BIOTERRA MAI/JUNI 2016

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G Ä R T N E R N

SPEISEPILZE

G E S T A L T E N

DIE EINFACHSTE METHODE FÜR DEN ANBAU IM GARTEN

SCHWEBENDE

G E N I E S S E N

GERANIUM

VIELE VORZÜGE UND ÄUSSERST LIEBENSWERT

BLUTENSTERNE


EDI TORI A L

Liebe Leserin, lieber Leser Endlich ist es so weit: Wir freuen uns, Ihnen die neue Rubrik «Bioterra leben» vorstellen zu können. Sie bietet auf vier Seiten Inspirationen und Informationen von und mit Menschen, die Bioterra leben: Events wie die «offenen Gärten», Kurse verschiedener Bioterra-Regionalgruppen, Projekte wie das Gartenkind und allerlei Sinnenfreudiges mehr. Mit diesen Seiten wollen wir die Mitglieder der BioterraCommunity einander näher bringen, sie vernetzen und sie animieren, neue Ideen zu entwickeln und zu realisieren. Machen Sie mit! Sie sind herzlich willkommen. Daniel Gürber Geschäftsführer Bioterra

Zum Beispiel am «Nationalen Tag der offenen Gärten». Über 100 Gärtnerinnen und Gärtner sind auch heuer wieder mit dabei und laden Interessierte ein, die privaten Gartenreiche zu besichtigen. Nebst wundersamen Entdeckungsreisen sind die «offenen Gärten» eine prima Gelegenheit, Gleichgesinnte kennenzulernen und Erfahrungen auszutauschen. Mehr dazu unter: www.offenergarten.ch Einblick in den Schaugarten von Gartenwerke in Eriswil BE bieten wir Ihnen in unserer Titelgeschichte «Frühlingssterne». Die Inhaber Stephan Aeschlimann Yelin und Ursula Yelin beglücken zurzeit Besucherinnen und Besucher mit einer Blütenpracht, die ihresgleichen sucht: Allium, gemeinhin Zierlauch genannt. Von unzähligen Insekten umschwärmt, recken die stolzen Blumen ihre kugeligen Köpfe in die Höhe und leuchten wie die Farbtupfer eines expressionistischen Bilderwerkes. Ich wünsche Ihnen spannende Lektüre und einen farbenfröhlichen Frühsommer mit vielen Erlebnissen in der Bioterra-Community. Herzlich

IM T E A M

PASCAL PAULI

ERICA BÄNZIGER

XAVIER ALLEMANN

Neu im Team von Bioterra: Pascal Pauli betreut das Projekt «Gartenkind»: In 68 Gärten schweizweit bepflanzen und pflegen Kinder ihre Gartenbeete.

Die Naturköchin der ersten Stunde kann ihr 20-Jahre-Jubiläum feiern. Und wir feiern mit. Aus ihrem Werk «Genussküche» präsentieren wir einfache, kreative Rezepte. Ab Seite 48.

Er ist ein passionierter Staudengärtner durch und durch. Aus seiner Biogärtnerei bieten wir in dieser Ausgabe von «Bioterra» 9 Geranium zum Bestellen an. Ab Seite 34.

TITELBILD: ALLIUM ‘STRATOS’, FOTO: BENEDIKT DITTLI

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IN H A L T

TITELGESCHICHTE

Blütensterne: Kugeln des Zierlauchs haben Ende Mai im Schaugarten von Gartenwerke, Eriswil, ihren grossen Auftritt ...................................................... 20 BIO- UND NATURGARTEN

Saison: 9 Seiten aktuelle Gartentipps für Bio-, Naturgarten und Balkon ........................................................ 6 Serie: Küchenkräuter Basilikum: für Pesto und Pasta ...................................................... 30 Serie: Cornels Balkongarten Gemüse: Die Lieblinge aus dem Süden, Blüten im Teller und Teekräuter ...................................................... 32 Storchschnabel: Viele Vorzüge, liebenswert und anspruchslos. 9 Pflanzen im Angebot ...................................................... 34 Speisepilze aus dem Garten Wir zeigen die einfachste Methode für den Anbau im Biogarten ...................................................... 38 Serie: Alpine Flora mit Klaus Oetjen Enziane – tiefblau, aber nicht nur ...................................................... 42 Gartenapotheke: 10 Heilpflanzen für Wehwehchen im Alltag. Mit Leserangebot ...................................................... 44

NEU Seien Sie Teil unserer Community! Auf vier Seiten zeigen wir Ihnen erstmals, wie vielfältig unsere Aktivitäten sind. S E I T E 5 5

Machen Sie das Beste aus

Ihrer Mitgliedschaft!

TOP-EVENT Offene Gärten

Willkommen im fremden Garten! Ob Rosen-, BauernStauden- oder Naturgarten: Während der Sommermonate öffnen sich die Gartentore unzähliger

privater Paradiese.

