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Gaming & E-Sports

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Daniel Finkler, CEO von BIG Clan

Auf dem Weg zum ganz großen Geschäft

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Wie funktioniert ein internationales E-Sport-Team, wer zieht die Fäden und wie oft trainieren eigentlich die Spieler? Antworten gibt es im großen Interview mit Daniel Finkler, CEO von BIG Clan.

Zuerst eine kurze Vorstellung – was macht die Bigleet GmbH oder BIG bzw. Berlin International Gaming genau?

Berlin International Gaming, auch bekannt unter dem Namen BIG, ist weltweit eine der erfolgreichsten E-Sport-Organisationen. Genau wie im klassischen Sport beschäftigen wir Profispieler in verschiedenen Disziplinen. Wir sind also im Wesentlichen ein professioneller Sportklub, jedoch spielen unsere Profis nicht Fußball, sondern Computerspiele wie Counter- Strike, League of Legends, Track- Mania, Valorant und die Klassiker Quake und StarCraft.

BIG beschäftigt heute über 40 Mitarbeiter, darunter über 20 Vollzeitprofispieler in sechs verschiedenen Disziplinen. Neben den Profispielern beschäftigen wir einen Trainerstab, Analysten, Teammanager und eine Marketingabteilung zur Umsetzung der Vermarktungsleistungen für den Klub und unsere Sponsoren. In Deutschland gehören wir zu den erfolgreichsten Organisationen und spielen auch international in der Weltspitze.

Wie wird man Teammanager im E-Sport?

Für mich war immer klar, dass ich meiner Leidenschaft folge, und dazu gehört seit mehr als zwei Jahrzehnten der E-Sport. Bereits in jungen Jahren war ich ein passionierter Gamer und verfolge den Markt bereits seit Ende der 90er. Ich war selbst eine Zeit lang Profispieler, damals war der Markt jedoch noch im Anfangsstadium. Seit der Gründung von Berlin International Gaming bin ich nun in der Rolle des Geschäftsführers und gleichzeitig Shareholder. Ich kümmere mich um die strategische Ausrichtung des Klubs, die Vermarktung und bringe mich auch in sportlichen Fragestellungen ein. Für mich ein absoluter Traumjob, da ich meine Leidenschaft heute beruflich ausüben kann.

Bei Ihnen sind vermutlich zahlreiche Spieler unter Vertrag. Kann man heute als guter Player davon leben?

Ja, als Profispieler im E-Sport kann man heute in vielen Fällen sehr gut leben, mittlere sechsstellige Gehälter sind heute keine Seltenheit mehr. Auch jährliche Gehälter im Millionenbereich sind für manche Topspieler möglich. Dazu gibt es die Möglichkeit, um hohe Preisgelder zu spielen. Im Spiel Dota 2 beispielsweise liegt das Preisgeld beim wichtigsten Turnier des Jahres bei über 30 Millionen USD. Ich wage die Prognose, dass wir in wenigen Jahren, vielleicht bereits in diesem Jahrzehnt, mit den Topsportarten wie Fußball, Basketball oder der NFL gleichziehen können. Natürlich ist das abhängig vom jeweiligen Spiel. Je relevanter der Spieletitel, desto höher sind die Gehälter.

E-Sport wird auch in Deutschland immer beliebter – und der Markt wächst – was erwarten Sie in den nächsten fünf Jahren?

In fünf Jahren wird der E-Sport noch sehr viel populärer sein, als er es heute ist. Der Gaming-Markt wächst täglich, Spielehersteller investieren Milliarden in neue Titel und fokussieren sich mehr und mehr auf E-Sports. Die Nachfrage ist riesig. Die Generationen Z und Y sind mit Gaming im Allgemeinen und E-Sport im Speziellen aufgewachsen. Auch alle nachfolgenden Generationen werden den E-Sport bereits in jungen Jahren verfolgen. Dazu kommt, dass mehr und mehr Marken E-Sport als Werbemarkt der Zukunft sehen. Zusätzliches Investmentkapital befeuert das Marktwachstum. Die wertvollsten Vereine haben bereits heute schon Bewertungen im dreistelligen Millionenbereich, Tendenz steigend. Auch wir profitieren enorm von diesem Trend.

Wie sieht ein typischer Spieleabend bei Ihnen aus – schildern Sie doch kurz, wie das abläuft.

E-Sport-Organisationen sind heute sehr professionell aufgestellt. Den klassischen Spieleabend unter Freunden gibt es auf Topniveau nicht. Es ist ein Vollzeitjob und der Erfolgsdruck auf die Spieler ist immens. Wie im klassischen Sport haben wir einen Trainerstab, mehrere Analysten und Teammanager, die das sportliche Geschehen, das Training und die Teilnahme an Turnieren planen. Das Training selbst ist dann in Theorie und Praxis aufgeteilt. Man verbringt sehr viel Zeit außerhalb des Spiels, um Fehler zu analysieren oder neue Taktiken zu entwickeln.

"Im Spiel Dota 2 beispielsweise liegt das Preisgeld beim wichtigsten Turnier des Jahres bei über 30 Millionen USD."

Wie oft wird trainiert und wie wichtig ist auch das mentale Coaching?

In der Regel 6–8 Stunden am Tag. Das mentale Coaching ist immer wichtiger. Für Spieler ist es im sportlichen Wettkampf eine Herausforderung, mit dem Erfolgsdruck und Stresssituationen umzugehen.

Wie wird das finanziert?

Im Vergleich zum klassischen Sport finanzieren sich E-Sport- Vereine noch überwiegend durch Sponsorings mit Werbepartnern. Wir erzielen heute circa 75 Prozent des Gesamtumsatzes durch Sponsorings. Daneben generieren wir Transfererlöse, die aus dem Verkauf von Profispielern ermöglicht werden, dem Vertrieb von Merchandise bzw. Fanartikeln und durch Preisgelder. TV-Gelder beziehungsweise Umsätze durch die Beteiligung an Übertragungseinnahmen sind zwar heute noch gering, dies wird sich jedoch in den kommenden Jahren deutlich ändern, da auch E-Sport-Klubs mehr und mehr an den Übertragungsrechten der Events partizipieren.

Im TV laufen Ansätze, die Conventions zu zeigen, doch die Plattform Twitch bietet vermutlich noch ganz andere Möglichkeiten?

Twitch und YouTube sind heute führend bei der Übertragung der E-Sport-Events und bei der Gaming Community die erste Wahl. Jedoch nehmen mehr und mehr TV-Sender E-Sports in ihr Programm auf und ergänzen das Angebot durch neue Formate, die auch ein breiteres Publikum erreichen. Darauf setzen wir in der Zukunft.

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