P.b.b. — 11Z038861 M — 1040 Wien —— www.facebook.com/biorama
KOSTENLOS — ABER ABONNIERBAR
ausgabe 27 — november / dezember 2013. www.biorama.eu
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DAS ANTHROPOZÄN Das Erdzeitalter des Menschen Meine Stadt: Lieblingsplätze und Eco-Hotspots in Bukarest Für Nützlinge: Schritt für Schritt zum eigenen Insektenhotel Winterradeln: Tipps gegen beißende Kälte und windiges Wetter
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Fotos: Waldviertel Tourismus/Thomas Topf
„Das Waldviertel – ganz mein Geschmack!“ Endlich ist es so weit! Erstmals lässt sich die ganze Vielfalt der besonderen Waldviertler Geschmackswelt auf einen Blick erfahren und anschließend bei einem Urlaub oder Ausflug genießen. Denn im hohen Norden, dem Waldviertel, zeigt sich Niederösterreich von seiner geschmackvollsten Seite: Ob Waldviertler Graumohn, Erdäpfel, Karpfen, Kräuter, Käse und Brot oder erlesene Weine, Biere, Edelbrände und viele andere Spezialitäten und Raritäten – das Waldviertel gilt heute bei Gourmets als größter Feinkostladen Österreichs. Der neue, geschmackvolle Wegweiser durchs Waldviertel erläutert informativ, wo die berühmten Waldviertler Spezialitäten ihre landwirtschaftlichen und historischen Wurzeln haben – und verrät selbstverständlich auch, wo man sich und seinen Gaumen am besten verwöhnen lassen kann. Bestellen Sie jetzt kostenlos Österreichs „geschmacksvollste“ Freizeitbroschüre: „Waldviertel – ganz mein Geschmack!“
Kostenlose Bestellungen bei: WALDVIERTEL Tourismus 3910 Zwettl, Sparkassenplatz 1/2/2 (T) +43(0)2822/54109 (E) info@waldviertel.at (I) www.geschmack-waldviertel.at
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Leser-safari
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Neue Leser-safari
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abfischen im waldviertel SAMSTAG, 16. november 2013 Marc Mößmer züchtet in seinem Teich im oberen Waldviertel Karpfen, Zander, Hecht & Co. in Bioqualität. Im Herbst wird »geerntet« – Abfischen heißt das im Teichwirt-Fachjargon. biorama-Leser bekommen nicht nur einen Einblick in das traditionelle Handwerk und die Kulturgeschichte der Fischzucht in der Region, sondern dürfen auch selber mitanpacken. Nachdem die Ernte an Land gezogen ist, werden die Fische ausgenommen, filetiert, gekocht und – selbstverständlich – gegessen.
Ort: Haslau bei Heidenreichstein, Waldviertel Preis für biorama-Leser: 100,– (inkl. Essen) Bei jedem Wetter! Kindertauglich ab 8 Jahren.
biorama-Empfehlung: Warum nicht schon am Freitag ins nördliche Waldviertel reisen und das ganze Wochenende dort verbringen?
Anmeldung www.biorama.eu / safari 27_002-017.indd 3
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auftakt
inhalt
07 Editorial 08 Global Village Die Welt im Großen & Kleinen
Schwerpunkt: Anthropozän
18 Mother Earth und ihre ungezogenen Kinder Das Erdzeitalter des Menschen
Magazin
24 Ausweg Hecke Ein Plädoyer für mehr Dickicht 29 Grün durch den Herbst Survival-Tipps für Gartenund Balkon-Pflanzen 32 Kreuch- & Fleuch-Immobilie Insektenhotel zum Selbermachen 38 Nicht nur vom Brot allein Helmut Gragger und Joseph Weghaupt im Interview 42 Weinmachen wie früher Eine Leser-Safari von der Rebe ins Fass 46 Glück ist ein Ministerium Nämlich eins für Glück und Wohlbefinden 50 Investieren mit Mission Impact-Investorin Lisa Kleissner 56 Frostritt Winterradl-Tipps aus Göteborg und ein Essay zum Radjahr 64 Die Waldläufer Modestrecke auf leisen Sohlen 70 Weit weit weg mit Wwoof Winterflucht mit Sinn
Marktplatz
74 Auf den Zahl gefühlt Alles für schöne Beißerchen 76 DIY-Rezept Rote-Rüben-Gratin 80 Fett und Zucker Feine Zutaten für Blechkuchen bis Cake Pops wo die wilden kerle wohnen Hummeln, Wildbienen, Wespen, Florfliegen oder Ohrwürmer – was den Sommer über draußen kreucht und fleucht, braucht im Winter ein warmes Zuhause. Hobby-Gärtnerin Karin Wasner baut ein Haus für die Tierchen, weil: Eine Hand wäscht die andere. Ab Seite 32 zeigen wir euch eine Stepby-Step-Bauanleitung für das ganz private Insektenhotel.
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Kolumnen
54 Elternalltag 62 Die Welt, die wir uns wünschen 78 Speis & Trank 82 Und hinter mir die Sintflut
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18 willkommen im anthropozän Die Natur als das fremde Gegenüber des Menschen gibt es nicht mehr, denn wir haben überall unsere Finger im Spiel. Der Mensch hat, geologisch gesprochen, eine eigene Sedimentschicht über der Erde erzeugt. Geologen diskutieren einen neuen Terminus: das Anthropozän, das Zeitalter des Menschen. Was aber bedeutet es eigentlich für uns, wenn die Natur menschgemacht ist?
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video “sounds like nature” jetzt online!
glück ist ein ministerium Geht es nach Gina Schöler und Daniel Clarens, soll sich –inspiriert von Bhutans Kommission für Bruttonationalglück – auch hierzulande ein Ministerium dem Glück annehmen
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revolution im biergarten Während sich die Mainstream-Brauereien um Marktanteile kümmern, gärt es an der Basis. Junge Brauer machen handwerkliche Biere und gehen wirtschaftlich neue Wege.
Foto-Credits: C.Thomas
www.nationalparksaustria.at
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Naturlich.
Kommt Vielfalt Falter? von viele
In der Welt von Ja! Natürlich ist alles noch so, wie es sein soll. Und das hat seinen Grund. Da wird darauf geschaut, dass das Gleichgewicht unserer Natur bestehen bleibt. Denn auch hier gilt: Wie man ins Feld hineinruft, so kommt es zurück. Für die Ja! Natürlich Bio-Bauern heißt das: Wer der Natur ihre Vielfalt lässt, der erntet auch Vielfalt.
Mehr unter www.janatuerlich.at 27_004-007.indd 6 JaNat_Anz_Biovielfalt_BIORAMA.indd 1
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editorial, impressum
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Anthropo-was?
A
Thomas Weber, Herausgeber weber@biorama.eu @th_weber
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Ein Kamerateam begleitete die biorama Leser-Safari einen Schlachttag lang. Die Sendung »Am Schauplatz« stellt in einem Feature das Leben eines industriell gemästeten Hausschweins jenem eines von uns stressfrei geschlachteten Mangalitzaschweins gegenüber. Der orf zeigt die Doku – Arbeitstitel »Arme Sau« – voraussichtlich am 26. November 2013. Weitere Leser-Safaris unter www.biorama.eu/safari
impressum HERAUSGEBER Thomas Weber CHEFREDAKTEURIN Johanna Stögmüller AUTOREN Mirjam Bromundt, Thomas Edlinger, Anne Erwand, Juliane Fischer, Doris Fröhlich, Yannick Gotthardt, Katharina Grabner, Christa Grünberg, Robin Hauenstein, Jan Hestmann, Gabriella Hummel, Nina Daniela Jaksch, Micky Klemsch, Franz Knipp, Sarah Krobath, Astrid Kuffner, Martin Mühl, Ursel Nendzig, Karin Pointner, Sebastian Rahs, Theres Rathmanner, Parvin Razavi, Werner Reiter, Teresa Reiter, Alma Rusu, Jürgen Schmücking, Matthias Schickhofer, Mara Simperler, Wolfgang Smejkal, Sarah Stamatiou, Thomas Stollenwerk, Werner Sturmberger, Jonas Vogt, Karin Wasner, Katharina Wiesler, Jörg Wipplinger PRAKTIKUM Lisa, Feitsch, Yasmin Nowak, Nicola Raunig COVERBILD Plainpicture / Marlies Plank FOTOGRAFIE Elisabeth Els, Arnold Pöschl, Karin Wasner ILLUSTRATIONEN Nana Mandl ART DIRECTOR Sig Ganhoer GESTALTUNG Elisabeth Els, Sig Ganhoer LEKTORAT Wolfgang Smejkal, Adalbert Gratzer ANZEIGENVERKAUF Herwig Bauer, Wolfgang Hoffer, Nina Daniela Jaksch, Micky Klemsch (Leitung), Thomas Weber WEB Super-Fi, m-otion DRUCK Druckerei Janetschek, Gußhausstraße 24–26, 1040 Wien PRODUKTION & MEDIENINHABER Monopol GmbH, Favoritenstraße 4–6 / III, 1040 Wien GESCHÄFTSFÜHRUNG Martin Mühl KONTAKT Biorama c/o Monopol GmbH, Favoritenstraße 4–6 / III, 1040 Wien; Tel. +43 1 9076766; www.biorama.eu, www.monopol.at, redaktion@ biorama.eu BANKVERBINDUNG Monopol GmbH, easybank, Kontonummer 20010710457, BLZ 14200 ABONNEMENT siehe Website: www.biorama.eu ERSCHEINUNGSWEISE 6 Ausgaben pro Jahr ERSCHEINUNGSORT Wien VERLAGSPOSTAMT 1040 Wien BLATTLINIE Biorama ist ein unabhängiges, kritisches Magazin, das sich einem nachhaltigen Lebensstil verschreibt. Die Reportagen, Interviews, Essays und Kolumnen sind in Deutschland, Österreich und der ganzen Welt angesiedelt. Sie zeigen Möglichkeiten für ein Leben mit Qualität für Mensch und den Planeten Erde. Ohne dabei den Zeigefinger zu erheben. Biorama erscheint sechsmal im Jahr. Biorama wird nach den Vorgaben des Österreichischen Umweltzeichens in der Druckerei Janetschek auf Lenza Top Recycling gedruckt. 100 % Recycling-Papier. Eh klar.
foto Michael Winkelmann, Jürgen Schmücking
ufs Erste mag sich unsere diesmalige Covergeschichte einem für biorama untypischen Titelthema widmen. Wenig konkret, noch kaum einem ein Begriff. Ein sperriger noch dazu: Anthropozän, das – griechisch für »das menschgemachte Neue«. Er beschreibt ein neues Erdzeitalter, in dem der Mensch das Maß vieler Dinge geworden ist und den Weltenlauf bestimmt. In geologischen Dimensionen gedacht, hat es gerade erst begonnen, das Anthropozän. Völlig egal, wann die in dieser Hinsicht uneins befindende Wissenschaft es beginnen lässt. Für unsere Verhältnisse lange haben wir darüber beratschlagt, ob es ein besseres Wort gibt für das, was der Begriff bezeichnet. »Bevor wir uns irgendwohin ›New Age‹ schreiben«, drohte da unsere Chefredakteurin Johanna Stögmüller gleich, »lass ich mir ein Arschgeweih tätowieren!« New Age? Keine Sorge, nie und nimmer! Selbst wenn es der Begriff im Wortsinn träfe. Eso-Vokabular kommt uns nicht ins Blatt. Scheinbar untypisch ist das Thema aber vor allem, weil das, was der Begriff »Anthropozän« zusammenfasst – den Klimawandel, die Artenverarmung, die Versauerung der Ozeane usw. usf. – unterm Strich Negatives vereint. Es war und ist aber eine prinzipielle Entscheidung, dass biorama eher keine negativen Storys serviert. Nicht, weil wir die Dinge schönreden wollen. Dass man ob des Zustands der Welt rund um die Uhr heulen könnte, wollen wir nicht bezweifeln. Anders als all die Landluft- und Heimatdunst-Publikationen wollen wir uns trotzdem nicht in der Idylle einigeln und in die kleine Welt von gestern zurückziehen. Anstatt zu heulen, plädieren wir aber fürs Anpacken. Üblicherweise porträtieren wir deshalb Menschen, die Probleme zu lösen versuchen, Personen, die initiativ werden, Start-ups, die von ihrem Zugang überzeugt sind, bessere Produkte und Dienstleistungen, Kollektive, die sich nicht mit Passivität zufrieden geben wollen. Wir wollen euch nicht zum Weinen bringen, sondern zum Engagement inspirieren. Genau so ist auch unsere Anthropozän-Coverstory zu verstehen. Als Absage ans Gottgewollte, an die Gegebenheit. Als Plädoyer fürs Machbare. Als unverwüstlicher Glaube an die Möglichkeiten des Menschen. Andere Wahl haben wir ohnehin keine.
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bild der ausgabe
08 Heile Plastikwelt
Reality Bites: Mit Playmobil auf den Berg Wenn schon Landlust, dann halt richtig – aus Hartkunststoff (der übrigens kein pvc enthält) und für die Kleinen zwecks stiller Beschäftigung. Nach den Klassikern Baustelle, Polizei und Krankenhaus entdeckt die bunte Playmobil-Plastikwelt die Idylle der Alpen für sein junges Publikum (beziehungsweise dessen Eltern) und entführt als Line Extension der Country-Reihe in eine heile Bergwelt – Enzian, Edelweiß, Almhütte mit Bierzapfanlage, deftiger Brotzeit und luxuriöser Sanitäranlage inklusive. Der Bergbauer und die Bergbäuerin haben ein Bergbauernkind, das einmal den Bergbauernhof übernehmen wird. Die Kühe tragen goldene Glocken und sind für den Almabtrieb festlich geschmückt. Hörner haben sie auch – da ist die Welt noch in Ordnung. Ist so viel Harmonie überhaupt auszuhalten? Landlust nicht immer nur lustig. Und der Van Gogh nicht echt.
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Text Johanna Stögmüller bild biorama
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global village
Er macht die schönste Zeit des Jahres noch ein kleines bisschen aufregender: der neue Sonnentor Tee-Adventkalender mit seinen aufklappbaren Flügeln und idyllischen Motiven, den 24 verschiedenen Bio-Tees in Aufgussbeuteln und dem beigelegten Büchlein mit stimmungsvollen Gedanken für jeden Adventtag – ein Weihnachtstraum! Zu entdecken im gut sortierten Fachhandel und natürlich auf www.sonnentor.com
24 Glücks-
momente – was für ein Geschenk!
Da wächst die Freude.
Sammlerstück
d.signwerk.com
How To Spend It
Anna Gutmann mit Enkel Daniel
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Stilsicher und weltgewandt führt der »The Monocle Guide to Better Living« rund um den Globus. In den vergangenen Jahren gab es zwei stilprägende Magazine: Vice und Monocle. Zeitgemäß adressieren und vermarkten beide globalisierte Lebenswelten. Während Vice sich als Plattform für das konsumierende HipsterProletariat etabliert hat, bedient Monocle den Flughafen-Jetset, der sich auf der ganzen Welt zu Hause wähnt und von dort gern Delikates, hochwertiges Handwerk und Design mit heimbringt. Dementsprechend steht der vorliegende Prachtband – »The Monocle Guide to Better Living« – unter dem inoffiziellen Motto »Besser leben für Besserverdiener«: Wir erfahren, wo man sündteure Maßhemden kauft, von welchen schicken oder anderswie exquisiten Absteigen man zu Hause erzählen kann. Wie es The Wasabi Company im britischen Dorset geschafft hat, außerhalb Japans Wasabiwurzeln anzubauen. Was innovative Kindergartenarchitektur auszeichnet. Dass es ein Zeichen guten Geschmacks ist, schlüpfrige Pulp Fiction, an der sich Oma und Opa aufgegeilt haben (könnten), zu lesen und und und. Ein perfektes Weihnachtsgeschenk für Menschen, die schon alles haben also.
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11 street talk Wir fragen, fünf sommerkinder antworten.
» Welchen Sommertag möchtest du noch einmal erleben?« Kathrin und Tobias 39 und 30, Lehrerin und Veranstaltungstechniker »Das ist leicht: den 11. Juli, als unsere Tochter Miriam auf die Welt gekommen ist.« – »Es ist zwar kein Tag dieses Sommers, sondern der 10. Juli 2011, da haben wir uns kennengelernt.«
»Den Tag, an dem es so heiß war, dass ich mich auf den Winter gefreut habe.«
Chantal 17, Schülerin Diesen Sommer war ich auf Schüleraustausch in St. Petersburg. Der schönste Tag war, als wir alle zusammen bis sechs Uhr in der Früh wach geblieben sind und uns dann gemeinsam den Sonnenaufgang angeschaut haben.
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Zwei Pensionisten Beide 87
Georg 25, Student auf der boku
Schön war es heute Vormittag, einem der letzten Tage des Sommers. Heute sind wir seit 25 Jahren wieder einmal mit dem Zug gefahren. Das war eine traumhafte Fahrt, wir haben so viel Neues gesehen und Zugfahren ist einfach viel angenehmer als Autofahren.
Den 15. August, da ging’s ab in den Urlaub nach Kroatien.
links text Thomas Weber bild Gestalten Verlag — RECHTS Interview und bild Yasmin Nowak
Stimme aus dem Off
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global village
Green IT
Faire Maus Ein deutscher Verein möchte mit einer Computermaus die umweltgerechte Herstellung unter fairen Arbeitsbedingungen für Elektronik ermöglichen.
* solange der Vorrat reicht
6 Ausgaben biorama + nhm-Jahreskarte um Euro 23,—* Das Naturhistorische Museum Wien ist mit etwa 30 Millionen Sammlungsobjekten eines der bedeutendsten naturwissenschaftlichen Museen der Welt. Seine frühesten Sammlungen sind über 250 Jahre alt. Berühmte und einzigartige Exponate, etwa die 25.000 Jahre alte Venus von Willendorf, die vor über 200 Jahren ausgestorbene Stellersche Seekuh, riesige Saurierskelette sowie die größte und älteste Meteoritenschausammlung der Welt zählen zu den Höhepunkten eines Rundganges durch 39 Schausäle. Mit der nhm-Jahreskarte lassen sich die Schätze des Hauses das ganze Jahr über immer wieder neu entdecken.
