Ausgabe 11 • Geflügel Ein Magazin von
Photo: Ugurhan Betin
Das Potential phytogener Substanzen
Antioxidantien zur Erhaltung der Gesundheit Mykotoxin-induzierte Läsionen
Geflügel im Fokus
Richtiges Verständnis der Myko toxikosen ist der entscheidende Schritt zur korrekten Diagnose.
Ernährung, Darmgesundheit und eine nachhaltige Broiler produktion beim Welter nährungsforum
2014
Editorial Mehr Würze! Oxidation ist ein Begriff, der keinem Mitarbeiter in der Geflügelproduktion ein Fremdwort ist. Egal, ob Sie als Ernährungsexperte für die Rezepturen von Futtermitteln zuständig sind, sich als Tierarzt um die Gesundheit und das Wohlergehen der Herde kümmern, oder ob Sie im weiteren Verlauf der Lieferkette den Bereich Qualitätskontrolle betreuen - überall werden Sie dem Begriff Oxidation schon begegnet sein. Erinnern Sie sich noch an den Tag, an dem die ganze Futtermittelcharge durch ranziges Öl verdorben wurde? Sehen Sie noch die entzündeten Därme vor sich, die Sie bei der Sektion erkrankter Tiere aus dem Geflügelbestand vorfanden? Oxidation ist in jeder Zelle Teil des Stoffwechsels. Zur Oxidation kommt es gewöhnlich dann, wenn Sauerstoff mit anderen Substanzen in Kontakt kommt und dabei Elektronen abgibt (freie Radikale). Bei Lebewesen ist die Bildung von freien Radikalen ein gewollter und umfangreicher Prozess, der dem Schutz des Organismus vor Viren und Bakterien dient. Zu Problemen kommt es erst dann, wenn der Körper mit zu vielen freien Radikalen konfrontiert wird. Lipide – und ganz besonders die Phospholipide in den Zellmembranen – sind anfällig für oxidative Prozesse. Dabei führen die freien Radikale zu Zellentzündungen und weiteren Erkrankungen. Es ist kein Zufall, dass wir Kräuter und Gewürze zur Aromatisierung unserer Speisen verwenden. Tatsächlich zeigte eine, von Paur et al. (2011) durchgeführte und veröffentlichte Studie, dass die Kategorien „Gewürze und Kräuter“ und „Kräutermedizin/Traditionelle Pflanzenmedizin“ Substanzen umfassen, die mehrheitlich besonders reich an Antioxidantien sind. BIOMIN berücksichtigt dieses Wissen und setzt es im Bereich der Tierernährung um. In dieser Ausgabe lesen Sie, wie Futtermittelzusätze pflanzlichen Ursprungs (phytogene Substanzen) die organoleptischen Eigenschaften des Futters verbessern können und gleichzeitig die Leistung und die Gesundheit des Geflügels optimieren. Wir hoffen, dass Sie an diese Ausgabe denken, wenn Sie demnächst Ihre Pizza mit Oregano bestreuen, Ihre thailändische Tom-Yam-Suppe mit Chili würzen oder das Fleisch in Rosmarinmarinade einlegen. Und wir hoffen natürlich, dass Ihnen bewusst wird, welchen Wert die Anwendung desselben Konzepts bei Ihrem Geflügelfutter hat.
Franz Waxenecker Director Development Department
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Science & Solutions • Ausgabe 11
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Inhaltsverzeichnis Das antioxidative Potential phytogener Substanzen Phytogene Futtermittelzusätze schützen das Geflügel durch eine Verbesserung des antioxidativen Status und der Reduzierung krankheitsverursachender freier Radikale.
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Von Basharat Syed, MVSc PhD
Differentialdiagnosen für Mykotoxinassoziierte Läsionen des Gastrointestinaltrakts von Geflügel Als erstes Körpersystem, das dem Einfluss der Mykotoxine ausgesetzt ist, kann der Verdauungstrakt durch Läsionen verursacht durch pathogene und nicht-pathogene Erreger betroffen sein. Eine effiziente Differenzialdiagnostik hilft, die Kontrolle über die Verletzungen zu behalten.
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Von Raj Murugesan, DVM MBA PhD
Geflügel als Thema beim World Nutrition Forum Erfahren Sie alles über eine nachhaltige, aber wirtschaftlich sinnvolle Broilerproduktion durch die Erfolgsstorys von zwei der weltweit größten Geflügelfleischproduzenten in der Breakout session über Geflügel, im kommenden Oktober in München.
