biergenuss - das Schweizer Biermagazin 2012/02

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das schweizer biermagazin

bier.region

Von Gossau bis Rebstein

Meteorologe und Bierordensträger 2012 Herzbräu Dändlikon­Hombrechtikon

Thomas Bucheli bier.interview Fritz Ledermann bier.porträt



editorial

Bier beim Barbier Meistens wird mir bei meinem alle paar Wochen fälligen Coiffeurbesuch nach der Haarwäsche und dem Umlegen eines Mäntelchens ein Espresso, ein Mineralwasser oder ein Tee angeboten. Doch dieses Mal strahlte mich neben dem Spiegel vor mir der Tischsteller einer Brauerei an. Und schon kurz darauf genoss ich den ersten Schluck eines eisgekühlten Biers. Mein Abend begann so, wie man(n) sich das gerne vorstellt – mit einem Feierabendbier. Auch wenn es noch aus der 50­cl­Dose sowie in einem normalen Trinkglas serviert wurde, war es viel genussreicher, als lediglich ein Wasser oder einen Espresso zu trinken. Ich freue mich schon heute auf den nächsten Austausch mit meiner Coiffeuse, hoffentlich wiederum begleitet von einem kühlen Blonden. Geniessen Sie «biergenuss – das Schweizer Biermagazin» und erfahren Sie, dass Bier mehr als eine «Stange» ist. Viva!

Reto Rudolf Herausgeber und Chefredaktor

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Selberbrauen mit der BrauEule速

Kommen Sie auf den Geschmack Ihres eigenen Bieres. www.sios.ch


inhal t

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Von Gossau bis Rebstein

Zwar gibts die Wurst nur ohne Senf, doch beim Bier hat man(n) dafür die Qual der Wahl.

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bier.thema

Biergenuss – mehr als eine «Stange» Reicht es, zum richtigen Bier das richtige Glas zu benützen, nicht aus der Flasche und schon gar kein Dosenbier zu trinken, um als kulturfester Geniesser zu gelten?

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bier.interview

Thomas Bucheli Meteorologe und Bierordenträger 2012

Fritz Ledermann Herzbräu Dändlikon­Hombrechtikon

Keine Sekunde gezögert hat Thomas Bucheli, der langjährige Meteorologe des Schweizer Fernsehens, den durch den Schweizer Brauerei­Verband erstmals seit 1995 wieder verliehenen Bierorden «Ad Gloriam Cerevisiae» anzunehmen.

Die Herzbräu Hombrechtikon feiert ihr 20­jähriges Bestehen. Statt auf Ausbau und Expansion setzt Fritz Ledermann auf die Weiterführung der deutschen Braukunst.

rubriken

01 Editorial 11 12 14 24 26 27 36 37

bier.lokale bier.degustation bier.ideen bier.potpourri bier.literatur bier.rezept bier.kolumne bier.quellen

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Wurst und Bier

Brauereien von Gossau bis Rebstein Um der Tradition willen verzichten wir bewusst auf den Senf zur Olma-Bratwurst, doch erst zusammen mit einem Bier der acht besuchten Brauereien wird die Wurst, frisch vom Grill, ein vollendeter Genuss. Text Reto Rudolf | Fotos Patrick Hofmann, zur Verf端gung gestellt

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Gossau

Rebstein

" Ein funktionstüchtiges Museum mit einer Schrot­ mühle, die noch heute über Transmissionsriemen angetrieben wird und über Treppenstufen aus Granit des Gotthardtunnelbaus verfügt, ist in der besuchten bier.region genauso zu finden wie die älteste und grösste eigenständige Markenbier­Brauerei der Schweiz. Eine Kleinbrauerei in Herisau, die ein persönliches Dankes­ schreiben ihres Bundesrates vorweisen kann, zwei Fami­ lienväter, die zu brauen angefangen haben, um auf dem Campingplatz ihr eigenes Bier zu Grilliertem geniessen zu können, sind ebenso vertreten wie einer, der seinen Job an den Nagel hängte und nach einer Weltreise seine eigene Brauerei gründete, um der Verwässerung der

Bierkultur und des Trinkgenusses entgegenzuwirken, oder zwei Herren, die früh genug ihre Brauerei so weit automatisieren und altersgerecht einrichten, damit sie noch weit übers Pensionsalter hinaus ihrer Freizeit­ beschäftigung frönen können. Auch wenn Claudia Graf, seit April Geschäftsführe­ rin der Familienbrauerei im Rheintal, selber keine Diva ist, trägt doch ihr innovatives Design­Biermisch­ getränk diesen Namen. Und wenn Züri West, Philipp Fankhauser oder Toni Vescoli in einer Gasthofbrauerei auftreten, dann lassen sich nicht nur die charakter­ vollen Biere, sondern auch das Leben in vollen Zügen geniessen.

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Stadtbühler | Gossau

Die Geschichte von «Stadtbühler» beginnt Mitte des 19. Jahrhunderts, als Joseph Alois Krucker am Rande des Dorfkerns von Gossau eine Gasthausbrauerei gründete. Innerhalb der ersten 50 Jahre musste sie aufgrund der wachsenden Nachfrage zweimal erweitert werden. Noch heute wird im stattlichen Ziegelbau nach alter Schule produziert und dem Bier viel Zeit zur Reifung gelassen. Die Maschinen erinnern an die Blüte des Industriezeit­ alters, die Schrotmühle unter dem Dach wird noch heute über Transmissionsriemen von einer an der Decke ver­ laufenden Welle angetrieben; gleiches gilt für die Zufuhr des Malzes, die Aussortierung von Fremdgegenständen, die Entstaubung sowie die Zuführung des geschroteten Malzes in den Sudbottich. Jedes einzelne Maschinenteil kann noch selber gewartet werden, eine ausgesprochene Seltenheit im digitalen Zeitalter. Im Gärkeller sind noch immer offene Bottiche anzutreffen. Überall fallen einem auf der Betriebsbesichtigung noch voll funktionstüchtige und im Einsatz stehende Maschinen auf, die schon viele Jahrzehnte ihre wertvollen Dienste leisten. Die Brauerei ist, mit Ausnahme der Flaschenabfüllanlage, die erst vor wenigen Jahren neu angeschafft wurde, wahrlich ein funktionierendes Museum. Die heutige sechste Genera­ tion, Christian und Adrian Krucker, führen Besucher gerne über die vielen Treppenstufen, alle aus massivem Granit aus dem Gotthardtunnelbau, durch ihre mit viel Herzblut und grossem Engagement am Leben erhaltene Bierproduk­ tionsstätte. Beide Brüder sind seit rund zehn Jahren im Be­ trieb ihres Vaters aktiv. Der eine als Braumeister, der ande­ re im Vertrieb und Marketing. Trotz aller Liebe zu Vergan­ genem und Historischem beweisen die beiden Innovations­ geist. Ihr neuster Coup: das glutenfreie Hirsegold­Bier, eine Eigenentwicklung aus dem Hause Krucker. Christian ent­ wickelte und verfeinerte das Braurezept, während Adrian die Verpackung vom Logo über das Layout der Etikette bis hin zur Kartonage selber gestaltete. Seit Anfang Mai ist das «Hirsegold» in der Brauerei sowie im Handel erhältlich. Gründung 1858 | Inhaber Marcel Krucker | Geschäftsführer Christian Krucker | Mitarbeitende 17 | Ausstossmenge 10 000 hl pro Jahr | Produkte Lager hell, Lager dunkel, Fürstenbräu, Bock­Bier, Festbier, Spezli, Zwickel, Minimal, Naturtrüb

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hopfenundmalz gmbh (HuM) | Gossau

Ein Campingplatz, zwei Wohnwagen, zwei Familien mit Kindern, die gemeinsam die Schulbank drücken und zwei Väter, die zu ihrem saftigen Stück Fleisch auf dem Grill gerne ihr eigenes Bier geniessen würden, dies war der Start zur hopfenundmalz gmbh (HuM) mit ihren aus­ gefallenen Bieren. Auch wenn die Produktebezeichnun­ gen mit Farben (Orange, White, Gold, Silver, Black, Red oder Green) nicht zwingend den Bierfarben im Glas ent­ sprechen, so haben die beiden doch in kurzer Zeit einiges geschafft. Das eigene Bier zur Feierabendzigarre im Cam­ pingstuhl schmeckt nicht nur den Brauern selber, sondern auch ganz vielen Platznachbarn. Denn solange das Bier aus den auf den Platz mitgenommenen Kegs über die Offenausschankanlage sprudelt, zählen sich viele zu ihren besten Freunden. Einmal pro Woche werden im Keller des Hauses von Andreas Tobler rund 150 Liter Gerstensaft nach eigenem, teils ausgefallenem Geschmack gebraut; je extremer, desto lieber. Sie brauen für sich selber und einen kleinen, ausgewählten Kreis von Liebhabern spezi­ eller Biere. Die Anlage wurde komplett selber zusammen­ gebaut und fast vollständig automatisiert. Die Biere wer­ den nur auf speziellen Wunsch hin in Flaschen abgefüllt. Grundsätzlich sind sie im 20­Liter­Keg mit einer Offenaus­ schankanlage erhältlich. Neben dem «Kellerverkauf» sind die Biere bereits in zwei Restaurants in Gossau erhältlich. Gründung 2008 | Inhaber, Brauer Andreas Tobler, Markus Rosenberger | Mitarbeitende keine | Ausstossmenge 60 hl pro Jahr | Produkte Orange (Mais), White (Weizen), Green (Spezial dunkel), Gold (Spezial hell), Silver (Spezial hell), Red (Brown Ale), Black (American Stout), Poison (IPA)

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BoFo | Herisau

Wer kann schon ein persönliches Dankesschreiben eines Bundesrates vorweisen, in dem die «Bier­Idee», die zur Gründung der Brauerei führte, speziell gewürdigt wird. Jeremias Bolt, Marco Forrer und Florian Erny, Grün­ dungsmitglieder der Brauerei BoFo, haben dies geschafft. Die bevorstehende Wahl des Herisauers Hans­Rudolf Merz im Dezember 2003 zum Bundesrat gab den dreien den An­ stoss, ein Bundesratsbier zu lancieren. Die Zeit von der


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Idee bis zur Wahlfeier reichte jedoch nicht, um das Bier selber zu produzieren, daher liess man 1300 Flaschen fremdbrauen, etikettierte diese jedoch bereits in den für die zu gründende Brauerei vorgesehenen Räumlichkeiten. Das Bier wurde ein voller Erfolg, und dem frischgebacke­ nen Bundesrat schmeckte die «Bier­Idee» so gut, dass er sich mit folgenden Worten bedankte: «Ich finde das Bier geschmacklich hervorragend. Es mundet und fliesst durch die Kehle, Gottfried Keller würde dafür fast auferstehen.» Der Start war somit geglückt, jetzt gings ans Umsetzen der eigenen Brauerei. Eine Einzelgarage wurde innerhalb eines halben Jahres zu einer funktionstüchtigen Brauerei umfunktioniert. Die drei Kumpels, die sich bereits seit dem Kindergarten kennen, planten, rund 800 Liter zu pro­ duzieren. Die grosse Nachfrage zwang sie jedoch dazu, ihren Ausstoss bereits im ersten Braujahr auf 2400 Liter hochzufahren. Heute sind sie ein paar Meter weiter in eine grössere Einstellhalle, die früher als Pneulager genutzt wurde, umgezogen. Diese bietet nun auch genügend Platz für die jeweils am Freitagabend ab 17 Uhr geöffnete Bar. Die drei betreiben Brauerei und Bar nach wie vor in ihrer Freizeit und haben heute noch genauso viel Spass daran wie damals, als die Idee geboren wurde. Alt­Bundesrat Hans­Rudolf Merz geniesst noch immer den hervorra­ genden Geschmack der BoFo­Biere, auch wenn er nicht mehr in Bundesbern aktiv ist. Gründung 2003 | Inhaber, Brauer Jeremias Bolt, Marco Forrer, Florian Erny | Mitarbeitende Familie und Freunde | Ausstossmenge keine Angaben | Produkte BoFo hell (Spezial), BoFo dunkel (Spezial)

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Brauerei Schützengarten AG | St. Gallen

1779 erwirbt Johann Ulrich Tobler die Liegenschaft, auf welcher die «löbliche Schützengesellschaft vor dem Platzthor» ihren Schiessstand betreibt, und richtet im zu­ gehörigen Gasthof mit seinem Bruder Joachim, der Bier­ brauer ist, eine Brauerei ein. 1829 kauft der Wirt und Bier­ brauer David Billwiller den «Schützengarten». 1895 wird das eigene Wasserkraftwerk, eines der ersten im Kanton St. Gallen, in Betrieb genommen. Inzwischen mehrfach erneuert, produziert es heute so viel Strom, dass die Hälf­ te davon weiterverkauft werden kann. Zwei Jahre vor sei­

