Ausgabe 40 • Schweine
Sauenmilch die vergessene Gefahr
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Futtereffizienz und Wachstum Foto: ©Onnes
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Ein Magazin von
Was stimmt nicht mit meinen Schweinen? Teil 7: Konjunktivitis
Editorial Erfolg in einer neuen Ära Im Dezember 2013 kündigte die Food and Drug Administration (FDA) der USA die lang erwarteten Änderungen zum Einsatz der Antibiotika in der Produktion lebensmittelliefernder Tiere an, die als medizinisch wichtig für Menschen erachtet werden. Die 3-jährige Übergangszeit ist nun zu Ende. Die amerikanischen Schweineproduzenten sollten nun bereit sein, Antibiotika nicht mehr in subtherapeutischen Dosen zu verwenden und nachhaltigere Möglichkeiten zur Verbesserung der Tiergesundheit zu ergreifen. Zahlreiche Länder weltweit haben diese Umstellung bereits vollzogen oder sind dabei, dies zu tun. BIOMIN begleitet seit mehr als drei Jahrzehnten jeden Schritt auf diesem Weg. Wir bei BIOMIN widmen uns der Bereitstellung natürlicher Lösungen, die die Gesundheit der Tiere unterstützen und das Wachstum verbessern. In dieser Ausgabe von Science & Solutions zeigen wir das Potenzial phytogener Produkte in der heikelsten Phase der Schweineproduktion auf, der Zeit nach dem Absetzen. Wir konzentrieren uns dabei darauf, wie die Futterverwertung verbessert werden kann und stellen neueste Studienergebnisse vor, die die Verbesserungen der Futtereffizienz durch Digestarom® aufzeigen. Eine bessere Futterverwertung trägt dazu bei, die Nährstoffe aus dem Futter maximal zu nutzen und die Rentabilität zu steigern. Ferkelleistung und -gesundheit zu optimieren, ist ein wesentlicher Schritt zur Sicherung zukünftiger Gewinne. Aus diesem Grund sollten Sie auch auf drei, oft übersehene, Gefahren achten, die von der Sauenmilch ausgehen –Zahl somatischer Zellen, Endotoxine und Mykotoxine – und vorbeugende Maßnahmen ergreifen. Schließlich beschreiben wir mögliche Ursachen der Konjunktivitis. Ein häufiges Augenproblem, das auf schwerwiegendere Gesundheitsstörungen hinweisen kann, die die Leistung der Tiere verschlechtern können und welche Maßnahmen Tierhalter zur Lösung dieses Problems ergreifen können. Auch in Zukunft wird es immer wieder neue Vorschriften und gesundheitliche Herausforderungen geben. Wissenschaftlich basierte Innovationen und Erkenntnisse werden uns die Werkzeuge an die Hand geben, um auch in Zukunft diese Herausforderungen erfolgreich meistern zu können.
Mit kollegialen Grüßen S. Maria MENDOZA Technische Leiterin Schweine
Science & Solutions • Ausgabe 40
Inhalt Verbesserung von Futterverwertung und Wachstum bei Absetzferkeln
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Phytogene Futtermittelzusätze eröffnen eine Möglichkeit zur besseren Futterverwertung bei Absetzferkeln. Von István Csutorás DVM MSc
Sauenmilch die vergessene Gefahr Die Sauenmilch ist auch für Saugferkel das Lebenselixier. Doch in ihr können drei oftmals übersehene Gefahren lauern, die das Wachstum der Tiere bremsen: Endotoxine und Myktoxine sowie eine hohe Anzahl an somatischen Zellen.
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Von Dr. Thomas Weiland
Cut & Keep
Checklist
Was stimmt nicht mit meinen Schweinen?
Teil 7: Konjunktivitis
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Eine nützliche diagnostische Checkliste mit Symptomen, Ursachen und Therapien.
