Science & Solutions #5 Schweine (Deutsch)

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Ausgabe 05 • Schweine Ein Magazin von

Blickpunkt Mykotoxingefahr Wo muss mit welcher Mykotoxinbelastung gerechnet werden?

Entzündungen Mehr Leistung durch weniger subklinische Entzündungen bei Schweinen

Pflanzliche Futtermittelzusätze Für ein erhöhtes Wohlbefinden Ihrer Sauen


Editorial Wissenschaft und Kunst der Mykotoxinanalysen Mykotoxine stellen weiterhin eine Gefahr für die tierische Gesundheit und Leis­ tungsfähigkeit dar. Bei Schweinen kann die Bedeutung eines effektiven Mykoto­ xin­Risiko­Managements gar nicht hoch genug eingeschätzt werden. Die Mykotoxin­Studie von BIOMIN gibt Einblicke in die weltweite Verbreitung von Mykotoxinen und den Grad der Belastung bestimmter Futtermittel je nach Re­ gion. Seit Beginn der Studie im Jahr 2004 wurden bislang mehr als 25.000 Proben analysiert. Heute gilt der „BIOMIN Mycotoxin Survey“ in Wissenschaft und Indust­ rie als die Standardreferenz für das globale Mykotoxinvorkommen. Dabei ist die Auswahl der geeigneten Untersuchungsmethoden von entscheiden­ der Bedeutung. Das optimale Analyseverfahren ist auch vom Verwendungszweck der Ergebnisse abhän­ gig (z. B. ist eine validierte HPLC­Methode bei gesetzlichen Fragestellungen erforderlich). ELISAs (engl. enzyme linked immunosorbent assays) sind ein schnelles, kostengünstiges und verlässliches Mittel, um den Grad der Kontamination mit bestimmten Mykotoxin­ gruppen zu messen, doch nur bei validierten Rohmaterialien. Zur quantitativen Bestim­ mung einzelner Toxine bei niedrigen Nachweisgrenzen liefert die Hochleistungsflüssigkeit­ schromatographie (HPLC) zuverlässige Ergebnisse, ist aber auch zeitaufwändiger. Ob ein Futtermittel jedoch in gefährlichem Maße belastet ist, kann aufgrund des natürlichen Vorkommens von Mykotoxinen nicht allein anhand der Konzentration von ein oder zwei Toxinen festgestellt werden. Ein neues, empfindliches Verfahren auf der Grundlage der Flüssigkeitschromatographie­Massenspektrometrie (LC­MS) wurde spe­ ziell entwickelt, um mehrere Toxine in einer Vielzahl von Lebens­ und Futtermitteln gleichzeitig und genau zu bestimmen – und das innerhalb von 45 Minuten. Durch das Screening auf alle wichtigen Mykotoxine können die Trends im Hinblick auf die weltwei­ te Mykotoxinbelastung detailliert abgebildet werden. BIOMIN bietet seinen Kunden in enger Zusammenarbeit mit den Experten am Interuniversitären Department für Agrar­ biotechnologie, IFA­Tulln, ab sofort routinemäßig quantitative Mykotoxinanalysen an. Über 380 Mykotoxine, einschließlich einiger „maskierter“ Mykotoxine, können bestimmt werden. Auf Seite 2 finden Sie die neuesten Ergebnisse zum Vorkommen der fünf häufigs­ ten und am besten untersuchten gefährlichen Mykotoxine. Wir hoffen, dass die Ergebnisse Ihnen nützliche Informationen liefern.

Karin NÄHRER Produkt Manager, Mykotoxin­Risiko­Management

Science & Solutions


Name, title position

Inhalt BIOMIN Mykotoxin Studie 2013

Die neuesten Erkenntnisse zur regionalen Belastung von Futtermitteln mit den wichtigsten Mykotoxinen.

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Von Karin Nährer, DI & Paula Kovalsky, PhD

Entzündungen: Eine unterschätzte Ursache für Leistungsverlust bei Schweinen Wie phytogene Additive dazu beitragen können, die Auswirkungen von Entzündungen auf die Leistung der Tiere zu bekämpfen.

