Science & Solutions #32 Schweine (Deutsch)

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Ausgabe 32 • Schweine

Endotoxine – die versteckte Gefahr Mehr Sauenmilch für bessere Ferkelleistung

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Ein Magazin von

Was stimmt nicht mit meinen Schweinen? Teil 5: Rektumprolaps


Editorial Eine (hoffentlich hilfreiche) Erinnerung Bei anhaltend niedrigen Preisen für Schweinefleisch entscheiden die Schweineproduzenten sehr schnell, ihre Kosten zu reduzieren und konzentrieren sich dabei vor allem auf die Futterkosten. Diese belaufen sich in der Regel auf etwa 70 % der gesamten Produktionskosten. Da Futtermittelzusätze zu höheren Kosten des Futters beitragen, erscheinen Einschränkungen bei diesen Zusätzen zunächst eine nahe liegende Strategie. Aber – ist es die richtige Strategie? Nein. Denn dabei wird häufig der Irrtum begangen, nur die Kosten, nicht aber die vielen Vorteile der Futtermittelzusätze zu berücksichtigen. Bei kluger Auswahl und richtigem Einsatz besitzen Futteradditive das Potenzial, die Gesundheit der Tiere zu erhalten, das Wachstum zu fördern, die Futterverwertung zu verbessern und letztendlich die Rentabilität des Betriebes zu steigern. Auch bei niedrigen Schweinefleischpreisen beobachten wir regelmäßig, dass die Rendite die Ausgaben für solche Futterzusätze rechtfertigt. Außerdem kann das plötzliche Weglassen dieser Zusätze das Wohlbefinden bzw. die Gesundheit der Tiere gefährden, da es z. B. die Vermehrung von Pathogenen ermöglicht. Eine stärkere Belastung mit Erregern und die daraus eventuell resultierenden Gesundheitsprobleme können die Leistung der Tiere beeinträchtigen, und es kann ungeheure Anstrengungen kosten, den Leistungsstandard wieder zu erreichen, sobald sich die Preise wieder erholt haben. In dieser Ausgabe von Science & Solutions weisen wir auch auf die versteckten Gefahren durch Endotoxine sowie auf ihre negativen Auswirkungen auf Mensch und Tier hin. Zugleich geben wir Ihnen einige Tipps, wie Sie diese Bedrohung abschwächen können. Danach besprechen wir einen der entscheidenden Engpässe in der Schweineproduktion, nämlich die Milchproduktion der Sauen, die ein gesundes Wachstum moderner, großer Würfe beschränken kann. Wir zeigen die Vorteile auf, die Digestarom®, ein phytogener Futtermittelzusatz, für die Milchproduktion und die Kontrolle von Pathogenen bieten kann. Schließlich enthält diese Ausgabe auch den fünften Beitrag zur Serie der Differenzialdiagnosen, dieses Mal zum multifaktoriellen Rektumprolaps. Viel Spaß beim Lesen und vergessen Sie nicht: Erschließen Sie Ihr verstecktes Profitpotenzial!

Kostantinos SARANTIS Technischer Verkaufsleiter, Schweine

Science & Solutions • Issue 32


Photo: Henrik Jonsson

Inhalt

Die versteckten Gefahren durch Lipopolysaccharide

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Endotoxine sind eine ernste Gefahr, die bei Schweinen oft übersehen wird. Hier einige Möglichkeiten, wie man die negativen Auswirkungen dieser Substanzen begrenzen kann. Von Diego Padoan, DVM

Höhere Milchproduktion für bessere Ferkelleistung

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Bessere Ferkelleistung beginnt mit einer besseren Versorgung und Qualität der Sauenmilch. Phytogene Futtermittelzusätze können beides fördern. Von Richard Markus, PhD und Christine Hunger, PhD

Cut & Keep

Checklist

Was stimmt nicht mit meinen Schweinen?

Teil 5: Rektumprolaps

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Eine nützliche diagnostische Checkliste mit Symptomen, Ursachen und Therapien.

