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Gaming & E-Sports
„Senioren Zocken“ bei der Goldenen Kamera
Zum Gaming ist man nie zu alt
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Wie sich die Coronavirus-Krise auf die Branche der Onlinespiele ausgewirkt hat, war inzwischen schon Thema verschiedenster Studien. Die Strategie- und Marketingberatung Simon-Kuchers & Partners z. B. hat ermittelt, dass Gamer aller Altersgruppen rund 30 Prozent mehr Zeit mit Videospielen und E-Sport als vor der Krise verbracht haben. Für die im Trend liegenden Multiplayer-Spiele und Streaming geben die Fans im Monat fast vierzig Prozent mehr aus als vorher.
Die Branche beziffert das auf einen monatlichen Mehrgewinn von circa 23 Euro eines jeden einzelnen Spielers. Durch Homeoffice oder Quarantäne, aber auch aus Vorsicht vor Ansteckungen im öffentlichen Raum machen es sich die Gamer daheim gemütlich. Und unter ihnen sind mittlerweile weit mehr Senioren, als man es je erwarten würde.
Den Gesellschaftsspielen im Gruppenraum von Seniorenheimen geht bei dieser Konkurrenz aus dem Netz nun langsam die Puste aus. Wer als älterer Mensch allerdings noch Berührungsängste hat, sollte sich mit den Videoclips von „Senioren Zocken“ anfreunden, wie es viele Altersgenossen, aber auch junge Fans längst getan haben. Auf YouTube werben sieben Damen und Herren in durchaus fortgeschrittenem Alter auf hinreißende Art und Weise für Computerspiele. Unterstützt von einer Berliner Videoproduktionsfirma haben die Rentner bereits 120 Videos gedreht, die zu viralen Hits geworden sind. Sie bringen es inzwischen auf 686.000 Abonnenten. Mit knallbunten, an die Figuren der Spiele angelehnten Kostümen, frechen Dialogen und pfiffigen Demos, wie man mit Spaß und völlig entspannt „Minecraft“, „Fortnite“, „Grand Theft Auto V“, „Mario Kart“ oder „Red Dead Redemption 2“ spielt, scheint dieser liebenswerte Klub die Jungen der Gamingszene locker in die Tasche zu stecken.
Viele ältere Menschen zögern ja noch etwas, den Sprung in die Gaming- & E-Sportszene zu wagen. Auch weil sie nur unzureichend Englischkenntnisse haben, die ja hilfreich wären. Doch das lernt sich leicht, wie Evelyn, Uschi, Brigitte, Anna, Mo, Peter und Georg von „Senioren Zocken“ trotz ihres hohen Alters verspielt und vergnügt zeigen. „Viele Monde sind vergangen, seit wir einen Champion hatten. Es wird Zeit, dass wir wieder kämpfen“, hören wir in einem Video von einem im Kapuzenmantel wie Obi-Wan Kenobi verhüllten Rentner. Daraufhin freut sich die Community in rasant geschnittenen Spielszenen, dass es wieder was gratis zum Runterladen gibt. Während der 78-jährige Peter mit Hornbrille, szenegerecht mit einem ums schüttere Haar gebundenen Stirnband gekleidet, auf Fliegenfang geht und dafür chinesische Essstäbchen benutzt, erfahren wir Neues von Kollabo-Monstern aus „Summoners War“.
Die Gaming- und E-Sport-Szene gehört zu den Gewinnern der letzten Monate, auch wenn sich das in den Bilanzen der Anbieter erst mit Verzögerung bemerkbar machen wird.
Bei allem Spaß sollte man nicht vergessen, dass Spielen einige Gramm Gehirnschmalz verbraucht und alle Beteiligten geistig und in ihrer Reaktionsfähigkeit garantiert fit hält. Nicht zuletzt deshalb hat eine der großen Krankenkassen, die Barmer GEK, inzwischen die Spielekonsole „MemoreBox“ für den Einsatz in Pflegeeinrichtungen empfohlen. Und das Universitätskrankenhaus Hamburg-Eppendorf untersucht, wie spezielle Spiele bei Vorstufen von Demenz helfen können.
Davon ganz abgesehen: Niemand ist zu alt zum Zocken und niemand sollte sich von Gaming-Leidenschaften abbringen lassen.