Ausgabe 13 • Wiederkäuer
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Ein Magazin von
Mykotoxine bei Milchkühen Problembekämpfung Mykotoxine – die Herausforderung
China´s wachsender Milchsektor
Wie wirken Mykotoxine bei Milchkühen und was kann man dagegen tun
Das Wachstumspotenzial der chinesischen Milchindustrie
Editorial Grüne Milchwirtschaft Ist in der „grünen Ökonomie“ Platz für milcherzeugende Betriebe? Rinderbetriebe stehen aufgrund ihrer Treibhausgasproduktion häufig in der Kritik. Es stimmt, dass Rinder Kohlendioxid und Methan in stärkerem Maße produzieren als andere Tierarten. Die im Pansen entstehenden Gase bestehen schätzungsweise zu 65 % aus Kohlendioxid (CO2) und zu 27 % aus Methan (CH4), und beide sind Treibhausgase. Milchkühe nehmen große Mengen an ballaststoffreichem Futter auf, was zwar zu einer höheren Gasproduktion führt als auf Getreide basierendem Futter, andererseits aber auch die Nutzung von Flächen ermöglicht, auf denen Reihensaaten wahrscheinlich nicht gedeihen würden oder wo es dadurch zu einer starken Erosion oder zu anderen Umweltauswirkungen kommen würde. Außerdem stammen die von den Rindern in die Atmosphäre freigesetzten Kohlenstoff fraktionen ursprünglich aus der Atmosphäre und waren ursprünglich in den von den Rindern verzehrten Pflanzen gespeichert. Es stimmt, dass der Kohlenstoffanteil in der Atmosphäre insgesamt zunimmt, doch stammt dieser eher aus den fossilen Brennstoffen, die für die Ernte der Futtermittel sowie zur Verarbeitung und Verteilung von Lebensmitteln eingesetzt werden, und das triff t für alle Lebensmittel zu. In diesem Zusammenhang betrachtet, ist der Eintrag aus Rinderbetrieben bereits deutlich geringer. Außerdem arbeiten die modernen milcherzeugenden Betriebe viel effizienter als die Milcherzeuger in der Vergangenheit. Die heutigen Betriebe nutzen 90 % weniger Ackerland, produzieren 76 % weniger Dung, verwenden 65 % weniger Wasser und 63 % weniger Kohlenstoff als im Jahr 1944. Mit der erhöhten Leistung, zu der die moderne Milchkuh heute in der Lage ist, hat sich die Menge an CH4, die pro kg Milch produziert wird, um mehr als 60 % verringert. Die modernen milcherzeugenden Betriebe liefern eine wichtige Quelle für die Nahrungsproteine einer weltweit wachsenden Bevölkerung.
Bryan MILLER Leiter des Technischen Supports Wiederkäuer
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Science & Solutions • Ausgabe 13
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Inhalt
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Mykotoxine bei Milchkühen
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Halten Sie die Auswirkungen von Mykotoxinen bei Ihren Milchkühen in Schach - dank des bewährten Mykotoxin-Risikomanagements. Von Karin Nährer, MSc
Chinas wachsender Milchsektor
7 Teil 2
Obwohl noch nicht vollständig entwickelt, bietet der Milchsektor in China ein großes Wachstumspotenzial und steht quasi in den Startlöchern. Von Donald Xu, MSc
Science & Solutions ist eine monatlich herausgegebene Veröffentlichung der Biomin Holding GmbH, die kostenlos an unsere Kunden und Partner verteilt wird. Jede Ausgabe von Science & Solutions präsentiert Themen zu den aktuellsten wissenschaftlichen Erkenntnissen zu Tierernährung und Gesundheit und konzentriert sich jedes Vierteljahr auf eine Tierart (Aquakultur, Geflügel, Schwein oder Wiederkäuer). ISSN:2309-5954 Eine digitale Kopie und weitere Informationen finden Sie unter: http://magazine.biomin.net Wenn Sie an Nachdrucken von Artikeln interessiert sind oder Science & Solutions abonnieren möchten, wenden Sie sich bitte an magazine@biomin.net Herausgeber: Ryan Hines Mit Beiträgen von: Karin Nährer, Inês Rodrigues, Donald Xu Marketing: Herbert Kneissl, Cristian Ilea Grafik: Reinhold Gallbrunner, Michaela Hössinger Recherche: Franz Waxenecker, Ursula Hofstetter Biomin Holding GmbH Verlag: Industriestrasse 21, 3130 Herzogenburg, Austria Tel: +43 2782 8030 www.biomin.net
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Mykotoxine bei Milchkühen Fakten, Zahlen und Bekämpfungsmaßnahmen Milchkühe verfügen bekanntermaßen über ein gewisses Potenzial, sich selbst vor den schädlichen Auswirkungen der Mykotoxine zu schützen. Dieses Potenzial hängt von der Fähigkeit der Kuh ab, Mykotoxine effizient im Pansen abzubauen, was wiederum von der Art der Toxine, der Passagerate des Futters sowie der Stabilität der Pansenflora abhängt.
