Science & Solutions #17 Wiederkäuer (Deutsch)

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Ausgabe 17 • Wiederkäuer

Kühe im Energiedefizit Negative Energiebilanz und Stoffwechselstörungen bei Milchkühen

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Ein Magazin von

Pflanzenkraft zur Unterstützung in der Kälberaufzucht


Editorial Lebenseffektivität - Ein neuer Maßstab für Nachhaltigkeit in der Milcherzeugung Erst ab der dritten Laktation werden Milchkühe rentabel. Die beste Größe zur Messung der Nachhaltigkeit ist die Gesamtmilchmenge, die die Kuh während ihres ganzen Lebens produziert hat, geteilt durch ihr Alter. Die Tagesmilchleistung (Lebenseffektivität /LE) ist ein Indikator der Gesamtleistung, in der sich Parameter wie die Färsenaufzucht, Infektionskrankheiten, Mastitis, Lahmheiten, Fruchtbarkeit, Milchqualität und die Ernährung widerspiegeln. Hinzu kommt, dass jede dieser Größen die Konzeptionsraten und die Menge der verkauften Milch beeinflussen. Hochleistungskühe in Herden, die hinsichtlich der Lebenseffektivität zu den besten 10 Prozent zählen, produzieren etwa 15 Liter pro Tag (gerechnet von Geburt bis Merzung) im Vergleich zu einer extrem geringen Lebenseffektivität von Kühen, die zu den schlechtesten zehn Prozent zählen. In Europa beträgt die Lebenseffektivität in etwa nur 11 Liter pro Lebenstag. In dieser Ausgabe von Science & Solutions beschäftigen wir uns mit zwei wichtigen Faktoren, die eine höhere Lebenseffektivität beeinflussen: Prävention von Stoff wechselerkrankungen und Färsenaufzucht. Bei der Ketose handelt es sich um eine schwere Stoff wechselerkrankung in der frühen Laktationsperiode, die in subklinischer oder klinischer Ausprägung für 25-35 % der Merzungsraten in den Betrieben verantwortlich ist. Wir untersuchen mögliche Ursachen der Ketose sowie die Auswirkungen dieser Erkrankung und geben Tipps zur Prävention. Im Hinblick auf die Lebenseffektivität spielt auch die Färsenaufzucht eine sehr wichtige Rolle. Ein niedriges Erstkalbealter von ungefähr 24 Monaten führt zu einer nachhaltigen Erhöhung der Lebenseffektivität und nachweislich zu einer höheren Milchleistung in der ersten Laktation. Der Einsatz von Phytobiotika zur Unterstützung des Kälberwachstums kann zu einer erfolgreichen Färsenaufzucht beitragen. Die Lebenseffektivität wird von vielen Faktoren beeinflusst. Eine erfolgreiche Milchproduktion erfordert einen genaueren Blick auf die Probleme, mit denen die einzelne Milchviehherde konfrontiert ist. Die Prävention von Krankheiten und eine optimale Färsenaufzucht stellen zwei Möglichkeiten zur Verbesserung der Lebenseffektivität dar und helfen den Landwirten, bereits heute Spitzenleistungen zu erzielen und diese in der Zukunft noch zu steigern, um so einen rentablen Betrieb und eine nachhaltige Zukunft sicherzustellen.

Wolfgang MARKERT Geschäftsführender Direktor, BIOMIN Deutschland

Science & Solutions • Ausgabe 17


Name, title position

Inhaltsverzeichnis

Das Problem der negativen Energiebilanz bei Milchkühen

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Ein Blick auf das Gesundheitsrisiko und Tipps zur Prävention. Luis Cardo

Pflanzenkraft zur Unterstützung der Kälberaufzucht

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Natürliche Lösungen zur Förderung von Darmgesundheit und Leistung. Annamaria Boczonadi MSc und Carina Schieder DI (MSc)

Science & Solutions ist eine monatlich herausgegebene Veröffentlichung der BIOMIN Holding GmbH, die kostenlos an unsere Kunden und Partner verteilt wird. Jede Ausgabe von Science & Solutions präsentiert Themen zu den aktuellsten wissenschaftlichen Erkenntnissen zu Tierernährung und Gesundheit und konzentriert sich jedes Vierteljahr auf eine Tierart (Geflügel, Schwein oder Wiederkäuer). ISSN:2309-5954 Eine digitale Kopie und weitere Informationen finden Sie unter: http://magazine.biomin.net Wenn Sie an Nachdrucken von Artikeln interessiert sind oder Science & Solutions abonnieren möchten, wenden Sie sich bitte an magazine@biomin.net Redaktion: Mit Beiträgen von: Marketing: Grafik: Recherche: Herausgeber:

