Tennistraining Junior 2/2016

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F I R M E N N A M E

Tennistraining Die Fachzeitschrift für innovatives Kinder– und Jugendtraining in Schule & Verein

In Kooperation mit den Instituten für Sportwissenschaft der Universitäten Darmstadt und Heidelberg

Junior 02

Tennis im Kindergarten Planungspilot Kooperation KindergartenVerein

/ 2016

Schwerpunkt Tennis im Vorschulalter Kooperation Kindergarten-Verein

Umgang mit Ball und Schläger TennisBewegungsgeschichten Tennis in der Schulsporthalle Fit in die Sommersaison Spiel– und Übungssammlung Turnierformen

ISSN 2195-2353

Ergänzungen und bewegte Bilder zu unseren Beiträgen im Internet unter: www.tennistraining-junior.de


EDITORIAL

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Große Gruppen anleiten Kinder brauchen Bewegung – dieser Aussage wird wohl kaum jemand widersprechen. Um sich gesund entwickeln zu können und um Vertrauen in die eigenen motorischen Fähigkeiten aufzubauen, sind Bewegungserfahrungen unerlässlich. Dabei wird nicht nur die körperliche, motorische und emotionale Entwicklung beeinflusst. Bewegung ist ein hervorragendes Medium zur kindlichen Entwicklungsförderung, die im Alltagsleben im Kindergarten, Schule und Verein einen besonderen Stellenwert einnehmen muss. Die alltägliche Beobachtung macht schnell deutlich, dass genau das Gegenteil der Fall ist. Bewegung verschwindet zunehmend aus unserem Lebensalltag. Das durchschnittliche Grundschulkind bewegt sich nach Prof. Dr. Renate Zimmer (Universität Osnabrück) heute eine Stunde pro Tag, den Rest der Zeit bringt es sitzend, körperlich weitgehend inaktiv zu. Die Folgen lassen nicht auf sich warten. So haben sich die motorischen Leistungen der Kinder in den vergangenen Jahren deutlich verschlechtert. Grundlegende Fertigkeiten sind heute nicht mehr selbstverständlich: Einen Ball auffangen, auf einer schmalen Mauer balancieren, auf einen Baum klettern oder auf unebenem Untergrund das Gleichgewicht halten, das ist vielen Kindern heute nicht mehr selbstverständlich möglich. Wissenschaftliche Untersuchungen weisen nach, dass die motorischen Leistungen heute um etwa zehn Prozent unter denen vor ca. 15 Jahren liegen. Bewegungsmangel ist eine Begleiterscheinung des technischen Fortschritts – im Alltag der Erwachsenen wie dem der Kinder, nur hier mit weitaus weitreichenderen und gravierenderen Folgen. Nie wieder sind Kinder so lernfähig, neugierig und begeisterungsfähig wie vor der Einschulung. Diese Neugier, etwas Neues zu lernen, sollte optimal genutzt werden. Der Kindergarten kann hierzu einen wesentlichen Beitrag leisten, indem die Erzieher in Kooperation mit (Tennis-)Vereinen diese Fähigkeiten aufgreifen und weiterentwickeln. Hinzu kommt, dass es einen engen Zusammenhang zwischen Lernen und Bewegung gibt. Kinder, die sich täglich viel bewegen, sind motiviert, seltener aggressiv und erleiden deutlich weniger Unfälle. Sie sind offensichtlich besonders lernbereit und werden in ihrer Persönlichkeit gestärkt. Die Kinder brauchen genau beobachtende Erzieher und Trainer sowie eine anregende Bewegungsumwelt, damit ihre Selbstständigkeit und Motivation gefördert werden können. Sport, Spiel und Bewegung gehören zur Lebenswelt von Kindern. Sie sammeln dabei Erfahrungen, die für ihre körperliche, geistige, emotionale und soziale Entwicklung von entscheidender Bedeutung sind. Ziele der Kooperationsmaßnahme Kindergarten - Verein  Optimale und ganzheitliche Förderung der Gesamtpersönlichkeit der Kinder durch Bewegung.  Ausbau von Bewegungsangeboten in Kindertagesstätten.  Konzeptionelle Auseinandersetzung mit der Bedeutung von Bewegung für die Entwicklung von Kindern. Wir sind gemeinsam gefordert, unseren Kindern die Spielräume zu bieten, die sie für ihre Entwicklung brauchen. Denn „Toben macht schlau!“ Reimar Bezzenberger Willi Brunert Dr. Michael Müller