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nem Tod, im Jahre 1928, wandelt Sohn Arnold Billwiller seine Firma in eine Aktiengesellschaft um. Gute Dienst­ leistungen für ihre Kunden anzubieten, war stets das Credo der Brauerei. Als innovativer Unternehmer setzte bereits Arnold Billwiller für den Biertransport neben Pferdegespannen schon 1898 einen Dampflastwagen und 1902 den ersten Benzinlastwagen ein. Heute umfasst der Fuhrpark über 50 Last­ und Lieferwagen. Der Bier­ und Getränkevertrieb erfolgt direkt ab Brauerei und über acht Niederlassungen des Schützengarten­Getränkeservices. Schützengarten ist die älteste Brauerei der Schweiz und zugleich eine der modernsten. Sie ist zudem die grösste eigenständige Schweizer Markenbier­Brauerei. Ihre neuste Kreation: das Gallus 612 Old Style Ale, ein tradi­ tionelles Ale, ein mit original obergäriger Ale­Hefe vergorenes, naturtrübes Bier von sehr schöner rotbrauner Farbe. Ein voller Erfolg, wie die in nur drei Wochen konsumierte Menge, die für die nächsten neun Monate geplant war, beweist. Auf dem Gelände von Schützen­ garten wird nicht nur Bier gebraut, es beherbergt auch ein Museum mit über 3000 Bierflaschen. Aus bier­ und brauereihistorischer Sicht ist hier viel Wissenswertes zu entdecken. Im Oktober 2010 startete der Schützen­ garten­Fanclub, der heute bereits über 800 Mitglieder zählt. Und mit dem «netts» hat Schützengarten nicht nur einen Ort, wo sich St. Gallen trifft, sondern «das wohl beste Brauereirestaurant der Welt». Gründung 1779 | Inhaber Brauerei Schützengarten AG | Brauer Hansueli Züger | Mitarbeitende 225 | Ausstossmenge 170 000 hl pro Jahr | Produkte Schützengarten Lager hell, St. Galler Landbier, St. Galler Klosterbräu, Edelspez Premium, Schwarzer Bär (Spezial dunkel), Festbier, Schützengold alkoholfrei, Edelspez 2.8, Säntisbier naturtrüb, Weisser Engel (Weizen), Gallus 612 (Old Style Ale), Fiesta Cerveza Lager, Löwengarten Helles Lager, Löwenprinz

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biergarage.ch gmbh | St. Gallen

Adi Schmid, Geniesser aus Überzeugung, kündigte seinen Job als CIO bei einem grossen Büromöbelhersteller und reiste sechs Monate um die Welt. Die Überzeugung, nur gutes Bier trinken zu wollen, sowie der Ausverkauf der Schweizer Biermarken und die damit buchstäbliche Verwässerung der Bierkultur und des Trinkgenusses haben ihn veranlasst, bereits in der ersten Woche wieder

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auf heimischem Boden selber mit dem Brauen anzufan­ gen. Die Gründung der biergarage.ch gmbh ging mit Unterstützung der Gründungsplattform des Institutes für Jungunternehmen (IFJ) in St. Gallen sehr schnell über die Bühne. Auch wenn es in Raum St. Gallen/Appenzell bereits zwei hervorragende Brauereien gibt, ist Adi Schmid überzeugt, dass noch ausreichend Potenzial für Spezialitätenbrauereien vorhanden ist, und will damit seinen Teil zur Förderung der Bierkultur in St. Gallen beitragen. Das Brauen und Geniessen von Bier gehört für den werdenden Vater genauso zur neu gewonnenen Lebensqualität wie die Tatsache, in seinem neuen Job als IT­Projektleiter nicht mehr 80 Stunden pro Woche arbei­ ten zu müssen. Noch werden die Biere nicht, wie es der Name der Brauerei suggeriert, in einer Garage, sondern im heimischen Keller gebraut. Der Name ist jedoch wohl­ überlegt, denn die Garage ist bekanntlich der Ort, wo Neues entsteht. Sie ist überdies auch praktisch: Tor auf, Kisten rein und los gehts. Das war zumindest der Plan. Zurzeit werden aber noch «Kellerbiere» gebraut. Die Suche nach einer geeigneten Lokalität ist aber bereits gestartet. Eine Fabrikhalle würde sich hervorragend dafür eignen. Das Design der Etiketten, der Website sowie des gesamten Auftritts konnte mit dem raschen Wachstum der Brauerei nicht mithalten. In den nächsten Monaten ist ein Redesign geplant, das der noch jungen Brauerei den gewünschten Premium­Auftritt der Zukunft bringen soll.

nicht gefunden. Nach einem klärenden Telefonat stand ich dann davor und musste mir eingestehen, bereits daran vorbeigefahren zu sein. Angefangen haben die zwei mit einem 100 Liter fassenden Chromstahltopf aus dem Zeughaus St. Gallen. Die Gasbefeuerung sowie alles Weitere, das zum Brauen nötig war, wurde selber gebaut. Der gesamte Brauprozess ist auf Alterstauglich­ keit ausgerichtet. Alles steht auf Rollen und kann unter den im zweiten Stock installierten Kran geschoben werden. So brauchen Remo und Walli nichts anzuheben, und die Flüssigkeiten ergeben sich von alleine der Schwerkraft. Die beiden Herren haben sich so die Voraus­ setzungen geschaffen, ihrer Passion noch bis ins hohe Alter nachgehen zu können. Und sollten sie einmal die Treppe in den zweiten Stock nicht mehr meistern, wird schlicht ein Nachbar zum Bier eingeladen, der im Gegen­ zug das Gewünschte für sie herunterholt. Die Biere sind lediglich in 10­Liter­Kegs erhältlich. Der Durchlaufkühler sowie die CO2­Flasche können dazu gemietet werden. Denn sie wollen Bier brauen und nicht tagelang mit dem Abfüllen von Flaschen beschäftigt sein. Remo ist zudem ein Tüftler und von Elektronik genauso begeistert wie davon, möglichst alles zu automatisieren. Walli amtet nebenbei als Imker und ist als Mitbegründer des örtlichen Velomuseums (velomuseum­rehetobel.ch) an der Entwicklung dieses Verkehrsmittels unter technischen, sozialen und wirtschaftlichen Aspekten interessiert.

Gründung 2011 | Inhaber Adi Schmid | Brauer Adi Schmid, Andreas Bolli | Mitarbeitende 1 (Mirjam Schmid) | Ausstossmenge 50 hl pro Jahr | Produkte Zittertobel (Alt), Höllguet (Weizen)

Gründung 2004 | Inhaber, Brauer Remo Krucker, Walter Wagner | Mitarbeitende 2 (beide Partnerinnen) | Ausstossmenge 20 hl pro Jahr | Produkte Rehbock (Spezial hell), Roter Baron (Ale), Schwarzer Januar (Brown Ale), Nebelbier (Alt)

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Remise-Braui | Rehetobel

Ein Garagenaufbau über zwei Stockwerke im Rechto­ bel dient zwei Herren dazu, in ihrer Freizeit mit viel Herz­ blut und Leidenschaft Biere mit speziellen Namen wie Rehbock, Schwarzer Januar oder Nebelbier zu produzie­ ren. Dahinter stecken jeweils spannende Geschichten, die Remo Krucker und Walli Wagner den Besuchern gerne erzählen. Wie sie zum Nebelbier kamen, erfuhr ich bei meinem Besuch Anfang Mai gleich selber. Bei strömendem Regen und dichtem Nebel habe ich die Brauerei prompt

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Sonnenbräu AG | Rebstein

Claudia Graf führt, in bereits fünfter Generation, seit April dieses Jahres die Geschäfte der Familien­AG. Trotz der Familientradition war sie frei, auch etwas anderes als Braumeisterin zu lernen. Ihre zwei Schwestern entschie­ den sich für Pflegeberufe. Ihr erstes Bier trank Claudia an ihrer Konfirmation. Vorher durfte sie ab und zu Schaum von Vaters Bier probieren. Die Sonnenbräu ist in der Region fest verankert. Die Mitarbeitenden sind dem Un­


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Kornhausbräu AG | Rorschach

ternehmen ausserordentlich treu. Wer einmal dabei ist, bleibt es auch und wird die Sonnenbräu vor seiner Pensi­ onierung kaum wieder verlassen. Alle sind sie mit Stolz und grosser Begeisterung Mitglied der erfolgreichen Brauereifamilie. Die Belegschaft wird jeweils am monat­ lichen Stammtisch, als Teil der aktiv gelebten Firmen­ kultur, über die laufenden Geschäfte informiert, und dabei wird gemeinsam auf künftige Erfolge angestossen. Über 3000 Mitglieder zählt der von der Brauerei unab­ hängige Fanclub. Viele Heimwehrheintaler halten so den Bezug zu ihrer Heimat aufrecht. Als Innovation wurde «Diva» lanciert, der fruchtig­süsse Moscato­Bier­Cocktail auf Weinbasis mit einem feinen Geschmack nach Apfel und Pfirsich, mit ausgefallenem Design in einer Alumi­ niumflasche. Frau soll so an den Geschmack und Genuss von Bier herangeführt werden. Denn nicht alle getrauen sich wie Claudia, die immer wieder gerne provoziert, im Restaurant ein grosses Weizenbier zu bestellen. Mit dem dunklen «1891», das zum 120­Jahre­Jubiläum der Brauerei gebraut wurde, wurde innert kürzester Zeit ein 400­prozentiges Wachstum dieser Sparte erreicht. Zur Lancierung wurde zudem ein Bierlikör auf der Basis des «1891» produziert und in 2­cl­Flaschen ans interessierte Publikum verteilt. Heute ist wohl nicht nur die Ahnen­ galerie stolz auf den Erfolg der Brauerei, sondern auch ein Vater ganz besonders auf seine Tochter.

Andreas Müller hat sich mit der Kornhausbräu einen lang gehegten Traum erfüllt. Gestartet hat er seine Bierkarriere als gebürtiger Berner bei der Brauerei Gur­ ten. Nach einem kurzen Abstecher zur Brauerei A. Egger in Worb und der Ausbildung zum Braumeister in der Akademie Doemens in München war er für 22 Jahre Braumeister der Brauerei Löwengarten in Rorschach. Diese wurde nach der Übernahme durch Schützen­ garten im Jahre 2006 geschlossen. In einer ehemaligen Frisco­Halle mitten in Rorschach, in der Lasagne und Pizzas produziert wurden, steht heute sein selber reali­ sierter Traum einer Gasthausbrauerei. Neben dem fünfköpfigen Verwaltungsrat der Aktiengesellschaft unterstützen Res in verschiedenen Bereichen weitere Personen. Mit der längsten Bar der Region hat die Korn­ hausbräu heute ihren festen Platz im Terminkalender der Biergeniesserinnen und ­geniesser. Nicht nur der ständig verfügbaren fünf Hausbiere wegen, sondern auch als Veranstaltungsort für Konzerte. Für Züri West, Philipp Fankhauser, Toni Vescoli, aber auch viele lokale Bands wird die Brauerei immer wieder in ein Konzert­ lokal verwandelt, das leider viel zu schnell an seine Kapazitätsgrenzen stösst. Neben dem Brauen der Haus­ biere tüftelt Res laufend an kreativen Spezialitäten, führt Gruppen durch die Brauerei, leitet Bierseminare und ­kurse. Die durch Gruppen während eines Seminars gebrauten Biere können nach der Vergärung und mit eigenen Etiketten versehen abgeholt werden. So kann jeder seinen eigenen Gerstensaft degustieren und ent­ decken, ob er denn auch fürs Brauen geeignet sei. Er­ gänzt wird die Hausbierpalette durch saisonale und Spezialitätenbiere. Auch ein Bierbrand sowie ein Korn­ hauskorn gehören zum Sortiment. Die Kornhausbräu führt sogar eine eigene Währung, den Kornhaus­Bier­ taler (1 Biertaler = CHF 2.–), eine bierige Geschenkidee. Einlösbar ist dieser in der Brauerei ohne Währungs­ verluste und mit hoher Rendite. Wo sonst bekommen Sie für Ihr Erspartes noch rund 5 (Vol.­)Prozent?

Gründung 1891 | Inhaber Sonnenbräu AG (Familie Graf) | Geschäftsführerin Claudia Graf | Braumeister Steffen Pawlak | Mitarbeitende 40 | Ausstossmenge 32 000 hl pro Jahr | Produkte Lager hell, 1891 Dunkel (Lager), Lager Light, Zwickelgold, Spezial, Bock Bier, Rheinperle (Bock), Doppel­Bock, Weizen­ gold, Maisbier, Ice Beer, Panaché, Rosenbier (saisonal) Züri hell, Punt, Ländle­ gold, Streiker, Thurbobräu, Alkoholfrei, Diva (Biermischgetränk)

Gründung 2007 | Inhaber Kornhausbräu AG (Publikumsgesellschaft) | Brauer Andreas Müller | Mitarbeitende 3 (inklusive Restauration) | Ausstossmenge 700 hl pro Jahr | Produkte Das Helle, Das Dunkle, Das Schwarze, Das Honig, Märzen, Frühlingsbier (saisonal), Spezialbiere: Pils, Weihnachtsbier, IPA, dunkler Weizenbock, Wolfsmilch, Weizen, Quittenbier, Stout, Ale, Reis­Holunderbier

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Besuchte Brauereien der bier.region von Gossau bis Rebstein 1 Stadtbühler Herisauer­Strasse 49, 9200 Gossau, stadtbuehler.ch 2 hopfenundmalz gmbh (HuM) Bahnhofstrasse 15, 9200 Gossau, hopfenundmalz.ch 3 BoFo Mühlebühl 7, 9100 Herisau, bofo.ch 4 Brauerei Schützengarten AG St­Jakob­Strasse 37, 9000 St. Gallen, schuetzengarten.ch 5 biergarage.ch gmbh Sömmerlistrasse 37, 9000 St. Gallen, biergarage.ch 6 Remise-Braui Buechschwendi, 9038 Rehetobel, remise­braui.ch 7 Sonnenbräu AG Alte Landstrasse 36, 9445 Rebstein, sonnenbraeu.ch 8 Kornhausbräu AG Industrie­ strasse 21, 9400 Rorschach, kornhausbraeu.ch

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Publireportage

Mehr als 40 Jahre Schweizer Bierglaskultur Rastal Chur gibt dem Genuss den richtigen Rahmen. Sie gehen gerne einmal in einen Gasthof auf ein Bier? Dort trinken Sie gelegentlich Calanda, Eichhof, Schützengarten, Rugen­ bräu oder Feldschlösschen? Dann kennen Sie die Trinkgläser der Glas­ und Porzel­ lanwarenspezialisten des Unternehmens Rastal bereits aus vielfacher eigener Erfah­ rung. Als Marktführer in der Veredelung von Glas­ und Porzellanwaren entwirft, pro­ duziert und dekoriert Rastal in Chur jähr­ lich ca. 4 Millionen Artikel. Darunter eine

schliesslich einer Getränkemarke vorbe­ halten ist – Ausdruck von einzigartiger Markenidentität und authentischem Ge­ nuss, heute unverzichtbarer Bestandteil im Marketing­Mix erfolgreicher Marken welt­ weit. Man denke an den Feldschlösschen­ Pokal und daran, wie eng dieser heute in der Wahrnehmung der Kunden mit der Marke verbunden ist. Doch auch im Werbemittelhandel und im Haushaltswarenhandel ist Rastal als Marke höchst präsent. «Wir sind sehr stolz

Die neue, elegante, schlanke und trendige Gläserserie Monaco von Rastal.