Ryan Hines Annamaria Boczonadi, Luis Cardo, Wolfgang Markert und Carina Schieder Herbert Kneissl, Cristian Ilea Michaela Hössinger Franz Waxenecker, Ursula Hofstetter BIOMIN Holding GmbH Industriestrasse 21, 3130 Herzogenburg, Österreich Tel: +43 2782 8030 www.biomin.net

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Das Problem der negativen Energiebilanz Luis Cardo – Technischer Leiter Wiederkäuer

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Science & Solutions • Ausgabe 17


In der Transitphase übersteigt der Energieverbrauch der Kuh die Energieaufnahme. Durch diese negative Energiebilanz wird das Tier für eine ganze Reihe von Gesundheitsproblemen anfälliger, die auf Fettleber und Ketose zurückzuführen sind und die sich negativ auf die Gesundheit, Fruchtbarkeit, Milchproduktion und Mortalität auswirken. Eine tieferer Einblick in die Thematik soll die gesundheitliche Bedrohung für die Kühe deutlicher darstellen und Tipps zur Prävention aufzeigen.

Fehlende Energie Zwischen der dritten und sechsten Laktationswoche ist die Milchproduktion normalerweise am höchsten, wohingegen die höchste Futteraufnahme im Durchschnitt frühestens in der zehnten Laktationswoche erreicht wird. Dieses Ungleichgewicht bedeutet, dass es bei der Hochleistungskuh in der Frühlaktation zu einer negativen Energiebilanz kommt. Diese negative Energiebilanz stellt sich häufig schon vor dem Abkalben ein. Im letzten Stadium der Trächtigkeit führen mehrere Faktoren zu präpartaler negativer Energiebilanz: schnelles Wachstum des Fötus, Synthese der nährstoffreichen Kolostralmilch und verringerte Futteraufnahme. Als Folge der normalerweise in den letzten Trächtigkeitstagen einsetzenden Fettmobilisation aus den Fettdepots (Anstieg der nicht veresterten Fettsäuren [NEFA]) kommt es häufig zur subklinischen Ketose. Daraus kann sich unter Umständen eine klinische Ketose entwickeln. Weitere Probleme In der Praxis kann sich eine negative Energiebilanz durch Managementfehler weiter verschlimmern. Oft kommt es dann zu weiteren Stoffwechselstörungen wie Hypokalzämie oder Azidose. So erhöht das Nachgeburtsverhalten zum Beispiel das Ketoserisiko um den

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Abbildung 1. Transitperiode

30 Tage

Frischmelkend, Frühlaktation

0 Tage

-14 Tage

Späte Trockenstehphase -21 Tage

Frühe Trockenstehphase

Post partum

Abkalben

Pre partum

-60 Tage

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er erste Schritt zu einer erfolgreichen Laktation ist die Vermeidung einer Ketose. 75 % aller Gesundheitsprobleme bei Milchkühen treten im Zeitraum 2 Wochen vor und 4 Wochen nach dem Abkalben auf (Abbildung 1). Umfragen weisen darauf hin, dass mehr als 50 % aller Laktationen von mindestens einer postpartal auftretenden Stoffwechselstörung betroffen sind. Die meisten dieser Fälle stehen im Zusammenhang mit der Ketose, einer Stoffwechselerkrankung, die durch ein Ungleichgewicht zwischen dem Energiebedarf und derEnergieaufnahme der Kuh entsteht. Der kritischste Zeitraum des gesamten Produktionszyklus ist der peripartale Zeitraum, der jeweils 3 Wochen vor und nach dem Abkalben umfasst. Ziel ist die Aufrechterhaltung einer hohen Trockenmasseaufnahme und die Vermeidung eines geburtsbedingten Rückgangs der Aufnahme.

