KOSTENLOS — ABER ABONNIERBAR
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AUSGABE 50 — AUGUST / SEPTEMBER 2017. WWW.BIORAMA.EU
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YOGA Lifestyle, Philosophie, Sport
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Rohstoff: Schafe spielen in Rumäniens Landwirtschaft eine große Rolle. Wolle nicht. Meeresschutz: Eine kleine Pazifikinsel vs. Neuseeland. Kreta: Wie Urlauber und regionale Lebensmittel zueinander finden sollen.
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newsletter
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Newsletter abonnieren und Fairtrade Bio-Nougat Creme ohne Palmöl gewinnen!* Unter allen Leserinnen und Lesern, die sich für unseren Newsletter anmelden oder diesen bereits abonniert haben, verlosen wir bis Ende September 2017 insgesamt 50 Gläser der palmölfreien Ja! Natürlich Bio-Nougatcreme mit Kakao aus fairem Handel. Bio aus Prinzip, bevorzugt auch Fairtrade. Aber warum ohne Palmöl? — Palmöl ist in der Lebensmittelproduktion überaus beliebt. Die Pflanzen wachsen schnell, die Konsistenz des Palmfetts ist ideal für cremig-flockigen Geschmack. Das Problem: Die Ölpalmen wachsen vor allem in genau jenen Klimazonen, in denen sich auch die letzten tropischen Regenwälder (etwa auf Malaysia und in Indonesien) mit ihren sensiblen Ökosystemen und den letzten Rückzugsgebieten der Orang-Utans befinden. Auch indigene Völker verlieren durch das gnadenlosen Aufforsten mit Palmölplantagen ihre Lebensräume.
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* alle gewinner werden von der redaktion nach zufallsprinzip ermittelt und von uns per mail kontaktiert. sie erhalten in folge einen gutschein zugeschickt, den sie selbst einlösen können. der rechtsweg ist ausgeschlossen.
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auftakt
inhalt
07 Editorial 08 Global Village Die Welt im Großen & Kleinen
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Schwerpunkt: Yoga
16 Vom Ashram ins Yoga-Loft Eine Yogi-Typologie 20 Welches Yoga darf’s denn sein? Eine Entscheidungshilfe 22 Yoga und Aktivismus Wieso Yoga (nicht) die Welt rettet 28 Stand in Sicht Yoga auf dem Brett 32 Was Instagram aus Yoga macht Verliert Yoga im Netz seine Spiritualität? 35 Yoga X-Large Yoga für Beleibte
Magazin 36 Ahnung vom Atmen Eine Meditationsapp im Test 38 SDGs an der Uni Zur Umsetzung der UNO-Ziele 42 Wolle in der Nebenrolle Schafe spielen in Rumänien eine große Rolle – ihre Wolle kaum 52 Wir sind Meer Meeresschutz auf Motiti 62 Wo nachhaltiger Genuss im Urlaub möglich wird Auf Kreta sollen Biolebensmittel aufs Touristenbuffet
Marktplatz 72 Marktplatz Kosmetik Hautschutz für spätsaisonale Badegänge 74 Eingebrockt & Ausgelöffelt E & A meets Erdbeerwoche 76 Glasgeflüster »Best of Bio« von früh bis spät namaste Für diese Ausgabe haben wir uns unsere Yogamatten geschnappt und versucht herauszufinden, welches Yoga zu wem passt. Wir haben #Yoga auf Instagram unter die Lupe genommen und uns gefragt, ob man mit Yoga die Welt retten kann.
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Kolumnen 80 Malzzeit 82 Elternalltag
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52 meeresschutz Unsere Autorin Doris Neubauer war auf der neuseeländischen Insel Motiti. Dort hat die indigene Bevölkerung durchgesetzt, selbst über den Fischfang in den Gewässern vor der Insel entscheiden zu dürfen.
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62 essen im urlaub Auf der griechischen Insel Kreta versucht ein Reiseanbieter seine Hotelbuffets mit nachhaltigen Lebensmitteln zu bestücken.
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sommerpflege Auf dem Marktplatz Kosmetik stellt Bernadette Schmatzer Produkte vor, die der sonnenbestrahlten Haut im Sommer Gutes tun.
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Natürlich hält das nicht ewig. Unser Bio. Unsere Qualität.
Natürlich erfüllen Produkte mit dem AMA-Biosiegel strenge Anforderungen. Dieses staatliche Gütesiegel bürgt für besonders artgerechte Tierhaltung, Gentechnikfreiheit, natürlichen Pflanzenschutz, Hygiene und Qualität. Und die Einschränkung von Farb-, Zusatz- und Konservierungsstoffen. Größtmögliche Natürlichkeit eben. Das ist Bio. Kontrolliert und in höchster Qualität. Garantiert mit dem AMA-Biosiegel. bioinfo.at
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editorial, impressum
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Unser Fünfzigstes
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Thomas Weber, Herausgeber weber@biorama.eu @th_weber
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impressum HERAUSGEBER Thomas Weber CHEFREDAKTION Thomas Stollenwerk AUTOREN Hartmut Derler, Claudia Diwold, Pia Gärtner, Theresa Girardi, Irene Maria Gruber, Theresa Imre, Micky Klemsch, Stéphanie Krischel, Sarah Krobath, Magdalena Meergraf, Ursel Nendzig, Doris Neubauer, Bernadette Schmatzer, Jürgen Schmücking, Eléna Seitaridis, Wolfgang Smejkal, Anna Steirer, Werner Sturmberger, Bernadette Strohmaier, Manuela Tomic, Sina Trinkwalder, Theresa Ziegler, Helena Zottmann ART DIRECTOR Sig Ganhoer GESTALTUNG Verena Müllner, Katja Vaculik LEKTORAT Hildegard Atzinger ANZEIGENVERKAUF Herwig Bauer, Micky Klemsch (Leitung), Bernadette Schmatzer, Thomas Weber DRUCK Niederösterreichisches Pressehaus, Druck- und Verlagsgesellschaft m.b.H. Gutenbergstraße 12, 3100 St. Pölten PRODUKTION & MEDIENINHABERIN Biorama GmbH, Wohllebengasse 16 / 6, 1040 Wien GESCHÄFTSFÜHRUNG Martin Mühl KONTAKT Biorama GmbH, Wohllebengasse 16 / 6, 1040 Wien; www. biorama.eu, redaktion@biorama.eu BANKVERBINDUNG Biorama GmbH, Bank Austria, IBAN AT44 12000 10005177968, BIC BKAUATWW ABONNEMENT siehe Website: www.biorama.eu ERSCHEINUNGSWEISE 6 Ausgaben pro Jahr ERSCHEINUNGSORT Wien VERLAGSPOSTAMT 1040 Wien
BLATTLINIE Biorama ist ein unabhängiges, kritisches Magazin, das sich einem nach haltigen Lebensstil verschreibt. Die Reportagen, Interviews, Essays und Kolumnen sind in Deutschland, Österreich und der ganzen Welt angesiedelt. Sie zeigen Möglichkeiten für ein Leben mit Qualität für Mensch und den Planeten Erde. Ohne dabei den Zeigefinger zu erheben. Biorama erscheint sechsmal im Jahr.
foto Michael Winkelmann
o, geschafft. Zum fünfzigsten Mal haben wir nun ein biorama in die Druckerei geschickt. Und darauf sind wir ein bisschen stolz. Denn, ganz ehrlich: Das ist jedes Mal eine ganze Menge Arbeit. Seit fünfzig Ausgaben versuchen wir, nachhaltigen Lebensstil unterhaltsam und informativ in Texte zu fassen. Und schon seit der ersten Ausgabe wird biorama dabei von derselben Debatte begleitet: Nachhaltigkeit – das N-Wort – ist wahlweise »im Mainstream angekommen« oder »in aller Munde«. Sie »spielt eine immer größere Rolle« und »ist längst nicht mehr wegzudenken«. Gleichzeitig sorgt das N-Wort für Augenrollen, Gähnen und strapazierte Nerven. Es gilt vielen als leere Worthülse, die man über fast alles stülpen kann. Blabla eben. Stimmt ja auch irgendwie. Im jüngsten Ikea-Katalog heißt es: »Nachhaltigkeit ist das neue Schwarz.« So als wäre sie ein Trend, der nicht gefallen muss, der kommt und geht, aber irgendwie doch immer da ist. Schwarz war schließlich nie wirklich außer Mode, und wer hat schon eine Meinung zu Schwarz im Allgemeinen? Wir haben uns bei biorama dafür entschieden, das N-Wort nicht zu vermeiden und genervtes Augenrollen in Kauf zu nehmen, statt immer wieder auf die Suche nach frischen Synonymen dafür zu gehen. Schließlich wollen wir ja versuchen, den Begriff Ausgabe für Ausgabe mit konkretem Inhalt zu füllen, statt ihn so breitzutreten, dass er irgendwann jedem passt. Das Ganze soll möglichst informativ und unterhaltsam geschehen. Wir hoffen, dass uns das in dieser Jubiläumsausgabe gelungen ist. Wer Vorschläge für Veränderungen und Verbesserungen anbringen möchte oder uns vielleicht endlich einmal die Meinung sagen will, ist herzlich eingeladen, das zu tun: redaktion@biorama.at
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JUBILÄUM
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Die ersten Fünfzig
Jedes Cover hat eine Geschichte. Welches einen Shitstorm auslöste und auf welches der letzten 50 Cover biorama-Art-Director Sig Ganhoer besonders stolz ist.
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Nicht das Cover sorgte damals für Kritik, sondern die Rückseite der Ausgabe. Diese zeigte Kapseln eines Kaffee-Herstellers. In der Ausgabe ging es inhaltlich um Verpackungen, weshalb einige Leser diese Werbung wohl – zugegeben – etwas unpassend fanden.
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text
Stéphanie Krischel und Hartmut Derler
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Industrie 4.0. Für Sig eine thematische Herausforderung. Umso zufriedener ist er rückblickend mit diesem Kunstwerk von Erli Grünzweil. »Eine besonders gelungene Komposition für ein schwieriges Cover-Thema.«
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BIO aus den Tiroler Bergen
Bio-Bergkäse
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iste Hubert Rendl, Käserme l Reith im Alpbachta
Für die Herstellung der Käse wird Bio-Heumilch verwendet.
Bergkäse ist der Klassiker in unserem Tiroler Bio-Sortiment. Etwa zehn Liter Bio-Heumilch brauchen die Senner für die Herstellung von einem Kilo Käse. Dieser Hartkäse ist der ideale Begleiter auf Bergtouren. Für den Tiroler Ursprung bürgt das Gütesiegel „Qualität Tirol“.
biovomberg.at
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11 street-talk Wir fragen, fünf weltretter antworten
Was würdest du studieren, wenn du die Welt retten müsstest? Irena, 53
Bernd, 31
Biologie, die Grundlagen, wie man das Leben überhaupt erhalten könnte, bzw. Biochemie, dann Geologie, Meteorologie und natürlich Sozialwissenschaften, damit man eine Idee kriegt, wie man die Leute motivieren kann, sich nicht gegen die eigenen Interessen zu verhalten.
Ich habe schon Soziologie studiert, ich glaub, das wär meine Antwort. Ich würd’s noch mal studieren. Weil es ein ganz eigener Weg ist, auf die Gesellschaft zu schauen, und ja, ich glaub, das Problem ist, Soziologen werden nicht gern gehört, weil sie manchmal Ideen haben, die Nichtsoziologen komisch finden.
Josef, 50
Júlia, 23
Ich würd das studieren, was mir immer Spaß macht, und das ist Physik. Aber ob man damit die Welt retten kann, das sei dahingestellt, oder?
Ich studiere Physik, aber um die Welt zu retten, braucht man eher … ja, etwas, damit die Menschen gut im Herzen sind. Und Ernährung ist sehr wichtig, damit sie gesund sind, das ist sehr wichtig.
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Interview und bild Stéphanie Krischel und Hartmut Derler
Evelyn, 61 Ich hab Landwirtschaft studiert, das würde ich heute nicht mehr studieren. Weil das einfach viel zu theoretisch ist, also rein aus dem Landwirtschaftsstudium heraus kann ich keine einzige Pflanze setzen, letzten Endes. Für mich ist die Vernetzung ganz was Wesentliches, das ist nämlich etwas, was man in ganz vielen Studien nicht lernt. Ich weiß, dass es einen Studiengang der Friedenswissenschaften gegeben hat, und das würde ich studieren, wie schaffe ich es, die Menschen zu vernetzen, und gleichzeitig eine Mediatorenausbildung machen, damit ich genau das Handwerkszeug hab, um Menschen zusammenzubringen, ohne dass sie sich zerfleischen, sondern dass sie was Konstruktives damit machen.
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global village
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weltweit
polen
Architekturaktivismus
Warschauer Weizenkleie
Die Guerilla Architects, ein internationales Architekturkollektiv, machen den Umgang mit der Ressource Raum sichtbar.
Ein polnischer Müller stellt Einweggeschirr aus Weizenkleie her. Das ist zwar nicht essbar, aber kompostierbar – das dauert circa 30 Tage.
2012 entstand die internationale Gruppe Guerilla rchitects aus einer Hausbesetzung in London heraus. A Ziel der Gruppe ist es, die vergessenen und ungenutzten Ressourcen von Städten zum Thema zu machen. Die Architekturguerillas bringen politische, rechtliche und architektonische Zwischenräume zur Sprache. Dabei geht es darum, die sozioökonomischen Strukturen der Stadt zu hinterfragen und sich mit den Grenzen und Zwängen von Architektur auseinanderzusetzen. Das klingt irgendwie nach Ausstellungskatalog, ein bisschen unkonkret. Greifbarer werden die Methoden und Ziele der Guerilla Architects beim Blick auf die konkreten Projekte der Gruppe. Eines der letzten Projekte war zum Beispiel das »Haus aus Stroh« in der Kleinstadt Hann. Münden. Im Stadtzentrum steht eine Reihe uralter Fachwerkhäuser ungenutzt leer. Der Wert des alten Baubestands wird kaum erkannt. Das Land-Art-Strohhaus macht auf den Verfall des Bestehenden aufmerksam, indem es an den Verfall erinnert und den Wandel gebauter Strukturen sichtbar macht.
Auf Festivals, Märkten oder Messen ist mobiles Geschirr gefragt. Und weil mobiles Geschirr großen Aufwand beim Wiedereinsammeln und Spülen bedeutet, wird in der Event-Gastronomie und Take-away-Restaurants gerne auf Einweggeschirr zurückgegriffen. Das verursacht Berge von Müll. Kompostierbares Geschirr kann diese Müllberge verkleinern, ja sogar dafür sorgen, dass sie verschwinden. Jerzy Wysocki, der aus einer Müllerfamilie stammt, fand diesen Gedanken interessant und hat ein Sortiment von Tellern, Schüsseln, Schalen und Besteck entwickelt. Der Werkstoff, auf den er in der Produktion zurückgreift, ist Weizenkleie. Der günstige Rohstoff besteht aus dem, was beim Mahlen von Getreidekörnern zu Mehl übrig bleibt. Unter Druck wird daraus in Warschau Geschirr gepresst, das für kalte wie warme Speisen geeignet sein soll. Auch der Einsatz im Backofen oder der Mikrowelle soll möglich sein. Einen Monat soll das Kompostieren dauern. Vertrieben werden die Produkte unter dem Namen Biotrem inzwischen in ganz Europa. biotrem.pl
Im Rahmen der Vienna Design Week 2017 entwickeln die Guerilla Architects im Projekt »Re-tracing home« gemeinsam mit Flüchtlingen Alternativen zur gängigen Flüchtlingsarchitektur. guerillaarchitects.de
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global village
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mexiko
usa
Fangen, um zu schützen
konservative energiewende
An Mexikos Pazifikküste sollen die letzten Schweinswale eingefangen werden, um sie vor dem Aussterben zu schützen.
Ein US-Milliardär, dessen Reichtum auf Erdöl gründet, hat den Bau der größten Windfarm Amerikas angekündigt.
