BIORAMA NIEDERÖSTERREICH 9

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B IO R A M A N Ö

10 0 JAH R E N IEDER Ö STER R E ICH

1920

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10 Jahrzehnte Niederösterreich

Ein kleiner Teil der Weikendorfer Remise wird von Rindern des Biohofs Harbich vor der Verbuschung bewahrt. Seit 1927 geschützt, gehört die Heidelandschaft mittlerweile zum Europaschutzgebiet »Pannonische Sanddünen«

1927

Seit 1927 als erstes österreichisches Naturschutzgebiet bewahrt, aber immer noch weitgehend unbekannt: die Weikendorfer Remise.

W

irklich bekannt ist die Weikendorfer Remise nicht. In der Region ist die Gegend – wenn überhaupt – eher als Siebenbrunner Heide bekannt. Dabei ist die 192 Hektar große Heide bereits seit 1927 geschützt – als erstes österreichisches Naturschutzgebiet überhaupt. Tatsächlich hat es früher in der Gegend überall so ausgesehen wie hier. Bis in die erste Hälfte des 18. Jahrhunderts dominierten unfruchtbare sandige Hügel und steppenartige Weiden. Die dem Marchfeld gewidmete heurige Landesausstellung (»Marchfeld Geheimnisse«) berichtet von Sandstürmen, in denen Menschen die Orientierung verloren. Kaiserin Maria Theresia sah durch Wanderdünen die Lebensmittelversorgung der Hauptstadt bedroht und ließ Föhren und Windschutzgürtel pflanzen. Heute gilt das Marchfeld (auch dank intensiver Düngung) als Kornkammer Wiens. Ein Gutteil der 1927 noch offenen Fläche ist allerdings zugewachsen. Ein LIFE-Projekt ermöglicht immerhin die extensive Beweidung von 12 Hektar. Vom Dung der Wiederkäuer profitieren nicht nur Insekten, sondern auch Vögel wie der Ziegenmelker, der Wiedehopf oder die Heidelerche. »Verwaldung ist heute das primäre Bedrohungsszenario«, sagt Schutzgebietsbetreuer Tobias Schernhammer. Seine Vision: »Eine Beweidung der Waldbereiche wäre spannend, denn die Trennung von Wald, Wiese und Feld ist künstlich und gehört überwunden.« THOMAS WEBER

BILD WI KIPE DI A / MUS SKLPROZZ

D

er 1. Jänner 1922 war ein trauriger Tag, da wurden Niederösterreich und Wien getrennt. Zuerst etwas zögerlich, denn die Hauptstadt Niederösterreichs blieb beispielsweise bis 1986 trotzdem in Wien angesiedelt. Doch auch wenn diese mittlerweile St. Pölten heißt, ist die Entflechtung der Organisation der beiden Bundesländer – natürlich – eine halbherzige. Ob das einer nachhaltigen Entwicklung mehr zuträglich war, als es geschadet hat? Es ist jedenfalls viel passiert, das die Bedingungen für Mensch und Natur in Niederösterreich grundlegend verändert hat.


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