In immer mehr Bereichen wie Lebensmittel oder Kleidung gibt es faire Alternativen, sodass auch große Firmen beginnen, ihre Haltung zu überdenken und das Sortiment zu erweitern. In der Elektronikbranche fehlt diese Initialzündung noch, und so hat der Verein Nager IT begonnen, eine Computermaus zu entwickeln, die möglichst fair ist. Das Projektziel ist durchaus realistisch, die erste Version ist bereits im Onlineshop erhältlich. Eine Analyse der Lieferkette zeigt, wo noch die größten Probleme liegen. Besonders bei den Rohstoffen ist die Herkunft oft unbekannt. Andererseits zeigt sich, bei welchen Elektronikbauteilen bereits Ansätze für faire Produkte existieren. Das Gehäuse wird umweltgerecht aus europäischen Holzabfällen und Naturharzen hergestellt, in Deutschland wird die Leiterplatte bestückt und die Maus zusammengebaut. Die Verpackung stammt aus Österreich. Die erste Version bedeutet nicht das Ende der Arbeit, Schritt für Schritt soll eine komplett faire Maus entwickelt werden. www.nager-it.de
Exklusiv beziehbar über monomarkt.at
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Umweltpreis
Her mit euren Ideen
Anders Wohnen
Studentenbude aus Holz Ein Baumhaus, das am Boden steht, verbindet Design und Effizienz und bietet eine umweltfreundliche Behausung für Studenten. Als Student ist es nicht immer einfach, das passende Zuhause zu finden. Das schwedische Architektenteam Tengbom kreierte in Zusammenarbeit mit Studenten der Lund Universität eine Alternative zu WG, Studentenheim & Co. In umweltfreundlichem Material und optisch ansprechender Form präsentiert sich das mobile Studentenhäuschen. Gemütlich, wie in ein Baumhaus, kriecht man hinein in den Quader mit dem abgeschrägten Dach, klappt hier und da ein Fenster ein oder aus und kann an Ess- oder Arbeitsbereich Platz nehmen. Auf zehn Quadratmeter befinden sich außerdem eine Küchenzeile, eine Badezimmerecke und ein Schlafgemach in oberer Etage. Hinauf gelangt man, in geschickter Vereinigung von Komfort und Funktionalität, über eine Treppe, die wiederum als Regal dient. Produziert ist all das mit niedriger CO2-Bilanz und aus lokal gewonnenem Holz. Ab 2014 sollen 22 dieser Wohnblöcke realisiert und vermietbar sein.
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Innovative Projekte und herausragende Persönlichkeiten ehrt die Österreichische Gesellschaft für Umwelt und Technik (ögut) – im März 2014 bereits zum 28. Mal – mit dem Umweltpreis. Entschieden wird in fünf unterschiedlichen thematischen Kategorien in den Bereichen Frauen in der Umwelttechnik, Kommunalentwicklung, Partizipation und zivilgesellschaftliches Engagement, Produktion und Materialeinsatz und in der neuen Kategorie Stadt der Zukunft. Seit 1985 zeichnet die ögut jährlich die innovativsten Projekte mit einem Preisgeld von 270.000 Euro aus, um zukunftsweisende Impulse und nachhaltige Entwicklung zu fördern und marktfähig zu machen. Und wir feiern eine Premiere: Erstmals darf biorama beim Umweltpreis einen Sonderpreis an ein von unserer Redaktion ausgewähltes Projekt vergeben. Dem Gewinnerprojekt winkt ein bioramaMedienpaket. Einreichungen sind bis 4. Dezember 2013 möglich. www.oegut.at
links text Franz Knipp illustration Nana Mandl — RECHTS text Lisa Feitsch bild Tengbom Architects
Start der Einreichfrist für Österreichs ältesten Umweltpreis – und erstmals wird dabei der biorama Sonderpreis verliehen.
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Wir arbeiten an der Laufzeitverlängerung.
Doch, Sie haben richtig gelesen: Wir wollen
verlängert auch seine persönliche Laufzeit – oder
die Laufzeit tatsächlich verlängern. Um genau zu
dachten Sie, es sei Zufall, dass die Menschen in
sein: Ihre Laufzeit. Denn die Unternehmen in
Baden-Württemberg bundesweit die höchste Lebens-
Baden-Württemberg tun sehr viel, damit ihre
erwartung haben? Klar, die schöne Natur, das leckere
Beschäftigten den Akku regelmäßig aufladen können.
Essen und die kulturelle Vielfalt tragen auch dazu bei,
Zum Beispiel mit betriebseigenen Fitnessstudios,
dass es bei uns so gut läuft. Die perfekte Work-Life-
Yogakursen, Rückenschulen oder Lauftreffs – womit
Balance: nur ein Grund, jetzt umzuziehen. Viele weitere
wir wieder beim Thema wären. Denn wer viel läuft,
gute Gründe finden Sie unter www.BW-jetzt.de.
BW-jetzt.de facebook.com/BWjetzt @BWjetzt
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global village
Biodiversität
Schreiben und pflanzen
Das Geschäft mit dem (tierischen) Tod
Ein Bleistift, der ein Pflänzchen werden will
Welche Tierarten stehen am Schafott des Menschen? Das Naturhistorische Museum Wien rückt sie in einer Sonderausstellung in den Fokus.
Sprout ist keine Zauberbohne und auch kein gewöhnlicher Bleistift. Aus Holz, Graphit und Ton wachsen Basilikum und Co.
»Das Geschäft mit dem Tod – das letzten Artensterben« heißt die neue Sonderausstellung des Naturhistorischen Museums (nhm), die am 23. Oktober in Wien eröffnet. Sie thematisiert das menschengemachte Artensterben in all ihren Facetten: zufällige Unachtsamkeiten wie überfahrene Hasen, bewusste Tötung außerhalb des erlaubten Jagdumfangs, Wilderei zum Zweck von exotischem Luxus, Einsatz von Umweltgiften, Übernutzung der natürlichen Lebensräume, Überfischung und auch der Klimawandel. Der Mensch steht am Anfang und am Ende der Biodiversität. Das Archiv des nhm beherbergt über 30 Millionen präparierte Tierartefakte, von denen einige präsentiert werden. Sie stehen stellvertretend für ihre Artgenossen und mahnend für die Besucher. Parallel zur Ausstellung stellt biorama in Kooperation mit dem nhm und dem wwf in der neuen Online-Rubrik »Das bedrohte Tier der Woche« wöchentlich eine vom Aussterben bedrohte Tierart vor. www.biorama.eu / tier-der-woche
Vorbei ist die Zeit der kläglichen Versuche, mit Bleistiftresten Kunstwerke zu kritzeln. Studenten haben für die Stummeln einen neuen Zweck gefunden: vom Stift zum Kraut. Dabei ist die Mine nicht mehr aus Blei, so wie der Name verspricht, sondern das Zedernholz umhüllt eine Füllung aus Graphit und Ton. Produziert wird der Blei(frei)stift in einer Fabrik in Minnesota, usa. Sprout arbeitet an der Lösung des Distanzproblemes. Gute Arbeitsbedingungen und faire Bezahlung der Arbeiter sind ein Muss, einen Teil des CO2-Fußabdrucks gleicht die Neo-Pflanze aus. So funktioniert’s: Am Bleistiftende versteckt sich eine Samenkapsel mit einer von insgesamt sieben Bio-Saatgutsorten wie Basilikum oder Rosmarin. Einfach in die Erde reindrücken, gießen und in die Sonne stellen. Hinweis auf der Packung: »Wenn Sie die Angewohnheit haben, an Ihren Bleistiften zu kauen, kann Sprout dadurch aktiviert werden und sich in Ihrem Mund auflösen.« www.sproutbleistift.de
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text Yasmin Nowak bild WWF, Sprout
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MEINE STADT: bukarest
von alma rusu
MEINE Lieblingsplätze UND Eco-HotSpots
Alma Rusu, Stadtmensch und Genießerin, stieg nach zwölf Jahren Human Resources aus der Branche aus und erfüllte sich einen langersehnten Traum: 2009 eröffnete sie gemeinsam mit ihrer Freundin einen schicken Naturkosmetik-Laden in einem herrlichen Bukarester Ambiente. Aus dem einen Laden wurden Ende letzten Jahres zwei und MioBio mittlerweile zu einer bekannten Adresse: jules michelet str. 9 / paris str. 9 — www.miobio.ro
in rumänien genießen Bio-Produkte immer größere Beliebtheit, auch wenn das Angebot (noch) nicht so breitgefächert ist. Zurzeit gibt es in Bukarest Läden, die exklusiv Bio-Produkte führen, aber auch welche, die regionale Produkte und Hausgemachtes anbieten. Mein wichtigster Hot-Spot ist natürlich mein eigener Laden mit allem, was das Herz an Bio-Kosmetik begehrt. Hier verbringe ich auch die meiste Zeit. Wenn ich mal wegkomme, habe ich eine Menge aufzuholen! Hier ein paar richtig coole Geheimtipps, die ich euch nicht vorenthalten möchte. Gleich bei mir um die Ecke gibt es den urigsten TanteEmma-Laden, Bacania Coco, dazu noch mit lauter BioSachen. Da decke ich mich mit Gewürzmischungen aus aller Welt ein, mit Bio-Ölen, mit exklusiven Weinen und wenn ich mal Lust auf Süßes habe, dann genieße ich einen hausgemachten Kuchen oder stille den kleinen Hunger mit einem Brot mit hauseigenen Aufstrichen.
Zeit für einen Kaffee? Klein und fein, mit ganz tollem Vintage-Design, bietet Camera din Fata (»Das Wohnzimmer«, Mendeleev Str. 22) erlesene Kaffees aus Brasilien, Kolumbien, Jamaika, Kenia oder Äthiopien an, sowie Tees aus aller Herren Länder. Besonders gern habe ich den traditionell gekochten türkischen Kaffee. www.cameradinfata.ro
Und was ist mit Tee? Bernschutz & Co (Eremia Grigorescu Str. 5 / Toma Caragiu Str. 3), ein wunderbares Teehaus mit einem reichhaltigen Angebot an Tees. Falls man nur auf einen Sprung da ist, kann man sich den Tee auch mitnehmen: Tea to go. Mein Favorit ist der Rooibos Peach Organic, den es im Sommer auch als köstlichen Eistee gibt.
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feel great
men new Und wenns mal wieder ein richtiges Mittagessen sein soll, dann auf zu Beca’s Kitchen – Homemade Food (Mihai Eminescu Str. 80). Andreea Beca, die junge Inhaberin, kocht hier leidenschaftlich selbst wie für gute Freunde: gesunde, frische und innovative Gerichte, wie Lauchcremesuppe mit Fenchel und Weißwein, Vollkorn-Crutons und Nüssen, dann mariniertes Putenfilet mit grünen Bohnen und Zwiebel-Chutney. Abgerundet wird das Ganze von einer exquisiten Apfel-Birnen-Ingwer-Tarte in Vanillesoße. www.becaskitchen.ro
Die neue Bio-Wirkstoffkosmetik für Männer FEUCHTIGKEITSFLUID . AUGENFRISCHE ROLL-ON
Vitalisierende Gesichtspflege mit sichtbarer Anti-Ageing-Wirkung. Biokosmetik, vegan. DUSCH-SHAMPOO . DEO ROLL-ON . KÖRPERLOTION
Abendessen mal anders? Hip, alternativ, witzig, cool – das ist Ota (Dr. Staicovici Str. 26), mittwochs und donnerstags ab 19.30 Uhr und am Wochenende gibt’s ab und zu eine tolle Party. Gekocht werden ein bis zwei Gerichte pro Abend und immer wieder was Neues: Indisches Chicken Saag, persisches Barbecue, Tom Kha Gai, marokkanische Harira-Suppe, Ochsenschwanzsuppe und so weiter – Otas Fantasie kennt keine Grenzen!
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Zuverlässige Körperpflege für ein erfrischtes Körpergefühl den ganzen Tag. Natur-/Biokosmetik, vegan. Zertifiziert nachhaltig. Seit bald 30 Jahren bio-logisch. www.farfalla.eu
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Anthropozän: Das Zeitalter des Menschen
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Thomas Edlinger
Mother Earth und ihre ungezogenen Kinder Die Öko-Hippies und die Netzwerkpropheten von heute glauben an eine gemeinsame Welt ohne Außen. Geologisch hat dieses Erdzeitalter schon einen Namen: das Anthropozän.
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ie Horrornachrichten baden in Ausrufezeichen: Fische vor Fukushima verseucht! Wieder 1.000 Quadratmeter Regenwald gerodet! Sogar das ewige Eis hat ein Ablaufdatum! Bald neun Milliarden Menschen haben unseren Planeten umgepflügt, vom Fracking in der Tiefe bis zum Kohlendioxidausstoß in der Höhe, von der Kolonisierung der Wüsten bis zur Abschaffung der absoluten Dunkelheit durch die Beleuchtung der Ballungsräume. »Die Grenzen des Wachstums«, wie der Bestseller des Club of Rome von 1972 hieß, sind herausgefordert. Doors-Sänger Jim Morrison verglich schon 1967 in »When The Music Is Over« die vom Artensterben heimgesuchte Erde mit einer vergewaltigten Frau, die man mit Zäunen gefesselt hat: »What have they done to the earth?« In Science-Fiction-Filmen wie »Elysium« ist die Erde 2154 ein übervölkerter, staubiger und lebensfeindlicher Ort. Nur in der gleichnamigen elitären Weltallkolonie kriegt man noch nichts davon mit. Im Film. Aber schon heute machen sich – ganz real – am Boden der Tiefsee oder in einer Gletscherspalte Klimawandel und Ozonloch bemerkbar. Unsichtbare Umweltbelastungen wie Radioaktivität, Feinstaub, Elektrosmog, Plastikpartikel oder verunreinigtes Wasser sind alltäglich geworden.
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Kann Spuren von Menschen enthalten Unsere Sehnsucht nach der verlorenen, unberührten Natur hört auf den Namen Bio. Sie wird von uns in voller Schuldbewusstsein gehegten Naturschutzreservaten, in wiederaufgeforsteten Wäldern und mit rituellen Empörungen gegen genmanipulierte Pflanzen gestillt. Die Natur als das fremde Gegenüber des Menschen gibt es nicht mehr, denn wir haben überall unsere Finger im Spiel. Der Mensch hat, geologisch gesprochen, eine eigene Sedimentschicht über der Erde erzeugt. Seit 125 Jahren wird zum Beispiel im Schnitt jeden Tag ein Staudamm gebaut. Jeder einzelne greift in das Ökosystem einer Region ein. Man findet solche Informationen auf der Website »Welcome To The Anthropocene«, einer wissenschaftlich gespeisten Website zur Diskussion der relativ neuen These eines geologischen Menschenzeitalters. Der Nobelpreisträger und Atmosphärenchemiker Paul Crutzen hat gemeinsam mit Eugene F. Stoermer 2000 den Begriff Anthropozän ins Spiel gebracht. Den Übergang vom Holozän zum Menschenzeitalter datiert er mit Beginn der Industriellen Revolution in England. Im Zeitraum zwischen 1750 und 1800 beginnt der Mensch, sich der Erde im großen Stil zu bemächtigen, anstatt sie nur zu bewohnen. Ab der Great Acceleration
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Anthropozän: Das Zeitalter des Menschen
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ANTHROPOZÄN —— Making-of eines neuen Erdzeitalters
60.000 V. CHR.
9.640 v. Chr.
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Der Homo Sapiens bewaffnet sich und beginnt seinen Siegeszug in der Welt.
Beginn des Holozän, das mit einer abrupten Klimaerwärmung am Ende des Pleistozän datiert wird.
Beginn des Anthropozän nach Paul J. Crutzen und Eugene F. Stoermer. Das Anthropozän ist mit der Industriellen Revolution in England verknüpft.
der Weltwirtschaft um 1950 eskalieren dann die Effekte menschlichen Handelns auf den Planeten. Die Stratigraphische Kommission der Geologischen Gesellschaft von London folgte 2008 der These Crutzens und erkannte das Anthropozän als neues geologisches Zeitalter an, auch wenn einige Forscher nach wie vor den Einfluss des Menschen für überschätzt halten. Seitdem wird gestritten, wann das Anthropozän begonnen hat. Und damit auch darüber, ab welchem Grad der Veränderung die Natur nur mehr als menschlich überformte Natur zu bezeichnen ist. Manche Forscher setzen den Beginn der menschlichen Umgestaltung der Erde mit singulären Ereignissen an, zum Beispiel mit den ersten, in Sedimentablagerungen bis heute nachweisbaren Atomtests. Andere gehen bis zu 60.000 Jahre zurück und schlagen einen sanften Einstieg in den Umstieg vor, der mit dem Auszug des Homo Sapiens aus Afrika beginnt. Andere wieder betonen, dass erst die Akkumulierung von mehreren, oft zeitlich weit auseinander liegenden Faktoren nachhaltige und geologisch relevante Auswirkungen zeitigt. Letztlich bleibt die Diskussion über die geologisch korrekte Einordnung aber akademisch. Entscheidend ist die Konsequenz aus den unbestreitbaren Einflussnahmen des Menschen auf das
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Ökosystem des Planeten. Wir haben nur eine Erde, und deren Ressourcen wie auch deren Regenerationsfähigkeiten sind begrenzt.
1968: eine AuSSensicht aufs gemeinsame Ganze Doch das kulturelle Selbstverständnis, Teil einer Welt zu sein, in der alles mit allem verbunden ist und die kein Außen mehr kennt, ist älter als die Rede vom Anthropozän. Es ist das Resultat großer Erzählungen und mythischer Bilder. Ironischerweise ist der Siegeszug des neueren ganzheitlichen Denkens mit einem Foto verbunden, das gerade keine Menschen, sondern nur den Blauen Planeten aus erhabener Distanz zeigt. Das behauptet zumindest das Kunst, Popkultur, Wissenschaft und Zeitgeschichte verbindende, spannende Ausstellungsprojekt »The Whole Earth – Kalifornien und das Verschwinden des Außen« im Berliner Haus der Kulturen der Welt. Das prägende Bild des Menschenzeitalters stammt aus dem All. Es kam 1968 im Gefolge der Apollo 8-Mission in Umlauf. Es löste das lange Zeit den Schrecken der Weltauslöschung symbolisierende Bild des Atompilzes als Symbol der Globalität ab. Erstmals konnte man die Erde so fotorealistisch und doch zugleich fernab aller natio-
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Anthropozän: Das Zeitalter des Menschen
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ANTHROPOZÄN —— Making-of eines neuen Erdzeitalters
1873
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Der italienische Geologe Antonio Stoppani bezeichnet die menschlichen Kräfte als »große tellurische Kraft«. Er nennt diese neue Periode die »anthropozoische Ära«.
Die ersten Kernwaffentests führen zu radioaktivem Niederschlag, der sich in der Biosphäre nachweisen lässt.
