Science & Solutions #9 Wiederkäuer (Deutsch)

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Ausgabe 09 • Wiederkäuer Ein Magazin von

Endotoxine bei Kühen

Gut oder schlecht für das Immunsystem? Chinas wachsender Milchsektor

Wiederkäuer im Fokus

Entwicklung zu einem global

Trends in der Wiederkäuertechnologie

wichtigen Produktions- und Handelsmarkt

MUNICH 2014


Editorial Von der Makro- zur Molekularebene Der vom Verband der Global Dairy Farmers und der Universität Wageningen erstellte Globale Ausblick für die Milchwirtschaft sagt voraus, dass die jährliche Milchproduktion von 754 Millionen Tonnen in 2012 auf 820 Millionen Tonnen bis 2020 ansteigen wird. Der Trend, dass der ProKopf-Verbrauch von Milchprodukten mit dem persönlichen Einkommen steigt, ist weltweit zu spüren. Da immer mehr Länder in den „Club der Reichen“ eintreten, wird ein zunehmend größerer Teil der Weltbevölkerung nach mehr Milchprodukten und einer höheren Qualität verlangen. Im Jahr 2010 waren die 28 Mitgliedsstaaten der EU sowie Indien und die USA die größten Milchproduzenten. Die größten Exporteure waren die EU (28), Neuseeland, Australien und die USA, die größten Importeure Russland, China und Mexiko. Für das Jahr 2020 wird in fast allen Regionen ein Anstieg der absoluten Volumina prognostiziert, bei gleichzeitiger Erhöhung der Milchmengenanteile Indiens und Chinas. Zweifellos werden sich auch einige unvorhersehbare Ereignisse in dieser Entwicklung abzeichnen, wie zum Beispiel die Abschaff ung des Quotensystems in der EU, die Schwankungen bei den Preisen von Milchprodukten und Produktionsmitteln sowie die Unberechenbarkeit des Wetters. All diese Veränderungen, die schon jetzt Gestalt annehmen, bieten uns eine aufregende Welt neuer Chancen und Herausforderungen. China, einer der größten Akteure im Milchsektor, verfügt über einen der am schnellsten wachsenden Milchmärkte der Welt, der durch steigende Inlandsproduktion mit enormem Potential und großer Anziehungskraft für Importe charakterisiert ist. Von der Marktebene gehen wir in dieser Ausgabe von Science & Solutions zur Molekularebene über und stellen die Welt der Endotoxine vor. Die für alle Tierspezies schädlichen Endotoxine werden aus der Zellwand aller gramnegativen Bakterien freigesetzt und werden sich in den kommenden Jahren zu einem Schlüsselthema in der Forschung entwickeln. Obwohl den Endotoxinen vom Standpunkt der Betriebseffizienz bis jetzt recht wenig Bedeutung beigemessen wurde, wird sich das wohl bald ändern. Lesen Sie weiter und erfahren Sie mehr über diese interessanten Stoff wechselprodukte.

Luis CARDO Technical Sales Manager, Wiederkäuer

Science & Solutions


Inhalt Endotoxine bei Kühen Ein unterschätztes Risiko?

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Endotoxine stimulieren als Lipopolysaccharide die Immunantwort. Eine erhöhte Endotoxinaktivität wird allerdings auch mit einer Reihe von Erkrankungen wie z. B. Mastitis und Laminitis in Verbindung gebracht, und kann sogar zum Tod des Tieres führen. Von Simone Schaumberger, DVM & Nicole Reisinger, DI (MSc)

Chinas wachsender Milchsektor

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China tritt aus dem Schatten fragwürdiger und die inländische Industrie belastender ethischer Prinzipien, und die chinesische Bevölkerung verzehrt größere Mengen an Milchprodukten als je zuvor. Von Donald Xu, MSc

Wiederkäuer im World Nutrition Forum

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Bahnbrechende, von der Öffentlichkeit meist nicht wahrgenommene Neuerungen in der Landwirtschaft und neue Trends in der Fütterungstechnologie und dem Management werden beim diesjährigen WNF in der Breakout Session über Wiederkäuer vorgestellt.