Science & Solutions ist eine monatlich herausgegebene Veröffentlichung der BIOMIN Holding GmbH, die kostenlos an unsere Kunden und Partner verteilt wird. Jede Ausgabe von Science & Solutions präsentiert Themen zu den aktuellsten wissenschaftlichen Erkenntnissen zu Tierernährung und Gesundheit und konzentriert sich jedes Vierteljahr auf eine Tierart (Geflügel, Schwein oder Wiederkäuer). ISSN:2309-5954 Eine digitale Kopie und weitere Informationen finden Sie unter: http://magazine.biomin.net Wenn Sie an Nachdrucken von Artikeln interessiert sind oder Science & Solutions abonnieren möchten, wenden Sie sich bitte an magazine@biomin.net Redaktion: Ryan Hines Mit Beiträgen von: Christine Hunger, Richard Markus, Diego Padoan, Kostantinos Sarantis, Simone Schaumberger Marketing: Herbert Kneissl Recherche: Franz Waxenecker, Ursula Hofstetter, Paolo Doncecchi Herausgeber: BIOMIN Holding GmbH Erber Campus 1, 3131 Getzersdorf, Österreich Tel: +43 2782 8030 www.biomin.net ©Copyright 2016, BIOMIN Holding GmbH Alle Rechte vorbehalten. Mit Ausnahme der im Copyright, Designs and Patents Act von 1988 genannten Regelungen darf kein Teil dieser Veröffentlichung ohne schriftliche Genehmigung des Inhabers des Urheberrechts in irgendeiner materiellen Form für kommerzielle Zwecke vervielfältigt oder kopiert werden. Alle hierin enthaltenen Fotos sind Eigentum der BIOMIN Holding GmbH oder werden unter einer Lizenz verwendet.

Ein Magazin von BIOMIN

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Die versteckten Gefahren durch Lipopolysaccharide Von Diego

Padoan DVM, TECHNISCHER VERKAUFSLEITER SCHWEINE, BIOMIN EMA

Lipopolysaccharide sind eine ernste Gefahr, die bei Schweinen oft übersehen wird. Hier einige Tipps zur Begrenzung der negativen Auswirkungen dieser Substanzen.

2

Science & Solutions • Ausgabe 32


Abbildung 1. Struktur eines Lipopolysaccharids

Kern-Glycolipid O-spezifische Polysaccharidkette

Lipid A n

O-spezifische OligosaccharidUntereinheit

(äußeres)

(inneres)

Kern-Oligosaccharid

Quelle: BIOMIN

L

ipopolysaccharide (LPS) stellen eine Voraussetzung für die Lebensfähigkeit von Bakterien dar. Sie befinden sich in der äußeren Membran gramnegativer Bakterien und dienen als potenzielle Barriere gegen Antibiotika. Abbildung 1 zeigt die Struktur eines Lipopolysaccharids, das aus einem in der Bakterienwand eingebetteten pyrogenen Lipidanteil, einem inneren und äußeren Kern-Oligosaccharid und einer O-Antigen-Polysaccharidkette aufgebaut ist. Lipopolysaccharide, auch Endotoxine genannt, werden bei der bakteriellen Replikation oder beim Tod (Lysis) eines Bakteriums freigesetzt. Sie sind ubiquitär in der Umwelt vorhanden, einschließlich Boden, Luft, Wasser und Gastrointestinaltrakt. Schweine sind während ihres gesamten Lebens Lipopolysacchariden ausgesetzt. Bei gesunden Tieren stellen das Darmepithel sowie andere Epithelien wie Haut oder Lungenepithel eine effiziente Barriere gegen das Eindringen von Lipopolysacchariden in den Blutkreislauf dar. Sind die Endotoxine jedoch erst einmal in das Blut gelangt, können sie eine starke Immunantwort auslösen, das Immunsystem des Tieres schwächen und die Leistung beeinträchtigen. Eine

extrem starke Immunantwort kann zum septischen Schock führen. Bei Schweinen weiß man, dass Endotoxine einen dosisabhängigen Anstieg der Körpertemperatur um 1 °C bis 1,5 °C sowie eine Reduzierung der Aktivität, eine verringerte Futteraufnahme hin bis zur hochgradigen Anorexie verursachen können. Häufig werden auch Erbrechen, vermehrtes Speicheln und Kauen beobachtet.

Auswirkungen auf den Darm Der Darm ist die erste Verteidigungslinie gegen Endotoxine, und wenn es hier aufgrund falscher Ernährung, Stress oder einer Stoffwechselstörung zu einer Beeinträchtigung kommt, kann dies schnell zu einem gesteigerten Endotoxintransport führen. Hitzestress erhöht zum Beispiel die Permeabilität des Darms. LPS können über den parazellulären oder transzellulären Pfad durch das Darmepithel hindurch in den Blutkreislauf gelangen, wobei Ersteres am häufigsten vorkommt. Der transzelluläre Transport erfolgt über eine Rezeptor-vermittelte Endozytose oder einen durch Nahrungsfett vermittelten mizellären Durchtritt (Abbildung 2).