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Von Christine Hunger, PhD

Phytogene Futterzusätze Welche Vorteile haben Phytogene Futterzusätze (PFA) für Sauen während der Trächtigkeit und Laktation?

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Von Thomas Weiland, PhD

Science & Solutions ist eine monatlich herausgegebene Veröffentlichung der BIOMIN Holding GmbH, die kostenlos an unsere Kunden und Partner verteilt wird. Jede Ausgabe von Science & Solutions präsentiert Themen zu den aktuellsten wissenschaftlichen Erkenntnissen zu Tierernährung und Gesundheit und konzentriert sich jedes Vierteljahr auf eine Tierart (Geflügel, Schwein oder Wiederkäuer). ISSN:2309-5954 Eine digitale Kopie und weitere Informationen finden Sie unter: http://magazine.biomin.net Wenn Sie an Nachdrucken von Artikeln interessiert sind oder Science & Solutions abonnieren möchten, wenden Sie sich bitte an magazine@biomin.net Redaktion: Daphne Tan Mit Beiträgen von: Christine Hunger, Paula Kovalsky, Karin Nährer, Thomas Weiland Marketing: Herbert Kneissl, Cristian Ilea Grafik: GraphX Department BIOMIN Holding GmbH Herausgeber: BIOMIN Holding GmbH Industriestrasse 21, 3130 Herzogenburg, Österreich Tel: +43 2782 8030 www.biomin.net ©Copyright 2014, BIOMIN Holding GmbH Alle Rechte vorbehalten. Mit Ausnahme der im Copyright, Designs and Patents Act von 1988 genannten Regelungen darf kein Teil dieser Veröffentlichung ohne schriftliche Genehmigung des Inhabers des Urheberrechts in irgendeiner materiellen Form für kommerzielle Zwecke vervielfältigt oder kopiert werden. Alle hierin enthaltenen Fotos sind Eigentum der BIOMIN Holding GmbH oder werden unter einer Lizenz verwendet.

Ein Magazin von BIOMIN

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Karin Nährer Paula Kovalsky Produkt Manager Mykotoxin-Risiko-Management

BIOMIN Mykotoxin Studie Die größten G

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Science & Solutions


efahren im Überblick Mykotoxine sind eine wachsende Gruppe von Schimmelpilzgiften. Inzwischen wurden mehr als 1.000 verschiedene Mykotoxine wissenschaftlich identifiziert. Aflatoxine, Zearalenon, Deoxynivalenol, Fumonisine und Ochratoxin A gehören immer noch zu den häufigsten und meistuntersuchten Mykotoxinen weltweit. Ein entsprechendes RisikoManagement ist eines der großen Anliegen von BIOMIN. Wir geben Ihnen einen Überblick über die Verbreitung der bedeutendsten Mykotoxine in den wesentlichen Futtermitteln.

Abbildung 1. Gleichzeitiges Vorkommen von Mykotoxinen weltweit

In der Zeit von Januar bis Dezember 2013 wur­ den weltweit insgesamt 4.218 Proben gesammelt und im Hinblick auf das Vorkommen von My­ kotoxinen untersucht. In über 16.300 Einzel­ analysen wurden diejenigen Mykotoxine mit der größten Bedeutung für die Landwirtschaft und die Tierproduktion getestet. Dabei handelte es sich um Aflatoxine (Afla), Zearalenon (ZEN), Deoxyniva­ lenol (DON), Fumonisine (FUM) und Ochratoxin A (OTA). Die Proben wurden mittels Hochleistungsflüs­

sigkeitschromatographie (HPLC) und Enzyme­Linked Immunosorbent Assay (ELISA) analysiert. ELISAs wurden nur für Rohstoffe verwendet.

