Bioboom 90

Page 1

BIOBOOM.DE

F R Ü H J A H R 2021 | G R AT I S

DAS MAGAZIN FÜR KOPF UND BAUCH

Auf dem Weg zum Verantwortungseigentum

Selbstbestimmt statt fremdbesessen Ökologisch und sozial

Die neuen Bios Sprossen und Microgreens

Grüner Gaumen Naturkosmetik

Detox und Anti-Pollution

Gewinnen KO C H B Ü C H E R → Immer wieder vegan → Japan easy vegan DVD → Unser Boden, unser Erbe


dennree Gemüse

einmal anders

Die herzhaft-knusprigen Gemüsebratlinge von dennree werden aus frischem Gemüse hergestellt und überzeugen mit ihrem unverwechselbaren Geschmack. Die Bratlinge schmecken hervorragend im Brötchen mit würziger Sauce, als Salatbeilage oder mit Kartoffelspalten und Kräuterdip. Sie sind in folgenden Sorten erhältlich: • Brokkoli • Kürbis • Spinat • Rote Bete • Champignon   Bioboom Frühjahr 2021

www.dennree.de

Erhältlich in Ihrem Biomarkt

2


Inhalt 4

Einstieg

6 Thema

Idealistisch, nicht naiv Die Welt wenigstens ein bisschen besser machen. Der in beängstigendem Tempo galoppierenden Umweltverschmutzung etwas entgegensetzen. Einfach anders arbeiten, leben, wirtschaften als der Mainstream: Das wollten die Bio-Pionier:innen der 70er und 80er Jahre. Wer heute sowas gründet, wird hipsterig als social Startup bezeichnet. Gemeinsam haben beide Generationen die Erfahrung, als naiv abgetan und belächelt zu werden. Leider haben die herablassend Lächelnden insofern recht, als dass diese Art von Gründung und Wirtschaftsimpuls zwar längst bekannt, aber weit davon entfernt ist, Normalfall zu werden, so dass eine nachfolgende Generation von Redakteur:innen vermutlich ebenfalls die Gelegenheit haben wird, über eine neue Gründer:innengeneration zu berichten, für die sich nach wie vor Ansätze bieten, die Welt besser zu machen. Einiges wird ihnen immerhin bereits abgenommen sein: In dieser Ausgabe werfen wir einen Blick darauf, welche Möglichkeiten es gibt und wie Bio-Unternehmen, egal ob groß oder klein, etabliert oder frisch am Markt, diesen Anspruch umsetzen – zum Beispiel mit dem »Eigentums-Hack« der Purpose Stiftung. Achtung, Spoiler: Idealismus ist eine Menge im Spiel, Naivität Fehlanzeige. Genug der großen Themen. Lasst uns über Essen und Kochen reden. Das erdet. Bis wir wieder in ferne Länder reisen können, müssen wir wohl noch warten. Die Zeit, die wir daheim verbringen, lässt sich prima nutzen, um zumindest kulinarisch auf Weltreise zu gehen. Wir stellen Euch zwei passende vegane Reiseführer, äh, Kochbücher vor. Trotz Frühlingssonne und Frühblühern: Bis das erste saisonale Gemüse auf den Teller kommt, vergeht noch ein bisschen Zeit. Sprossen und Microgreens verkürzen die Wartezeit. Anti-Pollution-Kosmetik liegt im Trend: Wer möchte sich nicht vor Luftverschmutzung, UV-Strahlung usw. schützen? Wir werfen einen prüfenden Blick auf das Detox-Potenzial von Naturkosmetik. Einen fröhlichen Frühling wünscht

Was meins ist, kann auch deins sein Auf dem Weg zum Verantwortungs eigentum

12 Ortstermin D ie neuen Bios o ökologisch und sozial W zusammengehört

18 Kochen →

GEWINNEN

Veganes aus aller Welt »Immer wieder vegan« → Spanakorizo

20 Kochen → G E W I N N E N J apanische Pflanzenküche »Japan easy vegan« Getrüffelte Süßkartoffeln mit Ponzu

22 Gut essen

24 Warenkunde Für den grünen Gaumen Sprossen und Microgreens

28 Gut leben →

GEWINNEN

30 Update Naturkosmetik Beschützen und befreien Detox- und Anti-Pollution-Pflege

34 Gelesen, gesehen, gehört

37 Bio-Klassiker Feldfrisch in die Flasche

38 Impressum/Vorschau E d i t or i a l

bioboom.de

3


Der Weg ist das Ziel. Immer mehr junge und alte Unternehmen möchten Ihre Werte und Ziele dauerhaft sichern. Die Verantwortung gegenüber zukünftigen Generationen und die Frage nach dem Besitz spielen dabei eine zentrale Rolle.

Einstieg

Bioboom Frühjahr 2021

4


Einstieg 

bioboom.de

5


WAS MEINS IST, KANN AUCH DEINS SEIN The m a

Bioboom Frühjahr 2021

6


AUF DEM WEG ZUM VERANTWORTUNGSEIGENTUM

PURPOSE engl. = Sinn/Zweck/ Bestimmung

IMMER MEHR (BIO-)UNTERNEHMEN WOLLEN SINNORIENTIERT, SELBSTBESTIMMT UND UNABHÄNGIG ­ ARBEITEN UND DAMIT FÜR EINE ­ GERECHTERE UND NACHHALTIGERE WIRTSCHAFT INS­ GESAMT SORGEN. EINE GROSSE MISSION. WIE GEHT DAS ÜBERHAUPT? UND WO ANFANGEN? DIE PURPOSE STIFTUNG HILFT DABEI.

Das Wort, um das es geht, ist ziemlich sperrig. Und doch so wichtig, dass es die beiden Mitgründer der Purpose Stiftung, Adrian und Achim Hensen, immer wieder benutzen: Verantwortungseigentum. Die Gesellschafter:innen eines in Verantwortungseigentum geführten Unternehmens sind Treuhänder:innen auf Zeit. Sie stellen die Sinnhaftigkeit und verantwortungsbewusstes Handeln ins Zentrum ihres unternehmerischen Handelns, nicht den Profit. Erzielte Gewinne werden gespendet oder

The m a

bioboom.de

fließen zurück in das Unternehmen. Das Unternehmen als Spekulationsobjekt verkaufen? Ausgeschlossen. »Wir haben diese Form von Unternehmertum nicht erfunden«, sagt Achim, »wir haben ihr nur ein Rechtskleid und eine Sprache gegeben.« Insgesamt sind es mittlerweile rund 25 Menschen in Deutschland, der Schweiz, den USA und Südamerika, die planen, durch ein Neudenken von Eigentum die Wirtschaftswelt zu verändern.

7


VERANTWORTUNGSEIGENTUM Verantwortungseigentum ist eine Alternative zu herkömm­ lichen Eigentümerstrukturen. Es ermöglicht die Unabhängig­ keit und Werteorientierung eines Unternehmens r­ echtlich bindend in der DNA – dem Eigentum – zu verankern. ­Unternehmen in ­Verantwortungseigentum verpflichten sich zu zwei Prinzipien: (1) SELBSTBESTIMMUNG – das Steuerrad des Unternehmens,

die Stimmrechte, liegt bei aktiven Unternehmer:innen; (2) VERMÖGENSBINDUNG – die Gewinne sind Mittel zum

Zweck und nicht Selbstzweck. Weltweit haben Unternehmer:innen seit vielen G ­ enerationen verschiedenste rechtliche Lösungen gefunden, um Verantwor­ tungseigentum umzusetzen. Diese Pioniere neuen Eigentums ­haben innovative Wege entwickelt, um rechtlich bindend die zwei Grundsätze im Unternehmen zu verankern. AUS »PURPOSE BUCH – EIGENTUM FÜR DAS 21. JAHRHUNDERT«

T H E MA

Bioboom Frühjahr 2021

8


DAS THEMA AUF DEN TISCH BRINGEN

Adrian und Achim sind vor 36 Jahren als eineiige Zwillinge auf die Welt gekommen. »Wir haben uns also schon sehr früh mit dem Thema Zusammenarbeit auseinandersetzen müssen«, sagt Achim und lacht, »ich bin begeistert davon, was Menschen miteinander ins Leben bringen können.« Trotzdem hätte vor fünf Jahren keiner der beiden gedacht, wie schnell diese Idee die Welt begeistern wird. »Als wir damals über unsere Idee gesprochen haben, wurde uns oft niedlich über den Kopf getätschelt«, sagt Adrian. »Wir haben es uns natürlich gewünscht«, ergänzt sein Bruder, »vor allem den gesellschaftlichen Diskurs, der in den letzten Jahren entstanden ist.« Ihn berührt es, wenn Unternehmer:innen sagen, sie hätten dank der Arbeit von Purpose endlich eine Sprache für das bekommen, was sie sowieso machen wollten. »WIR WAREN FAKTISCH FREMDBESESSEN«

Der Weg der beiden Wirtschaftspsycho­ logen führte nach dem Studium jedoch erst einmal in die klassische Unternehmens­ welt. »Ich habe in einem Unternehmen gearbeitet, das eine Plattform für Ferienwohnungen betreibt«, sagt Achim. Das Unternehmen sei von 25 auf 140 Mitarbeiter gewachsen. »Wir haben es auf ein neues Level weiterentwickelt, Hierarchien abgeschafft, moderne Formen der Zusammenarbeit umgesetzt.« Er habe viel Lebensenergie und Schaffenskraft in das Unternehmen gesteckt. »Wir waren ein gut funktionierender Mittelständler in Deutschland. Doch dann kam ein großer Player um die Ecke und hat den Laden gekauft.« Das sei ein »Life-Changing-Moment« für ihn gewesen. »Wir waren faktisch fremdbesessen«, sagt Achim, »das Ende der Geschichte: Dieses Unternehmen wurde bis nach Indien weiterverkauft und gehört jetzt zu einem großen Konglomerat.« In dem Berliner Start-up, in dem sein Bruder Adrian zu der Zeit arbeitete, passierte Ähnliches. »Auch ich habe dort ganz viel Herzblut reingesteckt, aber auch dieses Unternehmen wurde verkauft.« Diese »fundamentalen Brocken« ihrer Lebensgeschichte teilen sich die Brüder. Und sie haben sie geprägt. »Wir haben uns ganz T H E MA

bioboom.de

lange mit der Frage beschäftigt, wie man Organisationsstrukturen so weiterentwickeln kann, dass Menschen auf einer Basis von Vertrauen, Sinnorientierung und Eigenverantwortung zusammenarbeiten«, sagt Achim, »und so richtig gut funktioniert das, wenn das Unternehmen selbstbestimmt ist.« Damit rückte die Eigentumsfrage in den Fokus der Brüder. Die Arbeit begann. Zunächst schauten sie sich Unternehmen in Deutschland an, die Eigentum anders denken. Damit Unternehmen sich selbst gehören, können sie beispielsweise die Firmenanteile in eine Stiftung überführen. »Wir haben uns an den Vorreitern orientiert, das waren Bosch und Ernst Abbe von Zeiss.« Bosch ist zwar als GmbH organisiert, aber rund 92 Prozent der Geschäftsanteile gehören der Robert-Bosch Stiftung, die nicht die Gewinnmaximierung sondern gemeinnützige Projekte in den Mittelpunkt stellt. Seit ihrer Gründung im Jahr 1964 hat sie rund 1,6 Milliarden Euro in diese Projekte gesteckt. Die beiden Brüder fragten sich, warum diese Eigentumsform trotz ihres offensichtlichen Erfolgs nicht schon viel verbreiteter ist. Auf zwei Gründe sind sie gestoßen: Sie ist nicht bekannt genug und relativ schwer umzusetzen. PURPOSE STATT PROFIT

Die Purpose Stiftung, die die beiden Brüder zusammen mit Alexander Kühl und Armin Steuernagel 2015 gründeten, ist ­angetreten, das zu ändern. Ein festes Büro hat die Stiftung noch nie besessen. Sie leistet Ideenarbeit, ist beratend tätig – immer dort, wo sich Menschen treffen, die ihr Potential bündeln wollen, um Sinnstiftendes zu erschaffen. »Wir stellen Open Source Materialien zur Verfügung, schreiben Bücher, organisieren Konferenzen, betreiben Forschung, gehen an die Universitäten«, sagt Achim, »wir helfen und begleiten Unternehmen auf ihrem Weg.« Das Ziel der Stiftung: Eine gesunde Wirtschaft, die dem Menschen dient. Sie sehen sich als Gedankenpartner:innen und Prozessbegleitung, wollen für jedes Unternehmen die passende Eigentumsform finden. Doch eine Rechtsform für Verantwortungseigentum gibt es in Deutschland noch nicht. Die große Frage war also: Wie kann man es für mittelständische Unternehmen 9

