Ausgabe 43 • Geflügel
Die Futter verwertung der nächsten Generation
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Ein Magazin von
Weniger Antibiotika bei modernen Broilern
Editorial Die Zukunft der intensiven Tierproduktion Heutzutage sind alle Nutztiere so hoch entwickelt und so weit selektiert, dass ihre natürliche, normale Physiologie bedingt durch das genetische Potenzial laufend gefordert wird. Ihr Metabolismus ist mit einer Futterverwertung konfrontiert, die an ihre Grenzen stößt und Störungen des Stoffwechsels können sich rasch zu klinischen Problemen entwickeln. Deshalb sind Futterzusätze bester Qualität von zentraler Bedeutung, um die Verdaulichkeit des Futters zu verbessern, außerdem lässt sich durch die Verbesserung der Futtereffizienz der zusätzliche Bedarf, der aufgrund gesteigerter metabolischer Anforderungen entstanden ist, decken. Diese Anforderungen stellen prädisponierende Faktoren, für Verdauungsstörungen und den Verlust der Darmintegrität dar; und die Gefahr, daß letztere versagt, ist heutzutage sehr viel höher als in der Vergangenheit. Dies ist der Punkt, wo Wissenschaft und Forschung ein noch tieferes und genaueres Verständnis der Physiologie der Tiere benötigen. Phytogene Additive werden bei Nutztieren seit Jahrzehnten verwendet. Heute profitiert ihr Einsatz von hoch entwickelter Wissenschaft, die belegt, wie eine unter wissenschaftlichen Aspekten ausgewählte und sorgfältig formulierte Kombination von pflanzlichen Substanzen die Verdaulichkeit des Futters verbessern, die Futteraufnahme erhöhen und die Futterverwertung optimieren kann - und mehr. In dieser Ausgabe von Science & Solutions informieren wir Sie über die neueste bahnbrechende Innovation von BIOMIN, der nächsten Generation von phytogenen Additiven, Digestarom® DC. Antibiotika werden seit Jahrzehnten therapeutisch eingesetzt, doch durch ihre Zweckentfremdung und daraus folgende Resistenzbildungen verloren sie zum Teil ihre Wirksamkeit. Dies stellt eine große Bedrohung für Therapien in der Tierproduktion dar. In dieser Ausgabe von Science & Solutions wird auch die Reduzierung von Antibiotika in der modernen Broilerproduktion betrachtet. Neue Werkzeuge wie phytogene Additive, Probiotika und Säuren sollten zur Förderung von Darmgesundheit und Darmintegrität genutzt werden. Antibiotika aber sollten andererseits ausschließlich für spezifische, wirksame Therapien genutzt werden. Gute Darmgesundheit ist der beste Wachstumsförderer.
Fernando LIMA, DVM Technischer Leiter Geflügel
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Inhalt
Die Futterverwertung der nächsten Generation
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Dank der innovativen firmeneigenen Verkapselungstechnologie in Verbindung mit einer weiter verbesserten Rezeptur ist Digestarom® DC eindeutig eine Lösung zur Optimierung von Futterverwertung und Leistung.
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Von István Csutorás DVM
Weniger Antibiotika in der modernen Broilerproduktion
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Ein 360-Grad-Ansatz ist der richtige Weg zum verantwortungs vollen Einsatz von Antibiotika bei gleichzeitiger Aufrechterhaltung der hohen Leistung von Broilerherden. Hier finden Sie Highlights von den ersten Antibiotikafreiheit-Tagen am Hauptsitz von BIOMIN, wo Experten ihre Ansichten und Erfahrungen mit Teilnehmern aus 23 Ländern teilten.
