpasses weisen eine lichte Länge von 6 m und eine lichte Breite von 4 m an der Wasserlinie auf. Der maximale Absturz zwischen den Becken beträgt 0,13 m, die maximale Wassertiefe rund 1 m. Durch den Einbau von Störsteinen, Totholz sowie punktuelle Einengungen wird die Fließgeschwindigkeit in den Becken variiert und Ruhebereiche im Strömungsschatten der Strukturen geschaffen. Zusätzlich bewirken diese naturnahen Struktu-

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Bachähnliches Gerinne

Schlitzpass

‘Hochwasserschutz-

wand Alle Abbildungen: Ingenieurbüro Pabsch & Partner

ren nicht nur eine Differenzierung der Fließgeschwindigkeiten, sondern auch der Wassertiefen und Strömungsmuster (Breiten- und Tiefenvarianzen). Auch tragen sie zur Vielfalt des Lebensraumes bei. Eine weitere Strukturierung ist durch das Anlegen unterschiedlicher Böschungsneigungen gegeben. So entstehen annäherungsweise Prall- und Gleitufersituationen. Zudem wird auf die Ausbildung einer differenzierten Wasseranschlagslinie geachtet. Die Leistungsdichte bei der Energiedissipation im Steinschwellen-Beckenpass liegt bei 25 W/m³.

Fischabstiegshilfe Alle aquatischen Tiere führen zum Teil Wanderungen über weite Distanzen durch. Vor allem Fische profitieren von ihrem Wanderverhalten. Sie wechseln jahresperiodisch zwischen Nahrungs- und Ruhehabitaten oder besiedeln während bestimmter Entwicklungsphasen Gewässerabschnitte mit unterschiedlichen Lebensbedingungen. Speziell für den Erhalt diadromer, also zwischen Meer und Süßwasser wandernder Arten, wie z. B. Aal und Lachs, ist die lineare Durchgängigkeit der Fließgewässersysteme


essenziell. Migrationshindernisse führen unter anderem zur Veränderung der Fischartenpopulation und zur Reduktion der Bestandsdichte. Um der Forderung der Wasserrahmenrichtlinie gerecht zu werden, muss die Durchgängigkeit der Fließgewässer für die Fischfauna sowohl stromauf- als auch stromabwärts gefahrlos möglich sein. Daher sind nicht nur Fischaufstiegssondern auch -abstiegshilfen von wesentlicher Bedeutung. Abstiegshilfen sind fischartspezifisch hinsichtlich ihrer Höhenlage im Gewässer. Aale, die zu den Leitfischarten im Projektgebiet zählen, benötigen einen bodennahen Bypass, Lachse sind auf oberflächennahe Anlagen angewiesen. Zur Verbesserung der Auffindbarkeit des sohlnahen Aal-Bypasses wurde vor dem Rechen an der Sohle eine Reihe Borstenelemente aufgebracht, in die sich die Aale zurückziehen und über die sie in das dort befindliche Abstiegsrohr einwandern können. Für oberflächennah abwandernde Arten wurde vor dem Rechen eine Öffnung in die seitliche Spundwand geschnitten und über eine trichterförmige Betonstruktur mit einer Rohrleitung DN 200 verbunden. Diese vereint sich in spitzem Winkel mit dem Aal-Bypass DN 200. Die vereinte Leitung führt eine Dotationswassermenge von 370 l/s in die unteren Becken des Schlitzpasses, um die Lockströmung zu erhöhen. Sobald bei ausreichenden Abflussmengen ein Wehrüberfall gegeben ist, kann zudem angenommen werden, dass z. B. die oberflächen-

nah abwandernden Lachssmolts Stauanlagen mit dem überlaufenden Wasser passieren. Bauausführung und Inbetriebnahme Trotz des anstehenden Winters wurde im Oktober 2009 mit den Bauarbeiten begonnen. Im Unterwasser wurde die Baustelle durch einen provisorischen Leitdamm geschützt, im Oberwasser wurde ein Spundwandverbau eingebracht. Bis auf die als Fertigteile gelieferten Trennwände des Schlitzpasses entstanden alle Betonteile in Ortbetonbauweise. Die Erdbecken wurden bereits beim Aushub profiliert, anschließend wurden große Wasserbausteinen als Riegel gesetzt. Die Abdichtung des Beckenpasses nach unten wurde mittels Lehmschlag erzielt (0,3 m mächtig). Auf den Lehmschlag wurde eine ca. 0,4 m mächtige Substratschicht aufgebracht, die der Leine entnommen wurde. Trotz einiger Stillstandszeiten durch Hochwasser konnten die Arbeiten am 31. Mai 2010 abgenommen und das Bauwerk in Betrieb genommen werden. Im Rahmen der Inbetriebnahme wurde mittels Fließgeschwindigkeitsmessungen die Hydraulik der Anlage so justiert, dass die Bemessungswerte eingehalten werden. Im Herbst 2011 sollen ausführliche Funktionskontrollen durchgeführt werden, jedoch zeigt sich bereits, dass die Anlage als Lebensraum gut angenommen wird. Bei einer Außerbetriebnahme im Sommer 2011 wurden in den einzel-

nen Becken bis zu 50 Fische gezählt. Zusammenfassung Die Calenberger Mühle in Schulenburg stellte eine ökologische Barriere in der Leine dar, die unter anderem das Wiederansiedlungsprojekt für Lachse gefährdete. Um die ökologische Durchgängigkeit zu erreichen, wurde eine Fischaufstiegsanlage gebaut, die sich aus einem Schlitzpass und einem Steinschwellen-Beckenpass zusammensetzt. Im Sommer 2010 ging die Anlage in Betrieb und wurde sofort von den Fischen als neuer Lebensraum angenommen. Autoren: Dr.-Ing. Holger Pabsch, Ingenieurbüro Pabsch & Partner, Hildesheim DI Rudolf Fritsch, ZT Fritsch GmbH, Steyr Literatur DVWK Merkblätter zur Wasserwirtschaft 232/1996: Fischaufstiegsanlagen – Bemessung, Gestaltung, Funktionskontrolle, Bonn, 1996. Jungwirth, M., Haidvogl, G., Moog, O., Muhar, S., Schmutz, S.: Angewandte Fischökologie an Fließgewässern. Wien, 2003. Ministerium für Umwelt und Naturschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen: Handbuch Querbauwerke, Düsseldorf, 2005.

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FACILITY MANAGEMENT

Methoden und Standards im FM-Consulting

Neutrales Consulting als Garant für Qualität von Quirin Lutzenberger und Robert Oettl

Zur Lösung immer komplexer werdender Aufgabenstellungen bei der Bewirtschaftung von Immobilien über den gesamten Lebenszyklus entstehen neben den etablierten Beratungshäusern laufend neue Unternehmen, die ihr Know-how den Eigentümern, Nutzern oder Betreibern von Immobilien anbieten. Die Beratungsfelder rund um Planen, Bauen und Betreiben von

nieurpreises 2011einerseits, dass sich das Angebot an interdisziplinären Ingenieurleistungen offenbar nur langsam entwickelt, andererseits aber auch, dass sich die Betriebs- und Nutzungsphase eines Gebäudes als qualifiziertes Tätigkeitsfeld für beratende Ingenieure bislang (noch) nicht etablieren konnte.

Immobilien werden immer komplexer. Die Diskussion um nachhaltige Gebäude hat diesen Trend weiter angeheizt. In dieser Situation suchen Auftraggeber zunehmend unabhängige Beratung, um die Qualität ihrer Immobilie ganzheitlich und nachhaltig sicherzustellen. Ganzheitliches Planen und Bauen Als die Bayerische Ingenieurekammer-Bau den Ingenieurpreis 2011 zum Thema „Ganzheitliches Planen und Bauen: Innovation – Kooperation – Realisation“ auslobte, „um gelungene Beispiele einer Zusammenarbeit aller am Projekt Beteiligten zu prämieren“, war dies ein Novum. Zum ersten Mal in der Geschichte dieses Ingenieurpreises ging es nicht um eine technische sondern um eine organisatorische Aufgabenstellungen. Nachdem der Kammer jedoch bei Einsendeschluss lediglich drei Beiträge vorlagen, entschied sie sich, den Preis in diesem Jahr nicht zu vergeben [1]. An wem mag das Debakel gelegen haben? War die Kammer ihrer Zeit voraus oder sind die Ingenieurbüros ihrer Zeit hinterher? Die rasante Entwicklung der Immobilienwirtschaft in den vergangenen Jahren führte zu einem verstärkten Interesse, die Qualität eines Gebäudes bewerten, vergleichen und gegebenfalls auch zertifizieren zu können. Dafür wird immer öfter die Nachhaltigkeit eines Gebäudes als entscheidendes Kriterium genannt. Möchte man jedoch eine Aussage über die Nachhaltigkeit treffen, ist dies nur möglich, wenn der gesamte Lebenszyklus eines Gebäudes, sprich, die Immobilie als Ganzes, betrachtet wird. Es liegt auf der Hand, dass eine solche ganzheitliche Betrachtungsweise die Fachkenntnis vieler Disziplinen erfordert und somit nur interdisziplinär durchgeführt werden kann. Genau auf diesen Prozess zielte die Kammer mit ihrem diesjährigen Ingenieurpreis ab. Vielleicht

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wurde ihr jedoch zum Verhängnis, dass sie wiederum nur einen Teil des Ganzen ansprach, indem sie lediglich das Planen und Bauen einbezog. Zur ganzheitlichen Betrachtung gehören jedoch neben der Errichtung auch die Nutzung und letztlich auch die Verwertung einer Immobilie (vgl. GEFMA 200 [2]). Wie Abbildung 1 veranschaulicht beansprucht die Nutzungsphase hierbei hinsichtlich der Dauer und der Kosten den weitaus größten Anteil am Lebenszyklus und das mit steigender Tendenz [3]. So zeigt die Geschichte des Bayerischen Inge-

Integrale Beratung Um die verschiedenen Disziplinen zusammenführen und eine ganzheitliche Aussage über eine Immobilie treffen zu können, benötigt der Bauherr in der Regel Unterstützung durch unabhängige integrale Berater. Wenn integrale Beratungsleistungen planungs- bzw. baubegleitend erbracht werden, kann dies mit der Tätigkeit eines Fachplaners verglichen werden. Wird die Beratung in der Nutzungsphase einer Immobilie abgerufen, so ist dies vergleichbar mit der Beauftragung eines Unternehmensberaters. Je nach Projekt erstreckt sich die Aufgabenstellung von der Optimierung der Betriebsund Nebenkosten über die Ausschreibung und Vergabe von Facility Services bis hin zur Konzeptionierung und Einführung neuer Facility왗 Nutzungskostenanteil innerhalb der Lebenszyklusphasen Abbildung: QL Ingenieure