ALLERGIE? „ICH WILL EIN GARANTIERT GESUNDES HAUS, IN DEM ICH ENDLICH WIEDER FREI DURCHATMEN KANN.“

NACHWEISLICH UNERREICHTE WOHNGESUNDHEIT UND PREISGEKRÖNTES DESIGN – DAS KANN NUR BAUFRITZ.

www.baufritz.de


oder Start-ups vereinfachen, dieses Ziel zu erreichen, ohne selber Stiftungskonstruktionen aufzusetzen, die kompliziert und kostspielig sind. »Denn sie können ja nicht wie Bosch unzählige Anwälte über viele Jahren hinweg anstellen, um zu dieser Eigentumsform zu kommen«, sagt Achim. Zugleich sollte die Eigentumsform bindend sein, und zwar über die nächsten Generationen hinaus. »Eine GmbH könnte jederzeit die Prinzipien des Verantwortungseigentums in ihre Satzung übernehmen. Wenn aber in fünf Jahren dem Unternehmen jemand viele Millionen anbietet, könnte es theoretisch trotzdem darauf eingehen. Wir brauchen also eine Form von Verewigungsmechanismus, den Stiftungen normalerweise haben.«

Als Lösung fanden sie einen »EigentumsHack«, der Purpose-Unternehmen im klassischen Sinne unverkäuflich macht. Und der funktioniert so: Ein Prozent ihrer Stimmrechte geben die Unternehmen an die Purpose Stiftung ab. Für Änderungen an den Prinzipien des Verantwortungseigentums brauchen sie 100 Prozent Zustimmung von allen Stimmberechtigten. »Und die Stiftung hat nur einen Auftrag: Sie sagt immer nein, wenn diese Prinzipien geändert werden sollen, kann sie also immer ein Veto einlegen und das Eigentum schützen«, sagt Achim. Darüber hinaus hat die Stiftung keinen Einfluss auf Entscheidungen der Unternehmen. Was sonst ziemlich teuer und verwickelt wäre, wird durch diesen »kleinen Trick«, wie ihn die Brüder nennen, recht günstig unkompliziert – und damit auch für Start-ups oder kleinere ­Betriebe interessant.

T H E MA

Bioboom Frühjahr 2021

DIE GRÜNDER ADRIAN UND ACHIM HENSEN ERHOFFEN SICH, DASS IN FÜNF JAHREN EIN GROSSTEIL IHRER ARBEIT ÜBERFLÜSSIG SEIN SOLLTE.

GANZ KLASSISCH: LOBBY­ ARBEIT UND INVESTMENTS

Nun sei es an der Politik, die rechtlichen Rahmenbedingungen für Unternehmen in Verantwortungseigentum zu verbessern. Anders ausgedrückt: Das Gründerquartett muss klassische Lobbyarbeit leisten. »Schlussendlich muss es genauso einfach sein, diese Form von Unternehmen zu gründen, wie jede andere. Das ist unser Anliegen«, sagt Achim. Der politische Prozess ist bereits ins Rollen gekommen. Es gab erste Treffen mit Spitzenpolitiker:innen aus unterschiedlichen Parteien. Die Resonanz sei positiv gewesen. Doch noch ist das Unwissen groß, auch bei vielen, die gründen. Oft machten sie die »MainstreamStart-up-Story«, ohne die Alternativen zu kennen. Dabei möchten viele der Unternehmenslustigen etwas Dauerhaftes schaffen: ohne finanziell lukrativen Exit als Unternehmensziel, etwas das bleibt und die Welt ein Stück besser macht. »Und auch diese Unternehmen müssen sich natürlich selbst tragen«, sagt Achim. »Aber das Maximierende wird rausgenommen«, ergänzt sein Bruder, »und trotzdem ist es keine Eigentumsform für Mönche. Natürlich kann

man Wohlstand aufbauen und seine Kinder absichern.« Oft sei – wie bei allen anderen Unternehmen auch – der Zugang zum Kapital entscheidend. »Wir wollen auch hier einen Beitrag leisten«, sagt Achim, »und haben deswegen die Investmentgesellschaften Purpose Ventures und Purpose Evergreen Capital gegründet.« Sie ermöglichen »machtfreie Investments«, wie sie es nennen. Investoren können zwar Dividendenrechte erwerben, aber keine Stimmrechte. »Investoren spielen eine total wichtige Rolle in der Ermöglichung von Unternehmen in dieser Welt. Doch sie brauchen einen adäquaten Renditeausgleich für das Risiko, das sie eingehen«, sagt Achim, »wenn also jemand in ein sehr risikoreiches Start-up investiert, dann finde ich es fair, dass er oder sie Geld dafür risikoadäquat zurückbekommt.« Große Player wie die GLS Bank oder die BMW Foundation gehörten ebenso dazu wie private Investoren. BIO-PURPOSE: »ETWAS GUTES UND GESUNDES ERSCHAFFEN«

Kein Wunder, dass die neue Eigentumsform in der Bio-Branche gut ankommt. In den USA hat die Investmentgesellschaft

10

Fotos: Adrian Hensen, links – Lea Hopp, Achim Hensen, rechts – Klaus J.A. Mellenthin (BFF/DGPh)

MIT VERANTWORTUNGS­EIGENTUM UNTERNEHMENSWERTE ­ERHALTEN


Purpose Evergreen Capital bereits einen der größten, unabhängigen Biogroßhändler, die Organically Grown Company auf dem Weg ins Verantwortungseigentum begleitet. »BioUnternehmen haben schon einen besonderen Blick darauf, was ein Unternehmen eigentlich ist, und welche Rolle es in der Wirtschaft spielt«, sagt Adrian und sein Bruder ergänzt, »das Streben danach, etwas Gutes und Gesundes zu erschaffen, ist bei Bio-Unternehmen oft inhärent. Sie wollen, dass ihre Mission auch in Zukunft erhalten bleibt und nicht unter einem systemischen Zwang verwässert.« Doch nicht nur die Unternehmen selbst, auch die Kunden haben an Bio-Firmen höhere Erwartungen. »Es ist ein wertesensibler Markt, in dem es kundenseitig ein hohes Bewusstsein dafür gibt, wie ein Unternehmen wirtschaftet«, sagt Adrian, »und das betrifft auch die Frage, ob der Kunde für das Unternehmen im Mittelpunkt steht oder ob er nur Mittel zum Zweck ist, damit anderswo Profit maxi­miert werden kann.« In Deutschland haben unter anderem Bio-Pioniere wie Arche Naturprodukte, der Hersteller ökologischer Wasch- und Reinigungsmittel Sonett, die Naturkostsafterei Voelkel, aber auch das Bio-Start-up Gute Kulturen Verantwortungseigentum mithilfe der Purpose Stiftung umgesetzt.

100 % BIO. Ohne Wenn, ohne Aber, ohne Künstlich.

WERTEVERWANDTSCHAFT STATT­ BLUTSVERWANDTSCHAFT

Zu den Profiteuren des Verantwortungseigentums zählen für das Gründerquartett nicht zuletzt die Mitarbeitenden der j­ eweiligen Betriebe. »Sie gehen morgens zur Arbeit und haben eine ganz andere Form der Sicherheit«, sagt Adrian. »Sie wüssten, wofür sie ihre Lebenszeit und Energie verwenden, und das verändert die Motivation fundamental.« Die Menschen würden eben nicht mehr für das Vermögen eines anderen arbeiten, sondern für eine größere Unternehmensidee. Dass sei auch ein Anreiz für Menschen, dort arbeiten zu wollen. Auch wenn es um die Unernehmensnachfolge geht, rücken Mitarbeiter:innen als potentielle Nachfolger:innen häufiger ins Rampenlicht. Gerade kleine und mittelständische Unternehmen müssen oft schließen, weil die Inhaber:innen altersbedingt abgeben wollen oder müssen. Im Verantwortungseigentum könnten die Mitarbeitenden die Geschäftsführung übernehmen – und aus der Firma sozusagen ein Familienunternehmen 2.0 machen. EINE GLOBALE BEWEGUNG FÜR GLEICHHEIT UND FAIRNESS

Farbenfrohe Blüten von Kornblume, Ringelblume und Rose treffen auf duftende Gartenkräuter wie Bärlauch, Schnittlauch und Petersilie: Unsere Kräuter-Blüten machen ihre Gerichte zum köstlichen Hingucker.

In den nächsten fünf Jahren erhoffen sich die Brüder eine ­Zunahme des Diskurses auf internationalem Niveau. »Einen fairen Wettbewerb gibt es nur, wenn gleiche Bedingungen für alle herrschen, sowohl beim Zugang zum Kapital als auch bei den rechtlichen Umsetzungsmöglichkeiten«, sagt Adrian. »Eigentlich sollte dann ein Großteil unserer Arbeit überflüssig sein«, ergänzt sein Bruder, »und wir könnten andere coole Sachen machen.«

100 % Bio. Ohne Wenn, ohne Aber, ohne Künstlich.

Sie finden all unsere Tees, Kaffees und Gewürze im Bioladen. www.lebensbaum.de

· KRISTIN KASTEN

T H E MA

bioboom.de

11

BIO SEIT 1979


WO ÖKOLOGISCH UND SOZIAL ZUSAMMENGEHÖRT O r t s t er m i n

Bioboom Frühjahr 2021

12


Eine neue Gründer:innengeneration hat sich auf den Weg gemacht. Ihr Ziel: eine grüne und gerechtere Zukunft für Mensch und Umwelt. Angetreten, um die Welt zu verbessern, wollen Social Start-ups zeigen, dass soziales Unternehmer:innentum alternativlos ist. Was diese Bewegung antreibt, welche Werte sie mit den »Ur-Bios« verbindet.

Im Wendland gärt es. Die Basis: gesunde Kulturen. In einem kleinen Gewerbegebiet am Rande eines Waldstücks in Hitzacker befindet sich die Manufaktur des Start-ups Gute Kulturen und der Marke Suur, die Swantje Theben 2018 gemeinsam mit ihrem Mann Martin und einem weiteren Mitinhaber gründete. Im Inneren der 600 Quadratmeter großen Produktionsstätte veredeln Mikroorganismen Bio-Weißkohl aus der Region. Entstanden aus einer persönlichen Passion für die uralte Methode der Fermentation, geht es Swantje Theben jedoch um mehr als gute Lebensmittel. »Wir glauben daran, dass Lebensmittel ein Faktor sind, mit dem wir diese Welt positiv beeinflussen können. Denkt man an Massentierhaltung oder den Gemüseanbau in konventioneller Landwirtschaft, wird schnell deutlich, welche Auswirkungen Ernährungsentscheidungen auf den Zustand unserer Welt haben«, sagt Swantje Theben.

SINN STATT PROFIT Die Gründerin fühlt sich als Teil einer Bewegung junger Bio-Lebensmittelunternehmer:innen, die ein Unbehagen über den Zustand der Welt eint und der Wille, soziale, ökologische und ökonomische Verantwortung zu übernehmen. »Genau wie die ökologische Landwirtschaft einen lebendigen Boden als Resultat hat, fördern soziale Start-ups in der Bio-Branche Vielfalt und bereiten das Fundament eines Ökosystems, in dem menschliche Faktoren eine Rolle spielen, wo Kreativität wachsen kann, Zusammenar-

O r t s t er m i n

bioboom.de

beit gelebt wird und ein anderes Wirtschaften und Veränderung möglich werden«, sagt Theben. Nicht nur mit ihren Produkten will die Gründerin etwas Haltbares schaffen. 2020 wurde Suur mit dem Next Organic Startup Award ausgezeichnet. Die Jury war nicht nur von der Qualität der Produkte überzeugt, sondern auch vom ganzheitlichen unternehmerischen Ansatz. Denn die Gute Kulturen GmbH hat sich intern als sogenanntes Purpose-Unternehmen im Verantwortungseigentum aufgestellt. Das

bedeutet, Gewinne verbleiben im Unternehmen und das Unternehmen kann weder verkauft noch vererbt werden. »Natürlich sind auch für uns gute Verkaufszahlen grundsätzlich wichtig, unser Motto steht dennoch fest: Sinn statt Profit. Durch unsere Unternehmensform haben wir die Freiheit, uns voll auf unseren Unternehmenszweck zu konzentrieren – nämlich fermentierte Bio-Lebensmittel zu erzeugen, die gut für Mensch und Umwelt sind. Gewinnmaximierung spielt für uns keine Rolle«, sagt Theben.