„Wer nicht weiß, wo er hin will, darf sich nicht wundern, wenn er woanders ankommt!“ Mark Twain

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Inhalt Tennis im Vorschulalter Reimar Bezzenberger, Oliver Engst, Dr. Michael Müller

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Tennis ist rot - 15. Spielstunde Reimar Bezzenberger, Dr. Michael Müller

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Tennis Bewegungsgeschichten Willi Brunert

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Tennis in der Sporthalle Melanie Zwicknagel

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Kästchenturnier als Ligasystem Willi Brunert

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Fit in die Sommersaison Martin Seiler

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Wenn man Durst hat, ist es zu spät! Lars Mosel

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Vier-Felder-Spiel Björn Wieland

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Impressum Redaktion

Reimar Bezzenberger M.A., Willi Brunert, Dr. Michael Müller

Autoren dieser Ausgabe

Reimar Bezzenberger M.A., Willi Brunert, Oliver Engst, Lars Mosel Dr. Michael Müller, Martin Seiler, Björn Wieland, Melanie Zwicknagel

Gestaltung

Nora Herrmann-Müller

Verlag

Fachbuchverlag Bezzenberger / Dr. Müller Dr. Heinrich Winter Str. 17 - 64646 Heppenheim Tel. / Fax: 06252-72861 E-Mail: info@bezzenberger-verlag.de Internet: www.bezzenberger-verlag.de www.tennistraining-junior.de

Erscheinungsweise

Vierteljährlich

Bezugspreis

6,00 € pro Ausgabe

Abonnementbestellung

Über die Verlagsanschrift

Urheberechtlicher Hinweise Die Zeitschrift sowie alle in ihr enthaltenen Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich

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geschützt. Jede Verwertung, die nicht ausdrücklich vom Urheberrechtsgesetz zugelassen ist, bedarf der vorherigen Zustimmung des Verlages.

Dies gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Bearbeitungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronische Systeme.


SO ARBEITEN SIE MIT IHREM HEFT

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Tennistraining Junior Die Fachzeitschrift „Tennistraining Junior“ behandelt in dieser Ausgabe ausführlich den Themenkomplex „Tennis im Vorschulalter“. Vielleicht erinnern Sie sich daran, in welchem Alter Sie mit Tennis begonnen haben und denken dabei: „Viel zu spät!“. Heute bieten einige innovative Vereine Kindern im Alter von vier Jahren die Möglichkeit an, Tennis zu erlernen. Wichtig ist in die-

sem Alter, die Grundvoraussetzungen für das spätere Erlernen der TennisTechnik zu schaffen. Spielerisch und vor allem mit viel Spaß und Freude an werden diese Trainingsinhalte erlernt. Um die Lernfreude der Kinder nachhaltig zu steigern bieten sich „Tennis Bewegungsgeschichten“ exemplarisch an Tennis spielerisch und motivierend zu schulen. Hier ist der

Trainer gefragt sich mit dem Lernalter inhaltlich auseinanderzusetzen. Ein weitere nützlicher Schritt Kinder frühzeitig an den Verein zu binden, ist die Kooperation Kindergarten-Verein. Diese eignet sich als Mitgliederwerbeaktion hervorragend. Folgende, in jedem Beitrag integrierte Legende macht dabei eine schnelle Orientierung im Heft für Sie möglich.

Training: Diese Rubrik ist das Herzstück jeder Ausgabe. Sie bietet Trainingspraxis zum Spielen und Üben zu verschiedenen Schwerpunktthemen des Kinder– und Jugendtennis. Betreuung: Antworten auf pädagogische Fragen sowie zum altersgerechten Umgang mit Kindern. Umfeld: Hier lesen Sie alles, was außerhalb des Trainings gefragt ist. Wettspiele: Alles Wissenswerte rund um Turniere und Wettspiele.

Bereich Altersstufen

Training blau

Betreuung rot

Umfeld orange

Wettspiele grün

Anzahl der Spieler: Raum:

Passgenaue Praxisbeispiele Die differenzierte Legende zeigt, für welche Altersklassen die Übungsformen maßgeschneidert sind.

