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Smart Melk
Melk nützt die Digitalisierung für Mitsprache, BürgerInnenservice und Ideen für das Stadtbild.
2018 ist Patrick Strobl mit 31 Jahren der bisher jüngste Bürgermeister von Melk geworden. Seitdem hat er in der Stadt einen Schwerpunkt auf Digitalisierung gesetzt – und das nicht ohne dabei auf nachhaltige Aspekte zu achten. So soll die geplante automatisiert gesteuerte Straßenbeleuchtung nicht nur Strom sparen, sondern auch für weniger Lichtverschmutzung sorgen. Und das Wartehäuschen ist nicht nur mit wlan und Steckdosen ausgestattet, sondern erzeugt die dafür benötigte Energie auch noch selbst. Patrick Strobl will diese Vernetzung auch nutzen, um mit dem Umland besser zusammenzuarbeiten, und er setzt auf Partizipation.
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Biorama: Sie prägen den Begriff der Smart City Melk, um den sich üblicherweise deutlich größere Orte bemühen. Was darf im Fall Melk darunter verstanden werden?
patrick stroBl: Es geht mir hier um einen Sammelbegriff für die einzelnen Maßnahmen im Bereich Digitalisierung und Umweltschutz, die wir in der Gemeinde umsetzen. Dazu gehört der Beitrag gegen die Lichtverschmutzung durch die geplante intelligente Straßenbeleuchtung, bei der in der Nacht jede zweite Straßenlaterne weggeschaltet wird. Oder auch unsere Wartehäuschen, in denen SchülerInnen sich mit dem wlan verbinden und auch ihre Geräte aufladen können.
Smart City inkludiert oft auch die Digitalisierung der Verwaltung.
Hier haben wir bereits vieles umgesetzt und in der Cities App vereint. BürgerInnen können sich in der App mit ihren Anliegen an die Verwaltung wenden; im Rathaus kommt in Kürze der elektronische Akt, die Post kann teilweise digital zugestellt werden und auch das Finanzsystem ist inkludiert. Mehrmals im Jahr gibt
intErviEW Martin Mühl
melk
Melk ist eine stadtgemeinde in niederösterreich an der Donau mit über 5000 einwohnerinnen, der bezirk Melk hat fast 80.000 einwohnerinnen. Urkundlich erwähnt wurde die stadt erstmals im 9. Jahrhundert, auch im nibelungenlied wird sie genannt.
»Um auch ältere Personen anzusprechen, haben wir eigene MitarbeiterInnen, die sie etwa bei der Handysignatur oder dem kommenden
Grünen Pass unterstützen.«
— Patrick Strobl,
Bürgermeister von Melk
Wenn die Straße nachts leer ist, sollen sich die Straßenlaternen teilweise abschalten – nähern sich Personen, geht das Licht wieder an und sorgt für beleuchtete Wege und dafür, dass auf der Straße alle gesehen werden. Das spart nicht nur Strom, sondern vermindert auch die Lichtverschmutzung zum Wohl der Tiere. Nähert sich ein Einsatzfahrzeug, dann registrieren Sensoren dies und geben die Information an die anderen Straßenlaternen weiter, die dann gemeinsam den gesamten Weg ausleuchten.
Im Sommer sollen die Straßenlaternen ihre Umgebung mit Wasser besprühen, um für Abkühlung zu sorgen, und sie könnten künftig autonom fliegenden Drohnen als Ladestation dienen. Hergestellt werden die Straßenlaternen regional vom Melker Familienunternehmen Fonatsch, das diese weltweit exportiert.
Wachau
Melk ist richtung osten blickend das »tor in die Wachau«, eine region bekannt für obst- und Weinbau. Das stift Melk gehört als eines der Wahrzeichen zum Unesco-Weltkulturerbe Wachau. es bei uns BürgerInnenbeteiligungsverfahren – allein in den vergangenen zwei, drei Jahren waren dies über 40 Möglichkeiten, mitzubestimmen. Außerdem fragen wir alle Altersschichten, wo sie gerade der Schuh drückt und wo sie sich Veränderungen wünschen. Um auch ältere Personen anzusprechen, haben wir Abendevents für all jene, die sich mit der Digitalisierung schwerer tun, und eigene Mitarbeiter, die sie etwa bei der Handysignatur oder auch dem kommenden Grünen Pass unterstützen.