Der Kalifornische Schweinswal hat Pech. Die auch Vaquita genannten Meeressäuger teilen sich ihren Lebensraum – den Golf von Kalifornien – mit dem Fisch Totoaba. Wegen seiner Schwimmblase, aus der Kollagen gewonnen werden kann und die auf asiatischen Märkten teuer gehandelt wird, wird der Totoaba stark befischt. Vaquitas landen so immer wieder als Beifang in Netzen. Mexiko hat die Befischung mit Treibnetzen nun verboten, um die kleinen Meeressäuger vor dem Aussterben zu bewahren. Die verbliebenen Vaquitas sollen eingefangen werden, um sich in einem begrenzten Meeresraum in Gefangenschaft zu vermehren. Persönliche und finanzielle Unterstützung erhält die groß angelegte Rettungsaktion vom reichsten Mexikaner Carlos Slim, von Hollywood-Ökoaktivist Leonardo DiCaprio und von Mexikos Staatsoberhaupt Enrique Peña Nieto. Der World Wildlife Fund (wwf) in Mexiko begrüßt das Engagement für den Schweinswal. Allerdings betont die Umwelt-ngo, dass die Maßnahmen nur dann funktionieren können, wenn man den Fischern am Golf von Kalifornien Alternativen zur Treibnetzfischerei eröffnet. Schließlich könne man die illegale Fischerei nur durch legale Alternativen unterbinden.
Philip Anschutz ist ein konservativer amerikanischer Industrieller, wie er im Buche steht. In den 1960er-Jahren übernahm er die Ölfirma seines Vaters. Er besitzt Eisenbahngesellschaften, eine wertvolle Kunstsammlung und mehrere Eishockey-Teams. Übrigens auch in Deutschland, wo ihm die Eisbären Berlin gehören. Obendrein ist er Republikaner, der von der Evolutionstheorie nicht viel hält und eine Reihe von konservativen Medien betreibt. Doch wenn es um zukunftsträchtige Investments geht, dann sind Ideologien offenbar fern. Und so kommt es, dass Anschutz im US-Bundesstaat Wyoming 1000 Windkraftanlagen finanzieren will. In Wyoming wird bislang mehr Kohle gefördert als in jedem anderen USBundesstaat. Donald Trump, erklärter Freund fossiler Energieträger, konnte hier 68,2 Prozent der Wähler von sich überzeugen. Die Windfarm, die Anschutz hier errichten will, soll auf einer gigantischen Rinderfarm – sie gehört ihm bereits – entstehen. Es heißt, er betrachte Rinder, Öl und Wind gleichermaßen als natürliche Ressourcen, die man nutzen müsse. Noch ist Wyoming der einzige Bundesstaat, in dem Windkraft besteuert wird. Aber da wird sich sicher eine Lösung finden lassen.
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technisch versiert: da steht mehr dahinter Intelligente Planungen, komplexe Berechnungen und die genaue Installation von Haustechnikanlagen verlangen sehr spezielles Know-how. Das gilt erst recht für Unternehmen, die mit den Technologien der Zukunft arbeiten. So wie wir.
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yoga-typologie
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text
Johanna Stögmüller
bild
Lisa Kolbasa / Shutterstock.com
Vom Ashram ins Yoga-Loft Zwischen Räucherstäbchen und Funktionswäsche wird geschwitzt und gedehnt. Ist Yoga Lebensphilosophie oder Lifestyle-Konzept? Versuch einer Typologisierung.
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o vielfältig wie die Asanas, also die Körperübungen im Yoga, so vielfältig sind auch die Vorurteile, die gegenüber der aus Indien stammenden Lehre gehegt werden. Eins vorweg: Das, was wir landläufig unter Yoga verstehen, hat mit der ursprünglichen alten indischen Philosophie freilich nur mehr wenig gemein. Asketische Weltentsagung als Mittel und Weg zur reinen Selbsterkenntnis ist heutzutage, sagen wir mal, nicht unbedingt das hehre Ziel. Die Erleuchtung besorgt dem gemeinen Europäer lieber die Energiesparlampe als die Meditation. Yoga westlicher Prägung umweht da und dort noch immer ein sektenhafter Hauch (die Beatles lassen grüßen), aber mitunter ist auch die Schulmedizin auf das Geheimnis der Asanas, die Kraft, Flexibilität, Gleichgewichtssinn und Muskelausdauer trainieren, aufmerksam geworden: Yoga ist einfach gesund – wenn man’s richtig macht. Die Yoga-Studios schießen wie Pilze aus dem Boden, und wer nicht selbst auf der Matte sitzt, kennt zumindest jemanden, der sich bei Hatha, Ashtanga oder Bikram verknotet. Wir haben die unterschiedlichsten Yoga-Charaktere unter die Lupe genommen.
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Die Ballett-Tänzerin Während man selber keuchend oder bereits im Halbschlaf versunken auf der Matte darniederliegt, wiederholt die Tänzerin nach der Stunde das Einmaleins für kleine Ballett-Elevinnen an der Stange. Für sie ist die Yoga-Einheit das Training nach dem Training, denn an einem vorstellungsfreien Tag pendelt sie zwischen Fitnessstudio, Sportbecken und Yoga-Matte. Der BallettTänzerin geht es um die Perfektion ihrer Posen, und weil sie Profi ist, fehlt ihr genau das, was es beim Yoga eigentlich braucht: Gelassenheit. Trotzdem: Die Vorbildwirkung ihrer körperlichen Grazie für die eigene Motivation ist nicht zu unterschätzen. Und in die Staatsoper wollte man auch schon länger wieder mal gehen. Position: Natarajasana, der Tänzer. Balanceposition auf einem Bein, bei dem alle tiefen Rückenmuskeln sehr aktiv sind.
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Der mit den Rückenproblemen
Der Nachwuchs-Yogi
Bevor ihn der 70-Stunden-Job abwechselnd an den Bürostuhl und den Business-Class-Sitz gefesselt hat, war er Captain im Ruderteam und einer von denen, die einen Berg hinaufrennen, anstatt zu gehen. Und jetzt: Alles ist verkürzt! Überall kracht’s! Die besten Orthopäden des Landes hat er schon aufgesucht, sogar den Teamarzt vom FC … ach, tut ja hier nichts zur Sache, weil: Die Schmerzen, die gingen einfach nicht weg! Dann hat er Steve Jobs’ Autobiografie gelesen, und Steve Jobs hat Yoga gemacht, und er hat sich gedacht … und am nächsten Tag hat er die 21-Uhr-Klasse besucht (früher geht’s nicht) und war am Wochenende dann gleich noch einmal. Das ist jetzt gut ein Jahr her, und das »Namaste« am Ende der Klasse bringt er noch immer nicht über die Lippen. Aber die Schmerzen, die sind weg.
Auf einer leichten Sandelholz-Wolke schwebt der Nachwuchs-Yogi in den Raum und knotet sich graziös in den Lotussitz. Eigentlich lebt er ja in Südostasien, aber auf dem Weg ins Nirwana führt die eine oder andere Abzweigung halt auch zurück nach Unterpremstätten. Oder so. Sein Wunsch: Er will wieder zurück in den Ashram, um dem Yoga-Meister zu lauschen und endlich wieder bunte Röcke und Perlen im Haar zu tragen, ohne dass die Leute doof schauen. Weil aber erst einmal der Flug nach Indien bezahlt werden muss, jobbt er nebenbei im Yoga-Studio und stapelt die Matten mit einer Ausgeglichenheit, die Julia Roberts in »Eat Pray Love« vergeblich gesucht hat.
Position: Shashankasana (mit ausgestreckten Armen), der Hase. In dieser Position entspannt sich der ganze Rücken; die Atmung in den Rücken wird vertieft.
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Position: Padmasana, der Lotussitz, oder Sirsasana, der Kopfstand. Angeblich verlangsamt der Kopfstand das Grauwerden der Haare. Und wenn’s dafür zu spät ist, hilft die Position u.a. bei Verstopfung.
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yoga-typologie
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Die Freundinnen
Yogi-Opa / Yogi-Oma
„Hastdudasschongelesendasistjadasärgsteundsiehatdanngesagtdassergesagthatdassdassoniegesagtwordenistwogibtsdieseschuheeigentlichundwasistdasfüreinnagellack?“ Je nach persönlicher Tagesverfassung liebt man (Gossip fremder Leute mithören können, wie interessant!) oder hasst man (Gossip fremder Leute mithören müssen, was interessiert mich das!) die Freundinnen, die der Yoga-Stunde einen Hauch von »Aerobic mit Cindy Crawford« verleihen – von der Matte bis zum Haarband, das Outfit ist aus einem Guss. Schwitzen? Fehlanzeige. Schweißdrüsenverödung macht’s möglich. Die Freundinnen denken gar nicht daran, sich vor der Yoga-Stunde abzuschminken, lieber wird noch einmal der Lippenstift nachgezogen. Zur Sicherheit. Vielleicht ist der mit den Rückenproblemen ja heute auch wieder da.
Manche behaupten ja, ein Glas Rotwein am Abend oder Olivenöl oder diese Hautcreme um 500 Euro oder Sex ist das Geheimnis für ewige Jugend. Nun, Letzteres (in Kombination mit Ersterem) kommt der Wahrheit wahrscheinlich am nächsten, denn: Bewegung! Bewegung ist alles. Mens sana in corpore sano, sagten schon die alten Römer. Und fast so alt wie die sind auch der Yogi-Opa bzw. die Yogi-Oma. Während sich andere Mitglieder ihrer Alterskohorte mithilfe des Rollators durch das Leben schieben, denken die Yogi-Pensionisten nicht mal im Traum daran, sich die Schnürsenkel vom Zivi im Altersheim binden zu lassen. Sie sind nämlich fitter als so mancher 18-Jähriger, und dafür gebührt ihnen vor allem Respekt und unsere Bewunderung.
Position: Vrksasana, der Baum. So wie diese Position braucht auch eine Freundschaft eine stabile Basis.
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Position: Mayurasana, der Pfau. Wirkt positiv auf den Verdauungstrakt. Leber, Bauchspeicheldrüse, Magen und Nieren werden gestärkt.
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Yoga-Entscheidungshilfe
text
Pia Gärtner
Welches Yoga darf’s denn sein? Das Angebot an Yoga oder yogainspirierten Kursen ist überwältigend und konfus. Bevor man zu sich selbst findet, muss man erst den richtigen Weg dorthin finden.
Was willst du Erreichen? durch
Yoga
Nein
EINe spirituelle Lehre für Körper und Geist
Ich will mich bewegen!
Ich weiss nicht genau
Ja
O
der man will gar nichts finden, aber zumindest mitreden können. Während es für manche wichtig ist, sich richtig in einen Yogastil zu vertiefen, ist es für andere die Vielfalt, die glücklich macht. Bis man sich da entschieden hat, kann oft ein ganzes Leben verstreichen, und wer weiß schon, wie lang es bis zur Wiedergeburt dauert. Ob die Stimme des Lehrers eher nach esoterischem Walgesang oder nach Bootcamp klingt, aber auch die eigene Tagesverfassung sind nur zwei von vielen Faktoren, die beeinflussen, ob eine Klasse gefällt. Der Entscheidungsbaum kann erste Orientierung schaffen, ansonsten hilft es, Verschiedenes auszuprobieren. Da ist es praktisch, dass viele Studios einzelne Stunden anbieten, die nicht aufeinander aufbauen. Wer allerdings »the real deal« will, sollte sich auf einen fortlaufenden Kurs einlassen. Egal wie, wer mit Yoga anfängt, hat schon gewonnen. Weil: »Ich habe es wirklich bereut, dass ich gestern zum Yoga gegangen bin«, sagte niemand jemals.
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Ziegen yoga Fördert das Zusammenspiel von Körper, Geist und Ziege. Im Ernst.
Areal
Auch Anti-Gravity-Yoga. Man macht klassische Hatha-Übungen, während man in Tüchern in der Luft hängt. Perfekt, um das Loslassen zu lernen.
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Ja
Sport
Bikram
Ich will schwitzen!
Es hat über 40 Grad im Raum. Man macht eine immer gleiche Abfolge von Positionen, während man ordentlich schwitzt und so vor allem Herz und Kreislauf stärkt.
Ashtanga
Vor allem gut für die Gesundheit Stimmt nicht ganz
Mir ist nichts zu blöd
Hier werden die Positionen sehr genau ausgeführt und an den Atem angepasst – das kräftigt und stärkt den ganzen Körper.
Yoga Nidra Stimmt
Zu Zweit
Tantra Allein
Eher weniger
Man arbeitet mit den Chakren, mit der Kundalini-Kraft und mit, ja, sexueller Energie.
Kundalini
Arbeitet mit Energien, vor allem mit der Kundalini-Kraft am unteren Ende der Wirbelsäule. Kann starke emotionale und energetische Wirkungen haben, daher eher weniger für Anfänger geeignet.
Hatha Die Urform des Yoga, aus der sich die anderen Stile entwickelt haben. Oft werden hier alle Teile des Yoga, Atemtechniken und geistige Konzentration mit lange gehaltenen Positionen kombiniert.
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»Schlaf-Yoga« – während man durch Tiefenentspannung physisch schläft, ist man geistig bei Bewusstsein. Keine Körperübungen. Niemand schaut zu, weil alle die Augen geschlossen haben.
Iyengar
Sehr physisch orientiert. Eigentlich ist jeder Stil grundsätzlich dazu geeignet, das Immunsystem und den Körper zu stärken. Hat man schon Beeinträchtigungen, kann Iyengar bei spezieller Behandlung helfen. Man arbeitet viel mit »Props« (Gurten, Pölstern etc.).
Vinyasa Flow
Leitet sich von Ashtanga ab, ist der klassischen Sonnengruß-Abfolge angepasst und sehr dynamisch.
Bhakti
Höchst spirituelle Angelegenheit, bei der man sich vor allem in Hingabe übt. Oft mit Singen verbunden.
Acro
Kurz für Akrobatik. Macht man meistens mit einem Partner.
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Weltrettung
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text
Pia Gärtner
bild
Rawpixel.com / shutterstock.com Sinada / shutterstock.com
Herabschauender Hund? Viele ngos verbinden Entwicklungsarbeit mit Arbeit am eigenen Karma durch Yoga. Macht das wirklich Sinn?
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Y
oga wird mit gewissen Werten assoziiert: Gesundheit, Bewusstheit, Nachhaltigkeit, Weltoffenheit. Perfekt also, um alles mögliche zu promoten, das als Glück und Wohlbefinden stiftend, als grundsätzlich positiv begriffen werden soll. Auch ngos nützen den Hype und arbeiten mit Yoga. Kann man mit Sinnsuche die Welt retten? Yoga in den Namen eines Kurses, eines Produktes oder einer Organisation zu packen, hilft dem Image. Und sonst? Wer mit sich im Reinen sein will, ist wahrscheinlich auch daran interessiert, mit der Welt im Reinen zu sein. Das haben auch einige humanitäre Organisationen erkannt und geben die Möglichkeit, die eigene Praxis mit sozialer Arbeit zu verbinden, häufig im globalen Süden.
Unterwegs für gutes Karma Etwas Gutes für ein größeres Ganzes zu tun, ist grundsätzlich eine sehr noble Idee. Trotzdem werden ngos immer wieder kritisiert: Als Philanthropie getarnt werde auf nicht recht nachhaltige Weise, nur oberflächlich an sozialen Brennpunkten eingegriffen, um im Grunde hauptsächlich dem eigenen Gewissen zu helfen. Gerade wer in diesem Kontext Voluntourismus betreibt (freiwillige soziale Arbeit an Reisen gekoppelt), muss sich manchmal auch den Vorwurf des Neo-Kolonialismus gefallen lassen. Vor allem Yogareisen sind beliebt und bietet den Teilnehmern an, dabei die Welt zu verbessern.