I

Gleichzeitiges Vorkommen 19% 45% 36%

■ <Nachweisgrenze ■ 1 Mykotoxin ■ mehr als 1 Mykotoxin

Gesamtergebnisse In den über 4.200 untersuchten Proben aus aller Welt konnte Afla in 30 %, ZEN in 37 %, DON in 59 %, FUM in 55 % und OTA in 23 % aller Proben nachgewiesen werden (Tabelle 1).

Tabelle 1. Ergebnisse im globalen Überblick (2012 und 2013) Globale Ergebnisse

Afla 2012

Afla 2013

ZEN 2012

ZEN 2013

DON 2012

DON 2013

FUM 2012

FUM 2013

OTA 2012

OTA 2013

Anzahl der Tests

2,636

2,839

3,320

3,470

3,712

3,931

2,570

2,699

2,230

2,459

Prozent positiv (%)

25

30

46

37

64

59

56

55

31

23

Durchschnittliche Belastung aller positiven Proben (µg/kg)

34

33

251

133

1,088

770

1,350

1,421

5

10

Höchstwert (µg/kg)

6,323

1,563

9,854

5,324

30,200

29,267

42,120

26,828

170

595

Erdnusskuchen

Mais

Maiskleber

Mais

Mais

Gerste

Mais

Trockenschlempe

Mais

Fertigfutter

Myanmar

China

China

China

USA

China

Malaysia

USA

India

Spanien

Getestetes Futtermittel Ursprungsland

Ein Magazin von BIOMIN

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BIOMIN Mykotoxin Studie Die größten Gefahren im Überblick

* Hohe

12% 39% 33% 76% 2%

Osteuropa

27% 23% 56% 49% 37%

67% 26% 67% 78% 56%

Afla 0% ZEN 0% DON 10% FUM 92% OTA 3%

Afla ZEN DON FUM OTA

Nordasien

30% 19% 46% 78% 31%

Afla ZEN DON FUM OTA Südostasien

Afla ZEN DON FUM OTA

Afla ZEN DON FUM OTA

Südasien

55% 18% 50% 71% 46%

59% 26% 36% 57% 55%

Afla ZEN DON FUM OTA

14% 57% 79% 47% 15%

Afla ZEN DON FUM OTA

59% 49% 34% 65% 25%

4% 19% 24% 16% 13%

FUM-Prävalenz in Proben aus dem Vereinigten Königreich.

Verteilung der Mykotoxinkontamination nach Risikobewertung Feldmykotoxine wie DON, FUM und ZEN traten am häufigsten auf. Die jeweilige Gefahr dieser Mykoto­ xine wurde nach dem Prozentsatz der Proben in den ver­ schiedenen Kontaminationsbereichen evaluiert. In dieser Studie wurden besonders bezüglich des Typ­B­Trichothecens DON wichtige Erkenntnisse er­ langt. Von allen untersuchten Proben wiesen 42,5 % eine

Allgemeine Ergebnisse • Über die Hälfte aller weltweiten Proben enthielten DON und FUM (Tabelle 1). • Bei Mais waren die nachgewiesenen Konzentrationen an Afla bzw. ZEN am höchsten, ferner FUM in Maistrockenschlempe. • In der Hälfte aller Proben wurde mehr als ein Mykotoxin gefunden. Multiples Mykotoxinvorkommen stellt aufgrund möglicher Wechselwirkungen bei Tieren eine große Herausforderung dar (Abbildung 1).

4

Afla ZEN DON FUM OTA

29% 26% 66% 36% 28%

Ozeanien

Südamerika

Afla ZEN DON FUM OTA

Afla 32% ZEN 34% DON 87% FUM 86%* OTA 40%

Mittl. Osten

Afla ZEN DON FUM OTA

Afrika

Afla 26% ZEN 9% DON 33% FUM 55% OTA 2%

Afla ZEN DON FUM OTA

Südafrika

Südeuropa

Nordamerika

Zentraleuropa

Nordeuropa

Abbildung 2. Häufigkeit von Mykotoxinen in verschiedenen geografischen Regionen nach Anteil der positiven Proben (>Bestimmungsgrenze).