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Karin Nährer, Produktmanagerin, Mykotoxin-Risikomanagement
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it gesteigerten Futteraufnahmen steigt auch das Risiko einer erhöhten Mykotoxinbelas tung. Zudem kommt es zu höheren Darm passageraten und es bleibt weniger Zeit für eine voll ständige Verdauung des Futters. Da die Tiere zur Steigerung der Milchleistung immer größere Futter mengen erhalten, wird es schwieriger zu gewährleisten, dass Mykotoxine im Pansen wirkungsvoll deaktiviert werden können. Ein vollständiger Abbau von Mykoto xinen im Pansen ist deshalb nicht möglich. Verschiedene Mykotoxine sind durch ihre antimikro bielle, antiprotozoische und antimykotische Aktivität in der Lage, die Mikroflora im Pansen zu stören. Dies bedeutet in der Praxis, dass Mykotoxine nicht neutra lisiert und somit vom Darm aufgenommen werden. Anders ausgedrückt heißt das, dass die Mykotoxine zuerst die Pansenfunktion stören, bevor sie sich schäd lich auf den ganzen Organismus des Tieres auswirken. Starke Veränderungen in der Futterzusammenset zung und zudem ein hoher Anteil an proteinreichen Konzentraten in der täglichen Fütterung beeinträchti
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gen ebenfalls die Abbaukapazität der Mikroorganismen im Pansen. Verringerte Pansenmotilität, geringere Tro ckenmasseaufnahme sowie eine gestörte Verdauung von Säure-Detergenz-Faser und Stärke sind einige der nega tiven Auswirkungen, von denen nach der Aufnahme von mit Mykotoxinen kontaminiertem Futter berichtet wird. • Fruchtbarkeitsstörungen beim Milchvieh Da Fruchtbarkeit und Milchleistung in engem Zusammenhang stehen, haben alle Faktoren, die die Fruchtbarkeit stören, negative wirtschaftliche Auswir kungen auf den Betrieb. Zearalenon (ZEN) weist eine strukturelle Ähnlichkeit mit dem weiblichen Hormon Östradiol auf und kann spezifische Östrogenrezeptoren aktivieren. ZEN verursacht deshalb Zyklusstörungen, die in Folge dessen die Fruchtbarkeit beeinträchtigen können. Von einer verminderten Fruchtbarkeit bei Milchkü hen wurde auch im Zusammenhang mit Mutterkornal kaloiden und Aflatoxinen berichtet.