Melk und die Umgebung sind bekannt für Tourismus und Wein. Wie lässt sich das mit der Digitalisierung verbinden?
Normalerweise haben wir über eine halbe Million Gäste im Jahr – aktuell leider viel weniger. Wir haben unsere Tourismuskampagnen auf Social Media, das Megaboard und digitale Kanäle umgestellt, um den Genuss zu vermitteln, für den wir stehen. Ich bin zutiefst überzeugt, dass seit den Lockdowns noch mehr Menschen online unterwegs sind und wir sie hier ansprechen müssen.
die GanZe STRaSSe
Auf einem Pilotstraßenabschnitt sollen all diese Einrichtungen miteinander verbunden werden. Die Laternen werden bedarfsgerecht gesteuert, Ladestationen für Handys, E-Bikes und E-Cars, WLAN und Info-Panels sind geplant. Sensoren werden für eine verkehrsflussgerechte Schaltung von Ampeln sorgen, über eine App können freie Parkplätze oder mögliche Staus und Umfahrungsmöglichkeiten angezeigt werden.
Kann Digitalisierung ein Hilfsmittel gegen Abwanderung aus ländlichen Regionen sein?
Ja, wir forcieren den Breitbandausbau und wollen damit die Infrastruktur schaffen, damit möglichst viele im Homeoffice arbeiten
»Wir planen derzeit die
— Patrick Strobl,
Bürgermeister von Melk
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Neue, bereits aufgestellte Wartehäuschen in Melk bieten WLAN und Steckdosen. Den dafür nötigen Strom bekommen diese durch Photovoltaikanlagen auf ihren Dächern. Dies hat den Vorteil, dass die Häuschen weder für die Energieversorgung noch andere Services zentral per Kabel verbunden werden müssen. Durch den möglichen Einsatz von E-Paper können die Wartehäuschen auch Informationspunkte sein, die mit Fahrplänen und weiteren Informationen aus der Stadt versorgen.
können. Dafür braucht es leistungsstarkes Internet. Alle Straßenprojekte werden bei uns beim Bau mit der dafür nötigen Verrohrung versorgt. So konnten wir in den vergangenen Jahren für einen starken Zuzug an Unternehmen und Betrieben sorgen und wir haben auch einen starken Anstieg von Wohnraum, den wir mit gemeinnützigem Wohnbau unterstützen. Melk ist im Wachstum und wir werden weiter neue Wege gehen und uns noch weitere Schritte in Richtung Smart City überlegen.
Wachstum sorgt für mehr Verkehr. Wie wird man mit diesem umgehen?
Wir wollen diesem Thema durch das Smart Grid begegnen. Wir planen derzeit die Umsetzung eines Boulevards – wenn es dort zu hohem Verkehrsaufkommen kommt, wird dieser kurzfristig zur 30er-Zone. Durch Maßnahmen wie diese wollen wir für eine höhere Zahl an FußgängerInnen und RadfahrerInnen sorgen – die sich dann an heißen Tagen über den kühlen Sprühnebel aus den Straßenlaternen freuen können.
Erfrischend und erholsam: Wandern im Naturpark Heidenreichsteiner Moor.
Leben und leben lassen
Wie die 20 niederösterreichischen Naturparke die Landschaft schützen, Natur erhalten und Regionen auch wirtschaftlich weiterentwickeln wollen.