FACILITY MANAGEMENT

Management-Strukturen. Ziel dieser Aktivitäten, ob sie nun strategischer oder organisatorischer Natur sind, ist in der Regel die Werterhaltung bzw. Ertragssteigerung von Immobilien oder Immobilienportfolios. Nochmals verstärkt durch die zunehmende Nachfrage nach Immobilien-Zertifikaten wächst der Markt an integralen Beratungs- und Dienstleistungen seit Jahren. Bereits ein kurzer Blick in die aktuelle Fachpresse genügt, um eine Vorstellung von der existierenden Vielfalt und Bandbreite zu erhalten. Das Spektrum der Angebote reicht von strategischer Immobilienentwicklung [4] über die baubegleitende Steuerung von Nutzungskosten [5] bis hin zur Durchführung baubegleitender Qualitätssicherung [6]. Parallel hierzu etabliert sich ein breiter Markt an Ausbildungs- und Qualifizierungsmaßnahmen (z. B. Verbund IQ in Nürnberg [7]). So unterschiedlich diese Leistungen von ihren Ansätzen und Zielen her auch sind, eines haben sie gemeinsam: sie sind nicht Teil des klassischen Leistungsbildes von Architekten und Ingenieuren und werden somit in der HOAI [8] weder als Planungsleistung geregelt noch als Beratungsleistungen aufgeführt. Dies kann zur Folge haben, dass einschlägige Beratungsangebote für den Bauherrn nicht transparent und somit auch nicht vergleichbar sind. Leistungsbild Facility Mangement Consulting Als bewährte interdisziplinäre Methode ist das Facility Management einer der zentralen Schlüssel zur ganzheitlichen Errichtung und Nutzung einer Immobilie. Mit Facility Management Consulting werden integrale Beratungsleistungen bezeichnet, die im Zusammenhang von Facility-Management-Vorgängen abgefragt und erbracht werden. Im Unterschied zu anderen integralen Beratungsleistungen gibt es für das FM-Consulting mit dem Heft 16 der AHO-Schriftenreihe [9] ein Leistungsbild, das eine unabhängige und umfassende methodische Grundlage definiert, auf die sich Auftraggeber und Auftragnehmer gleichermaßen beziehen können. In der Praxis zeigt sich immer wieder, dass die vertragliche Vereinbarung des Leistungsbildes nach Heft 16 der AHO-Schriftenreihe den Projektbeteiligten maßgeblich hilft, die Qualität der Beratungsprojekte transparent zu machen

und somit die Akzeptanz der Beratung deutlich zu verbessern. Grundlage des Erfolgs ist die Definition einer festen Projektstruktur mit vier Projektphasen: • Phase 1: Basiskonzept • Phase 2: Umsetzungskonzept • Phase 3: Projektumsetzung • Phase 4: Umsetzungscontrolling Anknüpfend an Heft 9 der AHO-Schriftenreihe [10] können jeder dieser Projektphasen fünf Handlungsbereiche zugeordnet werden: • Organisation, Information, Koordination, Dokumentation • Qualitäten, Quantitäten • Kosten, Finanzierung • Termine, Kapazitäten, Logistik • Verträge, Versicherungen Wer sich ein detailliertes Bild von der Struktur eines Beratungsprojektes nach AHO-Heft Nr. 16 machen möchte, dem sei ein Blick in den Internet-Blog RE-Q empfohlen. Hier werden unter dem Leitwort „Real Estate Quality“ Fragen aus der FM-Consulting-Praxis gesammelt und systematisch den Projektphasen und Handlungsbereichen nach AHO-Heft Nr. 16 zugeordnet. Fallbeispiele zum FM Consulting An Hand der folgenden Fallbeispiele aus der FM-Consulting-Praxis wird deutlich, wie sich die Anwendung der AHO Nr. 16 auf den Projektablauf auswirkt. Aufbauend auf den vier Projektphasen und fünf Handlungsbereichen können sämtliche Fragestellungen und Beratungsleistungen klar abgegrenzt und zugeordnet werden. Projektphase 1: Basiskonzept In einem Basiskonzept werden die Rahmenbedingungen und Ziele des Vorhabens ermittelt. Die Kernfrage lautet: Was will der Auftraggeber? Fallbeispiel: Seit über drei Jahrzehnten haben sich Benchmarking-Vergleiche in den unterschiedlichsten Branchen als Methode zur Schaffung von Transparenz und als Basis zur Optimierung etabliert. Bereits seit 2003 betreut die cgmunich GmbH das Projekt RealisBench®, das ursprünglich von der Realis AG, der Immobilientochter der Bayerischen Landesbank, und seit 2007 von der Bayern Facility Management GmbH vermarktet wird. Das ursprünglich für

Sparkassen und Finanz-Institute entwickelte Projekt sollte zum Benchmarking von kommunalen Gebäuden eingesetzt werden. Ein wesentlicher Bestandteil der Aufgabenstellung für cgmunich war: Klärung der Aufgabenstellung und Durchführung der Ist-Analyse (AHO Nr. 16 - Phase 1.2): Was war bereits an Standards und Methoden im Projekt bzw. in den projektspezifischen Werkzeugen vorhanden? Welche Objekt-Cluster und Kennzahlen wurden bei den FinanzInstituten abgefragt und waren auf kommunale Objekte übertragbar – welche kommunalen Objekte, die benchmarkfähig sind gibt es überhaupt? Diese und viele weitere Fragen galt es im Basis-Konzept zu klären (Phase 1.1). Darüber hinaus musste ein realistischer, aber stringenter Terminplan zur Erarbeitung des Konzepts und zur Weiterentwicklung des Internet gestützten Eingabe-Werkzeugs erarbeitet werden. Auf Basis der ausführlichen Grundlagenarbeit und der erstellten Ergebnisdokumentation (Phase 1.8) wurde das Projekt in die weiteren Phasen übergeben. Mittlerweile haben insgesamt 150 Sparkassen und 350 Kommunen mehr als 14.000 Immobilien in den Pool beigesteuert. Zum Teil wurden Objektdaten über Jahre fort geschrieben. Projektphase 2: Umsetzungskonzept Mit dem Umsetzungskonzept wird Umfang und Ablauf des Vorhabens festgelegt und vereinbart. Die Kernfrage lautet: WIE soll vorgegangen werden? Fallbeispiel: Auf Basis des AHO-Heftes Nr. 16 ist die Analyse der Aufbauorganisation (Phase 2.1) ein wesentlicher Bestandteil der Projektphase 2. Bei Facility Management Organisationsprojekten der cgmunich GmbH hat sich darüber hinaus die Klärung der Rollen innerhalb einer FM-Organisation als Kernstück dieser Phase herauskristalliert. So wurde für eine große bayerische Kommune im Zusammenhang mit der Erarbeitung eines Umsetzungskonzepts eine klare Trennung der Rollen „Eigentümer“, „Nutzer“, „Dienstleister“ und „Steuerer“ erarbeitet. Dies war neben einer umfassenden Analyse der FMProzesse die Basis für die Entwicklung der Aufbau-Organisation, der Personalbemessung und aller weiteren Umsetzungsschritte. Das Umsetzungskonzept (Phase 2.6) in Verbindung mit

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FACILITY MANAGEMENT

der Kosten-Nutzen-Bewertung (Phase 2.4) lieferte hier, wie in den meisten der über 250 durchgeführten Projekte, die Grundlage zur Entscheidung des weiteren Vorgehens durch den Auftraggeber. Projektphase 3: Projektumsetzung In der Projektumsetzungsphase wird aus dem Konzept Stück für Stück Wirklichkeit. Die Kernfrage lautet: Wer tut was?

Fallbeispiel: Die Projektphase 3 ist die häufig am besten ho-

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norierte Projektphase, obwohl diese weniger kreative Leistung, sondern viel mehr die Nutzung von Standards und den Einsatz von erfahrenen Projektmanagern erfordert. Für eine Landesimmobiliengesellschaft mit 450 Objekten und insgesamt 1.350.000 m² bewirtschafteter Gebäude-Fläche sollte nach einer umfassend bearbeiteten Phase 2, in der alle IT-relevanten FM-Prozesse erarbeitet wurden, eine geeignete Facility Management Software (CAFM) am Markt gefunden werden. Hierzu erstellten die Consultants auf der Basis von cgmunich Standard-Vorlagen ein Lastenheft zur Be-

왖 Projektphasen und Leistungsbild nach Heft 16 der AHO-Schriftenreihe Abbildung: QL Ingenieure


FACILITY MANAGEMENT

schreibung der erforderlichen Funktionalitäten (Phase 3.1). Nach der Analyse des Marktes wurden im Rahmen eines EU-weiten Verfahrens geeignete Anbieter identifiziert und das wirtschaftlichste System ausgewählt. Hierzu wurde der ganze Ausschreibungs- und Vergabe-Prozess professionell vom Berater betreut (Phase 3.3 bis Phase 3.6). Mittlerweile ist auch der Prozess der Projektphase 4 abgeschlossen. Ein weiteres Beispiel für ein Vorgehen gem. AHO und insbesondere die Umsetzung der Phase 3 ist die deutschlandweite Neuorganisation der Vertriebsniederlassungen der BMW Group mit 53 Standorten und ca. 830.000 m² NGF. Neben der Erstellung des Betriebskonzepts (Phase 2.5) inkl. Kostenbewertung (Phase 2.4) im Vorfeld der Umsetzung wurde u. a. das komplette Ausschreibungsverfahren durch den Berater betreut. Insgesamt erfolgte im Rahmen der Vertragskonsolidierung die Reduzierung von 400 Facility Services Verträgen auf fünf Verträge, die sich an den vom Berater erarbeiteten regionalen Losen orientierten, mit drei Komplettdienstleistern. Projektphase 4: Umsetzungscontrolling Nach der Realisierung setzt mit dem Umsetzungscontrolling die Qualitätssicherung ein. Die Kernfrage lautet: Wo fehlt noch was? Fallbeispiel: Ein Immobilienfonds mit insgesamt 7 Mrd. Immobilienvermögen im Eigentum in Deutschland beauftragte cgmunich mit dem Aufbau einer internen Facility-Management-Steuerungs-Organisation für die beiden wichtigsten Objekte im Portfolio mit je ca. 80.000 m² vermietbarer Fläche. Es handelte sich um zwei hochwertige Büroobjekte in Frankfurt und Berlin. Nach erfolgreichem Abschluss der Projektphasen 1–3 wurde auch das Umsetzungscontrolling durch die Consultants betreut. Sowohl die Termin- und Kostensteuerung für die Umsetzung der notwendigen IT-Systeme für Objektbuchhaltung und Reporting als auch die Unterstützung der Prozess-Implementierung bei gleichzeitiger Suche nach geeignetem Personal fiel in das Ressort der Berater. Die Umsetzungsgeschwindigkeit des Projekts war so hoch, dass geeignetes Personal nicht rechtzeitig gefunden und eingesetzt werden konnte. Aus diesem Grunde mussten die im wahrsten Sinne des Wortes „umsetzungsorientierten“ Berater als Interimsmanager selbst die wesentli-

chen organisatorischen Aufbauarbeiten übernehmen und konnten das Gesamtprojekt-Ergebnis termingerecht an den Auftraggeber „abliefern“. Fazit Der heterogene Markt an integralen Dienstleistungen und das oft divergierende Verständniss der damit bezeichneten Leistungsinhalte verlangt nach der Definition praxisnaher Standards, an denen sich Auftraggeber und Auftragnehmer orientieren können. Mit Heft 16 der AHO-Schriftenreihe wurde ein Leistungsbild geschaffen, das die Grundlagen für ein methodisch sauberes und inhaltlich korrektes Vorgehen bei integralen Beratungsprojekten definiert. Mit Hilfe dieses Leistungsbildes können Auftraggeber feststellen, ob ein potenzieller Berater in der Lage ist, die Mindeststandards hinsichtlich eines strukturierten, professionellen und qualitätsgerechten Vorgehens einzuhalten. Darüber hinaus erhält der Auftraggeber die Möglichkeit Beratungsleistungen so auszuschreiben, dass er vergleichbare Angebote erhält. Angelehnt an das Leistungsbild liefert das AHOHeft Nr. 16 auch Anhaltspunkte zur Honorierung der Beratungsleistungen. Die mitunter auf dem Markt zu beobachtende Unterschreitung der eingetragenen Richtwerte zeigt, dass erfahrene Berater und hochwertige Beratungsleistung in hoch komplexen Projekten nicht immer die Wertschätzung erhalten, die sie verdienen. Autoren: Dipl.-Ing. Quirin Lutzenberger, Inhaber QL Ingenieure VBI, Baierbrunn Dipl.-Ing., Dipl.-Wirtschaftsing. (FH) Robert Oettl CMC VBI, Geschäftsführer cgmunich GmbH, München, Redaktionsbeirat „Der Facility Manager“