13


SUUR —ES GEHT UM MEHR ALS GUTE

TÜREN ÖFFNEN, NICHT ZUSCHLAGEN

LEBENSMITTEL

Timm Duffner, Mitgründer der Lüneburger Bio-Müsli-Rösterei Heyho, ist auch so einer, der eine neue Form des Wirtschaftens verwirklichen will. Eine, die für Menschen funktioniert und sie in den Mittelpunkt stellt. »Da, wo andere Unternehmen die Tür zuschlagen, machen wir sie auf. Wir bieten Menschen eine Perspektive, die in der derzeitigen Arbeitsgesellschaft keinen Platz finden, etwa weil sie eine Suchthistorie haben, im Gefängnis saßen oder seelisch erkrankt sind«, sagt Timm Duffner. Gemeinsam mit Christian Schmidt und Stefan Buchholz, der 15 Jahre die Wohnungslosenhilfe in Lüneburg leitete, gründete Duffner, vor der Gründung als »Social Activist« für die Unilever-Eis-Marke Ben & Jerry’s tätig, 2016 Heyho. »Damals brachten uns viele Leute in der Branche ein freundliches Lächeln entgegen, gepaart mit der Aussage, unsere Idee würde nicht funktionieren.« Das Produkt sei zu teuer, das soziale Konzept nicht tragfähig, hieß es. Vier Jahre später rösten 22 Angestellte Bio-Granola für Heyho.

ZURÜCK IN DEN GESELLSCHAFTLICHEN DISKURS

»KAPITALISMUS MIT ABLASSHANDEL« Ursprünglich war Duffners Geschäftsidee eine andere: Auf der Rückseite von Müsliverpackungen sollten soziale Projekte vorgestellt werden. Dann wurde ihm klar, dass es ihm nicht reicht, die Geschichten anderer zu erzählen. Duffner: »Wir wollten selbst Teil der Veränderung werden. Das unterscheidet uns am meisten von vielen anderen sozialen Start-ups. Heyho lagert soziale Verantwortung nicht aus, sondern verwirklicht sie im Alltagsgeschäft.« Duffner beob-

O r t s t er m i n

Bioboom Frühjahr 2021

achtet derzeit einen regelrechten Start-upHype, vermisst aber häufig die Konsequenz und das langfristige Denken, dass die BioPionier-Unternehmen der 70er- und 80erJahre auszeichnete. »Es gibt eine Marktüberschwemmung von Unternehmen in allen Sparten, die Produkte einkaufen, schick verpacken und etwa bei jedem verkauften Produkt einen Baum pflanzen. Das ist zwar besser als gar nichts, bedeutet für mich aber nichts anderes als Kapitalismus mit Ablasshandel«, sagt Duffner.

Sein eigenes Unternehmen zählt er selbstbewusst zu einer kleinen Gruppe von Social Start-ups, die ihr unternehmerisches Handeln auf den Werten der ersten Gründer:innengeneration aufsetzen. Eine Generation, zu der Volker Krause gehört, Bio-Pionier und geschäftsführender Gesellschafter des ökologischen Herstellers von Bio-Mühlenprodukten und Backwaren Bohlsener Mühle. Mit 27 Jahren übernahm er 1979 die wirtschaftlich bedrohte

14

Fotos: links – © Suur/.Just.Schmidt, rechts – © Heyho /K.H. Schröder

»DIESE GRÜNDER:INNENGENERATION BRACHTE DIE WERTSCHÄTZUNG GEGENÜBER DER NATUR ZURÜCK IN DEN GESELLSCHAFTLICHEN DISKURS …


Mühle seines Vaters und stellte den Betrieb auf 100 Prozent Bio um. Die Welt war noch eine andere. »Zwar gab es damals die Klimakrise im heutigen Sinne noch nicht, aber die gesamten 70er-Jahre waren geprägt von massiven Umweltproblemen, angefangen beim Waldsterben über Tankerunglücke bis hin zu saurem Regen und stark verschmutzten Flüssen«, sagt Volker Krause. Neben familiärer Verbundenheit und Ehrfurcht vor der über 700-jährigen Mühlengeschichte war er vor allem systemkritisch, politisch und ökologisch motiviert. Heyho-Gründer Duffner, der in der Nähe von Lüneburg selbst einen kleinen Bio-Bauernhof besitzt, sagt: »Diese Gründer:innengeneration brachte die Wertschätzung gegenüber der Natur zurück in den gesellschaftlichen Diskurs. Wir Jüngeren sind damit aufgewachsen, konnten darüber eine Haltung entwickeln und haben vielleicht auch deshalb den Antrieb, weiterzudenken.« Eine Ansicht, die Salem El-Mogaddedi teilt. Gemeinsam mit Gernot Würtenberger gründete er 2015 das soziale Start-up Conflictfood, das mit Bio-Lebensmitteln aus Krisenregionen handelt. »Die Bio-Gründer:innen der ersten Generation sind einen wirklich harten Weg gegangen, weil sie in einer Zeit antraten, in der Bio von der großen Mehrheit belächelt wurde. Sie haben uns den Weg geebnet«, so Salem El-Mogaddedi. NACHWUCHS MIT ERNEUERUNGSFUNKTION Laut Branchenreport der Ökologischen Lebensmittelwirtschaft ist Deutschland der größte Bio-Markt Europas. 2020 wird der Umsatz mit Bio-Lebensmitteln nach ersten Schätzungen der Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner bei über 14 Milliarden Euro gelegen haben, ein Plus von 17 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Als die Bohlsener Mühle 1979 als nachhaltiges Unternehmen an den Start ging, gab es in Hamburg sechs Bio-Läden, wie sich Volker Krause erinnert. Der Hauptvertrieb lief über privat organisierte Lebensmittelkooperativen. Bestellungen nahm Krause per Telefon entgegen und notierte sie per Hand in einer Kladde. »Wir sind aus dem Kleinen rausgewachsen, letztendlich auch weil zu wenig nachgewachsen ist«, sagt Krause, der heute rund 300 Mitarbeitende beschäftigt. Für ihn haben soziale Start-ups eine relevante Erneuerungsfunktion. »Es ist wichtig, dass immer etwas nachwächst«, so Krause.

O r t s t er m i n

bioboom.de

HEYHO — DEN MENSCHEN IN DEN MITTELPUNKT STELLEN

…WIR JÜNGEREN SIND DAMIT AUFGEWACHSEN, KONNTEN DARÜBER EINE HALTUNG ENTWICKELN UND HABEN VIELLEICHT AUCH DESHALB DEN ANTRIEB, WEITERZUDENKEN.« Als VWL- und Politik-Student betrachtete der Bio-Pionier den wirtschaftlichen Wachstumszwang bereits in den 70er-Jahren kritisch. Damals wie heute setzt er sich für eine ökologische Ökonomie ein. Dabei schließen sich soziale Verantwortung und Wirtschaftlichkeit für ihn nicht aus; neben Idealismus sei ein gewisser Rationalis-

mus in sozialen Unternehmen wichtig. »Je effektiver ich wirtschafte, desto sozialer und gemeinnütziger kann ich wirken. Es ist wichtig, dass Unternehmen ihre Motivation wirklich durchleuchten und eine Agenda haben, auf der soziale, ökonomische und ökologische Nachhaltigkeit im Fokus stehen«, sagt Krause.

15


ESSEN ALS POLITISCHE HANDLUNG BEGREIFEN

QUALITÄT, NICHT MITLEID Eine Agenda, die auch Salem El-Mogaddedi mit Conflictfood verfolgt. Einen verlässlichen Leitfaden bilden für ihn dabei die Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen, an denen Conflictfood das unternehmerische Handeln ausrichtet. Das Start-up handelt mit Bio-Tee, -Ingwer und -Kaffee aus Myanmar, mit Bio-Freekeh, einem Urgetreide aus Palästina und mit Safran, der von den Feldern eines Frauen-Kollektivs in Afghanistan stammt, das zuvor im Opiumanbau tätig war. »Wir wollen, dass unsere Produkte gekauft werden, weil sie eine sehr gute Qualität haben – nicht aus Mitleid«, sagt El-Mogaddedi, der früher im Mode- und Marketingbereich sowie als freier Mitarbeiter für Nichtregierungsorganisationen in Afghanistan und Pakistan aktiv war. »Wir sehen einen großen Hebel darin, Menschen in Krisenregionen neue Absatzmärkte zu eröffnen, sie fair zu bezahlen und so gemeinsam mit ihnen den Weg aus der Armut zu gehen und Fluchtursachen somit an der Wurzel zu bekämpfen«, sagt El-Mogaddedi. Ihm kommt es darauf an, dass diese Hilfe zur Selbsthilfe aufrichtig und wertschätzend ist, niemals bevormundend. »Entwicklungshilfe ist grundsätzlich sehr wichtig, jedoch dürfen wir die Menschen vor Ort nicht in eine Abhängigkeit oder Passivität bringen.«

O r t s t er m i n

Bioboom Frühjahr 2021

SOZIALES UNTERNEHMERTUM ALS NORMALFALL DER ZUKUNFT Was Conflictfood neben qualitativ hochwertigen Produkten außerdem in die Welt tragen will: Länder wie Afghanistan sind mehr als Terror und Taliban. Zu jedem Produkt erhalten die Kunden und Kundinnen – analog als Journal oder digital per QR-CodeScan – Informationen zur (Ess-)Kultur des jeweiligen Landes. So will El-Mogadeddi das Bewusstsein dafür schärfen, dass Essen immer auch eine politische Handlung ist. »Am besten wäre es natürlich, wenn es Conflictfood gar nicht gäbe. Aber die Welt ist leider nicht frei von Kriegen und Konflikten. Uns ist es wichtig, dass Menschen ihren Konsum reflektieren. Wenn ich etwas kaufe, muss ich mich immer fragen: ›Ist es ein nachhaltiges Produkt oder leiden in der Wertschöpfungskette Mensch, Tier und Natur?‹«

Was die Bio-Pionier:innen der späten 70er und die heutige Gründer:innengeneration verbindet: Sie fühlen sich als Teil einer Bewegung, die alles daran setzt, nachhaltig ökonomische, ökologische und soziale Zukunftslösungen für Umwelt und Gesellschaft zu finden. Und sie wollen Impulse für Veränderung setzen. »Man muss bei sich selbst anfangen und darf die Verantwortung nicht auslagern«, sagt Heyho-Gründer Duffner. Derzeit arbeitet die Lüneburger Bio-Rösterei mit Hochdruck an der Replizierbarkeit ihres Geschäftsmodells. »Wir wollen andere Unternehmen künftig dabei begleiten, so zu arbeiten wie wir.« Soziales Unternehmertum soll künftig keine Ausnahme mehr sein, sondern die Norm. ∙ ESTHER SAMBALE

16

Foto: © Conflictfood

CONFLICTFOOD —

»WENN ICH ETWAS KAUFE, MUSS ICH MICH IMMER FRAGEN: IST ES EIN NACHHALTIGES PRODUKT ODER LEIDEN IN DER WERTSCHÖPFUNGSKETTE MENSCH, TIER UND NATUR?«


ANZEIGE


– Spinatreis –

SPA NA KOR I Z O Risotto auf Griechisch. Ein ­simpler, ­leichter, sehr ­saftiger Klassiker m ­ it ­weniger Reis, dafür sehr viel Spinat, Dill und frischer Z ­ itrone. Willkommen, Frühling! R E ZEP T T IPP ZUTATEN FÜR 2 PERSONEN 400 g BLATTSPINAT (WURZELSPINAT), 150 g ZWIEBELN, 20 g DILL, CA. 4 EL OLIVENÖL, 120 g CARNAROLIREIS (RISOTTOREISSORTE, ­ ALTERNATIV ARBORIO-REIS), 50 ML/G TROCKENER WEISSWEIN, SALZ, 1 ZITRONE, SCHWARZER PFEFFER AUS DER MÜHLE

∙ Spinat putzen, in stehendem Wasser mehrfach gründlich waschen, abtropfen l­assen und grob hacken. Zwiebeln schälen und fein hacken. Dill abzupfen, einige Spitzen zur Seite stellen, Rest fein hacken. ∙  In einer Sauteuse/Stielkasserolle 2 EL ­Olivenöl auf mittlerer bis hoher Hitze erhitzen. Zwiebeln darin unter häufigem ­Rühren glasig anschwitzen. Reis dazugeben, kurz mitschwitzen. Mit Wein ablöschen. Fast komplett einreduzieren lassen. Gehackten Spinat dazugeben, ­zusammenfallen lassen. Ca. 250 ml/g Wasser angießen, salzen und auf kleiner Flamme offen ca. 15 ­Minuten (je nach Reissorte) al dente garen. Dabei ab und zu umrühren. Der Reis soll gar sein, aber noch nicht zerfallen. Dill einrühren. Mit feinen Zesten von ½ Zitrone sowie 1 bis 1,5 EL Zitronensaft, 1 bis 2 EL Olivenöl und schwarzem Pfeffer würzen, frisch-­zitronig abschmecken.  ∙  Spinatreis auf zwei tiefe Teller verteilen, evtl. noch mit Olivenöl beträufeln und ein paar Zitronenzesten darüberreiben. Die Dillspitzen daraufstreuen. ∙  Mit zusätzlichen Zitronenschnitzen servieren und mit dem Löffel essen.