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MUNICH 2014 15-18 October
Cut & Keep
Checklist
Was stimmt nicht mit meinem Geflügel? Teil 2: Läsionen des Muskelmagens Eine nützliche diagnostische Checkliste mit Symptomen, Ursachen und Therapien zur praktischen Anwendung im Betrieb.
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Science & Solutions ist eine monatlich herausgegebene Veröffentlichung der BIOMIN Holding GmbH, die kostenlos an unsere Kunden und Partner verteilt wird. Jede Ausgabe von Science & Solutions präsentiert Themen zu den aktuellsten wissenschaftlichen Erkenntnissen zu Tierernährung und Gesundheit und konzentriert sich jedes Vierteljahr auf eine Tierart (Geflügel, Schwein oder Wiederkäuer). ISSN:2309-5954 Eine digitale Kopie und weitere Informationen finden Sie unter: http://magazine.biomin.net Wenn Sie an Nachdrucken von Artikeln interessiert sind oder Science & Solutions abonnieren möchten, wenden Sie sich bitte an magazine@biomin.net Herausgeber: Daphne Tan Mit Beiträgen von: Raj Murugesan, Karin Nährer, Simone Schaumberger, Basharat Syed Marketing: Herbert Kneissl, Cristian Ilea Grafik: GraphX Department BIOMIN Holding GmbH Recherche: Franz Waxenecker, Ursula Hofstetter Verlag: BIOMIN Holding GmbH Industriestrasse 21, 3130 Herzogenburg, Österreich Tel: +43 2782 8030 www.biomin.net ©Copyright 2014, BIOMIN Holding GmbH Alle Rechte vorbehalten. Mit Ausnahme der im Copyright, Designs and Patents Act von 1998 genannten Regelungen darf kein Teil dieser Veröffentlichung ohne schriftliche Genehmigung des Inhabers des Urheberrechts in irgendeiner materiellen Form für kommerzielle Zwecke vervielfältigt oder kopiert werden. Alle hierin enthaltenen Fotos sind Eigentum der BIOMIN Holding GmbH oder werden unter einer Lizenz verwendet.
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Das antioxidative Potential phytogener Substanzen Phytogene Futtermittelzusätze (PFAs) verbessern wirksam den antioxidativen Status der Tiere. Dies wurde durch den Nachweis eines erhöhten antioxidativen Levels im Blutplasma, Fleisch und Gastrointestinaltrakt bestätigt.
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Basharat Syed Produktmanager
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Die Bekämpfung freier Radikale Seit einigen Jahren wird der Beteiligung von freien Radikalen und aktivem Sauerstoff an den Alterungsund Krankheitsprozessen wie Entzündungen, Arthritis, Herzerkrankungen, Schädigungen des Immunsystems und Krebserkrankungen zunehmende Aufmerksamkeit geschenkt. Oxidativer Stress ist das Ungleichgewicht zwischen vermehrtem Auftreten von reaktiven Sauerstoffspezies (ROS) und verminderter antioxidativer Aktivität. Erhöhter oxidativer Stress kann potenziell Schäden an den Zellstrukturen induzieren und Gewebe zerstören. Natürliche Antioxidantien genießen weltweit eine hohe Akzeptanz und werden den synthetischen Antioxidantien vorgezogen. Aeschbach et al. (1994) berichteten, dass Thymol, Carvacrol und 6-Gingerol nützliche antioxidative Eigenschaften besitzen und auf der Suche nach „natürlichem“ Ersatz für „synthetische” antioxidative Futtermittelzusätze zunehmend an Bedeutung Oxidativer Stress bezeich gewinnen. Die antioxidativen Eigenschaften net ein Ungleichgewicht bestimmter phytogener Substanzen werden zwischen vermehrtem den Phenolterpenen in den ätherischen Auftreten von reaktiven Ölen dieser Pflanzen zugeschrieben. Zu den Sauerstoffspezies einer seits und verminderter Pflanzen mit einem hohen Anteil an Terpenen antioxidativer Aktivität gehören Oregano, Rosmarin und Thymian. andererseits. Erhöhter Die ätherischen Öle aus Pflanzen, z. B. aus der oxidativer Stress kann Familie der Lippenblütler (Labiatae), werden potenziell Schäden an den Zellstrukturen verur in großem Umfang als Antioxidantien in sachen und das Gewebe Lebensmitteln und der Tiernahrung mit einem zerstören. hohen Fettgehalt verwendet.