Vielzahl von Markenbiergläsern für die verschiedensten Branchengrössen des Schweizer Biermarktes. Ausserdem Trink­ gläser für eine Vielzahl von regionalen Biermarken und Spezialitätenanbietern.

Exclusivglas-Konzept

Mit eigenen Produkten und kunden­ spezifischen Lösungen verkörpert Rastal somit seit 1919 einzigartige Erlebnisse der Tisch­ und Trinkkultur – und leistet damit seinen Beitrag zur derzeit immer vielfäl­ tiger werdenden Schweizer Bierkultur. Grundlegend für diese Positionierung ist das im Jahr 1964 von Rastal entwickelte Exclusivglas­Konzept. Die Idee: ein indivi­ duell entwickeltes Glasdesign, das aus­

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auf das Engagement und den Erfolg un­ seres vielsprachigen Schweizer Teams, das als Partner der Getränkeindustrie, der Gas­ tronomie, des Detailhandels wie auch des Werbemittelhandels einen hervorragen­ den Ruf geniesst», betont Inhaber Ray­ mond Sahm­Rastal. Die Gründung der Schweizer Schwesterfirma im Jahr 1971 war das erste Auslandsengagement des Familienunternehmens aus dem bundes­ deutschen Westerwald. Das richtige Glas für jeden Tag und jeden Anlass – im professionellen Gastro­ nomie­Einsatz, aber auch in der privaten Erlebniswelt des Verbrauchers. Das rich­ tige Glas für das gastronomische Erlebnis, aber auch besondere Formen und Dekore

für zum Beispiel Promotionaktionen oder den privaten Gebrauch. Dazu braucht es einen erfahrenen Partner mit entspre­ chendem technologischem Know­how, der die Glasproduktion, aber auch die ver­ schiedensten Dekortechniken in Auto­ matendruck, Transfer und Handdruck per­ fekt umsetzt. Dies gilt für Brauereien, aber auch für Spirituosenfirmen, für Sekt­ und Weinkellereien wie auch für Hersteller al­ koholfreier Getränke.

Trinkglas-Lösungen

«Basierend auf der Kreativität unserer Designer und moderner Technik bieten wir Markenartiklern und Gastronomen über­ zeugende Trinkglas­Lösungen für jede Si­ tuation», betont Christoph Zindel, Mitglied der Geschäftsführung von Rastal Chur und Hauptansprechpartner für die Schweizer Kunden. Dies bezeugt eindrücklich die jüngste Entwicklung. Der Bierspeziali­ täten­ und Degustationskelch TEKU, eine gelungene Kombination von Eleganz und Funktionalität für den feinen Biergenuss. Unter anderem können die Designer von Rastal dafür auf eine umfangreiche Form­ und Dekordatenbank des Unternehmens zurückgreifen, die es ermöglicht, je nach Kundenwunsch bewährte Kelch­, Tulpen­ oder Pokalformen weiterzuentwickeln oder ganz neue Impulse zu setzen. Ergän­ zend bietet auch Rastal in Chur ebenso wie das Westerwälder Mutterhaus ein umfang­ reiches Dienstleistungsportfolio, das unter anderem auch abgestimmte Verpackungs­ lösungen oder kundenspezifische Ware­ housing­Lösungen umfasst. So steht Rastal Chur seit mehr als 40 Jahren für kreatives Trinkglasdesign – ausgezeichnet bei zahlreichen nationalen und internationalen Wettbewerben – und für hervorragende Gläser, die – bewusst oder unbewusst – Freude am Genuss bieten.

Rastal Sahm & Co. Glas, Porzellan und Keramik Pulvermühlestrasse 81 7000 Chur Telefon 081 286 96 86 Fax 081 286 96 87 info@rastal.ch www.rastal.ch


bier.lokale

Für Sie entdeckt Restaurants, Bars und Clubs der bier.region

netts schützengarten, St.Gallen Gallus hätte sein Bier im netts getrunken. Das netts schützengarten ist ein Ort, wo sich St. Gallen trifft. Unmittelbar neben der Brauerei Schützengarten liegt der wohl schönste Biergarten der Stadt. Draussen unter lauschigen Kastanienbäumen oder elegant auf der Terrasse lässt man bei Kerzenlicht und Loungemusik gemütlich die Zeit verstreichen. Ob ein «Gallus 612»­Jubiläumsbier zum Feierabend, ein gemütlicher Lunch oder ein gepflegtes Dinner: «Wir, die netts, sind stolz darauf, dass sich bei uns jeder zu Hause fühlt und wir zu Gastfreunden werden.» Öffnungszeiten Montag bis Freitag 9 bis 24 Uhr, Samstag 11.30 bis 24 Uhr Adresse St. Jakobstrasse 35, 9004 St. Gallen, netts.ch

Bar­Bierstube, Freihof, Gossau Ein Besuch der einzigartigen Brauerei & Hofstube im Freistaat Niederdorf zu Gossau lohnt sich. Der Name «Freihof» reicht zurück bis ins Mittel­ alter. Der Freihof – ein Haus oder Hof – war und ist eine Stätte, die von Steuern und sonstigen Abgaben befreit und mit eigener Gerichtsbarkeit versehen wurde. Der Besitzer eines Freihofs erhielt diese besonderen Rechte vom Fürstabt St. Gallen zugesprochen, als Auszeichnung für bemer­ kenswerte Leistungen wie «aufopfernde Kriegsdienste, bedingungslose Loyalität oder sonstige Verdienste». So herrscht auch heute noch im und um den Freihof die wahre Freiheit. Öffnungszeiten Montag bis Donnerstag 17 bis 1 Uhr, Freitag bis Samstag 17 bis 4 Uhr, Sonntag 12 bis 22 Uhr Adresse Flawilerstrasse 46, 9201 Gossau, freihofag.ch

Laser Bar­Restaurant­Garten, Balgach Laser – das neue Lokal im Rheintal. Der erste Besuch, der erste Blick – jeder wird diesen Moment anders erleben. Doch spätestens beim Blick auf die Bierauswahl sind sich Biergeniesserinnen und ­geniesser einig: Die Wahl, welches Bier aus der vielfältigen Sonnenbräupalette zuerst genossen werden soll, ist keine einfache. Das Laser ist täglich geöffnet: als Pausenoase oder Treffpunkt für ein Mittagessen, Rastplatz für Radler und Sportler, für das Feier­ abendbier oder bis spät in die Nacht hinein – bei schönem Wetter auch im Garten. Die kleinen Gäste können sich währenddessen auf dem Spielplatz austoben. Für Meetings und Sitzungen stehen Konferenzräume zur Verfügung, und für «Notfälle» gibts sogar Gästezimmer. Öffnungszeiten Täglich ab 8 Uhr Adresse Wegenstrasse 18, 9436 Balgach, laser­bar.ch

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bier.degustation

Biere von Gossau bis Rebstein im Test

Die persönliche Meinung von: Robyn Stünzi 34, Ökonomin, lernte durch ihre ehemalige Tätigkeit als Direk­ tionsassistentin beim Schweizer Brauerei­Verband Bier gründ­ licher kennen und lieben. Sie schätzt sowohl ein kühles Lager beim Grillieren als auch eine noch unbekannte Bierspezialität zum Geniessen. In ihrer Freizeit singt sie im Frauen­A­cappella­ Ensemble «Cantares» mit, sitzt an ihrem Computer, pflegt den Gemüsegarten auf ihrem Zürcher Stadt­Balkon, organisiert Veranstaltungen und liebt den geselligen Austausch mit Freun­ dinnen und Freunden. In jeder Ausgabe degustiert eine bekannte oder noch unbekannte Schweizer Persön­ lichkeit die Biervielfalt der jeweiligen bier.region und äus­ sert seine ganz persönliche Meinung dazu. Jede vorgestellte Brauerei stellt dafür eines ihrer Biere zur Verfügung.

1891 Dunkel Sonnenbräu AG

Rehbock Remise­Braui

Hirsegold Stadtbühler

Beschrieb. Höchste Brau­ kunst, erlesene Zutaten, besonders veredelte Gerstenmalze und das frische Wasser aus dem Rheintal verleihen dem «1891 Dunkel» seine typische schwarze Farbe und den milden malz­ aromatischen Geschmack.

Beschrieb. Ein helles gut gehopftes Lagerbier. Es ist spritzig, süffig und wird von allen geliebt.

Beschrieb. Einmalig in der Idee, einmalig in der Zusammensetzung, einmalig im Geschmack und einmalig im Genuss. Auch Biergeniesser mit Zöliakie haben nun die Möglichkeit, ein gluten­ freies Bier zu geniessen. Fein, erfrischend und spritzig.

Degustation. Dunkel­ braune Farbe mit leichtem Stich ins Rote, typische Röstaromen, knapp an Kohlensäure, die ange­ nehme Süsse zieht sich von der Nase bis zum edlen Abgang, der lang­ anhaltende, kräftige Geschmack passt bestens als Begleitung eines währschaften Mahls. Alkoholgehalt 5 Vol. Stil Spezial dunkel Brauart untergärig sonnenbraeu.ch

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Degustation. Kräftige Bernsteinfarbe, malzbe­ tont, dichte Geschmacks­ noten, angelehnt an ein Dunkles, passt perfekt zu einem saftigen Braten, späte Bittere mit süss­ lichem langem Abgang. Alkoholgehalt 6,2 Vol. Stil Lager hell Brauart untergärig remise-braui.ch

Degustation. Hellgelbe Farbe, fester cremiger Schaum, Hirse nicht spe­ ziell riech­ oder schmeck­ bar, spritzig, ein Genuss für Liebhaber von Draft­ bieren und genau das Richtige für einen heissen Sommertag. Alkoholgehalt 4 Vol. Stil Spezial hell (mit Hirseanteil) Brauart untergärig stadtbuehler.ch


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Mein Favorit

Höllguet biergarage.ch gmbh

Gallus 612 Das Honig Brauerei Schützengarten AG Kornhausbräu AG

Poison hopfenundmalz gmbh

BoFo dunkel BoFo

Beschrieb. Ein Weizen­ bier, das einfach «höllisch guet» ist. Sehr leicht, mit einem Hauch von Banane.

Beschrieb. Gallus 612 wird aus ausgesuchten Malzen gebraut, mit feins­ tem Aromahopfen und Wacholder gewürzt sowie mit original obergäriger Ale­Hefe vergoren. Die Rei­ fung auf Eichenholz vollen­ det den unvergleichlichen Biergenuss.

Beschrieb. Extra stark gebraut und noch viel stärker gehopft. Durch seine intensive Bitter­ hopfung besitzt das Bier einen Geruch und Geschmack, die ihres­ gleichen suchen. Man liebt es, oder man hasst es.

Beschrieb. Ein Bier, das seinen malzaromatischen Geschmack dem dunklen Gersten­ und Röstmalz verdankt, abgerundet durch eine sanfte Hop­ fung.

Degustation. Leichte Hefetrübe, etwas untypische Farbe (wie verdünnter Most), fruchtige Noten nach Banane und Zitrus­ früchten. Alkoholgehalt 5,2 Vol. Stil Weizen Brauart obergärig biergarage.ch

Degustation. Cremiger Schaum, frischer Geschmack, prickelnd, leicht süsslich, fordert die Geschmacksknospen mit laufend veränderten Noten, spannend, starker Abgang, erinnert an Schnaps. Sehr erfreulich, dass eine grosse Schweizer Brauerei ein Ale produziert. Alkoholgehalt 5,6 Vol. Stil Old Style Ale Brauart obergärig

Beschrieb. Helles, mild gehopftes Bier mit typischer Honigsüsse. Degustation. Fantastisch dichter Schaum, Honig bereits in der Nase ange­ nehm riechbar, kräftige Blütenaromen, feine Noten von Holunder, Honiggeschmack ange­ nehm eingebettet, ein Genussbier als perfektes Dessert für Sommer wie Winter. Alkoholgehalt 4,8 Vol. Stil Spezial Brauart untergärig kornhausbraeu.ch

Degustation. Amberfar­ big, riecht leicht süsslich, starker Tobak, ausgefal­ len, kräftiges Caramel­ aroma, leichte Honig­ noten, trinkt sich fast wie Likör, spürbare Alkohol­ schärfe im Abgang, ein Bier für Liebhaber und zum Teilen mit Freunden.