DON­Belastung von über 200 µg/kg auf. Dies bedeutet für Schweine ein mittelhohes Risiko. Von allen Futterpro­ ben lagen 12,5 % über den EU­Richtwerten für DON (900 µg/kg) in Allein­ und Ergänzungsfuttermitteln für Schweine (EG, 2006). Eindeutig ein Problem Aus der Mykotoxin­Studie, bei der über 4.200 Proben weltweit ausgewertet wurden, ging eindeutig hervor, dass Mykotoxine im Tierfutter ein Problem sowie bei multiplem Vorliegen eine zusätzliche Belastung darstellen. Daher muss die Lage permanent überwacht und weiter untersucht wer­ den, wie die Kontamination mit Mykotoxinen vermieden bzw. vermindert werden kann. Der erste Schritt zur Vermeidung der schädlichen Toxi­ ne ist die Anwendung von geeigneten landwirtschaftlichen Praktiken und Lagerbedingungen. Zum Schutz der Tiere vor den negativen Auswirkungen der Mykotoxine auf ihre Gesundheit und Leistungsfähigkeit ist zudem ein effektives Risiko­Management von entscheidender Bedeutung.

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Christine Hunger Produkt Manager, Phytogene Zusatzstoffe

INFLAMMATIONEN Oft unterschätzte Ursache für schwächelnde Leistungen bei Schweinen

Der Schlüssel zu einer profitablen Tierproduktion liegt in der optimalen Ausschöpfung des genetisch möglichen Leistungspotentials der Tiere. Inflammatorische Prozesse beeinträchtigen die Leistungen der Tiere und sollten deshalb minimiert werden.

Ein Magazin von BIOMIN

5


Entzündungen

Eine unterschätzte Ursache für Leistungsverlust bei Schweinen

Das Ziel, subklinische Entzündungsprozesse zu minimieren, dient der größtmöglichen Bereitstellung von Energie und Nährstoffen für die Umsetzung des genetisch determinierten Produktionspotenzials.

E

Entzündungen sind natürliche Reaktionen des Körpers auf physikalische oder chemische Schädigungen oder den Eintritt von Krankheitserregern oder Giftstoffen in den Körper. Anhaltendes subklinisches Entzündungsgeschehen führt jedoch zu geminderten Leistungen. Als Reaktion auf Entzündungen, wird die Nahrungs­ aufnahme verringert (Anorexie), obwohl zeitgleich mehr Energie für zellulären Abwehrmechanismen auf­ gewendet wird. Sie steht somit nicht mehr für Leistung und Produktion zur Verfügung ( z.B. Muskelaufbau, Milchproduktion). Auswirkungen von Entzündungen In einer unabhängigen Studie wurden die Auswir­ kungen von Entzündungen auf Leistungsparameter von Ferkeln untersucht (Tabelle 1). Dazu wurden den Fer­ keln Lipopolysaccharide (LPS) intraperitoneal injiziert. Tabelle 1. Die Auswirkungen einer induzierten Entzündung auf Leistungsparameter und Blutwerte von Absetzferkeln Blutkonzentration

Ohne LPS

Mit LPS

IL-1ß (pg/mL)

32

114

PGE2 (pg/mL)

490

1285

Cortisol (ng/mL)

55

206

IGF-1 (ng/mL)

182

101

Gewichtszunahme (g/Tag)

604

525

Futteraufnahme (g/Tag)

962

838

Futterverwertung

1,59

1,59

Leistung (Tag 14 – 28)

Quelle: Adaptiert nach Liu et al., 2003

Die Analyse von Blutmarkern ergab, dass während der Bekämpfung dieses induzierten Entzündungs­ reizes der Cortisol-Spiegel erhöht war. Dies zeigt, dass, um den Körper mit ausreichend Energie zur Abwehr der Entzündung zu versorgen, katabole Stoffwechsel-­ Prozesse stattfanden. Die Werte vom IGF-1 (Insulin-­ like growth factor 1), einem Wachstumsfaktor, der u.a. das Größenwachstum von Muskelzellen anregt, waren