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23 Das Africa Yoga Project (ayp) ist eine der größten Organisation, die Yoga und humanitäre Hilfe verbindet: Von Slums in Nairobi, Kenia, ausgehend, bietet die ngo Yoga für und mit jungen Leuten in 13 Ländern an. Unter dem Begriff »Seva Safari« (Seva bedeutet selbstlose Hilfe in Sanskrit) gibt es außerdem die Möglichkeit, Freiwilligendienst vor Ort zu leisten. Junge Leute verpflichten sich, für die Organisation Fundraising zu betreiben – dafür werden sie mit dem (Ge)wissen belohnt, etwas im Leben anderer, positiv verändert zu haben: »It is a trip that will change your life and the lives you touch forever. Any one of our Seva Safari trips will leave you with a deeper understanding of your purpose and how you are being for others.« Ziemlich starkes Versprechen. Solchen Voluntourismus sieht Julie Webb recht kritisch. Sie ist Yogalehrerin und unterrichtet nun schon seit einigen Jahren an sozialen Brennpunkten. Ihre letzte Station war, nach Problemschulen in Südafrika, die griechische Insel Leros, wo sie Flüchtlinge unterrichtete – auf Auftrag einer ngo und auf Nachfrage der Flüchtlinge selbst. Sie ist der Meinung: »Viele ngos begründen sich vor allem auf dem Ego der Helfer. Wenn man helfen will, sollte man das nicht mit einer exotischen Reise verwechseln.« 2007 startete eine New Yorkerin das ayp, die damit primär eine Maßnahme gegen die hohe Jugendarbeitslosigkeit in Kenia schaffen wollte. Die Idee, junge, armutsbedrohte Leute vor Ort zu Yogatrainerinnen auszubilden, und ihnen so einen eigenen Lebensunterhalt
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einerseits, eine Möglichkeit zur Verbesserung ihrer eigenen Gesundheit andererseits, zu ermöglichen, fruchtete. Aber warum gerade Yoga? »Anders als andere Aktivitäten wirkt Yoga stark beruhigend und positiv auf Emotionen und Psyche. Gerade bei Menschen, die traumatisierenden Erfahrungen ausgesetzt waren, kann das viel bewirken. Außerdem braucht man so gut wie keine Ressourcen.« meint Julie Webb. Im ayp sind heute über 200 Trainer fix angestellt. Mehrere US Forschungsstudien bestätigen den positiven Einfluss des Programms auf die Zufriedenheit der Teilnehmer, zu dessen Partnern auch unicef zählt. So können der Kritik zumindest fundierte Ergebnisse und eine klare Zielsetzung entgegengesetzt werden. Seltsam wird’s aber, wenn sich diese ein bisschen zu sehr nach Weltretten und »wir kommen euch helfen« anhört: »You have the opportunity to help hundreds of Kenyans strengthen their sense of self as well as work with powerful leaders from all over the world.« Das klingt fast nach missionarischer Arbeit. Yoga, als holistisches Lebenskonzept mit moralischen und ethischen Grundsätzen verstanden, kann grundsätzlich natürlich auch selbstloses Handeln für andere beinhalten, muss es aber nicht: Die frühen Yogis lebten vor tausenden Jahren in Indien, zurückgezogen in Höhlen, und fanden ihre innere Ruhe, ohne im Außen zu handeln. Heute ist das anders. Als New Age Yogi muss man in allen Bereichen zeigen, dass man die Lehre verkörpert, während man hippe Leggins trägt.
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OM gegen Rassismus »Off the Mat« aus Kalifornien bietet neben Yogakursen auch politische Workshops an. Aus den Yogis werden dann »movement builder« oder »sustainable change creators« – also quasi Superhelden. Der Grundgedanke von otm ist: Wenn es Individuen besser geht, hilft das auch der Gesellschaft und gleich der ganzen Welt: »Off The Mat – We are changing the World.« Das genaue Konzept wird aber nicht ganz klar. Jedenfalls setzen sich die Mitglieder unter anderem gegen Rassismus ein. Mit Yoga. Die Kurse heißen dann: »Practical Tools for Talking with Other Whites about Racism« oder »Taking responsibility and doing good work«. Weil Menschen, die sich selbst lieben, natürlich keine Rassisten sein können. Wäre der Umkehrschluss also, dass jeder, der mit sich selbst unzufrieden ist, sich schuldig an einer ungerechten Gesellschaft macht? Wer die persönliche Sinnsuche unhinterfragt damit befriedigt, den Anderen zu helfen, muss wirklich aufpassen, nicht selbst zum »herabschauenden Hund« zu werden: Während man Yoga mit armutsbetroffenen oder traumatisierten Kindern macht, sollte man sich den eigenen Motiven für diesen Dienst bewusst sein, sagt Julie: »Ich rate allen, die vorhaben, Yoga als Hilfe anzubieten, ordentlich zu recherchieren und vernünftige Organisation zu suchen. Sie sollten kein Geld verlangen. Außerdem muss man bereit sein, mindestens zwei Monate vor Ort zu verbringen.« Mit Yoga gleich die ganze Welt zu retten bleibt ein utopischer Gedanke. Bis dahin kann man ja schon einmal bei sich selbst anfangen.
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The Joy of Yoga Die »Joya Yoga Convention« – heuer bereits zum fünften Mal in Wien – machte den Augarten zum entspanntesten Ort der Stadt.
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Großer Andrang: 5.000 Besucher, größtenteils praktizierende Yoginis, aber auch Neugierige kamen im Wiener Augarten bei gemeinsamen Yoga-Sessions zusammen.
Mehr als 5.000 Besucher Höhepunkt der Yoga Convention war allerdings das Programm. Neun Yoga-Studios und erstmals auch Fitness-Anbieter hielten den ganzen Tag über Gratiskurse ab. Beliebt waren auch die Massage-Stationen, das Kinderprogramm und die Promi-Yoga-Sessions mit Moderatorin Martina Kaiser, Model Regina Kail-Urban und Zweitfrau-Sängerin Diana Lueger. Auch für 2018 ist wieder eine Joya Yoga Convention geplant. »Wir sind Vorreiter im Bereich der abwechslungsreichen, pflanzlichen Ernährung. Dass diese genuss- und lustvoll ist, das stellen wir bei dieser Veranstaltung unter Beweis«, so Joya-Chef Wolfgang Goldenitsch. »Wir freuen uns, dass die Joya Yoga Convention mittlerweile zu einem fixen Treffpunkt der Yoga-Community, aber auch für Neulinge und ganze Familien geworden ist.« joya.info
Die 1.000 Yoga-Matten – vergeben gegen freie Spenden für einen guten Zweck – waren rasch vergriffen. Auch sonst war der Andrang groß, als Veranstalter Joya am Vatertag in den Wiener Augarten zu seiner Yoga Convention lud. Neben dem eigenen Sortiment – pflanzliche Milchersatz-Produkte aus Soja, Hafer, Nuss und Reis – waren Food-Trucks aufgefahren, darunter »Speedy Potato« mit seinen Bio-Pommes, Bio-Pionier Landgarten oder »Hildegard Wurst« mit streng veganen Hotdogs. Auch biorama war als Medienpartner mit aktuellen Ausgaben vertreten.
Kostenlose Kurse und Übungseinheiten von neun YogaStudios machten den Wiener Augarten am Vatertag zum »entspanntesten Ort der Stadt«.
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Entgeltliche Einschaltung
Gastro- und Rahmenprogramm auch für Kinder: Die »Joya Yoga Convention« ist längst auch für Familien attraktiv.
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Stand in Sicht Yoga ohne Räucherstäbchen, direkt am Wasser und an der frischen Luft: Das bietet sup-Yoga. Wobei das sup für »Stand Up Paddling« steht – und ein wenig Körperbeherrschung voraussetzt.
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Thomas Weber
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Stefan Cerwenka
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ie perfekte Welle? Was die ausmacht, das hängt ganz davon ab, in welcher Rolle Claudia Vogt spricht. Als ehemalige Profi-Windsurferin sieht sie das naturgemäß anders denn als nunmehrige Yoga-Lehrerin, die ihre Leidenschaften vereint hat und am Neusiedler See SUPYoga-Stunden anbietet. »Bei Windstärken, bei denen man segeln oder surfen geht, da ist es mit SUP-Yoga einfach zu Ende«, sagt sie. Stärkerer Wind und Wellengang sind für Yoga auf dem Stand-up-Paddle-Board – also das Sitzen und Stehen auf eigenen, besonders breiten und »kippstabilen« Boards – nicht ideal. Dennoch klingt das theoretisch schwieriger, als es sich letztlich praktisch gestaltet.
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» D u hörst Vögel im Sonnenuntergang, siehst die Sonne im Wasser glitzern,spürst den Wind auf deiner Haut. Das ist mit nichts zu vergleichen.« — Claudia Vogt Intensive Momente auf dem Yoga-Brett: bei Sonnenuntergang und weitgehender Windstille in der Bucht in Rust am Neusiedler See. Auch am Ammersee gibt es SUP-Yoga-Kurse.
Spielerisch und naturnah
Auf eigene Faust ausprobieren? Der Band »Stand Up Paddling Yoga« (BLV Verlag) des deutschen SUP-Yoga-Pioniers Percy Shakti Johannsen präsentiert Übungen auf 110 Fotos.
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Es sind Yoga-Anfänger, die vor Räucherstäbchen vieler Indoor-Studios zurückschrecken, aber auch routinierte Yogis, die etwas Abwechslung von den immergleichen Übungen suchen, die sich für die Yoga-»supKultur« begeistern können. Yoga auf dem Paddelboard bringt Kraft, Balance und Flexibilität. »Am See ist das Gefühl des Verbundenseins mit der Welt, das Yoga ausmacht, noch intensiver«, schwärmt Vogt. »Du hörst Vögel im Sonnenuntergang, siehst die Sonne im Wasser glitzern, spürst den Wind auf deiner Haut. Das ist mit nichts zu vergleichen.« lakesideyoga.at
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Yoga Instagram
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Stéphanie Krischel
@heidiwilliams89
@jessicarichburg
@acrobuddhas
Gepost(eT): Was Instagram aus Yoga macht Yoga findet nicht nur auf der Matte statt, sondern auch in Social Media. Es wird sich verbogen, gepost(et), möglichst sexy, sportlich und halb nackt – #perfectbody #marketing #fake?
@bananablondie108
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@sandythesquirrel
@mathieuboldronyoga
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W
enig Stoff, viel Akrobatik und herrlich hohle Phrasen – Yoga auf Instagram hat wenig vom traditionellen Yoga zu bieten. Dass Yoga an sich eine p hilosophische Lehre ist, dass es, vereinfacht gesagt, um das Gleichgewicht zwischen Körper und Geist geht, das geht im World Wide Web gründlich verloren. Zwar werden auch im klassischen Yoga unterschiedliche Formen gelehrt, und das westliche Yoga weicht schon längst von seinem indischen Ursprung ab, nirgends aber wird Yoga so einseitig körperbetont dargestellt wie auf Instagram. Aus Yoga wird bei Instagram Fitness und Marketing.
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perfectbody fitness strenght
Yoga steht Kopf auf Instagram
Wettbewerb statt Erleuchtung
Wer dazu Zahlen braucht, bitte schön: Skyler Cowans hat 2015 an der Elon University in North Carolina 100 Postings mit dem Hashtag »yoga« auf Instagram unter die Lupe genommen. Davon zeigten 86 schlanke und fitte Körper, 76 Frauen und 72 Yoga in der Natur bzw. im Freien. Nur zwei von hundert Postings zeigten übergewichtige Frauen in vergleichsweise leichter Yoga-Pose. In 65 % der Fälle fiel die Bekleidung knapp aus, und 80 % der Bilder zeigten höchst anspruchsvolle und fortgeschrittene Übungen. #perfectbody #fitness #strenght – Yoga auf Instagram wird als reiner Akrobatikakt für junge, sportliche Frauen in Hot Pants dargestellt. Es braucht keinen Experten, um zu erkennen, dass Yoga mehr sein könnte als ein rein physischer Akt und nichts mit öffentlicher Selbstdarstellung gemein haben muss.
Die Oberflächlichkeit der Bilder wäre ja schon iskussionsstoff genug. Aber dazu drängen sich noch D die wunderbar geistreichen Kommentare der FollowerInnen und PosterInnen förmlich auf: »Atme Liebe ein, atme Dankbarkeit aus!« – Wäre da nicht das perfekt inszenierte Bild einer grauen, engen Sporthose mit anatomisch perfekt angepasstem Inhalt auf der Linken und dazu eine Leggingsempfehlung auf der Rechten, könnte man es fast ernst nehmen. Instagram bietet nicht nur Raum für sexy posierende MöchtegernyogistInnen, sondern auch für YogalehrerInnen und LeggingvertreiberInnen. Eigentlich nicht weiter verwunderlich bei der Oberflächlichkeit des Mediums: ein optimaler Nährboden für Wettbewerb in der World-Wide-WebYogaszene.
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Yoga Instagram
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»Finde einen Ort, der dir inneren Frieden gibt und der dir erlaubt, dein wahres Ich zu sein!« Daneben ein halb nackter Handstand vor Traumkulisse: Da treffen sich die Wahrheit und das wahre Ich wohl grad auf einen Ice Tea am Sandstrand. Die Kritik an den fitnessbetonten Inszenierungen von Yogaposierenden hat bereits aktive Pos(t)erInnen erreicht. Es heißt in einem Kommentar: »Ja, in den Social Media sind sehr viel Handstand, Fitness, perfekte Körper und bunte Leggings zu sehen.« Aber es
@nastyajoooonny
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@nayitavp
ginge vielmehr darum, dass man doch das Recht hat, zu machen, was man will mit seinem Körper und seinem Leben, solange man nicht anderen, der Umwelt oder den Tieren etwas zuleide tut. Na Guru sei Dank, die glänzend glatten Photoshop-Models in Yogaposen à la chinesischem Zirkusstyle kommen einfach nur falsch rüber. Die Erleuchtung ist nah, zwischen Yoga im eigentlichen Sinne und Instagram-Yoga liegen nun mal Welten, die auch nicht durch Flexileggings, Spagate oder Dehnungen überwunden werden können.
@seonia
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Yoga X-Large
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Interview
Thomas Weber
Dick dabei Gerade für Übergewichtige bietet Yoga einen sanften, schonenden Zugang, sich selbst positiv wahrzunehmen, meint Birgit Feliz Carrasco, Autorin von »Yoga X-Large« und der »I love Yoga«-Buchreihe.
Ist Yoga für Übergewichtige besonders empfehlenswert, oder geht es eher darum, dass Übergewichtige keine Angst davor haben sollten, sich auch auf Yoga einzulassen? birgit feliz carrasco: Yoga ist tatsächlich besonders empfehlenswert für Dicke, weil die Praxis von Asanas jeder Körperkonstitution angepasst werden kann und im Gegensatz zu Sportarten wie etwa Lauftraining achtsam für Gelenke und Wirbelsäule ausgeübt wird. Voraussetzung ist allerdings, dass Yoga für Dicke fachkundig angeleitet wird. Übrigens sage ich bewusst »Dicke«, da ich dieses Wort für eine Beschreibung halte, die nicht despektierlich ist. Wenn ich zu jemandem »dünn« sage, ist das ja auch keine Beleidigung. Es wäre wünschenswert, wenn sich mehr Dicke auf Yoga einließen. Das Image der verdrehten Akrobatiker, die sich kasteien und rappeldürr sind – das wäre eher ein despektierliches Wort –, ist anachronistisch. Ich sehe Yoga mehr als Heilungstherapie für Physis und Psyche denn als Akrobatik. Quer durch alle gängigen Spielarten des Yoga: Gibt es eine Faustregel, um Gelenke und Wirbelsäule zu schonen? Eigentlich gelten diese Faustregeln für alle »Gewichtsklassen«: als Neuanfänger vorerst rückwärtsbeugende Asanas vermeiden, keine Flow-Praxis sowie entsprechend der derzeitigen Körperkonstitution Varia tionen der Yoga-Positionen ausführen, bis der Körper mit zunehmender Praxis flexibler sowie kräftiger wird. Yoga-Meister Krishnamacharya lehrte: »Yoga soll sich dem Menschen anpassen und nicht der Mensch dem Yoga.« Leider wird dieser Grundsatz vielerorts missachtet.
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Sie selbst praktizieren seit beinahe 20 Jahren Yoga. Was sind denn erfahrungsgemäß die ersten kleinen Erfolge als Yoga-Anfänger? Das Wundervolle am Yoga ist, dass man ab der ersten Stunde den Körper feinfühliger wahrnimmt. Ich nenne es die Magie des Yoga, wenn Schüler nach 90 Minuten Yoga sagen: »Ich hab gar nicht mehr an meinen Job gedacht« oder »Ich fühle mich erfrischt, belebt und ausgeglichen statt müde.« Nach nur einer Unterrichtseinheit! Beim Yoga atmet der Körper wieder so, wie die Natur es vorgesehen hat, nämlich langsam und tief. Allein das macht einen Wow-Effekt. Erfahrungsgemäß sind auch Rücken und Wirbelsäule nach zwei bis drei Yoga-Sessions dehnbarer, und wo zuvor in der Vorwärtsbeuge des sogenannten Kniekusses die Erde unter den Händen unüberwindbar entfernt schien, kommt der neue Yoga-Fan nach einigen Lektionen bereits mit den Fingern zum Boden. Sie haben 1998 mit Yoga begonnen, als es darum noch keinen Lifestyle samt Instagram-Hype gab. Sind Sie selbst bewusst nicht auf Instagram? Das sind wirklich Phänomene unserer Zeit: Selbstdarstellungen, Kommentarwesen, Informationsdrang und allgemein das Leben öffentlich zu gestalten. Was suchen wir als Yoga-Praktizierende? Wir versuchen uns selbst zu ergründen, nach innen zu lauschen, den Sinn des Lebens zu begreifen und harmonisch im Einklang mit dem Kosmos zu leben. Ehrlich gesagt meditiere ich lieber, als mich irgendwo im Netz selbst zu beweihräuchern. So was verschlingt viel feinstoffliche Energie. Ich lebe lieber den echten Yoga-Lifestyle durch bewussten Lebenswandel und bewusstes Handeln im Alltag. birgitfelizcarrasco.com
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Unsere Autorin Theresa hat sich mit der Meditati ons-App 7Mind in Achtsamkeit geübt. Zwei Monate lang hat sie meditiert und ist dabei circa 15 Prozent ruhiger geworden – ihr Handyakku auch. Getestet hat sie den Grundkurs und Zusatzangebote zu Kreativität, Beziehungen und SOS-Meditationen. Die PremiumVersion kostet im Jahresabo 4,99 Euro pro Monat, im einzelnen Monatsabo 11,99 Euro.