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Photo: Lukiyanova Natalia/frenta_Shutterstock
ntioxidantien sind natürlich vorkommende Substanzen, die den tierischen Organismus vor schädlichen Einflüssen schützen können. Sie verhindern oxidative Reaktionen, die als oxidativer Stress bezeichnet werden. Da es sich bei Antioxidantien um ein in vivo Abwehrsystem handelt, verfügen sie über mehrere Verteidigungslinien. Die wichtigste Verteidigungslinie hemmt die Bildung freier Radikale und reaktiver Sauerstoffgruppen, indem Metallionen isoliert werden, während gleichzeitig Superoxid und Singulett-Sauerstoff zerstört und in jeder Zelle des Organismus Wasserstoffperoxid und Hydroperoxide reduziert werden. Durch freie Radikale und oxidativen Stress ausgelöste Leistungseinbußen und Produktionsverluste haben in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen und sind heute Gegenstand umfangreicher Forschungsprojekte. Schäden durch freie Radikale und oxidativen Stress sind keine Krankheiten, sondern Nebenprodukte des normalen zellulären Stoffwechsels.
Basharat Syed Product Manager
Abbildung 1. Wechselwirkungen: Antioxidantien gegen Oxidation.
Oxidation und Antioxidantien Antioxidantien sind im biologischen Organismus vorkommende chemische Verbindungen, die zur Verhinderung oder Modulation der Oxidation von Biomolekülen dienen.
Die Oxidation von Biomolekülen kann durch reaktive Sauerstoffspezies (ROS) und die Bil dung freier Radikale (FR) ausgelöst werden.
ROS entstehen im normalen Zellstoffwechsel und bei anderen relevanten Prozessen. Die kontinuierliche Bildung von ROS & FR erfolgt in allen Zellen und Geweben.
Oxidativer Stress Effizientes antioxidatives System erforderlich
Verhindern unerwünschte Oxidationen und irreversibler Schädigungen von Biomolekülen.
Erzielung eines Gleichgewichts zwischen Antioxidantien und Prooxidantien.
Exogenes Abwehrsystem erforderlich.
Hier spielen Antioxidantien (PFAs) eine wichtige Rolle.
In Untersuchungen bezüglich der antioxidativen Wirksamkeit einer Futtersupplementierung mit Artemisia annua auf die Produkte der Fettoxidation in der Muskulatur von Broilerküken, zeigten Cherian et al. (2013), dass Artemisia annua als natürlicher phytogener Futtermittelzusatz (PFA) mit antioxidativem Potenzial im Geflügelfutter zu verwenden sei. Luna et al. (2013) berichteten über den Nutzen natürlicher Phenole (Hauptbestandteile ätherischer Öle), wie z. B. in Thymol und Carvacrol, zur Verminderung der Fettoxidation, welche die Hauptursache für den Verlust an Nährwert und organoleptischer Qualität bei Geflügelfleisch darstellen. Die Verringerung oxidativer Prozesse ist für die Gesundheit und das Wachstum der Tiere und somit für die Tierproduktion und deren Wirtschaftlichkeit von überragender Bedeutung. Laut bislang verfügbarer Fachliteratur bieten PFAs, als Einzelkomponenten oder in Kombination, ein großes Potenzial als neue Generation von Fu t t e r m i t t e l z u s ä t z e n mit signifikanter antioxidativer Kapazität für eine fortschrittliche und gesunde Produktion lebensmittelproduzierender Tiere.