Science & Solutions ist eine monatlich herausgegebene Veröffentlichung der BIOMIN Holding GmbH, die kostenlos an unsere Kunden und Partner verteilt wird. Jede Ausgabe von Science & Solutions präsentiert Themen zu den aktuellsten wissenschaftlichen Erkenntnissen zu Tierernährung und Gesundheit und konzentriert sich jedes Vierteljahr auf eine Tierart (Geflügel, Schwein oder Wiederkäuer). ISSN:2309-5954 Eine digitale Kopie und weitere Informationen finden Sie unter: http://magazine.biomin.net Wenn Sie an Nachdrucken von Artikeln interessiert sind oder Science & Solutions abonnieren möchten, wenden Sie sich bitte an magazine@biomin.net Editor: Ryan Hines Mit Beiträgen von: Vladimir Borges, István Csutorás, S. Maria Mendoza, Thomas Weiland Marketing: Herbert Kneissl Graphics: GraphX BIOMIN Holding GmbH Research: Franz Waxenecker, Ursula Hofstetter Publisher: BIOMIN Holding GmbH Erber Campus, 3131 Getzersdorf, Austria Tel: +43 2782 8030 www.biomin.net © Copyright 2017, BIOMIN Holding GmbH Alle Rechte vorbehalten. Mit Ausnahme der im Copyright, Designs and Patents Act von 1988 genannten Regelungen darf kein Teil dieser Veröffentlichung ohne schriftliche Genehmigung des Inhabers des Urheberrechts in irgendeiner materiellen Form für kommerzielle Zwecke vervielfältigt oder kopiert werden. Alle hierin enthaltenen Fotos sind Eigentum der BIOMIN Holding GmbH oder werden unter einer Lizenz verwendet. Printed on eco-friendly paper: Austrian Ecolabel (Österreichisches Umweltzeichen) BIOMIN is part of ERBER Group
Ein Magazin von BIOMIN
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Verbesserung der Futterver Wachstumsleistung von Ab Foto: ©Igor Stramyk
Von István Csutorás, Produktmanager Phytogenics
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Durch den Druck den Einsatz von Antibiotika zu reduzieren, hat die Verbesserung der Darmgesundheit an Bedeutung gewonnen. Phytogene Futtermittelzusätze sind eine Möglichkeit, eine bessere Futterverwertung der Absetzferkel zu erzielen.
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wertung und setzferkeln
Ein Magazin von BIOMIN
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Verbesserung der Futterverwertung und Wachstumsleistung von Absetzferkeln
“Gute Darmgesundheit ist der beste Wach
A
ntibiotische Wachstumsförderer (AGP) wurden in großem Maßstab seit Mitte des 20. Ja h r h u n d e r t s e i n g e s e t z t . Obwohl als kostengünstig und einfach in der Anwendung geltend, werden sie seit einigen Jahren von Tierhaltern, den Aufsichtsbehörden und Verbrauchern zunehmend kritisch gesehen. Die aktuelle Suche nach nachhaltigen Alternativen, die die Leistung der Tiere verbessern und die Tiergesundheit fördern, bei gleichbleibender Rentabilität und minimierten Umweltbelastungen, setzt die Schweineproduktion unter zusätzlichen Druck.
AGP an Gunst verloren
Dieser Trend begann 2006 mit dem Verbot der antibiotischen Leistungsförderer durch die Europäische Union. Seither werden rund um den Globus Anstrengungen unternommen, den Antibiotikaeinsatz bei Nutztieren zu reduzieren. Indonesien verbot im Jahr 2015 mehrere AGP. Die USA hat ihre Veterinary Feed Directive (VFD) erlassen, und Kanada wird ab 2017 AGP's verbieten. Glücklicherweise sind bereits innovative Lösungen, um diese neue Situation zu meistern, verfügbar.