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Meditation
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Theresa Ziegler
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7Mind
Ahnung vom Atmen Der Stresskatalysator Smartphone soll mit der richtigen App auch als Meditationsguru dienen. Innere Mitte mit dem iPhone? Wir machen den Selbsttest mit der Meditations-App 7Mind.
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tress kommt in allen Größen und Formen, aber vor allem aus dem Handy. Gruppenchats oder Arbeitsmails lassen unsere Synapsen schon mal durchdrehen. Laut einer Microsoft-Studie hat sich unsere Aufmerksamkeitsspanne zwischen den Jahren 2000 und 2015 von zwölf auf acht Sekunden verkürzt. Der digitalisierte Lifestyle soll dafür verantwortlich sein. Da wirkt es fast ein bisschen paradox, dass die App 7Mind genau dieses Gerät, das unsere Aufmerksamkeit oft ungut bündelt, dazu nutzen will, dass wir uns auf die innere Mitte konzentrieren. Dazu muss man sie aber erst einmal finden. 7Mind ist, wie der Name schon vermuten lässt, in Sieben-Minuten-Meditationen aufgebaut. Der Grundkurs ist für alle zugänglich, die spezifischeren Kurse wie »Intuition«, »Schlaf« oder »Gelassenheit« nur den meditativen Premium-Kunden. Die ersten Male Sieben-Minuten-Auszeit verlaufen wie zu erwarten aber erst einmal wenig ruhig. Es geht im Grundkurs vor allem ums richtige Atmen, die Konzen tration auf den Raum zwischen zwei Atemzügen, Atmen in verschiedene Körperregionen. Luft in sich rein- und wieder rauszusaugen soll beim Meditieren die beschäftigenden Gedanken als Konzentrationsfokus ablösen. Die Grundzüge unserer Gedankenwelt kann man aber auch beim Bewusstmachen von automatisierten Vorgängen schwer abschalten: Wer sonst auch kompetitiv veranlagt ist, muss sich davon losmachen, besser als andere meditieren können zu wollen. Im eigenen Atmen liegt also für jeden eine individuelle Lektion.
aufrecht sitzen, lautlos Nach den ersten Meditationen sind bereits zwei Anmerkungen notiert: Dass die angenehme ältere Männerstimme, die die Kurse geleitet, immer von einer aufrechten Sitzposition spricht, macht schon Sinn. Ich bin jedenfalls bei jeder Meditation, die ich aus Entspan-
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nungsgründen im Liegen anging, eingeschlafen. Und es hilft auch, das Handy während der Meditation lautlos zu stellen, denn sonst atmet man mit Luft auch den Spam sämtlicher Whatsapp-Gruppen ein. Fällt einem das bewusste Atmen ein bisschen leichter, geht es weiter zu den anderen Angeboten. Zum Beispiel mit Kursen für Kreativität und der Extra-Rubrik »@Work« – mit Meditationen für Zeiten vor Meetings oder gegen Lampenfieber – erweitert 7Mind die Grundidee der Meditation. Es geht oft nicht nur darum, sich auf die innere Mitte zu konzentrieren, sondern neue Impulse zuzulassen. Dabei helfen auch die Push-Nachrichten, die die App mit einer Auswahl von zwei verschiedenen Gong-Tönen anbietet. Man solle sich vorstellen, in seiner Lieblingsfarbe zu baden, oder bei der nächsten Tätigkeit die ungeübte Hand verwenden. Die Gedankenspiele, die 7Mind vorschlägt, schaffen so eine kleine Auszeit zwischen allem, was man sonst unachtsam wegscrollt. »Schenke der nächsten Person, der du begegnest, ein Lächeln«, sagt die meditative Notification kurz vor der »Spiegel Online«-Push-Nachricht »Erdogan beantragt offiziell Auftritt in Deutschland«. Im Smartphone kommen eben doch Stress und Entspannung zusammen. Sich hie und da mal einem Impuls hinzugeben, der sich nicht um die eigenen Sorgen und Zweifel dreht, tut aber immer gut. Das kann man dann ja auch schon Meditation nennen. Wenn man sich darauf einlässt, ist Meditation sicher ein Weg für mehr Ruhe im Alltag – auch wenn sie ironischerweise aus dem Handy kommt. Der Hauptanteil von dem, was in diesem Gerät passiert, bleibt aber Stress. 7Mind bietet in der Premium-Version neue Impulse, um vom üblichen Denken kurz abzuweichen. Wer für solche freien Gedanken gerne eine Eingebung von außen bekommt, ist mit 4,99 Euro pro Monat im Jahresabo gut beraten.
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Sustainable Development Goals
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Stéphanie Krischel Hartmut Derler
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Wie die SDGS in die Uni kommen Alle Formen der Armut weltweit beenden und eine hochwertige Bildung für alle Menschen ermöglichen. Was utopisch klingt, soll bis 2030 Realität werden. Unis spielen dabei eine große Rolle.
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ew York, September 2015. Der Weltgipfel für nachhaltige Entwicklung tagte. Ziel des Gipfels war, die 2000 beschlossenen Millennium Development Goals durch neue, bis 2030 geltende Ziele abzulösen. Zuvor mahnte der damalige UN-Generalsekretär Kofi Annan noch, dass es intensivere Bestrebungen zur Bekämpfung der Armut geben müsse. Aber er prangerte auch andere Probleme wie den fortschreitenden Klimawandel, den Verlust der Artenvielfalt in der Pflanzen- und Tierwelt sowie die sozialen Ungleichheiten zwischen Ländern an. Um auf diese und noch weitere Probleme zu reagieren, beschloss die uno 17 sdgs für eine nachhaltige Entwicklung unserer Erde. »Komplexe und schwierige Ziele für komplexe und schwierige Probleme«, hieß es damals seitens der uno.
Wechselwirkung Vor allem mit dem vierten Ziel, einer hochwertigen Bildung für alle, rückten die sdgs verstärkt in den Aufgabenbereich der Universitäten. »Universitäten haben sehr viele Möglichkeiten, mit den sdgs umzugehen«, so Professor Gerd Michelsen von der Leuphana Universität Lüneburg, der dort den unesco-Lehrstuhl für nachhaltige Entwicklung innehat. In Deutschland haben sich daher 50 Hochschulleitungen zusammengeschlossen und einen Nachhaltigkeitskodex mit dem Ziel, Nachhaltigkeit auf Hochschulen voranzutreiben, verfasst. Entscheidend für die Umsetzung der Ziele ist laut Michelsen, zu erkennen, dass es sich um Ziele handelt, an denen sich die Politik orientieren kann. »Diese Politik
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sieht von Land zu Land unterschiedlich aus und muss auch unterschiedlich aussehen, weil es in den Ländern unterschiedliche Voraussetzungen gibt – sei es nun kulturell oder ressourcentechnisch.« So hat beispielsweise ein Land wie Deutschland im Bereich der Ernährung ein völlig anderes Problem als ein afrikanisches Land. »Der Blick aufs Ganze darf dabei nicht fehlen«, so Prof. Helga Kromp-Kolb, die das Zentrum für Globalen Wandel und Nachhaltigkeit an der Universität für Bodenkultur Wien leitet. Dies schildert sie anhand eines Beispiels: »Ich kann natürlich Klimaschutz betreiben, indem ich Solarenergie auf den Feldern erzeuge. Dann bin ich dem Klimaschutz näher gekommen, habe aber womöglich fruchtbares Land für die Nahrungsmittelproduktion verloren. Also Nahrung, die dann womöglich woanders fehlt.« Gerade die Erforschung solcher Wechselwirkungen sei die Stärke und Aufgabe der Universitäten, und dafür bedarf es eines nationalen, aber auch eines internationalen Austauschs.
Trump, Brexit und Systemverlierer »Wichtig ist genauso, dass diese Ziele in die Lehre eingebunden werden. Ich bin der Meinung, dass Studierende heutzutage nicht mehr davon absehen können, sich mit den sdgs auseinanderzusetzen«, betont Michelsen. Um dies zu erreichen, hat die Universität Lüneburg ein Studienmodell entwickelt, das im deutschsprachigen Raum einmalig ist. So absolvieren Studierende aller Studienrichtungen im ersten Semester ein Pflichtmodul, in dem die Hintergründe der globalen Herausfor-
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damit die vorherrschende, konservative Idee des Wirtschaftswachstums verändern kann. »Wenn man die Ziele gemeinsam betrachtet, dann ergibt sich womöglich ein neuer Blickpunkt. Ich will ja auch das Leben zu Lande und zu Wasser sichern oder auch Armut bekämpfen.« In diesem Zusammenhang werden schließlich oft auch andere Geldsysteme diskutiert, wodurch man die konservative Idee des Wirtschaftswachstums, die oft in der Politik noch vorherrscht, womöglich neutralisieren könne, so Kromp-Kolb.
Gesellschaftliche Verantwortung
derungen im Mittelpunkt stehen. Klimawandel, soziale Ungleichheiten, das exponentielle Wirtschaftswachstum und deren Zusammenhänge werden hierbei kritisch aufbereitet. Der Ansatz, der damit verfolgt wird, lautet: weg von disziplinärem Monolog und hin zu einem interdisziplinären Dialog. Schließlich müssen wir uns alle eine Welt teilen. Auch aus der Sicht einer Universität ist es daher wichtig, dass alle Schichten einer Gesellschaft an der Umsetzung der Ziele teilhaben. »Eine der großen Herausforderungen dahingehend ist, Personen zu erreichen, die man typischerweise zu den Themen nicht befragt. Sogenannte Systemverlierer oder auch Leute, die für Trump oder Brexit stimmen«, so Kromp-Kolb. Transdisziplinäre Forschungsprojekte, also Projekte, die Personen einbeziehen, die mit Forschung nichts am Hut haben, sind daher unumgänglich.
Die Kritik Kritisiert werden die sdgs der uno von vielen Seiten. Unter anderem seien die insgesamt 169 Unterziele zu umfangreich und daher auch auf universitärer Ebene schwer umsetzbar. Im Mittelpunkt der Kritik steht wiederum das leidige Thema des Wirtschaftswachstums, welches als achtes Ziel formuliert wurde. Dieses stehe im Konflikt zum dreizehnten Ziel, der Bekämpfung des Klimawandels, denn die Vergangenheit zeigte, dass ein wirtschaftliches Wachstum mit erhöhten Treibhausgasemissionen Hand in Hand gehe. Auch die Universitäten sind sich dieser Problematik bewusst. Wirklich glücklich ist Kromp-Kolb daher über das achte Ziel nicht. Zugleich sehe sie aber auch die Chance, dass man
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Eine wichtige Rolle bei der Umsetzung des vierten Ziels kam den Universitäten 2015 zu, als allein in Deutschland mehr als 800.000 Flüchtlinge registriert wurden. Um die Integration junger Flüchtlinge im Hochschulbereich zu gewährleisten, stellte das deutsche Bundesministerium für Bildung und Forschung 2016 27 Millionen Euro bereit. Weitere 73 Millionen Euro folgen in den nächsten Jahren. Wie eine vernünftige Integration ermöglicht werden kann, zeigt hierbei auch die Flüchtlingsinitiative more der österreichischen Universitäten. Bei einem Buddy-Programm treten Studierende mit Flüchtlingen in Kontakt und helfen diesen ihren Unialltag zu bewältigen. Dabei werden sie nicht in eigenen Kursen unterrichtet, sondern besuchen gewöhnliche Lehrveranstaltungen. Dies sei wichtig, um die Personen möglichst schnell und vernünftig zu integrieren, und diene auch einem interkulturellen Austausch, wie Samira Seferovic vom Projekt erklärt.
Durchlässigkeit Freilich müssen sich die Universitäten intern auch den Herausforderungen der sdgs stellen. Ein großes Problem sowohl deutscher als auch österreichischer Universitäten stellt die geringe soziale Durchlässigkeit dar. Hierbei geht es um die Frage, ob auch Menschen aus niedrigen sozialen Schichten zu einem Studium kommen können. So zeigte eine Studie der oecd aus dem Jahr 2014, dass in Deutschland nur knapp 20 Prozent der Personen, die aus einem nichtakademischen Haushalt kommen, dem dritten Bildungsweg folgen. Ähnlich sieht es auch in Österreich aus. Der Weg ins oder weg vom Studium ist demnach stark vom Elternhaus geprägt. Die Aufgabe der Universitäten ist daher, eine Bildungsgerechtigkeit zu fördern, wie Professor Michelsen klarstellt. Allerdings müsse eine Universität auch feststellen, ob eine Person überhaupt für ein Studium geeignet ist. Ob das Numerus-clausus-System hierfür das richtige Instrument ist, ist nur eine von vielen Fragen, die sich die Universitäten bis 2030 stellen müssen.
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Alle Infos → poolbar.at
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Die Wolle im Lager von Walter Aigners Teppichfabrik stammt großteils aus Übersee. Gefärbt wird sie in Norddeutschland.
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Thomas Stollenwerk
Wolle in der Nebenrolle Schafe spielen in Rumäniens Landwirtschaft eine große Rolle. Für ihre Wolle gilt das nicht mehr. Woran das liegt und wie sich das ändern könnte.
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Schafe melkt Adrian Martin jeden Morgen, zweieinhalb Stunden lang, und am Abend noch einmal. Martin ist einer der letzten Schäfer im transsilvanischen Bergdorf Jina, der noch die klassische Transhumanz praktiziert – Wanderschafhaltung. Jeden Winter geht er mit seiner Schafherde auf eine Wanderung. Früher ging es in Richtung Temeswar. Im letzten Winter zog er in Richtung Cluj, über 200 Kilometer weit. Das Gepäck wird von mehreren Eseln getragen. Monatelang lebt er dann von seiner Frau und den beiden Töchtern getrennt bei der Herde. Damit sich das lohnt, musste seine Herde in den letzten Jahren auf rund 800 Tiere anwachsen. Noch vor zwanzig Jahren reichten 100 Tiere aus, um eine Familie zu ernähren. Der Preis für Lämmer ist seither stark gesunken. Immerhin: Der Preis für Schafkäse blieb halbwegs stabil. Ohne die Unterstützung dreier weiterer Hirten ist es für Adrian Martin nicht möglich, die Tiere während der Wanderschaft jeden Tag zweimal zu melken. In diesem Jahr ist es für ihn so schwierig wie nie in den vergangenen zwölf Jahren, Hirten zu finden. Die strapaziöse und eher mäßig bezahlte Arbeit ist nicht mehr das, was sich junge Rumänen unter einem guten Job vorstellen.