K AT H A R I N A S E I S E R S T I P P »Schmeckt (mir) nur frisch ­zubereitet oder etwas abgekühlt, aber nicht aus dem Kühlschrank oder gar aufgewärmt – geht aber ohnehin ganz schnell. Schwarze Kalamata-Oliven in Öl passen gut dazu.«

KOCHEN

Bioboom Frühjahr 2021

VARIANTE Gibt’s auch in einer roten Variante (N T O M A T O R I Z O) entweder mit Tomatenmark oder stückigen Tomaten ­ (P O L P A) und dann weniger ­Wasser. Oft werden zusätzlich ­1 bis 2 klein geschnittene Frühlingszwiebeln mit angeschwitzt, dann etwas weniger Zwiebel verwenden. Wird auch gern mit anderen Gemüsen als Lauchreis (P R A S O R I Z O) oder Kohlreis (L A C H A N O R I Z O) zubereitet.

18


BUCH TIPP KURZCHECK + V EGANE GERICHTE MIT TRADITION + L ÄNDERKÜCHEN VON AUSTRALIEN BIS ZYPERN + BEGEISTERUNG FÜR GUTES ESSEN

Rezept aus: Katharina Seiser – »Immer wieder vegan«, Foto: © Vanessa Maas, Brandstätter Verlag

Veganes aus aller Welt Ein Reiseführer ins Reich der traditionellen Pflanzenküche – Vegan ist Trend, oder? Ja schon, aber … vegane Gerichte gehören seit jeher zum Welterbe der Länderküchen, egal ob Deutschland, Georgien oder China. In »Immer wieder vegan« stellt die österreichische Kochbuchautorin nun bereits zum zweiten Mal »das Beste der traditionellen pflanzlichen Küchen aus aller Welt« vor. (Der Vorgänger heißt »Immer schon vegan«, erschien 2015 und hat uns damals ebenfalls sehr gut gefallen.) Für die Rezepte braucht es keine Milch- und Fleischersatzprodukte, Gemüse steht klar im Fokus – dabei empfiehlt die Autorin wärmstens, Wert auf (Bio-)Qualität und Saisonalität zu legen. Entsprechend sind die Kapitel in Frühling, Sommer, Herbst, Winter sowie die fünfte

Saison »Jederzeit« gegliedert. Innerhalb jedes Kapitels finden sich Vorschläge für Frühstück, warme und kalte Mahlzeiten sowie Süßes. Das Spektrum der Gerichte ist beeindruckend: Wie wäre es mal mit chinesischen gefalteten Sesambrötchen zum Frühstück, mallorquinischem Sommergemüseauflauf oder nigerianischen Krapfen in Gewürzzucker? Überzeugt hat uns auch der warenkundliche Teil, der bereits beim Lesen Appetit macht – und natürlich die schöne Ausstattung (Leineneinband und Lesebändchen!) KATHARINA SEISER »Immer wieder vegan«, 192 Seiten, Hardcover (Leinen), Brandstätter Verlag, 32,00 € (D)

NEU

R E I N H E I T F Ü R H A U T U N D H A A R Ghassoul, zu deutsch Lavaerde ist eines

GE W IN N EN

der traditionellen Schönheitsgeheimnisse des Orients. Die 100 Prozent reine, mineralstoffreiche Erde reinigt Haut und

BIOBOOM VERLOST* drei Mal das Buch »Immer wieder vegan«. Schickt bis zum 30. April 2021 eine E-Mail, eine Postkarte oder ein Fax an: R ­ edaktion Bioboom, Stichwort: »Immer wieder«, Vordere Schöne­worth 17a, 30167 Hanno­ver, Fax 0511.16 15 925, gewinnen@­bioboom.de und bitte vergesst nicht Eure Postadresse!

Haar besonders mild – ohne Tenside. Auch Kläranlagen und Gewässer werden nicht belastet. Von Ayluna gibt’s Lavaerde pur und gebrauchsfertig angerührt.

*  Der Rechtsweg ist ausgeschlossen, Umtausch oder Barauszahlung der Gewinne nicht ­möglich. ­Ebenfalls ausgeschlossen ist die Teilnahme über Dritte, die die Teilnahme an Gewinn­ spielen ­gewerblich vermitteln. Die Adressen werden ausschließlich für die Abwicklung des Gewinnspiels genutzt.

AYLUNA NATURKOSME TIK GMBH KOCHEN

bioboom.de

19

info@ayluna.de · www.ayluna.de


4 mittelgroße Süßkartoffeln (etwa 600 g), gewaschen 1 EL Sesamöl 4 EL Ponzu (s. u.) einige Tropfen Trüffelöl oder, wenn Sie es sehr ausgefallen wollen, 5 g frische, schwarze, geriebene Trüffel einige Prisen schwarze und weiße Sesamsamen (oder nur weiße, wenn sich schwarze nicht auftreiben lassen). Heizen Sie den Backofen auf 220 °C vor. Bepinseln Sie jede Süßkartof­ fel mit Sesamöl. Wickeln Sie sie in Alufolie, legen Sie sie aufs Back­ blech und backen Sie sie 30 bis 50 Minuten lang, bis sie durchgegart sind. (Ich nehme ein Essstäbchen, um das zu testen: Es sollte leicht in und durch die gesamte Kartoffel hindurchgleiten.) Nehmen Sie die Kartoffeln aus dem Ofen und lassen Sie sie etwas abkühlen. In der Zwischenzeit rühren Sie Ponzu, Trüffelöl, bzw. geriebenen Trüffel und Sesamöl zusam men, das vom Einpinseln übrig geblieben ist. Schneiden Sie die Süßkartoffeln auf und geben Sie die Ponzu-Mischung

R E Z E P T T I P P

»In Japan verkauft man gebackene

darüber. Mit Sesamsamen garniert

Süßkartoffeln von kleinen motori­

servieren.

sierten Vehikeln aus. Sie werden dort gekocht und auf einem Bett aus heißen Steinen warmgehalten. Ich

Ponzu — Ergibt etwa 250 ml

finde ihr honigsüßes Aroma unwider­ stehlich. Japanische Süßkartoffeln

200 ml Sojasauce

schmecken so allerliebst, dass sie pur verkauft werden – ohne jegli­

Saft von 2 Zitronen oder von 3-4

che Zutat. Das ist lecker, aber ich

Limetten (oder eine Mischung aus

kann das so nicht in ein Kochbuch

beiden, etwa 3 TL Saft insgesamt)

schreiben (»Zutaten: Süßkartof­ feln. Zubereitung: Backen Sie* die

20-30 g weißer oder brauner Zucker

Süßkartoffeln. Ende«) Das Folgende

(nach Geschmack)

ist ein geringfügig komplexer Vor­ schlag, der die Süße der Kartoffeln

2 TL Speisestärke

mit der Säure von Ponzu ergänzt und ihren erdigen Geschmack mit einer

Rühren Sie alles zusam men, bis sich

Winzigkeit Trüffel unterstreicht

der Zucker aufgelöst hat. Falls nö­

(Trüffel kann, muss nicht sein).«

tig, mit mehr Zucker abschmecken (die Sauce sollte nicht süß, aber auch nicht zu sauer sein; fügen Sie

* Anmerkung der Redaktion: Bitte wundert Euch nicht. Tim siezt seine Leser:innen. Wir haben uns entschieden, seinen Originalton zu übernehmen.

Bioboom Frühjahr 2021

Zucker hinzu, falls Ihnen der Ge­ schmack zu kantig ist).

20

Rezept aus: Tim Anderson, »Japan easy vegan«, Rezeptfoto: © Südwest Verlag

Getrüffelte Süßkartoffeln mit Ponzu KOCHEN

Ergibt 4 Portionen


J A P A N

E A S Y

V E G A N

Japanische Pflanzenküche von klassisch bis modern

Aus nachhaltiger Küstenfischerei

BUCH TIPP K UR ZCHECK + spannende und größtenteils unkomplizierte Rezepte + Zutaten gut erläutert + amüsant bis nassforsch

Die japanische Küche gilt nicht unbedingt als eine der vegan-freundlichsten der Welt: Wagyu-Rindfleisch, Thunfisch, gebratenes Huhn, Brühen aus Schwein und Trockenfisch … Und doch: Auch in Japan gibt es natürlich vegane Gerichte – und andere, wie Sushi oder Ramen, lassen sich ganz einfach veganisieren. In »Japan easy vegan« versammelt der aus den USA stammende und in Großbritannien lebende Autor und Koch Tim Henderson über 80 Rezepte des modernen japanischen Soul Foods: Von Klassikern wie Gemüse-Tempura und Onigiri bis zu modernen Interpretationen wie Blumenkohl-Katsu-Curry oder französische Zwiebel-Ramen. Auch Desserts und Getränke kommen nicht zu kurz. Gut gefallen haben uns die HintergrundinformaERSCHEINT AM 15. MÄRZ 2021

tionen zu »umami«, dem herzhaften Geschmack, den wir fälschlicherweise oft nur mit tierischen Lebensmitteln verbinden. Ihr erfahrt auch, was Ihr mit Zutaten wie Mirin, Dashi, Panko oder Yuzu anstellen könnt und wo Ihr sie bekommt – das macht das Buch spannend nicht nur für Veganer:innen, sondern für alle, die einen »easy« Einstieg in die japanische Küche suchen. Tim Hendersons Stil schrammt für unseren Geschmack manchmal ein bisschen haarscharf an »zu lustig« vorbei (»Schwierigkeitsgrad: So einfach, dass Sie sich ein neues Hobby suchen müssen, sollten diese Rezepte Ihr Kochtalent übersteigen«). Trotzdem: Das Buch füllt definitiv und kompetent eine Lücke im veganen Kochbuchregal!

TIM ANDERSON »Japan easy vegan«, 208 Seiten, gebunden, Südwest Verlag, 32,00 € (D)

Gewinnen BIOBOOM VERLOST* fünf Mal das Buch »Japan easy vegan«. Schickt bis zum 30. April 2021 eine E-Mail, eine Postkarte oder ein Fax an: Redaktion Bioboom, Stichwort: »Japan«, Vordere Schöne­worth 17a, 30167 Hannover, Fax 0511.16 15 925, gewinnen@bioboom.de, bitte vergesst nicht Eure Postadresse!

ARTENVIELFALT ERHALTEN MEERESGRUND SCHONEN KLEINFISCHEREI UNTERSTÜTZEN

* Der Rechtsweg ist ausgeschlossen, Umtausch oder Barauszahlung der Gewinne nicht m ­ öglich. ­Ebenfalls ausgeschlossen ist die Teilnahme über Dritte, die die Teilnahme an Gewinn­spielen g­ ewerblich vermitteln. Die Adressen werden ausschließlich für die Abwicklung des Gewinnspiels genutzt.