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Karin Nährer, Produktmanagerin, Mykotoxin-Risikomanagement
Mutterkornpilze Beeinträchtigte Wärmeregulierung• Muskelkrämpfe
T-2, DON, AFB1 Gastroenteritis • Darmblutungen • Beeinträchtigte Pansenfunktion • Diarrhö • Ketose
ZEN, Mutterkornpilze Unregelmäßige Brunst • Niedrige Konzeptionsraten • Ovarialzysten • Embryonaltod • Aborte T-2, DON, Mutterkornpilze Verminderte Futteraufnahme • Verringerte Futterverwertung
AFB1, T-2, DON Kontamination der Milch • Verringerte Milchproduktion • Mastitis DON, Mutterkornpilze, Endotoxine Laminitis (Lahmheit)
• Verminderte Milchproduktion Deoxynivalenol (DON) ist ebenfalls mit einer Ver ringerung der Futteraufnahme und der Gewichtszu nahme sowie einer reduzierten Milchleistung in Zusam menhang gebracht worden. Mehrere Erfahrungsberichte aus der Praxis und kli nische Daten belegen den Zusammenhang zwischen DON und einer reduzierten Futteraufnahme bei tro ckenstehenden Milchkühen und schlechter Leistung in Milchviehherden. Fallstudie 1
• Milcherzeugender Betrieb in Europa, 50 Milchkühe der Rasse Holstein Hintergrund
Die in dieser Herde auftretenden Probleme bestanden unter anderem in einer reduzierten Fruchtbarkeit und einem vermehrten Auftreten von Aborten. Die Ana lyse des Futters auf das Vorhandensein von Mykoto xinen ergab einen Wert von 120 ppb für ZEN und 1000 ppb für B-Trichothecene. Feedback
Dem Futter für die gesamte Herde wurde über einen Zeitraum von 8 Monaten 25 g Mycofix® /Kuh/Tag in der Totalmischration (TMR) zugesetzt. Mit dem Ein satz von Mycofix® fiel die durchschnittliche Anzahl der Besamungen von 3,4 auf 1,9. Die niedrigen Konzeptionsraten vor der Behandlung spiegeln sich in der hohen Anzahl von je 3,4 Besa mungsversuchen wider. Erfolgreiche Erstbesamungen verbesserten sich mit 9 % vor der Fütterung von Mycofix® auf 43 % im Herbst/Winter 2006 nach der Fütterung, was ganz klar eine Verbesserung der Fruchtbarkeit zeigt.
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• Toxische Rückstände in der Milch Was die Aflatoxine betrifft, so besteht die besorg niserregendste Wirkung darin, dass diese in Form von Aflatoxin M1 (AfM1) zu 1,8-6,2 % in die Milch über Fallstudie 2
• Milcherzeugender Betrieb in Europa, 110 Milchkühe der Rasse Holstein Hintergrund
Die Futteraufnahme der Milchkühe verschlechterte sich über Nacht (55 % niedriger) und war begleitet von einer verringerten Milchproduktion, Diarrhö und Reproduktionsstörungen. In der Maissilage konnten Mykotoxine nachgewiesen werden (600 ppb DON, 50 ppb ZEN, berechnet auf die Frischmasse). Feedback
Der Betrieb begann mit dem Zusatz von 30 g Myco fix®/Kuh/Tag. Nach nur 4 Tagen war die Futterauf nahme wieder vollständig hergestellt. Nach einmo natiger Zugabe von Mycofix® (2 Wochen lang 30 g/ Kuh/Tag, danach 20 g/Kuh/Tag) waren die Parameter Futteraufnahme und Milchproduktion wieder im Nor malbereich. Nach einem Monat beschloss der Betrieb, Mycofix® abzusetzen. Innerhalb von 2 Tagen erschie nen wieder dieselben Probleme, wobei die Futterauf nahme rapide abnahm. Die Analyse der Milch ergab im betroffenen Zeitraum die folgenden Werte: Somatische Zellzahl: 400.000; Fett: 3,95 %; Protein: 3,35 %; Laktose: 5,00 %; Harn stoff: 24 mg/dl. Es erfolgte eine erneute Zugabe von Mycofix® in der Futterration. Nach wenigen Tagen hatte sich die Futteraufnahme und Milchproduktion wieder stabilisiert. Die Milchparameter kehrten wieder auf das Normalniveau zurück: Somatische Zellzahl: 160.000; Fett: 3,75%; Protein: 3,30%; Laktose: 5,00 %; Harnstoff: 24,5 mg/dl.
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Mykotoxine bei Milchkühen Fakten, Zahlen und Bekämpfungsmaßnahmen
Abbildung 1: Häufigste Auswirkungen durch die Aufnahme von mit Mykotoxinen und Endotoxinen (bakteriellen Toxinen) kontaminiertem Futter bei Milchkühen.