Literatur [1] Deutsches Ingenieurblatt, Heft 01-02/2011, S. 3, Editorial, Klaus Werwath, Bundesingenieurkammer e.V. (Hrsg.), Berlin 2011. [2] GEFMA 200 „Kostenrechnung im Facility Management: Nutzungskosten von Gebäuden und Diensten“, Entwurf Dezember 2004, GEFMA e. V. (Hrsg.), Berlin 2004. [3] Immobilien Zeitung, Ausgabe 03/2011, S. 7, „FM Benchmarking Bericht 2010/2011. Nutzungskosten: Bis zu 90 % der Lebenszykluskosten“, Albert Engelhardt, Immobilien Zeitung Verlagsgesellschaft, Wiesbaden 2011. [4] Facility Management, Heft 01/2010, S. 38ff „Strategische Immobilienentwicklung“, Harald Grund, Bauverlag, Gütersloh 2011. [5]Facility Management, Heft 06/2010, S. 30/31 „Einflussfaktoren auf Lebenszykluskosten im Planungsprozess“, Margarete Roigk u. a., Bauverlag, Gütersloh 2010. [6] Deutsches Ingenieurblatt, Heft 10/2010, S. 16 ff „Strukturierte Qualität“, Oliver Baumann, Bundesingenieurkammer e.V. (Hrsg.), Berlin 2010. [7] Deutsches Ingenieurblatt, Heft 9/2010, S. 34 ff „Gesucht sind neutrale FM-Alleskönner“, Ursula Baumeister, Bundesingenieurkammer e.V. (Hrsg.), Berlin 2010. [8] HOAI Verordnung über die Honorare für Architekten- und Ingenieurleistungen, Bundesanzeiger Verlag, Köln 2009. [9] AHO-Heft Nr. 16 „Untersuchungen zum Leistungsbild und zur Honorierung für das Facility Management Consulting“, AHO-Schriftenreihe, 4., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage, Bundesanzeiger Verlag, Köln 2010. [10] AHO-Heft Nr. 9 „Untersuchungen zum Leistungsbild, zur Honorierung und zur Beauftragung von Projektmanagementleistungen in der Bau- und Immobilienwirtschaft“, AHO-Schriftenreihe, 3., vollständig überarbeitete Auflage, Bundesanzeiger Verlag, Köln 2009. [11] RE-Q, Real Estate Quality, www.re-q.de

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BERUF UND RECHT

ABC des Baurechts

Versicherungen für den Bau: Was ist durch welche Versicherung abgesichert? von Rechtsanwältin Eva Reininghaus

Insbesondere während der Bauphase drohen Schäden und Gefahren, für die verschiedenartige Versicherungen abgeschlossen werden können. Bei den am Bau Beteiligten besteht jedoch häufig Unklarheit darüber, welche Schäden durch welche Versicherung abgesichert sind. 1. Bauleistungsversicherung Die Bauleistungsversicherung versichert gemäß § 2 ABN/ABU unvorhergesehene Beschädigungen oder Zerstörungen. ABN steht für Allgemeine Bedingungen für die Bauwesenversicherung von Gebäudeneubauten durch Auftraggeber, ABU für Allgemeine Bedingungen für die Bauwesenversicherung von Unternehmerleistungen. Unvorhergesehen bedeutet, dass die Schäden weder rechtzeitig vorhergesehen wurden noch mit dem für die betreffende Tätigkeit erforderlichen Fachwissen hätten vorhergesehen werden können. Sofern grobe Fahrlässigkeit zu einem Schaden geführt hat, ist der Versicherer berechtigt, seine Leistungen entsprechend der Schwere des Verschuldens zu kürzen. Mitversichert sind unvorhergesehene Schäden, die auf Baumängel zurückzuführen sind, sogenannte Mangelfolgeschäden. Demgegenüber nicht versichert sind die Mängel, mithin die mangelhafte Leistung selbst. Die Bauleistungsversicherung kann sowohl vom Bauherrn als auch von den ausführenden Unternehmen abgeschlossen werden. Sie dient dem Interesse des Unternehmers, weil sie die sich in der Herstellung befindliche Leistung versichert und der Unternehmer gemäß § 644 BGB bis zur Abnahme die Leistungsgefahr trägt. Wenn die Leistung bis zur Abnahme zerstört oder beschädigt wird, muss der Unternehmer die Leistung unentgeltlich nochmals ausführen; gegen dieses Risiko kann er die Bauleistungsversicherung abschließen. Gleichermaßen dient die Bauleistungsversicherung dem Interesse des Bauherrn: Haben die Parteien die Geltung der VOB/B vereinbart, trägt der Bauherr abweichend von § 644 BGB das Risiko der Beschädigung oder des Untergangs der bereits erbrachten Leistungen. Darüber hinaus kann der Bauherr sich mit der Bauleistungsversicherung dagegen absichern, dass ein Unternehmen finanziell überfordert wäre, eine Leis-

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tung ohne erneute Vergütung auszuführen. Für die Bauleistungsversicherung des Auftraggebers (Bauherr oder Generalunternehmer) gelten die ABN der Versicherer. Sie versichert neben dem Auftraggeberrisiko alle Unternehmen, die der Bauherr beauftragt einschließlich deren Nachunternehmer. Demgegenüber richtet sich die Bauleistungsversicherung des Unternehmers nach den ABU der Versicherer; sie versichert die Leistungen des Unternehmers einschließlich der seiner Nachunternehmer. Zu den ABN/ABU existieren verschiedene Klauseln, die in den Versicherungsvertrag zur Absicherung weiterer Risiken aufgenommen werden können. Da beim Bauen im Bestand der vorhandene Altbau nicht mitversichert ist, sollte bei derartigen Bauvorhaben der Altbau beispielsweise über die Klauseln 80 und 81 ausdrücklich mitversichert werden. 2. Haftpflichtversicherungen Neben der Bauleistungsversicherung sind bei der Schadensregulierung insbesondere die Haftpflichtversicherungen der am Bau Beteiligten relevant. Die Bauherrenhaftpflichtversicherung deckt das Haftungsrisiko des Bauherrn für Personen- und Sachschäden infolge der Baumaßnahme ab. Relevant ist diese Versicherung insbesondere im Hinblick auf Schäden an Nachbargebäuden, weil der Bauherr gegenüber Nachbarn gemäß § 906 BGB analog verschuldensunabhängig auf Entschädigung haftet. In solchen Fällen kann sich der Bauherr einer Haftung daher nicht dadurch entziehen, dass er alle Leistungen an zuverlässige Planer und Unternehmen vergeben hat. Die Berufshaftpflichtversicherung der Architekten und Ingenieure versichert alle Tätigkeiten, die zum jeweiligen Berufsbild gehören, und richtet sich inhaltlich nach den in den Versicherungsverträgen regelmäßig vereinbarten AHB (Allgemeine Haftpflichtbedingungen) sowie den besonderen Bedingungen und Risikobeschreibungen für Architekten (BBR/ARCH). Augenmerk ist insbesondere auf die Ausschlussregelungen der BBR zu richten; liegen die Voraussetzungen dieser Ausschlussregelungen vor, muss die Versicherung keinen Versicherungs-

schutz gewähren, beispielweise bei einer Inanspruchnahme durch den Bauherrn wegen Überschreitung von Terminen oder Baukostensteigerungen. Ferner sei auf die Ausschlussregelung in A IV Nr. 8 BBR/ARCH hingewiesen, die so genannte Pflichtwidrigkeitenklausel. Nach dieser Klausel besteht kein Versicherungsschutz für Schäden durch bewusst gesetz-, vorschrifts- oder sonst pflichtwidriges Verhalten. Nach dieser Pflichtwidrigkeitenklausel ist Versicherungsschutz bereits dann versagt, wenn der Architekt/Ingenieur oder einer seiner mitversicherten Betriebsangehörigen weiß, dass die Architekten-/Ingenieurleistung nicht den Anforderungen des Vertrages, den DIN-Vorschriften, sonstigen technischen Regelwerken oder den Unfallverhütungsvorschriften entspricht. Dabei unterstellt die Rechtsprechung bei schweren Verstößen beispielsweise. gegen Elementarwissen, dass Bewusstsein bezüglich des Pflichtenverstoßes vorlag. Die Betriebshaftpflichtversicherung des ausführenden Unternehmens versichert die im Versicherungsschein benannte betriebliche Tätigkeit. Es gelten regelmäßig die AHB mit weiteren zusätzlich Versicherungsbedingungen. Die Betriebshaftpflichtversicherung deckt Personenund Sachschäden ab. Nicht versichert sind demgegenüber die Vertragserfüllung und die an die Stelle der Erfüllungsleistung tretende Ersatzleistung. Demnach kann die Betriebshaftpflichtversicherung des Unternehmens nicht für Nachbesserungskosten bei Mängeln einschließlich aller Nebenkosten in Anspruch genommen werden. Es besteht jedoch die Möglichkeit, eine Mängelbeseitigungsnebenkostenklausel zu vereinbaren und den Versicherungsschutz insoweit zu erweitern. 3. Schlussbemerkung Zusammenfassend ist festzuhalten, dass sich die am Bau Beteiligten bei Eintritt eines Schadens sorgfältig über die abgeschlossenen Versicherungen einschließlich etwaiger Zusatzklauseln informieren sollten, bevor Sachverhalte vorschnell als Versicherungsfall abgetan werden. Ohnehin gilt, dass ohne Beteiligung der Versicherung kein Schuldanerkenntnis abgegeben werden darf; ansonsten droht der Verlust des Versicherungsschutzes. Autorin: Dr. Eva Reininghaus, Fachanwältin für Bau- und Architektenrecht TSP Theißen Stollhoff und Partner Rechtsanwaltsgesellschaft, Berlin


BERUF UND RECHT

BÜCHER

Urteile

Haftung des Planers bei fehlerhaftem Leistungsverzeichnis durch funktional ungenaue Beschreibung von Rechtsanwalt Wolf Osenbrück OLG Düsseldorf, Urteil vom 22.06.2010, Geschäftszeichen: 21 U 54/09 in IBR 2011, Heft 7, S. 415 Immer wieder streiten Planer und Unternehmer über den Inhalt textlicher Leistungsbeschreibungen (Leistungsverzeichnisse). Nach § 7 Nr. 1 Satz 1 VOB/A ist „die Leistung eindeutig und so erschöpfend zu beschreiben, dass alle Bewerber die Beschreibung im gleichen Sinne verstehen müssen und ihre Preise sicher und ohne umfangreiche Vorarbeiten berechnen können.“ Um diesen, seit 1926 in der VOB verankerten, Grundsatz zu verwirklichen, bedarf es einer hohen planerischen Leistung: In immer konkreter werdenden Planungsschritten der Vor-, Entwurfs- und Ausführungsplanung ist die gestellte Projektierungsaufgabe so detailliert zu beschreiben und zu lösen, dass eine textliche Beschreibung der gefundenen Lösung in kleinsten Einzelleistungen möglich wird und der Unternehmer für jede in einer Position ausgeschriebene (Teil-)Leistung den entsprechenden Preis anbieten kann. Je eindeutiger die textliche Leistungsbeschreibung, desto klarer kann der Bieter die zu bepreisende Leistung kalkulieren. Durch ungenaue Leistungsangaben entstehen also nicht nur falsche Angebotspreise, sondern es kann dadurch auch zu mangelhafter Ausführung kommen, für die der Planer dann die haftungsrechtliche (Mit-)Verantwortung trägt. Im vorliegenden Fall wurde der Planer für Haus-, Bühnen- und Medientechnik mit der Ausführungsplanung der Sanierung der Untermaschinerie eines Operntheaters einschließlich der schalltechnischen Maßnahmen beauftragt. Eine schalltechnische Planung erfolgte jedoch nicht. Im Leistungsverzeichnis wurden lediglich Geräuschpegelwerte für die Antriebstechnik von 35 dB (A) gefordert. In den Vorbemerkungen zum Leis-