KOCHEN

bioboom.de

21

Erhältlich in Ihrem Bio-Markt

www.wild-ocean.de


GUT ESSEN

Doppelt gut

Gratiniert köstlich ↑ Zwar sehnen wir uns alle nach dem Frühling, aber die Realität draußen ist bis auf weiteres nasskalt. Deshalb haben auch herzhafte, leckere Seelentröster aus dem Backofen nach wie vor Hochkonjunktur. Dass Auflauf, Gratin oder Lasagne auch ohne Käse und Sahne auskommen, beweist die neue Allos Gratin Cuisine. Mit nur 4 Prozent Fett ist sie eine leichte, rein pflanzliche Alternative zu Sahne. Die glutenfreie Rezeptur setzt sich aus Reis und einer Prise Meersalz zusammen und ist ganz klassisch mit einem Hauch Muskatnuss verfeinert. Sie wird einfach wie Sahne im Gratin verwendet und sorgt dafür, dass Ihr Sahne oder Käse nicht vermissen werdet. ∙ allos.de

↑ Ist es ein Power-Snack oder ist es ein kleiner Luxus für jeden Tag? Bei den Choco Fruits von MorgenLand ist die Antwort ganz klar ein doppeltes: Ja! Den Power-Part übernehmen die sonnengereiften aromatischen Früchte, für den Luxus ist feinste dunkle Schokolade zuständig, ausschließlich mit Kokosblütenzucker gesüßt und selbstverständlich vegan. Die Früchte stammen aus MorgenLand Bio-Projekten: Saftig-süße Deglet Nour-Datteln aus Algerien, aromatische Feigen und feinherbe Sauerkirschen aus der Türkei. Die köstlichen Grenzgänger zwischen edlem Snack und feiner Confiserie sind jedenfalls Favoriten für alle, die eine Extra-Portion Power und Genuss in einer Packung wollen. ∙ morgenland.bio

Geballte Power ← Während die Beete draußen noch kahl sind, kann auf der Fensterbank bereits die Ernte eingefahren werden: Die Keimsaatenmischung von Sonnentor enthält Linsen, gelben Senf und Bockshornklee, die sowohl geschmacklich als auch bei der Keimzeit bestens zueinander passen – die Anleitung, wie es optimal funktioniert, wird auf der Verpackung mitgeliefert. Schon nach vier bis sechs Tagen sind die Sprossen ausgekeimt und dann genießen wir die ganze Kraft der Mini-Pflänzchen zum Beispiel in Salaten, grünen Smoothies oder als Topping auf dem Butterbrot. Übrigens: Kräuter- und Gewürzspezialist Sonnentor hat insgesamt zehn leckere Sorten Keimsaaten im Sortiment und praktisches Zubehör findet Ihr dort auch. ∙ sonnentor.com

Aktive Starthilfe Mit den 5-Korn Aktiv Müslis aus der Bohlsener Mühle gestaltet → sich der Start in einen aktiven Tag ganz einfach und dabei ausgesprochen lecker. Die Zutatenliste liest sich wie ein »Who’s who« der ÖkoLandwirtschaft: Vollkornflocken aus Hafer, Dinkel, Gerste, Roggen und Einkorn bilden die starke Basis, ergänzt mit Leinsamen und Sonnenblumenkernen. Regionalität liegt der Bohlsener Mühle besonders am Herzen: Das eingesetzte Getreide wird von Bioland-Partner-Landwirten im Umkreis von 200 Kilometern um den Firmensitz angebaut und dort vor Ort verarbeitet. Die aromatische »Feine Früchte«- und die exquisite »Sieben Beeren«-Mischung enthalten lediglich ihre natürliche Fruchtsüße und sind palmölfrei. Die Sorte »Schoko-Kakaonibs« wird ausschließlich durch die Beigabe von Schokolade gesüßt. Sie überzeugt dank gerösteter Kakaobohnen mit feinherb-knuspriger Schokoladen-Note. ∙ bohlsener-muehle.de

G U T E SS E N

Bioboom Frühjahr 2021

22


GUT ESSEN Oliven mit Wow-Effekt Mani Bläuel bringt die medi- → terrane Olivenkultur nach Deutschland: Zum Beispiel mit dem Olivenmix mit Chili und Kräutern. Hier vereinen sich fruchtige Kalamon-Oliven mit bissfesten grünen Konservolia-Oliven in einer Marinade aus bestem ManiOlivenöl, Chili, Rosmarin und Majoran. Bei Mani werden die Tafeloliven schonend und natürlich, ohne Zugabe von Konservierungsstoffen durch Fermentierung verarbeitet. So bieten sie Rohkostqualität mit allen wertvollen Inhaltsstoffen und authentischem Geschmack. In den Mittelmeerländern sind Oliven so etwas wie ein Grundnahrungsmittel: Sie sorgen für Aromenfülle und sind – ebenfalls nicht unwichtig – sehr dekorativ. Ihr seid trotzdem nicht überzeugt von Oliven? Vielleicht habt Ihr einfach noch nie die Richtigen getroffen bzw. gegessen! ∙ mani.bio

Feinkostsaucen. Zum Verfeinern von Gemüse, Fisch oder Fleisch.

VEGAN GLUTENFREI Erfahren Sie mehr über dieses Rezept und viele weitere Produkte unter www.sanchon.de

Perfektes Pflanzenfleisch ↑ Habt Ihr auch Lieblingsgerichte, bei denen Ihr den »fleischigen« Biss einfach nicht missen möchtet? Die veganen Protein Chunks von Govinda übernehmen den Job von Rind, Schwein, Lamm und Huhn. Jeweils passend als Flocken, Hack oder Schnetzel bereichern sie Bolognese, Lasagne, Geschnetzeltes oder Chili mit ihrer perfekten Textur. Der Geschmack ist neutral, so nimmt er die Aromen und Gewürze Eurer Kreationen dankbar auf und bringt sie so richtig zur Geltung. Die Govinda Protein Chunks werden aus europäischen Erbsen und Ackerbohnen hergestellt und punkten mit satten 53 Prozent Proteinanteil. Sie sind soja-, gluten- und palmölfrei. Da die Protein Chunks getrocknet sind, eignen sie sich ideal für den Vorrat und damit für spontane Kochaktionen. Vor der Zubereitung werden sie einfach in Wasser eingeweicht. Bioboom-Tipp: Mit Algenblättern und Zitrone lassen sich aus den Protein Chunks auch feine »Fisch«-Gerichte zaubern! ∙ govinda-natur.de

G U T E SS E N

bioboom.de

23

So isst die Welt.


SPROSSEN UND MICROGREENS

WARENKUNDE

Bioboom Frühjahr 2021

24


SELBST WENN DIE FRÜHLINGSSONNE SCHEINT UND ES IM WALD UND AUF DEN BEETEN L ANGSAM LEBENDIG WIRD: BIS DIE ERSTEN FRÜHLINGSGEMÜSE GEERNTE T WERDEN KÖNNEN, DAUERT ES NOCH EIN PA A R WO CHEN. S PRO S S EN U ND M I CRO GR EEN S LIEFER N K N ACK I GES G R Ü N U ND J ED E M EN G E N Ä HR STO FFE. U ND: S IE L A S S EN S I CH M IT ÄUSSERST ÜBERSCHAUBAREM AUF WAND ZU HAUSE ZIEHEN.

Ein duftiges Häufchen Kresse auf dem Salat, knackige Mungobohnen in der AsiaPfanne oder attraktive Microgreens von roter Beete machen sich einfach gut, wenn es darum geht, das gewisse Etwas und knackigen Biss zu verleihen. Außerdem sind die Mini-Pflanzen nicht nur dekorativ, sondern können auch mit ihren inneren Werten punkten. JEDER SA MEN EIN KLEINES KR AF T WERK

So ein Samen, egal ob Kräuter- oder Gemüsesamen, Getreidekorn, Hülsenfrucht oder Kern, hat in sich ordentlich Vorräte, die es braucht, um eine neue Pflanze wachsen zu lassen – zum Beispiel Fette und Proteine, Mineralien und Spurenelemente. Kommen Wärme und Feuchtigkeit, gegebenenfalls auch Licht dazu, geht es los: Der Keimling entfaltet jede Menge Stoffwechselaktivitäten. Nährstoffe werden neu gebildet, der Vitamingehalt steigt. In fettreichen Samen steigen häufig die Gehalte an mehrfach ungesättigten Fettsäuren und Aminosäuren

WARENKUNDE

bioboom.de

an. Komplexe pflanzliche Kohlenhydrate wie Stärke werden umgebaut. Manchmal werden sogar Substanzen, die den Keim unbekömmlich machen, abgebaut. Gleichzeitig entstehen Geschmacksnoten von süß über würzig-scharf bis nussig. V I TA L I TÄT U N D E N E R G I E P U R

vertilgen muss, damit sie zu Buche schlagen. Aber zum Glück geht es beim Essen nicht um mikrogrammgenaue Nährstoffaufnahme, sondern um Genuss und Vielfalt. Und, auch wenn das natürlich nicht wissenschaftlich zu belegen ist: Man hat das Gefühl, diese ganze jugendliche Energie und Vitalität zu futtern. SPROSSE ODER MICROGREEN?

Das Resultat dieser ganzen Aktivitäten sind Mini-Pflänzchen, die mehr und andere Nährstoffe enthalten als der Samen, aus dem sie hervorgegangen sind: Zum Beispiel Vitamine wie B1, B2, C, E, Niacin und Folsäure. Sie sind relativ kalorienarm und liefern Ballaststoffe. Kein Wunder, dass Sprossen und Microgreens als besonders gesund gelten. Allerdings sollte man hier genau hinschauen. Im direkten Vergleich zu Gemüse, wie zum Beispiel roher Paprika, relativiert sich nämlich der Vitamin C-Gehalt. Hinzu kommt: Die Winzlinge sind ausgesprochen leicht, selbst ein großzügiger Sprossenpuschel auf dem Salat wiegt nur wenige Gramm, so dass man schon ganz schöne Mengen

Der Unterschied, ob wir es mit einer Sprosse oder einem Microgreen zu tun haben, liegt weniger in der Pflanze, als im Anzuchtverfahren (ohne oder mit Erde) und der Phase, in der die Minis geerntet werden (ganz klein oder klein). Und: Während die Sprossen und Keimlinge ein Klassiker der Vollwertküche sind, haben sich Microgreens (wie schon der Name vermuten lässt) in den vergangenen Jahren als Trend aus dem angloamerikanischen Raum etabliert und ihren Weg über die Spitzengastronomie in unsere Fensterbänke gefunden. Also, schauen wir genauer hin. →

25

25


KL ASSIKER KRESSESCHAF

DIE TRENDIGEN MICROGREENS

Habt Ihr auch mal so ein Tontier gehabt, das erst in Wasser eingeweicht und dann mit Kressesamen bestrichen wurde? Und voll Staunen beobachtet, wie dem Tontier ein grünes Blättchenfell wuchs, das dann auf dem Butterbrot verspeist wurde? Ein klassisches Beispiel für die heimische Sprossenzucht: Die Samen werden ohne Erde, nur mit Wärme, Feuchtigkeit und Licht zum Keimen gebracht. Sobald ein Keim beziehungsweise ein Spross sichtbar ist, werden sie verspeist und ihr kurzes Leben ist vorbei. Das Kresseschaf ist übrigens dekorativ, aber unpraktisch. Wenn Ihr Ernst machen wollt, habt Ihr natürlich diverse Möglichkeiten: Minimalist:innen reicht ein leeres Glas, über das ein Stück Fliegengitter mit einem Gummiband gespannt wird oder ein zum Sieb durchbohrter Deckel. Wer regelmäßig Sprossen ziehen möchte und/oder ästhetische Ansprüche hat, legt sich vielleicht irgendwann Gläser mit Ständern zu, oder mehrstöckige Sets, mit denen sich diverse Sorten in diversen Anzuchtstadien gleichzeitig produzieren lassen. Das Grundverfahren bleibt aber immer das Gleiche: Die Keimsaat wird für einige Stunden oder über Nacht eingeweicht, abgegossen und regelmäßig mit frischem Wasser gespült.

Im Unterschied zu Sprossen werden Microgreens wie »richtige Pflanzen« in Anzuchterde gesät. Sie werden geerntet, wenn sie wenige Zentimeter lang sind und bereits das erste Blätterpaar gebildet haben – manche Sorten wachsen nach dem Schnitt sogar mehrmals nach. Damit sind sie etwas »salatiger« und intensiver als Sprossen – und ausgesprochen dekorativ. Ob Ihr sie einfach in flachen Gefäßen, die im Haushalt gerade vorhanden sind, zieht, oder in stylischen Behältnissen, die extra für diesen Zweck angeboten werden – das liegt ganz bei Euch. Entscheidend ist, dass weder die zarten Pflänzchen zu feucht werden, noch sich in der Anzuchterde Schimmel bilden kann. Sowohl bei Sprossen als auch bei Microgreens liefern die Hersteller detaillierte Anleitungen für jede Sorte mit. KEIMLINGE OHNE KEIME

Wer bei der Onlinesuche »Sprossen« eingibt, bekommt mit relativ hoher Wahrscheinlichkeit auch den Suchvorschlag »Sprossen gefährlich« angezeigt. Upps? Im Frühjahr 2011 kam es vor allem im norddeutschen Raum zu einer Reihe von Infektionen mit EHEC-Keimen. Als wahrschein-

DA S G R U N DVER FA H R EN B LEI BT A B ER I M M ER DA S G LEI CH E: D I E K EI M S A AT W I R D FÜ R EI N I G E ST U N D EN O D ER Ü B ER N ACH T EI N G E W EI CH T, A B G EG O S S EN U N D R EG EL M Ä S S I G M IT FR I S CH E M WA S S ER G ES PÜ LT.

WARENKUNDE

Bioboom Frühjahr 2021

26


D I E ER N T E S O LLT E I M M ER FR I S CH VER S PEI ST W ER D EN – K EI N PR O B LE M , W EN N M A N S I E D I R EK T AU S D E M TO PF S CH N EI D E T.