Degustation. Lang­ anhaltende, dominante Röstaromen, wuchtig im Geschmack, Aromen von schwarzer Schoko­ lade und sehr starkem Espresso. Alkoholgehalt 5 Vol. Stil Spezial dunkel Brauart untergärig bofo.ch

Alkoholgehalt 8,8 Vol. Stil IPA Brauart obergärig hopfenundmalz.ch

schuetzengarten.ch

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bier.ideen

Ideen rund ums Bier Produkte der Brauereien aus der bier.region

Lady Diva Diva, der fruchtig­süsse Moscato­Bier­Cocktail mit feinem Geschmack nach Apfel und Pfirsich. Das Kulturgetränk Bier hat unzählige Facetten – Diva wird die Frauen überzeugen. CHF 2.10 | sonnenbraeu.ch

BoFo­Bierbrauerwurst Ausgesprochen würzige Bierbrauerwurst, veredelt mit einer feinen Note des dunkeln BoFo­Biers. CHF 6.– (frisch vom Grill) | bofo.ch

St. Galler Klosterbräu­Bierbrand Wenn man die Kunst des Bierbrauens mit der Kunst der Destillation vereint, entsteht das intensive Aroma des Klosterbräu­Bierbrands. Die komplette Geschmackskomposition von Hefe, Malz und Hopfen des St. Galler Klosterbräus entfaltet sich voll und dicht am Gaumen und bringt ihren Geschmackssinn zum Klingen. CHF 14.80 (20 cl.) | schuetzengarten.ch

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bier.ideen

Kornhauskorn Getreidebrand, gebrannt mit hochwertigen Rohstoffen, kräftig im Geschmack und nur in limitierter Menge erhältlich. CHF 34.– (50 cl.) | kornhausbraeu.ch

Bierlikör «1891 Dunkel» Ein Bierbrand hergestellt aus Malzzucker, dem Bierrohstoff des Jubiläums­ biers 1891 Dunkel von Sonnenbräu, daher auch die dunkle Farbe. CHF 16.10 (722 cl. im Harassli) | sonnenbraeu.ch

Rechtobler Whisky Aus einer speziell zubereiteten Maische wird der Whisky destilliert. Erst nach drei Jahren im Eichenfass bekommt dieser das vollendete Aroma und die goldene Farbe. CHF 40.– (50 cl.) | remise­braui.ch

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«Ich bin ein ausgesprochener Teamplayer»


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47°25'2" N | 8°33'34" E

«Wetter ist eine emotionale Angelegenheit» Erstmals seit 1995 hat der Schweizer Brauerei­Verband wieder den Bierorden «Ad Gloriam Cerevisiae» verliehen. Preisträger ist der bekannte Meteorologe und Wettermoderator Thomas Bucheli, obwohl er sich im Interview mit «biergenuss» als Bierliebhaber, nicht aber als Kenner outet. Er habe aber keine Sekunde gezögert, den Orden anzunehmen, und kann problemlos mit dem Neid seiner Kollegen leben. Text Rolf Wyss | Fotos Patrick Hofmann

" Er habe durchaus Neid zu spüren bekommen, nach­ dem ihm am 19. April 2012, am «Tag des Schweizer Biers», vom Schweizer Brauerei­Verband der Bierorden «Ad Glo­ riam Cerevisiae» verliehen wurde. Zum neuen Preisträger hat der Verband den bekannten Wettermoderator Thomas Bucheli erkoren. Der ausgebildete Meteorologe wurde auf­ grund seines aussergewöhnlichen und langjährigen Enga­ gements als Wetterexperte beim Schweizer Fernsehen gewählt. «Seit mehr als 20 Jahren erklärt Bucheli den Fernsehzuschauern das Wetter und prognostiziert meteo­

rologische Vorgänge, die auch für die Schweizer Braue­ reien von grosser Bedeutung sind. Denn bekanntlich sind das Wetter und die Sommertemperaturen Faktoren, die den Bierabsatz entscheidend mitbestimmen», wie es in der Laudatio treffend heisst. «Der Neid kommt von Freunden, ich habe im Kollegenkreis ein paar ausgesprochene Bier­ liebhaber, die sich in der Schweizer Bierlandschaft sehr gut auskennen», erklärt der 51­Jährige mit einem Schmun­ zeln. Weiter hiess es in der Pressemitteilung: «Bucheli freute sich sichtlich über den goldenen Orden und ver­

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«Bei der Preisverleihung habe ich natürlich auch diverse Brauereien kennengelernt und gestaunt, welche Biervielfalt es in der Schweiz gibt.»

sprach augenzwinkernd und stolz, die mit dem Bierorden verbundenen Pflichten zu befolgen, insbesondere das Bier stets zu ehren und niemals zu vergeuden.»

Kein Bierkenner Im Gespräch mit Thomas Bucheli wird bald klar: Der gebürtige Rothenburger trinkt zwar gerne Bier, als Bier­ kenner kann er sich aber beim besten Willen nicht bezeich­ nen. «Bei der Preisverleihung habe ich natürlich auch di­ verse Brauereien kennengelernt und gestaunt, welche Biervielfalt es in der Schweiz gibt», erzählt er in seinem Büro im Hauptgebäude des Schweizer Fernsehens SRF. Jetzt sei er aber sensibilisiert und werde in Zukunft ver­ mehrt Schweizer Bier berücksichtigen. «Ich habe jetzt richtige Skrupel, ausländisches Bier zu trinken», lacht der verheiratete Vater eines 15­jährigen Sohns und fügt an: «Mal schauen, ob ich einen Schweizer Ersatz für ein ‹Schneider Weisses› finde.» Auch wenn die Schweizer Bier­ vielfalt für Thomas Bucheli, der im Luzerner Seetal mit dem «Hochdorfer Bier» aufgewachsen ist, Neuland ist: Er hat keine Sekunde gezögert, den Preis anzunehmen. Im Lauf seiner Karriere hat der Luzerner schon ein paar Aus­ zeichnungen eingeheimst. Berufsbezogene Preise nimmt er am liebsten dann an, wenn die Teamleistung seines SRF­Meteoteams honoriert wird, den Bierorden hat Bu­ cheli aber trotzdem gerne akzeptiert. «Ich bin ein ausge­ sprochener Teamplayer», meint er bestimmt. Ohne ein gutes Team würde die Arbeit nur halb so viel Spass ma­ chen.

Biergenuss mit Freunden Thomas Buchelis «Bierkarriere» hat kurz, aber heftig begonnen, als er von der Studentenvereinigung der Sing­ studenten zu einer Probeversammlung eingeladen wurde. «Das war ziemlich heftig und für einen seriösen ETH­ Studenten wie mich doch etwas des Guten zu viel», erin­

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nert sich der sympathische Wetterexperte mit einem iro­ nischen Lächeln. Auf den Ausdruck «Wetterfrosch» ver­ zichten wir in diesem Porträt ebenso bewusst wie auf das weibliche Pendant «Wetterfee». Dem Bier schwor er nach dem einschneidenden Erlebnis ein paar Jahre ab, heute hat Bucheli aber wieder ein ungetrübtes Verhältnis zum Gers­ tensaft. Er trinkt nicht regelmässig Bier, sondern eher nach Lust und Laune, am liebsten im Freundes­ und Kollegen­ kreis. Beispielsweise bei einer lockeren Jassrunde oder beim «Töggele».

Keine Trennung von Privatem und Beruf Für beides nimmt sich der studierte Naturwissen­ schaftler gerne Zeit, wenn es seine spärliche Freizeit er­ laubt. Thomas Bucheli ist ein ausgesprochener Genuss­ mensch, der auch einem guten Tropfen Wein nicht abgeneigt ist. Er hält nicht viel davon, Privates und Beruf strikt zu trennen. «Ich liebe meinen Beruf sehr, und wenn man etwas gerne macht, ist die Arbeit auch kein Stress. Deshalb macht es mir auch nichts aus, um zwei Uhr nachts noch zu arbeiten. Ich nehme aber grundsätzlich keine Ar­ beit mit nach Hause. Dann ist mir die Familie heilig. Ich habe nicht sehr viel Freizeit und möchte sie deshalb qua­ litativ mit meiner Familie nutzen.» Thomas Bucheli liest in seiner Freizeit gerne Bücher. Nicht als Hobby, sondern zur Ergänzung, denn als «Hobbytyp» würde sich Bucheli nicht bezeichnen. Neben seiner Arbeit als Leiter des SRF­Meteo­ teams ist Bucheli auch als wissenschaftlicher Reisebeglei­ ter unterwegs. «Das ist eine äusserst erfüllende Tätigkeit, weil ich dabei mein Wissen weitergeben kann und gleich­ zeitig auch an Orte hinkomme, die ich privat wohl nicht besucht hätte.» Das Bild im Büro, das ihn vor der präch­ tigen Kulisse des polaren Eismeeres zeigt, zeugt von einer dieser Reisen. Natürlich ist das Wetter auch in den Ferien immer wieder ein Thema. Wenn beispielsweise im Urlaub in Südfrankreich ein «Fröntli» aufzieht, will man vom Experten wissen, was er davon halte. «Ich gebe natür­


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«Ich habe jetzt richtige Skrupel, ausländisches Bier zu trinken, mal schauen, ob ich einen Schweizer Ersatz für ein ‹Schneider Weisses› finde.»

lich gerne Auskunft, weil mich das selber auch interes­ siert», lächelt der Wetterfachmann.

Emotionale und analytische Prognosen Sowieso, wenn Thomas Bucheli von Tagesgang­ und Rückseitenwetter, von aufkommenden Fronten und lauernden Störungen, Hoch­ und Tiefdruckströmungen und Schleierwolken erzählt, beginnen seine Augen zu

Thomas Bucheli Thomas Bucheli wurde am 29. Mai 1961 in Rothen­ burg (LU) geboren und ist in Hitzkirch aufgewachsen. 1981 Matura Typ C an der Mittelschule in Reussbühl. Anschliessend Geografiestudium an der ETH Zürich, 1988 Abschluss in Meteorologie, Klimatologie und Atmosphärenphysik. 1988 bis 1994 Meteorologe an der Schweizerischen Meteorologischen Anstalt, ab 1992 zudem Meteorologe und Moderator der Sen­ dung Meteo. Seit 1995 Redaktionsleiter der Wetter­ redaktion von Schweizer Radio und Fernsehen SRF. Mit Frau Barbara und Sohn Marc­Robert verbringt der Meteorologe einen grossen Teil seiner spärlichen Freizeit. Doch neben Familie und Wetter interessiert Thomas Bucheli noch vieles auf dieser Welt: Seine Freizeit verbringt er meistens im Kreis von Freunden, Kolleginnen und Kollegen – am liebsten bei einem guten Essen und einem edlen Tropfen Wein oder eben einem feinen Bier aus einer Schweizer Brauerei. Zudem besucht er öfter Theater oder Kino, liest sehr gerne spannende Bücher oder sucht im Internet nach neuen Wettersites.

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leuchten. Der ETH­Absolvent ist in seinem Element, wenn er über seine Kernkompetenz diskutiert. Seit 1992 ist Bucheli Leiter der 14­köpfigen Wetterredaktion von SF DRS, einem Team, das im Schichtbetrieb 365 Tage im Jahr im Einsatz ist. Seit den Anfängen hat sich die Aufbereitung der Wettervorhersage rasant verändert, gleich geblieben ist Buchelis Leidenschaft dafür. «Die Wettervorhersage ist viel komplexer geworden», erklärt er. «Wir haben heute ganz andere technische Möglichkeiten, beispielsweise mit besseren Satellitenbildern, und können viel feinmaschiger prognostizieren. Es ist sehr spannend, die Vorhersage für unsere Kundschaft zufriedenstellend aufzubereiten. Wir machen nicht nur die Vorhersage fürs Schweizer Fernse­ hen und Radio, sondern beliefern auch noch private Kun­ den mit Informationen und Software. Die Challenge liegt für uns in den nächsten Jahren darin, im lokalen Bereich noch genauer und längerfristiger zu prognostizieren.» Wetter ist eine emotionale Angelegenheit! Schlechtes Wetter drückt auf die Stimmung, hält vom Gang in den Biergarten ab, macht einen Strich durch den Grillabend und die Velotour. Wehe, wenn Buchelis Wetterprognosen danebenliegen, wenns an Pfingsten «hudelt» oder die Sommerferien buchstäblich ins Wasser fallen! «Wir be­ kommen viele Mails mit Fragen oder Anmerkungen übers Wetter», klärt der studierte Atmosphärenphysiker auf. «Im April ist die Toleranzgrenze unseres Publikums tenden­ ziell hoch. Die Reaktionen können gehässig werden, wenn wir im Sommer danebenliegen, wenn es im Juni und Juli nicht schön und warm ist.» Auch Wetterprognosen im Ra­ dio und Fernsehen arbeiten mit Emotionen, sie sind ein täglicher Spagat zwischen Information und Unterhaltung. Wobei die Betonung auf Information liegt, wie Thomas Bucheli kritisch anmerkt: «Im Fernsehen sollte man uns nicht einfach nur zusehen, sondern uns auch zuhören, weil wir auch verbal wichtige Informationen liefern. Die Kunst bei der Radioprognose liegt darin, in wenigen Sätzen so viele Informationen wie möglich zu vermitteln. Wenn ich manchmal bei der Lokalradio­Konkurrenz zuschalte, muss


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ich oft zweimal hinhören, um zu verstehen, was gemeint ist.» Die Überemotionalität, mit der oft am Radio über das Wetter gesprochen wird, gibt ihm zu denken. «Wenn ich moderiere, habe ich nicht irgendeine Sekretärin im Hin­ terkopf, die sich Gedanken darüber macht, ob sie offen im Cabrio zur Arbeit fahren kann, sondern eine ländliche Kundschaft, die täglich mit dem Wetter in Berührung kommt, seien es Bauern oder Strassenarbeiter.» Eine sau­ bere Analyse der Arbeit ist für Buchelis Team unerlässlich, zweimal am Tag gibt es ein Briefing. Vor allem das Medium Radio lasse eine dynamische Prognose zu, die man unbe­ dingt ausnützen müsse. Ob Thomas Bucheli in zehn Jahren noch immer in der gleichen Funktion bei SRF tätig sein wird, kann er noch nicht abschätzen. Klar ist für ihn nur,

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«dass ich auch dann noch irgendwie mit Wetter zu tun ha­ ben werde».