tungsverzeichnis heißt es dazu ganz allgemein: „Alle erforderlichen Maßnahmen zur Erfüllung der schalltechnischen Auflagen gehören zur Leistung des Auftragnehmers und sind, sofern sie nicht separat in der Leistungsbeschreibung ausgeführt sind, in den Einheitspreisen enthalten. Die geforderten Geräuschpegel sind vom Auftragnehmer einzuhalten und spätestens bei der Bauherrenabnahme durch Messprotokolle zu belegen.“ Diese programmhafte (funktionale) Beschreibung hat das OLG Düsseldorf zu Recht als „Flucht in eine möglichst oberflächliche funktionale Beschreibung“ gerügt. Letztlich wird damit die Planungsverantwortung auf den ausführenden Unternehmer verschoben. Eine Überprüfung der geforderten Schallpegel ist in solchen Fällen während der Ausführung nicht möglich, kann erst bei Abnahme vorgenommen werden. Durch die ungenaue Vorgabe des Planers in den Vorbemerkungen zum Leistungsverzeichnis wird kein konstruktiver Weg zur Umsetzung der geforderten Schallpegel aufgezeigt, sondern dem Unternehmer die Ausführung überlassen. Durch die fehlende konkrete Lösung zum Erreichen der geforderten Schallpegel waren auch die Angebote der einzelnen Bieter preislich nicht miteinander vergleichbar. Unter diesen Umständen wurde der Planer zu Recht als Gesamtschuldner zum Schadensersatz der gesamten Nachbesserungskosten verurteilt. Merke: Wer – bewusst oder aus Unkenntnis – seine Pflicht eindeutiger und erschöpfender Leistungsbeschreibung durch oberflächliche Umschreibungen auf einen Auftragnehmer abwälzt, haftet für das Ergebnis. Autor: Wolf Osenbrück Rae Osenbrück, Bubert Kirsten, Voppel, Köln

Überwachung von Talsperren Seit der Veröffentlichung des DVWK-Merkblattes 222 „Mess- und Kontrolleinrichtungen zur Überprüfung der Standsicherheit von Staumauern und Staudämmen“ 1991 hat sich viel verändert. Durch neue Messverfahren und -systeme sowie die Digitalisierung hat die Messtechnik ein anderes Niveau erreicht; seit 2004 liegt außerdem eine überarbeitete DIN 19700 vor. Vor diesem Hintergrund wurde es notwendig, ein den veränderten Verhältnissen angepasstes Merkblatt zu erarbeiten. Das liegt seit Juli als Merkblatt DWA-M 514 „Bauwerksüberwachung an Talsperren“ vor. Es wurde gemeinsam von der DWA, dem Deutschen Talsperrenkomitee (DTK) und der Deutschen Gesellschaft für Geotechnik (DGGT) erarbeitet und präsentiert sich mit neuem und erweitertem Inhalt. Folgende Schwerpunkte wurden gesetzt: - Grundsätze der Bauwerksüberwachung an Talsperren, ergänzt um Abschnitte wie bautechnische Bewertung, Sensorik, Automatisierung und Datenmanagement; - allgemeingültige Hinweise zu den gebräuchlichsten Messverfahren und -systemen mit besonderem Augenmerk auf der bautechnischen Zielstellung und der Reduzierung von Fehlern; - Empfehlungen zu Ausstattung und Messhäufigkeit für die in Deutschland am häufigsten vorkommenden Absperrbauwerke; - Bauwerksüberwachung an Massiv- und sonstigen Bauwerken mit Hinweisen zur Anwendung des Merkblattes auf andere Stauanlagen aus dem Geltungsbereich der DIN 19700. Das Merkblatt ergänzt die DIN 19700 und die individuellen Regelungen in den Bundesländern. Es liefert Fachleuten in Behörden, Ingenieurbüros, Betreibern von Talsperren oder anderen Stauanlagen konkrete Hinweise und praktische Hilfe zur messtechnischen Überwachung solcher Bauwerke. Herausgeber und Vertrieb: DWA Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e.V., DWA-Shop: www.dwa.de/shop

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PRODUKTE UND PROJEKTE

Peri RIB-Software

Großauftrag aus Panama

Bebennachweise mit FEM

Zwei neue Schleusen

Der Ausbau des Panamakanals ist derzeit die größte Baustelle der Welt. Das Projekt wird bis zur Fertigstellung 2014 etwa 5 Mrd. USDollar verschlingen. Kernstücke des Jahrhundertprojekts sind die beiden riesigen Schleusenanlagen an der Atlantik- und Pazifikküste. Für deren Neubau plant und liefert Peri die Schalungs- und Gerüstsysteme. Mit einer Auftragssumme von 24 Mio. US-Dollar ist das der größte Einzelauftrag in der über 40-jährigen Unternehmensgeschichte. Ein Team von Ingenieuren der Peri-Tochtergesellschaften in Spanien, Panama und Italien sowie vom Firmensitz in Weißenhorn/ Deutschland überzeugte das bauausführende Konsortium mit einer idealen Kombination aus Schalungs-Know-how, Leistungs- und Lieferfähigkeit sowie innovativen Systemgeräten. So kommen zum Schalen der massiven Bauteile die Vario Träger-Wandschalung und die Trio-Rahmenschalung zum Einsatz. Als Klettergerüst dient das neue SCS-System (SCS = Single-sided Climbing System), eine Weiterentwicklung der erfolgreichen SKS-Klettertechnik. Ziel der gigantischen Baumaßnahmen ist, die Kapazität der weltweit wichtigsten Wasserstraße zu verdoppeln – exakt hundert Jahre nach der ersten Durchfahrung im August 1914. Nach Fertigstellung der neuen Schleusenanlagen Gatun am Atlantik im Norden und Miraflores am Pazifik im Süden können dann

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entstehen am Panamakanal Grafik: Canal de Panamá – Ampliación

auch sogenannte Post-Panamax-Containerschiffe die 80 km lange Fahrrinne passieren. Diese sind bei 49 m Breite bis zu 366 m lang und und lassen sich mit über 10.000 Containern beladen. Beide Schleusen weisen mit jeweils 1,5 km Länge außergewöhnliche Dimensionen auf. In drei hintereinander geschalteten Schleusenkammern überwinden die Schiffe 26 m Höhendifferenz, gesteuert durch vier Schleusentoranlagen. Ein neuer Einfahrtskanal an der Pazifikseite und neun riesige, jeweils parallel zur Schleuse verlaufende Wasserbassins sind weitere Bestandteile der beiden in Stahlbetonbauweise entstehenden Wasserbauwerke. Für die Bauausführung zeichnen die spanische Bauunternehmung Sacyr Vallehermoso, Impregilo aus Italien, Jan de Nul aus Belgien und Constructora Urbana aus Panama verantwortlich. In drei Jahren werden 4.000.000 m³ Beton und 340.000 t Stahl verbaut, die zu schalende Fläche beträgt knapp 2.000.000 m². www.peri.de

Das Stuttgarter Softwareunternehmen RIB kündigt mit der Einführung der Erdbebenbemessung als Option für das FEM-System TRIMAS gleichzeitig eine Seminarreihe für Ingenieure an. Dabei sollen das Thema Systemmodellierung im Hinblick auf die Nachweisführung für den Erdbebenfall sowie FEMspezifische Fragen zur Frequenz- und Erdbebenanalyse behandelt werden. Die Grundsteine für die nun vorliegende Programmerweiterung des FEM-Systems TRIMAS zur Erdbebenbemessung und Frequenzanalyse wurden in zwei Workshops gemeinsam mit Anwendern gelegt. „Die Software wurde für eine vollständig durchgängige Berechnung, Modalanalyse und Bauteilbemessung räumlicher Systeme konzipiert; außerdem werden dabei alle maßgebenden Bemessungssituationen erfasst“, erklärt Produktmanager Dr. Stefan Kimmich. In das FEM-System sind nun, so das Unternehmen, alle Algorithmen für die Erfassung einer ganzheitlichen Bemessungslogistik für GZT-, GZG, GZE- und Erdbebennachweise integriert, was insbesondere den einfachen Übergang von der statischen zur dynamischen Berechnung ermöglicht. Hier erleichtert die gezielte Umwandlung der statischen Einwirkungen in dynamisch äquivalent wirkende Knotenmassen die Modellbildung in besonderem Maße. Die neue RIB-Software RTerdbeben wurde mit dem modalen Antwortspektrenverfahren ausgestattet, das mehrere Schwingformen sowie verschiedene Untergrundverhältnisse berücksichtigt. Mit dem angebotenen Lösungspaket aus Frequenzanalyse- und Erdbebennachweisen sind Ingenieure in der Lage, die Ergebnisse der Modalanalyse entsprechend der Modalform mit dem Programm zu ermitteln. Nicht zuletzt erlaubt die FEMLösung jetzt, modale Verschiebungen, Schnittgrößen und statistisch überlagerte Ergebnisgrößen grafisch darzustellen, was die Beurteilung der dynamischen Tragwerksantwort zusätzlich unterstützt. www.rib.de


PRODUKTE UND PROJEKTE

ProLock

Hybrides Spundwandkonzept aus recyceltem PVC Neben ihrer Funktion als Stützwand, Dichtelement und Hochwasserschutz wird die Spundwand vor allem als Uferbefestigung eingesetzt. Bestanden die ersten Spundwände aus Holz, kamen Anfang des 20. Jahrhunderts Stahl und später auch Kunststoff (PVC) als Material im Wortsinne zum Tragen. Die Erfahrungen und sich verändernde Rahmenbedingungen haben allerdings Nachteile der bestehenden Ausführungen aufgezeigt: Die Lebensdauer von Holzspundwänden im Wasserbau ist relativ kurz, da Holz in der Wasserwechselzone auf Dauer verfault und der Einsatz von tropischem Hartholz (z. B. Bongossi) zunehmend in die Kritik gerät. Die langlebigeren Stahl- und Kunststoffspundwände in herkömmlichen Z- oder U-Profilen sind im mittleren Anwendungsbereich (zulässiges Biegemoment bis ~ 40 kNm/m) eine oft zu kostenintensive Alternative (Material-, Transportund Einbringaufwand); und Stahl korrodiert. Vor diesem Hintergrund hat die niederländische Profextru Productie B.V. aus Hardenberg ein bis dato einzigartiges hybrides Spundwandkonzept aus recyceltem, hochschlagzä-

hem PVC entwickelt und unter dem Namen ProLock patentieren lassen. Dabei handelt es sich um Spundwandhohlprofile, die nicht vollständig über die ganze Länge in die Erde eingebracht werden, sondern nur zu einem Teil. Parallel werden sie gefüllt, z. B. mit unbehandelten Nadelholzpfählen, um die entsprechende Statik zu erzielen. Die Pfähle stecken dabei tiefer in der Erde als die Spundwandprofile. Je nach Bodenart und Anwendung werden durch statische Berechnungen die jeweils notwendigen Längen für Spundbohlen und Pfähle ermittelt. Außerdem wird das Material für die Pfähle gewählt, das die statischen Anforderungen erfüllt. Unbehandeltes Nadelholz ist meist die günstigste Variante und dort, wo eine höhere Steifigkeit erforderlich ist, können auch alternative Werkstoffe (z. B. Stahlrohrpfähle) in die Hohlprofile eingesetzt werden. Durch die Kombination von Spundwandhohlprofil und Pfahl – in aller Regel Nadelholz – werden an den am meisten beanspruchten Stellen die Biegesteifigkeiten und die zulässi-

gen Momente beider Materialien addiert. Und da, wo die Beanspruchungen am geringsten sind, wird auch am wenigsten Material verwendet: nur die Pfähle. Im Wasserbau wird so der Gebrauch von tropischem Hartholz als Uferbefestigung beachtlich reduziert. Mit variablen Spundbohlen- und Pfahllängen kann nahezu jedes Projekt realisiert werden, mit und ohne Verankerung. Die Spundwandhohlprofile bestehen zu 100 % aus recyceltem PVC und sind mit Additiven angereichert, die die Schlagfestigkeit verbessern. Somit korrodieren und verrotten sie nicht und sind gegenüber Brechen und Reißen geschützt. Es gibt folglich keine Instandhaltungskosten. Als Schutz vor Sonneneinstrahlung dient eine abriebfeste Beschichtung, die UV-Stabilisatoren enthält. Damit ist eine Lebensdauer von mindestens 50 Jahren gewährleistet. In den USA werden PVC-Spundwände bereits seit den 60er Jahren als Uferbefestigung eingesetzt. Seit dieser Zeit untersucht das US Army Corps of Engineers das Langzeitverhalten von PVC-Spundwänden gegenüber äußeren Einflüssen wie z. B. Sonneneinstrahlung. Die Untersuchungsergebnisse an den bis zu 50 Jahre alten Spundwänden belegen minimalen äußerlichen Verschleiß und attestieren stabiles Verhalten in diversen Materialtests. www.prolock-spundwand.de