6

reduziert, was auf ein geringeres Potenzial für Muskel­ wachstum hindeutet. Die nachteiligen Auswirkungen einer Entzündung auf die Leistung spiegeln sich wie oben beschrieben in geringerer Futteraufnahme sowie einer um mehr als 10 % geringeren Lebendmassezunahme wider. Der Zusammenhang zwischen entzündlichen Prozessen und schlechter Leistung wird in der Praxis häufig beobachtet. Insbesondere nach dem Absetzen oder bei Futterwechseln deutet eine schlechte Futteraufnahme auf entzündliche Vorgänge im Darm hin. Alles in allem hindern anhaltende, subklinische Entzündungen Tiere daran, ihr Leistungspotential voll auszuschöpfen. Das verschlechtert schlussendlich die Rentabilität. Die herausragende Bedeutung dieser Problematik bestätigte Niewold (2007) der konstatierte, dass wirksame Leistungsförderer sich auf die Hemmung intestinaler Entzündungsreaktionen fokussieren sollten. Entzündungsprozesse eindämmen Einer der wesentlichen Mediatoren bei der Regulation von Entzündungen ist der Transkriptionsfaktor NFkB (Nuclear factor kB), der in praktisch allen Zellen des Körpers zu finden ist. Die aktivierte Form von NF-kB bedingt den Anstieg entzündungsfördernder Genexpression. Im Gegensatz dazu ist Nrf2 (Nuclear factor erythroid 2- related factor 2) ein Transkriptionsfaktor, der auf unterschiedliche Arten am Zellschutz beteiligt ist. Einerseits hat der Nrf2-Signalweg unter anderem antioxidative Wirkungen, indem er vor reaktiven Sauerstoffspezies schützt. Andererseits verringert er die Anfälligkeit der Zellen gegenüber den schädigenden Wirkungen entzündungsfördernder Zytokine. Das Ziel, subklinische Entzündungsprozesse zu minimieren, dient der größtmöglichen Bereitstellung von Energie und Nährstoffen für die Umsetzung des genetisch determinierten Produktionspotenzials. Durch die Messung eines ausgewählten, von Zielge­ nen ausgehenden Effektes, kann auf Zellebene der Er­ folg einer Behandlung auf den Gesundheitsstatus der Tiere gemessen werden.

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Christine Hunger Produkt Manager, Phytogene Zusatzstoffe

Warum subklinische Entzündungen im GIT bekämpfen? Durch die Reduzierung von Entzündungen und subklinischem Entzündungsgeschehen steigt die Leistung von Schweinen bedingt durch höhere Futteraufnahme und bessere Futterverwertung. Energie und Nährstoffe können für Wachstum statt für Abwehrreaktionen des Körpers genutzt werden.

Abbildung 1. Die Wirkung von Digestarom® auf die Entzündungs- und Darmschutzmarker

1,2

Stimulation der Nrf2 Zielgene

* Sign. Unterschied vs. Positivkontrolle (p<0,05)

1,0 0,8

*

*

*

*

0,6

*

0,4

*

0,2 0,0

IL-8

Relative mRNA-Expression

Relative mRNA-Expression

Hemmung der NF-KB Zielgene

3,0

*Sign. Unterschied vs. Kontrolle (p<0,05) *

2,5 2,0

*

1,5 *

1,0 0,5 0,0

ICAM-1 MCP-1 Entzündungsmarker

CYP1A1

■ Negativkontrolle (ohne Entzündung) ■ Positivkontrolle (mit Entzündung) ■ Positivkontrolle + Digestarom®