Science & Solutions ist eine monatlich herausgegebene Veröffentlichung der BIOMIN Holding GmbH, die kostenlos an unsere Kunden und Partner verteilt wird. Jede Ausgabe von Science & Solutions präsentiert Themen zu den aktuellsten wissenschaftlichen Erkenntnissen zu Tierernährung und Gesundheit und konzentriert sich jedes Vierteljahr auf eine Tierart (Geflügel, Schwein oder Wiederkäuer). ISSN:2309-5954 Eine digitale Kopie und weitere Informationen finden Sie unter: http://magazine.biomin.net Wenn Sie an Nachdrucken von Artikeln interessiert sind oder Science & Solutions abonnieren möchten, wenden Sie sich bitte an magazine@biomin.net Herausgeber: Mit Beiträgen von: Marketing: Grafik: Recherche: Verlag:

Daphne Tan Nicole Reisinger, Simone Schaumberger, Donald Xu Herbert Kneissl, Cristian Ilea GraphX Department BIOMIN Holding GmbH Franz Waxenecker, Ursula Hofstetter BIOMIN Holding GmbH Industriestrasse 21, 3130 Herzogenburg, Österreich Tel: +43 2782 8030 www.biomin.net

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Ein Magazin von BIOMIN

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Endotoxine bei K端hen

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Ein untersc

Science & Solutions


Simone Schaumberger Produktmanager, Mykotoxin-Risiko-Management Nicole Reisinger Projektleiterin, Endotoxine

chätztes Risiko? Endotoxine sind außergewöhnlich faszinierende Substanzen. Einerseits bewirken sie eine positive Stimulation des Immunsystems, andererseits können sie zum endotoxischen Schock und zum Tod führen.

lich zur Ruminitis. In der Folge erhöht die Ruminitis die Durchgängigkeit der Pansenwand und ermöglicht dadurch das Eindringen von Endotoxinen in den Organismus. Aber was bedeutet das für die Kuh? Endotoxine Endotoxine sind aufgrund ihrer pyrogenen (fiebererzeugenden) Wirkung schon seit Ende des 19. Jahrhunderts bekannt. Endotoxine sind bei allen gramnegativen Bakterien (Abbildung 1) Bestandteil der Zellwand und wegen ihrer Wirkung auf das Immunsystem von größtem Interesse. Endotoxine werden auch als Lipopolysaccharide (LPS) bezeichnet, da ihre Struktur aus einem Lipid (Lipid A, immunogener Teil, niedrigste Variabilität) und

Endotoxine sind… • Bestandteile gramnegativer Bakterien • Teil der bakteriellen Zellwand • Makromoleküle mit einer Größe von 300 000 bis 1 000 000 Dalton • Pyrogen (können Fieber auslösen) • In großer Zahl im Pansen und im Gastrointestinaltrakt vorhanden

Photo: Eraxion_iStockphoto

E

s ist bekannt, dass sich Toxine negativ auf die Pansenfermentation auswirken. Generell sind zwei Toxingruppen im Zusammenhang mit Tiergesundheit ins Zentrum der Aufmerksamkeit gerückt: Toxine, die von Pilzen produziert werden (Mykotoxine) und Toxine, die von Bakterien produziert werden (Endotoxine und Exotoxine). Das Problem erhöhter Endotoxinwerte im Pansen bei Pansenazidose rückt zunehmend in den Fokus. Kohlenhydratreiches Futter verändert die Mikroflora im Pansen, was zum Absterben der gramnegativen Bakterien und zum vermehrten Wachstum der grampositiven Bakterien führt. Dies bewirkt eine Dysbiose und führt letztend-

• Überall in der Luft, im Wasser und Futter zu finden • Hitze- und pH-stabil

Abbildung 1: Vergleich der Zellwand von grampositiven und gramnegativen Bakterien. Im Kreis: LPS befindet sich in der Zellwand.