Funktionsschema Abbildungen: Profextru Productie B. V. Uferbefestigung mit ProLock

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Dr. Valentin Energiesoftware

Wärmepumpenauslegung

Beleuchtungstest auf

Birco

BBI-Linienentwässerung für A 380 Mit der Inbetriebnahme am 3. Juni 2012 soll der neue Hauptstadt-Airport die Region Berlin/Brandenburg in die Top ten der europäischen Flughafenstandorte führen. Seine Fläche erstreckt sich über 1.470 ha. Für die aktuell größte Passagiermaschine Airbus A 380 entsteht in Schönefeld eine spezielle Fluggastbrücke am Südpier. Wenn die Großraum-Flugzeuge künftig bei Regen darauf zurollen, entwässern unter ihrem Fahrwerk neu konzipierte Birco-Rinnen das Vorfeld. Dies bedeutet sichere Oberflächenentwässerung bei extremen Wettersituationen und zugleich sicheren Abtrag der Punktlasten unter dem Fahrwerk der Flugzeuge, die inklusive Passagieren bis 560 t wiegen. Die speziell für diesen Auftrag entwickelten Rinnen sind nach den Vorgaben der Flughafenplaner bei Birco in Baden-Baden hergestellt und zwischen Mai und Juli 2010 fristgerecht geliefert worden. Die drei 1.100 m langen, parallel im Vorfeld Süd/Positionsblock E liegenden Linienentwässerungen ergänzen das komplexe System der Oberflächenentwässerung unterhalb der 370.000 m² großen Vorfeld- und Rollbahnflächen. Dort muss Regenoder Löschwasser sofort abfließen können. Ansonsten wird der Flugplatz schnell zu einer gefährlichen Rutschbahn. Die Oberfläche der Rinnen wurde bei der Herstellung in Baden-Baden mit dem sogenannten Besenstrich genau so behandelt wie die vom Generalunternehmer vor Ort hergestellten 5 m x 5 m großen Platten des Vorfeldes. Hierzu gibt es genaue Vorschriften, um die Griffigkeit vor allem bei Regen zu gewährleisten. Nach Einbau der Rinnen und Fertigstellung der Flächen wurden die geforderten Wer-

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der künftigen BBI-Start- und Landebahn Süd Foto: Günter Wicker (Ligatur)

te des sogenannten Friction Test bestätigt. Darüber hinaus können mit Hilfe dieser Rinnen wassergefährdende Medien wie Kerosin und Enteisungsmittel vorschriftsmäßig entsorgt werden. Die neuen Elemente tragen die Bezeichnung BlRC0massiv NW 400 Typ Pfuhler und bestehen aus zwei Teilen: einem U-förmigen Schwerlast-Rinnenelement mit lichter Nennweite 400 mm und einer Stahlbetonabdeckung mit Einlaufschlitzen. Entsprechende Abstandshalter kompensieren Längenausdehnungen, nehmen dynamische Belastungen auf und leiten sie ab. Die 2,5 m langen und bis zu 2 t schweren Bauteile sitzen nun passgenau zwischen den im Gefälle liegenden Betonplatten. Fertig montierte www.birco.de Schwerlastrinne Foto: Birco

Mit GeoT*SOL basic 1.0 steht seit August ein neues dynamisches Simulationsprogramm des Berliner Unternehmens Valentin Software für die Nutzng erneuerbarer Energien, diesmal zur Auslegung und Planung von Wärmepumpen, zur Verfügung. Die Software ermöglicht die Simulation und Planung reiner Wärmepumpenanlagen aber auch in Kombination mit thermischen Solaranlagen. Fünf in der Praxis bewährte Anlagenkonfigurationen können vorausgewählt werden. Die Berechnung der Jahresarbeitszahl wird auf Basis der Minutensimulation der gesamten Wärmepumpenanlage über ein Jahr hinweg berechnet. Ergänzend zum Simulationsergebnis wird die Jahresarbeitszahl für die BAFA-Förderung entsprechend der VDI-Vorschrift 4650 berechnet. Wie in allen Programmen von Valentin Software stehen weltweite Klimadatensätze zur Verfügung. Die Planung erfolgt in einzelnen Schritten von der Auswahl an vordefinierten Anlagensystemen über die Festlegung der Bedarfe (Heizwärme, Trinkwarmwasser) und die Auslegung und Dimensionierung der Komponenten (Wärmepumpe, Wärmequelle, Speicher, Kollektorfeld) bis zur Darstellung der Ergebnisse einschließlich einer Wirtschaftlichkeitsprognose. Entsprechende Wärmepumpen führender Hersteller können aus Komponentendatenbanken ausgewählt werden. Monatsarbeitszahlen sowie Jahresverläufe der relevanten Temperaturen, der Nutzwärme und der elektrischen Energien können grafisch dargestellt werden. GeoT*SOL basic erweitert die Produktlinie Solarthermie als ergänzendes Werkzeug, um Wärmepumpensysteme auszulegen, die Komponenten zu dimensionieren, Jahresenergieerträge zu errechnen und Aussagen zur Wirtschaftlichkeit sowie zur Schadstoffreduzierung gegenüber konventionellen Systemen zu ermitteln. www.valentin.de


PRODUKTE UND PROJEKTE

Saint-Gobain Rigips

Stairway to fashion In Rottendorf, nahe Würzburg, entstand nach einem Entwurf des Architektenbüros KSP Engel und Zimmermann die neue Hauptverwaltung des Modeunternehmens s.Oliver. Mit einer Größe von fast 14.000 m2 bietet die neue Zentrale rund 350 Mitarbeitern viel Platz für kreative Arbeit in moderner Atmosphäre. Und auch in technischer Hinsicht setzt das neue Headquarter Maßstäbe: moderne Gebäudeleittechnik sorgt für ein angenehmes Klima, Heizung und Kühlung erfolgen über Wärmepumpen und Betonkernaktivierung, Beleuchtung und Beschattung werden je nach Sonneneinfall automatisch gedrosselt und zugeschaltet. Sichtbarer Eindruck des Besonderen ist die gewaltige, knapp 19 m hohe, elliptische Treppe, die sich über vier Stockwerke erstreckt und das Innere der Empfangshalle prägt. Für die Verkleidung dieser Freitreppe sowie den gesamten Ausbau des s.Oliver-Headquarters war die Jaeger Ausbau GmbH + Co KG Würzburg verantwortlich. Bei der Ausführung der 110 laufenden Meter Brüstung rund um die Freitreppe war höchstes handwerkliches Können gefragt. Als bauseitigen Untergrund fanden die Trockenbauprofis einen Treppenlauf aus Stahlbeton vor. An dessen Seiten war eine aufgehende StahlUnterkonstruktion montiert. An diese Unterkonstruktion wurde in einem ersten Schritt das Ständerwerk aus verzinkten, biegbaren UW- und CW-Profilen seitlich mit Bohrkopfschrauben befestigt. Anschließend wurden die geraden Längsseiten der Treppenellipse mit Bauplatten GKB (12,5 mm) doppelt beplankt. Die Rundungen dagegen wurden mit vier Lagen „Glasroc F (Riflex)“ (je 6 mm) erstellt. Mit diesen biegsamen Spezialgipsplatten ließen sich die geforderten Krümmungsradien von bis zu 400 mm unkompliziert realisieren. Sämtliche Oberflächen wurden in Q 3 ausgebildet, die Fugen und sichtbaren Teile der Befestigung abschließend gespachtelt und geglättet. Oberseitig wird die Wangenkonstruktion von einem vor Ort gefertigten, dreidimensional gebogenen, lackierten MDF-Brett abgeschlossen. Eine weitere Herausforderung stellten die

Treppenellipse mit Leuchtenausschnitten Fotos: Saint-Gobain Rigips

Markante Freitreppe

knapp 80 Leuchtenausschnitte dar, die in die Verkleidung der Freitreppe einzubringen waren, aber insbesondere die drei rund 2.300 mm hohen, senkrechten Lichtkuppeln, die als zusätzliche Tageslicht-Quellen im Foyer entstanden. Der obere Durchmesser der hierfür gefertigten zylindrischen Betonfertigteile beträgt rund 1.100 mm, der untere Durchmesser geht mit etwa 2.800 mm deutlich in die Breite. Zur Anbringung der Lichtkuppelschachtverkleidung wurde zunächst eine verzinkte Metallunterkonstruktion montiert. Die Beplankung erfolgte mit einer Lage „Glasroc F (Riflex)“ von Rigips in einer Dicke von 6 mm. Hierbei wurden die Platten als trapezförmige Teilflächen an den Metall-Profilen befestigt, um so eine kegelartige Schachtverkleidung zu erreichen. www.rigips.de

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PRODUKTE UND PROJEKTE

Kranhäuser im Kölner Rheinauhafen Foto: Rolf Heinrich

Hinterschnittanker zur Fassadenbefestigung

Keil Befestigungstechnik

Hinterschnittanker an Kölner Kranhaus Die Kranhäuser im Kölner Rheinauhafen setzen neue Akzente im Stadtbild der Rheinmetropole. Dass sie bis ins Detail durchgestaltet sind, beweist der Einsatz modernster Befestigungstechnik auch in kleinen Fassadenbereichen. Die drei seit 2008 entstandenen Häuser erinnern mit ihrer Form eines umgedrehten L an Hafenkräne mit Auslegern zum Rhein hin. Dabei schliesst ihre äußere Kante in luftiger Höhe direkt mit der Hafenmauer ab. Die technische Herausforderung, die zu der ungewöhnlichen Optik der jeweils über 60 m hohen Kranhäuser führt, ist das Abfangen der weit ausladenden Geschosse 12 bis 17, die beim dritten Kranhaus in einer Höhe von 36 m beginnen und eine Auskragung von ins-

Firma Heizkurier

Mobile Wärme Egal wo die Heizung ausfällt, eine Versorgungsunterbrechung, auch nur für kurze Zeit, führt zu erheblichen Einschränkungen: Können Wärmelieferverträge nicht eingehalten werden, frieren die Mieter und haben Anspruch auf Mietminderung, öffentliche Gebäude wie Schulen, Altenheime oder Krankenhäuser müssen geschlossen werden. Fällt industrielle Prozesswärme aus, kann das die komplette Einstellung der Produktion nach sich ziehen. In solchen Fällen können mobile Heizzentralen, wie sie das Unternehmen Heizkurier bundesweit anbietet, für Abhilfe sorgen. Bei Neubauvorhaben aber auch Gebäudesanierungen ermöglichen mobile Heizzentralen eine beschleunigte Bauabwicklung, insbesondere