Die Wirkung phytogener Stoffe In einem in vitro Versuch an Darmepithelzellen (Caco­2 Zelllinie) wurde der Einfluss des phytogenen (pflanzlichen) Futterzusatzes Digestarom® auf einen Entzündungsreiz untersucht (Abbildung 1). Zur Beurteilung des Entzündungsstatus wurde die mRNA­ Expression dere NF­kB Zielgene IL­8 (Interleukin 8), ICAM­1 (interzelluläres Adhäsionsmolekül 1) und MCP­ 1 (monozytenchemotaktisches Protein 1) erfasst. Der phytogene Futtermittelzusatz Digestarom® verminderte das mRNA­Level der o.g. NF­kB Zielgene signifikant gegenüber der Positivkontrolle (1,0). Das zeigt die Hemmung des entzündungsfördernden NF­kB. Der zellschützende Effekt von Digestarom® auf die Darmepithel­Zellen wurde über die Messung der mRNA­Expression der Nrf2 Zielgene CYP1A1, HO­1 und UGT1A1 beurteilt. Die mRNA­Expression der Nrf2 Zielgene zeigte eine signifikante Steigerung im Vergleich zur Kontrolle (1,0). Die entzündungshemmenden Eigenschaften von Digestarom® wurden ebenfalls durch eine in vivo Studie nachgewiesen. Die Genexpression (mRNA) von NF­kB wurde im Magen­Darm­ Trakt (GIT) von Ferkeln gemessen. Dabei wurden Negativkontrolle mit Positivkontrolle (Avilamycin) und einer Digestarom®­Gruppe verglichen (Tabelle 2).

Ein Magazin von BIOMIN

HO-1 Darmschutzmarker

UGT1A1

■ Negativkontrolle ■ Positivkontrolle + Digestarom® Quelle: Universität Gießen, Deutschland, 2011 (Studie 314)

Tabelle 2. NF-kB Genexpression im GIT von Ferkeln1 Gewebe

phytogener Futterzusatz2

Avilamycin

Ileum

-1,12*

-1.53*

Kolon

-0,59(*)

-0,53(*)

Mesenterische Lymphknoten

-1,06*

-1,83*Ɨ

Leber

-0,57*

-0,37

1 Werte dargestellt als das 2-fache gegenüber der negativen Kontrollgruppe 2

Digestarom® P.E.P. * linearer Kontrast der Mittelwerte gegenüber der negativen Kontrollgruppe (p<0,05) (*) linearer Kontrast der Mittelwerte gegenüber der negativen Kontrollgruppe (p<0,1) ƚ linearer Kontrast der Mittelwerte zwischen Phytobiotikum- und der Avilamycin-Gruppe (p<0,05) Quelle: Kroismayr et al., 2008

Durch den Einsatz des phytogenen Futterzusatzes wurde der entzündungsfördernde Transkriptionsfaktor NF­kB im Kolon gehemmt und im Ileum, den Mesenteriallymphknoten und der Leber signifikant reduziert. Zusammenfassend zeigen die Ergebnisse sowohl der in vitro als auch der in vivo Untersuchungen, dass durch die Applikation von Digestarom® eine Hemmung der entzündungsfördernden Zytokine und eine Verbesserung des antioxidativen Status und eine Anregung zellschützender Zielgene stattfindet. Literaturnachweise auf Anfrage erhältlich.

7


Thomas Weiland Technischer Manager, Phytogene Zusatzstoffe

Phytogene Futterzusätze

Phytogene Futterzusätze können viele lebenswichtige Prozesse beeinflussen Viele lebenswichtige Prozesse können durch Phytogene Futterzusätze (PFA) beeinflusst werden: • Stimulierung endogener Sekretionen, einer der wichtigsten Effekte, durch den die Verdaulichkeit der Nährstoffe, insbesondere des Proteins, bzw. der meisten Aminosäuren, signifikant verbessert wird. • Modulation der Darm-Mikrobiota, dadurch werden Darmgesundheit und –funktionalität stabilisiert und das Immunsystem unterstützt. • Positive Wirkungen auf Leber, Magen, Darmperistaltik und viele weitere Körperfunktionen. • Verringerung der Effekte von Stress durch Hemmung der Ausschüttung von Entzündungsproteinen und/ oder Steigerung der Produktion zellschützender Proteine. Dadurch werden sowohl metabolische Prozesse als auch das Tierwohl positiv beeinflusst. • Komplexe PFA verfügen über aromatisierende Eigenschaften, die denen von herkömmlichen Aromastoffen gleichen.