Grampositive Bakterien

Gramnegative Bakterien

Plasmamembran

Außenmembran

Lipoproteine DNSOligomere Kern-Glycolipid

Endotoxin (Lipopolysaccharid)

O-spezifische Polysaccharidkette

Superantigene (Protein)

Exotoxine (Protein)

Lipoteichonsäure

Ein Magazin von BIOMIN

Peptidoglykan (Murein)

Lipid A n

O-spezifische OligosaccharidUntereinheit

(äußeres) (inneres) Kern-Oligosaccharid

Sterben von Bakterien (Antibiotika, Temperatur)

Quelle: BIOMIN

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Simone Schaumberger Produktmanager, Mykotoxin-Risiko-Management Nicole Reisinger Projektleiterin, Endotoxine

Risikofaktoren für Erkrankungen im Zusammenhang mit Endotoxinen bei Wiederkäuern

Tabelle 1: Zusammenfassung der Endotoxinaktivität (Endotoxin-Units, EU/ ml) in unterschiedlichen Körperteilen der Kuh bei gesunden Tieren und Tieren mit experimentell induzierter subakuter Pansenazidose (SARA) aus verschiedenen Studien. Endotoxin-Einheiten/ml einer gesunden Kuh*

Endotoxin-Einheiten/ml SARA

Blut

< 0.05 EU/ml

0.05 – 1 EU/ml

Pansen

3 700 – 30 000 EU/ml

120 000 – 210 000 EU/ml

Ileum

4 000 EU/ml

110 000 EU/ml

Zäkum

18 000 EU/ml

130 000 EU/ml

Fäzes

14 000 EU/ml

100 000 EU/ml

Quelle: Adaptiert nach Plaizier et al. 2013

einem Polysaccharid (speziesspezifischer Teil, hohe Variabilität der Kettenlänge) besteht. Die Struktur des LPS ist für die Aufnahme und Neutralisierung des Moleküls von entscheidender Bedeutung. Endotoxine werden beim Absterben oder bei übermäßiger Proliferation von gramnegativen Bakterien freigesetzt. Die Gabe von Antibiotika (zum Beispiel Beta-Laktam-Anti1

Pansensimulationsmodell

Das Pansensimulationmodell ist ein wichtiges in vitro Modell, mit dem der Einfluss der Futtermittelzusätze auf die Pansenphysiologie getestet werden kann. Das Modell wurde im BIOMIN Forschungszentrum (Forschungsteam Analytik) adaptiert, um unter Verwendung des natürlichen Pansensafts den Einfluss der Zusätze auf den pH-Wert, die Anzahl der Bakterien und die Konzentration der Fettsäuren in Reaktoren zu bestimmen (Abbildung unten). Der Einfluss auf die Endotoxinkonzentration im Pansen kann ebenfalls getestet werden.

biotika) mit bakterizider Wirkung kann deshalb die Freisetzung von Endotoxinen erhöhen. Dies sollte bei der Behandlung der Kuh mit Antibiotika berücksichtigt werden. Auswirkungen bei Wiederkäuern Über das Futter, die Atemluft und die Umwelt sind die Tiere in stetigem Kontakt mit Endotoxinen. Bei gesunden Tieren werden nur kleine Mengen von Endotoxinen über den Darm ins Blut absorbiert. Danach werden sie zur Leber transportiert und dort entgiftet. Aufgrund ihrer Struktur können Endotoxine auch im Fettgewebe gespeichert werden. Bei gesunden Tieren sind Endotoxine in bestimmten Konzentrationen im Pansen, im Darmtrakt und in den Fäzes vorhanden. Bei Energiemangel oder Fütterungsfehlern wird die Pansenwand oder Darmwand durchlässiger, sodass mehr Endotoxine in den Blutstrom gelangen können. Bei einer negativen Energiebilanz kommt es zum Abbau von Fett und es gelangen noch mehr Endotoxine in den Organismus. Steigt die Endotoxinkonzentration an, kann die Endotoxinaktivität im Blut gemessen werden (Tabelle 1). Dies kann eine ganze Reihe von Erkrankungen auslösen, unter anderem Mastitis, Endometritis, Laminitis, Dermatitis digitalis, sowie einen endotoxischen Schock. In vivo trifft in vitro Endotoxine lösen im Organismus Rezeptor-vermittelte Reaktionen aus, daher ist es schwer eine Prognose über den Verlauf der Toxine abzugeben, besonders über die Route durch den Magen-Darm-Trakt. Einen kontrollierten Versuch mit Endotoxinen durchzuführen, bei dem die Toxine oral verabreicht werden, ist daher sehr schwierig. Die Induzierung einer kontrollierten oralen in-vivo-Belastung über das Futter ist eine schwierige Aufgabe.