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gesamt mehr als 47 m aufweisen. Einziges sichtbar stützendes Element ist der kleine gläserne Treppenhausstempel nach etwa zwei Drittel des Überhangs. Realisiert wird diese technische Herausforderung durch die Adaption von Verfahren aus dem Brückenbau. So wird der Ausleger von im Boden verankerten und im Haus verlaufenden Drahtseilen in der Kombination mit dem Stempel gehalten. Dass bei diesen technisch wie optisch anspruchsvollen Bauwerken die Umsetzung bis ins Detail auf hohem Niveau erfolgen muss, zeigt sich auch in der Befestigung der Glasfaserbetonplatten am dritten Kranhaus, dem sogenannten Pandion Vista. Anders als die beiden bisher fertiggestellten Kranhäuser ist das

dann, wenn schon bei der Planung mobile Heizzentralen in die Projektabläufe einbezogen werden und ein optimaler Bauablauf möglich ist. Die Firma Heizkurier mit Hauptsitz in Wachtberg bei Bonn ist auf die Anforderungen eines stetig wachsenden Marktes bestens vorbereitet. Mehr als 250 Anlagen stehen zur Verfügung: ÖL-Anlagen im leistungsbereich von 50–2.000 kW, mobile Module zur Brauchwasserbereitung bis zu einer Leistung von 14.500 l/h bei 40 °C, Beistelltanks 3.000–10.000 l, Elektroheizgeräte (15–36 kW) mit Estrichaufheizprogamm sowie Lufterhitzer für Zelt- oder Baubeheizungen. Beispiele für den Einsatz mobiler Heizzentralen sind z. B.: - Wohnanlage 40 WE Euskirchen: Komplettsanierung Heizkessel und Brauchwasseranlage: eingesetzte Anlage 100 kW, Mietzeitraum 14 Tage;

dritte Kranhaus kein Bürobau, sondern beinhaltet auf etwa 15.000 m² Nutzfläche 133 Luxus-Appartements. An dem weitgehend verglasten Gebäude finden sich im unteren Abschnitt des großen Bauteils Bereiche, in denen dezent graue Glasfaserbetonplatten die Fassade bilden und die Glasfront harmonisch ergänzen. Um diese Harmonie zu erzielen, wurden die Glasfaserbetonplatten mit der innovativen Hinterschnitttechnik der Keil Befestigungstechnik GmbH montiert, bei der von außen keinerlei Befestigungspunkte sichtbar sind. Zum Einsatz kamen dabei nahezu 9.000 Hinterschnittanker des Befestigungsspezialisten aus dem oberbergischen Engelskirchen. www.keil.eu

Öl-Heizkurier: Innenansicht Fotos: Heizkurier


Konarka

Organische Solarzellen am Bau Konarka Technologies startet weltweit als erster Hersteller organischer Solarzellen mit der Gebäudeintegration. Im Consumerbereich werden die innovativen Solarzellen des amerikanischen Unternehmens bereits seit Jahren erfolgreich eingesetzt. Für die Integration in Gebäude konnte der Technologieführer jetzt die Lapp Kabel GmbH, die Unternehmen Bayer Sheet Europe und Thyssen Krupp, die Bischoff Glastechnik AG und das Fraunhofer-Institut für Windenergie und Energiesystemtechnik (IWES) als Partner gewinnen. Kernstück der Technologie ist ein photoreaktives Polymer, das der Konarka-Mitgründer und Nobelpreisträger Dr. Alan Heeger entwickelt hat. Der Stromfluss erfolgt durch eine elektrochemische Reaktion, bei der ein Farbstoff Elektronen abgibt. „Unser Produkt ist echt ‚grün’ und vollständig recyclebar“, erklärt Alexander Valenzuela, Konarka-Vizepräsident für Business Development in Europa, „denn die organischen Zel-

- Dom-Hotel Köln (240 Zimmer + Suiten): Sanierung der Heizungs- und Brauchwasseranlage bei laufenden Betrieb. Heizkurier: 400 kW, Zeitraum: 3 Monate - Lukas-Krankenhaus Neuss: Abriss des alten Heizwerks zur Nahwärmeversorgung von 17 Gebäuden, Heizkurier ersetzte dieses Heizwerk über 6 Monate, eingesetzte ÖlHeizkuriere: 3 x 1.000 kW, 1 x 500 kW + 4 Beistelltanks. - Fa. Dornbracht Iserlohn: Hier wurde die Produktion durch die Bereitstellung von Prozesswärme für die Galvanikbecken über einen Zeitraum von 4 Monaten sichergestellt, eingesetzte Öl-Heizkuriere: 1 x 400 kW, 1 x 500 kW, zwei 5.000 l Beistelltanks. Um der ständig wachsenden Nachfrage gerecht zu werden, hat Heizkurier in diesem Jahr einen neuen Stützpunkt in Ulm und eine Niederlassung in Hamburg eingerichtet. www.heizkurier.de

len lassen sich im Unterschied zu herkömmlichen Modulen bei niedrigen Temperaturen und somit energieund ressourcenschonend fertigen. Konarka stellt sie ähnlich dem Zeitschriftendruck mit dem sogenannten Rolle-zu-RolleVerfahren her. Die Module sind dünn, leicht, flexibel und lassen sich nicht nur in Glas und Baumaterialien, sondern auch in Schatten spendende Strukturen, Folien und Textilien integrieren. Dafür hat Lapp die neue Anschlussdose Epic® Solar Map entwickelt und

Flexible Solarzellen

Anwendungsbeispiel Carport Fotos: Konarka Technologies

auf der Intersolar öffentlich präsentiert. Die Anschlussdose wird geschweißt und ermöglicht so die vollautomatisierte Anbringung auf den organischen Modulen von Konarka. Während Lapp die gesamte Anschlusstechnologie für die Module entwickelt, integrieren die anderen Industriepartner die organischen Zellen in ihre Baumaterialien. Das Fraunhofer IWES unterstützt das Team bei der Zertifizierung und prüft die Bauprodukte. Erste Pilotprojekte sollen in Kürze starten. Die LappGruppe stellte Anfang September im Rahmen der Europäischen Solarstromkonferenz EU PV SEC in Hamburg bereits ein Sonnensegel mit organischen Solarzellen von Konarka Technologies aus. www.konarka.com

Mobile 200-kW-Heizzentrale für ein Wohnhaus in Bonn

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PRODUKTE UND PROJEKTE

SOFiSTiK AG

Tragwerke im Brandfall Für die Berechnung von Tragwerken im Brandfall hat die Sofistik AG geeignete Werkzeuge entwickelt. Stab- und Flächentragwerke können jeweils einer thermischen und einer mechanischen Analyse unterzogen werden. Die Berechnungen erfolgen nach den allgemeinen Rechenverfahren der Eurocodes. Stabtragwerke Eine nichtlineare instationäre thermische Analyse nach der Methode der finiten Elemente ermöglicht die Berechnung von Temperaturverteilungen in beliebigen Querschnitten. Es kann sich dabei um Stahlbeton-, Stahl- oder Verbundquerschnitte handeln. Dazu können vorgegebene Temperaturzeitkurven wie die ETK, aber auch frei definierte Kurven verwendet werden. Neben den Materialien der Eurocodes für Beton und Stahl werden auch frei definierte temperaturabhängige Materialeigenschaften berücksichtigt. Zwischen den Berechnungsschritten ist eine Modifikation der Querschnitte möglich. So können Schädigungen, wie zum Beispiel das Abplatzen des Betons, simuliert werden. Die so ermittelten temperaturabhängigen Querschnittseigenschaften stehen dann direkt für die Berechnung ebener und räumlicher Stabtragwerke oder auch einzelner Bauteile wie Stützen oder Träger zur Verfügung. Flächentragwerke Für die Berechnung von Flächentragwerken im Brandfall steht ein spezielles Schalenelement zur Verfügung, das in Schichten (Layer) unterteilt ist. Derzeit sind für Schalenelemente nichtlineare Werkstoffmodelle für Beton und Stahl implementiert. Jeder Schicht können eigene temperaturabhängige Materialeigenschaften zugeordnet werden. Da für jedes Element eine individuelle Temperaturverteilung möglich ist, kann eine räumliche Ausdehnung des Brandes über die Zeit modelliert werden. Bei wieder fallender Temperatur werden dann die Beton-Arbeitslinien der bis dahin in den einzelnen Schichten erreichten Höchsttemperaturen verwendet. Der Beton „heilt“ also nicht wieder. Beim Stahl wird dagegen

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immer die Arbeitslinie für die aktuelle Temperatur verwendet. Damit ist es möglich, beliebige Flächentragwerke im Hochbau, aber auch im Tunnelbau auf ihr Verhalten im Brandfall zu untersuchen. www.sofistik.de

Brandfall: Spannungsverteilung in den Schichten eines Schalenelementes Abbildung: Sofistik

Teckentrup

Spezialtür trotzt Hochwasser Immer häufiger verursachen Überschwemmungen und Hochwasser hohe Schäden – die Bausubstanz leidet, die Einrichtung wird zum Sperrmüll. Damit Gebäude trocken bleiben, gibt es eine neue Hochwasserschutztür von Teckentrup. Die Tür ist so dicht, dass sie Wasser bis zu einer Höhe von 1,50 m hält. Für die Dichtheit sorgen ein spezieller Schlauch und ein geformtes Edelstahlprofil am Boden der Tür. Bei steigendem Wasser wird der Schlauch – beispielsweise mit einem Kompressor – über ein Ventil aufgepumpt. Dieser legt sich wasserdicht an das Profil an und dichtet die Tür vollständig ab. Das Basismodell bietet Schutz bis 1 m Höhe, als Sonderausführung reicht der DichteSchutz bis 1,50 m. Die Position des Drückers (Klinke) wird entsprechend angepasst. Diese liegt bei 1,20 beziehungsweise 1,70 m. Im Alltag funktioniert die Tür ganz gewöhnlich, das Ventil liegt geschützt hinter einer Klappe, der Schlauch stört beim Öffnen und Schließen nicht. Mit einer Breite von 0,625 bis 1,50 m und einer Höhe zwischen 1,75 bis 3 m passt die Spezialtür in fast jede Gebäu-

Hochwasser Spezialtür gegen Hochwasser Foto: Teckentrup

deöffnung. Ihre Funktionalität ist amtlich bestätigt – durch die erfolgreiche Prüfung nach den „Richtlinien für hochwasserbeständige Abschlüsse“ des Prüfzentrums für Bauelemente. www.teckentrup.biz