Werden mehr ROS gebildet als durch Antioxidantien abgefangen werden können, führt dies zu oxidativem Stress, die Ursache vieler chronischer Erkrankungen. 4
BIOMIN hat nicht nur die verbesserten Leistungsdaten, die durch Supplementierung des Futters mit seiner phytogenen Produktlinie Digestarom® erzielt wurden, untersucht, sondern auch den Einfluss der phytogenen Substanzen auf oxidative Prozesse in Darm und Fleisch. Oxidation und Antioxidation Einfach ausgedrückt geht es bei der Antioxidation darum, dass ein Antioxidans gefährliche freie Radikale bindet und sie somit aus dem Verkehr zieht. Ein auf diese Weise gebundenes Radikal kann im Organismus keinen Schaden mehr anrichten. Werden mehr reaktive Sauerstoffspezies (ROS) gebildet als die Antioxidantien abfangen können, führt dies zu oxidativem Stress, der die Ursache vieler chronischer Erkrankungen ist. Der Organismus verfügt für die Antioxidation über eine Reihe von Mechanismen, welche sowohl endogen als auch exogen (mittels über die Nahrung zugeführte Substanzen) ablaufen. Alle haben jedoch dieselbe positive Wirkung bei der Bekämpfung schädlicher Substanzen. Solange ausreichend Antioxidantien vorhanden sind, stellen freie Radikale für den Organismus kein ernstes Problem dar. Werden jedoch zu viele freie Radikale gebildet und nicht entfernt, kommt es zur dauerhaften Schädigung aller biologischen Strukturen. Es ist deshalb auf jeden Fall nützlich und oft sogar notwendig, den tierischen Organismus durch verschiedene Maßnahmen zu unterstützen, die gleichzeitig wirksam, wertvoll und
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Das antioxidative Potential phytogener Substanzen
*
Relativer mRNA-Wert
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* Signifikanter Unterschied zur Kontrollgruppel (p<0.05)
2.5 *
2 1.5 1
*
0.5 0 CYP1A1 HO-1 UGT1A1 n Kontrollgruppe
n Digestarom® Gruppe
Quelle: Gessner et al., 2013
natürlich sind. Abbildung 1 zeigt das Zusammenspiel von Antioxidantien und Prooxidantien. Die antioxidative Wirkung phytogener Substanzen Zusätzlich zu den ausgeprägten entzündungshemmenden Eigenschaften phytogener Verbindungen im Verdauungstrakt können die antioxidativen Eigenschaften dieser Substanzen noch weitere schützende Wirkungen ausüben. Antioxidative Wirkungen sind für eine Vielzahl pflanzlicher Substanzen beschrieben worden. Ein wichtiges Zellelement ist der Transkriptionsfaktor Nrf2. Die Aktivierung des Nrf2-Pfades führt zur Aktivierung von Genen, die für die zelluläre Abwehr gegen ROS und für die Entgiftung von Xenobiotika (körperfremde chemische Substanzen) zuständig sind. Digestarom® bewirkt nachweislich eine Hochregulierung der Nrf2-Zielgene, d. h. von Cytochrom P450 Isoform 1A1 (CYP1A1), Hämoxygenase-1 (HO-1) und UDPGlucuronosyltransferase Isoform 1A1 (UGT1A1), und liefert so weitere Belege für die Schutzwirkung phytogener Verbindungen auf zellulärer Ebene (Abbildung 2). Die regelmäßige Supplementierung des Futters mit PFAs kann daher vorbeugend gegen Entzündungsreaktionen im Magen-Darm-Trakt wirken, und zwar durch Hemmung des NF-KB-Pfades und durch Stimulation des antioxidativen Transkriptionsfaktors Nrf2. Antioxidantien und Fleischqualität Antioxidantien im Futter werden nicht nur aufgrund ihrer gesundheitsfördernden Wirkungen im tierischen Verdauungstrakt geschätzt, sondern auch wegen ihres positiven Einflusses auf die Fleischqualität. Die Oxidation von Lipiden während der Verarbeitung und Lagerung von Lebensmitteln ist ein entscheidender Vorgang, da mehrfach ungesättigte
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Fettsäuren zu Hydroperoxiden oxidieren, die wiederum für weitere Oxidationsprozesse und/oder den Abbau zu sekundären Reaktionsprodukten wie z. B. kurzkettigen Aldehyden, Ketonen und anderen oxidierten Verbindungen verantwortlich sind. Diese können die Gesamtqualität von Lebensmitteln einschließlich Geschmack, Aroma, Nährwert, Konzentration toxischer Verbindungen und Haltbarkeit negativ beeinflussen. Javan et al. (2012) unterDie Wirkung von suchten die Auswirkungen Digestarom® auf der Supplementierung des Darmzellen Futters mit einem ätherischen • Herunterregulierung von Öl (Zataria multiflora) auf das Entzündungsprozessen (NF-kB) Mikrobenwachstum und die • Heraufregulierung des antioxi Fettperoxidation bei Brustfilets dativen Darmschutzes (Nrf2) von Broilern während der Quelle: Gessner et al., 2013 gekühlten Lagerung. Sie kamen zu dem Schluss, dass ätherische Öle die Peroxidation und den Befall der Hähnchenbrustfilets mit schädlichen Mikroorganismen vermindert. Ähnliche Ergebnisse wurden nach der Verwendung verschiedener phytogener Verbindungen in Hähnchenfleisch, Truthahnfleisch und Fisch gezeigt. In einer experimentellen Studie der Universität Athen (Griechenland) an Broilern beobachteten Mountzouris et al. (Manuskript in Vorbereitung), dass die Supplementierung des Grundfutters (aus MaisSojabohnenmehl) mit Digestarom® P.E.P. sowohl im Plasma als auch generell im Fleisch zu einer signifikant (p<0,05) höheren antioxidativen Kapazität führte. Dies wurde mittels ORAC-Messung (Bestimmung der antioxidativen Kapazität) ermittelt.