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Science & Solutions


Endotoxine bei Kühen Ein unterschätztes Risiko?

Kühe in der Frühlaktation Erstkalbende Kühe Kühe mit Weidegang oder mit einer gering faserreichen Fütterung Große Menge an Kraftfutter Subakute Azidose Management im Stall Abbildung 2: Vergleich der mittleren Endotoxinwerte der Reaktoren aus dem Pansensimulationsmodell. Die Reaktoren mit zugebenen Antibiotika (grün) wiesen nach langfristiger Inkubation signifikant höhere Endotoxinwerte auf.

100

**

20,000

Separationskraft [%]

Endotoxinaktivität [EU/ml]

25,000

Abbildung 3: Signifikante Abnahme der Separationskraft [%] bei mit 10 und 100 µg/ml LPS behandelten Explantaten im Vergleich zur negativen Kontrollgruppe (grün).

15,000 10,000 5,000 0

2

80 (A) Präparieren der Klaue

*

60

*

40 20 0

Unbehandelter Reaktor mit Antibiotika Reaktor behandelt

Quelle: BIOMIN, 2014

Deswegen bieten in vitro Experimente eine Möglichkeit die Effekte von Endotoxinen zu testen. Das Pansensimulationsmodell stellt eine Methode zum Test der Auswirkungen von Futtermittelzusätzen dar (Kasten 1). Die mit dem Pansensimulationsmodell erzielten vorläufigen Ergebnisse bestätigten die negativen Auswirkungen von Antibiotika auf die Endotoxinbelastung im Pansen. Nach einer zweiwöchigen Inkubation erhöhte sich die Endotoxinkonzentration der mit Antibiotika behandelten Reaktoren signifikant im Vergleich zu den unbehandelten Reaktoren (Abbildung 2). Dies zeigt, dass zur positiven Beeinflussung der Pansenphysiologie und der Kontrolle der Endotoxinbelastung im Pansen alternative Strategien erforderlich sind. Das ex vivo Laminitismodell (Kasten 2) ist ein weiteres Modell. Klauengewebe wird verwendet, um die Auswirkungen der Endotoxine zu testen. Dieses Modell zeigte, dass Endotoxine sich negativ auf die Gesundheit des Klauengewebes auswirken. Endotoxine reduzierten signifikant die Kraft, die erfor-

Ein Magazin von BIOMIN

Ex vivo Laminitis Modell

Kontroll- LPS 1 gruppe mg/L

LPS 10 LPS 100 mg/L mg/L

(B) Kultivieren der Explantate

Quelle: BIOMIN, 2014

derlich ist, um das Bindegewebe von den Lamellen zu lösen (Abbildung 3). Schlussfolgerung Die von den Endotoxinen verursachten Schäden sind wissenschaftlich belegt und keine Fiktion. Endotoxine sind in der Umwelt allgegenwärtig und werden permanent ausgeschüttet. Eine gesunde Kuh kommt mit der Endotoxinbelastung durch Entgiftung in der Leber oder der Lymphe gut zurecht. Bei einer Zunahme der Endotoxinbelastung oder bei Leberversagen können Endotoxine die physiologischen Abläufe der Kuh jedoch überfordern. Es kommt zur Auslösung von Entzündungskaskaden, die zu verschiedenen Erkrankungen und im schlimmsten Fall zu Schock und Tod führen können. Aufgrund der Präsenz der Endotoxine in der Umgebung der Wiederkäuer sind Maßnahmen zur Prävention der durch Endotoxine verursachten Erkrankungen bei Kühen äußerst wichtig und werden dringend empfohlen.