Bessere Leistungsfähigkeit des Darms
“Eine gute Darmgesundheit ist der beste Wachstumsförderer”, meint dazu Franz Waxenecker, Direktor der Entwicklungsabteilung bei BIOMIN. Die Aufrechterhaltung eines stabilen und belastbaren Darmmilieus ist ein Muss für effiziente tierische Leistungen. Phytogene Futtermittelzusatzstoffe (PFA) rücken immer mehr ins Zentrum des Interesses, da sie die Leistungen von Schweinen verbessern können, indem sie zur Aufrechterhaltung eines gesunden Darms beitragen.
Die Kraft der Pflanzen
Phytogene Futtermittelzusatzstoffe bestehen hauptsächlich aus Kräutern, Gewürzen, flüchtigen und nicht flüchtigen Pflanzenextrakten und deren aktiven Inhaltsstoffen. Einige der bekanntesten bioaktiven Moleküle von PFA sind Anethol, Carvacrol, Zimtaldehyd, Eugenol, Thymol etc., wobei die meisten zu der Gruppe der Phenolen gehören.
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Verbesserung der Futterverwertung
Dank besserer Schmackhaftigkeit des Futters, verstärktem Speichelfluss und höherer Sekretion von Verdauungsenzymen besteht die Hauptwirkung der PFA in der Steigerung der Verdaulichkeit der Nährstoffe, wodurch letztlich die Futterverwertung verbessert und die Wirtschaftlichkeit unterstützt werden. PFA besitzen zudem die Fähigkeit, Krankheitserreger zu bekämpfen und die Darm-Mikrobiota auf direkte und indirekte Weise positiv zu beeinflussen.
Modulation der Darm - Mikrobiota
Phytogene Futtermittelzusatzstoffe modulieren die Darm - Mikrobiota indirekt, indem sie die Verdaulichkeit erhöhen und so im Gastrointestinaltrakt weniger Nährstoffe für Krankheitserreger zur Verfügung stehen. Eine geringe Verdaulichkeit führt zu größeren Mengen unverdauten Futters im Gastrointestinaltrakt. Dies ermöglicht es Mikroben, sich zu vermehren und diese Nährstoffe verstärkt zu fermentieren. Die entstehenden Metaboliten, wie biogene Amine und Ammoniak, sind nicht nur das Ergebnis dieses unerwünschten Nährstoffabbaus, sondern können auch toxisch für die Tiere sein. Dieser Prozess kann in einem Ungleichgewicht im Gastrointestinaltrakt münden, was zu Entzündungen sowie letztendlich zu suboptimalen Leistungen und Durchfällen führt. Die verstärkte Produktion von Verdauungssekreten und die erhöhte enzymatische Aktivität beim Einsatz von PFA verbessern die Effizienz der Nährstoffverwertung. Dies wird durch positive Beeinflussung der Morphologie des Dünndarmgewebes (höhere Villi, mehr Goblet Zellen etc.) zusätzlich ergänzt. Diese Wirkung auf die gastrointestinale Morphologie kann auch dazu beitragen, sowohl die Verdaulichkeit der Nährstoffe wie auch die wirtschaftlichen Ergebnisse des Betriebs zu verbessern. Phytogene Futtermittelzusätze modulieren die Darm-Mikrobiota, indem sie eine indirekte antimikrobielle Wirkung auf potenzielle pathogenen Bakterien ausüben.
Ferkelversuche
Zur Beurteilung der Wirkung eines phytogenen Futtermittelzusatzstoffes (Digestarom® Grow) auf die Leistung von Absetzferkeln unter kommerziellen Bedingungen wurden zwei aufeinander folgende Studien durchgeführt. Die Negativkontrollen erhielten ein Standardfutter, das weder Antibiotika noch natürliche Wachstumsförderer enthielt.
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István Csutorás Produktmanager Phytogenics
Foto: ©hocus-focus
stumsförderer”.
