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K L I MAK U LTU R
KLIMAKULTUR BRAUCHT ORTE
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Der Klimakulturpavillon ist eine 100 Quadratmeter große Waldoase, umgeben von einer Holzkonstruktion.
TEXT Florian Jauk
Mehr Referenzen der Green4Cities GmbH – etwa auch die Begrünung der 38 Kegel des aktuellen, von Querkraft entworfenen Beitrags Österreichs zur Expo in Dubai – unter green4cities.com
Urbane Räume verwandeln sich zuallererst wegen ihres hohen Versiegelungsgrades an heißen Sommertagen zu sogenannten Urban Heat Islands (uhi): zu Orten, an denen aufgrund menschlichen Einflusses eine wesentlich höhere Temperatur herrscht als in der direkten Umgebung. Wissenschaftlich dokumentiert ist das vielerorts schon seit dem 19. Jahrhundert und als Ursachen gelten neben der Bebauungsdichte vor allem Quellen anthropogener Wärme, Verkehrsaufkommen sowie das Ausmaß von Grünflächen und Wasserbecken. Begrünung ist daher eine der einfachsten Möglichkeiten, nachträglich Hitzeinseln zu mildern. Sie kann diesem Effekt schon auf kleiner Fläche erstaunlich stark entgegenwirken. Durch das Speichern von CO2, die Produktion von O2, das Binden von Feinstaub und das Spenden von Schatten bieten grüne Oasen den BewohnerInnen einer Stadt aber nicht nur kühlere, sondern auch sauberere Luft. Wie können nun Zukunftsmodelle zur natürlichen Kühlung von Städten aussehen? Ein Team
aus ArchitektInnen, LandschaftsplanerInnen und KünstlerInnen hat 2015 schon den Österreich-Pavillon für die Expo in Mailand, »breathe. austria«, als 90 Meter langes Gebäude in einem 560 Quadratmeter großen Wald gestaltet, um zu zeigen, wie stark Bäume und Architektur, die Luftströmungen und -feuchtigkeit mitdenkt, die gefühlte und auch die messbare Temperatur beeinflussen. Bis zu acht Grad Unterschied zwischen dem Gelände des Pavillons und der Umgebung konnten dort gemessen werden. Teile dieses Teams – Karlheinz Boiger, Lisa Maria Enzenhofer, Bernhard König, Andreas Goritschnig und Markus Jeschaunig – haben sich in der Folge zum Breathe Earth Collective zusammengeschlossen. Sie setzen international Projekte zur Luft- und Klimaverbesserung um – innerhalb des Kollektivs, aber auch in anderen Konstellationen. Enzenhofer und König etwa als Teil der Green4Cities GmbH, die unter anderem das Dach- und Fassadenbegrünungskonzept des Ikea-Neubaus am Wiener Westbahnhof beigesteuert haben.
BILD BREATHE EA RTH C OLLE CTIVE , BI ORAMA/JAU K
Mit dem Klimakulturpavillon inmitten der Grazer Altstadt hat das Breathe Earth Collective eine Waldoase auf versiegelter Fläche geschaffen.