B E I M A U S G A N G S M AT E R I A L IST BIO TRUMPF

lichster Auslöser des Krankheitsausbruches wurde der Verzehr von (Bockshornklee-) Sprossen ermittelt. Damit geriet das »grüne Lebensmittel« in den Fokus, seitdem gelten neue Kriterien zur Lebensmittelsicherheit. Das heißt nicht, dass Sprossen und Microgreens per se problematisch wären. Wer Keimlinge ohne Keime genießen will, achtet beim Umgang mit den kleinen Grünen ganz besonders auf Sauberkeit – wie man es aus der omnivoren Küche ja auch für den Umgang mit Lebensmitteln wie rohem Fleisch, besonders Hackfleisch, oder Eiern kennt. Also, hier haben wir es sozusagen mit der veganen Parallele zu rohen Eiern zu tun. Wer eine geschwächte Immunabwehr hat, zum Beispiel Kinder, Senioren und Seniorinnen oder Schwangere sollten deshalb besser darauf verzichten, rät das Bundesamt für Risikobewertung (BfR), oder sie nur nach gründlichem Erhitzen verspeisen. Die Ernte sollte immer frisch gegessen werden – kein Problem, wenn man sie direkt aus dem Topf schneidet. Fertig gekaufte Sprossen und Microgreens sollten ebenfalls kühl gelagert und möglichst schnell verbraucht werden – und zwar nach gründlichem Waschen.

WARENKUNDE

bioboom.de

DAS WHO’S WHO DER KEIMLINGE

Alfalfa, Amaranth, Basilikum, Bockshornklee, Borretsch, Brokkoli, Buchweizen, Dill, Erbsen, Fenchel, Hanf, Klee, Kichererbsen, Kohlrabi, Linsen, Kresse, Mangold, Mizuna, Möhre, Mungobohne, Radieschen, Rettich, Roggen, Rote Beete, Rotkohl, Rucola, Sonnenblume, Schnittknoblauch, Senf, Weizen, Zwiebel … diese Aufzählung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Und natürlich macht es auch Spaß, diverse Sprossenmixe auszuprobieren. Am besten – gerade am Anfang – fertig kaufen: Denn dann kann man sicher sein, dass sie sowohl geschmacklich als auch von der Keimzeit her zusammenpassen. Ein Wort der Warnung an Experimentierfreudige: Pflanzen, die giftige Blätter bilden, also zum Beispiel Rhabarber, Tomaten, Auberginen oder Kartoffeln, sind absolut ungeeignet.

Grundsätzlich empfiehlt es sich, für Sprossen und Microgreens zuhause immer Saatgut verwenden, das ausdrücklich dafür vorgesehen ist. Denn hier wird bei der Herstellung und Verpackung besonders darauf geachtet, Keime zu reduzieren (siehe oben). Und wer sicher sein möchte, dass das Ausgangsmaterial für die kleinen Grünen nicht bestrahlt, gebeizt oder ansonsten unnötig behandelt wurde, setzt natürlich auf Bio. Praktisch: Im Bio-Markt gibt es eine ordentliche Auswahl von Keimsaaten verschiedener Hersteller, zum Beispiel von Arche, BioSnacky, Eschenfelder oder Sonnentor – und das passende Zubehör oft ebenfalls. DIE KLEINSTE FORM DES GÄRTNERNS

Sprossen und Microgreens werten unsere Salate, Suppen, Smoothies und sogar Müslis auf. Ganz einfach und unproblematisch bieten sie uns dabei auch noch eine willkommene Chance, Lebensmitteln beim Wachsen zuzuschauen – Mini-Selbstversorgung sozusagen. Also: Den grünen Daumen hoch für die kleinste Form des Gärtnerns.

27


GUT LEBEN Hanf für Hand ← Noch nie haben wir uns so intensiv die Hände gewaschen wie im vergangenen Jahr und daran wird sich absehbar nichts ändern. Ohne eine kompetente Handcreme hinterher geht da gar nichts. In der Hanf-Handcreme des österreichischen Naturkosmetikpioniers STYX kommt kaltgepresstes Bio-Hanföl zum Einsatz. Die pflegende Wirkung des edlen Öls wird ergänzt mit Sheabutter, Ringelblumenöl und Zirbelkieferöl. Das Resultat duftet zart nach Nadelwald, ist angenehm aufzutragen und sorgt für ein samtiges, gepflegtes Hautgefühl. Die Tube besteht zu 96 Prozent aus nachwachsendem Zuckerrohr und ist kompostierbar. So leistet STYX einen nachhaltigen Beitrag, Plastikmüll zu reduzieren. Kein Wunder, dass eine Verbraucherjury die STYX Hand-Handcreme als »Bestes Bio 2021« auszeichnete. ∙ styx.at

Frühlingsfrische Das LOGONA Hyaluron Hydro Fluid trägt die Bezeich- → nung »Classic« mit Fug und Recht: Es ist ein kompetentes und multifunktionales Pflege-Basic. Sowohl Aloe vera als auch Hyaluron gelten als die Feuchtigkeitsspender schlechthin. LOGONA bringt sie in eine leichte, vegane, naturkosmetische Pflegeformel. Das feine Fluid aus BioAloe vera Saft, Aloe vera Perlen und natürlichem Hyaluron zieht schnell ein ohne zu kleben, verleiht ein frisches und ebenmäßiges Hautbild und polstert die Haut von innen auf. Und welche Haut würde sich nach dem Winter nicht über so eine Extraportion Frische und Feuchtigkeit freuen? ∙ logona.com

GUT LEBEN

Bioboom Frühjahr 2021

↑ Bei Room in a Box ist der Name Programm, wobei es eigentlich »Box in a Room« heißen müsste. Das junge Unternehmen macht aus Wellpappe Möbel – ideal für alle, die schnelle, leichte und nachhaltige Wohnlösungen suchen. Und nein, das hat nichts mit »wir packen unsere Umzugskartons einfach nicht aus« zu tun. Ob Bett oder Hocker, Stehschreibtisch oder Regal: Die Room in a Box-Möbel aus Pappe mit 70 Prozent Recyclingmaterial sind durchdacht und formschön und bieten dank modularem Aufbau jede Menge Gestaltungsmöglichkeiten. Auch die Haltbarkeit kann sich sehen lassen: Laut Room in a Box hat so ein Pappbett durchaus eine Lebenserwartung von zehn Jahren und kann mehrere Umzüge überleben. ∙ roominabox.de

Gewinnen

»Unser Boden, unser Erbe« Der Dokumentarfilm »Unser Boden, unser Erbe« zeigt, → wie wichtig und zugleich bedroht der Boden unter unseren Füßen ist. Eine dünne Humusschicht versorgt alle Menschen auf der Welt mit Lebensmitteln, sauberem Trinkwasser und sauberer Luft. Um zehn Zentimeter fruchtbare Erde zu bilden, braucht unser Planet mehr als 2.000 Jahre. Doch: Die Menschheit nutzt Böden, als wären sie unerschöpflich. Wie muss sich die Landwirtschaft, die Gesellschaft ändern, damit diese Ressource gesund und lebendig bleibt? Was kann jeder Mensch im Alltag tun? Ein inspirierendes Plädoyer für eine zukunftsfähige Landwirtschaft und nachhaltige Ernährung.

Von Pappe

BIOBOOM VERLOST* fünf Mal die DVD »Unser Boden, unser Erbe«. Schickt bis zum 30. April 2021 eine E-Mail, eine Postkarte oder ein Fax an: Redaktion Bioboom, Stichwort: »Boden«, Vordere Schöne­ worth 17a, 30167 Hannover, Fax 0511.16 15 925, gewinnen@bioboom.de, bitte vergesst nicht Eure Postadresse!

ERSCHEINT AM 26. MÄRZ 2021

* Der Rechtsweg ist ausgeschlossen, Umtausch oder Barauszahlung der Gewinne nicht ­möglich. ­Ebenfalls ausgeschlossen ist die Teilnahme über Dritte, die die Teilnahme an Gewinn­ spielen ­gewerblich vermitteln. Die Adressen werden ausschließlich für die Abwicklung des Gewinnspiels genutzt.

28


Unser neuer Alltagsbegleiter

GUT LEBEN

Händedesinfektions-Spray in der praktischen Taschengröße Ö K O L O G I S C H

K O N S E Q U E N T

Mini Garten daheim ↑ Microgreens sind ein echter Hit im Fensterbank-Garten. Die jungen Pflänzchen werden frisch geerntet und liefern eine willkommene Portion Extra-Nährstoffe. Ganz ehrlich: In fast jedem Haushalt dürfte es ein Gefäß geben, in dem man die Mikro-Pflänzchen ziehen könnte. Maximal stylisch und minimal aufwändig ist das Angebot von Heimgart: Formschöne Porzellanschalen mit Edelstahleinsatz, plus biozertifizierte Saat-Pads lassen die Pflänzchen auch ohne Erde sprießen und erfordern bis zur Ernte keine nennenswerte Aufmerksamkeit. Wenn eine Generation Microgreens »durch« ist, kann das Ganze in die Spülmaschine wandern und dann geht‘s wieder von vorne los. ∙ heimgart.com

Strukturstark ↑ Mal eine andere Haarfarbe? Aber bitte ohne Chemie? Pflanzenhaarfarben sind die natürliche Alternative. Sie respektieren die innere Struktur jedes einzelnen Haares und umschließen es mit einer schimmernden Lasur. So wird das Haar beim Färben gleichzeitig gepflegt und gestärkt. Die Ayluna Pflanzenhaarfarben sind 100 Prozent Bio, vegan und halal. 14 Farbtöne stehen für perfekte Ergebnisse und angenehme Anwendung. Sie bestehen lediglich aus fein vermahlenen Blättern, Kräutern, Früchten und Gewürzen ohne Hilfs- und Füllstoffe. Ayluna ist stolz darauf, dass alle Zutaten zu 100 Prozent aus kontrolliert biologischem Anbau stammen, denn das ist auch in der Naturkosmetik noch keine Selbstverständlichkeit. Was uns gefällt: Auf jeder Verpackungen ist nicht nur die Haar- sondern auch die Hautfarbe anders – ein Statement für Diversität. ∙ ayluna.de GUT LEBEN

bioboom.de

29

NEU 100 ml

Auf der Basis von rein pflanzlichem 70 %igem Alkohol wirkt das Händedesinfektionsmittel gegen behüllte Viren, Pilze, Hefen, Bakterien, einschließlich des Coronavirus SARS-CoV-2. Besonderheiten: Alle Inhaltsstoffe sind 100 % pflanzlich, mit reinen ätherischen Ölen aus 100 % kontrolliert biologischem Anbau. Das Sonett-Desinfektionsmittel desinfiziert ohne resistente Keime zu erzeugen – ganz ohne Chlor und Petrochemie. Wichtig: Sonett Händedesinfektion auf die trockenen Hände auftragen. | Mehr unter www.sonett.eu | Sonett – so gut. Die Sonett Händedesinfektion sicher verwenden. Vor Gebrauch stets Kennzeichnung und Produktinformation lesen.

Erhältlich im Naturkostfachhandel und bei Alnatura.


BE

SCHÜTZEN

-P

ol

lution-

e Pfl

g

e

De

tox- & A

i t n

& BEFREIEN U pd a t e N a t urko s m e t i k

Bioboom Frühjahr 2021

30


Gesundheit beginnt im Mund

Die Angriffe kommen von ­außen: Umbarmherzige UV-Strahlung, ­Feinstaub, Auto- und ­industrielle ­Abgase. Sogar die Luft in unseren

he s auch al athieverträglic homöopme erhältlich Zahncre

geheizten Behausungen und das blaue Licht unserer Bildschirme.

Apeiron Auromère® Kräuter Zahncremes – natürliche Zahnpflege für die ganze Familie

All das attackiert ­unsere Haut und lässt sie vor der Zeit ­altern. Und auch im ­Inneren ­unserer winterblassen Körper bilden sich freie ­Radikale, aus auf ein zer­störerisches Werk

Auromère® Kräuter Zahncremes sind ein wahres Schatzkästchen aus Kräuter- und Pflanzenwirkstoffen – natürliche, pflanzliche & ganzheitliche Pflege für Zähne, Zahnfleisch und eine ausgewogene Mundflora – ohne zugesetzte Fluoride, Tenside und volumenbildende Schäumer.

in den Zellen. Dazu kommt der ganze Müll der, glaubt man der ­alternativen Medi­zin, in Form von Schlacken in uns abgelagert wird. Wer will das schon? Schutz und Hilfe verspricht Detox- und Anti-­Pollution-Kosmetik. Gute Nachricht: Zwar gibt es jede Menge Spezial­produkte, aber bei

teile was gut fu.r dich ist

­Naturkosmetik ist Schutz und Hilfe für die gestresste Haut eigentlich ­immer schon inklusive.

↘ NATURKOSMETIK

U pd a t e N a t urko s m e t i k

bioboom.de

31

www.apeiron.care


op t s

ut

the p ol l

ion

!

H AU T I ST N IC H T N U R AU S S E N H Ü L L E U N D G R E N Z E Z W I S C H E N KÖ R P E R U N D U M W E L T, ­S O N D E R N E I N O RG A N I N E I G E N E M R E C H T.