Wer fragt, was einen Naturpark ausmacht, wird heute andere Antworten bekommen als noch vor fünfzehn, zwanzig Jahren. Während ein Naturpark früher manchmal wenig mehr als ein Marketing-Label für einen Tierpark war, in dem Damwild bestaunt und Ziegen gefüttert werden konnten, sehen sich die meisten Naturparke mittlerweile als Modellregionen. »Ein Naturpark ist ein Instrument für eine nachhaltige Regionalentwicklung.«, erklärt Jasmine Bachmann, die Geschäftsführerin des Vereins Naturparke Niederösterreich. 18 der 20 Naturparke haben ein detailliertes Naturpark-Konzept. »Immer geht es darin um ein Zusammenspiel von Kulturlandschaften und Mensch auf Basis eines ressourceneffizienten Umgangs und dem Zulassen von möglichst viel Natur.« Landschaft und Natur werden nicht unter einer Käseglocke geschützt, sondern sollen achtsam genutzt, erhalten und auch weiterentwickelt werden. »Tun und Lassen«, nennt das Heribert Pfeffer vom Naturpark Ötscher-Tormäuer. Als ehemaliger Berufsjäger ist dem pensionierten Naturpark-Aktivisten eines besonders wichtig: »Wir sind ein Landschaftsschutzgebiet und der Naturschutz hat bei uns keinerlei hoheitliche Rechte«, sagt er, »und das ist gut so, weil nichts von oben verordnet wird und deshalb alles gemeinsam passiert«. Ein wenig wären die Naturparke auch als »Gegenentwurf« zu sehen, meint Pfeffer: »Während rundum alles auf maximale Nutzung ausgerichtet ist, leben wir nur von den Zinsen der Natur. Unser Kapital greifen wir nicht an.«
Das Zusammengehen von Ökologie und Ökonomie betont auch Jasmine Bachmann: »Nicht zuletzt ist eine intakte Natur vor der Haustür auch ein Standortfaktor für Betriebe und Industrie«. Was konkret getan oder gelassen werden muss, ist in den Naturparken mitunter höchst unterschiedlich.
Vier Säulen: Schutz – erholung – Bildung – regionalentwicklung
Das gemeinsame philosophische Dach der Naturparke Niederösterreich steht auf vier Säulen. Der langfristige Schutz der Landschaften als Lebensraum und vielfältige und wert-
»Wir leben nur von den Zinsen der
Natur. Unser Kapital greifen wir nicht an.«
— Heribert Pfeffer, ehemaliger Berufsjäger,
Naturpark Ötscher-Tormäuer
volle Natur- und Kulturlandschaft ist naheliegend. Daneben steht gleichberechtigt die Erholungsfunktion - für Einheimische wie Gäste. Die gemeinsame Vision: »Wir entwickeln die Naturparke zu Modellregionen für qualitativ hochwertigen Naturtourismus.«
Einen ganz klaren Fokus setzt man auf Bildung. Eine intensive Zusammenarbeit mit Schulen und Kindergärten soll der Entfremdung entgegenwirken. »Ziel ist es bei Kindern die regionale Identität zu stärken und ihnen ihr Lebensumfeld bewusst zu vermitteln«, so Bachmann. »Das sind langfristige, aber umso wichtigere Projekte für die Regionen, in denen man teilweise starke Abwanderungstendenzen hat, etwa in der Ötschergegend.« Dazu sollen auch regional charakteristische Produkte und Spezialitäten beitragen und entwickelt werden. Am Ötscher forscht Heribert Pfeffer etwa gemeinsam mit der BOKU zu alten Obstsorten. »Unser Naturpark reicht von 650 Höhenmetern bis zum Ötschergipfel auf 1893 Metern. Mit alten angepassten Obstsorten ist Obstbau bis auf 1000 Meter möglich. Aber die neuen Plantagensorten sind da völlig ungeeignet.«
Um alte Sorten zu erhalten und Bewusstsein zu vermitteln, braucht es aber Einfallsreichtum. Genussvoll und Spielerisch stellt sich der Erfolg am ehesten ein. Jasmine Bachmann schwärmt vom »Goaßing«, das im Naturpark Sierningtal-Flatzer Wand für Schulen angeboten wird: Zwei NaturpädagogInnen begleiten Schulklassen auf Ziegenwanderungen. Das ist nicht nur ein Erlebnis und macht Spaß, sondern vermittelt auch wie wichtig eine Beweidung durch Wiederkäuer für den Erhalt der Landschaft ist.