75% aller Gesundheitsprobleme von Milchkühen treten in diesem Zeitraum auf

Faktor 16. Tabelle 1 zeigt einen Überblick über bekannte Zusammenhänge zwischen NEFA, subklinischer Ketose und anderen Gesundheitsstörungen. Entstehung der Ketose Entwickelt eine Kuh eine negative Energiebilanz, wird zur Deckung des Energiebedarfs Körperfett in Form von nicht veresterten Fettsäuren (NEFA) mobilisiert. NEFA werden von vielen Arten von Körperzellen direkt als primäre Energiequelle verwendet und können im Euter direkt zur Synthese von Milchfett herangezogen werden. Gelangen NEFA in die Leber, können sie unterschiedlichen Stoffwechselpfaden folgen: Sie können vollständig zur Produktion von ATP oxidieren (wünschenswerter Verlauf ), teilweise zu Ketonkörpern oxidieren (ineffiziente Energiequelle) oder sie können durch erneute Veresterung zu Triglyzeriden werden, um dann als Lipoproteine sehr geringer Dichte (VLDL) aus der Leber transportiert zu werden (wünschenswerter Verlauf ) oder aber durch Akkumulation in der Leber zur einer Fettleber führen. Die Akkumulation von Ketonkörpern (ß-Hydroxybutyrat, Acetoacetat, Aceton) führt zu der Stoffwechselstörung Ketose. Man geht davon aus, dass Ketonkörper die Futter-

Weitere Ursachen Fehler in der Silageproduktion können zur Entstehung von Buttersäure führen. Ketose kann auch durch Aufnahme von 50-100 g Buttersäure induziert werden und schon die Aufnahme von 200 g Buttersäure kann eine schwere Ketose nach sich ziehen. Außerdem schmeckt Buttersäure unangenehm und bewirkt eine reduzierte Futteraufnahme.

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Photo: habovka

Das Problem der negativen Energiebilanz bei Milchkühen

Tabelle 1. Korrelation zwischen nicht veresterten Fettsäuren (NEFA) und subklinischer Ketose mit verschiedenen Gesundheitsstörungen. Hoher NEFA-Gehalt (> 0,4 mmol/l) In den letzten 2 Wochen vor dem Abkalben

Subklinische Ketose (BHBA > 1,2-1,4 mmol/l) In der Frühlaktation

2- bis 4-fach erhöhtes Risiko für eine linksseitige Labmagenverlagerung (Cameron et al., 1988; LeBlanc et al., 2005)

3- bis 8-fach erhöhtes Risiko für eine linksseitige Labmagenverlagerung (Geishauer et al., 2000; LeBlanc et al., 2005; Duffield et al., 2009)

1,8-fach erhöhtes Risiko für Nachgeburtsverhaltung (LeBlanc et al., 2004)

Verringerte Wahrscheinlichkeit einer Trächtigkeit nach der ersten künstlichen Besamung (Walsh et al., 2007)

2-faches Risiko für frühzeitige Merzung < 60 Laktationstage, sowie 1,5-fach erhöhtes Risiko während der gesamten Laktationsdauer (Duffield et al., 2005)

Verlängerte Dauer und erhöhter Schweregrad von Mastitis (Kremer et al., 1994; Duffield, 1997, Suriyasathaporn, 2000) Erhöhtes Metritisrisiko (Duffield et al., 2009)

1,2 kg/Tag Milchproduktionsverlust in den ersten 120 Tagen der Laktation (Carson, 2008)

Verringerte Milchproduktion (Duffield et al., 2009)

Adaptiert von T.F. Duffield und S.J. Leblanc

Tabelle 2. Richtlinien für die Beurteilung des Energiestatus der Transitkuh (Ketose).

NEFA*

Vor dem Abkalben (2-14 Tage vor dem Abkalben)

Nach dem Abkalben (3-14 Laktationstage)

Konzentrationstests beim Einzeltier

Konzentrationstests auf Herdenniveau

Konzentrationstests beim Einzeltier

Konzentrationstests auf Herdenniveau

>0.30 mEq/L

>15% of tested cows > 15 % der getesteten Kühe weisen NEFA-Werte > 0,30 mEq/l auf

>0.60-0.70 mEq/L

> 15-20% der getesteten Kühe weisen NEFA-Werte > 0,70 mEq/l auf

> 10 mg/dL

> 10 % der Kühe weisen BHBA-Werte > 10 mg/ dl auf

Schnittstelle Ketose

11.7-14.4 mg/dl (1200-1400µmol/L)