Periode der Great Acceleration nach Paul J Crutzen. Verzeichnet wird unter anderem der dramatische Anstieg des Artensterbens, der Temperatur, der CO2-Konzentration und der Bevölkerung.
nalen Konkretion betrachten. Im majestätischen BlauWeiß erscheinen alle Grenzen und Konflikte begraben und vergessen: We are one. Zugleich rückte seit den 60er Jahren auch die Idee einer kosmischen Ganzheit ins Bewusstsein, in der Mensch und Erde verbunden und die alte Politik keinen Platz mehr haben sollte. Stattdessen suchte man nach Utopien im planetarischen Ausmaß, nach Innenwelten mit Hilfe von bewusstseinserweiternden Drogen und esoterischen Holismus-Lehren und nach neuen, nachhaltigen Lebensformen in Öko-Kommunen. »Wir sind wie Götter, und wir könnten darin auch ganz gut werden«, stand als Motto zum ikonischen Bild des Blauen Planeten am Cover des legendären Whole Earth Catalog. Er erschien erstmals 1968, nachdem zehntausenden Kids nach dem Summer of Love 1967 sogar urbane Flower-Power-Hochburgen wie San Francisco zu eng geworden und sie auf der Suche nach einem neuen Leben aufs Land gezogen waren. In den frühen 70er Jahren wurde dieser Werkzeugkasten mit dem Untertitel »Access to tools« über eine Million Mal pro Ausgabe verkauft – und das, obwohl oder gerade weil das eigenartige Heft keine herkömmlichen Artikel brachte. The Whole Earth Catalog wirkte wie ein wild wuchernder Fleckerltep-
pich zum Thema alternatives Denken und Leben. Er listete Nützliches zu Aspekten wie Taschenrechner oder Gärtnern genauso auf wie Ansichten der geodätischen Kuppeln des visionären Architekten Buckminster Fuller und wies auf kybernetisch orientierte Sachbücher hin. Gründer des Hefts war Stewart Brand, heute Befürworter eines Ökopragmatismus, damals ein aufstrebender Jungunternehmer und Multimediakünstler. Die hippieske Begeisterung für Informationstechnologie, Drogenökologie und Entrepreneur-Chic rettete er später in das digitale Zeitalter. Er war 1985 Mitbegründer des ersten offenen Online-Netzwerks The well (The Whole Earth Lectronic Link) und ist bis heute eines der Aushängeschilder des kalifornischen Cyber-Utopismus. An einer Figur wie Brand lässt sich die Ambivalenz festmachen, die in einem alternativ eingefärbten Fortschrittsglauben steckt. Die Kommunen von damals waren zunächst reale soziale Netzwerke: antiautoritär, neugierig, modern, offen – aber ohne das virtuelle Sicherheitsnetz. Der linksradikale Flügel der Kommunen agitierte gegen Ausbeutung, solidarisierte sich mit den Kämpfen der Black Panther und lehnte teilweise sogar die heilige Kuh des Kapitalismus, das Privateigentum ab. Fraglos haben die »Lockerungsübungen« um
1970
2000
2013–2014
Der erste Earth Day in den USA wird von 20 Millionen Menschen gefeiert.
Paul J. Crutzen und Eugene F. Stoermer prägen in einem Aufsatz den Begriff Anthropozän.
Das Berliner Haus der Kulturen der Welt lotet in einem zweijährigen Projekt die Bedeutung des Begriffs Anthropozän als neues Weltbild aus. 2013 findet die von Diedrich Diederichsen und Anselm Franke kuratierte Ausstellung »The Whole Earth« statt.
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Wir ”bringen Bio in die Stadt.“ 1968 (Ausstellungs-Co-Kurator Diedrich Diederichsen) die autoritären Charaktere entsorgt und die entscheidenden Impulse für die neuen sozialen Bewegungen beigesteuert – vom Feminismus über den Antirassismus bis zur Ökofraktion.
Gerhard Zoubek
Die Geburt des Egomonsters Zugleich aber schlüpften im New-Age-Gedöns auch die alternativen Egomonster, die nichts anerkennen außer ihrer eigenen Allmachtsgefühle. Zudem versackten viele der Kommunen bald in Esoterik oder im sektiererischen Ökomuff. Manche verstrickten sich in neuen Hierarchien, gerade weil sie glaubten, politische Fragen dadurch lösen zu können, indem man sie nicht mehr stellte. Das Verdrängte kommt aber leider immer zurück. Da helfen auch die Beschwörung der Gemeinschaftlichkeit, die Bemühungen zur Selbstoptimierung, die Anleitungen zur Bewusstseinserweiterung und die geradezu religiöse Verklärung des Computers nichts. Die entpolitisierte, technikbegeisterte Version der kalifornischen Gegenkultur hat, bewusst oder unbewusst, dazu beigetragen, den informationssüchtigen Kapitalismus von heute zu entwickeln. Die neoliberale Lesart der Befreiung des Selbst führt von der analogen Suchmaschine Whole Earth Catalog zu Microsoft, Google und Facebook. Deren Gründer verstehen sich ja letztlich auch alle als Rebellen gegen ein muffiges System. Heute sind die antiautoritären Garagencyberpunks von einst selbst die Player, die in Billiglohnländern moderne Sklaven ihre Gadgets zusammenschrauben lassen und im Verbund mit den Geheimdiensten wie der NSA alles und alle ausspähen. Daran sieht man: Ja, wir sitzen im selben Boot. Aber das heißt noch lange nicht, dass wir in die gleiche Richtung rudern.
songs der sorge
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Fünf essenzielle Musikstücke zur Mutter Erde und dem Für und Wider der kalifornischen Hippiekultur: The Doors – When The Music Is Over (1967) Jefferson Airplane – We Can Be Together (1969) David Bowie – Space Oddity (1969) Jello Biafra – California Über Alles (1978) Public Enemy – Fear Of A Black Planet (1994)
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Das bin ich.
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Turnt auf der Suche nach Nahrung von Hecke zu Hecke: die Haselmaus.
text
Jörg Wipplinger
»Nothing in biology makes sense, except in the light of evolution.« Umweltschutz, der diese Tatsche ignoriert, ist wertlos. Wo Evolution passiert – ein Plädoyer für mehr Dickicht.
E
volution ist nichts, was unseren Schutz bedarf. Ganz egal, wie sehr wir in die Natur eingreifen und wie sehr wir überzeugt sind, die Umwelt managen zu können, die Evolution werden wir nie stoppen – Evolution ist unvermeidlich. Eine Tatsache, die mich als Biologen in gewisser Weise zwar beruhigt, uns aber in erster Linie als Problem entgegentritt, am offensichtlichsten in der Form von Resistenzen und immer neuen Krankheiten; weniger offensichtlich, aber ebenso unerbittlich überall dort, wo Evolution unsere Bemühungen, die Umwelt zu schützen, schamlos untergräbt.
Arten oder Lebensräume schützen? Ausgerechnet der Wunsch, eine vielfältige Umwelt zu bewahren, hat ein Wort hervorgebracht, das der Evolution als Grundlage der Biologie diametral entgegensteht: Artenschutz. So ignorant gegenüber der Tatsache Evolution ist nicht einmal der Kreationismus. Evolution ist ein Prozess ständiger Veränderung – sie ist definiert als Veränderung (der genetischen Merkmale von Generation zu Generation innerhalb einer Population), es ist also völlig undenkbar, einen Ist-Zustand zu bewahren. Eine Art ist etwas Dynamisches – nicht nur in der Reaktion auf eine sich ständig verändernde Umwelt, sondern auch aus sich selbst heraus. Selbst Lebewesen, die sich rein äußerlich über viele Millionen Jahre kaum verändert haben und daher gerne als »lebende Fossilien« bezeichnet werden, haben einen ständigen genetischen Wandel
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durchlaufen. Umweltschützer wissen das inzwischen und haben auf den Schutz von Lebensräumen umgestellt – wenn auch teilweise unbemerkt von der breiten Öffentlichkeit; denn niedliche oder beeindruckende Tierarten sind viel nützlicher als komplizierte Nachhaltigkeitskonzepte, wenn es darum geht, Spenden einzutreiben. Evolution pfuscht uns auch in die Artenschutzprogramme von Zoos: Zwar werden einzelne Tiere zu Paarungspartnern auf anderen Kontinenten geflogen, um Inzest zu vermeiden und eine möglichst breite genetische Basis für eine Tiergruppe zu haben, aber selbst mit dieser Form von Zucht ist das Problem »Evolution« nicht beseitigt. Es werden sich im Zoo andere Individuen erfolgreich fortpflanzen als es in der Wildnis der Fall gewesen wäre. Und selbst wenn sich diese Zootiere wieder aussiedeln lassen, ist es nicht mehr die gleiche Art, wie sie vorher dort gelebt hat. Ist das ein Verlust? Genau diese Frage ist im Umweltschutz allgegenwärtig, schon schade, dass es nicht möglich ist, sie allgemeingültig zu beantworten. Dafür müssten wir ein allgemeingültiges Bild von einem richtigen Zustand der Natur haben – aber da gibt es wohl keinen, auf den sich die Menschheit einigen könnte, geschweige denn einen, auf den sich die Menschheit mit allen anderen Arten einigen könnte. Bei der Überlegung, was erstrebenswert ist, erweisen sich Naturschützer weniger als Advokaten einer ständigen Evolution, sondern eher als konservative Spießer: »Die Vergangenheit [...] wird zum idealen Zustand (erklärt)
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BIO kann man aus vielen Gründen haben wollen: Wenn man an die Umwelt denkt, wenn man an die Tierhaltung denkt und natürlich wenn man an höchste Lebensmittelqualität denkt. Achten Sie deshalb beim Einkauf auf das AMA-BIOZEICHEN – ein Zeichen für ein gesundes Ego! Näheres auf www.bioinfo.at
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Die Hecke ist wertvoller Nahrungs- und Brutplatz für Vögel.
und jede Abweichung davon wird negativ beurteilt«, so jedenfalls die Einschätzung des deutschen Zoologen Josef Reichholf über viele Bemühungen von Naturschützern.
Vorhersagen unmöglich Evolution hat noch eine andere gemeine Eigenschaft – sie ist nicht vorherzusagen*. Dafür sind einerseits Zufallselemente verantwortlich (Mutationen), und andererseits ist das Zusammenspiel der Lebewesen quasi immer zu komplex, um vollständig verstanden zu werden. Noch eine Tatsache, die uns beim Umweltschutz ordentlich reinreitet. Reichholf führt in »Die Zukunft der Arten« viele Beispiele an, die wunderbar illustrieren, dass wir nicht die geringste Ahnung haben, welche Auswirkung die Veränderung eines Lebensraumes hat: Als Schutzmaßnahmen gedachte Renaturalisierungen lassen plötzlich zahlreiche Arten verschwinden, und scheinbare ökologische Katastrophen entpuppen sich als Turbo für die Vielfalt. Ich würde ja gerne ein konkretes Beispiel bringen, aber diese sind so komplex, dass eines den ganzen Artikel füllen würde – lesen Sie stattdessen lieber das Buch. Egal, welche Umweltveränderung der Mensch vornimmt, immer werden manche Lebewesen davon profitieren und andere darunter leiden. Welche das sind, lässt sich kaum vorhersagen.
in der Biologie unmöglich. Wenn wir uns (alle) darauf einigen können, dass biologische Vielfalt einen Wert an sich darstellt, hat Umweltschutz trotzdem sowohl eine Berechtigung als auch eine Perspektive – Letzteres zeigt uns beispielsweise das Stadtleben. Früher galten Städte als artenarm, weil monoton in ihrer Struktur. Eintönige Lebensräume bieten wenigen Arten Platz, die dann allerdings mit hoher Individuendichte auftreten. Das Beispiel dafür: Großstädte, in denen wenige Arten dominieren – Menschen, Tauben und Ratten. Inzwischen ist klar, dass viele Großstädte wahre Oasen der Vielfalt sind: Hier grenzen unterschiedliche Lebensräume kompakt aneinander. Gerade dort, wo unterschiedliche Umwelten aufeinander treffen, geht biologisch gesehen die Post ab: an Ufern, im Watt, an Korallenriffen oder auch an einer simplen Hecke zwischen zwei Feldern. Grenzgebiete lassen oft Nischen für den Nachwuchs, stellen Rückzugsmöglichkeiten und Aussichtsposten zur Verfügung. Die Begegnung mit Wesen aus einem anderen Lebensraum ist zwar häufig letal, aber noch öfter eine Gelegenheit für Kooperation. Kooperation wiederum ist ein Katalysator der Evolution. Daraus kann ein einfaches Rezept für Schutzmaßnahmen abgeleitet werden: Mehr Grenzgebiete! In Städten ist das quasi aus Versehen passiert, kann aber mit weiteren Grünoasen und intelligenten Bauwerken weiter gefördert werden. Außerhalb der Städte dominieren Wald und Landwirtschaft – den Wald lasse ich mal außen vor, da prügeln sich Förster, Biologen, Jäger und Freizeitsportler um die optimale Gestaltung, aber für die Landwirtschaft wäre es ein Leichtes, mit mehr Grenzen für mehr Leben zu sorgen. Die Felder wurden durch die Industrialisierung immer größer, die brachliegenden Flächen weniger und die Hecken zwischen den Feldern zu minimalen Windschutzgürteln zurechtgestutzt. Eine Rückkehr zur kleinstrukturierten Landwirtschaft ist nicht zu erwarten, aber etwas mehr Platz für Hecken würde erstaunlich viel helfen. Wenn mit ihnen ernstzunehmende Strukturen geschaffen werden, können Hecken als Grenzstreifen die Artenvielfalt von Insekten, Vögeln und Kleinsäugern nachhaltig ankurbeln. Am 9. November ist übrigens Heckentag: HeckenRaritäten vorab im Internet bestellen und am 9. November an acht Ausgabestellen in Niederösterreich abholen. www.heckentag.at
Stadt und Hecke Sollen wir also alle Bemühungen um den Umweltschutz einstellen? Schließlich schätzen wir dauernd die Konsequenzen unserer Maßnahmen falsch ein, müssten ständig ausdiskutieren, was wir eigentlich schützen wollen und überhaupt ist das Bewahren eines Status quo
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* ein exkurs für die ganz genauen: ja, es lassen sich hypothesen aus bekannten mechanismen der evolution ableiten und diese sich dann sehr wohl überprüfen – die evolutionstheorie ist also eine durchaus falsifizierbare geschichte.
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Garten und balkon
protokoll
Yasmin Nowak, Nicola Raunig
Grün durch Herbst und Winter Ehe Frost und Schimmel in der kalten Jahreszeit das Grünzeug plagen, hilft das NÖ-Gartentelefon mit guten Tipps, wie ihr eure Pflänzchen fit für den Winter macht.
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illustration
Nana Mandl
Wie kann ich in feuchten und dunklen Zeiten meine Zimmerpflanzen vor Schimmel bewahren? Gieße die Pflanzen, wenn möglich, von unten. Am besten einen Untersetzer verwenden. Es hilft auch, die Erde ab und zu oberflächlich mit einer Gabel aufzulockern, damit die Kapillarwege von unten nach oben unterbrochen werden. Wenn das alles nichts nutzt, kannst du noch versuchen, den Schimmel mit einer Schicht Ziersand, der oberflächlich verteilt wird, zu bezwingen. Der Sand verhindert, dass sich Sporen leicht verbreiten und fördert, dass der Untergrund austrocknet.
Wie kann ich meine Blumenampel-Erdbeeren am besten überwintern? Im Prinzip gehören sie auch im Winter nach draußen, müssen aber auf die Kälte vorbereitet werden. Am wichtigsten ist der Schutz der Wurzeln. Dazu überdecke den Topf einfach mit Folie, Flies oder Jute. Du kannst auch oberflächlich ein bisschen Laub darüber streuen. Laub bietet immer eine gute Schutzschicht für Sträucher oder Bäume. Blumenampel-Erdbeeren können auch drinnen den Winter überdauern, aber nur an einem hellen und kühlen Ort – die Temperatur sollte knapp über dem Gefrierpunkt liegen.
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Der Kopf r Kopf ist ist derder einzige Körperteil, zige Körperteil, Der Kopf ist der der vom Zerbrechen r vom Zerbrechen einzige Körperteil, stärker wird. der vom Zerbrechen rker wird. stärker wird.
Bleib kritisch.
Bleib kritisch.
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31 Was mache ich im Herbst mit meinen Sommerkräutern? Einige können draußen bleiben, zum Beispiel Thymian. Basilikum hingegen muss rein; Basilikum hat die größten Chancen, zu überleben, wenn du es unter einer Pflanzenleuchte oder in der Küche auf das Fensterbrett stellst, denn dort ist es kühl und optimalerweise auch hell. Unter diesen Bedingungen wächst es weiter und kann weiterhin genutzt werden. Rosmarin sollte draußen bleiben, aber in rauen Lagen benötigt er Winterschutz, z.B. Laub.
Wann und wie beginne ich meine Balkonpflanzen für den Winter vorzubereiten? Das kommt ganz auf die Pflanze an. Manche Pflanzen vertragen sogar kurzfristigen Frost, wie zum Beispiel der Oleander. Sobald es auch tagsüber Minusgrade bekommt, sollte er aber nach drinnen gebracht werden. Andere Pflanzen vertragen die Kälte überhaupt nicht. Also, je nach Pflanze rechtzeitig reinstellen und wenn sie draußen überwintert werden, gilt für sie dasselbe wie für die Erdbeeren: Topf gut einwickeln und auf Holz oder Styropor stellen, damit die Kälte nicht zu leicht durch kann. Auch Ginkgo-Bäumchen kommen auf diese Weise gut durch den Winter. Frostempfindliche Pflanzen wie die Feige sollten zudem an der Oberfläche geschützt werden, vor allem, wenn sie in einer eher rauen Gegend stehen.
Was muss ich beachten, damit meine Kürbisse nicht faulen? Kürbisse faulen dann besonders rasch, wenn es im Herbst rasant kühl und feucht wird. Um die Feuchtigkeit aufzuhalten, kannst du ein Holzbrett unter die Kürbisse legen. So haben sie keinen Bodenkontakt, womit die Pilze nicht vom Boden in die Kürbisse eindringen können. www.naturimgarten.at
Welche Pflanzen muss ich bei kühleren Temperaturen reinstellen? Alle Kübelpflanzen und solche, die aus eher tropischen Ländern kommen, gehören nach drinnen. Darunter fallen zum Beispiel Orangen- und Olivenbäumchen. Aber Achtung: Die meisten Kübelpflanzen mögen es kühl und hell. Pflanzen, die ihre Blätter nicht abwerfen, fühlen sich um die 10 °C wohl. Pflanzen, die sie abwerfen, gehören in eher dunkle Winterquartiere bei 2-5 °C.
Welche Pflanzen sollen im Herbst eingepflanzt und zurückgeschnitten werden? Vor allem Sträucher setzt man im Winter ein, weil sich die Wurzeln bei der winterlichen Bodenfeuchtigkeit schon ein bisschen ausbreiten können. Damit haben sie im nächsten Jahr einen großen Wachstumsvorsprung. Fürs Zurückschneiden gilt: Besser ist’s im Frühjahr, denn im Herbst besteht die Gefahr, dass ein starker Frost kommt, der den Busch oder Strauch frieren lässt.
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PROTOKOLL und bild
Karin Wasner
Kreuch-&-FleuchImmobilie Nützlinge sind Tiere, die »Schädlinge« fressen oder sich anderweitig beliebt machen. Bienen und Hummeln bestäuben unsere Obst- und Gemüsepflanzen. Eine Hand wäscht die andere, dachte sich Hobby-Gärtnerin Karin Wasner und baute ein Haus für die Tierchen, damit sie über den Winter kommen. Bis auf ein paar Nägel und Schrauben kommt man gut mit Recyclingmaterial – z.B. Bretter von alten Holzregalen – und Material aus, das sich bei einem Wald- und Wiesenspaziergang sammeln lässt. Besonders wichtig für das Nützlingshaus ist der richtige Standort: sonnig und witterungsgeschützt. Keinesfalls darf es Richtung Wetterseite (Westen) gerichtet sein. Auch Insekten schätzen es nicht, wenn es ins Eigenheim regnet.