Photos: Digitalpress-Fotolia
Abbildung 2. Antioxidative Wirkung von Digestarom® (Heraufregulierung der Nrf2-Zielgene).
Perspektiven Die antioxidative Wirkung von Digestarom® Futtermittelzusätzen wurde in vitro und in vivo nachgewiesen. Diese PFAs verbessern den antioxidativen Status der Tiere wirksam, wie anhand des erhöhten antioxidativen Levels im Blutplasma, Fleisch und Darmtrakt belegt werden konnte. Neben der verbesserten Leistung der Tiere stellt die Möglichkeit einer gesunden Fleischproduktion mit verbesserter Lagerqualität des Fleisches einen zusätzlichen Bonus dar. Literaturnachweise sind auf Anfrage erhältlich.
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Differentialdiagnose von Mykotoxin-assoziierten Läsionen des Gastrointestinaltraktes von Geflügel Mykotoxine sind immer in Futtermitteln vorhanden, wenn auch in unterschiedlichen Konzentrationen. Von ihren Auswirkungen sind verschiedene Körpersysteme wie der Gastrointestinaltrakt und die viszeralen Organe betroffen.
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M
ykotoxine verursachen eine Vielfalt von Erkrankungen, die zusammenfassend als Mykotoxikosen bezeichnet werden. Die se ent stehen ent weder direkt oder in Kombination mit anderen primären Stressoren, wie Pathogenen. Die Erkrankungen manifestieren sich mit Symptomen und krankhaften Veränderungen, die dazu herangezogen werden können, eine Mykotoxikose klinisch zu diagnostizieren. Die vorliegenden Läsionen sind jedoch nicht unbedingt mykotoxinspezifisch, sondern können auch auf verschiedene andere Faktoren wie Ernährung, Management oder Krankheit zurückzuführen sein. Es ist deshalb wichtig, die Symptome differentialdiagnostisch abzuklären, d. h. die Erkrankung von anderen Erkrankungen mit ähnlicher Symptomatik zu unterscheiden, bevor man zu einer endgültigen Schlussfolgerung gelangt. Dieser Artikel liefert
einen Überblick über die Differentialdiagnosen verschiedener Erkrankungen, die ähnliche Läsionen verursachen wie Mykotoxine im Gastrointestinaltrakt von Hühnern. Läsionen durch Mykotoxine Der Gastrointestinaltrakt ist das erste System im Körper, das nach oraler Aufnahme der Mykotoxine der Wirkung dieser Substanzen ausgesetzt ist. T2Toxin (T-2), HT2-Toxin, Deoxynivalenol (DON), Monoacetoxyscirpenol (MAS) und Diacetoxyscirpenol (DAS) aus der Gruppe der Fusarium-Trichothecene sowie Cyclopiazonsäure (CPA) von Aspergillus flavus oder Penicillium fungi sind die wichtigsten Mykotoxine, die sich auf den Magen-Darm-Trakt auswirken können. Diese Mykotoxine können orale Läsionen, Kropfnekrosen, Erosionen des Muskelmagens, Proventrikulitis, Entzündungen der
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Raj MURUGESAN Geflügelexperte
Epithelschleimhaut Tabelle 1. Erkrankungen, die mit Läsionen des Verdauungstraktes in Verbindung stehen und Darmblutungen können. verursachen. Ernährungsbedingt Managementbedingt Krankheitsbedingt T-2 u nd DA S Quaternäre Ammonium Kupfer Soor/Candidiasis haben im Vergleich zu verbindungen (QAC) anderen Toxinen dieser Pseudomembranöse Ingluvitis/ Zink Hungern Gruppe eine verstärkte Aspergillose ätzende Wirkung und Cholinchlorid Stress beim Schlüpfen Helminthiasis verursachen Läsionen Schwefelhaltige Histomoniasis/ Schnabelkürzen im Bereich der Aminosäuren Schwarzkopfkrankheit Mundhöhle (Zunge, Mangel an Vitamin A, E, Kokzidiose B6, Biotin Schnabel, Gaumen) Biogene Amine Infektion mit Clostridium colinum