Schnittstelle klinische Ketose

29 mg/dl (3000µmol/L)

BHBA* Häufig auftretende Schnittpunkte

BHBA

*Quelle: Cornell University

aufnahme herabsetzen und dadurch die negative Energiebilanz und die Körperfettmobilisation noch verschlimmern. Mehrere Wochen vor der Geburt setzt eine starke Verringerung der Plasmainsulinkonzentration ein. Dies geschieht zu einer Zeit, in der das Körpergewebe eine geringere Sensitivität gegenüber dem Hormon zeigt, wodurch die Fettmobilisation noch verstärkt wird. Negative Auswirkungen der Ketose Symptome der klinischen Ketose sind Anorexie, verringerte Milchproduktion, harte und trockene Fäzes,

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Abnahme des Körpergewichts und gelegentlich neurologische Symptome. Die subklinische Ketose ist definiert durch eine abnormale hohe Ketonkörperkonzentration ohne klinische Symptome. Ihre Inzidenz liegt zwischen 8 % und 34 % (Duffield et al., 1998), obwohl sie in vielen Herden unterdiagnostiziert ist. Die subklinische Ketose wirkt sich nicht nur negativ auf die allgemeine Herdengesundheit (vermehrtes Auftreten anderer Stoffwechselstörungen, Beeinträchtigung der Funktion des Immunsystems, was die Anfälligkeit des

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Luis Cardo Technischer Leiter Wiederkäuer

Tabelle 3. Wichtige Schritte zur Ketoseprävention. n Body Condition Score (BCS): Zielwert beim Abkalben: 3-3,5.. Eine Überkonditionierung ist zu vermeiden, da sie zu einer verringerten Futteraufnahme führt. Zur Vermeidung von Problemen sollten die Kühe nach Laktationsstadium und Paritäten gruppiert werden. Um die Zwischenkalbezeit zu kontrollieren muss der Besamungserfolg sichergestellt werden. n Angestrebte Trockenmasseaufnahme (TMA) in der späten Trockenstehphase: 12 kg/Kuh/Tag (Holstein); dies sollte routinemäßig kontrolliert werden. In der frühen Trockenstehphase nicht überfüttern, da dies die Futteraufnahme in der späten Trockenstehphase verringern würde. n Überwachung der sozialen Interaktionen Vor und nach dem Abkalben, da Färsen und rangniedrige Kühe besondere Bedürfnisse haben. n Gute Managementpraktiken und gute Haltungsbedingungen, mit besonderem Augenmerk auf die richtige Gruppierung, ausreichende Fressplatzbreiten, ausreichendes Wasserangebot und gute Wasserqualitäten, Ruhezeiten, Vermeidung von zu hoher Besatzdichte usw. n Angenehme Umgebung für das Abkalben bereitstellen. n Bekämpfung anderer Krankheiten mit besonderer Beachtung der Klauengesundheit. n Geeignete Rationsgestaltung zur Vermeidung gleichzeitig auftretender Störungen wie Hypokalzämie und subakuter Pansenazidose (SARA) durch gute Anpassung an die Pansenflora. n Sicherstellung des Nährwertes der Inhaltsstoffe, einschließlich Mykotoxinkontrolle. n Überwachung der Schmackhaftigkeit der Zutaten als entscheidender Punkt. Eine gute Praxis stellt diesbezüglich den Einsatz von Phytobiotika ab der späten Trockenstehphase bis nach dem Abkalben dar, da dies die Futteraufnahme der frisch abgekalbten Kühe fördert und zur Erhaltung des vertrauten Geschmacks und Geruchs des Futters beiträgt. n Behandeln falls erforderlich: Glukosevorstufen (Propylenglykol, Glyzerin, Propionsäure) und/oder leberschützende Substanzen (pansengeschütztes Cholin, pansengeschütztes Niacin, pansengeschütztes Methionin) Quelle: BIOMIN

Tieres gegenüber Infektionskrankheiten wie Metritis erhöht) sowie auf Reproduktions- und Milchleistung aus, sondern steht auch im Zusammenhang mit einer erhöhten Merzungsrate in der Frühlaktation. Daten der amerikanischen Vereinigung Minnesota DHIA besagen, dass sich 25 % aller Abgänge bzw. Merzungen in den ersten 60 Tagen der Laktation ereignen. Ketosenachweis in der Praxis Klinische und subklinische Ketose können mithilfe von im Stall durchzuführenden Milch-, Urin-