TIPPS UND TERMINE

BÜCHER

DWA-Merkblatt Deiche Im Rahmen der Hochwasserschutzstrategien der Bundesländer sind Hochwasserschutzdeiche wesentliches Element des sogenannten Technischen Hochwasserschutzes. Die Erfahrungen aus den Hochwasserereignissen der vergangenen Jahre in Deutschland haben verdeutlicht, dass umfangreiche Maßnahmen der Ertüchtigung und des Neubaus von Deichen an Fließgewässern erforderlich sind. Vor diesem Hintergrund wurde das DVWKMerkblatt „Flussdeiche“ aus dem Jahr 1986 von der DWA in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Talsperrenkomitee (DTK) und der Deutschen Gesellschaft für Geotechnik (DGGT) überarbeitet und ergänzt, um den zwischenzeitlich erreichten Stand der Technik zu dokumentieren und zusammenzufassen. Der Anwendungsbereich des Merkblattes wurde von „Flussdeichen“ auf „Deiche an Fließgewässern“ erweitert, dementsprechend eine Klassifizierung von Deichen nach Höhe und Schadenspotenzial eingeführt, die bei verschiedenen Aspekten der ingenieurtechnischen Bemessung dieser Bauwerke von Bedeutung ist. Dargelegt werden die erforderlichen hydraulischen Bemessungsgrundlagen und Nachweise sowie das geotechnische Bemessungskonzept. Ebenfalls in das Nachweiskapitel integriert wurde das Konzept zur Bewertung der Erosionssicherheit von Deich und Untergrund. Ein weiterer Schwerpunkt wurde auf bauliche Anlagen im Deichbereich gelegt. Da zukünftig große Anstrengungen zur Ertüchtigung bestehender Deichstrecken erforderlich sein werden, wurde diesem Aspekt ein eigenes Kapitel gewidmet. Ferner werden Hinweise zur Deichunterhaltung, -überwachung sowie -verteidigung gegeben. Das Merkblatt DWA-M 507-1 „Deiche an Fließgewässern. Teil 1 Grundlagen“ unterstützt Fachleute in Behörden, Ingenieurbüros und Baufirmen, die mit Planung, Bau und Unterhaltung von Hochwasserschutzdeichen befasst sind, durch konkrete Hilfen, Nachweis-

Schrägkabelbrücken – 40 Jahre Erfahrung weltweit Holger Svensson gehört zu den Bauingenieuren hierzulande, deren Name in der Branche jedem geläufig sein dürfte, ebenso wie der Name des Büros Leonhardt, Andrä und Partner, zu dessen Gesellschaftern Svensson viele Jahre gehörte. Was den als Entwurfs- und Prüfingenieur weltweit gefragten Fachmann seit seinem Ausscheiden aus der LAP-Geschäftsführung beschäftigt hat, ist seit September in Buchform öffentlich zugänglich. Svensson hat seine langjährige Berufserfahrung als Brückanbauingenieur mit Unterstützung von Kollegen und Weggefährten in einem großartigen Buch unter dem Titel „Schrägkabelbrücken – 40 Jahre Erfahrung weltweit“ zusammengestellt. Das gewichtige Buch – laut Verlag exakt 2.286 g schwer – ist Lehr- und Nachschlagewerk für praktisch tätige Ingenieure und für Studenten des Bauingenieurwesens zugleich. Es basiert zu großen Teilen auf den Skripten, die Svensson für seine „Vorlesungen über Schrägkabelbrücken“, die er seit 2009 an der TU Dresden hält, erarbeitet hat. Die dem Buch beiliegenden DVDs enthalten Live-Mitschnitte dieser Hörsaalauftritte. Entsprechend der Lehr-Systematik umfasst das Kapitelspektrum alle Aspekte des Entwurfs, der Montageplanung und Bauausführung von Schrägkabelbrücken, von den Konstruktiven Grundlagen über Gestaltungsrichtlinien bis zu Brückendynamik und Berechnungsbeispielen. Dazu gibt es außergewöhnlich viele Bilder, Skizzen und Zeichnungen, die den textlichen Inhalt vortrefflich ergänzen, veranschaulichen und kommentieren. Auf den 450 Buchseiten werden insgesamt rund 250 ausgeführte Brücken in ihrer jeweiligen Spezifik vorgestellt. Dabei wird bewusst kein Bezug auf Vorschriften genommen. Die dargestellten Brücken sind nach internationalen Vorschriften bemessen worden, z. B. DIN, Eurocode, AASHTO, British Standard. Statt dessen legt der Autor besonderes Gewicht auf die Kapitel über Kabel und Montage, denn hier liegt der entscheidende Unterschied zu anderen Brückenformen. Ausgewählt wurden die im Buch behandelten Schrägkabelbrücken nach folgenden Gesichtspunkten: Brücken, an denen der Autor selbst mitgearbeitet hat oder Leonhardt, Andrä und Partner (LAP) maßgeblich beteiligt war, und Brücken mit konstruktiven Besonderheiten bzw. Rekordspannweiten, wobei bei letzteren auch die jeweils maßgeblichen Entwurfsingenieure kurz vorgestellt werden. Holger Svensson: Schrägkabelbrücken. 40 Jahre Erfahrung weltweit. Ernst & Sohn Berlin, 2011. 458 Seiten. 1265 Abb., 129 Euro, ISBN 978-3-433-02977-0.

konzepte und Bemessungsansätze. Es erscheint als Teil 1 einer Reihe „Deiche an Fließgewässern“, in der weitere Bände, u. a. zu Landschaftsökologischen Gesichtspunkten,

Dichtungssystemen und Oberböden in Deichen folgen werden. DWA-Shop: www.dwa.de/shop

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TIPPS UND TERMINE

DGNB-Buch Wohnbau Schon aufgrund ihrer Anzahl spielen Wohngebäude weltweit eine besondere Rolle in der gebauten Umwelt. Dementsprechend bilden sie einen zentralen Schlüssel für den nachhaltigen Umgang mit Ressourcen. Gemeinsam mit Vertretern der Wohnungswirtschaft, mit Architekten, Projektentwicklern, Industrieunternehmen und weiteren Experten der Bau- und Immobilienbranche hat die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen DGNB das Zertifizierungssystem für Wohngebäude erarbeitet. Nun hat sie dazu ein Handbuch veröffentlicht, in dem das gebündelte Wissen zum Nutzungsprofil Wohngebäude anschaulich und kompakt zusammengefasst ist. Das Nachschlagewerk unter dem Titel „Neubau Wohngebäude Version 2011“ ist ein hilfreiches Arbeitsinstrument für die Planung und Bewertung von nachhaltigen Gebäuden gemäß DGNB-Zertifizierungssystem. Es zeigt, was auf dem Weg zum Zertifikat beachtet werden muss und welche Dokumentationsrichtlinien bestehen. Außerdem wird die Berechnungs- und Bewertungssystematik erläutert. Nach dem DGNB-Handbuch für das Nutzungsprofil „Neubau Büro- und Verwaltungsgebäude Version 2009“ steht damit das zweite Nutzungsprofil als Handbuch zur Verfügung. DGNB-Mitglieder erhalten das neue Handbuch zum Vorteilspreis von 89,- Euro (zzgl. MwSt.), für Nicht-Mitglieder kostet es 179,- Euro (zzgl. MwSt.). DGNB (Hrsg.): Handbuch Neubau Wohngebäude Version 2011. Stuttgart 2011, ISBN-13-978-3-942132-10-7.

Energiesparend Bauen In kurzer Folge wurde die Energieeinsparverordnung (EnEV) 2007 und 2009 novelliert. Das hat die Energieeinsparmöglichkeiten bei Gebäuden wieder deutlicher in das öffentliche Bewusstsein gerückt und der Energieberatung verstärkte Nachfrage beschert. Im vorliegenden Band „Energiesparendes Bauen“ aus der im Beuth Verlag erscheinenden Edition Bauwerk werden in kompakter und übersichtlicher Form die Grundlagen des Wärmeschutzes, die für die Einhaltung der EnEV geeigneten Konstruktionen, die entsprechende Anlagentechnik sowie die Berechnung von Wohngebäuden nach EnEV und EEWärmeG dargestellt und mit Zahlenbeispielen erläutert. Helmut Marquardt: Energiesparendes Bauen – Ein Praxisbuch für Architekten, Ingenieure und Energieberater. Wohngebäude nach EnEV 2009 und EEWärmeG. Berlin 2011, 44 €, ISBN 978-3-89932-305-4.

Optimierung In der Reihe Schriften zur Bauverfahrenstechnik ist im Vieweg+Teubner Verlag, einem Unternehmen der Springer Fachmediengruppe, Wiesbaden, ein Buch zur Anwendung der RadioFrequenz-Identifikation (RFID) im Bauwesen erschienen. Als Schlüsseltechnologie ermöglicht die sogenannte RFID-Technologie weitreichende Veränderungen im Bauwesen. Mit seinem Modellansatz gelingt Autor Stefan Seyffert der Nachweis, dass durch die Einführung einer digitalen Schnittstelle zwischen der virtuellen Welt der Informationen und der realen Welt der Bauteile und Bauprozesse die geforderten Informationen immer zur richtigen Zeit am richtigen Ort verfügbar sind. Auch später bei etwaigen Sanierungen bzw. während der Nutzungsphase stehen so jederzeit wichtige Informationen über verbaute Produkte und durchgeführte Geschäftsprozesse zur Verfügung. Neben Eigentümern, Betreibern und Nutzern von Bauwerken profitieren insbesondere die Bauunternehmen von dieser Schnittstelle. Stefan Seyffert: Optimierungspotenziale im Lebenszyklus eines Gebäudes. Entwicklung und Nachweis eines Modells zur Anwendung der Radio-Frequenz-Identifikation im Bauwesen. Wiesbaden 2011, 59,50 €, ISBN 978-3-8348-1639-9.

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Flussgebietsbewirtschaftung Mit dem Ziel, einen guten ökologischen Zustand der Gewässer zu erreichen, fordert die Europäische Wasserrahmenrichtlinie Bewirtschaftungspläne und Maßnahmenprogramme für Flussgebiete. Laut Europäischer Richtlinie über die Bewertung und das Management von Hochwasserrisiken ist außerdem die Entwicklung von Managementplänen zur Minderung von Hochwasserrisiken erforderlich. Bei der praktischen Umsetzung dieser beiden Rechtsnormen soll die Öffentlichkeit bestmöglich in die Entscheidungsprozesse einbezogen werden. Da die Maßnahmen, die aus diesen rechtlichen Vorgaben resultieren, oft wechselseitig voneinander abhängen, wird von den Akteuren die integrale Betrachtung der Wechselwirkungen zwischen Maßnahmen zum Hochwasserschutz und zur ökologischen Verbesserung der Gewässer gefordert. Da aufgrund der komplexen Rahmenbedingungen, in denen die Flussgebietsbewirtschaftung agiert, Entscheidungen zwischen mehreren Handlungsalternativen notwendig werden können, die „richtige“ Entscheidung angesichts der gegebenen Komplexität in der Regel aber nicht ohne Weiteres offensichtlich ist, bieten Entscheidungsunterstützungssysteme (EUS) eine Möglichkeit, solche Prozesse zu erleichtern. Im neuen DWA-Themenband „Entscheidungsunterstützungssysteme für die nachhaltige Flussgebietsbewirtschaftung“ werden Grundlagen von sowie Anforderungen an EUS vorgestellt. Dabei stehen Funktionalitäten von EUS als Hilfsmittel für die Entscheidungsfindung im Vordergrund. Des Weiteren wird auf die Entwicklung von EUS-Software sowie auf die Herausforderung einer Einbindung in die institutionellen Strukturen eingegangen. Ausgewählte Beispiele für EUS aus Praxis und Forschung werden kurz vorgestellt. DWA Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e.V. (Hrsg.): Entscheidungsunterstützungssysteme für die nachhaltige Flussgebietsbewirtschaftung. Hennef 2011, 49 €, ISBN 978-3-941897-96-0.