Abbildung 2. Enterozyten mit Tight Junctions und Actinfilament-stützenden Strukturen

u

LBP gebunden an Endotoxin

u

Lumen

2

Sub Mukosa

u

u 1

u

u

u u TLR 4

T J

TJ Kontraktion Epithelzelle

4

Gramnegatives Bakterium

Endotoxin

3

TLR 4 in Lipid Raft

u

uu

u

CD 14

MD 2

Mukosa

u

Enteroendokrine Zelle 5

Aktivierung des Immunsystems

6  Sezernierung des Sättigungspeptids

Quelle: adaptiert nach Mani et al, 2013

Ein Magazin von BIOMIN

3


Die versteckten Gefahren durch Lipopolysaccharide

Deoxynivalenol und Lipopolysacchariden nachgewiesen.

Tabelle 3. Stärkere Entzündung - geringeres Wachstum Entzündungsprozesse im Verdauungstrakt sind kostspielig Lipopolysaccharide (Endotoxine, LPS)

= Entzündungsstimulus

IL-1ß and PGE2 (Entzündungsfaktoren)

= Ausmaß der Entzündung

Cortisol (kataboler Faktor, immunsupprimierend)

= Reaktion des Körpers

IGF-1 (insulinähnlicher Wachstumsfaktor 1, Wachstumsmediator)

= Ausmaß möglichen Wachstums

Im Blut gemessene Entzündungsmarker

- LPS

+ LPS

IL-1ß

32

114

PGE2

490

1.285

Cortisol

55

206

IGF-1

182

101

Tägl. Gewichtszunahme g (Tag 14 –28)

604

525

Tägl. Futteraufnahme g (Tag 14 – 28)

962

838

Futterverwertung/Tag (Tag 14 – 28)

1.59

1.59

Quelle: Lieu et al., 2003

Negative Auswirkungen Lipopolysaccharide werden im Blut mithilfe des in den Epithelzellen von Leber und Darm als Akute-PhaseReaktant synthetisierten LPS-bindenden Proteins (LBP) im Lumen und in geringerem Ausmaß von Albuminen in den Zellen transportiert. Sobald es gebunden ist, ist es in der Lage, den spezifischen Rezeptor TLR4 zu aktivieren und die Kinasekaskade sowie den NF-KB-TranskriptionsfaktorKomplex in Gang zu setzen. Auf diese Art und Weise werden mehrere Hundert Gene transkribiert und die Entzündungsreaktion wird gestartet. Sobald sich die Endotoxine im Blutkreislauf befinden, werden sie über die Pfortader in die Leber transportiert, wo ein Großteil des Entgiftungsprozesses stattfindet. Übersteigt die Menge an in den Gastrointestinaltrakt gelangenden Endotoxinen die Entgiftungskapazität der Leber, kommt es zur Endotoxämie. Die Endotoxine lösen eine Entzündungskaskade aus, die (aufgrund des Fiebers) den Erhaltungsbedarf des Tieres steigert. Gleichzeitig nimmt das Schwein aber weniger Futter auf, sodass weniger Energie für das Wachstum zur Verfügung steht. In einer Studie wurde festgestellt, dass Ferkel nach experimenteller LPS-Belastung im Vergleich

4

Vor Kurzem wurde ein synergistischer Effekt zwischen

zur Kontrollgruppe um 13 % niedrigere durchschnittliche Tageszunahmen aufwiesen (Tabelle 3). Endotoxine beeinträchtigen auch die Futterverwertung. In einer neueren Studie zu häufig in Schweinebetrieben vorliegenden Belastungen wurde Folgendes beobachtet: Die Futteraufnahme sank um 3 % aufgrund von Parasitenbefall, um 4,1 % durch schlechte Haltungsbedingungen, um 10,2 % durch bakterielle Darminfektionen, um 17,3 % aufgrund von Atemwegserkrankungen, um 25,2 % durch Mykotoxikosen (Mykotoxin-induzierte Erkrankungen) und um 26,8 % aufgrund von Lipopolysacchariden.