Ein Magazin von BIOMIN

Eine subklinische Ketose hat negative Auswirkungen auf die allgemeine Herdengesundheit sowie auf Reproduktions- und Milchleistung und wird mit einer erhöhten Merzungsrate in der Frühlaktation in Zusammenhang gebracht. oder Bluttests überwacht werden. Eine komplettere Beurteilung kann nur durch Serumtests im Labor erfolgen. Es sollte erwähnt werden, dass eine klinische Ketose einen schlechten Prädiktor für subklinische Ketosen im Bestand darstellt. Tabelle 2 gibt einen Überblick über die Tests und Richtlinien für Grenzwerte. Prävention mit Schwerpunkt auf die Futteraufnahme Sowohl Fettleber als auch Ketose beginnen mit der Mobilisation von Körperfett aufgrund der negativen Energiebilanz. Es ist daher von größter Wichtigkeit, die Aufnahme der Trockenmasse in der späten Trockenstehphase (die letzten drei Wochen vor dem Abkalben) und auch einige Wochen nach dem Abkalben auf dem höchstmöglichen Niveau zu halten. Tabelle 3 listet die wichtigsten Maßnahmen zur Ketoseprävention auf. Schlussfolgerung Ein großer Teil der Gesundheitsprobleme von Milchkühen fällt in den Zeitraum um das Abkalben. Eine negative Energiebilanz kann zu einer Reihe von Stoffwechselstörungen führen, die auf der Akkumulation von Fett in der Leber (Fettleber) und der Zunahme der zirkulierenden Ketonkörper (Ketose) beruhen. Diese Störungen wirken sich negativ auf die Gesundheit, Fruchtbarkeit, Milchproduktion und Mortalität aus. Erschwerend kommt hinzu, dass eine Ketose weitere gesundheitliche Probleme wie ein erhöhtes Risiko für eine Metritis, Mastitis oder eine Labmagenverlagerung nach sich ziehen kann. Milchproduzenten können in ihren Betrieben Präventivmaßnahmen zur Bekämpfung der Ketose einführen, wobei ein besonderes Augenmerk auf die Futteraufnahme der Tiere zu legen ist.

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Name position

Pflanzenkraft

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zur Unterstützung in der Kälberaufzucht

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Annamaria Boczonadi - Technische Leiterin Wiederkäuer, Schieder - Produktmanagerin Phytobiotika

& Carina

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Das Pflanzenreich ist von unglaublicher Vielfalt, und trotz langjähriger wissenschaftlicher Forschung sind Beeren, Blüten, Blätter, Schalen, Rinden oder Wurzeln nach wie vor voller verborgener Geheimnisse. Heutzutage gelingt es Wissenschaftlern immer wieder, weitere Geheimnisse bezüglich der Wirkungsweise von Pflanzen, Gewürzen und ätherischen Ölen oder Extrakten aufzudecken, sodass es möglich ist, Lösungen für die Herausforderungen der täglichen Praxis in der Nutztierproduktion zu entwickeln.