sowie Erosionen im Muskelmagen. Der Infektion mit Clostridium Fischmehl perfringens Muskelmagen ist das Futterstruktur (Mash/ Organ, das vorwiegend Vogelpockenvirus Pellets) von DON betroffen Futterzusammensetzung wird. In hohen Aviäres Adenovirus (Fasergehalt) Konzentrationen beeinträchtigt DON k r a n k h a f t e Ve r ä nd e r u n g e n i m den Muskelmagen dadurch, dass es sein Gastrointestinaltrakt festgestellt, so trägt Gewicht erhöht und Erosionen verursacht. eine effektive differentialdiagnostische Weitere Mykotoxine, die sich schädlich Abklärung dazu bei, die richtigen auf den Muskelmagen auswirken und Ma ßna hmen zur Bek ä mpf ung dort Geschwüre verursachen, sind z. B. des Problems zu tref fen. Unter Moniliformin und Fumonisin B1 und B2. kom mer z iel len B ed i ng u ngen ist CPA schädigt die Schleimhaut des es schwierig, diese Läsionen mit Drüsenmagens und verursacht eine einem einzigen ätiologischen Agens Proventrikulitis. Diese Mykotoxine lösen in Zusammenhang zu bringen, da das Protoplasma der Schleimhautzellen auf, es sich meist um das Ergebnis einer wobei z. B. der Speichel in der Mundhöhle Kombination verschiedener auslösender die Anhaftung der Mykotoxine an die Substanzen, einschließlich Mykotoxinen, Schleimhaut begünstigt. Nach ihrer handelt. Generell neigen Mykotoxine Absorption über den Darm gelangen sie dazu, eher in Verbindung mit einem in den Blutkreislauf und danach über Läsionen der stärkeren Erreger zu agieren. Mundschleimhaut den Speichel zurück in die Mundhöhle, Ve r s c h i e d e n e v e r öf f e nt l i c ht e werden vom wo sie sekundäre Läsionen verursachen; T2-Toxin Experimente haben belegt, dass es beim auch der Muskelmagen kann von diesen verursacht. Zusammenwirken von Mykotoxinen und Sekundärläsionen betroffen sein. den hier aufgeführten Substanzen wie biogenen Aminen, Gizzerosin, Aspergillus Was verursacht die Läsionen? Es gibt eine Vielfalt von Umständen fumigatus, Clostridium spp. und Reovirus pathogenen oder nicht pathogenen usw. zu einer Potenzierung der negativen Ursprungs, die Läsionen im Magen- Auswirkungen (nicht nur in Form Darm-Trakt verursachen können. Die einer Darmschädigung) der einzelnen Mehrheit der Veränderungen nicht Substanzen kommt. Es besteht daher pathogener Ätiologie ist entweder kein Zweifel, dass eine Kontamination ernährungs- oder managementbedingt, des Futters mit Mykotoxinen bei Fusarium spp. während lebende Organismen wie der Auslösung dieser krankhaften gehört zu den Pilze, Protozoen, Bakterien und Viren Veränderungen im Gastrointestinaltrakt wichtigsten Myko zu den pathologischen ursächlichen eine wichtige Rolle spielt. toxinquellen, die R o u t i n e u nt e r s u c hu n g e n v o n Faktoren zählen. Tabelle 1 zeigt einige den Gastrointestinaltrakt der häufigsten Erkrankungen, die bei Futterproben auf Mykotoxine sowie betreffen. ein Verstä ndnis der Folgen von Verdacht auf Mykotoxikosen zuerst Mykotoxikosen sind bereits ein guter ausgeschlossen werden sollten. Anfang, um solchen Erkrankungen im Diagnose Bestand in Zukunft vorzubeugen. Werden bei Tieren im Betrieb
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Biomin
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1.
Ernährung und Darmgesundheit
2.
Nachhaltige Broilerproduktion
Die Darmgesundheit ist das sogenannte „Rückgrat der Leistungsfähigkeit“ von Geflügel und spielt eine entscheidende Rolle für die Produktivität der Tiere.