Science & Solutions ist eine monatlich herausgegebene Veröffentlichung der BIOMIN Holding GmbH, die kostenlos an unsere Kunden und Partner verteilt wird. Jede Ausgabe von Science & Solutions präsentiert Themen zu den aktuellsten wissenschaftlichen Erkenntnissen zu Tierernährung und Gesundheit und konzentriert sich jedes Vierteljahr auf eine Tierart (Geflügel, Schwein oder Wiederkäuer). ISSN:2309-5954 Eine digitale Kopie und weitere Informationen finden Sie unter: http://magazine.biomin.net Wenn Sie an Nachdrucken von Artikeln interessiert sind oder Science & Solutions abonnieren möchten, wenden Sie sich bitte an magazine@biomin.net Herausgeber: Beiträge von: Marketing: Grafik: Recherche: Verlag:
Ryan Hines István Csutorás, Mark Karimi, Fernando Lima, Luca Vandi, Nataliya Roth Herbert Kneissl, Karin Nährer Reinhold Gallbrunner, Michaela Hössinger Franz Waxenecker, Ursula Hofstetter BIOMIN Holding GmbH Erber Campus, 3131 Getzersdorf, Austria Tel: +43 2782 8030, www.biomin.net
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Futterverwertung der nächsten Generation erreicht Von István Csutorás, Produktmanager Phytogene
Dank der hochmodernen, firmeneigenen Verkapselungs-Technologie und einer weiter entwickelten Rezeptur ist Digestarom® DC eindeutig die Lösung zur Optimierung der Futterverwertung und für Leistungsverbesserungen.
D
er Schlüssel zur Lösung vieler der Fragen, denen sichdie Geflügelindustrie heute gegenüber sieht, ist eine bessere Futter effizienz. Die Verbesserung der Futterverwertung steht in engem Zusammenhang mit einer ganzen Reihe von Themen, die für die moderne Geflügelproduktion von Bedeutung sind, wie Rentabilität, Verbesserung der Verdaulichkeit alternativer Futterinhaltsstoffe, Reduzierung des Antibiotikaeinsatzes, Bekämpfung von Stressoren und Bewältigung umweltbedingter Herausforderungen. In der BIOMIN-Studie zu phytogenen Futtermittelzusätzen 2017 äußerten 1140 Vertreter der Geflügelindustrie aus
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hundert Ländern, dass eine höhere Futtereffizienz bzw. eine bessere Futterverwertung (FCR) als der wichtigste potenzielle Nutzen von phytogenen Produkten in ihren Betrieben angesehen wird. Die nächste Generation Die Verbesserung der Futtereffizienz ist bei BIOMIN seit Jahren ein zentrales Thema in der Forschung und Entwicklung von phytogenen Produkten. Wir haben dabei auf der seit 1989 bestehenden Digestarom® Produktlinie aufgebaut und kürzlich Digestarom® DC eingeführt, einen phytogenen Futtermittelzusatz der nächsten Generation, der speziell für eine verbesserte
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Futteraufnahme, bessere Leistung und optimale Futterverwertung entwickelt wurde. Was ist neu? Digestarom® DC steht für jahrzehntelange Errungenschaften von Forschung und Entwicklung. BIOMIN hat eine spezielle Verkapselungstechnologie für ätherische Öle und phytogene Wirkstoffe entwickelt: die Biomin® Duplex Capsule. Als erstes Produkt seiner Art auf dem Markt der phytogenen Additive vereint die Biomin® Duplex Capsule zwei Verkapselungstechniken in sich: Matrix-Verkapselung und Kern-Schale-Verkapselung. Dies bietet vier wichtige Vorteile: Bessere Thermostabilität, kontinuierliche Abgabe der Wirkstoffe, gezielte, kontrollierte Freisetzung und bessere Handhabung. Kunden, die unsere speziesspezifischen Lösungen der Digestarom®-Produktlinie und der Multispezies-Linie Digestarom® P.E.P. bereits kennen, werden feststellen, dass Digestarom® DC das Beste aus beiden bietet. Bessere Thermostabilität Ätherische Öle und namentlich deren Wirkstoffe sind hoch flüchtige und hitzeempfindliche Substanzen Eigenschaften, die im Kontext der modernen Futtermittelproduktion und Pelletierung alles andere als ideal sind.