Umwelt und Endotoxinexposition Wä h r e n d d i e H a u p t r o u t e f ü r d i e Lipopolysaccharidexposition beim Schwein der Gastrointestinaltrakt ist, sollte die Konzentration von Endotoxinen in der Luft und im Staub dennoch nicht außer Acht gelassen werden. Endotoxine sind schließlich eine der Hauptkomponenten von biologischem Staub. Der Endotoxingehalt der Luft ist nicht nur für Tiere ein wichtiges Thema, sondern auch für alle, die in Schweinebetrieben arbeiten. Bei einer Überblicksstudie in Schweinebetrieben wurden Konzentrationen an aerogenen Lipopolysacchariden von 40,4 bis 1144 Nanogramm pro Kubikmeter Luft registriert (Tabelle 1). Dies unterstreicht die Wichtigkeit eines guten Managements hinsichtlich Hygiene und Staubbelastung im Betrieb sowie spezifischer Schutzmaßnahmen wie z. B. Feinstaubmasken für die dort tätigen Personen.

Verschlimmerung der Endotoxinexposition Der Hauptentgiftungsprozess für LPS erfolgt durch eine Lipase, die in Makrophagen, dendritischen Zellen, Tabelle 1. Gesamt-Endotoxinbelastung der Luft in Schweineproduktionsbetrieben, stationäre Probenahme Anzahl der Proben

Mittelwert ng/m3

Bereich ng/m3

Kanada

46

1144

43.8 – 4131

Niederlande

168

130

31 – 343

8

40.4

21.5 – 56.9

Land

Kanada Amerika

54

200

Europa

110

52.3 – 186.5

Europa

64

338.9 – 860.4

Quelle: Øyvind Omland, 2002

Science & Solutions • Ausgabe 32


Diego Padoan

Neutrophilen, Leberzellen und den Tubulizellen der Nierenrinde vorhanden ist. Die intestinale alkalische Phosphatase (AP) ist ein Bürstensaumenzym, das die Lipopolysaccharide direkt entgiftet. Die AP wird durch das Vorhandensein von gesättigten oder ungesättigten Fettsäuren im Futter moduliert, wobei die gesättigten Fettsäuren zu vermehrtem Auftreten von AP führen. Energie- und fettreiches Futter steigert die Endotoxinkonzentration im Serum und induziert eine akute, geringgradige Entzündung. Futterentzug, Stress oder Krankheiten können die Expression und Funktion der intestinalen alkalischen Phosphatase hemmen, und zwar insbesondere bei Absetzferkeln, sodass es zu einer starken Expression von entzündungsfördernden Zytokinen kommt.

Die potenzielle Anwesenheit von aerogenen Endotoxinen unterstreicht die Tragweite eines guten Managements hinsichtlich Hygiene und Staubbelastung im Betrieb sowie spezifischer Schutzmaßnahmen wie z. B. Feinstaubmasken für die dort tätigen Personen.

Abbildung 4. Mycofix® wirkt bereits in geringer Dosierung gegen Endotoxine 100 90 % gebundenes Endotoxin

Photo: haveseen

Technischer Verkaufsleiter Schweine, BIOMIN EMA

80 70 60 50

99.46

Tabelle 2. Tipps für die Reduzierung des Endotoxinrisikos 1. Einschleppung von Pathogenen durch Biosicherheitsmaßnahmen verhindern 2. Stressoren reduzieren, die mit einer erhöhten Durchlässigkeit der Darmbarriere und in der Folge mit Erkrankungen durch Pasteurella, Haemophilus, E. coli, Salmonella, Brachyspira und Lawsonia, etc. in Zusammenhang stehen 3. Auf geeignete Ernährung achten, Protein und Energie (Fette) ausbalanziern 4. Futterverweigerung nach dem Absetzen vermeiden 5. Mögliche Mykotoxinkontamination vermeiden 6. Verwendung von wirksamen Futterzusätzen zur Deaktivierung von Endotoxinen und Mykotoxinen

Ein Magazin von BIOMIN

91.01

100

100 75.33

30 20 10 0

0.1%

0.05%

0.025%

Produktkonzentration

Verstärkung der schädlichen Mykotoxinwirkung Lipopolysaccharide sind in der Lage, die Empfindlichkeit von Schweinen gegenüber Deoxynivalenol, einem der wichtigsten Mykotoxine, das für Futterverweigerung, Erbrechen, Durchfall, Spreizen/Grätschen und eine Schwächung des Immunsystems verantwortlich ist, zu erhöhen. Vor Kurzem wurde nachgewiesen, dass bei der Induzierung der proinflammatorischen Zytokine TNF-α und IL-ß ein synergistischer Effekt zwischen Deoxynivalenol und Lipopolysacchariden besteht. Endotoxine setzen die zur Induzierung der Zytokinantwort erforderliche Mindestdosis an Deoxynivalenol herab, steigern dessen toxische Wirkung, erhöhen die Empfindlichkeit des Organismus gegenüber dem Toxin und verstärken sogar schon bei niedrigen

99.85

40

n Mycofix® n Polymyxin B als Kontrolle Quelle: BIOMIN

Konzentrationen die schädliche Wirkung.