8

Nach anfänglicher Unklarheit bezüglich der Wirkungsweise phytogener Futterzusätze konnten ihre positiven Effekte auch bei laufenden Studien zweifelsfrei nachgewiesen werden. Welche Vorteile haben sie also für tragende und laktierende Sauen?

I

n der Praxis stehen Futtermittelher­ steller und Landwirte einer Vielzahl von Produkten unterschiedlichster Zusammensetzung und Aussagen zu ihrer Wirksamkeit gegenüber. Ran­ dolf Nott, ein deutscher Pionier auf dem Gebiet der phytogenen Futterzusätze, der bereits 1989 die ersten Produkte der Di­ gestarom® Linie in den Markt einführte, hat einmal gesagt: „Die hohe Kunst der Formulierung von Phytogenen besteht darin, die passende Kombination der richtigen pflanzlichen Rohstoffe zu fin­ den. Zwischen einer erfolgreichen Rezep­ tur und der bloßen Mixtur verschiedener Komponenten liegt oft nur ein schmaler Grat. Die Kombination unterschiedlicher Pflanzenmaterialien, wie Kräuter und Ge­

Photo: temmuz can arsiray

für das Wohlbefinden von Sauen würze, Ätherische Öle und Extrakte, maxi­ miert durch die synergistischen Effekte der wirksamen Bestandteile das Potenzial, das diese Pflanzen bieten.“ Diese Prinzipien sind die Grundlage für die Entwicklung komplexer PFA, die unter unterschiedlichsten Produktionsbe­ dingungen gleichbleibende Effekte zeigen.

Nachgewiesene Wirkung? Es ist nicht einfach, die Wirkung einzelner Pflanzenbestandteile auf die Darmfunktion zu beurteilen. Ein weiteres Problem ist, dass die meisten Eigenschaf­ ten, wegen der natürlichen Variabilität der Zusammensetzung der sekundären Pflanzeninhaltsstoffe, je nach botanischem Ursprung, Verarbeitung und Zusammen­ setzung der Pflanze, nur in vitro getestet wurden. Viele Produkte werben mit Aussagen und Versprechen, die sich weder auf wis­ senschaftliche­ oder Feldversuche stützen oder unpräzise sind. Beispielsweise werden vielen PFA antimikrobielle Wirkungen zugeschrieben. Dabei wird jedoch nicht zwischen bakterizid (Bakterien tötend) oder bakteriostatisch (Wachstum und Vermehrung von Bakterien hemmend) unterschieden. Die bakterizide Wirkung,

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Ein Magazin von BIOMIN

2. Reproduktionszyklus 1400 1300 1200 1100 1000 900 800 700

1 2 3 4 5 6 7 8 Wurfnummer

600

Wurfnummern verbessert werden. Schon im ersten Reproduktionszyklus, in dem der PFA zugesetzt wurde, zeigte die Versuchsherde höhere und stabilere Ferkelindizes. Diese Unterschiede waren im zweiten Reproduktionszyklus weitaus deutlicher (Abbildung 1). Hohe Merzungsraten reduzieren die durchschnittliche Nutzungsdauer der Sauen und wirken sich negativ auf die Lebensleistung, Reproduktionsrate und Ökonomie des Bestandes aus. Ein Anzeichen für die Stabilität und Gesundheit der Sauen ist der Anteil der wegen Fruchtbarkeitsproblemen gemerz­ ten Tiere. In der Versuchsherde wurden über 30% weniger Sauen wegen Fruchtbar­ keitsproblemen gemerzt. Besonders in den niedrigen Wurfnummern war der Einfluss des PFA äußerst positiv. Mit 54,9% lag die Remon­ tierungsrate der Kontrollherde über den 51,5% der Versuchsherde. Die Ergebnisse dieser Studie be­ stätigen die positive Wirkung des phytogenen Futterzusatzes Di­ gestarom® Sau auf zootechnische Leistungsparameter. Mit der Stabili­ sierung von Gesundheit und Produktivi­ tät, auch in hohen Wurfnummern, trägt die Verwendung des phytogenen Futter­ zusatzes zu einer längeren produktiven Lebensdauer bei, einem Kriterium für tierfreundliche Produktion.