Korrigierte Futterverwertung
Abbildung 1. Digestarom® verbessert die Futterverwertung 1,50 1,45
1,49 1,43
1,40
1,40
1,35
1,36
1,30 1,25
Dem Futter der Versuchsgruppen wurde Digestarom® (300 g/t) zugefügt. Die Dauer beider Studien betrug jeweils 46 Tage. Produktionsdaten wie Lebendgewicht, Futteraufnahme, tägliche Gewichtszunahme, Futterverwertung und Mortalität wurden in allen Gruppen erfasst.
Ergebnisse
Die hauptsächliche Wirkungsweise phytogener Futtermittelzusätze (PFA) besteht in der Steigerung der Verdaulichkeit der Nährstoffe, wodurch letztlich die Futterverwertung verbessert und die Wirtschaftlichkeit unterstützt werden.
Die Ergebnisse der Studien zeigten, dass die Supplementierung des n Kontrolle n Digestarom® Futters mit Digestarom® zu höheren Quelle: BIOMIN CAN Versuch täglichen Zunahmen und besserer Futterverwertung führte. Um die Daten einfacher vergleichbar zu machen, haben Abbildung 2. Digestarom® verbessert die korrigierten durchwir die Leistung der Tiere aller Gruppen schnittlichen Tageszunahmen auf ein Endlebendgewicht von 23 kg korrigiert. 420 Die Ferkel der Digestarom®410 409 Gruppen erreichten in der ersten Studie 400 eine korrigierte Futterverwertung von 390 1,40 und in der zweiten Studie 1,36, 380 während in den Kontrollgruppen in der 380 380 370 ersten Studie 1,49 kg/kg und in der zweiten Studie 1,43 360 365 erreicht wurden (Abbildung 1). Die korrigierten täglichen 350 Zunahmen lagen bei den Digestarom®-Gruppen bei 380 bzw. 340 409 g, während die Ferkel der Kontrollgruppen pro Tag 365 Studie 1 Studie 2 bzw. 380 g zunahmen (Abbildung 2). ® Studie 2
Korrigierte durchschnittl. Tageszunahmen (g)
Studie 1
n Kontrolle n Digestarom
Quelle: BIOMIN CAN Versuch
Schlussfolgerung
Korrigierte Aufzuchttage
Figure 3. Digestarom® verbessert die korrigierten Aufzuchttage 47 46
46.6
45 44
44.7
44.7
43 42 41
41.6
40 39
Studie 1
Studie 2
n Kontrolle n Digestarom® Quelle: BIOMIN CAN Versuch
Ein Magazin von BIOMIN
Gute Verdauung und Resorption der Nährstoffe sind der Schlüssel zu einer besseren Futtereffizienz. Beide Studien haben die Wirksamkeit von Digestarom® aufgezeigt und bestätigt, wie wichtig es für die Betriebe ist, eine Supplementierung des Ferkelfutters mit phytogenen Futtermittelzusatzstoffen zu erwägen. Dies gilt insbesondere für die Verbesserung der Wachstumsleistung und eine effizientere Umwandlung von Futtermitteln in tierisches Eiweiß. Zusammengefasst lässt sich sagen, dass phytogene Futtermittelzusatzstoffe eine echte Alternative zu den herkömmlichen antibiotischen Leistungsförderern sein können. Desweiteren können sie als nachhaltige Ernährungsmaßnahme zur Aufrechterhaltung der Darmintegrität und so zur Verbesserung der tierischen Leistungen, auch in kritischen Situationen, dienen.
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Photo: zhuzhu
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Science & Solutions • Ausgabe 40
Sauenmilch die vergessene Gefahr Von Thomas Weiland, Produktmanager Phytogenics
Die Zahl somatischer Zellen, Endotoxine und Mykotoxine sind scheinbar vergessene Gefahren vom Kolostrum und Milch der Sauen, die die Gesundheit der Ferkel beeinträchtigen können.