Behandlung Biosicherheits- und Hygienemaßnahmen können die Lipopolysaccharidbelastung von Nutztieren erheblich verringern. Gleichzeitig sollte jedem bewusst sein, dass eine gewisse Menge an Endotoxinen immer vorhanden ist. Einige Maßnahmen können jedoch wesentlich dazu beitragen, das Risiko der Endotoxinbelastung im Betrieb zu reduzieren (Tabelle 2). Zusätzlich trägt der Einsatz von ausgewählten Fut termit tel zu sät z en, d ie einen Schut z vor Endotoxinen bieten, dazu bei, die Risiken durch eine Lipopolysaccharidbelastung abzuschwächen. Mycofix® ist ein multistrategischer Mykotoxin- und Endotoxindeaktivierender Futterzusatz, der den Wirkmechanismus der Adsorption nutzt, um Endotoxine wirksam zu binden, und so verhindert, dass diese in den Blutkreislauf gelangen. Dies reduziert das gesundheitliche Risiko für die Tiere deutlich. Abbildung 4 zeigt, dass Mycofix® sogar in niedriger Dosierung in der Lage ist, einen erheblichen Prozentsatz an Endotoxinen im Darmlumen effizient zu adsorbieren oder zu binden, sodass der Übertritt der Toxine in den Blutstrom in hohem Maße verhindert wird. Eine andere Studie hat gezeigt, dass dieser Wirkmechanismus auch in Anwesenheit von adsorbierbaren Mykotoxinen wie Aflatoxinen greift.

5


Höhere Milchproduktion für bessere Ferkelleistung Von Richard

Markus, Assistent des Direktors für Entwicklung und Christine Hunger, Produktmanagerin Phytogenics

Bessere Ferkelleistungen beginnen mit besserer Sauenmilch Qualität und Quantität. Phytogene Futtermittelzusätze können beides fördern.

6

Science & Solutions • Ausgabe 32


Phytogene Additive fördern Qualität und Quantität der Sauenmilch Phytogene Futterzusätze (PFA oder auch als Botanicals bezeichnet) sind funktionelle Futtermittelzusätze pflanzlichen Ursprungs, die aus Kräutern, Gewürzen, ätherischen Ölen und deren Extrakten gewonnen werden. Sie verbessern Schmackhaftigkeit und Verdaulichkeit des Futters. Vermehrte Futteraufnahme und bessere Körperkondition der Sauen führt zu steigender Milchproduktion und besseren Reproduktionsleistungen. Abbildung 1 zeigt, wie Digestarom®, ein phytogener Futtermittelzusatz, den Gewichtsverlust von Sauen während der Laktation nachweislich reduzieren kann. Die Verbesserung der Körperkondition ist zum Teil auf die verbesserte Proteinverdaulichkeit zurückzuführen. Das zeigt u.a. wie in Tabelle 1. Tipps für eine hohe Milchproduktion der Sau Auf korrekte Wasseraufnahme achten Für geeignete Stalltemperatur sorgen Körperkondition der Sau erhalten Futteraufnahme fördern Entzündungsproblematik präsent haben (Energieverlust!) Digestarom® einsetzen

Ein Magazin von BIOMIN

Abbildung 1. Digestarom® reduziert den Gewichtsverlust während der Laktation 20.0 18.0 16.0 14.0 12.0 10.0 8.0 6.0 4.0 2.0 0.0

16.39b 13.45a

n Kontrolle n Digestarom® Gewichtsverlust während der Laktation (kg)

a, b

p < 0.05

Quelle: Khon Kaen Universität, Thailand, 2008 (Versuch 286)

Abbildung 2. Weniger Harnstoff in der Sauenmilch durch Digestarom®

Harnstoffgehalt (mg/100 ml)