Relativer Unterschied

18% 16% 14% 12% 10% 8% 6% 4% 2% 0%

18% 16% 14% 12% 10% 8% 6% 4% 2% 0%

1400 1300 1200 1100 1000 900 800

Ferkel-Index

1. Reproduktionszyklus

700

1 2 3 4 5 6 7 8 Wurfnummer

600

Fotos: Digitalpress-Fotolia, Picture-Factory-Fotolia

Produktivität und Tierwohl Mehrere Studien haben positive Wir­ kungen von phytogenen Futterzusätzen im Laktationsfutter auf die Leistungen von Sauen und Ferkeln nachgewiesen. Die Sauen nahmen mehr Futter auf, ga­ ben mehr Milch, verwerteten das Futter effizienter, verloren weniger Körpermasse und ihre Würfe zeigten höhere Wachs­ tumsraten. Zum permanenten Einsatz eines PFA in Trächtigkeit und Laktation wurde eine Studie in einer großen Sauenanlage in Deutschland mit 2 getrennten Herden, jeweils > 4700 Sauen dä­ nischer Genetik Durchschnittsbe­ stand, durchgeführt. Beide Herden wurden mit dem gleichen Fütterungsregime und der gleichen Basisration gefüttert. Es wurde in 4 Phasen gefüttert: Lak­ tation, Besamung, Frühträchtigkeit (bis 35 Tage) und Trächtigkeit. Das Frühträchtigkeits­Futter wurde mit Schlempe und das Tragendfutter mit Schlempe und Treber ergänzt. Digestarom® Sau, eine Mischung aus ätherischen Ölen von Kräutern, Gewür­ zen, wurde in allen Futtern der Versuchs­

Abbildung 1. Ferkelindizes verschiedener Wurfnummern und deren relative Unterschiede im 1. und 2. Reproduktionszyklus bei Verwendung eines PFA (Kontroll- vs. PFA-Herde)

Ferkel-Index

Phytogene – wofür? Als man begann PFA als Futterzusätze zu verwenden war nicht klar, ob sie als An­ tibiotika­Ersatz dienen können. Auch die Wissenschaft war darüber gespalten. Die­ ser Disput hatte seine Ursache auch darin, dass oftmals der Begriff „Antibiotika“ an­ stelle des korrekten Begriffs „antibiotische Wachstumsförderer“ verwendet wurde. Heute ist allgemein anerkannt, dass PFA nicht nur antibiotische Wachstums­ förderer ersetzen können, sondern im Vergleich mit diesen noch weitere positive Wirkungen auf die Tiere haben. Komplexe PFA können dem Tier hel­ fen, sich selbst zu schützen (prophylak­ tische und umfassend stabilisierende Wirkungen) und verfügbare Nährstoffe besser zu nutzen (Verbesserung von Fut­ teraufnahme und –verdaulichkeit). Die Verwendung komplexer PFA verbessert die tierischen Leistungen (Fruchtbarkeit, Wachstum, Gesundheit) und trägt so zu einer wirtschaftlicheren, umwelt­ und tier­ freundlicheren Erzeugung bei.

herde mit 150g/t Fertigfutter (88% TS) eingemischt. Die Studie zeigte auf, dass der durch­ gehende Einsatz des phytogenen Futterzu­ satzes die Sauenfruchtbarkeit verbesserte. Leistungsparameter wie Abferkelrate, Fer­ kelindex oder Anteil der untergewichtigen Ferkel zum Absetzen, konnten über alle

Relativer Unterschied

die auch allen synthetisch hergestellten Antibiotika zugeschrieben wird, birgt das Risiko Resistenzen zu entwickeln. Nicht so die bakteriostatischen Wirkungen.

9


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