Mögliches Material: Fichtenholz (Gesamtlänge 3,20 m, Breite 14 cm, Stärke 2 cm), Schilfrohr / hohle Stängel, Schilfgras / Holzwolle, Tannenzapfen (möglichst klein), Schneckenhäuser, Drahtgitter, Baumrinde / Totholz, Nägel, Holzschrauben (ca. 4 × 50 mm), Ziegel, Rundhölzer
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Die Fichtenbretter abmessen, anzeichnen und mit ihrer späteren »Aufgabe« beschriften. So weiß man beim Zusammenschrauben, was wohin gehört. 1 × Boden 40 cm 2 × Seitenwand 28 cm 2 × Etagenboden 36 cm 1 × Dachetagenboden 24 cm 1 × Zwischenwand 12 cm 1 × Zwischenwand 15 cm 1 × Dach (angeschrägt) 51 cm 1 × Dach 50 cm
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Bretter mit der Stichsäge zuschneiden. Genau arbeiten, sonst ärgert man sich hinterher.
Jetzt geht es ans Akkuschrauben. Zuerst Seitenwände auf der Bodenplatte fixieren, Etagenböden einsetzen und zum Schluss die Dachkonstruktion aufbauen.
Dazwischen lohnt es sich, immer mal wieder nachzumessen und Markierungen zu machen, damit das Häuschen nicht am Ende windschief dasteht.
Eines der Dachbretter muss abgeschrägt werden, damit sich ein Dachgiebel ergibt.
Irgendwann hat man ein Hausgerüst, das man wohnlich befüllen kann.
Um zu verhindern, dass das Material hinten rausfällt, kann man ein Stück alten Stoff oder Gartenflies auf der Rückseite anbringen.
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Nun kümmern wir uns um das Füllmaterial. Die Tannenzapfen möglichst eng in eines der größeren Fächer füllen. Hier wohnen später mit Vorliebe Spinnen und Käfer.
Die Rundhölzer abmessen und auf die richtige Länge (ca. 14 cm) zuschneiden.
Beim Schlichten von Hölzern und Ziegeln möglichst wenig Zwischenraum lassen.
Jetzt mit unterschiedlich dicken Bohrern (4–8 mm) verschieden tiefe Löcher (3–7 cm) bohren. In den Röhren brüten und überwintern alle möglichen Wildbienen.
Mit dem Schilfgras richtet man ein Zimmer im Obergeschoß für Ohrwürmer, Marienkäfer und Florfliegen ein. Die ziehen auch gern in trockenem Heu, Stroh, oder Holzwolle ein.
Schilfrohr auf 14 cm Länge zuschneiden. Es eigenen sich auch Stroh, Bambus, Holunder oder Stauden. Schwebfliegen und Marienkäfer überwintern in solchen hohlen Pflanzenstängeln.
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Emil – die Flasche®:
Ein Herz aus Glas ist seine Stärke Kein Verpackungsmüll! Schon 1990 hatte man bei Familie Weiß die Nase voll vom allgemeinen Verpackungsmüll. Deswegen erfand Agnes Ziegleder-Weiß die wiederverwendbare, transportsichere Pausenflasche aus Glas, die auch hinsichtlich der Lebensmittelechtheit keine Fragen offen lässt. Tochter Magdalena arbeitet heute in der Geschäftsleitung des Familienunternehmens mit. Das Herz aus Glas: Nur Glasflaschen erhalten die Energie, den Geschmack und die Reinheit eines Getränks in vollem Umfang. Deswegen ist das Herz von Emil eine immer wieder befüllbare Glasflasche, sicher „verpackt“ in einem schützenden Thermobecher und einer Textilhülle (Bio-Baumwolle oder Öko-Tex 100). Emil gibt es in drei Größen (300ml, 400ml und 600ml) sowie als Säuglingsflasche.
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Rinde oder Totholz in kleine Stücke zerteilen und ein Zimmer damit füllen. Käfer, Asseln und Spinnen werden hier wohnen.
Oben in die Dachkammer kommen gesammelte leere Schneckenhäuser.
Zum Schutz vor Vögeln, die gerne die Bewohner jausnen oder mit dem Mobiliar ihr eigenes Nest bauen, wird zum Schluss ein Drahtgitter auf das befüllte Haus genagelt.
Zum Dachdecken verwendet man große, möglichst gerade Rindenstücke. Alternativ tut es auch Dachpappe aus dem Baumarkt – der fehlt allerdings der wild-romantische Look.
Für jene, die weniger leidenschaftlich heimwerken, empfehle ich die »Nützlingshaus-für-ungeschickte-Kreative«-Variante: Findet Dinge, die befüllt werden können – ein hohler Baumstumpf, ein hölzener Weinkarton, ein Blechkübel. Den Viechern ist es egal, ob ihr Haus wie ein Haus aussieht, Hauptsache, die Möblage stimmt!
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interview und bild
Jürgen Schmücking
Nicht nur vom Brot allein Helmut Gragger und Josef Weghaupt: die coolsten Bäcker der Stadt. Jung, frech und sie haben die besten Brote im Ofen. Bei Social Media gehen sie verschiedene Wege. Wir wollten wissen, warum.
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biorama: Warum boomt Brot im Moment so? Ich meine nicht irgendein Brot, sondern hochwertige Brotspezialitäten, die auch einen gewissen Preis haben. josef weghaupt: Ich bin überzeugt, dass der Konsument von der Qualität, die er im Handel jetzt über Jahre hinweg bekommen hat, einfach gesättigt ist. Ich glaube auch nicht, dass es reicht, »bio« draufzuschreiben. Darüber sind wir hinweg. Der Konsument will einen spürbaren Unterschied haben, und dieser Unterschied muss sich im Geschmack manifestieren. helmut gragger: Ich glaube, weil es einfach … weghaupt: Entschuldige, darf ich kurz ein Foto für Facebook machen? gragger: »… also ich glaube einfach, weil es mittlerweile so wenig handwerklich gut gemachtes Brot gibt. weghaupt: … und ist schon online. gragger: Echt? So schnell geht das? Also ich glaube einfach, weil es mittlerweile so wenig handwerklich gut gemachtes Brot gibt. Und weil viele es von früher her noch kennen, wie gutes Brot schmecken soll. Naja, und weil jetzt eine neue Generation von Bäckern heranwächst – wir sind beide ja noch recht jung –, die einen anderen Weg gehen mit der Bäckerei. weghaupt: Ich merke bei unseren Kunden, die suchen nicht einfach nur – die haben ein echtes Verlangen. Nach guter Qualität und ehrlichen Produkten.
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Helmut Gragger (links) wundert sich, wie viele Likes das gemeinsame Foto vom biorama-Talk mit Josef Weghaupt (rechts) gerade auf Facebook bekommen hat.
OK, darin seid ihr beide euch recht ähnlich. Qualitätsorientierung, Handwerk, guter Geschmack. Wie bringt man digital rüber, dass es schmeckt? weghaupt: Keine Ahnung. Offensichtlich gelingt es euch aber irgendwie. weghaupt: Also wenn wir über Facebook reden, dann posten wir einfach unsere Produkte. Den Kanal nutzen wir, seit wir gestartet sind – und zwar ziemlich massiv. Wir haben damit begonnen, weil wir gemerkt haben, dass unser Brot kein Gesicht hat. In der Gastronomie waren wir ganz gut vertreten, aber im Shop? Da haben wir uns überlegt, wie wir das lösen können. Homepage! Klar, brauchen wir – aber wie halten wir die Website aktuell? Wie kann ich schnell kommunizieren, ohne jemanden damit zu beschäftigen, der andauernd die Homepage auf Stand hält? Also, was ist der schnellste Kommunikationsweg? Hey, Facebook. Cool, machen wir. Woran habt Ihr erkannt, dass das Facebook-Engagement erfolgreich ist? weghaupt: Likes! Gibt es einen direkten Zusammenhang zwischen Likes und Umsatzzahlen? weghaupt: Nein. Oder doch. Keine Ahnung. Eigentlich erheben wir diese Zahlen nicht. Wo es schon spürbar wird, sind Aktionen. Wir haben 120 Like-Brote für 10.000 Likes verschenkt. Aber das ist nicht wirklich repräsentativ. Mir geht es bei Facebook nicht um Zah-
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len. Ich will den direkten Kontakt mit meinen Kunden. Bei den Erdbeergolatschen wollten die Leute zum Beispiel wissen, wo wir unsere Erdbeeren her haben. Dann schnell und unkompliziert zu reagieren, ist schon cool. Schau, das ist mein heutiger Tag. Brioche – Foto, BioPolentabrot mit Paradeisern von Erich Stekovics – Foto. Und im Laufe des Tages posten wir das. Nehmen die Kunden im Shop Bezug auf euren Facebook-Auftritt? weghaupt: Nein, eher selten. Was dagegen oft vorkommt ist, dass uns Leute auf Facebook direkte Rückmeldung geben. Positiv wie negativ. Darauf versuchen wir rasch zu reagieren. Das ist ein Kanal, der uns mittlerweile recht wichtig ist. Helmut, bei euch schaut das ja ganz anders aus. Wie kam es zur Entscheidung – wenn es eine Entscheidung war –, nicht auf Social Media zu setzen? gragger: Das war keine bewusste Entscheidung. Ich bin gelernter Bäcker und habe nie was anderes gemacht, als Brot zu backen. Wir haben dann in Wien ein Geschäft eröffnet und sind über Mundpropaganda bekannt geworden. Und das hat eh ein paar Jahre gedauert. Der Hype ist übrigens erst in Wien entstanden. Wir waren aber davor auch schon ziemlich gut. Aber eine Holzofenbäckerei im 1. Bezirk zu eröffnen, war halt schon – wie soll ich sagen – recht ungewöhnlich. Jedenfalls war mir das nicht bewusst, dass ich als Bäcker auch einen Hype
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Bioranking – Bio-Hitlist in Social Media
auslösen kann. Von Köchen kannte ich das. Auch von Winzern. Aber Bäcker? Das war neu. Wahrscheinlich nicht nur für mich. Jedenfalls war deswegen Werbung im klassischen Sinn gar nicht notwendig. Was ich schon angehen möchte ist, ein Blog über Brot zu starten. Allerdings weniger als werbetechnische Maßnahme, sondern weil da so viel Potenzial und so viele Themen drinstecken. … zum Beispiel? gragger: Ich habe gerade ein Interview für eine österreichische Tageszeitung zum Produkt »Eat the Ball« (Anm.: ein in Ballform vermarktetes Gebäck, das mittels Enzymen länger haltbar ist) gegeben, weil für mich Produktionsweise, Inhaltsstoffe und Haltbarkeit nicht zusammenstimmen. Da geht es hauptsächlich um nicht deklarationspflichtige Enzyme. Das ist ein klassisches Thema für ein Brot-Blog, das sind Themen, die öffentlich diskutiert werden müssen. Das interessiert mich schon. Wie geht es weiter, was sind eure nächsten Projekte? gragger: Josef kauft sich einen Holzofen und ich mache eine Facebook-Seite auf (beide lachen). Nein, im Ernst. Ich will, dass bei mir alles weiterläuft und sich gut entwickelt. Keine großen Änderungen, keine Expansionspläne. weghaupt: Wir eröffnen bald eine neue Location. Wo, ist noch top secret. Aber bald. Schau, wie viele Likes wir schon haben!
Biorama und Super-Fi präsentieren mit dem Bioranking eine Performance-Messung von Bio-Marken in sozialen Netzwerken. ——— Bio wächst – die Nachfrage nach biologisch produzierten Lebensmitteln, Eco-Fashion und Bio-Kosmetik steigt weiter. Offline sprechen die Zahlen für sich. Doch wie handelt die Bio-Branche in Social Media, um sich im immer größer werdenden Markt zu positionieren und mit Kunden in Kontakt zu treten? Das Bioranking zeigt, wie die Bio-Branche, in der abseits von großen Vermarktungsstrukturen viele kleine Produzenten und Händler agieren, das vorhandene Potenzial von sozialen Netzwerken nutzt. Fast 300 Bio-Marken aus Österreich, Deutschland und der Schweiz werden zurzeit im Bioranking beobachtet. Und es werden täglich mehr. Das von Super-Fi entwickelte System errechnet basierend auf den Algorithmen des Social Media Ranking eine Maßzahl für die Performance in den sozialen Netzwerken. Reichweite und insbesondere die Fähigkeit zur Interaktion sind ausschlaggebend für die Relevanz in Social Media. Innerhalb des Biorankings kann nach den Kategorien Lebensmittel, Getränke, Kosmetik und Fashion & Design sowie nach Ländern (Österreich, Deutschland und Schweiz) gefiltert werden. Ganz an der Spitze gibt es keine großen Überraschungen. Beachtlich ist allerdings, dass sich neben den großen Bio-Marken wie Alnatura, Ja! Natürlich, Zurück zum Ursprung oder Zotter mittlerweile mit Joseph Brot, Coffee Circle oder Mymuesli auch trendige Bio-Lifestylemarken einen Namen machen. Natürlich soll das Bioranking laufend ergänzt werden und wachsen. Fehlende Bio-Marken und -Akteure können über Eingabefelder auf der Website vorgeschlagen werden. Entspricht ein Account den Anforderungen, wird er in das Ranking aufgenommen. www.bioranking.eu
www.gragger.at www.joseph.co.at
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Leser-safari
wien
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Vollreife Merlot-Trauben mit Potenzial zu 14 % Alkohol. Eine halbe Tonne pflücken und sortieren wir an diesem Tag händisch.
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Thomas Weber
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Markus Pauschenwein Michael Prünner
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eder Marienkäfer, jeder Ohrwurm, jede Schrumpfund Schimmeltraube macht ihn einen Hauch bitterer. Genau das zeichnet einen handverlesenen Wein letztlich aus, erklärt uns Franz Weninger. All das werden wir im Merlot Kalkofen 2013 nämlich nicht schmecken, wenn ihn uns der Winzer in eineinhalb, zwei Jahren kredenzt. Bis dahin wird er in seinem Keller im burgenländischen Horitschon lagern, ein paar Steinwürfe von der ungarischen Grenze entfernt. Dass er schmeckt, dafür bürgt Weninger mit seinem Gespür. Die Grundlagen – eine handverlesene Qualität, wie es sie sonst wohl kaum einmal gibt, selbstverständlich bio – haben wir an einem nassen, nebeligen Sonntag Ende September gelegt. »Weinmachen wie früher« stand auf dem Programm. Also: Weinlesen, händisch rebeln, die Beeren schließlich barfuß mit den Füßen quetschen. Natürlich macht es Spaß, alte Techniken auszuprobieren. Ziel war es trotzdem nicht, die Produktion von Wein nostalgisch zu überhöhen. Vielmehr ging es uns – wie bei biorama Leser-Safaris zumeist – darum, Bewusstsein für den Wert eines Lebens- oder Genussmittels zu vermitteln; zu zeigen, was Handwerk, Profession, Qualität und Leidenschaft bedeutet. Und natürlich: wie ein respektvoller Umgang mit der Natur aussehen kann. Die vollreifen, süßen Trauben – Merlot auf kargem Kalkboden – werden von akustischen Vogelscheuchen geschützt. Ein feines Fiepen soll die Starschwärme, die hier schon einmal eine Million Tiere umfassen können, fernhalten. Beim Pflücken schalten wir die Anlage ab. Ein paar Kilo Kämme – also die von Beeren befreiten »Traubenstängel« – wird Weninger später wieder in den Weingarten bringen. Gründüngung, die er dringend braucht, weil er keine Tiere hält, deren Mist er ausführen kann. Biologisch-dynamische Kreislaufwirtschaft, darauf schwört Franz Weninger. Einige seltene, auf der Roten Liste der gefährdeten Arten geführte Pflanzen, etwa das Acker-Mannsschildkraut, haben sich hier mittlerweile von selbst wieder angesiedelt. Jeder Schluck wird schmecken. Da sind wir uns fast sicher. www.weninger.com facebook.com/weingut.weninger Infos über weitere biorama Leser-Safaris auf www.biorama.eu/safari
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Emsige Leser im Weinberg: Die kleinen Kisten als Transportbehälter haben den Vorteil, dass die Trauben überhaupt nicht gequetscht werden. Nur perfektes, unbeschädigtes Traubenmaterial schafft es in den Keller.
Duftmarke: Schafwolle soll verhindern, dass sich Rehe und andere Wiesenbewohner an den Trauben laben. Ob’s wirklich was hilft, weiß Franz Weninger selbst nicht. Wäre vielleicht einmal ein Thema für einen wissenschaftlichen Feldversuch.
Die hohe Pflanzdichte wie auch die niedrige Traubenhöhe hat Weninger bewusst kultiviert. Bodennahes CO2 fördert die schnelle Reifung der Trauben. Für die Lese-Mannschaft macht es das allerdings etwas mühsamer. Qualität hat ihren Preis.
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Das Rebeln – also das Trennen der Beeren von den Kämmen – erfolgt wie früher mit der Hand auf einem Holzbrett. Maschinen schaffen heute bis zu 9.000 Kilo pro Stunde. Wir schaffen zu zwanzigst knapp 400 Kilogramm in drei Stunden.
Master of Ceremony: Zwischendurch bringt uns Franz Weninger immer wieder Sturm und den Kindern Traubensaft zum Verkosten. Der Spitzenwinzer schwört auf biologischdynamische Kreislaufwirtschaft.
Beim barfüßigen Stampfen der Trauben gelangt viel Sauerstoff in die Maische. Dieser fördert die Gärung. Unversehrte Trauben gären geschlossen. Das gibt dem Wein ein spezielles Aroma.
Eine Heidenarbeit, aber auch ein Heidenspaß: Winzer Franz Weninger erläutert den Teilnehmern der biorama-LeserSafari die Vorzüge seines biodynamischen Landbaus. Wichtig ist ihm, sich »bewusst« mit der Materie auseinanderzusetzen.
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Auch beim Umfüllen der Maische in das für die Gärung vorgesehene Holzfass wird diese mit Sauerstoff angereichert. Eineinhalb bis zwei Jahre hat der Merlot 2013 nun Zeit, bevor wir ihn 2015 in Flaschen füllen.