M

oderne Sauen können bei entsprechender Genetik und Ernährung ca. 10 – 12 kg Milch pro Tag produzieren. Das Wachstum der Ferkel vor dem Absetzen hängt in beträchtlichem Maße von Qualität und Quantität der Milchproduktion ab. Die Ernährung der Sau während Trächtigkeit und Laktation beeinflusst sowohl die Wurfgröße als auch das Geburtsund Absetzgewicht der Ferkel mit direkten Auswirkungen auf deren Gesundheit und letztendlich auf die Wirtschaftlichkeit des Betriebes. Bis zu 30 % der frühen Ferkelverluste kann auf unzureichende Ernährung, bedingt durch nicht adäquate Milchproduktion der Sauen und somit an mangelhafter Versorgung der Ferkel mit Muttermilch, zurückgeführt werden. Zur Maximierung der Milchproduktion der Sauen sind Faktoren zu berücksichtigen. Tabelle 1 enthält einige Tipps, wie dieses Ziel erreicht werden kann.

60 55

s

50

l

45

s

s l

l

Tag 7

Tag 14

l s

40 35

Abferkeln

Tag 2 s Kontrolle

l Digestarom®

Quelle: Slov. Slowakisches Zentrum für Landwirtschaft, Nitra, 2007

Abbildung 2 dargestellt, der geringere Harnstoffgehalt der Milch.

Höhere Ansprüche an die Reproduktion bewältigen Generell hat sich in den letzten Jahren die Zahl der geborenen Ferkel erhöht und es werden große Würfe mit schwereren Ferkeln abgesetzt. Mit zunehmender Wurfgröße und einer Laktationsdauer von 21 bis 28 Tagen muss mehr Milch produziert werden, damit dieser steigende Bedarf gedeckt werden kann. Studien haben belegt, dass sich der Gewichtsverlust der Sau negativ auf die zukünftige Laktationsleistung, Wurfgröße und Abferkelrate auswirkt. Zudem sollen die Jungsauen während der ersten beiden Würfe selbst noch an Gewicht zunehmen und wachsen. Eine gute Kondition der Sau zum Absetzen ist wichtig, da durch sie sowohl das Absetz-Östrus-Intervall als auch die Anzahl

Das Wachstum der Ferkel vor dem Absetzen hängt wesentlich von Qualität und Quantität der Sauenmilch ab. 7


Mehr Milch für bessere Ferkelleistung

Tägliche Milchleistung* pro Sau (l)

Abbildung 3. Digestarom® verbessert die Milchleistung 14.0 11.7a

12.0

10.17

b

10.0 8.0 6.0 4.0 2.0 a, b

0.0 n Kontrolle

p < 0.05

n Digestarom®

*

berechnet aus den durchschnittlichen Tageszunahmen (je Gramm Gewichtszunahme müssen 4 g Milch aufgenommen werden) x Anzahl Ferkel in jedem Wurf

Quelle: Khon Kaen Universität, Thailand, 2008 (Versuch 286)

Temperatur

Zahl somatischer Zellen (1.000/ml Milch)

Abbildung 4. Verbesserte Milchqualität 4.000 s

3.500 3.000

l

2.500 2.000

s l

1.500 1.000

l s

500 0

Abferkeln

Tag 2

Tag 7

s l Tag 14

s Kontrolle l Digestarom®

Quelle: Slowakisches Zentrum für Landwirtschaft, Nitra, 2007

der Besamungen je Trächtigkeit und die zukünftige Wurfgröße beeinflußt werden. Außerdem beeinflußt die Körperkondition der Sau in der Frühträchtigkeit auch die Einheitlichkeit der Ferkelgewichte bei der Geburt. Der positive Einfluss von Digestarom® auf die Milchproduktion ist in Abbildung 3 dargestellt.

Kampf den Entzündungsprozessen Die verschiedensten Erkrankungen bedeuten ökonomische Verluste dadurch, dass sie die Sauen auf unterschiedlichste Art und Weise belasten. In einer Studie wurden Produktionseinbußen während einer Akute-PhaseReaktion des Immunsystems von 10 % des Nährstoffeinsatzes festgestellt. Diese Ressourcen wären andernfalls für Leistung verfügbar gewesen. Andere Wissenschaftler schätzen ein, dass der Nährstoffbedarf bei

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andauernden Entzündungsprozessen 1,3 mal so hoch ist wie der Erhaltungsbedarf bzw. sich als täglich 0,27 g ideales Protein Zusatzbedarf pro kg Körpergewicht ausdrücken lässt. Antimikrobielle und entzündungshemmende Eigenschaften von phytogenen Additiven können Entzündungen im Bereich des Gastrointestinaltrakts (GIT) reduzieren. Die Zahl somatischer Zellen in der Milch kann einen Hinweis auf das Aktivitätsniveau von Entzündungsprozessen im Milchdrüsengewebe geben. Abbildung 4 zeigt, dass die mit Digestarom® versorgten Sauen im Laufe von zwei Wochen eine zunehmend geringere Zellzahl und damit eine bessere Milchqualität aufwiesen.