Sind nachhaltige Praktiken wirtschaftlich sinnvoll
Diese Sitzung konzentrierte sich auf die Parameter der Darmgesundheit und untersuchte, wie Probiotika eine Osteomyelitis und die Geflügellähme verhindern können. Zusätzlich wurden die schädlichen Auswirkungen der Mykotoxine auf die Darmgesundheit sowie subklinische Darmerkrankungen diskutiert.
und deren Ergebnisse für die Broilerproduktion von zwei
und rentabel? Die Antwort ist ein eindeutiges JA! Diese Sitzung befasste sich mit nachhaltigen Fütterungspraktiken, indem Erfolgsgeschichten, Fütterungsstrategien der weltweit größten Geflügelfleischproduzenten – CP Foods, Thailand, und Tyson Foods, USA, - an die Teilnehmer weitergegeben wurden. Weitere Diskussionsthemen waren Europas Ausstieg vom Antibiotikaeinsatz und die sich daraus ergebenden Auswirkungen auf die Fütterungstrends bei Broilern sowie der Einsatz von Ovali, einem praktischen Tool zur Beurteilung der Nachhaltigkeit.
Die speziesspezifischen Breakout sessions sind seit 2010 eine Tradition beim Welternährungsforum (World Nutrition Forum/WNF) und beschäftigen sich mit aktuellen Themen im Zusammenhang mit der Produktion von Geflügel und anderen Tieren. Das von BIOMIN gesponserte World Nutrition Forum ist eine hochrangige, alle zwei Jahre stattfindende Veranstaltung für die Branche, bei der führende Experten, Wissenschaftler und Entscheidungsträger zusammenkommen, um durch Brainstorming Ideen und strategische Perspektiven für die Zukunft der Tierernährung zu entwickeln und auszutauschen. Auf der diesjährigen Veranstaltung in München (Deutschland) wird das WNF 2014 das Thema „sustain:ability“ (Nachhaltigkeit) näher beleuchten. Um aktuelle Informationen zu erhalten, besuchen Sie bitte www.worldnutritionforum.info.
Willkommen auf der
neuen Webseite von B iomin !
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World Nutrition Forum erhalten Sie mit dieser App!
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Cut & Keep
Mit Science & Solutions erhalten Sie eine praktische Checkliste zur Diagnose der Mykotoxikose bei Geflügel. Zum Ausschneiden und Mitnehmen!
MYKOTOXINE MANAGEMENT ERNÄHRUNG PATHOGENE
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Die richtige und genaue Diagnose häufiger Geflügelkrankheiten kann auch für erfahrene Tierärzte, Futtermittelexperten und Betriebs leiter eine Herausforderung darstellen. Bei Problemen im Zusammenhang mit Mykotoxinen kann aufgrund der höchst unterschied lichen Symptome eine Differentialdiagnose besonders schwierig sein. Die folgende Tabelle liefert einen Überblick über potentielle Ursachen und eine Checkliste möglicher Korrekturmaßnahmen. Bitte verwenden Sie diese mit der gebotenen Vorsicht und Umsicht!
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Teil 2: Läsionen des Muskelmagens
MYCO
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Was stimmt nicht mit meinem Geflügel?
NAG EM
Mögliche Ursache
Beschreibung des Problems
Checkliste
Korrekturmaßnahmen
Cyclopiazonsäure (CPA)
Läsionen im Drüsenmagen, Muskelmagen sowie in Leber und Milz.
Deoxynivalenol (DON) und/oder T-2 toxin (T-2)
Erweiterter Drüsenmagen mit verdickter Schleimhaut, gelegentlich Geschwüre.
Tests CPA, DON und/oder T2 in Rohmate rialien (ELISA) oder Futter (HPLC) positiv Rohmaterialien von Lieferanten/Re gionen mit früherer CPA-Kontamination Histopathologie: Hyperplasie der Drüsenmagenschleimhaut mit starker Lymphozyteninfiltration Insgesamt Abnahme der Herdenleistung
Überprüfung der durchschnittlichen Kontaminationswerte Anwendung von Mycofix® in korrek ter Dosierung Keine Verwendung von Futtertrögen oder Futter-/Wasserleitungen, die durch altes, nasses oder schimmeliges Futter kontaminiert sind
Kupfersulfat
CuSO4 kann Magenläsionen begünstigen, besonders im Drüsenmagen.
Konzentration von CuSO4 im Premix Konzentration von CuSO4 im Tränkewasser Wasserdosierungssystem arbeitet störungsfrei (falls zutreffend)
B-Vitamine und Vitamin K3 mit Wasser verabreichen Korrekte Einstellung des Wasser dosierungssystems
Acetylsalicylsäure und Natriumsalicylat
Verwendung von Salicylaten kann zu Geschwürbildungen im Drüsen- und Muskelmagen führen.