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#16: Tod im Netz Das Internet hat eine konzeptionelle Schwäche: Es ist so gut wie nicht auf Tod, Verschwinden und Vergessen vorbereitet. All unsere digitalisierten Äußerungen – ob Text, Bild oder Video – die einmal online gegangen sind, bleiben das auch. Am deutlichsten wird das, wenn ein Mensch stirbt. Es gibt keinen Statusupdate mit Inhalt „tot“. Das Netz vergisst nicht und doch geht viel verloren. Wer sich etwas mit der Geschichte digitalen Kunstschaffens auseinandersetzt, wird rasch feststellen, dass es gar nicht so einfach ist, auf ältere Werke zuzugreifen. Diese wurden oft in der Programmiersprache und für Endgeräte entwickelt, die heutzutage nicht mehr gebräuchlich sind. Auf der einen Seite müssen wir also dem Netz das Vergessen beibringen und auf der anderen müssen wir Mechanismen entwickeln, um das technologische Vergessen zur verhindern. Kurz vor Allerheiligen wollen wir bei twenty.twenty über den Tod und das Verschwinden im Netz diskutieren. Keynote: Elisabeth Rank Die studierte Kommunikationswissenschaftlerin und Ethnologin hat u.a. Texte für jetzt.de, die Süddeutsche Zeitung, Spiegel Online, Die Zeit und die Tageszeitung verfasst. Für ihren Vortrag „Bis der Tod uns scheidet“ bei re:publica 13 hat sie sich sehr intensiv mit sozialen Medien und dem Umgang mit dem Sterben auseinandergesetzt.
Di., 29.10.2013 – Empfang 18:30 Uhr – Start 19:00 Uhr The Hub Vienna, vienna.the-hub.net Wien 7., Lindengasse 56 / Top 18 –19 Die Veranstaltungsreihe twenty.twenty widmet sich als offene Diskussionsplattform Zukunftsszenarien einer Welt 2020. Denn: Zukunft kann nicht gepredigt oder verordnet werden. Sie gehört diskutiert und gestaltet.
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Ministerium für Glück und Wohlbefinden
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Glück ist ein Ministerium »Happiness is a warm gun«, sangen die Beatles. Glückseligkeit ist eine Kommission, die sich darum kümmert, weiß man in Bhutan. Geht es nach zwei Kommunikationsdesign-Studierenden der Hochschule Mannheim, soll sich jetzt auch in Deutschland ein Ministerium dem Glück annehmen.
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n den frühen 90ern kam es im Königreich Bhutan zur Vertreibung von ungefähr 100.000 Angehörigen der nepalesischen Minderheit – damals immerhin fast ein Fünftel der Bevölkerung. Erst seit 1998 untersteht der König als Staatsoberhaupt der Autorität des Parlaments. 1999 wurde das Verbot von Internet und Fernsehen aufgehoben. Politische Parteien sind erst seit 2007 erlaubt. Seit den Wahlen zum Unterhaus 2008 kann man von einer Demokratie nach westlichen Standards sprechen. Es ist also nicht die jüngere Geschichte des Königreichs, die viele Systemkritiker in der westlichen Welt inspiriert. Vielmehr ist es die 1972 vom vierten Drachenkönig Jigme Singye Wangchuck ausgegebene Losung:
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»Das Bruttonationalglück ist wichtiger als das Bruttonationalprodukt.« Dieser Satz bildet die wirtschaftspolitische Marschroute Bhutans und spiegelt seine buddhistische Kultur und traditionelle Ausrichtung wieder: Wirtschafswachstum muss im Einklang mit kultureller Identität und intakter Umwelt stattfinden, es braucht gutes Regieren und eine gerechte Wirtschaftsentwicklung. Wachstum ist demnach kein Selbstzweck, sondern ein Mittel zum Zweck und dieser heißt: ein erfülltes Leben zu führen. Überwacht und umgesetzt wird dieses Konzept von der »Kommission für das Bruttonationalglück«. Diese prüft einerseits, wie sich politische Entscheidungen auf
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Werner Sturmberger bild
Daniel Clarens Ministerium für Glück und Wohlbefinden
das Bruttonationalglück auswirken könnten – ähnlich wie in Europa etwa Umweltverträglichkeitsprüfungen angestellt werden. Andererseits schickt die Kommission in regelmäßigen Abständen Interviewer aus, um das Bruttonationalglück zu erheben. Mit dem Ende letzten Jahres erschienenen Dokumentarfilm »What Happiness Is« kann man sich davon und von Bhutan ein Bild machen.
Die Frage des Glücks Ursprünglich aus einer Seminararbeit hervorgegangen, ist das Projekt »Ministerium für Glück und Wohlbefinden« für Daniel Clarens und Gina Schöler, beide studieren Kommunikationsdesign an der Hochschule Mannheim, mittlerweile viel mehr als eine bloße Fingerübung. Inspiriert von Bhutans Kommission für Bruttonationalglück haben die beiden ihre Kampagne gestartet: Ziel dieser ist es, unsere grundlegenden Bedürfnisse wieder ins Zentrum zu rücken und ein Wachstumsparadigma herauszufordern, das sich vom gesellschaftlichen Wohlergehen abgelöst zu haben scheint. Über soziale Netzwerke, in Diskussionsrunden und Filmvorführungen, aber auch in Straßenaktionen thematisieren die beiden die Frage des Glücks und was es denn überhaupt sein könnte. biorama im Gespräch mit Gina Schöler. biorama: Die österreichische Wirtschaftskammer wirbt mit dem Slogan »Geht’s der Wirtschaft gut, geht’s uns allen gut.« Wie stellt sich für euch der Zusammenhang von persönlichem und gesellschaftlichem Wohlergehen dar? gina schöler: Das ist ein Hammer-Slogan – wenn man ihn umdrehen würde. Die Wirtschaft soll ja immer noch dem Mensch dienen und nicht andersrum. Das sollte das Ziel von wirtschaftlichem Handeln sein. Wenn die Grundvoraussetzungen für ein gutes Leben gegeben sind, geht es uns allen besser. Das gesellschaftliche hat dann auch auf das persönliche Glück unmittelbare Auswirkung. Andersrum gilt das natürlich auch: Ich kann bei mir im Alltag beginnen und so mich und mein unmittelbares Umfeld glücklich(er) machen. Wenn das jeder täte, hätte das dann auch Auswirkungen auf das gesellschaftliche Wohl. Aber das wäre wiederum nicht nachhaltig und langanhaltend, wenn die generellen Rahmenbedingungen nicht stimmen.
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Vordenker in Sachen Nachhaltigkeit: Gina Schöler im Interview mit Dr. Saamdu Chetri, Direktor des Zentrums für Bruttonationalglück in Bhutan.
Inwieweit lässt sich ein Konzept wie Bruttonationalglück, das stark in einem buddhistischen Kontext verwurzelt ist, auf Deutschland übertragen? Natürlich kann man das bhutanische Bruttonationalglück nicht 1:1 hier in Deutschland übernehmen. Die Frage ist ja letztendlich nur, ob das Bruttoinlandsprodukt der alleinige Faktor zur Wohlstands- bzw. Wohlbefindensmessung unserer Nation sein kann. Deswegen plädieren wir für unser Bruttonationalglück, denn so stünden nämlich auch ganz andere Werte und Wünsche im Vordergrund, und unser Wohlbefinden würde nicht radikal auf das wirtschaftliche Wachstum reduziert werden.
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Ministerium für Glück und Wohlbefinden
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Einer der Schwerpunkte eurer Kritik scheint mir auf Konsum und Profitmacherei zu liegen. Greift eine bloße Kritik des Wirtschaftssystems nicht zu kurz? Ein Teil unserer Kampagne besteht aus der Frage, was die Menschen wirklich glücklich macht. Wenn man den Leuten diese Frage stellt, bekommt man zum Glück ganz selten der dicke Porsche oder die neueste Handtasche als Antwort. Und genau hier knüpfen wir an: Denn es sind nicht die materiellen Dinge, die wir brauchen, um ein gutes und erfülltes Leben zu führen. Wir sollten uns wieder mehr auf uns und unser Miteinander konzentrieren, in Menschlichkeit und Freundschaft investieren und unsere kostbare Zeit anders nutzen als von einem Kaufhaus zum anderen zu hetzen, um uns kurzfristig glücklich zu konsumieren. Es wäre daher auch wünschenswert, dass das politische System sich wieder etwas mehr auf das Wohlergehen der Bürger und nicht auf das finanzielle Wohl der Unternehmen konzentriert. Ein Beispiel hierfür wären eben regelmäßige und ausführliche Glücksumfragen, welche auch ein guter Weg zu mehr direkter Demokratie wären. Es gibt ja auch durchaus Menschen, die behaupten würden, dass Staat und Staatlichkeit dem Glück diametral entgegenstehen. Ist ein Ministerium für Glück nicht sogar kontraproduktiv? Hier geht es in keinster Weise darum, die Menschen zwangszubeglücken. Das Ministerium für Glück und
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Wohlbefinden wäre garantiert nicht dafür zuständig, dass alle permanent glücklich und grinsend durch die Gegend laufen, das wäre ja schrecklich. Hier geht es auch nicht darum, Verantwortung für das eigene, persönliche Glück abzugeben und jemand anderen dafür zuständig zu machen. Es geht darum, auch in der Politik den Fokus neu zu setzen, die richtigen Rahmenbedingungen zu schaffen. Das Ministerium für Glück und Wohlbefinden würde hier als Impuls- und Ideengeber dienen, in engem Kontakt mit der Bevölkerung stehen und die Bedürfnisse ausloten, diese an die Regierung und all die anderen Ministerien weitergeben und andersrum Entscheidungen von oben gegenchecken, ob diese mit unserem Wohlbefinden kompatibel sind. Es gibt ja den Satz: »Drei Leute mit einer guten Idee können mehr erreichen als Zehntausend auf der Straße.« Könnte man damit die Idee hinter eurem Projekt beschreiben? Das könnte zutreffen – wobei »Zehntausend auf der Straße« auch etwas erreichen können, wenn man sich die aktuelle politische Lage in manchen Teilen der Welt anschaut. Aber auf uns bezogen kann man durchaus sagen, dass wir allein durch die Idee an sich, ein Ministerium für Glück und Wohlbefinden zu gründen, viel Wirbel gemacht und viel Aufmerksamkeit auf dieses Thema gelenkt haben. Dass wir das Ganze nebenher auch noch visuell ausarbeiten und grafisch zugänglich machen,
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scheint in den Hintergrund gerückt zu sein. Das ist aber auch definitiv okay so. Das Design und die Kommunikation nach außen transportieren die Idee, und so sollte es ja auch sein. Wie schätzt ihr die Wirksamkeit eurer Kampagne ein? Sind Demos denn nicht noch immer effektiver als experimentelle Straßenaktionen? Demos sind groß und laut, sicher auch kurzzeitig sehr medienwirksam. Das würde aber weder zu uns noch zu dieser Idee passen. Wir haben uns für eine dezentere und vielleicht zurückhaltendere Variante der Kommunikation entschieden. Wir möchten keine trockenen Glücks- oder Politikdiskussionen führen, wir möchten zum Nachdenken, Diskutieren, zum Mitmachen und natürlich auch zum Lächeln anregen. Und wie erreicht man das? Indem man die Menschen behutsam und freundlich einlädt, sich mit diesem Thema zu beschäftigen. Da hat sich herauskristallisiert, dass Straßenaktionen oder auch Werbematerial der etwas anderen Art die Leute faszinieren kann und sie neugierig macht. Wenngleich das Programm von Blockupy deutlich konkreter ist, geht es doch auch dabei um ein besseres Leben. In der konkreten Ausdrucksform unterscheidet sich das natürlich deutlich von eurer Kampagne. Erkennt ihr dabei Parallelen zu eurem Projekt? Ich sehe hier auf den ersten Blick keinen wirklichen Zusammenhang. Wir demonstrieren nicht gegen etwas, wir kommunizieren im Untergrund, stellen Fragen, sind im Dialog mit den Bürgern und machen auch oft spielerisch auf das Thema aufmerksam: Was macht euch glücklich? Was ist denn das gute Leben überhaupt und wie können wir es erreichen? Was muss grundsätzlich überdacht und geändert werden? Von uns – aber auch natürlich von der Politik. Die Menschen sollen durch unsere Aktionen aufwachen, aus dem Alltag gerissen werden, nachdenken und mitdiskutieren – und dabei nebenher auch noch Spaß haben. Was steht noch weiteres an und wie läuft euer Projekt mittlerweile? Ganz aktuell haben wir uns persönlich einen kleinen Terminstopp auferlegt – denn das Abgabedatum rückt näher und wir müssen noch die eigentliche Dokumentation unserer Kampagne verfassen und gestalten. Daniel wird dies in Form eines Films tun, ich werde mich an ein Buch setzen. Der Bedarf und das Interesse an Glück beziehungsweise an einem Ministerium dafür sind riesig. Feedback und Nachfrage sind enorm. Immer wieder tun sich neue Ideen und Kooperationsmöglichkeiten auf. Unser Projekt läuft gerade so wunderbar, weshalb es auch nach unserer offiziellen Abgabe weitergehen wird. Wir loten gerade aus, wie und in welcher Konstellation das geschehen kann und sind für jeden Input dankbar. www.ministeriumfuerglueck.de
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Impact Investment
Investieren mit Mission Wie lassen sich mit Geldanlagen nicht nur finanzielle Gewinne, sondern vor allem positive soziale und รถkologische Effekte erzielen? Und welche Rolle kann Impact Investment beim Aufbau eines nachhaltigen Wirtschaftssystems spielen?
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Sarah Stamatiou
Social Impact International
Unterstützt Sozialunternehmer rund um die Welt: Lisa Kleissner.
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nternehmer, die soziale und ökologische Herausforderungen durch finanziell nachhaltige Geschäftsmodelle lösen, verändern die Art des Wirtschaftens. Da sie keine reinen Profitziele, sondern an erster Stelle soziale und ökologische Anliegen verfolgen, gibt es Bedarf an Kapitalgebern, die verstehen, dass die Rendite eines Investments nicht nur finanzieller Natur sein muss, sondern auch positive Auswirkungen auf Umwelt und Gesellschaft haben kann. Durch gezielte Geldanlagen in marktbasierte Ansätze zur Lösung sozialer und ökologischer Probleme nutzen Impact-Investoren Marktkräfte, um eine nachhaltigere Form des Wirtschaftens zu ermöglichen. Lisa Kleissner und ihr Mann, der AustroAmerikaner Charly Kleissner, sind Pioniere unter den Impact-Investoren. Als Seniormanager im Silicon Valley hat Charly Kleissner unter anderem das Betriebssystem os x mitentwickelt. Als er 2002 bei seinem damaligen Arbeitgeber kündigte und seine Unternehmensanteile verkaufte, verfügte das Ehepaar über 70 Millionen Dollar, die investiert werden sollten. Der Wunsch, mit dem Geld Positives zu bewirken und zu einer nachhaltigeren Form des Wirtschaftens beizutragen, war jedoch nicht leicht zu erfüllen. biorama: Wie sahen Ihre gemeinsamen Anfänge mit Impact Investment aus? lisa kleissner: Impact Investment existierte nicht!
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Wir waren angewidert von dem Status quo, denn wir sahen: eine Industrie, in der Vermögen unter einer reinen Profitmaxime investiert wird. Als wir uns nach Anlagemöglichkeiten mit positiven Effekten auf Umwelt und Gesellschaft umsahen, konnte unser Anlageberater nichts finden und wir waren gezwungen, mit sri (Socially Responsible Investing, also ethisches Investment) zu starten, bei denen unethische Investments aussortiert werden. Doch das war uns nicht genug: wir hatten die Wahl zu entscheiden, in welche Geldanlagen wir nicht investieren wollten, anstatt aktiv Investments mit positiven ökologischen und gesellschaftlichen Auswirkungen auswählen zu können. Wir haben schließlich unseren Anlageberater gekündigt und jemanden angestellt, der unsere Anliegen ernster nahm und sich auf der ganzen Welt nach Impact Investments umsah und auch fündig wurde. Heute besteht unser Portfolio zu 91 Prozent aus Impact Investments. Wie gestaltete sich die Suche nach Sozialunternehmen, die bereit für Beteiligungen waren? Zu Beginn war der Markt unvollkommen. Wir sahen viele tolle Unternehmer, deren Unternehmen aber mangelhaft waren und die Werkzeuge brauchten, um ihre Geschäftsmodell zu verbessern. Das inspirierte uns im Jahr 2004, Social Impact International zu gründen, ein Programm zur Unterstützung und Förderung von Sozialunternehmen. Mit dem Programm sind wir nun in Indien, Zentral- und Osteuropa und Hawaii vertreten. Das Investment-Ready-Programm in Wien unterstützt Sozialunternehmer bei der Entwicklung ihrer Geschäftsmodelle und fördert die Verbreitung des Begriffs Impact Investment in der Region. Können Sie uns mehr über eines Ihrer Investments erzählen? Wir haben in die Firma Bio Lite investiert, die von zwei Amerikanern gegründet wurde. Die beiden haben einen Campingkocher für den US-Campingmarkt entwickelt, der statt Petroleum mit gesammeltem Reisig betrieben wird. Zusätzlich generierter Strom kann zum Aufladen elektronischer Geräte verwendet werden. Vom ersten Geschäftsjahr an haben die Gründer ihre Verkaufsziele weit überschritten und bereits im zweiten Geschäftsjahr waren wir am Gewinn beteiligt. Im dritten Jahr haben sie einen umwelt- und gesundheitsschonenden Ofen für Konsumenten in Entwicklungsländern entwickelt und wir haben bereits 50 Prozent unserer Anfangsinvestition zurückerhalten. All das dauert normalerweise Jahre und sie haben das in den ersten drei Geschäftsjahren geschafft! Wie schwer bzw. leicht ist es, Sozialunternehmen zu finden, die bereit für Investment sind? Die Konferenz Social Capital Markets und all die Inkubatoren und Programme zur Förderung von Sozialunternehmern haben hier eine Marktlücke geschlossen.