D E T OX : F RÜ H L I NG S P U T Z I M KÖ R P E R

Gerade im Frühjahr hat alles Hochkonjunktur, was mit Entlasten, Befreien, Ausräumen, Entgiften und Entschlacken zu tun hat. Alte Klamotten aus dem Schrank endlich in den Second Hand-Laden bringen, die Schreibtischschublade, die als Allround-Ablage dient, entleeren, die Fenster putzen. Und natürlich auch: Die Diät, die die Kilos purzeln lassen soll, vielleicht eine Fastenkur, mindestens aber der Kräutertee zur inneren Reinigung, das Wiederbeleben der Neujahrsvorsätze, jetzt aber wirklich endlich Sport zu machen … der Frühling ist die Saison schlechthin, um Ballast abzuwerfen. G R E NZ E ZW I S C H E N AU S S E N UND INNEN

Sich dabei auch der Haut zu widmen, ist keine schlechte Idee: Denn sie ist nicht nur die Außenhülle und Grenze zwischen Kör-

U pd a t e N a t urko s m e t i k

per und Umwelt, sondern ein Organ in eigenem Recht – und zwar das größte des Körpers. Zwar ist sie, je nach Körperregion nur circa 1,5 bis 4 mm dick. Aber die Hautoberfläche eines erwachsenen Menschen beträgt immerhin circa 1,73 m² und mit so um die zehn bis 15 Kilo ist das Organ Haut ganz schön gewichtig. Entsprechend umfangreich ist auch das Aufgabenpaket, das es übernimmt: Sie schützt uns vor Sonneneinstrahlung und anderen äußeren Einflüssen, sie sorgt für Temperaturausgleich und sie schwitzt, was sie als Ausscheidungsorgan qualifiziert. KEINE HALDEN

Kein Wunder, dass Detox auch in der Kosmetik hoch im Kurs steht. Der Name bedeutet »Entgiften«, Detox soll also den Körper dabei unterstützen, eigene Stoffwechselprodukte, von Naturmedizinern gerne als »Schlacken« bezeichnet, und Giftstoffe aus der Umwelt auszuscheiden. Der

Bioboom Frühjahr 2021

Begriff Entschlackung als Analogie zur Reinigung von Hochöfen wurde übrigens von Otto Buchinger eingeführt, einem Anfang des 20. Jahrhunderts tätigen und bis heute bekannten Fasten-Arzt. Die Schulmedizin bewertet den Ansatz kritisch – »Schlacken« seien wissenschaftlich nicht nachweisbar, Verdauung, Schwitzen usw. sorgten in der Regel dafür, dass herausbefördert wird, was nicht reingehört. Fest steht: Auch wenn unsere Körper hoffentlich nicht mit den Schlackenhalden aus der Blütezeit der industriellen Revolution vergleichbar sind, sich bewusst zu ernähren und zu pflegen, vielleicht auch einmal für eine bestimmte Zeit etwas wegzulassen, das kann Haut, Körper und Seele nachhaltig gut tun. N AT U R KO S M E T I K L Ä S S T W E G , WA S N I C H T G U T T U T

Die gute Nachricht für alle, die auf echte Naturkosmetik setzen, also solche, die eines der anerkannten Label (NaTrue, Cosmos, ECOCERT) trägt: Im Vergleich zu herkömmlicher Kosmetik ist Naturkosmetik eigentlich sowieso Detox für die Haut. Denn hier wird jede Menge weggelassen, das der Haut nicht nur nicht nützt, sondern auch nicht guttut: Aggressive Konservierungsmittel, bedenkliche Emulgatoren, Rohstoffe aus der Erdölchemie, zum Beispiel. In diesem Zusammenhang interessant: Immer wieder berichten Menschen, die ihre Haut- oder Haarpflege von konventioneller auf Naturkosmetik umgestellt haben davon, dass sie eine Phase erlebten, in der sich Haut und Haar genauso umstellten, wie es der Körper bei einer Fastenkur oder nach einer Ernährungsänderung tun muss. N AT Ü R L I C H E P RO F I S

Und natürlich gibt es unter den naturkosmetischen Zutaten etliche ausgesprochene Detox-Profis. Wenn es um Reinigung geht, ist Erde ein heißer Tipp, und zwar sowohl als Heilerde, die übrigens nicht nur braun, sondern auch grün oder rosa sein kann (zum Beispiel von Cattier oder Luvos). Oder die marokkanische Lavaerde, die traditionell in Nordafrika als reizfreie Reinigung für Haut und Haar genutzt wird (zum Beispiel von Ayluna oder Logona). Die naturheilkundliche Tradition Europas steuert basische Kosmetik bei, die Haut und Kör-

32


per sowohl als Bad als auch als Pflege entlasten soll (zum Beispiel P. Jentschura). Es ist sicherlich kein Zufall, dass viele DetoxKosmetikzutaten wie Heilerde, Grüner Tee oder kaltgepresste pflanzliche Öle auch von innen angewendet werden können – natürliche Pflege und Ernährung sind eben ein unschlagbares Team. SCHUTZSCHILD GEGEN DEN D R E C K : A N T I -­P O L L U T I O N KO S M E T I K

Während es beim Detox um das Ausleiten und Entgiften von dem geht, was bereits im Körper beziehungsweise der Haut steckt, geht es in der relativ neuen Sparte der AntiPollution-Kosmetik darum, die Haut von vorneherein vor schädlichen Einflüssen zu schützen. War bis vor wenigen Jahren vor allem die UV-Strahlung als schuldig an vorzeitiger Hautalterung, steht heute Luft- und Umweltverschmutzung bis hin zum blauen Licht der Bildschirme unserer Smartphones und Laptops im Fokus. Der Trend stammt aus Asien – Ihr erinnert Euch bestimmt an Bilder s­ mogverhüllter Städte. Es leuchtet ein, dass Smog und Feinstaub nicht nur für die Atemwege, sondern auch für die Haut eine Zumutung sind. Denn die Schmutzpartikel arbeiten als Kuriere und sorgen dafür, dass an ihnen anhaftende Partikel wie Schwermetalle auf und sogar in die Haut gelangen, wo sie unter anderem die Kol-

lagen-Moleküle, die für die Elastizität der Haut sorgen, zerstören, besagte freie Radikale entstehen lassen und die Hautalterung beschleunigen. Insofern sind Anti-Aging und Anti-Pollution-Kosmetik zumindest sehr nahe Verwandte. Neben einer Reinigung, die mild, aber effektiv den Schmutz der Welt wieder aus dem Gesicht holt, geht es um (Licht-)Schutz, Feuchtigkeit und Anti-Oxidantien. Ein Trend, der – siehe oben – perfekt zu N ­ aturkosmetik passt – und den Firmen wie Annemarie Börlind und Lavera bereits aufgenommen haben. E I NC R E M E N & E NG AG I E R E N

Keine Frage: Es tut gut, sich um sich zu kümmern. Sich liebevoll und sorgfältig zu pflegen, ist ein Wohlfühlritual, das wir uns gönnen und das uns – natürlich – mit ­einer gesunden und sich gut anfühlenden Haut belohnt. Eine ausgewogene, vollwertige Ernährung ist nicht nur gut für schöne Haut, sondern macht uns auch handlungsfähig im Alltag, ebenso wie Schlaf und Entspannung. Und dann werden wir aktiv: Gut eingecremt (und bis auf weiteres selbstverständlich corona-konform) gehen wir auf die Straße, um gegen die Verschmutzung und Vergiftung unserer Umwelt zu demonstrieren, tippen an unseren augenschonend kalibrierten Bildschirmen Petitionen und vernetzen uns für eine Welt, in der sich Anti-Pollution-Kosmetik einfach nicht mehr verkauft: Weil sie nicht mehr nötig ist.

Nähere Infos

styx.at

deto

 CO -neutrale Produktion 2

x

ba

in Österreich  zertifizierte Naturkosmetik vegan & tierversuchsfrei  Tube aus nachwachsendem Rohstoff

be! SICH LIEBEVOLL

U N D S O RG F Ä L T I G

Z U P F L E G E N, I S T E I N

10,-

Onlineshop

Gutschein

W O H L­F Ü H L R I T U A L

Gültig bei einem Einkauf ab € 35,–

GUTSCHEINCODE: bioboom21 Sie finden unser ganzes Sortiment auf U pd a t e N a t urko s m e t i k

bioboom.de

33

shop.styx.at


GE L E SE N   GE SE IM

FOK

US

S •  B I O

• BIO

U

M FOK  I

Bundesverband Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW)

Bio-Bilanz: Wie schneidet die Bundesregierung ab? →  Superwahljahr. Zeit, Bilanz zu ziehen. Und Zeit, nach vorn zu schauen. Klima­ krise, Dürrejahre, Höfe- und Lebensmittelhandwerkssterben, Insektentod – und Corona: Bauern, Lebensmittelhersteller und Händler durchlebten in den vergangenen Jahren turbulente Zeiten, negativ und positiv. Fast alle Fachleute aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik sind sich einig, dass eine Transformation der Landund Ernährungswirtschaft drängt und dass die Gesellschaft diese immer stärker einfordert – Unternehmensinitiativen ebenso wie Fridays For Future. Doch wie schneidet die Bundesregierung ab, wenn es um enkeltaugliche Wirtschaft und Ernährung geht? Wieviel Kraft haben Julia Klöckner und Kollegen eingesetzt, damit der Umbau gelingt? Und was haben sie erreicht? Was steckt hinter Erfolgserzählungen? Und was braucht es von der neuen Bundesregierung, damit Bio seine volle Veränderungskraft

entfalten kann? Der BÖLW zieht zu Jahresbeginn die Bio-Bilanz für die Bundesregierung. Wie es konkret aussieht, verraten die neuesten Branchenzahlen des Öko-Sektors, die der Bundesverband Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) jährlich veröffentlicht. Macht Euch selbst ein Bild:

Die Artikel des aktuellen Reports 2020 findet Ihr thematisch nach Landwirtschaft, Verarbeitung, Handel oder Ernährung geordnet in den entsprechenden Rubriken oder als Gesamtübersicht, einzusehen und auch herunterzuladen auf der Internetseite. ∙ boelw.de

Wissenschaftsjahr 2020/21 - Bioökonomie

Deutschland buddelt – mit Teebeuteln den Boden erforschen

Bodenforschung für alle im Wissenschaftsjahr 2020|21 – Bioökonomie: Zur Bestimmung des Tea-Bag-Index werden Teebeutel im Boden vergraben.

GELESEN, GESEHEN, GEHÖRT

→  Wenn sich ganz normale, interessierte Menschen an Forschungsprojekten beteiligen, beobachten, messen und Daten erheben, dann nennt man das Citizen Science (Bürgerwissenschaft). Die Expedition Erdreich lädt jetzt bundesweit Bürger:innen ein, Daten zur Bodengesundheit und dem Zustand der Böden zu sammeln. Hinter der Aktion steht das Bundesministerium für Bildung und Forschung sowie das Helmholtz Zentrum für Umweltforschung. Jede:r kann sich bei der bundesweiten Citizen-Science-Aktion beteiligen – und zwar ganz einfach durch das Verbuddeln von Teebeuteln. Grundlage für die Aktion ist nämlich der sogenannte Tea-

Bioboom Frühjahr 2021

Bag-Index, der die Zersetzungsrate der Teebeutel im Boden beschreibt. Zusammen mit einigen weiteren Angaben können die Bürgerwissenschaftler:innen so mehr über die wichtigsten Bodeneigenschaften herausfinden und dazu beitragen, unsere Böden in Zukunft besser und nachhaltiger zu nutzen. Die Aktion startet im April 2021. Wer mitmachen will, registriert sich auf der Website und erhält dann das Aktions-Kit. ∙ expedition-erdreich.de.

34


E H E N   GE HÖRT IM

FOK

US

S •  B I O

• BIO

U

M FOK  I

Wir haben es satt!