Blau: Vorstufe zum Tennis - Kindergartenalter

Orange: Play+Stay Stufe orange - 8 bis 9 Jahren

Rot: Play+Stay Stufe rot unter 8 Jahren

Grün: Play+Stay Stufe grün unter - 9 bis 10 Jahren

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X Training Bereich Altersstufen X blau

X Betreuung X rot

X Umfeld orange

Wettspiele grün

Tennis im Vorschulalter "Nicht alles was lernbar ist , ist auch lehrbar." Arturo Hotz (Schweizer Sportpädagoge)

Buchtipp Bezzenberger, R., Müller, M.: Tennis ist blau - Übungssammlung für Tennis-Spielanfänger, Heppenheim 2016 ISBN 978-3-946516-06-4

Viele Kinder melden sich bereits im Vorschulalter in einen Tennisverein an. Die Begeisterung für das (Tennis-)Spielen ist von Kind zu Kind unterschiedlich ausgeprägt. Was alle Kinder eint, ist der ungebremste Bewegungsdrang. Dieses Bewegungsbedürfnis sollte jeder Kindertrainer im

Training - in jeder Spiel– und Bewegungsschule berücksichtigen Diese elementare Spiel– und Bewegungsschule ist die Basis für die sich anschließende Ausbildung der Tennistechnik. Diese Ausbildungsbausteine bieten für Trainer und Vereinsjugendwarte sehr gute Chancen, eine zielführende Tennisför-

derung für Vorschulkinder im Verein zu integrieren und aufzubauen. Der spielerische Umgang mit vielfältigen (Alltags-)Materialien ist elementare Voraussetzung für die weitere zielgerichtete Entwicklung der „Bewegungskarriere“ der Kinder.

Vorrangiges Ziel muss es sein, jedes sportbegeisterte Kind für das Tennisspielen im Verein zu motivieren. Die Anfangsphase im Tennisclub hat eine richtungsweisende Funktion. Die ersten Eindrücke von der Atmosphäre, vom Trainer und von den Trainingsinhalten haben großen Einfluss darauf, ob ein Kind langfristig mit Freude Tennis spielt.

einstellen. Die Auswahl der Bewegungsinhalte, die Anzahl der Kinder, die räumlichen Rahmenbedingungen unterscheiden sich sehr von den gewohnten Arbeitsbedingungen auf dem Tennisplatz.

welt. Im weiteren Verlauf der sportlichen Ausbildung lassen sich auf den elementaren Bewegungsbausteinen die komplexeren Bewegungsabläufe der Zielsportart Tennis aufbauen. Das spielerische und ganzheitliche Bewegungslernen steht im Mittelpunkt:  Spaß am Tennis erleben  Eigenes Bewegungskönnen verbessern  Kontakt zu Gleichaltrigen knüpfen  Selbstsicherheit und Vertrauen aufbauen  Eigenes Leistungsvermögen erproben

Allerdings müssen sich nach dem Deutschen Tennisbund (DTB) die Tennistrainer auf die Bedingungen im allgemeinen Kindersport

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Inhaltlich - methodische Aspekte Bei der Auswahl der Bewegungsinhalte ist auf die Bedürfnisse und Fähigkeiten der Kinder zu achten. Einfache Übungs - und Spielformen (aus der Übungssammlung der „Mini-Ballschule“) ermöglichen einen Einstieg in die Bewegungs-


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Teil IV

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X Training Bereich Altersstufen blau

Betreuung X rot

Umfeld orange

Wettspiele grün

Tennis in der Schulsporthalle Der Einstieg in die Schulsportart Tennis gelingt exemplarisch über die didaktische Hinführung den am Boden rollenden Ball. Hiermit reduziert sich das gemeinsame Spiel aus dem drei- in den zweidimensionalen Raum. Dies ist für Spielanfänger eine sinnvolle methodische Reduktion der spielerischen Ansprüche. Viele

Schüler haben mit der Wahrnehmung der Flugkurve und der Vorwegnahme des BallAuftreffpunktes am Boden große Schwierigkeiten und sind kaum in der Lage, Ballwechsel zu realisieren.