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Impact Investment
52 Das war auch der Grund, warum wir Toniic gegründet haben (Anm.: Toniic ist das weltweit größte Netzwerk von Impact-Investoren): um Investoren zu vernetzen und um einen Platz zu schaffen, an dem Investoren soziale Start-ups finden können, die ein für sie relevantes Problem adressieren. Toniic ermöglicht Investoren, ein diversifiziertes Portfolio zusammenzustellen und so verschiedene Lösungsansätze für die unterschiedlichen Elemente eines Problems zu finanzieren. Wie hat sich Toniic entwickelt? Als wir Toniic 2008 gründeten, taten wir dies, um Leute zusammenzubringen, die an Impact Investments interessiert waren und um die Idee von Impact Investment zu verbreiten. Mit der Zeit beschlossen wir, umzuschalten. Nun müssen Toniic-Mitglieder eine jährliche Mitgliedschaft zahlen und mindestens zwei Investments pro Jahr tätigen. Ein Drittel der Mitglieder hat uns verlassen und die Energie hat sich komplett verändert. Seit dem Start von Toniic ist Impact Investment stetig zu einer globalen Bewegung gewachsen. So wie wir widmen sich auch viele andere Impact-Investoren der Entwicklung des Sektors. Toniic und unsere Meetings sind ein Raum für diese Leute, um zusammenzukommen, voneinander zu lernen und im Verband zu investieren. Das individuelle Investmentminimum liegt hier bei 10.000 Dollar. Die größten aggregierten Investments liegen bei zwei bis drei Millionen Dollar. Investments in Start-ups in der Anfangsphase machen aber nur einen kleinen Prozentteil des gesamten Portfolios aus, da sie mit hohem Risiko verbunden sind. Mitglieder sehen sich nicht nur außerbörsliche Unternehmensbeteiligungen an. Das Ziel ist eine diversifizierte Investmentstrategie, die es Investoren erlaubt, Risiko zu streuen. Während es an der Börse leicht ist, sich an Unternehmen zu beteiligen und wieder auszusteigen, ist das bei außerbörslichen Beteiligungen nicht so leicht, es dauert länger, und der Verkauf der Anteile ist nicht immer klar. Daher müssen beide Formen von Investments kombiniert werden. Wie ist Ihre Verbindung zur Social Capital MarketsKonferenz? Bei der ersten socap-Konferenz 2008 haben Charly und ich auf zwei Podiumsdiskussionen gesprochen. Wir hatten keine Vorstellung, wie viele Leute an Impact Investment interessiert waren! Damals waren noch wenige Investoren unter den Teilnehmern, es waren hauptsächliche junge Leute, die verstanden, dass das die Zukunft ist. Jetzt gibt es viel mehr Investoren und die Relevanz von socap wächst jedes Jahr. Alle Akteure dieser Bewegung arbeiten das ganze Jahr über, bis wir uns dann bei socap treffen und zusammenkommen. socap verdeutlicht, dass es diese Bewegung gibt und das es physische Treffen braucht, um sich zu vernetzen und zusammenzuarbeiten.
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Social Capital Markets Dieses Interview entstand im Rahmen von socap13. Social Capital Markets – socap – ist die weltweit bedeutendste Konferenz für Impact Investment und soziales Unternehmertum. Seit 2008 bringt socap jedes Jahr führende ImpactInvestoren, Fonds, Sozialunternehmer und Start-up-Accelerators in San Francisco zusammen. Während es den Organisatoren anfangs darum ging, den Bereich Impact Investment und die Förderung marktbasierter Lösungen für soziale und ökologische Probleme zu etablieren und Diskussionen anzuregen, ist socap zu einer Plattform gewachsen, die unterschiedlichste Anspruchsgruppen zusammenbringt, um spezifische Herausforderungen und Sektoren zu beleuchten und Lösungen zu entwickeln. Unter dem Motto »Accelerating the good economy« (Beschleunigung eines nachhaltigen Wirtschaftssystems) diskutierten fast 2.000 Teilnehmer von 3. bis 6. September 2013 Themen wie Innovationen im Gesundheitssektor, Lösungen zur Erhaltung des Meeresökosystems und viele mehr. www.socialcapitalmarkets .net www.toniic.com www.social-impact.org www.klfelicitasfoundation .org
Das nächste Investment-Ready-Programm findet im Frühjahr 2014 statt. Für mehr Infos und Bewerbung: www.investment-ready.org
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Sobald eine Frau zur Mutter gemacht wird, beginnt ihre Mutation. Sie entwickelt sonderbare Eigenschaften, erlangt überirdische Fähigkeiten und eigenartige Macken. Vor allem, wenn das Kind nicht anwesend sind.
illustration Nana Mandl
Von Müttern ohne Kinder
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elternalltag / Ursel Nendzig
»Wer Kinder hat, kann unheimlich schnell SüSSigkeiten essen.«
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reund G. berichtet mir von einer lustiunterhalten, ein paar Nüsse knabbern, gen Nacht in einer Disko. Dort nahm er genüsslich ein Glas Bier schlürfen und an einem Schwedenbombenwettessen der leisen Musik lauschen, scheinbar teil. (Ich lasse das jetzt unkommentiert wild geworden auf der nicht vorhandeso stehen.) Obwohl eine ganze Horde stattlicher nen Tanzfläche abgeht, als gäbe es kein Männer (G. wahrscheinlich auch) um den Sieg Morgen, nicht ohne dabei im Schnellverrangen, trug ihn eine zierliche Frau davon. Sie fahren (siehe Hochgeschwindigkeitsververschluckte die Schwedenbombe in sagenhafschlingen) einen Wodka nach dem andeten vier Sekunden. G. war völlig beeindruckt und ren zu kippen und laut mitzusingen: Moki. gratulierte ihr, nicht ohne hinter das Geheimnis Sie hat außerdem höchstwahrscheinlich ein winzig kleines Handtäschchen bei ihres Erfolges kommen zu wollen, das sie ihm auch gleich offenbarte, indem sie sprach: »Ich sich, in das gerade mal ein Geldschein passt habe Kinder.« Ja, wer Kinder hat, kann un(Handy braucht sie nicht, man stelle sich heimlich schnell Süßigkeiten essen. Denn das nur vor, der Kindesvater ruft an! Der Abend wäre gelaufen. Schlüssel auch nicht, er wartet Zeug muss weg, bevor sie – »Was isst du da?« – um die Ecke biegen. Das Hochgeschwinbestimmt schon hinter offener Tür.) Noch so digkeitsverschlingen ist eine Eigenschaft eine Moki-Sache: Essensreste vom Teller des der Mokis, Mütter ohne Kinder. Tischnachbarn klauben und unangeekelt in den Mokis sieht man überall. Eine Frau, die Mund stecken. Automatisches Zusammenzuim Supermarkt ihren Einkaufwagen sachcken und Pschschscht-Rufen, wenn es laut wird te hin- und herschiebt: Moki. Eine, die – der heilige Kinderschlaf ist in Gefahr, auch wenn ebendort mit glänzenden Augen, tiefensie gar nicht dabei sind. Mokis sind außerdem unentspannt durch die Gänge schlendert heimlich produktiv. Denn sie wissen nie, wie lanund in aller Ruhe die Etiketten von allen ge der Zustand der Kinderlosigkeit anhalten wird. Mokis können in einer Stunde in sieben Geschäften möglichen Lebensmitteln studiert, völlig im Glück über die Tatsache, dass sie achthundert Schuhe anprobieren. Sie können mit alleine und ohne dazu gezwungen zu anderen Mokis in nur einer halben Stunde zwanzig relevante Themen durchbesprechen. Dass sie die Arsein, diesen lächerlichen Einkaufswagen, der aussieht wie ein Rennauto, beit von hundert Kinderlosen alleine und in der Hälfte zu nehmen, einkaufen kann: Moki. der Zeit erledigen, brauche ich erst gar nicht zu erEine Frau, die in einem eigentlich wähnen. Als ich anfing, diesen Text zu schreiben, habe gediegenen Beisl, in dem alle geich mir erstmal eine Tasse Kaffee gemacht. Er ist noch mütlich an der Bar lehnen, sich warm.
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Winterradeln
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Frost fritt Die satte, leicht geselchte Luft greift tief in den pulsierenden Lungenflügel. Radfahrer merken schon ein wenig früher, wenn sich der Winter nähert.
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och fühliger sind sie nur im Norden. Ein Zufall, dass biorama in Göteborg war – der nördlichsten aller Radhauptstädte dieser Welt –, um schon vor Beginn der Saison in unseren Breiten den schwedischen Winterradlern die besten Tipps gegen beißende Kälte und Wetter am Rad zu entlocken. Doch bevor es ans Basteln geht, sollte das Rad im Allgemeinen winterfit gemacht werden. Denn speziell die kalte Jahreszeit verlangt der Summe aller Teile einiges ab.
Rundum-Check Der Knackpunkt der Tauglichkeit ist – noch vor dem Antrieb – die Bremse. Speziell im Winter spielen jegliche von der Felge losgelösten Systeme ihre Trümpfe der Kompetenzteilung aus, allen voran die Scheibenbremse. Unabhängig davon jedoch sollten alle Bremsbeläge auf Abrieb und Leitungen auf Knicke geprüft werden. Ein frischer zwei-Komponenten-Gummi wirkt auch auf müden Zangen Wunder, wobei der in Fahrtrichtung gesehen hintere Teil der Mischung der für die Bremsleistung essenziellen Reinigung der Bremsflanke dient. Auch ist die ohnehin vorgeschriebene aber selten beachtete zweite Bremsanlage besonders auf rutschiger und glatter Fahrbahn der besseren Kontrolle dienlich.
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* schwedisch für frostfrei
Weiters gilt es die Bremskraft auf den Boden zu bringen, daher sind auch die Reifen auf Sprödigkeit, Risse und auf Vorhandsein ausreichender Lauffläche zu kontrollieren. Auf geräumter Fahrbahn sind keine speziellen Reifen für den Wintereinsatz notwendig, eine große Rolle spielt jedoch der gefahrene Luftdruck. Dieser sollte sich für bestmögliche Traktion am unteren Ende des am Mantel angegebenen Drucks orientieren. Kosmetisches, wie ein eingerissener Sattel oder die bereits verrostete Kette, darf besonders in stark gesalzenen, urbanen Gegenden noch bis zum Frühling totgeritten werden. Dafür, dass die für den Bremsvorgang nicht unrelevanten Finger auch bei starken Minusgraden nicht abfrieren, sorgt der erste Schweden-Tipp:
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text und bild
Sebastian Rahs
01 // Alces Acerbis Die erste diy-Maßnahme gegen kalte Finger sollte selbstredend ein oder auch gern einmal zwei wärmende und dichte Paar Handschuhe sein. Gegen den sogenannten Windchill-Effekt jedoch, welcher die empfundene Temperatur noch gehörig weiter in den Keller treibt, helfen die aus einer herkömmlichen 1,5-Literpet-Flasche gebastelten Windabweiser vor den Bremshebeln. Die Flasche wird hochkant mittig geteilt, wobei man für den dickeren Boden und den Flaschenhals eine starke Hand oder aber feine Säge benötigt, und mittels Haushaltsschnur oder Klebeband an der Lenkstange montiert. Je nach Brems- und Schaltsystem müssen für die Zugverlegung Aussparungen in die Flaschenhälften geschnitzt werden. Auch die Art der Befestigung variiert leicht je nach Lenkerform. Motocross-Kennern dürfte die Idee nicht neu, aber die Anwendung am Rad umso mehr bis dato unwissentlich abgegangen sein.
02 // Robo-Cup Um bereits genannten effektierenden Fahrtwind auch von den Fußfingern fern zu halten, genügt bereits der Griff ins Backfach. Die – überprüft – auch in unseren Breiten schon fast überall erhältlichen Muffin- oder Mini-Kuchen-Backformen eignen sich nicht ausschließlich, um gesammelte Blaubeeren zu verwerten, auch um blaue Zehen loszuwerden sind die aus weichem Aluminium geformten und wiederverwendbaren Töpflein ideal. Über die hoffentlich warm besockte Zehenkuppe gestülpt und – vorzugsweise aber nicht ausschließlich – im Schuh getragen, reflektieren sie die Körperwärme und isolieren zusätzlich.
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03 // Hobo-Daune Nachdem die empfindlichen Gliedmaßen nun selbst gegen Blizzards ausreichend geschützt sein sollten, bleibt nur noch, den Torso und somit den für den Wärmehaushalt wichtigsten Teil des Körpers zu isolieren. Schon frühe Tour de France-Fahrer wussten sich mit diesem Trick in den kühlen Berg-Etappen zu helfen. Ihre viele Kammern bildenden Papierlagen und die hohen Verfügbarkeit an nahezu jeder Straßenecke macht die Zeitung zum idealen temporären Begleiter auf Fahrten durch Wind und Wetter. Einmal unter das Hemd gesteckt und auch gern über die Lenden geschoben, bietet sie nicht nur hohe Isolationsfähigkeit, auch ihr Zusatznutzen während der am Ziel abgehaltenen Fika (so nennen die Schweden ihr wohlverdientes Kaffee-Päuschen) überzeugt durch und durch.
04 // Frost-Byte Da das Smartphone am Fahrrad-Cockpit in Skandinavien mittlerweile ebenso schmückt wie tiefbrauner Teint oder ein weißer Zaun, gilt es auch hier Sorge zu tragen, dass das Gerät vor Spritzwasser und die Akkuleistung vor drastisch sinkenden Temperaturen geschützt, aber rundum sichtbar durch die Avenyn befördert werden kann. Mittels zweier Textilhaargummis an den Vorbau befestigt, lässt sich das Telefon ebenso durch eine petFlasche schützen, jedoch – je nach Modell, Telefon und Flasche – meist mit der kleineren 0,5-Liter-Variante. Mit einem scharfen Messer wird der Hals abgetrennt und die Flasche einseitig horizontal geschlitzt. Je nach Lenkerform werden Ausnehmungen am Schlitz für zusätzlichen Halt eingeschnitten und die Flasche am Kopf stehend um das Handy und den Vorbau »geklippt«.
BONUS-TIPP: Zu einem Trend entwickeln könnten sich auch die selbstgestalteten wasserfesten »Körbe« aus verschiedensten Klebebändern.
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Radjahr
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Sebastian Rahs
Das Fahrrad im Mainstream Und so nimmt das Wiener Radjahr 2013 schon Anfang Oktober seinen aus Tweed gefertigten Deerstalker-Hut und sagt zum Abschied leise Servus. Ein Radjahr-Essay.
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in Blick in den Fahrrad Wien-Kalender bestätigt: Noch ein Tweed-Ride und eine Ausfahrt, um der Wienerstadt Architektur zu bewundern, und dann ist er vorbei, der ganze Zauber. 1.400 Abgesandte und Teilnehmer fanden sich Juni 2013 in Wien zur bislang größten aller Velo-city-Konferenzen zum Thema Radfahren ein. Sie bot Anlass, ein offizielles Radjahr auszurufen, ein erstes international besetztes Bikepolo-Turnier zu veranstalten und war über ein halbes Jahr mit einer Vielzahl an teils aufwendiger fahrradspezifischer Aktionen dicht umrankt. biorama widmete dem ein Spezial. Aus Sicht des Hosts – der Stadt Wien – und aller Beteiligten bestimmt ein voller Erfolg, wurde doch bereits jetzt eine merkliche Mehrzahl an Radlern offensichtlich. Das erklärte Ziel. Für all jene, welche sich durch diese über das Jahr verteilten Veranstaltungen als Fahrradfahrer bestätigt und bestärkt fühlten und dem Vergangenen nun ein wenig nachtrauern, darf ich an dieser Stelle etwas bisher kaum publik Gemachtes preisgeben: Das Radjahr ist noch gar nicht wirklich um. Und dem nicht genug, gleich im Jänner schon starten wir in ein neues! Das Radjahr 2014.
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Setzt Freude in Gang Mein persönliches erstes Radjahr war 2008, das Jahr nach der Fixed-Gear-Apokalypse laut Eben Weiss (bikesnobnyc.blogspot.com) und somit ein Jahr, in dem – wie auch nach diesem – scheinbar schon alles vorbei war. Zumindest den beleidigten Gesichtern der Pabst Blue Ribbon trinkenden Hip-Kids aus Brooklyn nach zu urteilen, die die Attribute ihrer Subkultur sich zum Mainstream wandeln sahen. Mein Arbeitgeber hatte mir damals zur Auflage gemacht, mir ein Rad zu besorgen, um die Anreise zu Kundenterminen zu vereinfachen. Seine Überlegungen bezüglich eines vernünftigen, versatilen Mountainbikes – um auch gleich seine Freitag-Nachmittag-Runde innerfamiliär zu untermauern – mussten nach kurzer Recherche im Netz meiner Vorstellung eines möglichst unvernünftigen Ein-GangStadtrades weichen. Ob der finanziellen Mittel verbrachte ich nicht nur viele Stunden mit dem diy-Aufbau meines neuen Fahrrades, auch jegliche Wartung und Verbesserung wurde fortan – teils unter Anleitung von schnell gefundenen Gleichgesinnten in einschlägigen Institutionen wie der IG Fahrrad, der Bike Kitchen und der wuk Fahrradwerkstatt – in Eigenregie durchgeführt. Die frisch geschraubten Räder wurden dann während Ausfahrten getestet. Und nach kurzer Zeit erkannte ich den scheinbar schon lange existierenden FahrradMikrokosmos, in dem ich mich bewegte. Neben laufend
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stattfindenden Veranstaltungen, Ausfahrten mit mehreren hunderten Radlern, Fahrrad-Filmabenden, Stammtischen, Reparatur-Workshops und Bikepolo-Spielen, an denen sogar Radklubs aus Nachbarländern teilnahmen, war es das annuale Bike-Filmfestival, welches als Hauptfest dieser Religion mehrere Tage lang gefeiert wurde. Und über die Jahre kamen bestimmt noch ein halbes Dutzend weitere dazu. Die Freude über mein Fahrrad und an der es umgebenden Gemeinschaft eröffnete mir in diesem Jahr ein neues Bewusstsein für diese Art von Fortbewegung. Setzt Freude in Gang. Eine wohlgewählte Logline der Stadt Wien, welche für mich kaum passender sein könnte. 2013 war ein großartiges Radjahr wie andere zuvor und viele, die noch kommen mögen. Größer, ohne Frage. Und auch lauter. Und – dank sei Sheldon Brown – hat sich final jemand gut darum gekümmert, dass die den Mikrokosmos umgebende, scheinbar vorhandene Barriere durchbrochen wurde und uneingeschränkt die ganze Stadt davon erfahren und daran teilhaben konnte. Offensichtlich wird auch Fahrradfahren in Wien irgendwann Mainstream.
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Die Welt, die wir uns wünschen
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der in den ozeanen der erde schwimmende plastikabfall ist ein gigantisches ökologisches problem. um darauf aufmerksam zu machen, ernannte die unesco heuer die müllinseln der weltmeere symbolisch zum staat.