VOGEL FADEN PLASTIKMAGEN

Mit »Aktion Fußabdruck« für eine zukunftsfähige Agrarpolitik

Foto: (links oben) © Bundesregierung/Sandra Steins, (links unten) © BMBF/ExpeditionErdreich (rechts) © Nick Jaussi/www.wir-haben-es-satt.de

Foto: © Lehmann / Greenpeace

→ Die »Wir haben es satt!«-Demo zur Grü­­nen Woche in Berlin ist traditionell ein Großereignis – und gerade im Superwahljahr 2021 gehört das Thema Agrarwende auf die Tagesordnung. Statt für eine bäuerliche und ökologischere Landwirtschaft auf die Straße zu gehen, beteiligten sich in diesem Jahr rund 10.000 Menschen – kreativ und ausdrucksstark – von zu Hause aus: Sie schickten unzählige Fuß- und Stiefelabdrücke sowie Treckerspuren mit Forderungen nach Berlin. »Insekten retten«, »kleinbäuerliche Strukturen statt Agrarsteppen«, »lieber Gülle am Schuh als CDU« oder »Bewegungsfreiheit auch für Schweine« ist im Regierungsviertel zu lesen. Besonders eindrucksvoll: Eine Familie aus Hamburg hat Agrargreenpeace.de/wellemachen wende-Botschaften von vier Generationen – von drei bis 93 Jahre – eingesandt. Schon am Vormittag hatte eine Delegation von Bäuerinnen und Bauern aus Berlin und dem Umland vor der CDU-Zentrale ihrem Ärger über 15 Jahre verfehlte Unions-Agrarpolitik 160911_gp_wm_plastikmagen_90x90_az_fin.indd bei biolotta.de11.09.16 1 einer Protestkundgebung Luft gemacht. Konventionell und ökologisch wirtschaftende Bauern und Bäuerinnen kämpfen im »Wir haben es satt!«-Bündnis im Schulterschluss mit der Gesellschaft gegen die fatalen Auswirkungen der intensiven industriellen Landwirtschaft. Gemeinsam zeigt das Bündnis Wege für eine bäuerliche Landwirtschaft auf, die mit mehr Umwelt-, Tier- und Klimaschutz auch auf breite Z ­ ustimmung in der Bevölkerung stößt und den Bauernhöfen wirtschaftliche Perspektiven bietet.

Nachhaltig würzen – Gutes tun!

wiederbefüllbare Holzmühlen mit Keramikmahlwerk

80+ Sorten

Pappdosen mit Korkverschluss

Keramiktöpfchen mit Korkstopfen

Jeder Kauf unterstützt mit 15, 30 oder sogar 50 ct Projekte von Children for a better World e.V. gegen Kinderarmut in Deutschland!

∙ wir-haben-es-satt.de

GELESEN, GESEHEN, GEHÖRT

bioboom.de

35

18:16


GE L E SE N   GE SE H E N IM

FOK

US

S •  B I O

• BIO

U

M FOK  I

Uni Hohenheim

Weizenunverträglichkeit: Proteine bei Weizen und Dinkel unterschiedlich →  Immer häufiger hört man von Menschen, dass sie Weizen und Weizenmehlprodukte nicht vertragen. Etliche von ihnen scheinen aber Dinkel zu vertragen. Obwohl in mehreren Studien zahlreiche Inhaltsstoffe von Dinkel mit denen des Brotweizens verglichen wurden, fehlt immer noch eine klare wissenschaftliche Erklärung für dieses Phänomen, denn Brotweizen (Triticum aestivum ssp. aestivum) und Dinkel (Triticum aestivum ssp. spelta) sind eng miteinander verwandt. Die Uni Hohenheim will erforschen, warum das so ist, und wie sich die gewonnenen Erkenntnisse konkret für Ernährungs­ empfehlungen nutzen lassen. Fest steht bereits jetzt, dass sich Weizen und Dinkel in der Eiweißzusammensetzung im Mehl

deutlich unterscheiden. Auch zwischen den einzelnen Sorten innerhalb dieser Arten gibt es große Unterschiede: Der Gehalt potenziell allergener Proteine kann sogar um Faktor 20 schwanken. Der Anbauort spielt ebenfalls eine große Rolle. Ein möglicher Ansatz: Proteine, die vor allem von der Sorte abhängen, könnten auch zielgerichtet beeinflusst werden – für bessere Backqualität, aber auch bessere Verträglichkeit. Eine Humanstudie soll hier weiteres Licht ins Dunkel bringen. Anhand von Patienten, die bei Weizenverzehr Krankheitssymptome verspüren, bei Dinkelkonsum aber nicht, soll nun die Brotherstellung genauer unter die Lupe genommen werden. ∙ uni-hohenheim.de

Heinrich-Böll-Stiftung/Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND)

Fleischatlas 2021: Viel zu viel und viel zu billig →  Es wird immer noch viel zu viel Fleisch gegessen – auf Kosten der Tiere, Menschen, Natur und des Klimas, so das Fazit des Fleischatlas 2021, der von der Heinrich-Böll-Stiftung und dem Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) herausgegeben wird. Einen grundlegenden Umbau der Fleischproduktion und gezielte Strategien für einen Verbrauchsrückgang um mindestens die Hälfte fordert die Stiftung in einem Statement auf der Website von der deutschen und europäischen Politik. Ohne Kurswechsel könne die weltweite Fleischproduktion bis 2028 um 40 Millionen auf rund 360 Millionen Tonnen im Jahr steigen und so die Klimakrise und den globalen Artenschwund massiv befördern. Deutschland hält aktuell in der EU die Spitzenposition

GELESEN, GESEHEN, GEHÖRT

bei der Erzeugung von Schweinefleisch und Milch in der EU und erreicht Marktanteile von über 20 Prozent. Die Bürgerinnen und Bürger insbesondere der jüngeren Generationen verlangten zudem deutliche Veränderungen: Eine repräsentative Umfrage im »Fleischatlas 2021« zeigt, dass mehr als 70 Prozent der 15- bis 29-Jährigen die Fleischproduktion in Deutschland in ihrer jetzigen Form ablehnten. Vierzig Prozent der Befragten geben an, wenig Fleisch zu essen und 13 Prozent ernähren sich ausschließlich vegetarisch oder vegan – doppelt so viele wie im Gesamtdurchschnitt der Bevölkerung. Der Fleischatlas 2021 kann auf der Internetseite der Heinrich-Böll-Stiftung heruntergeladen werden. ∙ boell.de

Bioboom Frühjahr 2021

36


N

j Die Bio-Klassiker j

Fe

l d fris c h i

l  In unserer neuen Rubrik stöbern wir

für Euch Bio-Klassiker auf: Produkte,

die es seit mindestens zwanzig Jahren gibt. Wo sich - logisch – das E ­tikett mit den Zeiten verändert hat, aber nicht

n

das Rezept und die Zutaten. Die damals wie heute einfach gut sind, so wie sie sind und mittlerweile schon der zweiten

oder gar dritten Generation schmecken.

Übrigens: Wenn Ihr so einen Favoriten habt,

dann

sagt

uns

­unter bio@bioboom.de!

Hause mit dem Entsafter«, berichtet Boris Voelkel. »Mein Großvater entwickelte ein Verfahren, mit dem sich der Saft frisch und ohne Zusatz von Zitronensaft, steril direkt in die Flasche abfüllen ließ. So machen wir das heute auch noch.« Außergewöhnlich: Der feldfrische Möhrensaft wurde bereits damals ausschließlich aus Demeter-­Möhren hergestellt. Ganzheitliches Wirtschaften liegt bei den Voelkels wohl einfach in der Familie. Harm Voelkels ­Eltern Karl und Margret, also Boris’ Urgroßeltern, ließen sich in den zwanziger Jahre im Geiste der Wandervogelbewegung an der Elbe in Niedersachsen nieder. Sie pflanzten Apfel-, Birnenund Kirschbäume, Erdbeeren, Johannisbeer- und Stachelbeersträucher in ihrem Obstgarten an und bewirtschafteten ihn nach anthroposophischen Gesichtspunkten. Mit einer fahrbaren Saftpresse – »Mostmax« genannt – zogen sie von Dorf zu Dorf. Bereits 1936 gründeten sie in Pevestorf am Fuß des Höhbeck eine feste Bio-Mosterei. In der zweiten, dritten und vierten Generation – entwickelte sich die Firma zu einer modernen Bio-Saftkelterei und bietet heute mehr als 170 verschiedene Produkte in Demeter- und Bio-Qualität an – und der feldfrische Möhrensaft in Demeter-Qualität ist nach wie vor ein Spitzenreiter. j www.voelkeljuice.de

2021

die Flasche Möhrensaft von Voelkel

j

j

j

j

Stefan Voelkel und Ralf Weber

Der biologisch-dynamische

Bescheid:

Fotos: Voelkel

l Unser erster Kandidat ist tatsächlich älter als die Bio-Branche: Der feldfrische Demeter-Möhrensaft von Voelkel wird seit 1960 hergestellt. »Erfunden« hat ihn Harm Voelkel. Aber Moment mal, kann man einen Saft überhaupt »erfinden«? »Doch, man kann«, sagt Harm Voelkels Enkel B ­ oris, mittlerweile gemeinsam mit seinem ­Vater Stefan und den Brüdern Jacob und Jurek in vierter Generation Geschäftsführer im Familienunternehmen. »Obstsäfte waren und sind viel einfacher herzustellen, weil sie in der Regel viel Säure haben. Gemüsesäfte sind da deutlich empfindlicher, deshalb gab es sie zu jener Zeit schlichtweg nicht. Wer Gemüsesaft trinken wollte, und das waren damals vorwiegend die Anhänger der Reformkostbewegung, der presste ihn zu

B I O - K LASSI K E R

bioboom.de

von Bauckhof auf dem Möhrenfeld

1960

gerne

37


IMPRESSUM Bioboom Heft 90 – Frühjahr 2021 (24. Jahrgang) bioboom.de HERAUSGEBER Harting & Tovar GmbH Vordere Schöneworth 17a · 30167 Hannover bio@bioboom.de · T 05 11 16 15 92 0 · F 05 11 16 15 92 5

ONLINE Bioboom gibt’s auch im Internet und auf Instagram → bioboom.de

REDAKTION Jeanine Tovar (V.I.S.D.P.) & Detlef Harting REDAKTIONSANSCHRIFT Vordere Schöneworth 17a · 30167 Hannover MITARBEIT Kristin Kasten, Esther Sambale VERTRIEB/LOGISTIK/ANZEIGEN Maxi Jacques, André Loheide GESTALTUNG & BILDREDAKTION Luisa Fabienne Burbach, Aaron Pallokat BILDER & ILLUSTRATIONEN (wenn nicht anders gekennzeichnet): Adobe Stock, unsplash, Rawpixel

SAG ’ S U NS : Wir freuen uns über Eure Kommentare und Anregungen, die wir ­gründlich und mit Interesse lesen, auch wenn wir sie leider nicht immer abdrucken ­können! Redaktion Bioboom, c/o Harting & Tovar GmbH, Vordere ­Schöneworth 17a, 30167 H ­ annover, bio@bioboom.de

Die nächste Bioboom erscheint am 12.05.2021

ERSCHEINUNGSWEISE Bioboom erscheint 4 x jährlich AUFLAGE 190.000

SIERRA LEONE © Peter Bräunig

BEZUG  Bioboom gibt’s gratis in Bio-Läden, Bio-Supermärkten und Reformhäusern. Keine Ausgabe verpassen? Bioboom im Jahresabo für 8 Euro ­(Inland) bequem per Post nach Hause/­Einzelheft 2 Euro (Inland). Für Naturkost- und Naturwarenfachgeschäfte, Reformhäuser und Bio-Märkte ist Bioboom kostenlos abonnierbar: 05 11.16 15 920 DRUCK Prinovis GmbH & Co. KG, Betrieb Dresden, Meinholdstraße 2, 01129 Dresden

ID 2021-704298

Alle Angaben ohne Gewähr. Nachdruck oder Verbreitung in d ­ igitalen Medien, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher ­Genehmigung des Herausgebers. Für den Inhalt der Anzeigen sind die Inserenten verantwortlich. INSERENTEN Apeiron Handels GmbH & Co. KG, Ärzte ohne Grenzen e.V., Ayluna Naturkosmetik GmbH, BauFritz GmbH & Co. KG, Biolotta/Hartkorn Gewürzmühle GmbH, Bohlsener Mühle GmbH & Co. KG, Bord Bia IRISH FOOD BOARD, Demeter Felderzugnisse GmbH, Dennree GmbH, Greenpeace e.V., Lebensbaum/Ulrich Walter GmbH, Sanchon/Petersilchen GmbH, Sonett GmbH, STYX Naturcosmetics GmbH BEILEGER Waschbär Umweltversand/Triaz GmbH

IM P R E SS U M

Bioboom Frühjahr 2021

SPENDEN SIE GEBORGENHEIT FÜR SCHUTZLOSE MENSCHEN Mit Ihrer Spende schenkt ÄRZTE OHNE GRENZEN Schutz: Mit 51 Euro können wir zum Beispiel 22 Kinder gegen Diphtherie, Keuchhusten und Wundstarrkrampf impfen. Private Spender*innen ermöglichen unsere unabhängige Hilfe – jede Spende macht uns stark!

Spendenkonto: Bank für Sozialwirtschaft IBAN: DE 72 3702 0500 0009 7097 00 BIC: BFSWDE33XXX www.aerzte-ohne-grenzen.de / spenden

38


Jetzt abonnieren

@bioboom.de

FĂœR MEHR BIO AUF INSTA


U pd a t e N a t urko s m e t i k

Bioboom Frühjahr 2021

40


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.