Von Midlife­Crisis keine Spur Letztes Jahr ist Thomas Bucheli 50 geworden. Pro­ bleme hat ihm dieser für viele bedeutende Geburtstag nicht gemacht. «Halbzeit halt», wie er lapidar bemerkt und dabei herzlich lacht. Die Midlife­Crisis ist bis jetzt ausge­ blieben, Buchelis Leben verläuft zwar beruflich gesehen oft hektisch, aber eigentlich ruhig. Ein Ausbruch aus den geordneten Bahnen ist nicht geplant. «Ich wüsste ehrlich gesagt nicht, was ich sonst beruflich machen sollte, meine Kernkompetenz liegt ganz klar beim Wetter.» Bucheli hat


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«Was die im Muotatal machen, ist natürlich ‹guguus›. Die Natur reagiert auf Impulse aus der Atmosphäre. Die Atmosphäre liefert aber jetzt im Sommer noch keine Hinweise darauf, wie das Wetter im Winter sein wird.»

zwar eine professionelle Pilotenlaufbahn in Erwägung gezogen und die Ausbildung bis zur Rekrutenschule durchgezogen, aber bald gespürt, dass er lieber studieren wollte. Die Naturwissenschaften haben den Innerschwei­ zer schon früh interessiert, er hätte sich auch vorstellen können, Astronom zu werden. Zum Abschluss des Ge­ sprächs spannt Thomas Bucheli doch noch den Bogen zum Thema Bier und meint, nicht ganz ernst gemeint: «Viel­ leicht werde ich auch Bauer und baue nach speziellen kli­ matologischen und meteorologischen Gesichtspunkten Gerste an, die dann fürs Bierbrauen verwendet wird.» An die Wirkung von bei Vollmond gebrautem Bier glaubt Bucheli ebenso wenig wie besonders dicken Ameisen­ oberschenkeln aus dem Muotatal, die angeblich Hinweise

auf die Härte des nächsten Winters liefern sollen. Bucheli amüsiert sich über die Wetterpropheten aus dem Kanton Schwyz, findet es aber ziemlich seltsam, wenn er mit ihnen in den gleichen Topf geworfen wird. «Was die machen, ist natürlich ‹guguus› », klärt er auf. «Die Natur reagiert auf Impulse aus der Atmosphäre. Die Atmosphäre liefert aber jetzt im Sommer noch keine Hinweise darauf, wie das Wet­ ter im Winter sein wird.» Unser Mann ist Naturwissen­ schaftler mit Leib und Seele. An die gesunde Wirkung eines feinen Biers, das er in Zukunft ehren und niemals vergeuden will, glaubt er aber allemal. Egal, ob dabei die Sonne scheint, obs regnet, windet oder schneit. !

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Ausgewähltes aus der Bierwelt Verantwortungsvoll geniessen – Heineken setzt auf Motivieren statt Moralisieren

Hier kommt Bier auf den Teller Bloss zum Trinken ist Bier viel zu schade. Bier taugt auch vorzüglich zum Kochen und Backen. Im Romantik­ Seehotel Sonne in Küsnacht

Im Rahmen ihres Nachhaltig­ keitsprogramms «Brewing a Better Future» integriert Heineken Switzerland auf allen ihren Schweizer Bier­ marken neu die Botschaft «verantwortungsvoll genies­ sen». Damit schafft das Un­ ternehmen einen weiteren Baustein, um Konsumenten

Swiss Highland Single Malt Whisky «CENTURY»

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im Umgang mit Alkohol zu sensibilisieren. Gemeinsam mit der Präventionskampa­ gne Poinzz setzt sich Heine­ ken Switzerland diesen Sommer zudem an grossen Musikfestivals für einen moderaten Genuss ein. Die meisten Menschen genies­ sen ein kühles Bier massvoll und als Teil ihres positiven Lebensstils. Es ist jedoch eine Tatsache, dass eine Minder­ heit die Grenzen nicht kennt, womit sie sich und anderen schadet. Als Herstellerin alko­ holhaltiger Getränke ist sich Heineken Switzerland ihrer Verantwortung gegenüber der Gesellschaft bewusst und nimmt diese Verpflich­ tung aktiv wahr.

Ausgereift im ewigen Eis des Jungfraujochs auf 3454 m ü. M. bei konstant –4 °C. Die Reifung erfolgt ausschliesslich im Oloroso­ Sherry­Fass aus Amerika­ nischer Weisseiche.

kommt man derzeit «Rund ums Bier» auf den Geschmack. Den Auftakt macht eine Artischocken­ Biersuppe, diese verspricht bereits Hochgenuss pur. Die Speisekarte «Rund ums Bier» umfasst vier Bier­ gerichte als Hauptgang. Zur Auswahl stehen ein ge­ bratenes Seeteufelmedaillon auf Schalotten­Honigbier­ Confit mit Ingwer­glasierten Zwiebeln, ein pochiertes Zanderfilet mit Kartoffel­ Rucola­Püree und weissem Bierschaum, eine mit Bier­ knödel gefüllte Maispoular­ denbrust auf Rahmwirsing sowie gefüllte, im Bier ge­ schmorte Kalbsinvoltini auf Tessiner Kräuterrisotto, zube­ reitet mit Ittinger. Als erfri­ schendes Dessert überzeugt schliesslich ein zart schmel­ zendes Bier­Honig­Glacé auf einem Zitrusfrüchtesalat mit Hasel­ und Baumnüssen.

Quelle: heinekenswitzerland.com

Quelle: rugenbraeu.ch

Quelle: sonne.ch

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Ein Whisky voller Pionier­ geist, Geschichte, Handwerk, Dramatik und Genuss zu Ehren der Pioniere und zur Freude der Sammler. Ein einmaliger Whisky zum 100­Jahr­Jubiläum der Jung­ fraubahn, präsentiert in einem exklusiven Umfeld.

Der Bayerische Hof eröffnet seinen Bier­ garten Pünktlich zur Sommerzeit bekommt der Bayerische Hof beim Letzigrund in Zürich Zuwachs. Passend zum Kon­ zept eröffnet die Gaststätte einen gemütlichen Bier­ garten mit traditionellen Gerichten wie Haxn, Hendl, Obazda und natürlich viel Bier, welches von der eigenen Brauerei Steinfels gebraut wird. Neu wird auch ein Holzkohlegrill die Gäste mit Schmankerln aus Bayern verwöhnen. Sämt­ liche Würstl, welche im Bayerischen Hof im Angebot

sind, werden aus Bayern, von der Metzgerei Walch, importiert. Wie es sich für einen Biergarten gehört, soll die Stimmung festlich und gemütlich sein, dafür sorgen bei schönem Wetter Live­Bands, welche Hits aus den 60ern bis zur heutigen Zeit spielen werden. Quelle: bayerischerhof.ch


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Gewicht – Woher kommt der Bierbauch? Bier enthält zwar Kohlenhy­ drate und Kalorien. Trotzdem ist es nicht allein verantwort­ lich für dicke Bäuche. Das hat eine Studie des Londoner University College bestätigt: Männer, die wöchentlich drei Liter Bier tranken, nah­ men nicht zu. Im Gegensatz zu anderen alkoholischen Getränken ist Bier keine Kalo­ rienbombe. Sogar Milch

und Apfelsaft übertreffen es in Sachen Nährwert. Das Problem ist, dass Biertrinker oft masslos statt massvoll trinken. Ausserdem verstär­ ken Kohlensäure und Alkohol die Produktion von Magen­ säure, wirken also appetitan­ regend. Wer Bier trinkt, isst nebenher häufig Deftiges. Hopfen wird auch als Arznei eingesetzt, etwa gegen Appetitlosigkeit. Malz ist ebenfalls gesund, vor allem durch die Vitamine, die für den Stoffwechsel wichtig sind. Fett und Cholesterin sind im Bier hingegen nicht zu finden. Am Bierbauch ist also die falsche Ernährung schuld – und wie so oft: die fehlende Bewegung. Quelle: schweizerfamilie.ch

Die Schöne und das Bier

Schnuggebock Bier, mit der Kraft des Waldes Häxetobel, Moosbänkli, Lust­ mühle, die Schluchten und Höhen im Appenzellerland erzählen noch heute von alten Zeiten. Damals, als Frauen und Kinder noch jeden Mai die Wälder durch­ streiften und Tannenspitzen zupften. Und wie damals werden in der Waldegg ob Teufen noch heute Tannen­ spitzen gewonnen und sorgfältig weiterverarbeitet, um die heilende Wirkung zu bewahren. In dieser unverfälschten Essenz aus frischgrünen Tannenschöss­

Was früher in erster Linie vom Wein her bekannt war, gibt’s nun auch fürs Bier: den Beruf des Sommeliers. Diana Fry hat ihn erlernt und räumt mit einigen Vorurteilen auf. Für gewöhnlich bringen die

biergenuss – das Schweizer Biermagazin

lingen liegt das Geheimnis des «Schnuggebock Biers». Rund und erfrischend im Geschmack, erinnert es mit jedem Schluck an einen er­ holsamen Waldspaziergang hoch über dem Bodensee.

Leute Biertrinken mit dicken Bäuchen und ausufernden Trinkgelagen in Zusammen­ hang, doch auf Diana Fry treffen diese Vorurteile über­ haupt nicht zu. Die Neera­ cherin hat sich vor einigen Monaten zur Bier­Somme­ lière ausbilden lassen und ist als schlanke Frau das Gegen­ teil des Bildes eines Biertrin­ kers. Allgemein stört sich die 36­jährige Gastro­Unterneh­ merin am schlechten Image, das dem Bier im Gegensatz zum Wein anhaftet: «Bier ist in erster Linie ein Genuss­ mittel und kein Produkt für Saufgelage. Ich würde mich freuen, wenn Bier denselben guten Ruf wie Wein erlangen könnte. Denn die Produktion ist genauso aufwendig und die Vielfalt an Sorten ebenso gross wie beim Wein.»

Quelle: waldegg.ch

Quelle: zuonline.ch

Internet magazin.biergenuss.ch Abonnement bestellen oder verschenken sowie einen ersten Einblick in die Haupt­ themen der aktuellen Ausgabe erhalten. Blog & Newsletter biergenuss.ch In loser Folge Informationen zu Schweizer Bier und Braukunst erhalten. Facebook facebook.com/ biergenuss.seit.1291 Mitglied der «biergenuss»­ Fangemeinde werden. Twitter twitter.com/biergenuss Verfolgen, was die Vögel Biergenussreiches von den Bäumen zwitschern.

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bier.literatur

Für Sie ausgesucht Bier-Gedichte

Biere der Welt

Kochen mit Bier

Alfred Reichel

Michael Jackson

Paul Mercurio

Bier. Was die Welt im Innersten zusammenhält Jacob Blume

Die Bier­Gedichte richten sich an ethanolophile, insbe­ sondere bierophile Men­ schen. Sie dürften den ge­ neigten Leser insbesondere beim gleichzeitigen Genuss von Bier erfreuen. Die vorlie­ genden Gedichte bestechen durch ihre Einfachheit, kom­ men schnell auf den Punkt, bringen jeden Biertrinker zum Nachdenken bezüglich seiner gemachten Erfah­ rungen und machen letzt­ endlich durstig. Die Bier­ Gedichte tragen den Unter­ titel «Individuelle Erfah­ rungen rund ums Bier» und befassen sich inhaltlich mit nahezu sämtlichen rele­ vanten Lebensthemen wie Unterschiedlichkeit der Biere, Chemie, Freundschaft, etwas Liebe, Lebensweisheiten, Politik, Philosophie, Religion. Oder wie es die Alten schon besungen haben: «Cerevisia vita est.» Verlag Books On Demand Einband Taschenbuch Seiten 76 Gewicht 60 g Preis CHF 7.50

«Biere der Welt» ist sozusa­ gen der umfassende Führer durch die Welt des Biers. Fachkundig und umfang­ reich illustriert, gibt dieser Band der Reihe «Kompakt & Visuell» einen kompetenten Überblick über die wich­ tigsten Biersorten der Welt. Kurzporträts stellen über 500 Biere vor und zeigen, dass Bier in Geschmack, Duft und Farbe ebenso vielfältig sein kann wie guter Wein. Länderfeatures der grossen Biernationen mit Profilen der besten Brauereien und ihrer Biersorten ermöglichen eine gezielte und fachkundige Auswahl. Ausserdem liefert das Buch eine Einführung in unterschiedliche Herstel­ lungsmethoden und die Geschichte des Biers sowie Tipps zu Lagerung, Verkos­ tung und dazu passenden Speisen. Die Schweizer Bier­ vielfalt wird auf einer Dop­ pelseite abgehandelt und trägt sogar der aufkom­ menden Kleinbrauereien­ Szene (Erscheinungsjahr 2008) Rechnung. Verlag Dorling Kindersley Einband Fester Einband Seiten 288 Gewicht 465 g Preis CHF 24.50

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Wozu mit Wasser kochen, wenn es Bier gibt? Kochen mit Bier wird immer popu­ lärer, davon zeugt nicht nur die TV­Spot­Reihe von Feld­ schlösschen, sondern auch vorliegendes Buch. Paul Mercurio präsentiert in die­ sem Buch 85 originelle Rezepte für würzige Haupt­ speisen, pikante Snacks und süsse Desserts mit Bier. Ob Lamm­Tajine mit dunklem Bier, Weissbier­Risotto mit Tomate und Rucola, frittierte Krabben im Bierteig, Bier­ sorbets, Banane­Hefewei­ zen­Vollkornbrot oder Bieramisu – «Kochen mit Bier» beweist: Bier ist nicht nur zum Trinken ein wahrer Genuss. Das Buch ist das perfekte Geschenk für Män­ ner und alle Bierliebhaber, man darf sich ja zur Fussball­ EM auch einmal etwas anderes gönnen als Brat­ wurst und Cervelat.