Bei hohen Umgebungstemperaturen reduzieren laktierende Sauen ihre Futteraufnahme. Dies ist Teil der Reaktion des Organismus zum Regulieren der Körperwärme. Folge davon ist allerdings ein vermehrter Gewichtsverlust. Die Komforttemperatur (TC) für laktierende Sauen liegt bei etwa 15 °C. Bei einer Stalltemperatur von 25 °C (effektive kritische Temperatur für laktierende Sauen) reduziert sich die Futteraufnahme einer 200 kg schweren Sau um 2 kg. Oberhalb einer Umgebungstemperatur von 20 °C bedeutet jeder Anstieg der Temperatur um 1 °C eine um 0,17 kg verringerte tägliche Futteraufnahme der Sau. (Wie man Hitzestress mithilfe von Ernährungsmaßnahmen lindert, kann in Science & Solutions Nr. 20 nachgelesen werden.)

Wasseraufnahme Wasser ist ein wichtiger Bestandteil in der Tierfütterung. Einerseits ist es zur Ausscheidung von Stoffwechselprodukten mit dem Urin notwendig, andererseits wird es für Wachstum, Verdauung und Milchproduktion benötigt; immerhin ist Wasser der Hauptbestandteil der Milch. Die Wasseraufnahme mancher Sauen kann während der ersten 24 Stunden nach dem Abferkeln sehr gering sein (10 l/ Tag). Nach dieser Übergangszeit steigt der Wasserkonsum stetig an und liegt während der Laktation bei 20 – 35 l pro Tag. Hohe Wasseraufnahme kann den relativen Gewichtsverlust der Sauen reduzieren und korreliert positiv mit dem Absetzgewicht der Ferkel.

Science & Solutions • Ausgabe 32


Cut & Keep

Checklist

Was stimmt nicht mit meinen Schweinen? Teil 5: Rektumprolaps

Auch wenn sich ein Rektumprolaps relativ harmlos darstellen kann, hat er unter Umständen doch schwerwiegende Folgen für die Gesundheit des Tieres. Die Ausscheidung der im Laufe des Verdauungsprozesses entstandenen Stoffwechselprodukte wird behindert, das Tier hat Schmerzen und die Gefahr für Bissverletzungen am Prolaps durch andere, mitaufgestallte Tiere ist groß. Es kommt zu Infektionen oder sogar Bakteriämie und – falls der Rektumprolaps unbehandelt bleibt – zur Nekrose.

D

er letzte Abschnitt des Darms, das Rektum, weist eine ungeheuer große, unselektive Absorptionskapazität auf. Das heißt, dass bei unregelmäßiger Ausscheidung eine Reihe von Toxinen in den Blutkreislauf gelangen kann, was Intoxikation, eine Belastung der Leber und gestörtes Allgemeinbefinden zur Folge hat. Ein Rektumprolaps kann viele Ursachen haben. Die häufigste ist Verstopfung, wobei der schwer auszuscheidende Kot an der Darmwand anhaftet, sodass es beim Versuch, den Kot los zu werden, durch Pressen dazu kommt, dass sich der letzte Abschnitt des Rektums aus dem Anus herausstülpt. In ähnlicher Weise kann dies auch geschehen, wenn Schweine husten, da es durch den plötzlichen Anstieg des intraabdominalen Drucks ebenfalls zur Vorstülpung des Rektums kommt. Ein Rektumprolaps kann auch in Ställen mit zu hoher Besatzdichte provoziert werden, wenn ein Tier auf den Bauch des anderen tritt. Auch Durchfälle wie bei Enterokolitis und manchen Wurminfestationen können einen Rektumprolaps hervorrufen. Eine weitere, spezifische Ursache kann Tenesmus sein, also eine krampfartige Verengung (Striktur) der Analschließmuskeln (Sphincter ani). Weniger bekannt ist, dass es bei Salmonellosen zwei Monate nach Durchfall und lokalen Entzündungen zu einer Beeinträchtigung des letzten Abschnitts des Urogenitaltraktes kommen kann (Vaginitis, Urethritis etc.). Dann gibt es noch Faktoren, die eine Erschlaffung der rektalen Strukturen bewirken, sodass es zu einer Lageveränderung kommt. Dies tritt typischerweise oft bei alten Tieren auf. Bei jungen Tieren kann ein Rektumprolaps durch Mykotoxine wie Zearalenon verursacht werden, da diese, ähnlich wie Phytoöstrogene, eine anschwellende Wirkung haben. Die häufigste Behandlung besteht aus der Isolierung des betroffenen Tieres, um Bissverletzungen durch andere Tiere zu verhindern. Danach wird abgewartet, bis der prolabierte Abschnitt nekrotisiert und abfällt. Allerdings kommt es in dieser Zeit zu verringerter Futteraufnahme, Obstipation und oft auch Bakteriämie, was in der Regel zu starkem Gewichtsverlust führt. Die chirurgische Behandlung gilt als teuer und bringt nicht in allen Fällen eine vollständige Genesung. Aus diesem Grund erscheint es sinnvoller, das Hauptaugenmerk auf die Prävention zu lenken: auf adäquate Trinkwasserversorgung, Rationen mit einem entsprechend angepassten Anteil hochqualitativer Rohfaser sowie sofortige Behandlung von Fieber. Vorbeugung und Behandlung von Erkrankungen des Darms und des Urogenitaltraktes sowie eventuell beteiligte Toxine sind in nebenstehender Tabelle aufgeführt.