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die welt, die wir uns wünschen von Wolfgang Smejkal
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Müllflecken, so groß wie ein Kontinent: Der nun offiziell »Garbage Patch« benannte Müllteppich schließt fünf Gebiete im Nord- und Südpazifik, Nord- und Südatlantik sowie im Indischen Ozean ein, wo Müll bedingt durch Meeresströmungen zusammenwächst und eine durchgängige Oberfläche aus Plastikabfällen entstehen lässt. Zwischen Hawaii und dem amerikanischen Festland zeigt sich das besonders eindrucksvoll. Im Laufe der Jahre ist hier ein Müllstrudel entstanden, der die Größe von Mitteleuropa hat. Bedingt durch ein Hochdruckgebiet formt sich dabei ein Meereswirbel, der von aufsteigenden warmen subtropischen Luftmassen und absinkenden kühleren Luftmassen permanent gespeist wird. Plastikmüll oder anderes Treibgut, das sich im Meer befindet, wird von den Strömungen erfasst und endet über kurz oder lang in diesem überdimensionalen Müllstrudel. Laut Angaben der US-Behörde noaa (National Oceanic and Atmospheric Administration) verweilen Partikel dieses Teppichs bis zu 16 Jahre in dem Kreisel. 2008 wurde geschätzt, dass zwischen 13.000 und
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46.000 Plastikteile pro km2 Meeresoberfläche in dem Strudel zirkulieren. Geht man davon aus, dass auch die übrigen vier Müllstrudel eine ähnliche Größe aufweisen, entstünde zusammengerechnet eine Müllinsel von der Größe eines achten Kontinents. Ständig werden weitere Plastikabfälle von Müllhalden an den Küsten direkt ins Meer geleitet. Auch ist es immer noch üblich, dass mit Müll beladene Schiffe ihre Fracht einfach ins Meer kippen, obwohl das Verklappen von Kunststoffabfall seit 1988 verboten ist. Auf hoher See wird der Müll dann durch Wellenbewegung und UV-Licht fortwährend zerkleinert und nach und nach zu feinem Granulat. Doch damit verschwindet der Müll nicht – er wird sogar noch gefährlicher, weil er so in die Nahrungskette gelangt: Bei hohem Feinheitsgrad werden die winzigen Plastikteilchen, die teilweise kleiner als fünf Millimeter sind, von verschiedenen Meeresbewohnern für Plankton gehalten und als Nahrung aufgenommen. Letztlich landen diese Teilchen dann mit Fischen und Meeresfrüchten potenziell auch auf dem menschlichen Esstisch. Darin enthalten oder anhaftend sind zum Teil krebserregende Stoffe wie ddt, pcb sowie Bisphenol A. Auch der Spülsaum der Meere, einst typisch vielfältig aus Resten von Algen und Muscheln, Holz, Vogelfedern und Seegras, hat nichts mehr mit dem Strandgut von heute zu tun: Es besteht aus Zivilisationsmüll jeglicher Art, aus Verpackungen, Möbel, Kleidung, Metallschrott und Plastik in jeder Form und Farbe.
The Ocean Cleanup – das groSSe Aufräumen Mehr als 140 Mio. Tonnen Müll in den Meeren: Bislang ist es aufgrund der riesigen Ausmaße dieses Umweltproblems nicht gelungen, den Plastikmüll in den Ozeanen einzudämmen. Die schwimmenden Abfallberge mit Booten abzufahren und dabei so viel Müll wie möglich einzusammeln, würde Jahrhunderte dauern. Dieser unfassbaren Verschmutzung will Boyan Slat, ein 19-jähriger Technologie-Student aus den Niederlanden, nun zu Leibe rücken – mit einer Erfindung, die an Einfachheit fast nicht zu überbieten ist. Mit Hilfe von schwimmenden Sieben, verankert an Stellen mit idealen Meeressströmungen und besonderer Müllkonzentration, sollen die Plastikteile in Auffangvorrichtungen gespült
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werden. »Über die Meere zu fahren und den Müll einzusammeln, wäre teuer, unbeholfen und würde zudem die Umwelt weiter verschmutzen«, begründet Slat auf der Projekt-Homepage die Idee hinter seiner Erfindung. Sein Ansatz ist deutlich einfacher. »Meine geplanten Sammelstationen bedienen sich der natürlichen Strömung und filtern den Müll aus dem Wasser. Der wird gesammelt und zum Recycling an Land befördert. Um Lebewesen nicht in Mitleidenschaft zu ziehen, sind keine Netze vorgesehen, sondern riesige Ausleger, die eine Art Trichtersystem bilden. Diese arbeiten nur mit der Kraft der Strömung – Tiere können also einfach wieder daraus entkommen.« Mehrere dieser sogenannten Ocean Cleanup Arrays (oca) werden am Meeresgrund befestigt und bilden einen Cluster aus Trichtern, in die der Kunststoff ganz von selbst treibt. In der Mitte sitzt eine große Auffanganlage mit einem Filtrierungssystem. Slat schätzt, dass durch das Recycling des Mülls solche Anlagen sogar profitabel arbeiten könnten. Er will ein ganzes Netzwerk aus ocas aufbauen, um eine möglichst große Fläche abzudecken. Potenziell denkbar wäre es jedenfalls, diese in jedem der fünf weltweit existierenden ozeanischen Wirbeln zu platzieren. Mit nur 24 Stationen könnten bereits über 7 Milliarden Kilogramm Plastikmüll in nur fünf Jahren aus den Meeren gefischt werden. »Das Konzept ist so effizient, dass wir mehr Geld verdienen würden als wir dafür ausgeben müssten«, ist Slat überzeugt. Slat hatte »The Ozean Cleanup« erstmals im Herbst 2012 mit großem Erfolg auf der tedx-Konferenz in Delft vorgestellt. Das Projekt wurde inzwischen auch vom niederländischen Umweltministerium ausgezeichnet und gewann den Best Technical Design Award an der TU Delfs. Bis Juni 2013 konnte Slat auf der Crowdfunding-Plattform Indiegogo die erforderlichen 90.000 US-Dollar für eine Machbarkeitsstudie sammeln, die möglichst rasch beweisen soll, ob die Idee wirklich realistisch ist. Daran sind 50 Ingenieure, Modellbauer und externe Experten beteiligt. Einstweilen sind Boyan Slat und sein Team noch mit der Simulation im Labor beschäftigt, in Kürze wird ein Forschungsschiff aber Kurs auf den ersten Müllteppich nehmen. Slat will seine ersten Ergebnisse noch in diesem Jahr
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publizieren. Sollte sich herausstellen, dass die Idee tatsächlich aufgehen kann, will der Jungforscher eine Stiftung etablieren, die dann die eigentliche Umsetzung übernimmt – zusammen mit Partnerorganisationen und der Industrie. Sollte die Studie dagegen zeigen, dass der riesige Filter für Plastikmüll im Meer nicht einsetzbar ist, gibt es einen Plan B. Dann soll das Konzept in abgespeckter Form bei Flussdeltas und Küstengebieten zum Einsatz kommen. www.boyanslat.com
Das Plastik ist nicht statisch, es bewegt sich. Warum sollte man sich also durch die Ozeane bewegen? Stattdessen lassen wir den Ozean zu uns kommen. Boyan Slat
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Reisen mit Sinn
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Weit, weit weg mit Wwoof W
Mirjam Bromundt
Zwei Wochen Süditalien, ein Monat Kenia oder doch Weihnachten auf Hawaii? Eine kleine Anleitung zur Winterflucht mit Sinn.
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woofen ist sehr befriedigend und macht einfach Spaß«, sagt Christoph Poss. »Man unterstützt sinnvolle Projekte und sieht am Ende des Tages das Ergebnis seiner Arbeit.« Der 24-Jährige studiert Ökolandbau und Vermarktung in Eberswalde bei Berlin und denkt er an Urlaub, reicht eine Pauschalreise in die wohlige Südseesonne nicht aus – Nachhaltigkeit ist ihm ein wichtiges Anliegen. Immer wieder entscheidet er sich für das Wwoofen als günstige Form des Reisens, die neben dem Kennenlernen neuer Kulturen und dem Sammeln von Erfahrungen einen ökologischen Mehrwert bietet. 1971 in England entstanden, steht Wwoof für »Willing Workers on Organic Farms«, ist als Organisation in ca. 100 Ländern rund um den Globus vertreten und bietet im Winter eine schöne Option, der europäischen Kälte zu entkommen. Das Prinzip ist einfach: Wwoof vernetzt weltweit Freiwillige mit rund 6.000 ökologischen landwirtschaftlichen Betrieben, wo für Unterkunft und Verpflegung täglich vier bis sechs Stunden mitgeholfen wird. Der Rest der Zeit steht zur freien Verfügung – für Urlaub also.
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71 Günstig reisen, aber mit Sinn – das unterscheidet Wwoofen ganz essenziell von Modellen wie Couchsurfing & Co, bei denen ein kostenloser Schlafplatz im Vordergrund steht. »Ich möchte nicht nur gehetzt von einem Ort zum anderen reisen. Wenn man wwooft, bleibt man oft ein, zwei Wochen an einem Ort. So kann man die Gegend wirklich erkunden, die Leute vor Ort kennenlernen und trifft immer wieder tolle Menschen, die einen inspirieren«, sagt Christoph. Die Mindestaufenthaltsdauer sind zwar nur zwei Tage, doch entscheiden sich viele Wwoofer in Absprache mit ihrem Gastgeber für einen längeren Aufenthalt. »Die meisten Hosts sehen die Wwoofer als erweiterte Familie«, sagt Traci Wilson-Brown, Leiterin von Wwoof Australien, wo landesweit rund 2.500 Hosts zur Verfügung stehen. »Die Wwoofer sind in das Leben der Australier und ihrer Gemeinden integriert.« So entstehen viele Freundschaften, die sich oft ein Leben lang halten. »Es gibt gutes biologisches Essen, man hinterlässt einen kleinen ökologischen Fußabdruck und vor allem ist Wwoofen ein guter Weg, Wissen über ökologischen Landbau kulturübergreifend auszutauschen«, sagt Chaminda Kumara, Koordinator von Wwoof Sri Lanka. Er ist Teil eines kleinen, jungen Teams, das sich auf der tropischen Insel im indischen Ozean dem ökologischen Landbau verschrieben hat – mit rund 28 Grad Jahresdurchschnittstemperatur sind die 13 Mitgliedsfarmen als Reisedestination natürlich verlockend. Wwoofen kann fast jeder. »Die meisten Wwoofer sind Backpacker, aber wir haben auch Familien mit Kindern oder ältere Wwoofer wie zum Beispiel die sogenannten Grey Nomads«, sagt Traci. »Rund 500 unserer Hosts sind auf Kinder vorbereitet und eigentlich gibt es nur eine Hauptanforderung: dass man sich körperlich wie geistig der Arbeit auf dem Hof gewachsen fühlt.« Und diese sieht mitunter sehr unterschiedlich aus, stehen von Weinbau bis Schweinezucht, von Permakultur bis zu biologisch-dynamischer Landwirtschaft, vom Familienbetrieb bis zum professionellen Unternehmen doch ganz verschiedene Höfe zur Auswahl. »Richtig schwere körperliche Arbeit ist das meistens aber nicht«, erzählt Christoph von seiner Wwoof-Erfahrung, »und es ist immer jemand da, der einem den Job erklären kann.«
Exotische Ziele Chile oder Sierra Leone, Süditalien oder Nepal, Sri Lanka oder Australien – die Liste der Destinationen lässt Urlaubsstimmung aufkommen. »Rund 62 Prozent unserer Wwoofer kommen aus Europa«, sagt Traci. »Viele versuchen, dem kalten Winter dort zu entgehen, bleiben dann allerdings länger und kriegen auch unseren Winter ab«, lacht sie. Auch Chaminda spürt in den Wintermonaten eine steigende Nachfrage aus Europa, doch
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Australisches Outback oder italienischer Mezzogiorno: Für Kost und Logis wird bei Wwoof auf Bio-Bauernhöfen auf der ganzen Welt mitgearbeitet.
während Wwoof Sri Lanka mit der Gründung im Jahr 2010 noch eine sehr frisches Projekt ist, gehören Neuseeland (1973) und Australien (1981) nach England zu den ganz alten Hasen – was sich im Ranking der größten Wwoof-Organisationen weltweit im ersten Platz für Australien (über 12.000 Wwoofer jährlich) bzw. im dritten Platz für Neuseeland (rund 8.000 Wwoofer) niederschlägt (Stand 2010). Auch Christoph zog es beim ersten Mal nach Down Under: »Für mein Vorpraktikum habe ich mich entschlossen, sechs Monate in Neuseeland zu wwoofen und landete bei sieben verschiedenen Hosts. Drei davon waren zertifizierte Biohöfe, die Obst und Gemüse anbauten, die anderen vier Privatpersonen mit einem sehr großen Garten. Die Früchte dort waren sehr beeindruckend, so vielfältig und lecker!«
How To? Man wird ganz einfach Mitglied. Auf der Homepage der Dachorganisation findet sich eine Liste aller Wwoof-Organisationen weltweit. Hat man sich für ein Land entschieden, informiert man sich über das jewei-
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Reisen mit Sinn
72 Richtig schwere körperliche Arbeit ist das meistens nicht und es ist immer jemand da, der einem den Job erklären kann. Christoph, leidenschaftlicher Wwoofer
lige Beitritts-Prozedere, das in der Regel immer ähnlich ist. Üblicherweise müssen die Organisationen ohne öffentliche Förderung auskommen, weshalb sie ganz auf die Mitgliedsbeiträge der Hosts und Wwoofer angewiesen sind. Ein Wwoofer zahlt dabei je nach Land jährlich zwischen 0 und 56 Euro. »Wir versuchen, gerade so viel zu verlangen, dass wir das Projekt nachhaltig am Laufen halten können«, sagt Traci. Nach Bezahlung bekommt man ein personalisiertes Buch, in dem alle teilnehmenden Höfe aufgeführt sind. Die Kontaktaufnahme ist dann Aufgabe des Wwoofers, der sich mit den Hosts in Verbindung setzt, alle Details festlegt, die Anreise und das entsprechende Visum organisiert. Eine ziemliche Vertrauensangelegenheit also, denn so wie die Höfe sich auf die helfenden Hände verlassen, verlassen sich Wwoofer auf die Gastfreundschaft der Hosts. »Der große Vorteil des Wwoofens gegenüber anderen Plattformen ist, dass alle Hosts von uns überprüft werden und sich die Wwoofer bei Beitritt ausweisen müssen«, sagt Traci. Mit dem Ausweis und dem personalisierten Buch der Organisation können die Hosts jeweils gegenchecken, wen sie vor sich haben. Auch wird genau geschaut, ob wirklich ökologisch gewirtschaftet wird. »15 Prozent unserer Höfe sind offiziell zertifiziert, der Rest erklärt sich dazu bereit, den Richtlinien zu folgen, wobei wir mit dem Beitrittsformular schon ganz gut feststellen können, ob die Hosts auch wissen, was sie tun«, so Traci. Chaminda überzeugt sich gerne selbst vor Ort von der Arbeit auf den Höfen und verlässt sich sehr auf das Feedback der Wwoofer. Persönliches Feedback ist prinzipiell ein wichtiges Element von Wwoof – jenes der Wwoofer, aber auch das der Hosts. »Dies ist wahrscheinlich die herausforderndste unserer Tätigkeiten. Wir müssen bei Beschwerden unparteiisch versuchen, die richtigen Konsequenzen zu ziehen, um so das Projekt sicher für alle zu erhalten,« sagt Traci. Was die Sicherheit angeht, hatte Christoph nie Bedenken und würde das Wwoofen sofort jedem wärmstens empfehlen. Nicht umsonst hat er sich nach seinem Neuseeland-Aufenthalt auch beim nächsten Urlaub in Schweden wieder fürs Wwoofen entschieden. www.wwoof.net
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Das Prinzip gefällt, aber Landwirtschaft ist vielleicht nicht so deins? Kein Problem – Urlaub mit Sinn gibt’s auch in ähnlichen Varianten: — — —
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Marktplatz Zahnpflege
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Nina Daniela Jaksch
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Elisabeth Els
DIY-TIPP Das einfachste selfmade Mundwasser fürs Gurgeln und Mundspülen ist Salbeitee (Salvia officinalis), ein altes Hausmittel gegen Entzündungen im Mund- und Rachenraum. 1 TL Blätter mit 1 Tasse heißem Wasser überbrühen und zirka zehn Minuten ziehen lassen.
Auf den Zahn gefühlt Bürste plus Zahncreme und dann kräftig schrubben – das war einmal. Ganzheitliche Zahnpflege ist die gesunde Alternative.
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nsere Vorfahren betrieben Zahnreinigung mit zerfaserten Weidenstöckchen, im Orient und Asien ist die sogenannte Zahnfege mit Neemzweigen oder dem Miswak-Zahnholz des Arakbaumes noch heute gebräuchlich. Die erste Zahnbürste soll um 1500 in China erfunden worden sein, aber erst nach der Erfindung des Nylon um 1935 gab es eine Herstellung fürs breite Volk. Im täglichen Kampf gegen Zahnbelag und Speisereste verwendet Otto-Normal-Zahnputzer heute oft Zahnbürsten mit sehr harten, spitzen Borsten, drückt ordentlich auf die Tube und verwendet Zahnpasten mit scharfen Tensiden, die den dünnen Zahnschmelz zerkratzen und Putzschäden erzeugen können und spült dazu mit Desinfektionsmitteln, die die gesamte Mundflora lahmlegen. Klüger und gesünder ist es, natürliche Zahnpflege und ganzheitliche Mundhygiene sorgfältig mit allen zur Verfügung stehenden Tools zu betreiben: Mundspülung, Zahnbürste, Zahnseide und Zungenreiniger. Die übrigens trocken und luftig aufbewahrt werden sollten, sonst freuen sich die Bakterien. Natürliche Zahnpflegeprodukte zielen darauf, das Gleichgewicht der Mundflora zu bewahren, sie verwenden zahnschmelzschonende, mineralische Putzkörper wie Kieselerde, Mineralerde und Kreide. Statt synthetischer Aroma-, Farb- und Konservierungsstoffe setzen sie auf natürliche ätherische Öle und entzündungshemmende, ausgleichende und stärkende Pflanzenextrakte.
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1 // Sanfter schrubben Natürliche Zahnpflege ohne Zahnpasta und Wasser, entwickelt vom Morbach-Hunolsteiner Zahnarzt Thilo Grauheding: Die swak-Zahnbürste ist eine Fusion aus dem traditionellen Zahnpflegemittel Miswak, sprich den weichfasrigen Ästchen des »Zahnbürstenbaumes« (Salvadora persica L.), und einer modernen Einbüschelbürste, die aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt wird. Sie reinigt die Zahnflächen sanft und punktgenau. Das Miswakholz ist durch Einlegen in Kristallsalz-Sole desinfiziert und konserviert und gibt während des Zahnputzens seinen aromatischen Saft ab, der antibakteriell auf die Mundschleimhaut wirkt. www.swakshop.at
2 // Happy Zahnfleisch Pflegegel zur Kräftigung von empfindlichem Zahnfleisch: Zahnfleischbalsam mit Pflanzenextrakten von Kamille und Salbei beugt Entzündungen und Blutungen vor. Nach dem Putzen ein bis zwei Minuten sanft ins Zahnfleisch einmassieren. www.weleda.de
3 // Multi-Tool In Handarbeit auf Sri Lanka hergestellt: Zimt-Zahnstocher aus Ast- und Wurzelholz des Zimtbaumes reinigen Zahnzwischenräume, langsam zerkaut verleihen sie frischen Atem und unterstützen die Mundflora. www.natur-apeiron.de
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4 // Kräuterfrisch
8 // Für die Mundhygiene
Zur Pflege der Mundflora: Mundspülung Salbei mit Pflanzenextrakten von Eibisch, Salbei, Ratanhia, Blutwurz, Neem, Myrrhe, sowie ätherischen Öle und Propolis unterstützt bei Mundtrockenheit oder Mundgeruch. www.wala.de
Befreit von Belag und Mundgeruch: Zungenschaber aus Edelstahl für den täglichen Gebrauch, morgens nach dem Zähneputzen. Gemäß der ayurvedischen Lehre wird damit neben der mechanischen Zungenreinigung von Bakterien auch die Verdauung gestärkt und das Geschmacksempfinden verbessert. www.govindanatur.de
5 // Umweltbewusst bürsten Vom Zahnarzt empfohlen: alle acht bis zehn Wochen eine neue Zahnbürste verwenden. Die Monte Bianco Wechselkopf-Zahnbürste aus biologisch abbaubarem Material spart Müll und Geld.