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Wolle
44 Walter Aigner würde gerne die Wolle der Region verarbeiten. Die wird ihm allerdings nicht angeboten.
Wenn Adrian Martin bis Anfang Oktober niemanden findet, der mit ihm auf Wanderschaft geht, wird er die Hälfte seiner Herde wohl verkaufen müssen. Ob auch er die traditionelle Transhumanz dann aufgibt, so wie die meisten Schäfer der Region – er kann es noch nicht sagen. Die Situation der Familie ist angespannt. Besser sähe es aus, wenn auch die Wolle der Schafe zum Einkommen beitragen würde. Fast zehn Millionen Schafe gibt es laut Eurostat in Rumänien. Zum Vergleich: In Deutschland sind es knapp 1,6 Millionen, in Österreich ungefähr 378.000. Doch nur noch ein Bruchteil der Wolle dieser Tiere wird vermarktet – zum Beispiel als Dünger für Kleingärtner. Meist bleibt sie einfach liegen, wo die Schafe geschoren werden. Der Markt für Wolle brach schon vor Jahren zusammen, die wenigen Wollwäschereien schlossen. In großen, schmutzigen Haufen liegt die Wolle hier und da in der Hügellandschaft herum. Der Grund: Die Textilproduktion wanderte in Länder, in denen billiger produziert werden kann. In die Türkei, nach Südasien. So bleibt ein wertvoller Rohstoff ungenutzt. Heute setzt sich das Einkommen der Schafhirten und -züchter zu ungefähr je einem Drittel aus den Einnahmen für Fleisch und Käse sowie den Subventionen der Europäischen Union zusammen. »Ich kenne kein Tal, in dem es so viele Schafe gibt. Jedes Mal, wenn ich hier durchfahre, ist das Tal vollkommen kahlgefressen«, erklärt Walter Aigner, während er seinen Geländewagen über die kurvige Straße zwischen Sibiu und dem Dorf Bogatu Român steuert.
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» Rumänien ist ein a bsolutes Schafland. Aber es gibt im ganzen Land keine einzige funktionierende größere Wollwäscherei.«
»Rumänien ist ein absolutes Schafland. Aber es gibt im ganzen Land keine einzige funktionierende größere Wollwäscherei. Ich schätze, dass nur ein ganz kleiner Teil im Land gewaschen wird, in kleinsten Wäschereien, von Hand, an Bächen. Das sind vielleicht vier oder fünf Prozent. Weitere 15 Prozent werden nach Bulgarien und in die Türkei exportiert, um dort gewaschen zu werden. Der Rest wird weggeworfen oder verbrannt.« Walter Aigner kennt sich mit Wolle gut aus, schließlich hat er täglich damit zu tun. Im siebenbürgischen Städtchen Cisnadie, zu Deutsch Heltau, steht seit September 1999 seine Teppichfabrik. Der Vorarlberger Unternehmer verlagerte zwischen 1999 und 2012 schrittweise seine Produktion von Westösterreich in die Nähe von Sibiu, dem lange Zeit deutschsprachigen Hermannstadt. Das
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Immer wieder trifft man in der Landschaft SiebenbĂźrgens auf Wollberge. Sie werden verbrannt oder verrotten unter freiem Himmel.
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46 niedrige r umänische Lohnniveau sicherte damals den Fortbestand seines angeschlagenen Unternehmens, denn aufwändige Teppiche zu weben ist bis heute mit viel Handarbeit verbunden. Immer wieder führt die Landstraße an beigen Wollhaufen vorbei, die sich aus der Ferne wie Sandbänke in die Wiesen einfügen. »Die Wolle verrottet einfach. Manchmal gießen die Bauern Benzin darüber und stecken sie an. Wolle allein brennt ja nicht«, erklärt Aigner. »Aber was sollen sie auch sonst machen? Sie bekommen einfach kein Geld dafür.« In Aigners Lager in Cisnadie türmt sich Wolle aus aller Welt. Selbst die zertifizierte Biowolle kommt per Schiff und lkw nach Rumänien – nicht aus der Region. Es wäre auch gar nicht so leicht, rumänische Schafwolle als Biowolle zertifizieren zu lassen. Denn damit WolleBiowolle werden und das Zertifikat Global Organic T extile Standard (gots) erhalten kann, müssen die Schafe auch auf zertifizierten Bioflächen weiden. Die rumänische Form der Schafhaltung, bei der sich die Tiere frei in der Landschaft bewegen, macht das quasi unmöglich. Die größten Exporteure von Bio-Schafwolle sind heute Australien und Neuseeland. Aigner kann kaum verstehen, weshalb ein Rohstoff, der gleich vor dem Fabriktor massenhaft zur Verfügung steht, seiner Branche nicht angeboten wird. In seinen Augen ist das eine riesige Verschwendung. Und weil er durch und durch Unternehmer ist, würde er diesen Missstand gerne durch eine marktwirtschaftliche Lösung beheben. »Ich möchte eine Wollwäscherei eröffnen, weil es einfach Sinn macht, diesen Kreislauf zu schließen«, erklärt er. Vor drei Jahren war Aigner schon einmal kurz davor, eine Gruppe von Investoren für eine Wollwäscherei zusammenzubringen. Damals scheiterte das Vorhaben am Anstieg des Schweizer Frankens. Seitdem versucht er weiterhin, das geeignete Grundstück zu kaufen. »Es gibt bei uns in der Nähe einen idealen Platz für eine Wollwäscherei. Dort gibt es einen Fluss mit sehr weichem Wasser, das gut geeignet wäre, um Wolle zu waschen.« Doch ein Grundstück zu kaufen sei in Rumänien nicht immer ein leichtes Unterfangen, denn in der Region um Sibiu gebe es seit sozialistischen Zeiten kein funktionierendes Grundbuchwesen. Der Bürgermeister des betreffenden Dorfs versuche seit Jahren, die rechtmäßigen Besitzer der Fläche am Fluss zu ermitteln. Solange das Land, auf dem Aigner eine Wollwäscherei eröffnen will, keinen rechtmäßigen Besitzer hat, kann er es nur schwerlich erwerben. Der Markt für rumänische Schafwolle ist erst in den vergangenen Jahren völlig zusammengebrochen. Eigentlich gibt es eine uralte Textiltradition im Land. Gerade Wollteppiche wurden in Rumänien früher in großen Stückzahlen produziert. Dafür ist die harte, raue Wolle der in den Hochebenen verbreiteten Schafrassen
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am besten geeignet. Erst billige Teppichimporte aus der Türkei, aus Indien und China machten viele der rumänischen Webereien unprofitabel. Die Abnehmer der heimischen Wolle gingen reihenweise in Konkurs. Im Internet kann man heute unbearbeitete Rohwolle ab zirka 60 Cent pro Kilo bestellen. Die Anbieter offerieren die Ware zur Verschiffung vom Schwarzmeerhafen Constanta aus. Für die Bauern ergeben sich daraus Kilopreise, die in keinem Verhältnis zum Aufwand beim Scheren und Transportieren der Wolle stehen. Walter Aigner hält in seiner Weberei mit Qualität gegen den Trend zur Billigware. Denn für besondere Qualität wird auch weiterhin ein Preis bezahlt, der es ermöglicht, in Rumänien zu produzieren statt in Asien oder Afrika. Würde rumänische Wolle wieder im Land gewaschen und weiterverarbeitet, könnte womöglich auch Adrian Martin davon profitieren.
» Die Wolle verrottet einfach. Manchmal gießen die Bauern Benzin darüber und stecken sie an. Wolle allein brennt ja nicht. Aber was sollen sie auch sonst machen?«
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Luxusproduzent Stör Kaviar, also die Eier des Störs, ist eine Delikatesse und wird weltweit in großen Mengen nachgefragt. Nicht nur Überfischung, auch verschmutzte Gewässer, verbaute Ufer und Staumauern gefährden die Populationen. Auf der Roten Liste der iucn (International Union for Conservation of Nature and Natural Resources) sind fast alle der weltweit noch existierenden Störarten als »vom Aussterben bedroht« eingestuft. Es gibt aber auch Initiativen, wie das Projekt »life« der Universität für Bodenkultur Wien, die den Sterlet wieder dauerhaft in der Donau ansiedeln sollen. life-sterlet.boku.ac.at wwf.at/de/artenschutzausstellung-stoer
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Störe bewohnen schon seit der Dinosaurier-Zeit die Erde. Die Tiere leben ausschließlich auf der nördlichen Erdhalbkugel und zählen insgesamt rund 50 verschiedene Arten. In der Donau leben heute nur noch fünf Störarten: der Hausen, der Sternhausen, der Glattdick, der Waxdick und der Sterlet. Die Störe galten einst als „Könige der Donau“. Alle Arten sind heute aber vom Aussterben bedroht. Bis auf den Sterlet sind alle Arten Wanderfische. Sie verbringen ihr Leben im Schwarzen Meer und wandern zum Ablaichen in die Donau. Der Sterlet bleibt sein ganzes Leben lang in der Donau, in Österreich findet man ihn auf einem kleinen Gebiet von 15 Kilometern bei Aschau. Man sieht ihn nur mehr selten, und wenn er geangelt wird, muss er auch wieder in die Donau entlassen werden. Er ist ganzjährig geschützt.
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Donau, Wasser, Donauschutz Am Danube Day im Wiener Stadtpark organisierte das Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft (bmlfuw) gemeinsam mit Partnerinnen und Partnern Infostände, Rätselrallyes und Wissensspiele für eine gemeinsame, saubere Zukunft der Donau.
Mitmachen erwünscht! Nicht nur am Danube Day ist Mitmachen erwünscht! Das ganze Jahr über finden Veranstaltungen und Wettbewerbe statt – derzeit sucht das Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft (bmlfuw) mit dem beliebten wasseraktiv-fotowettbewerb wieder die schönsten Wasserfotos.
Über 1.000 Kinder und Jugendliche aka Donau-DetektivInnen kamen am 22.6. zum Danube Day in den Stadtpark. Auch aus dem Ausland kamen Gäste: Gastland heuer war die Slowakei.
Schnell sein! Einreichen kann man noch bis 31. August. Teilnahmebedingungen und weitere Infos gibt’s unter www.wasseraktiv.at
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Der Aktionstag ist eine Kooperation von bmlfuw, iksd, dem Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie (bmvit), Viadonau, Wiener Wasser und Stadt Wien.
»Get active for a cleaner Danube« lautete das Motto des Aktionstages. Seit 13 Jahren steht eine saubere Donau im Zentrum dieser Veranstaltung.
Spielen, forschen, ausprobieren und dabei ganz viel über die Donau und deren Schutz lernen – am Danube Day werden die Kinder und Jugendlichen zu Donau-DetektivInnen.
Am Danube Day konnten die Donau-DetektivInnen dem riesigen Knochenfisch Stör ganz nahe kommen.
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bis zu organisierten Aufräumaktionen an Flüssen, die von Bürgerinitiativen gestartet werden können. Kinder und Jugendliche – wie wichtig ist diese Zielgruppe? Gerade Kinder und Jugendliche verstehen sehr schnell, wie wichtig eine gesunde Umwelt für sie ist. Der Danube Day und der Danube Art Master bieten ihnen die Chance, sich spielerisch und künstlerisch mit dem Thema Wasser und Donau auseinanderzusetzen, und wir sehen, dass das auch sehr gut ankommt und langfristig Bewusstsein schafft.
Heide Jekel kümmert sich im deutschen Bundesumweltministerium in Bonn um nachhaltige Wasserbewirtschaftung und die langfristige Sicherung von Ressourcen in Flussgebieten. Sie arbeitet in verschiedenen internationalen Flussgebietskommissionen, unter anderem in der IKSD, der Internationalen Kommission zum Schutz der Donau.
Am heurigen Danube Day in Wien war die Slowakei Gastland. Welche Rolle spielen Zusammenarbeit und Partnerschaften verschiedener Staaten beim Donauschutz? Die Zusammenarbeit in grenzüberschreitenden Flussgebieten ist natürlich ein Muss, sonst kann man die Flüsse und die Einzugsgebiete nicht vernünftig schützen – Wasser kennt keine Staatsgrenzen. Die iksd dient als Plattform für die beteiligten Staaten. Man trifft sich regelmäßig und hört einander zu. Die Staaten haben unterschiedliche Problembereiche – helfen da Kooperationen, um voneinander zu lernen? Ja, das ist auch der Sinn einer internationalen Gemeinschaft: Mögliche Lösungsansätze kommen oft aus anderen Staaten, man schaut voneinander ab und hilft sich gegenseitig. Außerdem gibt es den gemeinsamen Bewirtschaftungsplan für die Donau, bei dem auch Nicht-EU-Staaten mitmachen. Die haben sich freiwillig verpflichtet – das ist einzigartig. Was kann der oder die Einzelne zum Donauschutz beitragen? Das beginnt bei relativ einfachen Sachen wie etwa, keinen Müll in der Landschaft zu hinterlassen, geht aber
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» Der Sinn einer internationalen Gemeinschaft: Man schaut voneinander ab und hilft sich gegenseitig.«
Die Sustainable Development Goals, kurz sdgs, sind 17 sehr hoch gesteckte Ziele – sind die überhaupt umsetzbar? Vor den sdgs gab es die Millennium Development Goals, die auch nur teilweise erreicht wurden: Der weltweite Zugang zu Trinkwasser wurde zum Beispiel deutlich verbessert, während der Zugang zu sanitären Systemen nicht ausreichend verbessert werden konnte. Im WasserZiel der sdgs wurde dieses Vorhaben erneut aufgegriffen. Bewusstsein und Bereitschaft für Aktionen wachsen – aber wird sich’s noch ausgehen, dass wir die Welt retten? Ich bin optimistisch, dass wir das Ruder noch herumreißen können, aber wir müssen aktiv daran arbeiten. Die Menschen und insbesondere auch die Politiker müssen verstehen, dass kurzfristiges Denken nicht mehr funktionieren kann. Sonst gehen wir im wahrsten Sinne des Wortes »den Bach runter«.
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Wir sind Meer – Meer sind wir Die indigene Bevölkerung einer kleinen Insel im Pazifik kämpft in Sachen Meeresschutz gegen die Regierung Neuseelands. Sie könnte die Geschichte verändern – nicht nur ihre eigene, sondern die der Welt.
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55 Seit der Havarie des Tankers Rena vor Motiti entwickelt sich die Unter wasserwelt überraschend vielfältig.
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otiti. Wer in Neuseeland diesen Namen ausspricht, erntet wissendes Nicken. Die beschauliche Insel in der Bay of Plenty, zehn Kilometer vom Festland entfernt, war 2011 in allen nationalen Medien und schaffte es sogar bis in die heimische Berichterstattung: Am 5. Oktober lief vor der Küste der 40-EinwohnerInsel der 236 Meter lange Ölfrachter »rena« auf Grund. Es ging als größte Umweltkatastrophe in die Geschichte des Pazifikstaates ein: 234 Tonnen Öl wie Abfall verschmutzten den Ozean und beschädigten das AstrolabeRiff, das für Fischreichtum und Biodiversität berühmt war. Weitere 350 Tonnen Öl wurden in den folgenden Wochen von den wilden Steinküsten der Insel geschabt. 2.062 Vögel fielen der Katastrophe zum Opfer. Doch wie so oft hatte das Desaster paradoxerweise etwas Positives. Um das bereits angeschlagene Riff nicht noch mehr zu belasten, wurde außerdem im Umkreis von zwei Seemeilen ein Fischerei- und Tauchverbot verhängt. Der Effekt: Vier Jahre später wimmelte es von Fischen, Meeresgetier und -pflanzen. Frei vom schädlichen Einfluss der Menschen konnte sich das Meeresleben erholen und war in der verordneten Zwangspause aufgeblüht.