• Verzögerte Testikelentwicklung • Geringe Spermienproduktion
gehen. Aflatoxine werden vom Krebsforschungsinstitut IARC (International Agency for Research on Cancer) als kanzerogen eingestuft. Fallstudie 3
• Milcherzeugender Betrieb in Asien, 90 Milchkühe aus Kreuzungsrassen Hintergrund
Nachweis von etwa 11,2 ppb Aflatoxin M1 (AfM1) in der Milch. Feedback
Es erfolgte ein Zusatzvon 15 g Mycofix®/Kuh/Tag in der Ration und eine Datenerhebung über einen Zeitraum von 30 Tagen. Der AfM1Gehalt der Milch reduzierte sich diesem Betrieb um 67 %. Abbildung 2: Abnahme von AfM1 in der Milch nach Zusatz von Mycofix®. 1.2
AfM1 (μg/kg Milch)
1.0 -67%
0.8 0.6 0.4 0.2 0.0 ■ Kontrollgruppe
Quelle: BIOMIN
Ein Magazin von BIOMIN
■ Mycofix® Gruppe
• DON – Deoxynivalenol • ZEN – Zearalenon • AFB1 – Aflatoxin B1
• T-2 – T-2 Toxin • Mutterkornpilze - Mutterkornalkaloide • Endotoxine
• Mykotoxine erhöhen das Vorkommen von Stoffwechselproblemen bei Milchkühen Abbildung 1 bietet eine Übersicht über die Auswir kungen von Mykotoxinen auf Milchkühe. Die häufigsten und am schwierigsten zu identifizie renden Herausforderungen sind jene Fälle, bei denen die Futterrationen niedrige Gehalte an Mykotoxinen aufweisen. Subklinische Mykotoxikosen vermindern die Rentabilität durch reduzierte Milchproduktion und verminderte Milchqualität sowie durch erhöhte Tierarztkosten und oftmals erschwerte Therapien. Das Vorhandensein von Mykotoxinen im Futter ist oft mit einem erhöhten Auftreten von Stoffwechselstörungen wie Ketose, Nachgeburtsverhaltungen, Labmagenver lagerungen, Mastitis, Metritis, Lahmheit, erhöhten somatische Zellzahlen und folglich einer verminderten Milchproduktion verbunden (siehe Seite 6 mit den Fallstudien 4 und 5). Mehrfachstrategie gegen Mykotoxine Die Vermeidung der Mykotoxinbildung muss schon auf dem Feld beginnen; sie sollte beim Silierprozess fort gesetzt und mit dem richtigen Management des offenen Silos und des Futtermittels abgeschlossen werden. Die meisten Getreidearten und Futterausgangsma terialen sind von einer großen Vielfalt von Mykotoxin arten befallen. Daher ist die richtige Fütterung von Milchkühen in Verbindung mit einem kontinuierlichen MykotoxinRisikomanagement der Schlüssel zu einer maximalen Milchleistung der Kühe.
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Karin Nährer, Produktmanagerin, Mykotoxin-Risikomanagement
Mykotoxinbildung vermeiden
1. Startet auf dem Feld.
Fallstudie 4
Fallstudie 5
• Milcherzeugender Betrieb in Amerika, 1100 Milchkühe der Rasse Holstein
• Milcherzeugender Betrieb in Asien, 600 Milchkühe der Rasse Holstein
Hintergrund
Hintergrund
Der Betrieb hatte Probleme mit einer erhöhten somatischen Zellzahl (SCC); als Verursacher wurden Mykotoxine angenommen. Es erfolgte eine Zugabe von 30 g Mycofix® /Kuh/Tag und eine Datenerhe bung über ein Jahr.
Nachweis von Mykotoxinen (hauptsächlich ZEN [200 ppb] und DON [1.200 ppb]) in der Totalmisch ration (TMR).
Feedback
Bei einem Vergleich der durchschnittlichen SCC wäh rend der ersten 2 Monate der Versuchsperiode (welche die Phase vor dem Versuchszeitraum am besten wider spiegelt) mit den durchschnittlichen SCC der letzten 2 Monate (Zusatz von Mycofix® in der Ration) konnte eine Reduzierung von etwa 40 % beobachtet werden. Neben der Reduzierung der SCC stellte der Betrieb fest, dass es weniger Merzungen von Kühen gab: bes sere Milchproduktion, weniger Mastitisfälle und weni ger Reproduktionsprobleme. Dadurch konnten ältere Tiere mit sehr guter Produktionsleistung in der Herde verbleiben und durch den Verkauf von Färsen konnte eine zusätzliche Einkommensquelle erschlossen werden. Abbildung 3: Reduzierung der somatischen Zellzahl im Laufe eines Jahres mit Mycofix® in der Ration.