TIPPS UND TERMINE

TERMINE 10. November

Koordinatorentag 2011 Der Bundeskoordinatorentag 2011, das Forum für Qualifizierung, Erfahrungsaustausch und Fachgespräche für Koordinatoren und Lehrgangsträger nach Baustellenverordnung, bekommt einen neuen Rahmen: Die Veranstaltung wird in diesem Jahr erstmals durch qualifizierte Teilnehmerunterlagen und einen Gesprächsabend am Vorabend ergänzt. Außerdem sieht das Programm mehr Zeit für die Diskussion vor, der neue Veranstaltungsort, das Audimax der HTW Berlin, bietet mehr Platz für die wachsende Teilnehmerzahl. Themen der erneut von VBI-Mitglied Ingolf Kluge moderierten Veranstaltung sind u. a. die Zusammenarbeit des Koordinators mit Aufsichtspersonen, Bauherren und ausführenden Unternehmen, die Deutsche Arbeitsschutzstrategie und ihre Auswirkung auf die Baustellen sowie Projektberichte aus der Sicherheits- und Gesundheitsschutzkoordination. Anmeldeschluss ist am 31.10.2011. www.bundeskoordinatorentag.de

10. November

Sichtbeton-Tagung Das Bauen mit Sichtbeton liegt voll im Trend und erfreut sich immer mehr Beliebtheit. Die Fachtagungsreihe „Sichtbeton“ der BetonMarketing Ost informiert über vielfältige Einsatzmöglichkeiten dieses Baustoffs. Nach der Veranstaltung am 10. November in Potsdam folgen am 22. November Arnstadt und am 6. Dezember Rostock. Im Mittelpunkt stehen jeweils Möglichkeiten und alternative Techniken zur Gestaltung von Sichtbetonflächen. Dazu werden ausgewählte Projekte vorgestellt, baurechtliche Hinweise zur Ausschreibung und Vergabe gegeben sowie professionelle Korrekturmöglichkeiten von Sichtbetonoberflächen vorgestellt. www.beton.org

14. November

Zum Klima-Manifest Unter dem Motto „Sanieren mit Gestalt und Verstand – Neue Konzepte und Materialien für eine klimagerechte Architektur“ laden die Kammern und Verbände der Ingenieure und Architekten zu einer Diskussionsveranstaltung in das Deutsche Architektur Zentrum DAZ nach Berlin ein. Als Diskussionspartner nehmen Experten aus Politik, Finanzwirtschaft, Bauindustrie und Denkmalschutz teil. Thematisch schreibt diese Veranstaltung das 2009 verabschiedete Klima-Manifest „Vernunft für die Welt“ fort. Dementsprechend eröffnet eine Zwischenbilanz zu diesem Manifest die Veranstaltung. www.bak.de

15.–16. November

Brücken- und Hochbauten „Verstärken von Brücken und Hochbauten“ heißt das Thema des von der Technischen Akademie Wuppertal in Bochum veranstalteten Symposiums. Neben aktuellen Entwicklungen und Tendenzen in Theorie und Praxis erläutern die Referenten insbesondere, wie mit Hilfe neuartiger Werkstoffe und Bauweisen eine umfassende Verstärkungsmaßnahme effektiv und wirtschaftlich durchgeführt werden kann. Darüber hinaus geht das Symposium auf den aktuellen Stand der Zulassungen beim Deutschen Institut für Bautechnik (DIBt) ein. www.taw.de

15. November

Betoninstandsetzung Am 15. und 29. November führt der Deutsche Beton- und Bautechnik-Verein (DBV) in Hamburg bzw. Stuttgart seine Arbeitstagung Schutz und Instandsetzung von Betonbauteilen – Aktuelle Regelwerke und Hinweise zum Stand der Technik erneut durch. Angesichts der verschiedenen in Umlauf befindlichen Regelwerke für Schutz und Instandsetzung von Betonbauwerken (DAfStb-Richtlinie Schutz und Instandsetzung von Betonbauwerken, die ZTV-ING, die ZTV-W und die DIN EN 1504) will die Veranstal-

tung die Vielfalt der Begriffe ordnen und die Unterschiede zwischen den Regelwerken und deren Anwendungsmöglichkeiten herausarbeiten. www.betonverein.de

16. November

Aluminium im Ingenieurbau Neben Stahl haben Aluminiumwerkstoffe ein breites Anwendungsgebiet im Bauwesen. Das im Vergleich zum Stahl unterschiedliche Werkstoffverhalten und seine Auswirkungen auf die Auswahl, Verarbeitung, Gestaltung und Berechnung der Konstruktionen steht im Mittelpunkt des Seminars über „Aluminium im Konstruktiven Ingenieurbau“ des Hauses der Technik in Essen. Hauptgrund für den Einsatz im Ingenieurbau ist die Korrosionsbeständigkeit des Leichtmetalls Aluminium im Konstruktiven Ingenieurbau. Korrosion, das Verhalten von Aluminium im Kontakt mit anderen Werkstoffen und die Tragfähigkeit werden an Hand von Beispielen erläutert. Außerdem werden der Übergang von der DIN 4113 im bauaufsichtlichen Bereich zum Eurocode 9 und zur EN 1090 diskutiert und die Konsequenzen für die betriebliche Praxis gegenüber gestellt. www.hdt-essen.de

23.–24. November

Sanierung nach EnEV Unter dem Titel „Wärmetechnische Sanierung nach EnEV 2009 – Schadensfrei schützenswürdige Gebäude sanieren!“ lädt das Haus der Technik zm Seminar in Berlin ein. Mit einer Übersicht zur Gebäudetypologie der zur Sanierung stehenden Gebäude beginnt die Fotbildungsveranstaltung, danach folgen die Programmblöcke: Erfordernisse nach EnEV, Bauphysik (Wärme, Feuchte, Luftdichtung, Schall, Brandschutz), geeignete Baustoffe insbesondere Dämmstoffe, Konstruktionen, Anforderungen, Möglichkeiten und Grenzen sowie die Vorstellung konkreter Planungen. www.hdt-essen.de

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IMPRESSUM

TIPPS UND TERMINE

24.–25. November

Gründungen für WEA Die Bewertung von Standorten für Windenergieanlagen (WEA) hinsichtlich ihrer geotechnischen Eignung und die Abschätzung des erforderlichen Gründungsaufwandes erfordert viel Praxiserfahrung. Das Haus der Technik veranstaltet in Essen seine 2. Tagung „Baugrunderkundung, Baugrundverbesserung und Gründungen für Windenergieanlagen“. Ziel der Veranstaltung ist es, den Teilnehmern einen detaillierten Einblick in den erforderlichen Umfang einer Baugrunderkundung sowie in geeignete Baugrundverbesserungsmaßnahmen und spezielle Gründungsvarianten für WEA zu vermitteln. www.windenergie-info.de

25.–26. November

Turmreparatur Türme prägen Landschaften und Städte, dienen als Landmarken oder Seezeichen der Orientierung, sind Symbole politischer oder geistlicher Macht, zeigen die Wehrhaftigkeit von Städten oder sind einfach nur Träger von technischen Einrichtungen. Durch ihre Höhe, exponierte Lage oder Nutzung sind Türme vielen äußeren Einflüssen ausgesetzt. Dies führt zu extremen Belastungen, regelmäßige Wartungen und Sanierungen sind unausweichlich und stellen besondere Herausforderungen für jeden Ingenieur dar. Darauf will das Seminar „Handwerkliche Reparaturen von Türmen“ der Propstei Johannesberg in Fulda vorbereiten.Das Themenspektrum reicht dabei von der Schadensanalyse über Materialien, statisch-konstruktive Betrachtungen bis hin zu Sanierungskonzepten. www.propstei-johannesberg.de

28.–30. November

Energiespeicherung Zur 6th International Renewable Energy Storage Conference and Exhibition IRES 2011 lädt Eurosolar nach Berlin ein. In Kooperation mit der EnergieAgentur.NRW, dem Bundesverband Solarwirtschaft (BSW), der European Storage Battery Manufacturers Association (EUROBAT), dem American Council on Renewable Energy (ACORE), der World Wind Energy Association

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BERATENDE INGENIEURE 9/10 n 2011

(WWEA) und weiteren Partnern ist die IRES das internationale Forum, wo die Verantwortlichen aus Industrie, Wissenschaft, Verbänden, Politik und Finanzwirtschaft zusammen kommen, um den Stand der Speichertechniken, den Bedarf und erfolgreiche Beispiele zu diskutieren und kennen zu lernen. Laut Programm komen fast 100 Experten aus 20 Ländern zu Wort, außerdem gibt es eine Posterausstellung. www.eurosolar.org

BERATENDE INGENIEURE Fachmagazin für Planen und Bauen

ISSN 0005-8866 41. Jahrgang www.vbi.de Herausgeber: Verband Beratender Ingenieure VBI Budapester Straße 31 10787 Berlin Tel.: 0 30/2 60 62-0 Fax: 0 30/2 60 62-100 www.vbi.de

1.–3. Dezember

Denkmalpflege In der Fuldaer Propstei Johannesberg findet Seminarblock 1 des nunmehr 17. Lehrgangs der Fortbildungsreihe zum Tragwerksplaner in der Denkmalpflege statt. Vermittelt werden Kenntnisse zum Tragverhalten historischer Baukonstruktionen und den Eigenschaften der verwendeten Materialien. Behandelt werden bautechnische Voruntersuchungen und rechnerische Analyse sowie die denkmalverträgliche Planung erforderlicher Instandsetzungen. Konzept und Programm der insgesamt sieben Blöcke umfassenden Fortbildung wurden von einer Gruppe in der Denkmalpflege tätiger Ingenieure entwickelt, so dass hier Weiterbildung von Ingenieuren für Ingenieure stattfindet . www.propstei-johannesberg.de

8.–9. Dezember

Baugrund Offshore Offshore-Windenergieanlagen stellen aufgrund der besonderen Randbedingungen auf See hohe Anforderungen an die Gründungsplanung und die bauliche Umsetzung. Vor diesem Hintergrund laden das Essener Haus der Technik und das Institut für Geotechnik der Universität Duisburg-Essen gemeinsam zur 1. Tagung „Baugrunderkundung, Gründungsinstallation und -monitoring für Offshore-Windenergieanlagen“ nach Essen ein. Ziel der Veranstaltung ist es, den Teilnehmern einen Überblick über die Anforderungen an die Baugrunderkundungen für Offshore-Windparks zu geben und sie mit den Besonderheiten geophysikalischer und geotechnischer Baugrunderkundungen auf hoher See vertraut zu machen. www.hdt-essen.de

Redaktion: Ines Bronowski (Chefredakteurin) Tel.: 0 30/2 60 62-230, Fax: -100 bronowski@vbi.de Martina Gabriel Tel.: 0 30/2 60 62-231, Fax: -100 gabriel@vbi.de Verlag: Krammer Verlag Düsseldorf AG Goethestrasse 75 40237 Düsseldorf Tel.: 02 11/91 49 -3 Fax: 02 11/91 49 -450 krammer@krammerag.de Anzeigen: Alke Schmeis Tel.: 02 11/91 49-455, Fax -450 a.schmeis@krammerag.de Es gilt die Anzeigenpreisliste 2007 Layout: KNM Krammer Neue Medien GmbH Düsseldorf Druck: D+L Printpartner, 46395 Bocholt Erscheinungsweise und Bezugspreise: 6 Ausgaben jährlich, als Doppelhefte Einzelheft: 20,– € Abonnement Inland + EU 120,– € nicht EU-Länder 160,– € Studentenabonnement: 60,– € VBI-Mitglieder erhalten „Beratende Ingenieure“ im Rahmen ihrer Mitgliedschaft. Der Bezugszeitraum eines Abonnement beträgt mindestens ein Jahr. Das Abonnement verlängert sich um ein weiteres Jahr, wenn es nicht 6 Wochen vor Ablauf des berechneten Bezugszeitraumes gekündigt wird. Copyright: Die Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt. Kein Teil dieser Zeitschrift darf ohne schriftliche Genehmigung des Verlages in irgendeiner Form reproduziert oder in eine von Maschinen verwendbare Sprache übertragen werden. Mit Ausnahme der gesetzlich zugelassenen Fälle ist eine Verwertung ohne Einwilligung des Verlages strafbar.


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