vom wrack zum taucherspot Ende gut, alles gut? Weit gefehlt, denn damit ist die Geschichte erst am Anfang. Vier Jahre nach der Kata strophe – und trotz heftiger Proteste einiger MaoriGruppierungen von Motiti, darunter der »Motiti Rohe Moana Trust (mrmt)« – war das Wrack der rena noch immer an Ort und Stelle. Damit nicht genug, wurde im April 2016 allen Einsprüchen der Bewohner, Umweltschützer und Neuseelands größter Naturschutz-Organisation »Forest and Birds« zum Trotz das Astrolabe (Otai-
» Dabei gehen wir von der Annahme aus, dass der Ozean eine unerschöpfliche Quelle ist, das hat sich als Irrtum herausgestellt.« — Te Atarangi Sayers Biorama 050 054 Neuseeland LEKT.indd 55
ti in der Sprache der Maori) samt rena zum Taucherspot gekürt. Und auch die Forderung der Insel-Bewohner, für die folgenden zwei Jahre das Fischen innerhalb von drei Seemeilen um das Riff zu verbieten, wurde vonseiten der Regierung abgelehnt. »Das ist ein Sieg für alle Hobby fischer und den Kiwi von nebenan«, verkaufte deren Anwalt Rob Paterson das Urteil als Triumph. Viele hat er da als Sieger bezeichnet, ist doch Fischen in Neuseeland ein Nationalsport. Übertroffen wird die Anzahl der Hobbyangler nur noch von der kommerziellen Fischerei: Mehr als 130 Fischarten im Wert von 1,2 Milliarden Dollar werden jährlich aus dem Wasser geholt. »Dabei gehen wir von der Annahme aus, dass der Ozean eine unerschöpfliche Quelle ist«, zeigt der Meeresbiologe Te Atarangi Sayers von Motiti die Konsequenzen auf, »das hat sich als Irrtum herausgestellt. Fischen wirkt sich auf das gesamte Meeresleben und dessen ökologische Funktion aus.« Er spricht an, was ngos weltweit mit Zahlen belegen: Laut »wwf« verenden jährlich mehr als 27 Mio. Tonnen Fisch, Meerestiere und Vögel als Beifang. Darüber hinaus zerstören Grundschleppnetze die Flora auf dem Meeresboden,
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59 die Laichgebiete und damit die Regeneration unzähliger Meeresbewohner. In Neuseeland hat man darauf schon ab den 80er-Jahren reagiert und mit dem »Fisheries Act« Standards sowie Grenzmengen definiert, die eine Ausbeutung des Pazifiks verhindern und damit die Fischerei als Einnahmequelle für lokale Communities erhalten sollten. Mit mäßigem Erfolg. Erst vor einem Jahr enthüllte eine Studie der Universität von Auckland ernüchternde Zahlen: Zwischen 1950 und 2010 war die Menge an gefangenem Fisch über 2,7 Mal höher, als offizielle Statistiken besagten. Wie unzureichend das System ist, wurde auch nach der Aufhebung der Schutzzone beim Astrolabe-Riff rund um Motiti sichtbar. »Seither waren Krethi und Plethi zum Fischen am Felsen«, klagt Umuhuri Matehaere, einer der Vorsitzenden des mrmt, »es ist jetzt wieder genauso wie zuvor.« Das konnten und wollten Umuhuri sowie die anderen nicht auf sich beruhen lassen. Sie zogen in den (teuren) Kampf vor Gericht. »Wir, die lokalen Communities, kennen unsere Umgebung am besten«, argumentiert der Grauhaarige, »wir sollten mitentscheiden können, was geschützt werden sollte und wie.« Den Maori steckt dieses Verantwortungsgefühl der Umwelt gegenüber im Blut: Sie nennen sich »Tangata Whenua« (Menschen des Landes), betrachten sich als Verwalter desselben und möchten dessen »Mauri« (Lebenskraft) für die künftigen Generationen bewahren. »Während westliche Ansätze wie der Fisheries Act den Bestand einer bestimmten Spezies zum eigenen Vorteil nutzen möchten, heißt Meeresschutz für uns, unsere Umge-
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» Wir, die lokalen Communities, kennen unsere Umgebung am besten, wir sollten mitentscheiden können, was geschützt werden sollte und wie.« — Umuhuri Matehaere
bung so zu bewahren, dass unsere kulturelle wie spirituelle Beziehung mit der Lebenskraft des Ozeans weiterbestehen kann«, erklärt Te Atarangi Sayers den Unterschied, »im Gegensatz zum bestehenden System sorgen wir für ökologisch nachhaltiges Management.«
eine revolutionäre entscheidung Dass Letzteres notwendig ist, erkannte wohl auch das Umweltgericht von Tauranga, Bay of Plenty. Am 5. Dezember 2016 fällte es ein revolutionäres Urteil: Ab sofort sollte auf lokaler Ebene entschieden werden
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» Wir rechnen damit, dass kommerzielle Fischereiverbände Einspruch erheben werden.« — Hugh Sayers
können, ob fischereibezogene Aktivitäten erlaubt sein sollten oder nicht. Vorausgesetzt, man wolle nicht in den »Fisheries Act« eingreifen, sondern hätte vielmehr den Schutz der Biodiversität und des Habitats aus ökologischen wie kulturellen Zwecken im Sinn. Das Urteil könnte weitreichende Folgen haben – nicht nur für Motiti, sondern für die Welt. Es wäre ja nicht das erste Mal, dass die Indigenen Aotearoas eine Vorreiterrolle im Umweltschutz einnehmen und andere Nationen zum Umdenken anregen. Nichts anderes ist passiert, als der 290 Kilometer lange Whanganui River im März dieses Jahres als weltweit erster Fluss Persönlichkeitsrechte erhalten hatte. Jetzt kann jeder angeklagt werden, der dem Fluss direkt oder indirekt Schaden zufügt. Man ist damit einer Forderung nachgekommen, die die Maori dank ihrer starken spirituellen Verbindung zum Fluss schon in den 70ern des 19. Jahrhunderts geäußert hatten.
nachahmer weltweit Inzwischen hat das Konzept weltweit Nachahmer gefunden: In Ecuador und Bolivien gibt es ähnliche Bestrebungen; beim Indus zwischen Indien und Pakis tan wurde im ersten Schritt ein Vertrag gemacht, der eine Vereinbarung hinsichtlich der erlaubten Nutzung und Verteilung der Flüsse im historischen Indus-Becken einschließt. Progressive Wissenschafter wie Daniel Hikuroa von der Universität Auckland können sich auch die Anerkennung des Meeres als juristische Person vorstellen. Bis es aber so weit ist, braucht es starke Fürsprecher. Genau das wollen die Maori von Motiti für »ihr« Meer sein. Wenn sie dürfen: Die Regierung des 4,5-Millionen-Einwohner-Staates hat nämlich gegen das Urteil des Umweltgerichts von T auranga Einspruch
erhoben. Der Prozess vor dem Höchstgericht fand Ende Mai 2017 statt, das Urteil ist noch ausständig. Doch egal, wie dieses ausfällt, Hugh Sayers vom Motiti Rohe Moana Trust rechnet damit, dass die Sache nicht vom Tisch ist: »Wir rechnen damit, dass kommerzielle Fischereiverbände Einspruch erheben werden.« Motiti wird wohl noch länger Geschichte schreiben.
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Auf Kreta befindet sich eines der ältesten Weinanbaugebiete der Welt.
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Wo nachhaltiger Genuss im Urlaub möglich wird Auf Kreta will man regionale Bio-Lebensmittel auf die Buffets der Ferienhotels bringen und die Insel zur Vorbilddestination für nachhaltige Ernährung im Urlaub machen. Wie das gelingen soll.
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ufrieden beobachtet Michaelis die Besucherinnen, die auf dem Dorfplatz seines Heimatortes Alagni seinen Ziegenkäse mit Olivenöl und frischem Brot verkosten. Der kretische Viehzüchter ist zuvor auf seinem Moped nach Hause gerast, um wenig später mit der selbstgemachten Spezialität in Händen zurückzukehren. Als Nachspeise bringt die Dorfwirtin Rosinen, die sie über Nacht in eine Zuckermischung eingelegt hat. Kostas Bouyouris von »Local Food Experts« hat die Gruppe nach Alagni, unweit von Iraklion, mitgenommen. Er erzählt hier, wie die ngo eine Brücke zwischen den wichtigsten Wirtschaftsfaktoren der griechischen Insel schlagen will: dem Tourismus und der Landwirtschaft.
Nachhaltiger Anbau Im Fokus stehen die beiden Hauptprodukte Kretas – Wein und Olivenöl – und deren ökologischer Anbau. Landwirte werden in Trainings über die langfristigen Vorteile des Verzichts auf Pflanzenschutzmittel und Kunstdünger aufgeklärt. So auch der 57-jährige George Kornarakis, der ebenfalls in Alagni aufgewachsen ist: »Ich habe in diesem Weingarten meine ersten Schritte gemacht. Diese Reben sind wie meine Freunde, die mit mir gemeinsam aufgewachsen sind«, erzählt er und macht dabei eine ausschweifende Armbewegung über seinen Weingarten. Die Entscheidung für einen organischen Anbau heimischer Rebsorten fiel dem Bauern also denkbar einfach. Dafni, Kotsifali und Liatiko sind nur drei von zahlreichen Sorten, die es ausschließlich auf der griechischen Insel gibt. Der größte Vorteil, den sie bringen: Sie sind besser an die kretischen Bedin-
Viehzüchter Michaelis serviert seinen selbstgemachten Ziegenkäse.
gungen angepasst als ausländische Sorten, benötigen daher auch weit weniger Wasser und haben außerdem einen positiven Einfluss auf die Bodenqualität. Doch den Weinbauern auf Kreta bereitete es in der Vergangenheit zunehmend Probleme, ursprüngliche und lokale Produkte in der heimischen Tourismusbranche abzusetzen. Internationale Weine wie Merlot oder Chardonnay kommen bei den Gästen nun mal besser an, weil man sie von zu Hause kennt. Viele Bauern haben daher auf Massenproduktion fremder Weinsorten gesetzt – auf Kosten der Vielfalt und der regionalen Besonderheiten.
Bewusstsein wächst Mit den »Local Food Experts«, einem Projekt der deutschen Nachhaltigkeitsinitiative Futouris, soll sich das nun ändern. Die Bemühungen werden von der tui Care Foundation gefördert. So werden derzeit bereits 47 Weinproduzenten, zwei Weingüter, 25 Olivenfarmer und eine Olivenmühle mit dem lokalen Tourismussektor vernetzt. Ziel ist es, die griechische Insel zu einer Vorzeigedestination für nachhaltige Ernährung im Urlaub zu entwickeln. Denn das Bewusstsein bei den Konsumenten und Konsumentinnen wächst: »Das erkennt man unter anderem an der stetig steigenden Nachfrage nach regionalen oder Bio-Lebensmitteln unserer Gäste«, sagt Hasso von Düring, Vorstandsvorsitzender von Futouris. Diesen Trend haben die Touristikunternehmen erkannt. Sie weiten ihr Umweltengagement zunehmend aus.
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66 Ihr Einflusspotenzial in Urlaubsregionen ist hoch, da dort große Mengen an Lebensmitteln eingekauft und verarbeitet werden. »Diese große Hebelwirkung sollten wir nutzen, um die positiven Effekte eines nachhaltigen Lebensmittelangebots zu verstärken«, sagt von Düring.
Abnehmer Langfristig will man eine Verbesserung der regionalen Lebensmittelqualität erreichen, die negativen Umweltauswirkungen der Landwirtschaft reduzieren sowie die lokale Wirtschaft stärken. Dazu braucht es natürlich lokale und große Abnehmer – einer davon ist das Luxushotel Grecotel. Zwar gibt es auch hier noch Lachs zum Frühstück und Rindfleisch zum Abendessen. Aber: »80 Prozent der Lebensmittel stammen direkt von der Insel«, zeigt sich Hotelmanager Ioannis Zoulakis stolz. Zum Hotelkonzept gehört die einige Kilometer entfernte Agreco Farm, auf der nachhaltige Landwirtschaft und regionale Besonderheiten den Touristen nähergebracht werden. So bahnen sich diese Wege durch s tachelige Felder, um wilde Artischocken zu ernten, oder versuchen frischen Brotteig richtig in den Ofen zu legen. Auch Käse wird hier gemacht. Die Farm ist nicht nur für Hotelgäste zugänglich, sondern kann von allen Interessierten gegen einen kleinen Beitrag besichtigt werden.
Achillesferse Dass ein sozial gerechter und umweltfreundlicher Tourismus ein Thema der Stunde ist, zeigt auch die Tatsache, dass die Vereinten Nationen 2017 zum »Internationalen Jahr des nachhaltigen Tourismus für Entwicklung« erklärt haben. Für manch einen Kritiker ist das Engagement der Tourismusakteure in diesem Zusammenhang pures Greenwashing. Schließlich hat die Tourismusbranche ein ganz allgemeines Nachhaltigkeitsproblem. Fünf Prozent aller globalen Treibhausgasemissionen gehen auf ihre Rechnung. Der Großteil davon wird durch den Luftverkehr verursacht. Pro Passagierkilometer produzieren Flugzeuge im Schnitt zehnmal so viel CO2 wie die Bahn. Wer dennoch seinem Fernweh nachgibt, kann zumindest am Urlaubsort
darauf achten, Ressourcen schonend zu verbrauchen. »Soll der Tourismus seiner Verantwortung gerecht werden und auch künftige Generationen ernähren, dann wird er sich vom Tourismus, wie wir ihn heute kennen, deutlich unterscheiden müssen. Der Tourismus der Zukunft ist ökologisch, sozial verträglich, klimafreundlich und politisch korrekt«, stellt Frank Herrmann in seinem Ratgeberbuch »Fairreisen« fest. Damit solche Konzepte aufgehen, muss die lokale Bevölkerung – unterstützt von lokalen Politikern und Reiseveranstaltern – miteinbezogen werden. Wenn die Einheimischen dauerhaft vom Erhalt ihrer natürlichen Ressourcen profitieren, werden sie bereit sein, auf den Schutz der Naturschätze besonders zu achten. Das gilt für die Tourismusbranche wie für andere Branchen. Auf der Insel Kreta scheint man hier zumindest auf dem richtigen Weg zu sein. »80 Prozent meiner Trauben verkaufe ich, den Rest behalte ich mir für die eigene Produktion. Damit leben ich und meine Familie – meine Töchter studieren beide – sehr gut«, bestätigt George Kornarakis.
Umdenken Natürlich müsste auch ein Umdenken bei den Touristen und Touristinnen selbst stattfinden. Denn seien wir uns ehrlich: Noch schauen wir beim Buchen unserer Reise vor allem auf den Preis. Dass man für eine nachhaltigere Version etwas tiefer in die Tasche greifen muss, versteht sich. Es macht aber auch Sinn, denn schlussendlich tut man sich selbst etwas Gutes, indem man den lokalen Anbau von Wein, Gemüse und Olivenöl ohne Gift unterstützt – schließlich landet das alles am Ende auf dem eigenen Teller. Zuletzt darf natürlich der Raki nicht fehlen, da lässt Michaelis keine Widerrede zu – »Jamas!«, ruft er laut. hinweis: dieser beitrag ist im rahmen einer pressereise auf einladung von tui österreich entstanden.
Weinbauer George: »Diese Reben sind wie meine Freunde, die mit mir gemeinsam aufgewachsen sind.«
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AB 8. SEPTEMBER ABNUR 7. SEPTEMBER IM KINO! IM KINO
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Den Duft des Sommers unbeschwert genieSSen
Im Sommer gedeihen und duften in Gärten und auf Balkonen würzig-frischer Schnittlauch, aromatische Petersilie, kräftig-herber Majoran, erfrischende Minze oder süß-pfeffriges Basilikum. Aber der nächste Winter kommt bestimmt. Nehmen Sie all diese köstlichen Aromen doch ganz einfach mit in die kalte Jahreszeit. Wie das geht, erfahren Sie hier.
Warum Kräuter im Winter mit Pestiziden belastet sind Im Supermarkt können Sie das ganze Jahr über frische Kräuter kaufen. Im Winter kommen diese aber nicht aus Österreich, sondern aus dem Mittelmeerraum. Da es in dieser Jahreszeit auch dort kälter und feuchter ist, steigt der Krankheitsdruck, und es werden mehr Pestizide eingesetzt, die sich aufgrund der niedrigeren Temperaturen und geringeren Sonneneinstrahlung auch langsamer abbauen. Insgesamt sind Kräuter im Winter also stärker mit Pestiziden belastet. Der ganzjährige Anbau von Kräutern in automatisierten Glashäusern ist keine Alternative. Da Kräuter viel Wärme und Licht brauchen, ist in unseren Breitengraden der Energieverbrauch enorm. Für umwelt- und klimabewusste KonsumentInnen sind frische Kräuter im Winter demnach keine Option. Sie müssen im Winter aber nicht auf Kräuter verzichten. Legen Sie sich einfach jetzt schon einen Aromavorrat für den Winter an.
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Judith Benigni, GLOBAL-2000-Agrartechnikerin, und Dagmar Gordon
BILDER: Shutterstock.com
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TEXT Claudia Meixner, Agrartechnikerin bei
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Bringen Sie Würze in Ihr (Winter-)Leben!