SCC in Tausend
350 300
Feedback
Zum Vergleich zweier unterschiedlicher Behandlungen (Kontrollgruppe ohne Mycofix® gegenüber Versuchs gruppe mit 2 kg Mycofix® /Tonne Futter) wurden über einen Zeitraum von 3 Monaten die relevanten Daten erhoben. Nach der Verabreichung von Mycofix® in der TMR verbesserte sich der Gesundheitsstatus der Tiere in der Versuchsgruppe und es zeigte sich eine reduzierte Krankheitsanfälligkeit der Tiere. Abbildung 4: Auftreten von Erkrankungen in der Kontrollund in der Versuchsgruppe. 18 16 14 12 10 8 6 4 2 0
17 12 5
4 Klauenerkrankungen
250 200
■ Kontrollgruppe
150
4
0
Mastitis
Total
■ Mycofix® Gruppe
Quelle: BIOMIN
100 50 0 Ap
ril
Quelle: BIOMIN
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3. Und endet mit dem richtigen Management des offenen Silos und des Futtermittels.
2. Setzt sich mit der Silageproduktion fort.
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Diese Daten wurden weltweit erhoben. Unser besonderer Dank gilt Doug Taylor, Bryan Miller, Luis Cardo und Shu Guan. Literaturnachweise auf Anfrage erhältlich.
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Donald Xu
Teil 2
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Kaufmännischer Geschäftsführer Milchvieh China
Chinas wachsender Milchsektor
Chinas Milchwirtschaft ist ein schnell wachsender Industriezweig, der sich rascher entwickelt als der lokale Geflügel- und Schweinesektor des Landes. Heute ist China auf dem besten Weg, ein großer und zunehmend wichtiger globaler Milchproduktions- und –handelsmarkt zu werden.
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m Gegensatz zu den Nutztierproduktionsbetrieben konzentriert sich die chinesische Milchindustrie (Produktion und Milcherzeugung) in den nördlichen Regionen (im Norden, Nordosten und Nordwesten) des Landes. Insgesamt entfallen auf diese Regionen 83 % der gesamten Rinderpopulation, wobei die Provinzen Innere Mongolei, Heilongjiang und Hebei die größte Bedeutung haben. Die übrigen Rinderherden des Landes befinden sich in Zentralchina (11 %), sowie im östlichen (5 %) und südlichen (1 %) China (Abbildung 1). Kleinbetriebe und Kooperativen Es gibt drei Arten von milcherzeugenden Betrieben in China: Kleinbetriebe, Kooperativen und kommerzi elle Betriebe. • Kleinbetrieb Jeder Landwirt hat bis zu 20 Kühe und praktiziert eine Komponentenfütterung. Er verwendet Mischfutter, das von Futtermittelherstellern bezogen wird, sowie Stroh, Schafgras (Schwingel) und andere Nebenprodukte. Die Kühe werden in einer nahegelegenen Melkstation gemol
Ein Magazin von BIOMIN
ken und die Milchleistung beträgt aufgrund von schlech tem Management etwa 10-15 kg/Kuh/Tag. Im Allgemeinen haben die Landwirte keine beson ders guten Kenntnisse in Sachen Milcherzeugung. Tech nische Dienstleistungen werden von den Futtermittel herstellern erbracht, welche die Landwirte beliefern. Der Milchpreis der Kleinbetriebe ist normalerweise um US-$ 0,25/kg niedriger als bei kommerziellen Betrieben. • Kooperativen Die Größe der Kooperativen weist in den verschie denen Provinzen starke Unterschiede auf und reicht von wenigen hundert bis zu tausend Betrieben pro Koope rative. Im Durchschnitt besteht eine Kooperative aus etwa 15 einzelnen Betrieben, deren Milchkuhbestand zwischen 10 und 50 Tieren liegt. Manche Eigentümer haben daneben auch noch eigene Kühe (üblicherweise ein paar hundert). Alle Kühe der Kooperative werden in der eigenen Melkstation gemolken, und es besteht ein Lieferver trag mit örtlichen Milchverarbeitungsbetrieben, deren Repräsentanten die Qualität der Rohmilch überwa