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Abbildung 1. Die Biomin® Duplex Capsule beweist unter allgemein üblichen Bedingungen eine hohe Pelletierstabilität. 100 %
100%
85%
85%
81%
Pellets 75°
Pellets 85°
Pellets 95°
80 % 60 % 40 % 20 % 0% Biomin® DC in das Futter gemischt (vor der Hitzebehandlung) Quelle: BIOMIN
Die besondere Struktur der Biomin® Duplex Capsule verleiht Digestarom® DC eine höhere Pelletierstabilität, auch bei Temperaturen von über 90 °C. Dies zeigte sich an der Produktmenge, die nach Konditionierung in einem Kaskaden-Mixer unter Dampfzusatz, gefolgt von einem weiteren 20-30 Sekunden langen Pelletierprozess, wieder gefunden wurde (Abbildung 1). Kontinuierliche Wirkstoffabgabe Dank der neuen Technologie entstehen Doppel-
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Futterverwertung der nächsten Generation erreicht
Biomin® Duplex Capsule vereint zwei Verkapselungsmethoden in Das bietet vier wesentliche Vorteile: Bessere Thermostabilität, zielgerichtete, kontrollierte Freisetzung und bessere Handha
Freisetzung im GIT-Modell (%)
Abbildung 2. In vitro simulierte Freisetzung der in Digestarom® DC enthaltenen wirksamen ätherischen Öle. 100% 80% 60% 40% 20% 0% Mund
Anfang des Magens
Anfang des Dünndarms
Ende des Dünndarms
Source: BIOMIN
kapseln, deren enge und gleichmäßige Partikelgrößen-Verteilung (120 - 500 µm) eine homogenere Verteilung der Wirkstoffe im Digestarom® DC und im
Futter ermöglichen. Daraus erghibt sich eine kontinuierliche Freisetzung der Wirkstoffe im Organismus. Gezielte, kontrollierte Freisetzung Dank der Kern-Schale-Verkapselung umgibt eine schützende Schicht den Kern, der ätherische Öle und Wirkstoffe enthält. Bei Digestarom® DC enthalten die Ummantelung und der Kern jeweils unterschiedliche ätherische Öle für die appetitanregenden und die Darm-Mikrobiota beeinflussenden Module. Beide Schichten sind matrixverkapselt, was heisst, dass die Wirkstoffe auf einer festen Matrix fein verteilt sind, wodurch eine gezielte und kontrollierte Freisetzung entlang des gesamten Gastrointestinaltrakts erreicht wird. Im Vergleich zu anderen im Handel erhältlichen Produkten weisen die Partikel von Digestarom® DC einen sehr hohen Gehalt an ätherischen Ölen auf. Abbildung 2 verdeutlicht wie die gezielte Freisetzung von ätherischen Ölen aus der Biomin® Duplex Capsule in einem Gastrointestinal-Modell vor sich geht.
Abbildung 3. Die Biomin® Duplex Capsule und die Dreifachwirkung-Formulierung von Digestarom® DC.
Aromastoff
1. Förderung von Appetit und endogenen Sekretionen Das appetitanregende und die endogenen Sekretionen fördernde Modul im Mantel der Biomin® Duplex Capsule unterstützt Schmackhaftigkeit und Futteraufnahme.
Biologisch aktive Substanzen
2. Modulation der Darm-Mikrobiota Das für die Modulation der Darm-Mikrobiota zuständige Modul im Kern der Biomin® Duplex Capsule unterstützt die Darmleistung.
Extrakte und Kräuter Quelle: BIOMIN
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3. Schutz des Darms Neben der Biomin® Duplex Capsule fördert das Extrakte- und Kräuter-Modul den Darmschutz .