«Von der Menschwerdung, zügellosem Weiberzechen, sozialdemokratischem Saft und alltäglichem Durst». Die Sumerer erfanden die Büro­ kratie ­ und ein Getränk, das ihnen half, diese zu ertragen: das Bier. Seither macht das Gebräu eine erstaunliche Karriere. Bier war antiker Naturallohn, germanisches Göttergesöff, mittelalter­ liches Grundnahrungsmittel, klösterliche Geldquelle. Bier­ selige Geselligkeit verband sich mit Prostitution ebenso wie mit religiösen Kulten oder politischer Subversion. Ob es deshalb hierzulande von der Obrigkeit lange ver­ boten war? Mal war das Bier nur Medizin, mal proleta­ rischer Standardtrunk, mal geächtet, mal gefeiert, und auch in einer globalisierten Welt bleibt es der grösste «durchlaufende Posten» der Menschheit.

Verlag Dorling Kindersley Einband Fester Einband Seiten 223 Gewicht 955 g Preis CHF 28.50

Verlag Die Werkstatt Einband Fester Einband Seiten 221 Gewicht 444 g Preis CHF 24.50


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Jakobsmuscheln auf weissen Bohnen Rezept Stefan Schüller | Foto Marco Pellanda

Zubereitung Zutaten 12 Jakobsmuscheln, ausgelöst und gewaschen Salz Thymian, Majoran und Salbei, fein geschnitten 100 ml Bier Butter zum Braten und Binden 300 g gekochte weisse Bohnen 20 Datteltomaten 1 rote Zwiebel, fein gewürfelt 1 Knoblauchzehe, fein gehackt Olivenöl 2 TL weisser Balsamicoessig Zucker, Salz, Pfeffer aus der Mühle 1 Chilischote, entkernt, gehackt

Die Muscheln salzen und in Butter nussig braun braten, herausnehmen. Die fein geschnittenen Kräuter zum Bratfond geben und mit einem Schuss Bier ablöschen. Den Fond köcheln lassen und mit etwas kalter Butter binden, bis er schön sämig ist. Bohnen, Tomaten, Zwiebel und Knoblauch in heissem Öl andünsten, mit dem Balsamico und den Gewürzen abschmecken. Die Muscheln wieder in den heissen Kräuterfond geben, 2 bis 3 Minuten nachgaren und warm werden lassen und mit den Bohnen anrichten.

Schweizer Bier Kochbuch Der vor Kreativität sprühende Spitzenkoch Stefan Schüller aus Zürich lotet die Möglichkeiten von Bier in der feinen Küche aus und verführt in über 80 Rezepten zu ganz neuen Geschmackserlebnissen. Bier eignet sich hervorragend als Grundlage für feinste Saucen, Suppen, Marinaden und Vinaigretten sowie für verschiedene süsse Verführungen, von Sabayons, luftigen Schäumen, Cremen und Soufflés bis zu verführerischem Biercaramel. Bier gibt all diesen Speisen eine unverkennbare Note. Schüller zeigt, wie die verschiedenen Sorten von Bier optimal in der Küche eingesetzt werden können. Marco Pellanda hat alle Rezepte in seiner unverkennbaren Art meisterhaft ins Bild gesetzt. Das Schweizer Bierkochbuch ist ein Augenschmaus für anspruchsvolle Geniesserinnen und Geniesser. Verlag AT Verlag, Baden | Einband gebunden | Seiten 208 | Gewicht 1511g | Preis CHF 78.–

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Macht Biertrinken allein auch Bierkultur aus?

Biergenuss – mehr als eine «Stange» Wir alle trinken Bier, doch macht Biertrinken allein auch Bierkultur aus? Reicht es, zum richtigen Bier das richtige Glas zu benützen, nicht aus der Flasche und schon gar kein Dosenbier zu trinken, um als kul­ turfester Geniesser zu gelten? «biergenuss» hat den Bierhändler und Bar­ betreiber Anton Flükiger («Erzbierschof»), den Emmentaler Kulturbier­ brauer Stephan Locher («Mein Emmental Bierkultur»), den experimentellen Nanobrauer Tom Strickler («Storm&Anchor») sowie die Biersommelière Diana Fry gefragt, was für sie Bierkultur bedeutet. Text Rolf Wyss | Fotos fotolia.com

" Stefan Locher, Kulturbierbrauer Mit dem Grundgedanken «Mis Bier – mis Ämmitau» spricht Stephan Locher von der Brauerei «Mein Emmental Bierkul­ tur» vor allem den lokal(patriotisch)en Bezug seines Biers an. «Unsere Bierkultur soll echt und ehrlich sein, den Heimat­ gedanken prägen und die Zusammenge­ hörigkeit stärken. Einfach gesagt, ‹Mein Emmental› soll eine traditionelle, währ­ schafte Emmentaler Bierkultur darstel­ len. Das ‹Mein Emmental›­Bier ist vielfäl­

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tig wie unsere Hügel, mit reinem Wasser gebraut, abwechslungsreich und würzig im Geschmack wie unsere wunderbaren Wälder. Unser Ziel ist es, eine echte, bodenständige und ehrliche ‹Ämmitaler Bierkultur› ins Leben zu rufen. Unser Sor­ timent soll vielfältig und abwechslungs­ reich sein und zum Teil der Jahreszeit entsprechen. Wir sind offen für alle Bier­ stile. Unser Bier wird aufwendig von Hand, mit viel Liebe zum Detail und äus­ serster Sorgfalt hergestellt, in originaler


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Richtiges Einschenken gehört auch zum Biergenuss.

Flaschengärung nachgegärt und dement­ sprechend in Bügelflaschen abgefüllt. Jedes einzelne Bier ist somit immer ein Unikat, das von den Geschmacksnuancen her nicht immer gleich sein wird. Aber genau das macht das Biertrinken span­ nend. Trinke ein Bier zu einem feinen Essen. Geniesse das Bier zu zweit, zu dritt oder zu viert in einem schönen Glas, es kann auch ein Weinglas sein, und wich­ tig: Teile eine Flasche mit deinem Part­ ner, deinen Freunden, wie bei der Wein­ kultur. So geniesst du auf abwechslungs­ reiche Art verschiedene Biersorten. Das macht viel mehr Spass. Richtiges Ein­ schenken gehört auch zum Biergenuss: Spüle das saubere Glas mit kaltem Wasser aus. Dadurch entweicht weniger Kohlen­ säure aus dem Bier, und der Schaum bleibt stabiler. Stelle das Bierglas auf den Tisch und giesse das Bier vorsichtig in die Mitte des Glases, bis eine schöne Schaum­ krone entsteht. Warte einen Moment, bis sich der Schaum etwas gesetzt hat. Nun hältst du das Glas schräg und füllst das Bier auf, bis du eine schöne Schaumkrone hast.» Anton Flükiger, Erzbierschof Für Anton Flükiger vom «Erzbier­ schof» gilt als oberste Maxime: «Erzbier­ schof fühlt sich dem Genuss verpflichtet. Deshalb schenkt Erzbierschof gerne und mit Vorliebe Genussbiere aus. Was ist aber ein Genussbier? Es gibt Biere gegen den Durst und es gibt Biere für Gaumen und Nase. Die Schnittmenge ist klein, beide haben ihre Berechtigung. Beide Typen hat Erzbierschof deshalb auch im Angebot. Das Bier gegen den Durst sollte ge­ schmacklich nicht aufdringlich sein, nicht zu viel Alkohol haben und sollte eine erfrischende Komponente haben.

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Anders verhält es sich mit dem Genuss­ bier, denn dieses wird langsam getrun­ ken, und der Trinker erfreut sich an den Geschmäcken in Nase und Gaumen. Diese Biere sind im Geschmack intensiv und haben meistens auch mehr Alkohol. Auch diese Biere sollen den Trinker bis zum letzten Schluck erfreuen. Und gerade hier setzt Erzbierschof an: Biere gegen den Durst gibt es an jeder Haus­ ecke zu kaufen, die meisten Brauereien in der Schweiz machen mehr oder weniger die gleichen Biertypen, welche dann, landauf, landab gezählt, eine Handvoll Stile ergeben und meistens untergärig sind. Es gibt aber unzählige Bierstile auch im obergärigen und Wildhefesegment, welche eben auch zur Bierkultur gehören. Und Erzbierschof möchte diese Bierstile und die leidenschaftlichen Brauer dahin­ ter in der Schweiz einem grösseren Kreis bekannt machen. Erzbierschof hat sich gross auf die Fahne geschrieben, die an­ gebotenen Biere dem Liebhaber oder dem werdenden Liebhaber auch zu erklären. Warum schmeckt ein Sauerbier sauer und wie ist es entstanden? Warum haben wir Deutschschweizer ein gespaltenes Ver­ hältnis zur Säure, und wie können saure Biere getrunken werden, dass es Spass macht? Bierkultur bedeutet für Erzbier­ schof auch, die Neugierde zu wecken. Bei uns kann jede Flasche, so klein sie auch ist, geteilt werden. Wir möchten die Leute dazu bewegen, über das Bier zu sprechen und über Bier zu lernen. Erzbierschof verkauft altes Bier an junge Kerle, junges Bier an alte Geniesser, bitteres Bier an Frauen und Kirschenbier an hartgesot­ tene Männer. Auch das bedeutet für uns Bierkultur. Genuss ist jenseits von Kon­ ventionen, sondern folgt dem ehrlichen, persönlichen Gefallen.»

Diana Fry, Biersommelière Bierkultur ist für die diplomierte Bier­ sommelière Diana Fry in erster Linie «Gemütlichkeit und Geselligkeit, Vielfalt und Erlebnis, Geniessen von Altbe­ währtem und Entdecken von Neuem. Bereits der Anblick eines gut gezapften Biers, mit einer schönen Schaumkrone, lässt aus jedem Moment einen besonde­ ren werden. Der erste Schluck dann ist Freude pur. Mich fasziniert ungemein, dass Bier, wie kein anderes Getränk, Menschen verbindet: Bei einem guten Bier ergeben sich Gespräche zwischen den unterschiedlichsten Menschen, es werden Feste gefeiert, Verträge abge­ schlossen, es entstehen Geschichten und Freundschaften. Bier ist das Getränk für jeden und für jede Situation. Zur Bier­ kultur gehört für mich auch, mit Bier zu kochen und Produkte zu probieren, die mit Bier hergestellt werden. An der Bar, die ich zusammen mit Brüll!Bier führe, haben wir Urnäscher Holzfasskäse im Angebot. Es ist der erste Käse, bei dem das Bier schon der Milch beigemischt wird. Ausserdem servieren wir eine Wurst eines Appenzeller Kobe­Rindes. Die Tiere erhalten zweimal täglich eine Massage mit Schweizer Rapsöl oder mit einem Gemisch aus Biervorlauf und Bier­ hefe. Dank dieser speziellen Ernährung und Behandlung hat das Fleisch enorm viel Aroma und ist ausgesprochen zart.» Tom Strickler, Nanobrauer Der innovative Brauer Tom Strickler von «Storm&Anchor» setzt sich für eine sinnvolle Symbiose aus Alt und Neu ein, die Tradition und Moderne verbindet. «Kann ein altbewährtes Kulturgut so grossartig sein, dass über Jahrzehnte daran nicht gerüttelt werden darf», fragt

sich der Zürcher und hakt provokativ nach: «Oder ist man einfach zu faul für Innovationen? Meine ‹Attacke› zielt hier natürlich auf das schon lange angestaubte Reinheitsgebot, welches unter anderem von grossen Bierkonzernen zelebriert wird. Auf Zeit kann dieser Stillstand für die Riesen aber gefährlich werden, was momentan in den USA gut zu beobachten ist. In nur wenigen Jahren ist eine Brau­ kultur aus dem Boden geschossen, welche an Vielfalt und Kreativität kaum zu über­ treffen ist und sich von Beginn weg nicht um das Reinheitsgebot scherte. Der weltweite Erfolg dieser ‹Microbreweries› zeigt, dass auch Tradition weiterent­ wickelt und aufgefrischt werden soll und muss. Auch in der Schweiz bemerkt man einen erfreulichen Schub in der Brau­ kultur; die Biervielfalt nimmt vor allem bei den kleinen Brauereien zu, die immer wieder mit neuen Kreationen erfreuen. Belohnt wird dieser Mut durch ein wach­ sendes Interesse der Kundschaft. Die Nachfrage ist da, wie sonst soll man sich die wachsenden Bierregale der Gross­ märkte mit Bieren und Braustilen aus aller Welt erklären? Es ist zu hoffen, dass die Revolution, wie sie der amerikanische Markt erlebt hat, auch irgendwann unsere Braukultur im positiven Sinne auf den Kopf stellt.» !