In der Ausgabe 4/2015 wurde das System „Vom rollenden zum fliegenden Ball“ beschrieben. Ausgehend vom am Boden rollenden großvolumigen Ball ist es möglich, die ersten „Flugstun -den“ des Balles über das Low-T-Ball-Querbrett durchzuführen.

Das kleine Spielfeld und der langsam fliegende „Punch ´n play ball“ sind sinnvolle Hilfsmittel. Die beim rollenden Ball geschulte vorwärts-aufwärts gerichtete Schlagbewegung wird nun im dreidimensionalen Raum ausgeführt.

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Das Play+Stay-System mit seinen drei unterschiedlichen Stufen rot – orange – grün bietet mit

druckreduzierten Bällen und kleineren Spielfeldern dem Spielanfänger einen sinnvollen methodischen Einstieg. Allerding ist erfahrungsgemäß immer wieder zu beobachten, dass selbst das Spiel im Kleinfeld für viele Spielanfänger eine Überforderung darstellt, den fliegenden Ball richtig einzuschätzen. Hilfreich ist zu Beginn der Einsatz des Kontrollschlages. Dies reduziert den Zeitdruck und erhöht die Treffgenauigkeit. Die Kinder lernen dabei, sich richtig zum Balltreffpunkt zu positionieren.

ÜBUNGEN

MATERIAL

Aufwärmen: Achterkreisen Jeder Schüler erhält drei Bälle. Zwei werden in kurzem Abstand auf den Boden gelegt. Der dritte Ball soll nun mit dem Schläger in Form einer „Acht“ um die beiden anderen herum geführt werden. Das Kind blickt immer nach vorn.  Der Ball wird mit der Rück- bzw. mit der Vor5 min

hand geführt.

 Nach jeder Schleife wird zwischen Rück- und

Vorhand gewechselt

Achterkreise zur Schulung des Ballgefühls

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Methodikbälle Tennisschläger


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X Training Bereich Altersstufen blau

Betreuung rot

Umfeld orange

Wettspiele X grün

Fit in die Sommersaison Die Punktspielsaison steht vor der Tür, und bei einigen jugendlichen Tennisspieler, fehlt es noch ein wenig an der körperlichen Fitness.

Das System:  Jede Übung dauert 30 

  

Sekunden. Absolviere drei Durchgänge (Serien) des Plans. Halte die Pause zwischen den Übungen so gering wie möglich. Serienpause: zwei Minuten. Dauer des Workouts: ca. 20 Minuten. Ausführungsgeschwindigkeit: Führe alle Übungen in einem zügigen Tempo durch, sodass die saubere Ausführung noch gewährleistet ist.

Materialbedarf: Eine Stoppuhr, um die angeforderten 30 Sekunden zu stoppen. Warmup: Zwei Minuten Seilspringen / alternativ eine Minute Skippings + eine Minute Hampelmann.

se eigenständig durchführen. Er ist als Zusatzprogramm für das eigentliche Konditionstraining gedacht.

Das nachfolgende Trainingsprogramm kann jeder Jugendliche zuhau-

Alle Übungen sind Grundvoraussetzungen für den leistungsorientierten Sport und ver-

Burpees mit Anhocken

der direkt zurück in die Ausgangsposition.

A: Gehe in die Liegestützausgangsposition. B: Ziehe die Knie mit einem Sprung zur Brust, sodass die Füße hinter deinen Händen landen. C: Springe nun mit einem Strecksprung so hoch wie möglich und hocke deine Beine in der Luft an. Dann wie-

Wichtig! Versuche deine Beine immer gleichzeitig zu bewegen, als ob sie „zusammengebunden“ wären.

Hindu Push-up A: Gehe so in die Liegestützausgansposition, dass dein Gesäß nach oben zeigt (Oberkörper Beine 90°). B: Nun die Schultern so tief wie möglich senken und mit dem Brustkorb am Boden „entlangtauchen“ C: Arme vorne wieder durchstrecken, Brustkorb ist nach vorne gerichtet, Hüfte ist vom Boden gelöst. Dann wieder auf dem gleichen Weg (über Position B) zurück in die Ausgangsposition.

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Wichtig! Achte auf eine gleichmäßige Bewegungsgeschwindigkeit..

bessern nachhaltig die Athletik. Jeder Spieler ist selbst für seinen Körper und seine sportliche Leistungsfähigkeit verantwortlich!


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