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István Csutorás Produktmanager Phytogene
sich: Matrix- und Kern-Schale-Verkapselung. kontinuierliche Bereitstellung der Wirkstoffe, bung.
Abbildung 4. Digestarom® DC verbessert die durchschnittlichen Körpermassezunahmen von Broilern.
2.353,3b
2.400
2,20
2.470,1a
2,00
2.100 1.800 1.500 1.200 900 300 0
1,48
1,72B 1,69A
1,46 1,47 1,32
1,20
172,3 181,1 D 1-10
1,60 1,40
589,9b 643,1a
600
1,86 1,82
1,80
1.591,1 1.645,9 FCR
Durchschnittliche Körpermassezunahme (g)
2.700
Abbildung 5. Digestarom® DC verbessert die Futterverwertung (FCR) bei Broilern.
D 11-22 n Kontrolle
D 23-42
1,00
D 1-42
D 1-10
n Digestarom® DC
D 11-22 n Kontrolle
D 23-42 n Digestarom® DC
a,b Unterschiedliche hochgestellte Buchstaben bedeuten statistisch signifikante Unterschiede (p < 0,05)
A,B Unterschiedliche
Quelle: Universitätsstudie zu Broilern, Südeuropa, Sommer 2016
Quelle: Universitätsstudie zu Broilern, Südeuropa, Sommer 2016
Bessere Handhabung Dank der Duplex-Capsule-Technologie hat Digestarom® DC eine Haltbarkeitsdauer von 18 Monaten, staubt weniger und lässt sich besser verarbeiten. Viele der im Handel erhältlichen phytogenen Futtermittelzusätze weisen ein Staubpotential von bis zu 20 g/m3 auf (Stauber-Heubach-Test, einer anerkannten Methode zur Bestimmung der Staubigkeit), während dessen die entsprechenden Werte für Digestarom® DC bei 1,6-2,4 g/m3 liegen. Zusammensetzung mit Dreifachwirkung Die spezielle Zusammensetzung von Digestarom® DC mit Dreifachwirkung nutzt die Vorteile der Biomin® Duplex Capsule zur Optimierung der Futterverwertung. Die drei Module - appetitanregend und die endogenen Sekretionen fördernd, die Mikrobiota des Darms beeinflussend, den Darm schützend wurden so zusammengesetzt, dass eine optimale Futterverwertung erreicht wird (Abbildung 3).
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D 1-42
hochgestellte Buchstaben weisen auf die Tendenz zu statistischer Signifikanz der Unterschiede hin (p < 0,1). Hinweis: Cobb 500 Standard an Tag 42: 1,675
Studienergebnisse Neuere Ergebnisse bei Cobb-500-StandardBroilern belegen die Fähigkeit von Digestarom® DC, die Leistung der Tiere zu verbessern. Die Tiere, die während des 42-tägigen Versuchs mit Digestarom® DC supplementiertes Futter bekamen, zeigten eine statistisch signifikante Verbesserung der Gewichtszunahme (2,470 kg) im Vergleich zur Kontrollgruppe (2,353 kg); siehe Abbildung 4. Ebenso wurde zwischen beiden Gruppen auch ein Unterschied in der Futterverwertung (FCR) festgestellt: 1,72 für die Kontrollgruppe vs. 1,69 für die Digestarom® DC-Gruppe, wie in Abbildung 5 veranschaulicht ist. Insgesamt ergab die Supplementierung des Futters mit Digestarom® DC einen Anstieg von 2,83 % bei der Futteraufnahme sowie eine Erhöhung der Gewichtszunahmen um 4,96 % und einer Verbesserung der Futterverwertung um 1,75 %. Diese Verbesserung der Futtereffizienz wirkt sich direkt auf den wirtschaftlichen Nutzen für die Produzenten aus.