Links mein­emmental.ch erzbierschof.ch beer­ambassador.ch stormandanchor.ch

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Fritz Ledermann hat die Herzbräu-Familien-Mikrobrauerei nach dem Tod seines Vaters Werner weitergeführt und behutsam weiterentwickelt. Die Schweizer Biervielfalt begrüsst der 53-Jährige, den Brauerei-Boom sieht er aber kritisch. Statt Ausbau und Expansion setzt er auf die Weiterführung der deutschen Brauereikunst. Text Rolf Wyss | Fotos Patrick Hofmann

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Ein gutes Bier muss Charakter haben und kräftig sein.

biergenuss: Welche Bierbrau-Philosophie verfolgen Sie? Fritz Ledermann: Mein Vater hat immer gesagt: Nur nicht zu fest basteln, die Natur richtet es schon selber. Er war ursprünglich Käsermeister und kannte sich bei mikro­ biologischen Prozessen deshalb sehr gut aus. Wenn man gewisse Prozesse beim Brauen einhält, kann eigentlich nichts schiefgehen. Wichtig ist, dass man sauber arbeitet, vor allem beim Gärprozess, beim Abkühlen. Ist noch nie ein Sud misslungen? Ich muss Holz anlangen: seit der Vater nach dem Sud 467 gestorben ist, ist mir nie ein Bier «abverreckt». Mitt­ lerweile bin ich beim Sud 835 angelangt. Ein einziger Sud ist mir nicht gelungen, weil ich nach einem Tipp eines aus­ tralischen Brauers mit Algen experimentiert habe. Das soll das Bier besser klären. Das hat fürchterlich gestunken wie in einer bretonischen Fischküche, worauf ich den Sud aus­ geleert habe. Man hat mir aber später versichert, dass ich nur länger hätte warten müssen und sich der Geschmack von alleine gelegt hätte. Auf dem Protokoll habe ich no­ tiert: schmeckt nach Kuhgülle! Wann brauen Sie? Hauptsächlich von September bis April, von St. Michaelis bis St. Geor­ gi. Das ist das alte deutsche System, als man noch nicht kühlen konnte. Das wäre bei den heutigen Kühlmöglichkeiten natür­ lich nicht mehr nötig, ob­ wohl ich bei heissem Som­ merwetter Mühe habe, das Bier herunterzukühlen. Bei untergärigem Bier ist es wichtig, dass es schnell heruntergekühlt wird. Es ist natürlich auch praktisch, von Herbst bis Frühling zu brau­ en. Dann kann ich nicht Töff fahren oder im Garten bei meinen Rebstöcken und Hopfen arbeiten. Also habe ich wunderbar Zeit zum Brauen.

Sie scheinen von der deutschen Braukultur stark beeinflusst zu sein? Das stimmt, vor allem von der Braukultur in der Frän­ kischen Schweiz. Die wunderschönen alten Anlagen fas­ zinieren mich. Ich kenne alte Brauereien, die noch mit dem Kühlschiff arbeiten. Die meisten Brauer sagen dir heute noch, das sei das Beste, um die Würze herunterzukühlen. Die pumpen das Bier in den Dachstock, weil sie dort manchmal das Kühlschiff haben wegen dem Platz. Es muss nicht zwingend auf dem Dachstock sein. Das ist bei mir unmöglich, ich habe auch gar keine Pumpen. Ich bin auch von den englischen Brauereien beeinflusst. Ich war schon in Yorkshire und habe mir ihre Braukunst zeigen lassen. Die haben dort sogar zum Abmaischen noch teilweise Holzbottiche. Das ist Braukultur. Ich bin ein Fan der alten Braukunst und lasse mich auch vom Buch «Habich’s Schu­ le der Bierbrauerei» aus dem Jahre 1875 inspirieren. Die alten Maischverfahren faszinieren mich. Da ist zum Bei­ spiel vom Danziger Joppenbier die Rede, das ich unbedingt einmal ausprobieren möchte. Aus diesem Buch, das ich auf Ebay ersteigert habe, hole ich mir viele Impulse. Vieles habe ich auch aus dem Buch «Katechismus der Brauerei­Praxis» von 1936 gelernt. Sie betreiben das Brauen aber als reines Hobby? Richtig! Hauptberuf­ lich bin ich Pöstler. Ich ma­ che auch keine Verträge mit Restaurants etc. Es hat, wenn es hat! Meine Kun­ den wissen das. Ich be­ liefere drei Besenbeizen in der Region Hombrechti­ kon. Ich gebe auch kein Geld für Werbung aus, mein Bier kennt man nur über «Mund­zu­Mund­Propaganda». Ich bin im Vorstand der GFB (Gesellschaft zur Förderung der Biervielfalt). Mein Vater und ich waren die Ersten, die in der Geschichte des Zürcher Kantonsrates das offizielle

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Kantonsratsbier brauen durften. Und das als Berner! Zwei­ mal durften wir es brauen. Das hat einen richtigen Schub gegeben. Man darf sich aber keine Illusionen machen: von 50 möglichen Kunden, die unser Bier irgendwo probiert haben, bleiben gerade mal 5 hängen. Viele haben schon Bier bestellt, es aber gar nie abgeholt. Wie stark hat Sie Ihr Vater beeinflusst? Sehr stark! Er war knallhart. Zuerst war ich Pfannen­ bursche, das sind so ziemlich die Untersten im Brauwesen. Dann taufte er mich zum Biersieder, als ich die Braukunst langsam «checkte». Nach dem Tod des Vaters, als ich Ord­ nung in die Protokolle brachte, entdeckte ich auf dem Pro­ tokoll 183, einem Pils­Bock hell aus dem Jahre 2000, die Notiz: Meisterprüfung Fritz, Note 5,8. Das hat mich sehr gefreut. Offiziell hat er mir das nie mitgeteilt. Aber ich be­ zeichne mich nicht als Braumeister, ich habe ja keine jah­ relange Lehre absolviert wie beispielsweise die deutschen Braumeister. Ich bin Bierbrauer oder Hobbybrauer, aber sicher kein Braumeister. Ich ziehe vor jedem Braumeister den Hut. Mein Vater hatte den Meistertitel, er war ein her­ vorragender Käsermeister (lacht).

Fritz Ledermann Alter 53 Beruf Pöstler Brauerei Herzbräu, Dändlikon­Hombrechtikon Braut seit 1992 (von Vater Werner 2005 nach seinem Tod übernommen) Sorten Hopfentau (hell, geht Richtung Pilsner), Häxechrütz (mit Röst­ malz, Amber), Bäremilch (dunkler als Hopfentau, Stil deutsches Altbier, weil es untergärig ist, darf es nicht Altbier genannt werden), Drachenbier (schwarz, wie ein englisches Stout, weil es untergärig ist, muss es Schwarzbier genannt werden). Macht ab und zu Experimente (Weissbier, englische Ales) Ausstoss pro Jahr zwischen 25 und 30 hl fritz.ledermann@biervielfalt.ch

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Was haben Sie nach dem Tod des Vaters geändert? Es ist ganz normal, dass der Junge frischen Wind rein­ bringt und andere Ideen hat. Ich habe erstens mehr pro­ duziert, und zweitens habe ich mehr experimentiert, mit verschiedenen Malztypen. Ich habe auch mit Hafer expe­ rimentiert, sogar mit Birchermüesli habe ich ein wunder­ bares Bier gemacht. Ausserdem habe ich den Handel und das Marketing etwas ausgebaut, obwohl Marketing ein grosses Wort ist (lacht). In Zukunft möchte ich noch stär­ ker mit Rohfrüchten experimentieren. Ich bin dagegen, dass man dem Bier Orangenschalen oder Ingwer bei­ mischt, ich will nur Cerealien beigeben. Kann man mit Bierbrauen auf Ihrem Level Geld verdienen? Nein! Wenn du verlumpen willst, musst du eine Braue­ rei gründen (lacht). Es sind einige zu mir gekommen, die bei mir investieren und eine Sudanlage für 50 000 Franken oder mehr einbauen wollten. Ich habe alles höflich abge­ lehnt. Das ist fremdes Geld, das sie irgendwann zurück­ haben wollen. Das funktioniert bei mir nicht. Falls mir irgendwann ein Lotto­Sechser gelingt, leiste ich mir eine

«Braxonia», das ist der Rolls Royce unter den Sudpfannen. Mir reicht es schon, wenn mir bei meinem normalen Job jemand sagt, was ich zu tun habe, das brauche ich bei meinem Hobby nicht auch noch. Ich habe eine 70­Liter­ Pfanne und könnte noch auf 100 Liter ausbauen, mehr liegt aber nicht drin. Ich habe ja auch noch andere Hobbys: ich habe einen Töff und reise gerne, am liebsten natürlich zu Brauereien in Deutschland. Ich pflege den Kontakt zu die­ sen Brauereien und kenne einige Braumeister sehr gut. Ab und zu kriege ich von ihnen sogar Tipps, da fühlt man sich fast geadelt (lacht). Wir haben die ganze Zeit von der deutschen und englischen Braukunst gesprochen. Wie beurteilen Sie die Schweizer Bierszene?


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Sehr positiv eigentlich. Aber jetzt sind wir an einem Scheidepunkt. Wir haben die Bierzoll­Nr. 89, heute sind es über 400. Mein Vater galt in der aufkommenden Klein­ brauszene als Pionier, zusammen mit Heinz Gasser, dem leider vor zwei Jahren verstorbenen Gründer der Fuchs­ bräu in Adliswil und dann später der Brauerei Felsenkeller in Stäfa. Bis etwa ins Jahr 2000 ist die Szene überschaubar geblieben. In den letzten Jahren hat es einen richtigen Knall gegeben. Viele Brauer haben das Gefühl, dass sie genug Kohle machen können, um vom Brauen leben zu können. In fünf Jahren hat sich das bereinigt, da bin ich überzeugt. Ich gönne es allen, die davon leben können, ich bin nicht «hektoliterneidisch», bleibe aber skeptisch. Wenn die Braukultur in Uster, das Sudwerk in Pfäffikon oder die Beer Factory in Rapperswil überleben, um nur ein paar in unserer Region zu nennen, finde ich das toll. Der alte «Haldengut»­Braumeister hat uns gesagt: Wenn du vom Brauen leben willst, musst du im Minimum 1000 hl produzieren. Das geht natürlich alleine nicht. Ausserdem braucht es dafür Investitionen im sechsstelli­ gen Bereich.

Was macht für Sie ein gutes Bier aus? Ein gutes Bier muss Charakter ha­ ben und kräftig sein. Vorbild ist ein dickes, behäbiges englisches Ale, wo du oben ein 5­Penny­Stück auf den dünnen Schaum legen kannst und es schwimmen bleibt. Es darf auch genug Alko­ hol haben, ich will ja kein Zech­ bier herstellen. Deshalb führen die Besenbeizen mein Bier auch nur als Nebenprodukt, weil es ja kein leichtes Sommerbier ist, das man gegen den Durst trinkt. Ich bin kein regelmässiger Biertrinker, aber ich trinke mit Genuss. Ich geniesse auch gerne ein feines Glas Wein.

Welchen Aufwand betreiben Sie pro Woche fürs Brauen? Wenn ich es hochrechne, komme ich auf etwa 20 Stun­ den pro Woche. Brauen allein ist ein Tageswerk, ein ziem­ lich intensives sogar.

Wein und Most sind von der Alkoholsteuer befreit und er­ halten sogar teilweise noch Subventionen. Ich hingegen zahle 15 Franken Biersteuer auf 100 Liter, früher waren es sogar 25. Mittlerweile ist die Biersteuer dem EU­Recht an­ gepasst worden, deshalb wurde sie für Kleinproduzenten wie mich gesenkt. Weinbauern zahlen keinen Rappen, das finde ich nicht sehr fair! Bier hat leider immer noch einen schlechten Ruf, das kommt von den Biergelagen her. Bier­ trinker sind Säufer, dagegen kämpfen wir in der GFB an. Wenn dir ein Sud «abverreckt», leerst du ihn aus oder gibst ihn in die Brennerei. Beim Wein kann man viel mehr kor­ rigieren. So bringt man es fertig, aus einem sauren Wein noch einen trinkbaren Tischwein zu kreieren, und wenn dann alles «abverreckt», noch Weinessig. Beim Bier kann man nicht mogeln, Bier ist ein ehrliches Getränk. !

Ist jeder Sud gleich oder gibt es Abweichungen? Die vier Sorten, die ich regelmässig braue (siehe Kas­ ten), gelingen mir eigentlich immer gleich. Es gibt höchs­ tens minime Unterschiede beim Hopfen, weil der nicht jedes Jahr gleich ist. Es gibt Leute, die das merken und mich auch darauf aufmerksam machen. Ich habe ja jeden Sud protokolliert und kann nachschauen, ob ich eventuell meinen eigenen Hopfen verwendet habe. Ich bin es meinen Kunden schuldig, dass ich immer gleich braue.

Ich bin Hobbybrauer und ziehe vor jedem Braumeister den Hut.

Muss man sich als Bierbrauer gegenüber Weinbauern verteidigen? Ja, das ist leider so! Weinbauern sind die Herren, das war schon immer so, sie zahlen auch keine Alkoholsteuer.