naturparke-niederoesterreich.at
naturpark’S FineSt
Ausgewählte Produkte aus Niederösterreichs Naturpark-Regionen
wagyu-Schinken und turopolje-Blunzn
Matthias und Agnes Penner stellen ihren im Naturpark Jauerling gelegenen Betrieb gerade auf Bio um. Neben Frischfleisch und Schinken vom Wagyu-Rind gibt es Geselchtes, Leberwurst, Schmalz und Blutwurst vom Wachauer Turopoljeschwein. Povat 10, 3622 Mühldorf
povat.at
nudeln, dinkelmehl und FruchtauFStriche
Mehrmals im Jahr bietet Biobäuerin Inge Zisser Frischfleischpakete als »Jauerling Beef Natur« an. Was es im Biohofladen fast immer gibt: selbstgemachte Nudeln, Dinkelmehl, Gemüse, Kartoffeln und Fruchtaufstriche. Hof 3, 3643 Maria Laach
naturpark-jauerling.at
urlauB am kräuterBiohoF
Martha und Christian Weber bieten auf ihrem »Vitalhof« im Naturpark Ötscher-Tormäuer frische Kräuter, Kräuterprodukte und nicht zuletzt Urlaub am Biobauernhof an. Stichwort Ötscherromantik Langseitenrotte 28, 3223 Joachimsberg
hoechbauer.at
wildniScampS Für kinder
Urtümlich gehen es Alexander Ma’iingan und Christa Ernst auf ihrem extensiven Biohof an. Im Selbstversorgergarten wachsen Gemüse, Kräuter und Obst, auf den Wiesen weiden Böhmische Waldschafe. Große und kleine BesucherInnen kommen zum Ledergerben, Wollefärben, Hüttenbauen und aufs »Nature English Camp For Children«. 2126 Grafensulz 66
Ein unvergessliches, aber schweißtreibendes Erlebnis: eine Fahrt mit der Weinviertel-Draisine durch die Leiser Berge.
Gin, Schafe & aussichtsturm
Julia Friedlmayer, Regionalmanagerin im Naturpark Leiser Berge, über Wacholderkulturen, Gin und Weitläufigkeit.
Viele Naturräume wurden in den Lockdowns regelrecht überrannt. Wie war es denn in den Leiser Bergen?
Julia Friedlmayer: Auf unseren Wanderwegen waren schon viel mehr Erholungsuchende unterwegs als davor. Auch im Winter - wo im Schnee auch Familien mit Schlitten unterwegs waren - war es wohltuend belebt. Wir sind ländlicher Raum und es gibt neben schöner Landschaft immer genug Platz einander auszuweichen. Nur bei den Parkplätzen um den Wildpark Ernstbrunn wird es manchmal eng. Der war in den Lockdowns aber wie alles andere auch geschlossen. Leider ist deshalb keine Wertschöpfung in der Gegend geblieben. Wir hoffen also, dass die Leute wiederkommen. Der Wildpark und das Wolfsforschungszentrum waren auch zwischen den Lockdowns sehr gut besucht.
ist charakteristisch für Ihren Teil des Weinviertels. Wie wirkt sich denn der Klimawandel lokal aus?
Die Trockenheit spüren wir schon sehr. Seit Mai 2021 sind wir auch eine Klimawandelanpassungsmodellregion. Als solche wollen wir uns bestmöglich auf Starkregen und Trockenheit vorbereiten, Arten und Lebensräume erhalten. Vor kurzem erst haben wir entlang eines Bachs und Radwegs 58 Kopfweiden ausgesetzt, um die ökologische Vielfalt zu erhalten, den Landschaftscharakter zu stärken und zukünftig für eine natürliche Beschattung zu sorgen.
Die Leiser Berge sind bereits seit 1970 ein Naturpark. Das war lange bevor sich die Ökologiebewegung ausbreitete. Woher kam denn das frühe Engagement?
Es ist überliefert, dass sich damals fünf Bürgermeister zusammengesetzt und das gemeinsam beschlossen haben, um die einladende Landschaft zu schützen und Gäste in die Region zu holen. Zeitgleich wurde der Oberleiser Aussichtsturm gebaut. Es gibt auf den Hauptverkehrslinien Regionsschilder für unsere Gäste, jedoch keinen Eintritt. Wir sehen uns eher als Naturparkregion.
Vor Kurzem wurden im Naturpark 1.200 Wacholderpflanzen gezählt. Gibt es in den Leiser Bergen eine ausgeprägte Gin-Kultur oder Wacholderprodukte aus Wildsammlung?
Die Wacholderheiden sind ein altes Kulturgut, das durch Beweidung entstanden ist. Seit 2019 wird ein Teil des Buschbergs wieder extensiv mit Schafen beweidet. Die Schafe fressen alles außer dem Wacholder. Wir wollen die Landschaft wieder gestalten; regionale Fleischer machen einen Wacholderhirschspeck und Wacholderrohschinken, und es gibt bereits einen ersten Naturpark-Gin – aber wir sind erst daran, das weiter zu entwickeln. Das Interesse an unserer regionalen und saisonalen Produkte ist Julia Friedlmayer entwickelt den Natur- merkbar gestiegen.