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Donald Xu Kaufmännischer Geschäftsführer Milchvieh China
Abbildung 1: Verteilung der milcherzeugenden Betriebe im Jahr 2012. Innere Mongolei 18.7% Hebei 14% Heilongjiang 13.4% Xinjiang 11.1% Shandong 8.6% Henan 6.9% Shannxi 3.2% Liaoning 2.4% Ningxia 2.3% Qinghai 2.1% Andere 17.3%
Makroökonomische Trends und chinesischen Milchindustrie,
Quelle: Orient Dairy Consultants, 2013
Abbildung 2: Verteilung der Milchproduktionsstätten in 2012. Innere Mongolei Heilongjiang Hebei Henan Shandong Shaanxi Xinjiang Liaoning Ningxia Shanxi Andere
23.8% 14.6% 12.3% 8.5% 7.6% 4.9% 3.5% 3.4% 2.7% 2.1% 16.6%
Quelle: Orient Dairy Consultants, 2013
chen, hauptsächlich in Bezug auf Aflatoxin B1. Jede Kooperative wird vom Eigentümer geführt, der auch in die Anlagen der Kooperative investiert. Die meisten dieser Eigentümer waren früher Milchsammler, die die Rohmilch von den Kleinbetrieben aufgekauft und an die milchverarbeitenden Betriebe weiterverkauft haben. Manche Eigentümer verfügen über Verbindungen zu den örtlichen Verwaltungen. Abbildung 3: China mit den einzelnen Provinzen.
Die Eigentümer der Kooperative verdienen an der Differenz (üblicherweise US-$ 0,08 - 0,10/kg) zwischen dem Betrag, den sie von den milchverarbeitenden Betrie ben erhalten und dem an die Landwirte ausgezahlten Betrag. Bei einigen Kooperativen haben die einzelnen Land wirte das Recht zu entscheiden, welches Futter einge kauft wird; andere verfügen über ein zentralisiertes Ein kaufssystem für Futtermittel. Im letzteren Fall kauft der Eigentümer der Kooperative das Futter ein und gibt es an die Landwirte weiter. Die Landwirte bezahlen das Futter nicht sofort, stattdessen werden diese Kosten später von dem Einkommen abgezogen, das der Land wirt jeden Monat aus dem Verkauf seiner Milch an den Eigentümer erzielt. Die durchschnittliche Milchproduktion von Koope rativen liegt bei 15-20 kg/Kuh/Tag, was die Hälfte oder ein Drittel dessen ist, was kommerzielle Betriebe erzie len. Auch die Milchpreise sind um etwa US-$ 0,15/kg niedriger. Die Mehrheit der Kooperativen ist auf die Komponentenfütterung angewiesen, wobei Konzen trate und Mischungen von Futtermittelherstellern bezo gen werden. Luzerne-Heu aus der Region ist eines der vielen verwendeten Futterbestandteile. Die Landwirte können stattdessen auch silierte Maisstängel und -blätter (jedoch ohne Maiskörner), Trockenschlempe (DDGS), Rapskernmehl und Weizenstroh füttern. In vielen Fällen kommen Futtermittelzusätze nur selten zum Einsatz. Technische Dienstleistungen werden von den Futter mittelherstellern erbracht, die die Landwirte mit Fut termitteln beliefern. • Kommerzielle Betriebe Kommerzielle Milchbetriebe fallen in die Kategorien Klein-, Mittel- und Großbetriebe. Die Größendefinition variiert je nach Provinz und Region. Betriebe mit weni ger als 500 Kühen gelten üblicherweise als Kleinbetriebe, jene mit 500-1000 Kühen als Mittelbetriebe und solche mit über 1000 Kühen als Großbetriebe. Nach den im China Dairy Yearbook 2013 veröffent
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Science & Solutions • Ausgabe 13
China’s rising dairy industry
politische Weichenstellung sichern die langfristige Entwicklung der und dieser Trend wird sich noch mindestens ein Jahrzehnt fortsetzen.