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Alkaheilfroh Zuweilen erinnern einige alkoholfreie Biere geschmacklich an gekochte Kartoffeln. Das hat nicht unbedingt damit zu tun, dass oft Chips zum Bier gefuttert werden, sondern mit einer der Varianten zur Herstellung von alkoholfreiem Bier. Durch niedrigere Temperatur läuft hier der Gärprozess deutlich langsamer ab, nicht alle Zuckermoleküle werden in Alkohol und Kohlensäure umgewandelt. Bei einem Alkoholgehalt von ca. 0,5 Volumen­ prozent wird die Gärung gestoppt. Übrig bleibt unter anderem der – beim normalen Brauvorgang vollständig abgebaute – Aromastoff «Methional», der eben auch in Kartoffelchips zu finden ist. Bei einer anderen Herstellungsvariante wird dem Bier der Alkohol erst nachträglich entzogen. Hier kommt entweder ein Destillationsverfahren oder ein Filtrationsverfahren zum Einsatz. Problem: Diese Entalkoholisie­ rungsverfahren führen zum Verlust von Aromastoffen. Einige Brauereien versuchen deshalb, die Aromastoffe aufzufangen und sie dem alkohol­ befreiten Bier am Schluss wieder zuzuführen. Schweizer Brauereien gelang es als weltweiten Vorreitern in den 1960er­ Jahren, ein einigermassen trinkbares alkoholfreies Bier herzustellen, nachdem in den 1930er­Jahren erste Versuche (Ex von Gurten) noch nicht überzeugen konnten. Oro (später: Birell) von Hürlimann, Moussy von Cardinal, Libero von Löwenbräu, Roc von Steinhölzli, Okay von Ziegelhof und später Schlossgold von Feldschlösschen waren die Produkte in der Schweiz. Einige wurden mit Erfolg in die ganze Welt exportiert, vor allem in den mehrheitlich alkoholfreien arabischen Raum. Da der Alkohol ein wichtiger Geschmacksträger ist, enthalten noch heute viele alkoholfreie Biere ein kleine Menge Restalkohol, vergleichbar mit jenem unbedenklichen Anteil im Orangensaft zum Frühstück. Die Ethanol­ spuren im «alkoholfreien» Bier waren aber immer wieder Thema. Der Marketingleiter der Brauerei Hürlimann wollte 1966 bei der Markteinfüh­ rung von Oro explizit auf den Restalkohol hinweisen, da er glaubte, dass die Männer in psychologischer Hinsicht durch den Genuss von gänzlich alkoholfreiem Bier ihre Männlichkeit bedroht sehen könnten. Anfang der 1970er­Jahre wurde umgekehrt angezweifelt, ob das Getränk für die moto­ risierten Hauptabnehmer wirklich geeignet sei. In einem spektakulären Test wurden diese Bedenken ausgeräumt, indem Probanden innerhalb kurzer Zeit mehrere Flaschen des (fast) alkoholfreien Biers tranken und danach den Alkoholgehalt im Blut messen liessen. Ergebnis: Kein Alkohol feststellbar. Man(n) war heilfroh.

Matthias Wiesmann, Historiker und Autor des Buches «Bier und wir»

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Bier brauen und geniessen Brauereien Bern

OT

Brauerei Fischerstube AG Rheingasse 45 4058 Basel Tel. 061 692 94 95 Fax 061 692 94 92 info@uelibier.ch www.uelibier.ch

Altes Tramdepot Brauerei Restaurant AG Grosser Muristalden 6 3006 Bern Tel. 031 368 14 15 Fax 031 368 14 16 info@altestramdepot.ch www.altestramdepot.ch Brauerei Aare Bier Neuenburgstrasse 42 3282 Bargen Tel. 032 391 00 22 Fax 032 391 00 29 info@aarebier.ch www.aarebier.ch Brauerei A. Egger AG Brauereiweg 3 3076 Worb BE Tel. 031 838 14 14 Fax 031 838 14 15 info@eggerbier.ch www.eggerbier.ch

LägereBräu AG Klosterstrasse 40 5430 Wettingen Tel. 056 426 19 54 Fax 056 426 19 54 info@laegerebraeu.ch www.laegerebraeu.ch

Basel

E

3282 Bargen • www.aarebier.ch

Feldschlösschen Getränke AG Theophil­Roniger­Strasse 4310 Rheinfelden Tel. 0848 125 000 Fax 0848 125 001 info@feldschloesschen.com www.feldschloesschen.com

Brauerei Locher AG 9050 Appenzell Tel. 071 788 01 40 Fax 071 788 01 50 info@appenzellerbier.ch www.appenzellerbier.ch www.säntismalt.ch

TR A M D

BERN 1998

Brauerei H. Müller AG Dynamostrasse 8 5400 Baden Tel. 056 203 06 06 Fax 056 203 06 99 admin@brauerei­mueller.ch www.brauerei­mueller.ch

Appenzell

ES

EP

Brauerei Erusbacher & Paul AG Büttikerstrasse 3 5612 Villmergen Tel. 056 621 11 00 Fax 056 621 11 01 bier@erusbacher.ch www.erusbacher.ch

A LT

Aargau

Brauerei Felsenau AG Strandweg 34 3004 Bern Tel. 031 301 22 08 Fax 031 301 96 03 felsenau@felsenau.ch www.felsenau.ch Brauerei Rugenbräu AG Wagnerenstrasse 40 3800 Matten­Interlaken Tel. 033 826 46 56 Fax 033 826 46 40 office@rugenbraeu.ch www.rugenbraeu.ch Seeland Bräu Uferweg 5a 2560 Nidau Tel. 032 331 37 32 Fax 032 331 37 33 seelandbrau@bluewin.ch www.seelandbräu.ch

Glarus

Brauerei Adler AG Hauptstrasse 34 8762 Schwanden Tel. 055 647 35 35 Fax 055 647 35 34 email@brauereiadler.ch www.brauereiadler.ch

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Graubünden

Aktienbrauerei Flims Surselva AG 7018 Flims Waldhaus Tel. 081 928 14 00 Fax 081 928 14 15 info@surselva­bier.ch www.surselva­bier.ch

Bieraria Tschlin, Biera Engiadinaisa 7559 Tschlin Tel. 081 860 12 50 Fax 081 860 12 51 info@bieraengiadinaisa.ch www.bieraengiadinaisa.ch

BierVision Monstein AG Hauptstrasse 36 7278 Davos Monstein Tel. 081 420 30 60 Fax 081 420 30 61 info@biervision­monstein.ch www.biervision­monstein.ch

Schwyz

Brauerei Rosengarten AG Spitalstrasse 14 8840 Einsiedeln Tel. 055 412 39 88 Fax 055 412 39 89 beer@beer.ch www.beer.ch

Solothurn

Öufi Brauerei Fabrikstrasse 4 4500 Solothurn Tel. 032 621 49 11 Fax 032 637 03 85 info@oeufi­bier.ch www.oeufi­bier.ch

St.Gallen

Brauerei Schützengarten AG St. Jakob­Strasse 37 9004 St. Gallen Tel. 071 243 43 43 Fax 071 243 43 44 info@schuetzengarten.ch www.schuetzengarten.ch

Brauerei Chur AG Salvatorenstrasse 88 7000 Chur Tel. 081 253 78 78 Fax 081 253 79 79 info@brauereichur.ch www.brauereichur.ch

Brauerei Sonnenbräu AG Alte Landstrasse 36 9445 Rebstein Tel. 071 775 81 11 Fax 071 775 81 12 info@sonnenbraeu.ch www.sonnenbraeu.ch

Heineken Switzerland AG Kasernenstrasse 36 7000 Chur Tel. 081 256 01 11 ch@heineken.com www.heinekenswitzerland.com

Luzern

Heineken Switzerland AG Obergrundstrasse 110 6002 Luzern Tel. 041 319 11 11 Fax 041 319 12 06 ch@heineken.com www.heinekenswitzerland.com Ramseier Suisse AG Merkurstrasse 1 6210 Sursee Tel. 041 919 97 97 Fax 041 919 97 77 info@ramseier.ch www.ramseier­suisse.ch Rathaus Brauerei Luzern AG Unter der Egg 2 6004 Luzern Tel. 041 410 52 57 Fax 041 410 59 57 info@rathausbrauerei.ch www.rathausbrauerei.ch

Schaffhausen

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Brauerei Stadtbühl Herisauerstrasse 49 9200 Gossau Tel. 071 385 35 15 Fax 071 385 35 80 info@stadtbuehler.ch www.stadtbuehler.ch

Brauerei Falken AG Brauereistrasse 1 8201 Schaffhausen Tel. 052 632 00 00 Fax 052 624 48 22 brauerei@falken.ch www.falken.ch

huus-braui AG Schlossgässli 2 9325 Roggwil Tel. 071 222 02 62 tobler@huus­braui.ch www.huus­braui.ch

Thurgau

Brauhaus Sternen AG Hohenzornstrasse 2 8500 Frauenfeld Tel. 052 728 99 09 Fax 052 728 99 08 info@brauhaus.ch www.brauhaus.ch

Wallis

Feldschlösschen Getränke AG Brasserie Valaisanne Route de Rawyl 1950 Sion Tel. 0848 125 000 info@feldschloesschen.com www.valaisanne.ch

Zug

Brauerei Baar AG Langgasse 41 6341 Baar Tel. 041 761 12 08 Fax 041 760 26 83 info@brauereibaar.ch www.brauereibaar.ch


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Zürich

Brauerei Erusbacher & Paul AG Büttikerstrasse 3 5612 Villmergen Tel. 056 621 11 00 Fax 056 621 11 01 sorg@erusbacher.ch www.bierpaul.ch Brauerei Stadtguet AG Industriestrasse 35 (Zufahrt über St.Gallerstrasse) 8404 Winterthur Tel. 079 784 96 22 info@stadtguet.ch www.stadtguet.ch Wädi-Brau-Huus AG Brauerei & Gasthaus Florhofstrasse 13 8820 Wädenswil Tel. 044 782 66 55 Fax 044 782 66 56 bier@waedenswiler.ch www.waedi­bier.ch

Getränketechnik Aargau

Homebrewing Zürich

Liechtensteiner Brauhaus AG Im Rösle 4 FL­9494 Schaan Tel. +42 3233 47 47 Fax +42 3233 47 48 info@brauhaus.li www.brauhaus.li

SIOS S I N C E 1992

HOMEBREWING

SIOS Homebrew Shop Lindenhofstrasse 1 8636 Wald Tel. 055 246 40 46 Fax 055 266 14 43 sios@sios.ch www.sios.ch

Vereine Zürich

Fürstentum Liechtenstein

Siporex AG Aarauerstrasse 50 CH­5102 Rupperswil Tel. 062 889 40 50 Fax 062 889 40 51 www.siporex.ch info@siporex.ch

Gesellschaft zur Förderung der Biervielfalt, GFB Sekretariat Bahnhofstrasse 48 8600 Dübendorf www.biervielfalt.ch

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vorschau

Vorschau

das schweizer biermagazin

Impressum

Die nächste Ausgabe von biergenuss® erscheint im September 2012 mit folgenden Themen:

bier.region

biergenuss® ist eine Marke der TSCHENT.GMBH Erscheinungsweise: 4­mal jährlich Auflage: 6000 Exemplare biergenuss.ch Herausgeber, Chefredaktor Reto Rudolf +41 79 658 34 17 reto.rudolf@biergenuss.ch

Basel

Von Laufen bis Basel

Mitarbeitende dieser Ausgabe Rolf Wyss, Matthias Wiesmann, Stefan Schüller Fotografie Patrick Hofmann Layout Roman Brändle Redaktion Oerlikonerstrasse 58a CH­8057 Zürich +41 79 658 34 17 redaktion@biergenuss.ch Druck, Produktion Swissprinters St. Gallen AG Fürstenlandstrasse 122 CH­9001 St. Gallen +41 58 787 57 57 bier.porträt

Abonnentenservice +41 58 787 58 62 abo@biergenuss.ch

Adrian Wichser Schweizer Eishockeyspieler

Verlag, Anzeigenservice Karin Schwarz +41 58 787 57 43 biergenuss@swissprinters.ch

Adrian Wichser begann seine Karriere als Eishockeyspieler beim EHC Winter­ thur. Später stand er für die Nationalliga­ A­Clubs Kloten Flyers, HC Lugano und die ZSC Lions auf dem Eis. Mehrmals in seiner Karriere feierte er mit seinen Clubs den Schweizer Meistertitel. Heute spielt er mit der Rückennummer 97 für die Rapperswil­Jona Lakers.

Einzelpreis CHF 12.– Abonnementspreise Jahresabonnement: (4 Ausgaben) CHF 42.– Zweijahresabonnement: (8 Ausgaben) CHF 78.– bier.thema

bier.interview

Claudia Graf Sonnenbräu, Rebstein Als Kind probierte sie ab und zu Schaum von Vaters Bier. Seit April 2012 führt sie in bereits fünfter Generation den Familien­ betrieb in Rebstein. Mit der «Lady Diva», einem fruchtig­süssen Moscato­Bier­ Cocktail in einer ausgefallenen Design­ aluminiumflasche will sie die Frau an den Geschmack und Genuss von Bier heran­ führen.

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2012-02 | biergenuss

Maurerflasche und Kronkorken Warum wird Bier vor allem in dunkle Flaschen abgefüllt und mehrheit­ lich mit einem Kronkorken verschlossen, obschon es so viele andere Flaschen­ formen und Verschluss­ arten gibt?

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