D

er Weg zu Hochleistungskühen mit langer Nutzungsdauer beginnt bei gesunden Kälbern und Färsen. Nach Angaben des United Stated Department für Landwirtschaft (USDA)-Berichtes von 2007 sterben fast 8 % der weiblichen Kälber vor dem Absetzen. Dies stellt nicht nur eine direkte wirtschaftliche Einbuße dar, sondern auch indirekte Verluste zukünftiger wirtschaftlicher Gewinne und genetischem Potenzial. Letzteres ist angesichts eines progressiven Zuchtplans sogar noch schwerwiegender, denn Kälber haben gewöhnlich einen höheren genetischen Wert als Kühe. Auch wenn das Kalb die Zeit vor dem Absetzen überlebt, können schwere Erkrankungen und gesundheitliche Probleme wie z. B. Durchfall und andere Störungen des Verdauungstraktes die zukünftige Laktationsleistung beeinträchtigen. Deswegen sollte die Strategie für den Erhalt gesunder Hochleistungskühe auf die Schwerpunkte Kälbermanagement und Färsenaufzucht sowie auf den Einsatz eines integrativen Managementsystems gelegt werden. Letzteres umfasst das Abkalbemanagement, Kolostrummanagement, die Ernährung und die tierärztliche Maßnahmen. Die Kraft der Pflanzen Da in zahlreichen Ländern der Einsatz von Antibiotika als Wachstumsförderer oder im Einsatz zur Prävention seit mehreren Jahren verboten ist, müssen alternative Lösungsmöglichkeiten zur Unterstützung der Tiergesundheit gefunden und eingesetzt werden. Die heilenden und gesundheitsfördernden Wirkungen von Pflanzen, die der Mensch sich schon seit Tausenden von Jahren zunutze macht, sind in den vergangenen Jahrzehnten in wissenschaftlichen Kreisen wiederentdeckt worden. Phytogene Zusatzstoffe sind Substanzen pflanzlichen Ursprungs, die als natürliche Wachstumsförderer dienen können. In den vergangenen Jahrzehnten konzentrierte sich die Forschung phytogener Substanzen hauptsächlich auf ihre Einsatzmöglichkeiten und ihre Wirksamkeit. Aufgrunddessen werden immer mehr Fragen bezüglich ihrer biologischen Aktivität beantwortet. Dieses Wissen ist auch für neugeborene Kälber von großer Bedeutung. In einigen Gebieten der Welt ist die Anwendung von phytogenen Substanzen bereits weit verbreitete Praxis um die Futteraufnahme und die Wachstumsleistung der Tiere zu verbessern.

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Unlocking the Power of Plants to Promote Calf Rearing

Abbildung 1. Konzept zur Anwendung von Digestarom® bei Kälbern. n Digestarom® als Zusatz zum Kälberstarter

7

2,5

6 5

• • Konstante Konzentration bioaktiver Substanzen •

4 3

2 1 0

• •

• •

2,0 1,5 1,0

0,5 •

Kälberstarter (kg)

Milchaustauscher/Kalb/Tag (L)

n Digestarom® als Zusatz zur Milch / zum Milchaustauscher

0,0

0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 Alter (Wochen)

Stressoren können die Darmleistung empfindlich stören Bei Kälbern schafft eine gute Futteraufnahme die Grundlage für eine optimale Pansenentwicklung und Wachstumsleistung. Kälber müssen sich zu Beginn ihres Lebens nicht nur auf wechselnde Umweltbedingungen einstellen, sondern auch mit verschiedenen Veränderungen von Haltungssystemen und Ernährung zurechtkommen. Nach der Aufnahme von Kolostrum in den ersten Lebenstagen, kommt es zu einer Veränderung der täglichen Milchaufnahme. Kälber erhalten in der Regel Milch, behandelte oder Sperrmilch, Milchaustauscher oder eine Mischung aus diesen. Außerdem reagieren Kälber empfindlich auf die Art und Weise, wie die Milch angeboten wird, sodass Temperatur, Fütterungszeit, Hygiene und Qualität zu beachten sind. Im Laufe der Aufzucht erhalten Kälber zusätzlich Raufutter und Konzentrate. Das Absetzen ist ein weiterer, entscheidender Stressfaktor, besonders weil dieser Vorgang meist mit einer Veränderung der Haltung einhergeht. Diese Stressfaktoren können zu einem erhöhten Vorkommen von Durchfallerkrankungen und anderen gastrointestinalen Störungen führen. Die bioaktiven Inhaltsstoffe der pflanzlichen Substanzen wirken sich nachweislich vorteilhaft auf die Futteraufnahme der Kälber aus und unterstützen dadurch Verdauung und Futterverwertung. Natürliche Aromen Die Schmackhaftigkeit des Futters trägt entscheidend zu