A
llgemein als die ideale Ernährung für alle neugeborenen Säugetiere angesehen, ist die Muttermilch die alleinige Nährstoffquelle in den ersten Lebenstagen der Ferkel und die hauptsächliche Nährstoffquelle während der Säugeperiode. Der Nutzen von Milch und Kolostrum kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. Die Sauenmilch ist reich an Energie (Lipide, Laktose), enthält hoch verdauliches Protein, liefert die maternaler Immunität und gewährt systemischen und mukosalen Schutz. Trotz dieser Vorteile können in der Sauenmilch aber auch Gefahren für die Ferkel verborgen sein. Das Auftreten des Neonatal Piglet Diarrhea Syndroms (NNPDS) in vielen Ländern legt nahe, dass diesen Gefahren mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden sollte. Vergleiche mit den Milchkühen können helfen, dies zu verdeutlichen.
1. Zahl somatischer Zellen
Die Zahl somatischer Zellen (SCC) ist ein Schlüsselparameter für die Qualität der Kuhmilch. Sie ist mit entscheidend für den Marktpreis der Milch. Die Zahl somatischer Zellen schwankt im Einklang mit dem Vorliegen von Entzündungsprozessen. Bei beiden, Kühen als auch Sauen, kann die Zahl somatischer Zellen als Indikator für den allgemeinen Gesundheitszustand, die Darm- und Eutergesundheit sowie für den Milchbildungsprozess dienen. Bedauerlicherweise ist die Anzahl an Studien zur Zahl somatischer Zellen in der Sauenmilch begrenzt und die angeführten Werte differieren stark. Werte von 2 – 3x106 Zellen/ml im Kolostrum und 5x105 Zellen/ ml in reifer Milch bzw. noch höhere Werte
Tabelle 1. Die Zellzahl (SCC) der Sauenmilch ist negative korreliert mit dem Körpergewicht (BW) von Ferkeln Spezifizierung
BW Tag 1 (kg)
BW Tag 7 (kg)
BW Tag 14 (kg)
-0,12
-0,12
-0,19*
SCC Tag 7
-0,28**
-0,21**
-0,16
SCC Tag 14
-0,23
**
-0,23**
-0,22**
SCC Tag 21
-0,30**
-0,24**
-0,26**
SCC 24h p.p.
*
Signifikanz p≤0.05, **Signifikanz p≤0.01
Quelle: Skrzypczak et al. (2012)
scheinen normal zu sein. In der Regel fallen die SCC-Werte in der ersten Woche nach dem Abferkeln auf etwa 10 % und bleiben danach stabil. Kürzlich wurde der Einfluss der Zahl somatischer Zellen auf das Körpergewicht der Ferkel untersucht (Tabelle 1). Angesichts dieser signifikanten Korrelationen sollten der SCC und seine negativen Effekte für die Gesundheit neugeborener Ferkel näher beobachtet werden.
Endotoxine können am Auftreten von Mastitis, Metritis und Agalaktie (MMA) und akutem Atemnotsyndrom (ARDS) beteiligt sein.
2. Endotoxine
Endotoxine sind thermostabile Lipopolysaccharide (LPS), die vorwiegend in der Zellwand gramnegativer Bakterien wie E. coli, Salmonella, etc. vorkommen und wenn das Bakterium im Organismus des Wirts abstirbt, freigesetzt werden. Schweine sind ständig Endotoxinen ausgesetzt, die im Boden, in der Luft, im Wasser und im Gastrointestinaltrakt vorkommen. Einmal in den Blutkreislauf gelangt, können LPS, je nach Gesundheitszustand des infizierten Tieres, Fieber, Schüttelfrost, Schock, Reduzierung der Leukozyten und eine weitere Vielfalt anderer Symptome hervorrufen. Endotoxine können am Auftreten von Mastitis, Metritis und Agalaktie (MMA) und akutem Atemnotsyndrom (ARDS) beteiligt sein. Lipopolysaccharide können auch die Empfindlichkeit von Schweinen
Dieser Artikel erschien ursprünglich in der "Pig International"
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Drei oft vernachlässigte Belastungen der Sauenmilch
Abbildung 2. Struktur eines gramnegativ-Bakterium- Endotoxins (Lipopolysaccharid)
O-spezifische Polysaccharidkette
Kern-Glycolipid
Lipid A n
O-spezifische OligosaccharidUntereinheit
Abbildung 1. Aflatoxine sind natürlich vorkommende Mykotoxine, die von Pilzen der Spezies Aspergillus flavus (dargestellt) und Aspergillus parasiticus gebildet werden und für die Milch- und Schweinehaltung von großem Interesse sind.