lichten Zahlen gibt es etwa 60 Betriebe, die an einem einzigen Standort über mehr als 10 000 Kühe verfügen. Die 33 größten Milchproduzenten besitzen 340 Betriebe mit insgesamt 800 000 Milchkühen, wobei die 100 größ ten Milchverarbeiter jeweils etwa 240 milcherzeugende Betriebe besitzen. Die Rinderpopulation und die Ver teilung der Klein- und Mittelbetriebe sind in Tabelle 1 dargestellt. Die Mehrheit der kommerziellen Betriebe setzt auf die Totalmischration (TMR); diese enthält üblicher weise Konzentrate/Mischungen, Luzerne-Heu (regional oder importiert), Maissilage (mit Maiskörnern) oder Maisstängel und -blätter (ohne Maiskörner), DDGS, Baumwollsamen, Sojamehl, Rapskernmehl, extrudierte Sojabohnen, Schafgras (Schwingel), Weizenstroh, Wei zenkleie, Nebenprodukte und andere Zusätze. Das Niveau der Milchproduktion unterscheidet sich ebenfalls von Betrieb zu Betrieb und liegt zwischen 6000 und 11 000 kg/Kuh/Jahr. Die meisten Klein- bis Mittel betriebe beziehen ihre Konzentrate und/oder das Misch futter von Futtermittelherstellern und mischen ihre Rationen auf der Grundlage von Rezepturen, die von einem Ernährungsberater entwickelt wurden, selbst. Die meisten Großbetriebe beschäftigen ihre eigenen Ernäh rungswissenschaftler, die die Rezepturen entwickeln und ihre eigenen Futtermischungen herstellen und nur Vor mischungen dazukaufen. In 2013 lag der durchschnitt liche Milchpreis der Großbetriebe zwischen US-$ 0,75 und 0,80/kg, wobei die Topproduzenten einen Preis von US-$ 0,95/kg Milch erzielten. Nach Schätzungen von Rabobank werden sich bis 2016 die Milchlieferungen von kommerziellen Betrieben von gegenwärtig unter 20 % auf 30-35 % der gesam ten inländischen Produktion erhöhen, während sich der Anteil aus Kleinbetrieben vom derzeitigen Niveau von 60 % auf 40 % verringern wird. Nach Angaben des Ministeriums für Landwirtschaft (MOA), entfielen in 2013 37 % der gesamten Kuhpo pulation auf Farmen und Kooperativen mit über 100 Kühen, im Vergleich zu 15,54 % in 2008. Dieser pro
Ein Magazin von BIOMIN
Tabelle 1. Rinderpopulation und Verteilung nach Betriebsgröße. Anzahl Rinder pro Betrieb
Gesamtpopulation der Rinder in diesen Betrieben
Anzahl der Betriebe
500-999
1,4 Millionen
2065
>1.000
2,1 Millionen
1016
Quelle: China Dairy Yearbook, 2013
zentuale Anteil wird sich bis Ende 2014 auf bis zu 40 % erhöhen (Abbildung 4). Unterstützung durch die Regierung Seit 2008 fördert die chinesische Regierung die Intensivierung und Konsolidierung der Milchbranche mit einer Politik der Steueranreize und Subventionen. In 2013 gewährte die Zentralregierung Etats von US-$ 161,3 Millionen für die Neuerrichtung von Betrieben, US-$ 42 Millionen für genetische Verbesserungen, US-$ 6,2 Millionen Abbildung 4: Herdengröße und für die Verbesserung der Milchvieh prozentualer Anteil in 2013. herden und US-$ 85 Millionen für 1-4 Milchkühe 23% die Produktion von Luzerne. 5-19 22% Urbanisierung und steigende 20-99 18% Einkommen, die neue 2-Kinder-Po 100-199 5% litik (in Richtung Bevölkerungs 200-499 7% wachstum), die Modernisierung der 500-999 10% milcherzeugenden Betriebe und der mehr als 1.000 15% zunehmende Verzehr von Milchpro dukten führten zu einer Stimulie Quelle: Orient Dairy Consultants, 2013 rung der Nachfrage nach Milch und zur Errichtung großer kommerzieller milcherzeugender Betriebe, um diesen Veränderungen gerecht zu werden und die neuen Anforderungen des Marktes erfüllen zu können. China macht sich auf den Weg, zu einem der wich tigsten Akteure in der weltweiten Milchindustrie zu werden. Makroökonomische Trends und Unterstützung aus der Politik stellen die langfristige Entwicklung der chinesischen Milchindustrie sicher, und dieser Trend wird sich nach Meinung der Experten noch mindestens ein Jahrzehnt fortsetzen.
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