Explantate aus Bindegewebe, Lamellen und Klauenwand • 24 Stunden • 37 °C, 5 % CO2 • 0 – 100 µg/ml LPS

(C) Testen der Separationskraft

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Donald Xu

Teil 1

Business Director Milchwirtschaft China

Ch nas

wachsender Milchsektor Chinas Milchwirtschaft ist ein schnell wachsender Industriezweig, der sich schneller entwickelt als der lokale Geflügel- und Schweinesektor des Landes. Heute ist China auf dem Weg zu einem großen und zunehmend wichtigen globalen Milchproduktions- und Handelsmarkt.

N

ach Angaben der chinesischen Regierung gab es in China im Jahr 2013 insgesamt 12,6 Millionen Kühe. Diese Zahl beinhaltet Milchkühe, trockenstehende Kühe, Färsen und Kälber, wobei die tatsächliche Anzahl der milchproduzierenden Kühe bei ungefähr 6,3 Millionen liegt (50 % des gesamten Kuhbestandes). Die gesamte Milchproduktion Chinas ist im Vergleich zu Ländern mit einer gut ent­wickelten Milchwirtschaft niedrig; die durchschnittliche Milchleistung von 5500 kg/Kuh/Jahr ist nur halb so hoch wie in den USA und in Europa (Abbildung 1). Produktion und Konsum Von 2007-2009 blieb die Milchproduktion in China konstant auf einem Niveau von 35,3 Millionen Tonnen pro

Jahr. Ab dem Jahr 2010 setzte ein Produktionswachstum ein und erreichte 2012 bis zu 38,8 Millionen Tonnen, bevor es in 2013 wieder auf 35,31 Tonnen zurückfiel (Abbildung 2). Nach Schätzungen des chinesischen Amtes für Statistik und des chinesischen Forschungszentrums für nachhaltige Entwicklung wird die Milchproduktion bis 2020/2030 wieder steigen und 59 bzw. 76 Millionen Tonnen erreichen. Der durchschnittliche jährliche Pro-Kopf-Konsum von Milchprodukten lag 2013 bei 28,6 kg. Dieser Wert repräsentiert nur 26 % des globalen Durchschnittswertes von 109 kg und liegt unter dem Niveau der folgenden Länder: Australien 412 kg, EU 302,3 kg, Amerika 289,5 kg, Japan 59,8 kg, Südkorea 43,2 kg (Abbildung 3). Abbildung 4 zeigt, wie der Konsum der Milchprodukte aufgrund des Melamin-Milchskandals und des resultierenden

Abbildung 1: Produktion und weltweites Ranking der milchproduzierenden Länder (kg/Kuh/Jahr) in 2012

Abbildung 3: Konsum von Milchprodukten im urbanen Bereich in 2013 (kg/Kopf/Jahr)

12 000 10 000 8 000 6 000 4 000 2 000 0 Isr

ae

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Quelle: China Dairy Yearbook, 2012

Abbildung 2: Milchproduktion in China, Vorhersage 2007 2030 (Millionen Tonnen) 80 70 60 50 40 30 20 10 0

r te ei ch t tw ur nit l e D ch S s W Quelle: China Dairy Yearbook, 2012 Ch

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Abbildung 4: Konsum von Milchprodukten im urbanen Bereich in China, Vorhersage 2007 - 2030 (kg/Kopf/Jahr) 60 50 40 30 20 10

2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2020 2030

Quelle: Staatliches Chinesisches Amt für Statistik, 2012

6

450 400 350 300 250 200 150 100 50 0

0

2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2020 2030

Quelle: Staatliches Chinesisches Amt für Statistik, 2012

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0,70 0,68 0,66 0,64 0,62 0,60 0,58 0,56 0,54 0,52 0,50 Ja

n

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l t z v Ju Aug Sep Ok No De n 2011 n 2012 n 2013

az Apr Ma

Ju

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Quelle: China Orient Dairy Inform. Beratungsunternehmen, 2013

Abbildung 6: Milchpulverimporte (Tonnen) 1 200 000 1 000 000 800 000 600 000 400 000 200 000