gegenüber Deoxynivalenol (DON), einem der wichtigsten Mykotoxine, das für Erbrechen, Durchfall und Schwächung des Immunsystems verantwortlich ist, erhöhen. Der LPS-Gehalt wird bei der Beurteilung von hitzebehandelter Milch für den menschlichen Verzehr als Qualitätsparameter herangezogen, wobei die Obergrenze mit 400 EU/ml festgesetzt wurde. Bisher wurden sowohl das Vorkommen von Endotoxinen in Kolostrum und in der reifen Sauenmilch als auch die Folgen von mit Endotoxinen belasteter Milch für das Wachstum von Ferkeln kaum untersucht. In diesem Zusammenhang sind auch die Erkenntnisse von Shreeve et al. (1970) interessant, dass Ferkel von Sauen, die mit einem E. coli-Extrakt immunisiert wurden, eine Überempfindlichkeit gegenüber unterschiedlichen Endotoxinbelastungen entwickelten.
3. Aflatoxine
Aflatoxine sind natürlich vorkommende Mykotoxine, die von Pilzen der Spezies Aspergillus flavus (dargestellt) und Aspergillus parasiticus gebildet werden und für die Milch- und Schweineproduktion von großem Interesse sind. Aflatoxin B1 ist die am stärksten karzinogen wirkende natürliche Verbindung, die bis heute bekannt ist. Aflatoxin M1, der natürliche Metabolit von Aflatoxin B1, weist eine Übertragungsrate in die Milch von 1-6 % auf. In der EU sind Aflatoxin-M1-Werte auf bis 0,05 µg/kg und in den USA auf bis 0,5 µg/ kg begrenzt, so dass Milch mit höheren Gehalten verworfen werden muss, was für die Milchproduzenten nicht nur einen Einnahmeverlust, sondern auch noch zusätzliche Ausgaben für die Entsorgung der belasteten Milch bedeutet. Es sind Ferkel und tragende Sauen die häufig stärker betroffen sind als Tiere anderer Produktionsstadien. Die Auswirkungen von Aflatoxin können allgemeine Symptome wie verlangsamtes Wachstum, reduzierte Futteraufnahme und Immunsuppression hervorrufen.
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(äußeres)
(inneres)
Kern-Oligosaccharid
Lebertoxizität, Nierenentzündungen und systemische Blutungen sind ebenfalls charakteristische Folgen von Aflatoxinen. Die Schäden, die Aflatoxine bei Saugferkeln verursachen können, sind bislang noch nicht untersucht.