Ein Magazin von BIOMIN

Checkliste

Korrekturmaßnahmen

Mögliche Ursache: MYKOTOXINE • Vulvovaginitis, Vaginal- und/oder Rektumprolaps

Schimmelwachstum verhindern

• Reproduktionsstörungen; Totgeburten, Spreizen/Grätschen, geringe Wurfgrößen

• Mycofix® verwenden

• Nur saubere Rohmaterialien kaufen

• Verschleppung in die Sauenmilch Mögliche Ursache: MANAGEMENT • Mangelnde Wasseraufnahme/Obstipation • Zu hohe Besatzdichte • Husten • Transport • Saisonale Häufung • Schwanzkürzen, Schwanzbeißen

• Wasserdurchfluss pro Minute sowie Wasserdruck und Tränkenippel kontrollieren • Mehr Platz pro Tier • Fasergehalt des Futters kontrollieren, abrupte Futterumstellungen vermeiden

• Plötzliche Futterumstellung, weicher Kot, Aufnahme von Sägespänen aus der Einstreu Mögliche Ursache: PATHOGENE • ELISA

• Je nach Ätiologie

• PCR • Kotuntersuchung nach dem Flotationsverfahren Mögliche Ursache: ALTER • Durchschnittliches Alter der Sauenpopulation

• Remontierungsrate

• Anzahl Abferkelungen Mögliche Ursache: GENETIK • Heterosiseffekt-Steuerung • Überfüttern vermeiden

• Genetikfachleute kontaktieren

Mögliche Ursache: ERNÄHRUNG • Rohfasergehalt und -quellen überprüfen • Zu viel Gerste im Futter (β-Glucanase) • Vermahlungsgrad des Futters kontrollieren • Futteraufnahme kontrollieren • Hohe Natrium- oder Kaliumgehalte

• Rationsgestaltung und Mahlfeinheit überprüfen

Literatur auf Anfrage erhältlich

Für weitere Informationen besuchen Sie bitte die Webseite www.mycotoxins.info HAFTUNGSAUSSCHLUSS: Diese Tabelle enthält allgemeine Empfehlungen zu Themen, die Schweine häufig betreffen und die unter Umständen mit einer Mykotoxinkontamination des Futters in Zusammenhang stehen. Erkrankungen und Probleme von Schweinen umfassen die in der Tabelle angegebenen Krankheiten, sind aber nicht auf diese beschränkt. BIOMIN übernimmt keinerlei Verantwortung oder Haftung für Umstände, die sich aus der Verwendung dieser Tabelle ergeben oder mit der Verwendung der Tabelle oder ihres Inhalts in Verbindung stehen. Vor der Umsetzung einer der in dieser Tabelle angegebenen Empfehlungen ist tierärztlicher Rat einzuholen.

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* Zugelassen laut EU-Verordnung Nr 1115/2014 (FUMzyme®), 1060/2013 (Mycofix® Secure) und 1016/2013 (Biomin® BBSH 797) zur Reduktion der Kontamination durch Fumonisine, Aflatoxine und Trichothecene.

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