einer positiven Wirkung auf die Futteraufnahme bei. Phytogene Mischungen, wie beispielsweise Kräuter, Gewürze, Extrakte oder sogar einzelne Wirkstoffe, bieten eine große Bandbreite an geschmacksgebenden Eigenschaften. Die Berücksichtigung speziesspezifischer Vorlieben bei der Rezeptur eines phytogenen Zusatzstoffes erfordert ein tiefgehendes Verständnis der geschmacksgebenden Eigenschaften jeder Substanz pflanzlichen Ursprungs. Es gibt verschiedene Arten von Aromen, die dem Tierfutter zur Verbesserung der sensorischen Eigenschaften oder zur Maskierung von unangenehmen Aromen zugesetzt werden können. Pflanzen und ihre Wirkung Abgesehen von der Schmackhaftigkeit ist eine gute Kenntnis der Pflanzen und deren bioaktiver Wirksamkeit von flüchtigen und nicht flüchtigen Bestandteile die Voraussetzung für die Formulierung eines phytogenen Futterzusatzes, der die Leistungsfähigkeit des Darms positiv beeinflussen kann. Die unglaubliche Biodiversität des Pflanzenreiches stellt zahlreiche pflanzliche Substanzen zur Unterstützung einer oder mehrerer Wirkungen im Organismus zur Verfügung. Tabelle 1 zeigt Beispiele ausgewählter ätherischer Öle mit einigen wichtigen Inhaltsstoffen. Je nach chemischer Struktur ihrer Inhaltsstoffe haben Gewürze, Kräuter, ätherische Öle oder Extrakte unterschiedliche Effekte. Phenole, wie beispielsweise Thymol, Carvacrol und Eugenol (häufig aus Thymian, Oregano und Gewürznelke gewonnen), besitzen aufgrund der enthaltenen

Tabelle 1. Wichtige Inhaltsstoffe ausgewählter ätherischer Öle (adaptiert von Jänicke et al., 2013; und Tisserand und Young, 2014).

8

Name (Botanischer Name)

Wichtige Inhaltsstoffe

Anis (Pimpinella anisum)

Transanethol, Methylchavicol, Anisaldehyd

Kümmel (Carum carvi)

Carvon, Limonen

Zimt (Cinnamomum verum)

Zimtaldehyd, Zimtamylacetat

Gewürznelke (Syzygium aromaticum)

Eugenol, Eugenylacetat, β-Caryophyllen

Fenchel (Foeniculum vulgare)

trans-Anethol, Limonen, Terpinen

Oregano (Origanum vulgare)

Carvacrol, Thymol, p-Cymol

Pfefferminze (Mentha x piperita)

Menthol, Isomenthon, Limonen

Rosmarin (Rosmarinum officinalis)

1-8-Cineol, α- und β-Pinen, Borneon

Thymian (Thymus vulgaris)

Thymol, p-Cymol, Carvacrol

Science & Solutions • Ausgabe 17


Annamaria Boczonadi - Technische Managerin Wiederkäuer Carina Schieder - Produktmanagerin Phytogenics Abbildung 3. Auswirkungen der Supplementierung von Digestarom® auf die Futterverwertung (FVW) abgesetzter Kälber.

1,34

1,98

1,32

1,96

1,30

1,94 1,92

1,28 1,26

1,33

1,24

1,18

1,90 1,88

1,97

1,86

1,22 1,20

FVW

Durchschnittliche tägliche Gewichts-zunahme (kg/Tag)

Abbildung 2. Auswirkungen der Supplementierung von Digestarom® auf die durchschnittliche tägliche Gewichtszunahme abgesetzter Kälber.