Maßnahmen gegen diese Gefahren
Angesichts der komplexen Natur der Beeinträchtigungen der Ferkel, eingeschlossen zum Teil gut dokumentierter Risiken sowie anderer, bisher nicht ausreichend erforschter potenzieller Gefahren, ist in jedem Fall Vorsicht geboten. Es mag hilfreich sein, sich bei der Identifizierung geeigneter Präventivmaßnahmen von Erfahrungen der Milchproduktion leiten zu lassen. Es gibt mehrere Schritte, die Schweineproduzenten unternehmen können, um diese Dreifachbedrohung durch hohe Zellzahl, Endotoxine und Mykotoxine abzuschwächen. Maßnahmen zur Erhöhung der Biosicherheit und ein robustes Mykotoxin-Risikomanagement, eingeschlossen Strategien zur Kontrolle von Endotoxinen, sind dabei von großer Bedeutung.. Moderne Mykotoxinbinder und -deaktivatoren können auch zur Kontrolle der Endotoxinbelastung beitragen. Eigene Studien haben gezeigt, dass die Supplementierung des Sauenfutters mit bestimmten, komplexen phytogenen Futtermittelzusatzstoffen, die zootechnischen Leistungen von Sauen, wie auch die Quantität und Qualität der Sauenmilch verbessern kann. Dabei wird besonders im geburtsnahen Zeitraum die Zahl von somatischen Zellen reduziert. Es ist zu hoffen, dass mittels der Umsetzung dieser Maßnahmen und zukünftigen Forschungen in diesem Bereich die Schweinehalter über Sauen verfügen wird, die mehr und bessere Milch produzieren und Ferkel, die sich zu gesünderen und profitablen Tieren entwickeln.
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Cut & Keep
Checklist
Was stimmt nicht mit meinen Schweinen? Teil 7: Konjunktivitis
K
onjunktivitis kann verschiedenste Ursachen haben. Hier beschreiben wir einige der damit im Zusammenhang stehenden Risikofaktoren und geben weiterhin ein paar nützliche Tipps für die Differenzialdiagnose dieser Krankheit. Konjunktivitis ist die Entzündung der Bindehaut (Konjunktiva) des Auges, einer dünnen und empfindlichen Membran, die den Augapfel bedeckt und das Augenlid auskleidet. Konjunktivitis ist ein äußerst häufiges Augenproblem, weil die Konjunktiva ständig Mikroorganismen ausgesetzt ist. Auch Umweltfaktoren können Infektionen oder allergische Reaktionen auslösen. Klinische Symptome können an einem oder beiden Augen beobachtet werden. Handelt es sich um eine infektiöse Ursache, wird die Konjunktivitis schnell auf andere Tiere durch engen köperlichen Kontakt übertragen werden. Konjunktivitisausbrüche können mit einer Chlamydieninfektion in Zusammenhang stehen, aber auch andere Ursachen wie z. B. Influenza, Aujeszky-Krankheit oder PRRS haben. Für eine korrekte Diagnose sind in jedem Fall klinische Untersuchungen sowie Labortests erforderlich. Durch die meisten
Reinigungs- und Desinfektionsmittel werden Chlamydien inaktiviert. Akute Infektionen werden mit Antibiotika behandelt. Im Allgemeinen sind dafür Tetracycline das Mittel der Wahl. Falls Chlamydia suis dagegen resistent sein sollte, empfehlen sich Chinolone (Enrofloxacin) oder Makrolide (Erythromycin) als zweite Möglichkeit. Stallanlagen mit schlechter Lüftung und mangelhafter Hygiene können auch für Konjunktivitis verantwortlich sein. . Die Verbesserung der Haltungsbedingungen ist hier der Schlüssel zur Lösung des Problems. Auch einige Mykotoxine, insbesondere Trichothecene, stehen manchmal mit diesem Problem in Verbindung. Die am häufigsten aus dieser Gruppe beobachteten sind Deoxynivalenol (DON) und T-2. Neben den Symptomen einer Konjunktivitis zeigen Tiere mit Trichothecen-Belastung andere Symptome wie Erbrechen, verminderte Futteraufnahme, verringerte Gewichtszunahmen, Auseinanderwachsen und eine hohe Häufigkeit an Durchfällen. Strategien zur Inaktivierung von Mycotoxinen, insbesondere von Trichothecenen, sind wichtig, um der Situation Herr zu werden.