2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014

Quelle: Chinesische Zölle; Li Shengli (China Agri. Universität), 2013

Vertrauensverlustes bei Milchprodukten ab 2008 fiel und wie sich dieser Trend bis 2011 fortsetzte. Erst im Jahr 2012 zeigte der Milchkonsum wieder Zeichen der Erholung und einer beginnenden Steigerung. Nach Angaben des chinesischen Amtes für Statistik und des chinesischen Forschungszentrums für nachhaltige Entwicklung wird bis 2020 bzw. 2030 wieder ein Niveau von 45 bzw. 50 kg erreicht werden. Ein globales Geschäft Der Milchmangel im Jahr 2013 führte zu einer Erhöhung der Milchpreise (Abbildung 5). In einigen Regionen stieg der Milchpreis sogar bis auf 0,97 US$/kg an, sodass die meisten Milchproduzenten die höchsten Profite der letzten 5 Jahre verzeichnen konnten. Einige der größten Produzenten (mehr als 35 kg/Kuh/Tag) erwirtschafteten im Jahr 2013 pro Kuh einen Betrag von 2.500 US$. Eine hohe Nachfrage und ein stetig wachsender Konsum von Milchprodukten bedeuten, dass die Lücke zwischen dem Lieferengpass von Rohmilch und der Nachfrage des Marktes in 2014 weiter bestehen wird. Mit der schnellen Entwicklung des Milchsektors werden sich zahlreiche Geschäftschancen für den Import von Milchpulver und Flüssigmilch sowie von Materialien im Zusammenhang mit den lokalen Milchbetrieben eröffnen, wie zum Beispiel Luzerne-Heu, Hafer-Heu und Milchvieh. Da China über wenig Produktionsmaterialien für die Milchindustrie verfügt, wird der Trend des Landes als Nettoimporteur von Milchprodukten weiterhin steigen. Import von Milchprodukten Zu den Milchimporten zählen Milchpulver, Flüssigmilch und Babymilch.

Ein Magazin von BIOMIN

Abbildung 7: Flüssigmilchimporte (Tonnen) 300 000 270 000 240 000 210 000 180 000 150 000 120 000 90 000 60 000 30 000 0

2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014

Quelle: Chinesische Zölle; Li Shengli, 2013

Abbildung 8: Babymilchpulverimporte (Tonnen) 180 000 160 000 140 000 120 000 100 000 80 000 60 000 40 000 20 000 0

2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014

Quelle: Chinesische Zölle, 2013

China importierte in den Jahren 2011, 2012 und 2013 449.542 t bzw. 527.875 t und 854.400 t Milchpulver. Etwa 85 % dieser Importe stammten aus Neuseeland, und es ist davon auszugehen, dass dieser Wert bis Ende 2014 auf über eine Million Tonnen ansteigen wird (Abbildung 6). Der Gesamtwert der Milchpulverimporte im Jahr 2013 betrug 3,59 Milliarden US$. 2013 erreichte das von ­China eingeführte Milchpulver 20 % des gesamten globalen Handelsvolumens. Vom gesamten inländischen Angebot an Milchprodukten am Markt mussten zur Befriedigung der lokalen Nachfrage 28 % importiert werden. Die Einfuhr von Flüssigmilch stieg von 4.800 Tonnen im Jahr 2007 um das Vierzigfache auf 194.800 Tonnen im Jahr 2013. Nach den Angaben der Er­ nährungs- und LandwirtschaftsorMan schätzt, dass sich dieses Imganisation der Vereinten Nationen portvolumen bis Ende 2014 auf (FAO) betrug im Jahr 2012 die 300.000 Tonnen erhöhen globale Milchproduktion 784 Milwird (Abbildung 7). An diesem lionen Tonnen, davon entfielen 33 % auf Europa und 28 % auf Asien. Milchimportvolumen waren Der Anteil Chinas an der globalen elf Länder der EU mit 62 % Milchproduktion betrug 6 %; sobeteiligt. mit befindet sich China hinsichtlich Obwohl der Fall des mit des länderspezifischen Beitrages auf dem dritten Platz. Mittel- und Melamin kontaminierten MilchNordamerika produzierten zusampulvers nun schon sechs Jahre men 18 % der weltweiten Ge­ zurückliegt, leidet die Branche samtmenge, Südamerika 11 %, und immer noch an den NachwirkunAfrika und Ozeanien jeweils 5 %. gen dieses Ereignisses und lebt