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Science & Solutions â&#x20AC;¢ Ausgabe 43
Reduzierung des Antibiotika einsatzes bei modernen Broilern Ein 360-Grad-Ansatz ist der richtige Weg zum verantwortungsvollen Einsatz von Antibiotika und zur Aufrechterhaltung von hohen Leistungen der Herden. Highlights von den ersten „Frei von Antibiotika“-Tagen an der Weltzentrale von BIOMIN, wo Experten ihre Sichtweisen mit Delegierten aus 23 Ländern teilten.
D
er Markt fordert in zunehmen dem Maße eine Reduzierung der Verwendung von Antibiotika, bemerkte Luca Vandi, Technischer Leiter und Regionaler Marketingleiter EMEA bei BIOMIN. „Das beruht auf einer Kombination einerseits des Drucks der Verbraucher „von unten“ und andererseits der Einflußnahme „von oben“ durch Gesetze und Verordnungen.“ Resistenzen - ein wichtiges Thema Bei der Verringerung des Einsatzes von Antibiotika geht es nicht darum, dass sich Rückstände möglicherweise in Fleisch, Milch und Eiern finden könnten, denn Wartezeiten und entsprechende Kontrollen stellen sicher, dass Antibiotika nicht in die Nahrungskette gelangen. Vielmehr geht es um die wachsenden Sorgen hinsichtlich der Resistenz von Bakterien gegen ein oder mehrere Medikamente (Einzel- oder Multiresistenzen) und um deren mögliche Auswirkungen auf die Gesundheit von Mensch und Tier. Das Phänomen ist nicht neu. „Antibiotikaresistenz ist ein Problem, das bereits in den 1950er-Jahren erkannt wurde”, stellte Ellen van Eerden, Wissenschaftlerin bei Schothorst Feed Research, fest. Die Existenz antimikrobiell resistenter Bakterien reicht aber noch viel weiter zurück. „Resistenzen sind so alt wie die Bakterien selbst”, betonte Nataliya Roth, Wissenschaftlerin bei BIOMIN. Darmbakterien, die in 1000 Jahre alten Mumien aus dem Inkareich gefunden wurden, wiesen Antibiotikaresistenzen auf. Während ein gewisses Resis-
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tenzniveau vererbt oder natürlich ist, übt der Einsatz von Antibiotika einen Selektionsdruck auf die Resistenzgene bakterieller Populationen aus. Letzteres verdient unsere ganze Aufmerksamkeit. „Auch wenn die Übertragung von antibiotikaresistenten Genen vom Tier auf den Menschen immer noch kontrovers diskutiert wird, ist es doch Tatsache, dass in der Tierproduktion immer mehr multiresistente Keime gefunden werden”, sagte Herr Vandi. Infolgedessen ist das Resistenzproblem die hauptsächliche Triebfeder für Programme zur Verringerung von Antibiotika in der Nutztierhaltung. Wahrung des medizinischen Werts Ein wichtiges Element der Diskussion über die Reduzierung des Antibiotikaeinsatzes ist es, realistische Ziele festzusetzen und die Rolle von Antibiotika in der Nutztierindustrie richtig zu gestalten. „Bei BIOMIN glauben wir an die umsichtige Verwendung von Antibiotika, was bedeutet, dass der medizinische Wert dieser antimikrobiellen Substanzen für die Behandlung von Krankheiten erhalten bleibt”, erklärte Franz Waxenecker, Direktor für Entwicklung bei BIOMIN. Verantwortungsvoller, umsichtiger Einsatz von Antibiotika bedeutet nicht deren vollständige Eliminierung unter allen Umständen, sondern ihre ausschließliche Verwendung in Situationen, wo dies als wichtig und notwendig angesehen wird. „Null Antibiotika wird es nie geben”, betonte Waxenecker.