6 // Ölkur Unterstützt die Mundhygiene: Ölziehen mit Mundöl Menta mit ätherischen Ölen sorgt für einen langfristigen guten Geschmack und frischen Atem. Anwendung: Nach dem Zähneputzen einen Kaffeelöffel (5 ml) Öl in den Mund nehmen und zwei bis fünf Minuten lang spülen und gurgeln. www.amanprana.de
7 // Natürliches Putzmittel
9 // Für Milchzähnchen In Konsistenz, Geschmack und Farbe der kindlichen Wahrnehmung angepasst und zusammen mit Zahnärzten entwickelt: Kinder-Zahngel mit feinem Schaum reinigt mild; mit mineralischem Putzkörper auf Kieselbasis und Pflanzenauszügen von Ringelblume sowie Fenchel- und Krauseminzeöl. www.weleda.de
10 // Tiefenreiniger Alternative zu künstlichen Zahnseiden: Vömel Zahnseide im Glasflacon aus reiner Naturseide mit Bienenwachs reinigt die Zahnzwischenräume von Belag und Essensresten.
Diese Zahncreme enthält zahnschmelzschonenden Putzkörper aus feinst vermahlenem Calciumcarbonat und gelber Tonerde sowie Spearminze, Propolis und entzündungshemmende Extrakte von Neem und Myrrhe. www.bioemsan.com
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Parvin Razavi
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DIY-Rezept
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Arnold Pรถschl
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ZUTATEN (für 4 Personen) » 700 g Rote Rüben, gründlich gewaschen und mit der Schale 30 Minuten gekocht » 250 g festkochende Kartoffeln, geschält und 10 Minuten gekocht » 500 ml Obers » Abrieb einer halben Zitrone » 2 Lorbeerblätter
» 2 Knoblauchzehen, zerdrückt » Salz » Pfeffer » ein Paar Muskatnussblüten » mehrere Zweige Thymian » 2 Packungen Mozzarella » 50 g frisch geriebenen Parmesan
das rezept im bild:
Rote-Rüben —— Gratin Die Rote Rübe stammt ursprünglich aus dem Mittelmeerraum und wurde schon von den alten Römern und Griechen auf Grund ihres positiven gesundheitlichen Nutzens geschätzt. Die bis zu 600 Gramm schwere Knolle hat eine dünne Schale und stammt aus der Familie der Gänsefußgewächse und ist mit anderen Pflanzen wie Mangold, Spinat, ja sogar Quinoa verwandt. Roter Rübensaft wirkt blutdrucksenkend und außerdem ist die Knolle reich an Vitamin A und C und wirkt somit stärkend auf das Immunsystem. Kalium und Magnesium sorgen für einen gesunden Energiehaushalt und entspannte Nerven. Das perfekte Gemüse für kalte Tage also, aber wieso nicht auch mal was Neues ausprobieren und die gute rote Knolle in einem klassischen Gericht verkochen?
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Gekochte Rote Rüben und Kartoffeln in 2 mm dicke Scheiben schneiden.
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Obers mit Zitronenschale, Lorbeerblätter, Knoblauch und Gewürze aufkochen und 10 Minuten ziehen lassen.
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Rote Rüben und Kartoffeln in eine Ofenform schichten und über jede Schicht Obers und Thymian verteilen.
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ugedeckt 30 Minuten bei 180 Grad Celsius im Z Backrohr backen. Nach 30 Minuten Alufolie entfernen und Käse darüber verteilen. Sobald der Käse eine goldbraune Farbe angenommen hat, ist das Gericht fertig.
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Speis & Trank
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Micky Klemsch
Revolution im Biergarten Die Jungen, die brauen sich was! Während sich die konformen Mainstream-Brauereien um Marktanteile kümmern, gärt es an der Basis. Junge Brauer bringen wieder handwerkliche Biere und gehen wirtschaftlich neue Wege.
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chon vor 20 Jahren kursierte ein beliebter Witz unter europäischen Bierliebhabern: »Worin gleichen sich amerikanisches Bier und Sex auf einem Ruderboot? – Both fucking close to water!« Während man auf die Geschmacklosigkeit der großen amerikanischen Marken aus Übersee anspielen wollte, brauten abseits der Lagerbiere von Miller, Budweiser und Coors schon diverse Micro-Breweries exzellente Biere. Wie später auch in Deutschland und Österreich die Gasthausbrauereien, fokussierte man anfänglich vor allem auf gängige und bekannte Sorten wie Lager, Weißbier oder saisonales wie Bockbier.
Die vorrangige Biersorte ist das ipa – ein Indian Pale Ale. Dieser Biertyp entstand schon im 19. Jahrhundert in englischen Brauereien. Damit das Bier auf den langen Schiffspassagen in die fernen Kronkolonien haltbar blieb, wurde ein höherer Hopfenanteil verwendet und ein alkoholreicheres Bier gebraut. Der Hopfen macht auch die Geschmacksvielfalt von ipas aus, die von Zitronentönen bis Mangogeschmack reicht. Laut einer aktuellen Statistik benötigen die sieben Prozent Craft BeerBrauer am amerikanischen Markt genauso viel Hopfen wie die 93 Prozent der konventionellen Brauereien.
Craft Beer steht für handwerkliches Brauen
Um 1900 galt Berlin mit 250 Brauereien für zwei Millionen Einwohner als größte Braustadt der Welt. 2013 gibt es nur noch zwei große Berliner Biermarken, die unter dem Dach desselben Konzerns brauen. Die ehemaligen Braustätten entwickelten sich zu Veranstaltungszentren – wie die Kulturbrauerei am Prenzlauer Berg – oder liegen seit Jahrzehnten als Industrieruinen brach. Aber in den Kiezen brodelt es, und junge, innovative Brauer eröffnen Kneipen mit selbstgemachtem Craft Beer. Schoppe-Bräu in Kreuzberg, das Hops & Barley in Friedrichshain oder die beiden Betriebe, die wieder Bier nach Wedding bringen wollen: Beer4Wedding und die
Erst vor wenigen Jahren entwickelte sich hier eine neue Szene. Kleine, feine Brauereien, die ihre Biere in minimalen Chargen handwerklich brauen. Statt Extrakten wurde wieder frischer Hopfen verwendet. Braumeister trauten sich zu experimentieren und orientierten sich an ihren eigenen Vorlieben statt am Einheitsgeschmack der Supermarktbiere. Craft Beer heißt der Trend und kommt aus den Vereinigten Staaten. Dort hat sich eine gewaltige Szene entwickelt, die nun langsam auch in Deutschland und Österreich Fuß fasst.
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Brauszene Berlin
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Vagabund-Brauerei. Während erstere derweilen noch als sogenannte Gypsy- oder Kuckucksbrauer ihre Kreationen in befreundeten Braustätten produzieren und damit auch deren Kapazitäten positiv auslasten, haben sich die drei jungen Amerikaner der Vagabund-Brauerei für eine eigene Kleinbrauerei entschieden. Aber das kostet Geld, und auch wenn das Genussmittel Bier wohl krisensicher erscheint – ein gewisses Startkapital muss dafür erst einmal da sein. Die Hälfte der Investitionen konnten Matt Walthall, David Spengler und Tom Crozier aus der eigenen Tasche investieren. Für weitere 18.500 Euro nutzten sie die Crowdfunding-Plattform Startnext, und nach zwei Monaten hatten sie im Juni 2013 durch 186 Unterstützer die gewünschte Summe in der Tasche. Seitdem wurde gebaut und seit September auch gebraut. Durch dieses Modell wurde die Vagabund-Brauerei zur ersten Community Supported Brewery (csb) in Deutschland. In den Staaten haben das schon einige Betriebe erfolgreich durchgezogen. Während Teilhaber in der Community Supported Agriculture (csa) ihre wöchentlichen Gemüserationen holen können, werden csb-Mitglieder – je nach Einlage – mit Bier, personalisierten Gläsern und Merchandising beteiligt. Und ganz im Sinne der Community muss oder darf man auch mithelfen. Beim Entwickeln neuer Rezepte, Verkostung von Testsuden oder auch ganz lapidar beim Reinigen der Fässer. Bier aus dem eigenen Kiez, an dem man beteiligt ist und sogar mitgeholfen hat: Das muss wirklich gutes Bier sein.
Wie reagieren die groSSen Brauereien? Den Trend der Craft-Biere haben mittlerweile auch industriell arbeitende Brauereien aufgegriffen. In kleinen Chargen brauen sie handwerkliche limitierte Editionen (Bitburger / Craftwerk, Maisel’s & Friends und Stiegl Hausbier) oder handeln so wie Radeberger mit ihrer Marke Braufactum internationale Spezialitäten dieses Segments. Im Biobierbereich hat hier das Riedenburger Brauhaus einen wichtigen Akzent gesetzt. Das Dolden Sud genannte India Pale Ale hebt sich nicht nur durch seine starke Hopfung und die 6,5 % Alkohol ab, auch das unkonventionelle Etiketten-Design fällt auf. Bierbrauer werden wieder kreativ. Sie experimentieren und gustieren. Nicht immer nur mit Hopfen, Malz und Wasser. So wackelt schön langsam – genau drei Jahre vor seinem 500-Jahr-Jubiläum – auch das deutsche Reinheitsgebot. Bierrevolution, du schmeckst mir! — www.vagabundbrauerei.com — www.riedenburger.de
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Marktplatz Food
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Nina Daniela Jaksch
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Elisabeth Els
1 // Mehl-Vielfalt (Kuchen-)Genuss kommt von Qualität. Die Traditionsmühle in Lichtenwörth verarbeitet ausschließlich Bio-Getreide und mahlt auch Spezialitäten und Urgetreidesorten wie Dinkel, Purpurweizen und Einkorn, die besonders reich an Mineralstoffen, Spurenelementen und Antioxidantien sind. www.biomuehle.at
2 // Dunkles Gold Den Azteken galt die Kakaopflanze als so kostbar, dass sie die Bohnen der Frucht als Zahlungsmittel verwendeten. Aus einem Anbauprojekt im Tiefland Ecuadors stammen die Edel-Kakaobohnen, die von Hand verarbeitet werden. Rohkostqualität mit aromatisch herb-bitteren Aroma: Das Edel-Kakaopulver ist naturbelassen und weder fermentiert noch geröstet, um die Vitalstoffe zu erhalten. Für Kuchen, Cupcakes und schokoladige Genüsse. www.floresfarm-shop.com
Ob vegane Cupcake-Party oder Kaffeeklatsch mit Muffins und Cake-Pops – Backen ist schwer angesagt.
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acken hat längst den Spießermuff abgelegt und ist für viele zum echten Hobby geworden, nicht zuletzt inspiriert durch Trends wie Fingerfood und Raw Bakery. Allerorten wird in alten Gugelhupfrezepten geblättert, Törtchen verziert und Teig zu Cake-Pops-Kuchenlollis gewickelt. Veganer experimentieren fürs Peace Food mit Butteralternativen (Kakaobutter), Nussmus und Banane (für die Bindung), Apfelmus (für die Saftigkeit), mit Backpulver (statt Ei) und Seidentofu (für die Cheesecake). Getreidemehl ist eine der wichtigsten Zutaten beim Backen, aber Mehl ist nicht gleich Mehl, es unterscheidet sich durch Sorte, Produktionsmethode und Ausmahlungsgrad. Bei Vollkornmehlen wird das komplette Getreide vermahlen, sie benötigen oft etwas mehr Flüssigkeit. Neben dem Klassiker Weizenmehl warten viele Getreide aufs Entdecken: Vom gut verträglichen Dinkel über aromatische Urgetreidesorten bis hin zu Buchweizen und Mais für die glutenfreie Küche. Aus der Welt des Backens haben wir etliche feine Zutaten als Inspiration zusammengestellt.
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3 // Leicht und lecker Wenn’s schnell und unkompliziert gehen soll: Feine Kuchenbackmischung Bio-Dinkel Gugelhupf schmeckt wie von der Oma gerührt. Die Traditionsmühle wird in dritter Generation im Familienbetrieb geführt und mahlt mit der Kraft des »Zauchabachs«. www.rosenfellner.de
4 // Köstliches Aroma Echte Bourbon-Vanille zählt zur Familie der Orchideengewächse; ihr weiches, süßes Aroma zeichnet den duftenden Bio-Bourbon-Vanillezucker aus. Mit diesem lassen sich feines Gebäck wie auch deftiger Zwetschenkuchen bis hin zur Schlagsahne wunderbar verfeinern. www.lebensbaum.de
5 // Köstlich überzogen Für Hobby-Confiserie und Schokoladenliebhaber, die gerne backen, garnieren oder Pralinen fertigen: Weiße Kuvertüre und Feine Bitter-Kuvertüre im 200 g-Tafel-Format sind praktisch in der Handhabung. www.vivani.de
6 // Sweety Aus dem Dicksaft österreichischer Zuckerrüben wird der schonend getrocknete, unraffinierte und naturbelassene Wiener Zucker Bio-Rohrzucker gewonnen. Die dabei erhaltenen Nicht-Zuckerstoffe verleihen ihm seine hellbraune Farbe und ein malzig-karamelliges Aroma. www.wiener-zucker.at
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7 // In etwas anderer Schale Hervorragend zum Kuchenbacken geeignet: »Babette«Eier stammen von den seltenen Grünleger- und Schwarzleger-Hühnerrassen und haben einen etwas größeren Dotter mit kräftig gelber Färbung. www.tonis.at
8 // Kuchen to-go Immer was zuhause für überraschenden Besuch: Glutenfreier »Bio-Kuchen Ingwer im Glas« ist lange haltbar und eignet sich auch zum Mitnehmen auf Wanderungen oder fürs Picknick. Tipp: In Scheiben aufschneiden und mit Obst belegen, zaubert Mini-Törtchen. www.maennl24.de
9 // Statt Butter Fair gehandelt und aus Bio-Anbauprojekten in Bolivien und der Dominikanischen Republik: »Milde Kakaobutter 100 %« ist eine vegane Alternative zu Butter; sie hat einen niedrigen Schmelzpunkt ab 30 °C und ist auch für Raw Bakery geeignet. Durch ihre Chipsform ist sie prima portionierbar für Schokokuchen, Cupcakes, Cookies und Glasuren. www.rapunzel.de
10 // Das Beste zum Schluss Betörend durch seinen wundervollen Orangenduft: »Gewürz-Blüten-Zucker Orangenflöckchen« verfeinert Backwaren und Süßspeisen mit einer sinnlichen Zitrusnote und zaubert sonniges Gelb. Passt super zu schokoladigen Kreationen. www.sonnentor.com
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DIY-TIPP Herbstzeit ist Marmeladezeit. Viele (Wild-) Früchte wie Holunder, Dirndl (auch bekannt als Kornellkirsche), Heidelbeere oder Hagebutte harren der kulinarischen Entdeckung und schmecken prima als Kuchenbelag. Raus gehen, beim Spaziergang mitnehmen, waschen und den Kuchen damit belegen.
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Biorama Nº. 27
Unsere Konsumkultur muss sich ändern. Dort, wo der Einzelne schon so weit ist, hinkt das System oft hinterher. Ein Blick nach Norden.
illustration Nana Mandl
Standardeinstellung
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und hinter mir die sintflut / Johanna Stögmüller
»Könnte ja sein, dass sie glauben, die Welt sei ganz in Ordnung.«
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ielleicht ist das einzige, wovon die Skandinavier nichts verstehen, Käse. (Schon einmal norwegischen Käse probiert?) Sonst wird ja gerne darauf hingewiesen, dass Pilgerstätte Recyclingtonne im Norden vieles ganz gut läuft: kaum Schulden Ohne Rücksicht auf die Gefühle der (oops, Island!), ein Bildungssystem, das offenbar Menschen, die glauben, besser schlafen zu können, weil sie öko-faire Kleidung funktioniert, und Arbeit, Familie und Freizeit tragen, an der Supermarktkassa das Plaslassen sich angeblich besser vereinbaren, als das im Rest von Europa der Fall ist. Und dieser Rest tiksackerl ablehnen, aufs Auto verzichten von Europa schaut mit fragendem Blick gen und ambitioniert aber erfolglos Bio-Tomaten im Wohnzimmer züchten ( ja, der Norden und rätselt: Wie machen die das nur? Wenn dann der Nordische Rat, das interparSchmerz des Versagens sitzt noch tief ), wird lamentarische Beratungsorgan nordischer mit skandinavischer Kühle Klartext gesproStaaten (Dänemark, Norwegen, Schweden, chen und ein für alle Mal mit Gerüchten, HalbIsland, Finnland sowie Grönland, Färöer wahrheiten und Mythen rund um nachhaltige und die Ålandinseln sind dabei), sagt, was Konsumkultur aufgeräumt. Die Grenzen des hinsichtlich Nachhaltigkeit Sache ist, hört eigenen Handelns werden schonungslos sichtman schon alleine des salbungsvollen bar gemacht. Eat this. Die Recycling-Tonne als Namens wegen genauer hin (klingt imPilgerstätte umweltbewusster Alltagshelden, das merhin wie »Star Trek« und »Game Of Bio-Produkt als die bessere Wahl im Wettbewerb Thrones« zusammen, also wichtig). Der um den billigsten Preis, die (scheinbar) uneigenaktuelle Report des Nordischen Rates nützige Tat als wertvoller Beitrag fürs Gemeinwohl (programmatischer Titel: »Improving – alles gut gemeint, aber völlig umsonst? Nordic policymaking by dispelling Nicht ganz. Der Nordische Rat wagt hier einen myths on sustainable consumption«) realistischen Blick auf den Status quo einer Gesellversucht es auch gar nicht erst mit schaft, die auf dem richtigen Weg ist, gleichzeitig grün gefärbter Trivialliteratur. Die aber in einem alten System festhängt. »Governments Dinge beim Namen nennen – vielneed to lead the shift to sustainability by creating the societal structures that make sustainable living the deleicht ist das ein großes Teil des Erfolges? Die Essenz des Prologs ist fault option.« Standardeinstellung ändern? Speichern. jedenfalls: Welt retten? Vergiss es. Wenns nur so einfach wäre …
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So schmeckt der Herbst Hinaus in das flammende Rot und Goldgelb des Herbstwaldes, den vielfältigen Gerüchen des Waldes, der Wiesen, des Wassers folgen, auf das Rufen der Adler im stahlblauen Herbsthimmel horchen, sich über die leichte Beute frisch gepflückter Pilze freuen. Herbst am Weissensee ist eine Intensivdusche für die Sinne. Man fragt sich, wann man das letzte Mal so intensiv gespürt, geschmeckt und gelebt hat.
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