Photo: pan demin shutterstock

Abbildung 5: Durchschnittspreise für Rohmilch in China, 2011-2013 (US$/kg)

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Chinas wachsender Milchsektor

im Schatten eines stark gestörten Vertrauens in der Milchindustrie. Die Verbraucher verlangen weiterhin eine höhere Qualität und sichere Milchpro­dukte, besonders bei Babymilchpulver. Im Jahr 2013 betrug das Gesamtvolumen des importierten Babymilchpulvers 122.000 Tonnen im Wert von 1,47 Milliarden US$. Dieses Importvolumen lag um 33,5 % höher als 2012, bei einer Steigerung des Gesamtwertes um 40,7 %. Die Einfuhr von Babymilchpulver stieg von 35.792 Tonnen im Jahr 2007 um das 3,4-Fache auf bis zu 122.000 Tonnen im Jahr 2013. Schätzungen zufolge wird sich dieses Importvolumen bis Ende 2014 auf 160.000 Tonnen erhöhen (Abbildung 8). Importe von Molke und Heu Die Einfuhr von Molke stieg von 167.583 Tonnen in 2007 auf 402.000 Tonnen in 2013, was einen Anstieg um das 2,4-Fache bedeutet. Schätzungen zufolge wird dieses Importvolumen bis Ende 2014 500.000 Tonnen erreichen (Abbildung 9). Die Erhöhung der lokalen Milchproduktion und der Nachfrage des Marktes nach hochwertigen Produktionsmitteln führte zu einem Anstieg der Rohmaterialeinfuhren wie zum Beispiel Luzerne-Heu und Hafer-Heu sowie von Zuchttieren (Färsen) und Tiefgefriersperma. 2007 führte China 2.088 Tonnen Luzerne-Heu ein, das hauptsächlich aus den USA stammte. Im Jahr 2013 erhöhten sich die Importe auf 755.600 Tonnen im Wert von 296,41 Millionen US$. Das Importvolumen war in 2013 362-mal höher als in 2007, und es wird erwartet, dass dieses Volumen im Jahr 2014 auf über eine Million Tonnen ansteigt (Ab­ bildung 10). 2011 wurde zum ersten Mal australisches Hafer-Heu in den milcherzeugenden Betrieben Chinas eingeführt, wobei das Importvolumen anfänglich 12.700 Tonnen betrug. Dieses Volumen erhöhte sich 2013 auf 42.000 Tonnen und soll im Jahr 2014 sogar das Niveau von 200.000 Tonnen erreichen (Abbildung 11).

Da China über wenig Produktions­ materialien für die Milchindustrie verfügt, wird der Trend des Landes als Nettoim­ porteur von Milch­ produkten weiterhin steigen.

Färsenimporte China importiert große Mengen an Färsen, hauptsächlich aus Neuseeland, Australien und Uruguay, um den Bedarf der neu errichteten bzw. expandierenden kommerziellen Produktionsbetriebe zu decken. Außerdem fordern staatliche Bestimmungen, dass die Verarbeiter von Babymilchpulver über eigene kontrollierte Milchquellen (milcherzeugende Betriebe) verfügen müssen. Schätzungen zufolge werden im Jahr 2014 200.000 Färsen importiert werden (Abbildung 12). Import von Gefriersperma Zur Leistungsverbesserung der Milchkühe hat sich der Import von Tiefgefriersperma von 64 kg in 2000 auf 7.102kg in 2012 stetig erhöht (Abbildung 13). Die wichtigsten ausländischen Akteure in diesem Markt sind: World Wide Sires, Alta-Agricorp, ABS Global, Cooperative Resources International (CRI), Semex, Masterind, LIC Semen Paks, Genex Cooperative, CRV (Niederlande) und Viking Genetics.