Luca Vandi
Ellen van Eerden
Während ein gewisses Resistenzniveau vererbt oder natürlich ist, übt der Einsatz von Antibiotika einen Selektionsdruck auf die Resistenzgene bakterieller Populationen aus. Letzteres verdient unsere Aufmerksamkeit im Feld. 7
Antibiotika-Reduzierung bei modernen Broilern
Abbildung 1. Verwendung von Antibiotika in der holländischen Geflügelproduktion.
Nataliya Roth
Definierte Dosierungen/Tier/Jahr und definierte Tagesdosis/Tier
50 45 40 35 30 25 20 15 10 5 0
´04 ´05 ´06 ´07 ´08 ´09 ´10 ´11 ´12 ´13 ´14 Jahr
Quelle: Maran, 2015
Franz Waxenecker
„Die Reduzierung des Antibiotikaeinsatzes erfordert eine 360-Grad-Strategie, die viele verschiedene, eng miteinander verbundene Aspekte der Broilerproduktion, einschließlich Genetik, Ernährung, Biosicherheit und Management, einbezieht.” 8
Des Rätsels Lösung „Die Verwendung von Antibiotika zu verringern erfordert eine 360-Grad-Strategie, die viele verschiedene, eng miteinander verbundene Themen der Broilerproduktion umfasst, eingeschlossen Genetik, Ernährung, Biosicherheit und Management“, stellte Herr Vandi fest. Da sich die Rolle der Antibiotika auf die Behandlung von Krankheiten beschränkt, erfüllen die eben genannten Aspekte die Rolle von Krankheitsprävention und Wachstumsförderung. „In der modernen Nutztierproduktion brauchen wir Wachstumsförderer im Futter”, betonte Waxenecker. „Die Herausforderung bei den Programmen zum Antibiotika-Ausstieg besteht darin, weniger Antibiotika zu verwenden und trotzdem die Leistungen auf hohem Niveau zu halten”, fügte er hinzu. Die erfolgreiche Einführung antibiotikafreier (ABF-)Fütterungsprogramme ist vielfach dokumentiert und kann lehrreich für all jene sein, die ebenfalls einen Umstieg planen. „Das ABF-Puzzle kann gelöst werden”, sagte Frau van Eerden und nannte als Beispiel die Niederlande, wo der Einsatz von Antibiotika in der Broilerproduktion beträchtlich reduziert
wurde (Abbildung 1), während sich die Leistungsparameter weiter verbesserten. Die Futterverwertung (FCR) verbesserte sich von 1,75 im Jahre 2010 auf 1,61 im Jahr 2015, bei steigenden durchschnittlichen Tageszunahmen. Ein Tagungsteilnehmer wies darauf hin, dass die Reduzierung des Antibiotikaeinsatzes zwar zahlreiche Maßnahmen erfordert, dass jedoch das richtige Management nach wie vor das zentrale Element darstellt. „Ohne gutes Management von Anfang an ist der Rest praktisch Zeitverschwendung”, meinte er. Management In den meisten modernen Broilerbetrieben ist - ungeachtet des Landes - die genetische Ausstattung der Tiere weitgehend die gleiche und die Broiler weisen ein vergleichbares Wachstumspotenzial auf. Insofern können Management und Umweltfaktoren den Unterschied ausmachen. Die Epigenetik, die erforscht, wie interne und externe Umgebungen die Expression von Genen beeinflussen, kann die Erklärung für die Variationen zwischen Tieren gleicher Genetik liefern. Diese Unterschiede können Gesundheit und Leistung der Vögel und damit auch das
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Tabelle 1. Optimale Luftqualität im Geflügelstall. Sauerstoff
> 19,6 %
Kohlendioxid
< 0,3 % (<3000 ppm)
Kohlenmonoxid
< 10 ppm
Ammoniak
< 10 ppm
Relative Luftfeuchtigkeit (%)
45-65 %
Staub
< 3,4 mg/m³
Quelle: BIOMIN