Dosierung der eingesetzten Salicylate (zu hohe Einschätzung der Futterauf nahme bei Tieren mit beschränktem Zugang zu Futter überprüfen). Mischbarkeit des im Handel erhältli chen Produktes mit Wasser
Minderwertige Produkte vermeiden (schlechte Mischbarkeit, geringe Homogenität in Wasser) Futteraufnahme der Tiere mit beschränktem Zugang zu Futter abstimmen
Biogene Amine (Gizzerosin)
Minderwertiges/über-mäßig verar beitetes Fischmehl kann zu hohen Gizzerosinwerten führen. Überproduk tion von Salzsäure im Drüsenmagen verursacht Erosionen im Muskelmagen.
Gizzerosinkonzentration in Rohmaterialien (besonders Fischmehl)
Anteil des Fischmehls im Futter reduzieren Einsatz von minderwertigem Fisch mehl vermeiden Standardfischmehl durch schonend (bei niedrigen Temperaturen) herg estelltes NT-Fischmehl ersetzen
Ranzige Fette
Minderwertige Fette (lange Lagerung, Überhitzung) können große Mengen an Superoxid-Radikalen und HydroxylRadikalen enthalten.
Qualität der Fette hinsichtlich Peroxidwert, Ranzigkeit und freien Fettsäuren
Minderwertige Fette vermeiden Fette geringerer Qualität im Grower-/Finisher-Futter verwenden Tierische Fette durch Pflanzenfette ersetzen
Tannine
Toxische Tanningehalte im Futter verursachen Ödeme in Speiseröhre und Magen, blutende Geschwüre, Nekrosen und Verschorfungen der Schleimhaut.
Tanninkonzentration in einigen Rohmaterialien (Sorghum) und in Produkten auf Tanninbasis
Hochwertige Produkte auf Tanninbasis verwenden (Kastanie ist Quebracho vorzuziehen) Den prozentualen Anteil von Sorghum in Tannin-reichem Futter reduzieren
Adenovirus Serotyp 1
Vertikale Übertragung, gewöhnlich subklinisch, begünstigt jedoch bakte rielle Sekundärinfektionen. • Gruppe I zeigt Einschlusskörperchenhepatitis, IBH (plötzlicher Anstieg der Mortalitätsrate, gewöhnlich 10 %, selten bis zu 30 %) oder Hydroperikard (gleiche Symptome wie IBH, aber höhere Mortalität von 20-80 %). • Gruppe II zeigt hämorrhagische Enteritis und Marmormilzkrankheit bei Puten; aviäre Adenovirus-Gruppe II mit Splenomegalie bei Hühnern • Gruppe III betrifft das meiste Geflü gel durch Egg-Drop-Syndrom.
Isolierung von Serotyp I, II oder III aus den Läsionen mittels serologischer Tests
Inaktivierte Impfstoffe (IS) verwenden (nur für Gruppe I verfügbar) Zuchttiere überprüfen und betroffene Vögel eliminieren
Infektiöse Bursitis (IBu/ GumboroKrankheit)
IIBu verursacht starke Immunsuppressionen und führt zu Läsionen am Übergang von Drüsen- zu Muskelmagen.
Maternale Antikörpertiter sind bei Eintagsküken sehr niedrig
Impfprogramm für Bruthennen implementieren/korrigieren Wechsel von IS mit schwacher Impfre aktion zu IS mit starker Impfreaktion Impfzeitpunkt (Alter) korrigieren (Deventer-Formel) Biosicherheit verbessern
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Um weitere Informationen zu erhalten, besuchen Sie bitte www.mycotoxins.info *DISCLAIMER: Diese Tabelle enthält allgemeine Empfehlungen zu häufigen Geflügelerkrankungen, die unter Umständen mit einer Mykotoxinkontamination des Futters in Zusammenhang stehen. Geflügelkrankheiten und -probleme umfassen die in der Tabelle angegebenen Krankheiten, sind aber nicht auf diese beschränkt. BIOMIN übernimmt keinerlei Verantwortung oder Haftung für Ereignisse, die sich in irgendeiner Weise aus der Verwendung dieser Tabelle bzw. deren Inhalt ergeben. Vor der Umsetzung einer der in dieser Tabelle angegebenen Empfehlungen ist tierärztlicher Rat einzuholen.
Ihr Exemplar von Science & Solutions
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