1,84

1,23 Kontroll– Gruppe

Digestarom®– Gruppe

Methylether starke antiseptische Eigenschaften. Carvacrol und Thymol scheinen über außergewöhnliche antimikrobielle Eigenschaften zu verfügen. Den Spezies aus der Familie der Apiaceae (z. B. Kümmel und Fenchel) sowie aus der Familie der Lamiaceae (z. B. Rosmarin und Pfefferminze) werden starke antioxidative Eigenschaften zugeschrieben. Außerdem wirken Pflanzenextrakte und –öle wie z. B. aus Gewürznelke und Rosmarin entzündungshemmend. Dies ist von Bedeutung, da sowohl das antioxidative Potenzial als auch die entzündungshemmende Wirkung wichtig sind für den Schutz des Darms. Andere pflanzliche Verbindungen verbessern die Verdaulichkeit durch die Anregung der Verdauungssekrete, beispielsweise Galle, Schleim und Speichel, als auch durch die Förderung der Enzymaktivität. Zusätzlich zu den hier aufgeführten positiven Effekten werden phytogenen Substanzennoch weitere positive Wirkungen zugeschrieben. Unterstützung der Leistungsfähigkeit des Darms bei Kälbern Angesichts der Vorteile einer guten Verdauung, einer hohen Futterverwertung, Gesundheit und Wohlbefindens der Tiere sind die Leistungsfähigkeit des Darms und die Darmgesundheit von großer Bedeutung. Eine gute Verdaulichkeit und eine darmschützende Wirkung des Futters ist bei neugeborenen Kälbern und bei Ernährungsumstellungen, wie z. B. beim Absetzen, besonders wichtig. Zur Formulierung wirkungsvoller phytogener Additive sind genau definierte Rezepturen, hohe Qualitätsstandards und strenge Qualitätskontrollen erforderlich. Dadurch können die richtigen Mengen an bioaktiven Substanzen sichergestellt werden, um einerseits die Schmackhaftigkeit zu verbessern und andererseits Kälber durch die positiven Effekte von phytogenen Additiven in der ersten kritischen Lebensphase zu unterstützen. In den ersten Lebenswochen, wenn der Pansen noch nicht vollständig entwickelt ist und die Kälber auf die Nährstoffe aus der Milch angewiesen sind, kann das Futter der Kälber mit Digestarom® (ein speziell zur Unterstützung von Verdauung und Futterverwertung entwickeltes phytogenes Produkt, das einzigartige geschmacksverbessernde und biologisch aktive Eigenschaften in sich vereint) in der Milch oder im Milchaustauscher supplementiert werden. Zu einem späteren Zeitpunkt, wenn die Kälber mit der Aufnahme von Kälberstarter oder Konzentraten beginnen, wird empfohlen, die Futteraufnahme Ein Magazin von BIOMIN

1,86

1,82 1,80

Kontroll– Gruppe

Digestarom®– Gruppe

und das ausgewogene Milieu im Verdauungstrakt mittels Supplementierung der Kälberkonzentrate mit Digestarom® zu unterstützen. Das Anbieten von Milch und Kälberstarter, die mit einem phytogenen Futterzusatz supplementiert wurden, der hinsichtlich Geschmack und Geruch den Vorlieben des Kalbes genau entspricht, fördert die Futteraufnahme. Außerdem wird eine gleichbleibende Menge an bioaktiven Substanzen bereitgestellt, die den Organismus durch die Verbesserung der Verdaulichkeit, Modulation der Mikrobiota des Darms und Stärkung des antioxidativen und entzündungshemmenden Status unterstützen (Abbildung 1). Dies sind die wichtigsten Elemente für eine gute Pansenentwicklung und hohe Wachstumsraten unter gleichzeitiger Verbesserung der Futterverwertung, was letztlich für den wirtschaftlichen Erfolg eines Betriebes ausschlaggebend ist. In einer kürzlich durchgeführten Studie bewirkte die Fütterung eines mit Digestarom® supplementiertem Milchaustauschers und Kälberkonzentrates im Vergleich zur Kontrollgruppe eine um 2,1 % verbesserte Futteraufnahme, eine um 8.1 % erhöhte tägliche Gewichtszunahme (Abbildung 2) und eine verbesserte Futterverwertung um 5,6 % (Abbildung 3). Verbesserte Leistungsergebnisse in Verbindung mit geringeren tierärztlichen Behandlungskosten führten zu einer erhöhten Wirtschaftlichkeit Schlussfolgerung Um beim Absetzen einen reibungslosen Übergang sicherzustellen, wird die Gabe konstanter Mengen an bioaktiven Substanzen empfohlen, die der Milch, dem Milchaustauscher sowie den Konzentraten zugesetzt werden, um die Kälber in einer Zeit zu unterstützen, in der Aufnahme an Konzentraten ansteigt, während sie immer weniger Milch erhalten. Digestarom® kann Kälbern helfen, mit den Herausforderungen in ihren ersten Lebenswochen besser zurechtzukommen. Dies erfolgt durch die Beeinflussung der Verdaulichkeit, die Modulation der Mikrobiota des Darms und durch antioxidative und entzündungshemmende Prozesse. Durch seine geschmacksverbessernde Wirkung hat Digestarom® auch das Potenzial, die Futteraufnahme bei Kälbern zu unterstützen, was die Grundlage für eine verbesserte Pansenentwicklung und eine stärkere Wachstumsleistung ist – was letztendlich die Chance auf ein besseres wirtschaftliches Ergebnis erhöht.

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Ihre Ausgabe von Science & Solutions

Bessere Verdauung für bessere Futterverwertung Digestarom® – die Kraft der Phytobiotika für Ihr Futter:

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