Checkliste
Korrekturmaßnahmen
Mögliche Ursache: MYKOTOXINE (Trichothecene) • Chronische Belastung • Futterrohstoffe (ELISA) oder Futter (HPLC) positiv getestet
• Futterrohstoffe und Futter prüfen • Verwendung von Mycofix in geeigneter Dosierung
Mögliche Ursache: UMWELT • Gerüche, vermehrter Tränenfluss • Hohe Konzentrationen toxischer Gase (NH3 und H2S) in der Stallluft • Hoher Staubgehalt der Luft
• Hygiene, Belüftung und relative Luftfeuchtigkeit verbessern
Mögliche Ursache: CHLAMYDIA SUIS • Enteritis, Pneumonie, Pleuritis, Perikarditis, Arthritis, Lahmheit, Orchitis, Uterusinfektion, Spätaborte, Totgeburten, Mumifizierung • Schweine als Träger, Fliegen, Staub, Vogelkot
• Biosicherheit • Hygiene • Desinfektion • Antibiotika
Mögliche Ursache: PRRS • Periorbitales Ödem • RT-PCR, ELISA, Indirekter Fluoreszenz-Antikörpertest (IFAT)
• Biosicherheit • Impfung
Mögliche Ursache: AFRIKANISCHE SCHWEINEPEST (ASF) UND EUROPÄISCHE SCHWEINEPEST (ESP) • Erbrechen • Epidemiologie und klinische Symptome
• Biosicherheit • Merzung
Mögliche Ursache: INFLUENZA • Fieber, Lethargie, Husten, Atemnot, Unfruchtbarkeit, geringe Wurfgrößen, Aborte, Totgeburten • Epidemiologie und klinische Symptome • RT-PCR und/oder ELISA
• Impfung • Entzündungshemmende Medikamente
Mögliche Ursache: AUJESZKY-KRANKHEIT • Keratokonjunktivitis, Retinitis, Sehnerventzündung, Rhinitis, Laryngitis, Tracheitis, nekrotisierende Tonsilitis • Epidemiologie, klinische Symptome, tot vorgefundene Katzen oder Hunde • PCR, ELISA
• Biosicherheit • Impfung
Mögliche Ursache: MYCOPLASMA HYORHINIS • Rötung der Konjunktiva, Krustenbildung am Augenlidrand aufgrund von Ausschwitzungen, vermehrte Tränenbildung, Polyserositis, struppiges Haarkleid, leichtes Fieber, Depression, verminderte Futteraufnahme, Atembeschwerden, Bauchkrämpfe, Lahmheit und geschwollene Gelenke • PCR
• Antibiotika
Literatur auf Anfrage erhältlich
Für weitere Informationen besuchen Sie bitte die Webseite www.mycotoxins.info HAFTUNGSAUSSCHLUSS: Diese Tabelle enthält allgemeine Empfehlungen zu häufigen Schweinekrankheiten, die unter Umständen mit einer Mykotoxinkontamination des Futters in Zusammenhang stehen. Erkrankungen und Probleme von Schweinen umfassen die in der Tabelle angegebenen Krankheiten, sind aber nicht auf diese beschränkt. BIOMIN übernimmt keinerlei Verantwortung oder Haftung für Umstände, die sich aus der Verwendung dieser Tabelle ergeben oder mit der Verwendung der Tabelle oder ihres Inhalts in Verbindung stehen. Vor der Umsetzung einer der in dieser Tabelle angegebenen Empfehlungen ist tierärztlicher Rat einzuholen.
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Ihr Exemplar von Science & Solutions
Mycofix
® MYCOFI
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Absoluter Schutz
Mit der Kombination von 3 Strategien
ADSORPTION BIOTRANSFORMATION BIOPROTEKTION
* Zugelassen gemäß EU-Verordnung Nr. 1115/2014, Nr. 1060/2013 und Nr. 1016/2013 zur Verringerung der Kontamination von Futtermitteln mit Fumonisinen, Aflatoxinen und Trichothecenen.
mycofix.biomin.net
Natürlich im Futter.