Abbildung 9: Molkeimporte (Tonnen) 600 000 500 000 400 000 300 000 200 000 100 000 0

2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 Quelle: Chinesische Zölle; Li Shengli, 2013

Abbildung 10: Luzerne-Importe (Tonnen) 1 200 000 1 000 000 800 000 600 000 400 000 200 000 0

2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 Quelle: Chinesische Zölle; Li Shengli, 2013

Abbildung 11: Hafer-Heu-Importe (Tonnen) 250 000 200 000 150 000 100 000 50 000 0

2011 2012 2013 Quelle: Chinesische Zölle; Li Shengli, 2013

2014

Abbildung 12: Färsen-Importe (Tiere) 200 000 180 000 160 000 140 000 120 000 100 000 80 000 60 000 40 000 20 000 0

2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 Quelle: Chinesische Zölle; Li Shengli, 2013

Abbildung 13: TG-Sperma-Importe (kg) 8 000 7 000 6 000 5 000 4 000 3 000 2 000 1 000 0

´00 ´01 ´02 ´03 ´05 ´06 ´07 ´08 ´09 ´10 ´11 ´12 Quelle: Chinesische Zölle; Li Shengli, 2013

In Teil 2 (Ausgabe 13) folgen weitere Informationen über die regionale Verteilung der Milchwirtschaftsaktivitäten in China, und wir werden aufzeigen, wie politische Entscheidungen die Zukunft dieser Branche gestalten könnten.

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MUNICH 2014

Breakout Session WIEDERKÄUER Was Sie erwartet

1.

Hinter den Kulissen: Bahnbrechende Neuerungen in der Landwirtschaft, die von der Öffentlichkeit nicht wahrgenommen werden Haben Sie jemals eine Äußerung über Tierproduktion gehört, von der Sie wissen, dass sie falsch ist? Tatsache ist, dass sich die Öffentlichkeit leichter durch reißerische Nachrichten als durch wissenschaftlich fundierte Erkenntnisse beeinflussen lässt. Da die Nachfrage im Einzelhandel nach wie vor durch die Wahrnehmungen der Verbraucher angetrieben wird, beschäftigt sich diese Breakout Session mit den Weiterentwicklungen und Trends beim Einsatz von Technologien und Wiederkäuermanagement, die nicht nur Insidern vorbehalten sein sollten. Wenn Sie also das nächste Mal eine falsche Äußerung im Zusammenhang mit der Tierproduktion hören, wissen Sie, wie Sie zu antworten haben.

Pansen Euter Uterus

2.

Diese Triade – Pansen, Euter und Uterus – stellt in der nachhaltigen Produktion den Grundpfeiler für eine langfristige Gesundheit der Rinder und dauerhafte Rentabilität der Betriebe dar. Mit dem Fokus auf Milchkühe, behandeln die Vorträge Themen, wie die Auswirkungen der Fütterung auf die Gesundheit und das Wohlbefinden der Kühe; „Ruminomics“; Nährstoffverluste bei der Verdauung und dem Stoffwechsel sowie Themen in Bezug auf hohe Fruchtbarkeitsleistung der Milchkühe.

Die speziesspezifischen Workshops sind seit dem Jahr 2010 eine Tradition des World Nutrition Forums (WNF) und beschäftigen sich mit aktuellen Themen im Zusammenhang mit der Produktion von Wiederkäuern und anderen Tieren. Jeder vierstündiger Workshop deckt zwei Themen ab. Die Breakout Sessions für jede Spezies finden parallel am Nachmittags des ersten Tages (16. Oktober 2014) statt. Das von BIOMIN gesponserte World Nutrition Forum ist eine hochrangige, alle zwei Jahre stattfindende Veranstaltung für die Branche, auf der führende Experten, Wissenschaftler und Entscheidungsträger zusammenkommen, um durch Brainstorming Ideen und strategische Perspektiven für die Zukunft der Tierernährung zu entwickeln und auszutauschen. Auf der diesjährigen Veranstaltung in München wird das World Nutrition Forum das Thema “sustain:ability” (Nachhaltigkeit) beleuchten. Um aktuelle Informationen zu erhalten, besuchen Sie bitte www.worldnutritionforum.info.

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