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venöl und bewahren Sie sie im Kühlschrank auf. Wer Estragon im Garten oder auf der Fensterbank hat, sollte nicht vergessen, Estragonessig anzusetzen: ein dickes Büschel Estragon mit gutem Bio-Weißweinessig übergießen und drei Wochen stehen lassen, dann abseihen und sich ein Jahr lang am guten Aroma erfreuen. Wer mag, baut weniger gängige Kräuter selbst an und freut sich über tolles Aroma und zahlreiche Bienen und Wildbienen, wenn Borretsch, Pimpinelle oder Boh nenkraut blühen. Wer gerne mit Kräutern kocht, sollte auch an Lavendel (Biopflanzen kaufen – zum Beispiel bei Bellaflora) und an Kapuzinerkresse denken. Lavendelblüten können zu einem erfrischenden Sirup verkocht werden und Süßspeisen aromatisieren. Und die Kapuzinerkresse ist ein Alleskönner in der Küche: Die Knospen können wie Kapern eingelegt und genossen werden, die Blüten verzieren jeden Salat, und auch die jungen Blätter können Sie, fein gehackt, in den Salat streuen. Wer gerne sizilianisch kocht, dem sei der Wildfenchel ans Herz gelegt: Er macht keine Knollen, dafür unglaublich viel Kraut, das sich gut in Öl einlegen oder tiefkühlen lässt, bis man es zum Beispiel zu Pasta con le Sarde verarbeitet.
So bereichern aromatische Kräuter auch im Winter Ihre Küche und sichern Ihnen einen pestizidfreien Genuss.
Entgeltliche Einschaltung
Frisch geernteten Schnittlauch schneiden Sie am besten fein und frieren ihn anschließend ein. Auch Dille, glatte Petersilie, Kerbel, Estragon und Zitronen melisse können Sie geschnitten oder im Strauß im Tiefkühlfach überwintern. Kräutersträuße lassen sich übrigens im gefrorenen Zustand ganz leicht zerkleinern. Wer öfter kleine Mengen Kräuter braucht, benutzt zum Einfrieren am besten eine Eiswürfelform. So fällt das Portionieren leichter. Wer mag, kann auch Kerbelbutter, Estragonbutter oder Basilikumbutter herstellen und einfrieren. Damit runden Sie schnell und einfach Ihre Lieblings speisen ab. Thymian, Majoran, Salbei, Oregano oder Rosmarin eignen sich hingegen perfekt zum Trocknen. Ernten Sie dazu am besten ganze Zweige und hängen Sie diese an einem luftigen und dunklen Ort zum Trocknen auf oder legen Sie sie lose auf ein Gitter. Bewahren Sie die getrockneten Kräuter in dunklen Gläsern auf und verschließen Sie diese gut. Den mediterranen Flair von Basilikum konservieren Sie am besten als Pesto mit Pinienkernen und Parmesan und je nach Geschmack mit Knoblauch, Tabasco, Salz und Pfeffer. Für Pestos eignen sich allerdings auch Petersilie und Wildkräuter wie etwa Bärlauch, Löwenzahn oder Giersch. Mit Salz und Olivenöl können Sie übrigens alle Kräuter konservieren. Bedecken Sie sie gut mit Oli-
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Ums Sichtbarmachen geht’s
ENTGELTLICHE EINSCHALTUNG.
Artikel in redaktioneller Zusammenarbeit mit BMLFUW entstanden.
Eine Bühne für das Engagement von Menschen zu bieten, die sich für nachhaltige Entwicklung engagieren – das ist erklärtes Ziel der jährlichen Aktionstage Nachhaltigkeit. Im Frühling luden dabei ganz unterschiedliche Gruppen, Vereine und Institutionen österreichweit dazu ein, bei verschiedenen Aktionen konkret an der Zukunftsfähigkeit der Gesellschaft zu arbeiten.
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Save the Date
Die Aktionstage Nachhaltigkeit 2018 finden Ende Mai bis Anfang Juni 2018 statt.
In diesem Jahr fanden zwischen dem 22. Mai und dem 9. Juni 463 Aktionen in allen neun Bundesländern statt. In einem Online-Voting konnte für die Highlights der Aktionstage Nachhaltigkeit gestimmt werden. Fünf von 463 Aktionen setzten sich im Voting durch. Das waren die Highlights der Aktionstage Nachhaltigkeit 2017: •D orfZUKUNFT Burgenland Was bedeutet Dorfleben und wie sollen sich kleine Gemeinden auf die Zukunft einstellen? In der interaktiven Workshop-Reihe DorfZUKUNFT entwickeln Jugendliche Perspektiven für ihre Heimatdörfer. •E röffnungsfeier Bürgerkraftwerk „NaturparkKindergarnten Sumsiland“ Das größte dezentrale Photovoltaik-Kraftwerk Österreichs entsteht in Kärnten. Einen Beitrag zur Leistung von 5 Megawatt leisten auch die Kollektoren auf dem Kindergarten in Techendorf am Weißensee. pen days in der Q-Box, dem nachhaltigen und •O mobilen Niedrigstenergiehaus Nachhaltiges, mobiles, selbstbestimmtes und zeitgemäßes Wohnen auf kleinstmöglichem Raum. Was die Q-Box verspricht, ist ein zukunftsfähiges Wohnkonzept. • I nfo-Website „Nachhaltig in Graz“ Wo in Graz gibt’s verpackungsfreie Lebensmittel? Wo gibt’s jemanden, der Elektrogeräte reparieren kann? Seit Februar 2017 bietet die Website nützliche Tipps und Infos für alle, die einen nachhaltigen Lebensstil pflegen wollen. •Y outh4Future – Together Active for the Global Goals Die Sustainable Development Goals der UNO sind weltweite Leitlinien für nachhaltige Entwicklung. Wie ihr Umsetzung gelingen kann, lernten Jugendliche bei der Aktion von Generation Earth, der Jugendorganisation des WWF. Mehr über die fünf Highlight-Aktionen gibt es auf biorama.eu
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Marktplatz Kosmetik
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Bernadette Schmatzer
Schutzwürdig Support braucht unsere Haut nicht nur im Sommer, doch da besonders geballt.
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b vorgebräunt oder nicht: Den Hochsommer und die Nachsaison darf man in Sachen Sonnenschutz nicht unterschätzen. Für spätsaisonale Badegänge hier unsere liebsten Helfer zur Vorbeugung von UV-bedingten Hautschäden und zur unbedenklichen Intensivierung des urlaubsassoziierten Hautkolorits – allesamt frei von Nanopartikeln und mit mineralischem Sonnenfilter, wie es sich aus unserer Sicht gehört.
1 // Intensivpflege Mit Lavendel und Minze angereichert, erfrischt und kühlt der Nr. 169 Sunscreen spf 30 von La Bruket in wohlbewährt-harmonischem Duftflair. Vitamin E & D, Omega-6,-7-&-9-Säuren sollen in der buttrigen Creme zusätzlich die Hautbarriere stärken. labruket.se
2 // High Comfort Protection Trotz reichhaltiger Konsistenz durch Sheabutter hinterlässt der Cellular Protection Sunscreen spf 50 von The Organic Pharmacy keinerlei weiße Spuren, zieht unmittelbar ein (wir schwören!) und riecht herrlich fruchtig nach Südfrüchten & Hagebutte. Letztere pflegen zusätzlich zu Calendula, Aloe vera und Mandelöl. theorganicpharmacy.com
3 // Goldenbrown Für vorgebräunte Haut und Haar eignet sich der Biosolis-Sonnenöl-Spray mit spf 20 besonders. Karanjaöl, das seit jeher im Ayurveda als Sonnenschutz und gegen Hautalterung verwendet wird, versorgt in Kombination mit Sesam- und Aprikosenöl nachhaltig mit Feuchtigkeit. Ein sichtbarer und haftender Goldschimmer bringt ein Extra an Glamour. biosolis.info
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Verena Müllner Katja Vaculik
4 // Ölfrei Für fettende und Mischhaut optimal ist der neue Juice Beauty spf 30 Oil-Free Moisturizer: Er klärt, hydriert mit Algenwirkstoffen und funktioniert bestens als tägliche Pflege unter Make-up & Co. Die Vitamine C, E & B5 und pflanzliches Hyaluron sollen zusätzlich bei ersten Hautalterungszeichen wirken. staudigl.at
5 // Reifeprüfung Anti-Aging-Pflege und Sonnenschutz zugleich in luxuriöser Form: Maximalen uvb- und uva-Schutz verspricht der Face Sunscreen Protection spf 30 von Susanne Kaufmann, der patentierte Infrarot-Schutz Ectoin soll zusätzlich der Hautalterung vorbeugen. Wir mögen die leichte Konsistenz, trotz der geballten Ladung an Pflege. susannekaufmann.com
6 // Brandmanager Trotz Vorsorge mit der Zeit leider unvermeidbar: der Sonnenbrand. Bei leichten Irritationen und Rötungen nach zu langer Sonnenexposition empfehlen wir den Apotheker-sos-Balsam von Saint Charles. Herrlich nach reinster Kamille duftend, beruhigt, pflegt und schützt er gleich mit einem ganzen Reigen an Wirkstoffen, darunter Propolis, Cistus, Hamamelis u.v.m. saint-charles.eu
7 // Make it last #1 Wer nicht die peelende Wirkung von Meer und Strand nutzen kann, rubble zum Beispiel mit Atlantic Kelp and Magnesium Salt Exfoliating Body Scrub aus der neuen Linie von ren – Clean Skincare. Der Zusatzeffekt: Algen und Meeresmineralien machen die Haut glatt und geschmeidig, Magnesium soll eine entspannende Wirkung haben. Und so hält auch die Bräune länger ... renskincare.com
8 // Make it last #2 Zugegeben, wir helfen seit dem Testen gerne mit diesem Selbstbräuner nach, denn das ist gesünder als Sonnenbraten: aber guten Gewissens, denn auf dem Biomarkt hat sich hier einiges getan. Neben dem umstrittenen bräunenden Zucker dha vermehren sich Produkte mit der unbedenklichen Alternative Erythrulose, z.B. im Bräunungsaktivator von Ringana, der nach dem Sonnenbad aufgetragen, auch als After-Sun-Pflege wirkt und dezent nach Kokos duftet. ringana.com
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KEEP IT SHORT & COVERED! Aus dermatologischer Sicht erwiesen: Sonnencreme alleine schützt die Haut nicht, sondern verlängert nur die Zeit bis zum Auftreten eines Sonnenbrands. Das Risiko für UV-bedingte Hautschäden (darunter auch Hautkrebs) steigt mit der Anhäufung konsumierter, auch »eingecremter« Sonnenzeiten, nicht nur der Sonnenbrände.
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Die Basics: • Faustregel 1: Eigenschutzzeit × SPF = Verweildauer in der Sonne. Achtung: Auch Nachcremen verlängert diese nicht (die Eigenschutzzeit gilt für mittel europäische Sonne zur Mittagszeit und verkürzt sich am Wasser, bei Reflektion durch Sand, Schnee und in den Bergen). • Faustregel 2: Lieber höheren SPF verwenden, nur eingecremt in die Sonne gehen und nach Wasserbad, Schwitzen nachcremen.
• Guten Schutz bieten die Kombination von Sonnenschutzprodukten mit Kleidung, Sonnenbrille und Kopfbedeckung (inkl. Schutz des Nackens), die Vermeidung von direkter Exposition, absolutes Meiden der Mittagssonne von 11 bis 15 Uhr und mind. alle 1–2 Jahre Check beim Hautarzt. • Babys sollen nie in die direkte Sonne, Kleinkinder nur mit hohem SPF und oben genanntem Zusatzschutz. • Sonnenschutz sollte das ganze Jahr über verwendet werden – denn nicht nur die Sommersonne hat es UV-technisch in sich.
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Eingebrockt & Ausgelöffelt
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Anna & Esa µ Annemarie & Bettina
It’s a match Eingebrockt & Ausgelöffelt meets Erdbeerwoche.
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ir sind Feuer und Flamme, Ebbe und Blut. Zur Feier des Zyklus gehen wir einen Bloody Deal mit den Traum frauen der Erdbeer woche ein und reden über die Ernährung als natürliche Helferin aller Gezei ten. Annemarie & Bettina tragen das Hintergrundwissen bei, wir sorgen für das leibliche Wohl – ein Hoch auf die befruchtende Zusammenarbeit.
Menstruations-Menü: Essen im Zyklus Heute geht es mal um eine unserer Lieblingsbe schäftigungen: Essen. Und um etwas, das Frauen eher nicht zu ihren Lieblingsthemen zählen: den weiblichen Zyklus. Er dauert rund 28 Tage, an denen viele Frauen eine hormonelle Achterbahn erleben, und es existieren noch immer so viele Mythen über ihn. Was das eine mit dem anderen zu tun hat und warum es selbst heutzu tage noch wichtig ist, über Menstruation zu reden (auch beim Essen!), erfährt ihr in diesem Artikel.
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Medial bekommt das Thema Menstrua tion aktuell viel Auf merksamkeit: Aspekte wie die Abschaffung der Tamponsteuer wer den in sozialen Medien rauf und runter disku tiert und dennoch: Menstruation ist noch immer eines der letzten Tabus unserer Zeit. Das zeigt auch die erste Umfrage zu Menstruation unter 1.100 Jugendlichen in Österreich, die wir von der Erdbeerwoche im Frühling 2017 durchgeführt haben. Mehr als 60 % der Mädchen geben an, eine negative Einstellung zu ihrer eigenen Menstruation zu haben. Von Begriffen wie Zykluslänge – eigentlich Teil jedes Biologieunterrichts – haben mehr als die Hälfte der befragten Mädchen keine Ahnung. Vielen Frauen fehlt nicht nur das Wissen, sondern oft auch das Verständnis für den eigenen Zyklus, die Hormone und die damit verbundenen Bedürfnisse des Körpers in den unterschiedlichen Zyklusphasen. Aber Ernährung und Lebensstil haben große Auswirkungen auf unser Befinden vor und während der Regel. Laut
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unserer Umfrage sind fast 90 % der 13- bis 17-jährigen Mädchen von Beschwerden rund um den Zyklus betrof fen. Ob Stimmungsschwankungen oder Bauchkrämpfe: Wir alle kennen sie – die unliebsamen Begleiterschei nungen unserer Regel. Aber was hat nun unsere Ernäh rung damit zu tun?
Essen im Zyklus Für jede Zyklusphase gibt es Lebensmittel, die auf den Hormonhaushalt unterstützend wirken können – im besten Fall natürlich im Dreiergespann bio, saisonal und regional. So sollte in der ersten Zyklushälfte auf pro biotische Lebensmittel geachtet werden, die den Stoff wechsel und damit die Östrogenentwicklung fördern. Während des Eisprungs sind Ballaststoffe jeglicher Art besonders nützlich, und in der zweiten Zyklushälfte, und damit vor der Regel, sollte auf eine ausreichende Vitamin-B-Zufuhr geachtet werden. Insbesondere das hormonelle Wechselbad der Gefühle – auch genannt prämenstruelles Syndrom (pms) – macht drei von vier Frauen zu schaffen und kann sich in Hautproblemen oder Niedergeschlagenheit äußern. Eine klare Empfehlung heißt in dieser Phase des Zyklus u.a.: weniger Zucker, Alkohol und »go veggie«. In Kooperation mit Anna & Esa haben wir ein zyklus freundliches Gericht entwickelt, das viele Nährstoffe speziell für die Bedürfnisse vor bzw. während der Regel woche liefert. Probiert es aus, lernt euren Körper noch besser ken nen und lasst uns gemeinsam Menstruation zum Thema machen!
Unsere Wunderwaffen gegen PMS & Co: • L insen- und Wachtelpower durch Vitamin B: Vit amin-B-haltige Nahrung hat positiven Einfluss auf die Stimmung, da sie zur Entstehung der Botenstoffe Serotonin und Dopamin beiträgt. Wachteleier haben übrigens mehr B2-Vitamine als z.B. Hühnereier. • Spinat & Kürbiskerne als Magnesiumlieferanten: Kaum ein Lebensmittel ist so reich an Magnesium wie diese beiden, die monatliche Krämpfe lindern können. • Kürbis als Kalziumspritze: Laut einer Studie der University of Massachusetts sind Frauen mit einer guten Kalziumversorgung weniger von pms betroffen. • Distelöl als gesundes Fett: Das Speiseöl gilt als Spit zenreiter bei mehrfach ungesättigten Fettsäuren.