wirtschaftliche Ergebnis für den Betrieb beeinflussen. „Umweltfaktoren in Ihren Geflügelställen, wie Temperatur, Belüftung, Licht, etc, sind nicht für umsonst zu haben. Sie kosten Geld. Aber sie kosten noch mehr Geld, wenn man sich nicht entsprechend um sie kümmert”, warnte Mark Karimi, Technischer Verkaufsleiter bei BIOMIN. Zur Temperatur im Geflügelstall nannte er einige Tipps: • Temperaturtabellen sind bloße Richtlinien. Vergewissern sie sich, die bei Ihnen herrschenden Umweltbedingungen genau zu kennen, bevor sie diese Tabellen nutzen. • Küken, die niedrigen Temperaturen ausgesetzt sind, zeigen im Vergleich zu bei Normaltemperatur gehaltenen Küken ein ganz anderes Verhaltensmuster. • Der Gastrointestinaltrakt von Küken entwickelt sich am besten, wenn die Körper-Innentemperatur 42 °C beträgt. • Höhere Temperaturen während der Aufzucht können das Wohlbefinden der Tiere verbessern, ohne das Körpergewicht oder die Uniformität zu beeinträchtigen. Bezüglich der Belüftung eines Geflügelstalls sind die optimalen Bedingungen gut erforscht und in zahlreichen Fachbüchern nachzulesen (Tabelle 1). „Wenn Sie von Ihrem Geflügel beste Gesundheit und Leistung erwarten, müssen Sie sich an diese Zahlen halten”, meinte Karimi. „Da gibt es keine Kompromisse. Es kostet ihr Geld... und es ist nicht einfach. Es braucht Zeit und praktische Erfahrung, das zu meistern.” Vögel sind hoch sensibel gegenüber
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Veränderungen der Luftqualität und weil die negativen Auswirkungen von Staub, Ammoniak und CO2 in frühen Entwicklungsstadien auch im späteren Verlauf noch nachwirken, sind diese Faktoren von Anfang an zu beachten. Ernährung Die Ernährung macht in der Regel 60-70 % der Gesamtkosten der Broilerproduktion aus und beeinflusst zudem die Leistung des Darms. Ellen van Eerden, Wissenschaftlerin bei Schothorst Feed Research, gab einige Ernährungstipps: Erstens, ausreichend grobe Partikel verwenden. Zweitens, die Viskosität des Futters ist zu reduzieren. „Viskosität ist ein Risikofaktor für die Darmgesundheit”, warnte Frau van Eerden. Drittens, nutzen sie ein ausgewogenes Aminosäurekonzept und verwenden sie hoch verdauliches Protein. „Die Proteinqualität gewinnt an Bedeutung, wenn keine Antibiotika mehr verwendet werden”, stellte van Eerden fest. Viertens, verringern sie die Verfügbarkeit von Protein als Substrat für Fermentationen im Darm. „Eine 5-Phasen-Fütterung verringert überschüssiges Protein im Futter, eliminiert es jedoch nicht”, fügte sie hinzu.
Mark Karimi
Zeno Bernardi
Biosicherheit „Biosicherheit wird häufig als Bereich für Investitionen übersehen”, bemerkte Zeno Bernardi von Unitec. „Dabei sind Biosicherheit und Tierwohl zentrale Forderungen seitens der Endverbraucher und damit ein wichtiges Thema für Einzelhändler und die Supermarktketten. Es ist eine Möglichkeit, einen Mehrwert für ein Unternehmen zu schaffen.” Er stellte einige praktische Biosicherheits- und Hygienemaßnahmen heraus, einschließlich eines sieben Schritt-Leerstand-Protokolls, wie auch dieTatsache, dass die Durchflussrate bei Wasch- und Sprühanlagen wichtiger sei als der Wasserdruck. Zudem betonte er, dass beste Ergebnisse nur bei entsprechender Sorgfalt und Genauigkeit zu erreichen sind. „Es kommt auf jede Kleinigkeit an”, sagte er. „Gründlichkeit ist alles.”
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