Der Lauwarme Girl Power Kürbis-Linsen-salat • 250 Gramm Linsen kochen – ohne Salz, sonst werden s ie nicht gar. • Einen kleinen Kürbis waschen, in kleine Stücke schneiden und in Salzwasser bissfest kochen. • Zwei Jungzwiebeln und zwei kleine Äpfel schneiden und mit etwas Distelöl sanft anbraten. • Wachteleier 2:30 Minuten kernweich kochen. • Die gegarten Zutaten mit 200 Gramm frischem Baby-Spinat, dem Saft einer halben Orange sowie gehackten Kürbiskernen abmachen und mit Salz & Pfeffer abschmecken. • Zum Schluss mit halbierten Wachteleiern und frischen Kräutern garnieren. • Wir freuen uns, die Augen freuen sich und der Zyklus sowieso. #grlpwr
erdbeerwoche Über die Erdbeerwoche: Seit sechs Jahren klärt die Erdbeerwoche über die neuesten Trends in der Frauen hygiene auf – von Biotampons bis hin zu Zero-Waste-Produkten wie der Menstruationskappe. Gleichzeitig möchte die Bewusstseinsplattform Frauen einen natürlichen Zugang zu ihrer Regel und ihrem Körper ermög lichen und dazu beitragen, das gesellschaftliche Tabu der Menstruation endlich zu brechen. erdbeerwoche-shop.com
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»Best of Bio« von früh bis spät Für die prämierten Sieger aus 300 eingereichten Weinen findet sich untertags immer eine Gelegenheit.
illustration Nana Mandl, Katharina Hüttler / agentazur.com
Sarah: An einem guten Tag ist das Glas immer halb voll. Das gilt im übertragenen wie im wörtlichen Sinn und fängt schon beim Frühstück an. Wer lieber mit dem falschen Fuß als mit einem ernüchternden Getränk aufsteht, es morgens aber langsam angehen lassen möchte, könnte sich zum Brunch den goldgelben, leicht perlenden Apfel-Quitte Frucht-Secco aus dem Hause Van Nahmen einschenken. Was die intensiven Fruchtaromen der beiden mit Kohlensäure versetzten Direktsäfte und dezenten Reifenoten in der Nase versprechen, hält die alkoholfreie Prosecco-Alternative dank der guten Balance von Süße und Säure auch geschmacklich – ein vollfruchtiges, saftiges Trinkvergnügen, das prima zu Schaf- oder Ziegenfrischkäse und in den Picknickkorb passt. Die wohlverdiente Mittagspause verbringt (und vertrinkt) man gern in harmonischer Gesellschaft wie der von Dominio de Fontanas grasig-fruchtiger Cuvée 2016 aus Sauvignon Blanc und der spanischen Rebsorte Verdejo. Ein geradliniger Zeitgenosse ohne Ecken und Kanten, mit dessen gut balancierter Säure und zarter Mineralik es sich prima dem Mittagstief entgegensteuern lässt – am besten bei einem Sommersalat mit Fenchel und Erdbeeren oder einem Backhendl. In der geselligen Runde am Abend ist der St. Laurent Selektion 2014 von Landauer-Gisperg mit würziger Beeren- und Kirschfrucht, schön eingebundenem Holz und straffer Struktur mit geschliffenen Tanninnen bestens aufgehoben. Ein animierender Roter mit gutem Trinkfluss, der Raum für Konversation lässt – etwa über die Pläne für den nächsten Best of Bio-Weintag. die weine, die für diese rubrik von sarah krobath und jürgen schmücking verkostet werden, sind allesamt bio-qualitätsweine, die im rahmen des ›best of bio awards‹ ausgezeichnet wurden. das glasgeflüster entsteht in kooperation mit »best of bio«.
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Diese einzigartige Studentenkampagne ist eine Kooperation der Raiffeisenlandesbank NÖ-Wien und der Caritas. Im Mittelpunkt steht ein ganz besonderes Kontoeröffnungsgeschenk – eine Ziege für eine bedürftige Familie in Afrika. Ein Konto, das nicht nur dich glücklich macht, sondern auch eine Familie in Afrika – das macht Sinn. DIE IDEE Raiffeisen möchte Studenten in Wien und NÖ einen sinnvollen Zusatznutzen zum Konto bieten. Ein anspruchsvolles Geschenk für eine anspruchsvolle Zielgruppe. Anstelle von Status und Prestige rückt die Sinnsuche immer näher ins Lebenszentrum dieser jungen, aber aufgeklärten Menschen. Genau da setzt diese Aktion an. Denn wer jetzt bei Raiffeisen ein gratis Studentenkonto eröffnet, sichert damit gleichzeitig die Existenz einer bedürftigen Familie in Afrika.
eine hohe Bevölkerungsdichte und der damit verbundene Landmangel. Besonders Witwen, Alleinerzieherinnen und Frauen mit vielen Kindern sind von Armut betroffen. Für sie ist der tägliche Überlebenskampf besonders hart. Um diese Frauen zu unterstützen, werden sie in richtiger Tierhaltung geschult. Der Mist der Tiere ist ein idealer Dünger für die Felder und der Verkauf der gezüchteten Zicklein ermöglicht den Frauen ein zusätzliches Einkommen. Damit können sie Arztbesuche bezahlen oder den Schulbesuch ihrer Kinder finanzieren. Das erste weibliche Zicklein, das die Ziege bekommt, geben die Frauen im Dorf weiter. So wächst das Projekt von selbst und trägt zum Aufschwung des gesamten Dorfes bei. Bei der Weitergabe der Ziege wird darauf geachtet, dass diese zwischen den Ethnien der Tutsi und Hutu erfolgt – ein Beitrag zur Versöhnung der beiden Gruppen.
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DER SCHNELLSTE WEG ZUM KONTO Das Raiffeisen Studentenkonto kann man jetzt auch ganz einfach online eröffnen. Alle Informationen dazu auf www.meinstudentenkonto.at. HINTERGRUND ZUM PROJEKT Mit einer Ziege erhalten Frauen in Burundi die Möglichkeit, ein eigenes Einkommen zu erwirtschaften, ihre Felder zu düngen und zum Aufschwung des ganzen Dorfes beizutragen. Burundi ist ein Agrarland, der Großteil der Bevölkerung lebt von der Landwirtschaft. Doch die Produktivität ist gering, fast die Hälfte der Menschen leidet Hunger. Gründe dafür sind die Folgen des Krieges, Ausbeutung der Böden,
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WIE FUNKTIONIERT DAS GANZE? Bei Eröffnung eines gratis Studentenkontos bekommt man vom Raiffeisenberater einen Gutschein in Form eines Aktionscodes, mit dem Mann und Frau auf www.ziege-schenken.at eine Ziege für Burundi spenden kann.* Als kleine Erinnerung für das Engagement erhalten die Studenten eine „Ziegen-Baumwolltasche“ und eine „Ziegen-Postkarte“.
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»Best of Bio« von früh bis spät Für die prämierten Sieger aus 300 eingereichten Weinen findet sich untertags immer eine Gelegenheit.
Jürgen: »Ein Essen ohne Wein heisst Frühstück« ist einer der dämlichsten Sätze, die je über Wein geschrieben wurden. Fast noch blöder, als dieses Goethe-Zitat vom kurzen Leben und dem schlechten Wein. Schon mal was von Sektfrühstück gehört? Wobei, Prosecco geht auch. Dann allerdings ein guter. Perlage hat da was im Sortiment. Den Col di Manza Valdobbiadene Prosecco Superiore DOCG. Bauchige Flasche, Prägung am Flaschenhals, ein braunes Tuch über dem Kork. Die Ausstattung vom Col die Manza kann sich schon einmal sehen lassen. Jedes Detail der Flasche sagt: keine Kompromisse. Die Trauben (100 Prozent von der Sorte Glera) kommen aus den Weinbergen des Farra di Soligo und werden händisch geerntet. Im Glas strahlt der Wein in hellem Strohgelb, der Perlage ist hochfein, das Aroma apfelduftig und floral. Ein Tag, der so beginnt, kann nicht schlecht werden. Frei nach dem Motto »Rettet den Mittagswein« muss ab 12 was Spritziges ins Glas. Ein Wein, um die »Wadeln fire« zu richten. Quasi statt der Siesta. Grüner Paprika, Stachelbeere und die animierende Säure eines grünen Apfels – So klassisch, so fein präsentiert sich dieser frische, grasige Sauvignon Blanc von der Südsteirischen Weinstraße. Auf Gut Kranachberg (eine der wirklich guten Lagen in der Region) machen zwei Sprösse aus der Skoff-Dynastie bio-zertifizierte Weine von erlesener Qualität. Und am Abend? Pinot! Aus Rüdesheim am Rhein kommt meine Empfehlung für den Tagesausklang. Der fleischige, tiefgründe Drachenstein aus dem Haus Covers-Kauter. Für Abende, die eigentlich nicht aufhören sollten. die weine, die für diese rubrik von sarah krobath und jürgen schmücking verkostet werden, sind allesamt bio-qualitätsweine, die im rahmen des ›best of bio awards‹ ausgezeichnet wurden. das glasgeflüster entsteht in kooperation mit »best of bio«.
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Malzzeit
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Micky Klemsch bild
Brauhaus Gusswerk
Biobier der Königsklasse Die Craft-Bier-Szene hat neben tollen Bieren auch seltsame Kreationen auf den Markt gespült. Die Qualität eines Brauers kann man aber vor allem bei den klassischen Sorten ausmachen.
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n einem deutschsprachigen Craft-Bier-Forum hat sich ein User vor wenigen Wochen über die ausgeflippten Kreationen anderer Poster lustig gemacht. Gewöhnlich brüsten sich Bierfreunde hier mit ausgefallenen Bieren, die sie auf Reisen entdecken, oder stellen ihre eigenen Spezialsude vor. Da wird experimentiert, und zuletzt konnten die Zutaten nicht exotisch genug sein. Der angesprochene Poster aber – selber ein Hobbybrauer – erwähnte, dass er heute noch ein Pils brauen werde. »Warum? Weil ich es kann!« Mit dieser Aussage wollte er wohl darauf hinweisen, dass es im Kreis der vielen neuen Craft-Bier-Brauer nicht nur Künstler ihres Handwerks gibt. Immer mehr Bierfreunde, die vielleicht auch vom Status des Hobby brauers zum kommerziellen Brauer wechseln, wollen mit den haarsträubendsten Kreationen auftrumpfen. Das kann originell sein, dem Biernerd auch gut schmecken. Muss es aber nicht. Vor allem muss man auch sagen, dass gerade exotischere Biere, die vielleicht auch noch sehr stark, mit hohem Alkoholgehalt, eingebraut sind, Fehler leichter verzeihen. Auch kann der kreative Brauer nachher ja meinen, dass genau dieser Sauerton so gedacht war. Niemand möchte gleich zugeben, dass dieser mögliche Fehlton durch eine Unregelmäßigkeit
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in der Hygiene oder andere unvorhersehbare Ereignisse während des Brau- oder Lagervorgangs entstanden ist. Bei den klassischen Bierstilen ist es dann gar nicht so einfach, eine gleichbleibende Qualität herzustellen. Es gibt viele Faktoren, die beim langwierigen Brauprozess eine Rolle spielen: die gleichbleibende Qualität erstklassiger Rohstoffe, die fachliche Qualifikation des Brauers, Sauberkeit und Hygiene in allen Schritten und natürlich noch die Zeit, die man einem guten Bier zur Reifung lassen soll. Sicher hab ich da noch ein paar wichtige Dinge vergessen. Während sich die Qualität eines Weines vorrangig durch die Arbeit im Weingarten, also durch einen landwirtschaftlichen Prozess steuern lässt, kommt es beim Bierbrauen vor allem auf die handwerkliche Arbeit des Brauers an. Reinhold Barta ist in der Brauszene eine zentrale Figur. Schon früh setzte er auf trendige Biersorten wie Amber Ale, Imperial Stout, Wiener Lager und India Pale Ale. Ein Sortiment, das vor allem aber auf klassische Bierstile baut. Und: Im Betrieb bei Salzburg wird ausschließlich Biobier gebraut, dessen Zutaten zum größten Teil aus Österreich und aus biologisch-dynamischem Anbau stammen. Dazu verwendet Barta keinerlei synthetische Hilfsmittel, sondern braut nach traditionellen Verfahren so schonend, dass der Geschmack und wertvolle Vitamine, Mineralien und Spurenelemente erhalten bleiben. Zum 10-Jahr-Brauereijubiläum, das diesen Früh sommer in Hof bei Salzburg rauschend gefeiert wurde, präsentierte er ein weiteres Bier. Es ist das erste Pils aus dem Gusswerk, und wenn wir richtig gezählt haben, inklusive des gebrauten Cider das 26. Produkt im Biosortiment. Es hat die Bitterwerte, die man sich von einem klassischen Pils erwartet, ist kräftig gehopft und erfreut sich einer strohgelben Farbe. Am Wiener Bierfest konnten wir es dann erstmals kosten und waren von dem neuen Biobier begeistert. Aber warum hat der Reinhold jetzt gerade ein Pils gebraut? Warum? Weil er es kann!
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elternalltag / Ursel Nendzig
Stolz kann man ja sein, auf alles Mögliche, von mir aus. Auf etwas, das man kann oder hat oder weiß. Aber auf den eigenen Pimmel? Ist es grotesk? Oder bin ich ein Opfer von Penisneid?
illustration Nana Mandl
Pommes
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E
s tut mir leid, dass ich Sie damit belästigen muss, indirekte sexuelle Belästigung quasi, aber in meiner Welt dreht sich nun einmal seit einigen Jahren alles um Penisse. In meiner gesamten »Bravo Girl«-Phase habe ich mich nicht so viel mit Gliedern (haha!) beschäftigt wie in den letzten sieben Jahren. Ich wünschte auch, es wäre nicht so. Aber das Ganze hat schon angefangen, als meine Frauenärztin freudestrahlend den Hodensack aus dem schwarzweißen Inferno des Ultraschall-Bildschirms her ausorakelte. Ich wusste, ich musste mich jetzt trotzdem freuen, auch wenn es doch eigentlich – ich spürte es ganz deutlich – ein Mädchen sein musste. Der Hodensack war auch nach der Sie bemerkte meine Verwunderung und versuchte Geburt mächtig, aber das restliche Baby mich mit folgendem Satz allen Ernstes zu beruwar ja nun wirklich extrem herzig, und das Ding war auch in seiner Windel verhigen: »Ich gebe Ihnen natürlich keine Garantie steckt, sodass wir doch rasch Freunde hier, es könnte sich auch um eine sehr, sehr, sehr wurden. Bis die Windeln weg waren, war große Klitoris handeln.« Na, danke auch. (Es ist das ganze Zwischenbeinige auch nicht so übrigens dieselbe Frauenärztin, die mir nach sehr Thema, aber seit einiger Zeit kommt jedem Abstrich die Hand schüttelt und sagt: der ganze Stolz, der mich schon bei der »Wenn Sie Krebs haben, ruf ich sie an.« Haha.) Bei den folgenden Besuchen wurde ihre Gynäkologin irritierte, voll raus. Buben sind Bewunderung für den Hodensack immer gröso wahnsinnig stolz auf ihre Pimmel, ich wünschte, ich wäre in meinem Leben nur ßer, genau wie der Sack selber. Einmal vereine Sekunde lang so stolz auf irgendeinen maß sie ihn sogar extra. »Also, wow, was für ein Hodensack! Ich vermesse ihn einmal, er meiner Körperteile oder eines meiner Organe ist ja wirklich außerordentlich groß!« Vier gewesen wie meine Söhne in jeder einzelnen Secm ermittelte sie an Durchmesser und gab kunde. Neulich, im Schwimmbad zum Beispiel. Der kleine Bub sitzt in ein Handtuch gewickelt sich total beeindruckt. Ich nur so mittel, da, um ganz plötzlich mit einem Handtuch-zurimmerhin waren die Fußsohlen, die sie dann auch noch vermaß, wohl, um ihre Seite-Wurf seinen zum Himmel ragenden Pimmel Fixiertheit auf den Hodensack, die zu präsentieren und zu rufen: »Ta-daaaaa! Mein mich ja sichtlich irgendwas zwischen Leuchtturm ist immer dabei!« Ich lachte, panisch, irritierte und enttäuschte, zu verwäsund irritiert. Woher kommt dieser Stolz? Ich habe sern, auch erst vier cm lang. Mehrere sie nun wirklich für jeden Scheiß schon gelobt, aber Tage ging mir das Bild nicht mehr aus doch nicht dafür!? War aber noch nicht das Ärgste. Ein paar Tage darauf eröffnete mir der große Sohn, dem Kopf, dieser Mensch, der da in mir schwamm, dessen Hodensack so sieben Jahre und zwei Monate alt, dass »seiner« jetzt groß wie sein Fuß lang war. (Mitteinen Namen hätte. »Pommes« würde er heißen. Aha. lerweile hoffte ich tatsächlich sehr Alles klar. Willkommen, Pommes. Ich wünschte manchmal echt, du wärst eine Klitoris. stark, dass es keine Klitoris war.)
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