Gartentüre: Nationaler Tag der offenen arten.ch 11./12. Juni, www.offenerg

Kurs:

Gartensafari für Kinder in Martin Dietwyler organisiert im seiner Erlebnisgärtnerei einen aargauischen Rüfenach ab «Gartenspass» für Kinder , sechs Jahren. Entdecken erleben, geniessen und gestalten heisst das Motto. 18. Juni, 13.30 Uhr 15 70, Anmeldung: 056 284 ch www.dieerlebnisgaertnerei.

Stauden vermehren Wie teilt man Stauden und wie schneidet man Stecklinge? In der Gärtnerei Blattgrün in Rifferswil haben Sie Gelegenheit, dies zu lernen. 18. Juni, 10 bis 16 Uhr 27 66 oder Anmeldung: 044 241 h www.gaertnerei-blattgruen.c

Manche mögen es feucht

ng Die fünftägige Weiterbildu feuchte rund um Wildstauden für sich und nasse Standorte richtetnan Fachleute im Naturgarte Laien. bereich und interessierte natürliche in führen Exkursionen Lebensräume und in eine Wildstaudengärtnerei. August 9., 10., 24. Juni / 25., 26. 48 48, Anmeldung: 044 454 nzyklus www.bioterra.ch/wildstaude

Setzlingsmarkt in Weggis

Über Jahrhunderte versorgte mit Weggis die Stadt Luzern Der Gemüse, Obst und Blumen. ideale Ort also, um die Vielfalt lasalter Sorten aufleben zu -Rarasen. Der erste Pro-Specie Setzlingsmarkt an der Weggiser Seepromenade bietet neben einzigspeziellen Pflanzen eine Bergen. artige Kulisse mit See und 8. Mai 2016, Weggis, www.prospecierara.ch

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NEU: BIOTERRA LEBEN

Community Bioterra: Machen Sie mit beim offenen Garten, besuchen Sie Kurse und unsere Events – leben Sie ganz einfach Bioterra. Wir freuen uns auf Sie! ...................................................... 55

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GENUSSKÜCHE

«Best of»-Rezepte und neue Kreationen: Zum 20-JahreJubiläum von Erica Bänziger ...................................................... 48

Im Mai versprühen Blütensterne von Zierlauch Lebensfreude pur im Schaugarten von Gartenwerke in Eriswil im Emmental

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YLER GÜRBER, DIETW FOTOS: DANIEL

Genussküche Beste Rezepte aus 20 Jahren Naturküche von Erica Bänziger S E I T E

Fröhliche Storchschnäbel Eine Staude mit vielen SEITE 34 Vorzügen

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PORTRÄT

Gregor Kozlowski: Botanischer Garten, Freiburg / «Botanica 2016» ...................................................... 60 RUBRIKEN Notizen: Ute Studers Seite....................... 28 Beratung: Urs Streuli weiss Rat............... 41 Vorschau/Impressum............................ 62 Leserservice/Bestelltalon........................ 63

F O T O S : B E N E D I K T D I T T L I , S T E FA N WA LT E R , G A P - P H O T O S , A N D R E A S T H U M M

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Gregor Kozlowski «Verschwindet eine Art, geschieht dies meist im Stillen» SEITE

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SAISON —

Erdbeeressig – SEITE 7 Wildblumen – SEITE 8 Schöllkrautmohn – SEITE 11 Stecklinge Federnelken – SEITE 12 Zuckermelonen – SEITE 15 Tomatenkultur – SEITE 17 Popcorn-Mais – SEITE 17 Frauenminze – SEITE 19 Vo n Ute Studer u n d Mar ian na S erena

WIESEN-IRIS

Grazile Sumpfwiesenpflanze Die hüfthohe Wieseniris Iris sibirica ist nicht in Sibirien beheimatet, sondern in den kalkhaltigen Sumpfwiesen Mittel- und Osteuropas bis zum Iran. Sie blüht im Juni, während die daraus gezüchteten Hybriden etwas später erblühen. Die Hybriden sind auch etwas anspruchsvoller als die Wildart und ältere Auslesen. Farblich blühen die Wiesen-Iris in Schattierungen von Blau und Violett. Daneben gibt es auch weisse und weinrote Blütenfarben. Iris sibirica werden nicht wie die grossen Iris nach der Blüte verpflanzt, sondern am besten im Frühling. Die verblühten Blütenstände entwickeln dekorative Samenkapseln, die einen hübschen Winteraspekt in der Staudenrabatte bilden.

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SA I S ON

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Saures aus süssen Powerfrüchtchen

Erdbeeressig schmeckt einzigartig; man kann ihn ganz einfach selber herstellen. Öffnet man die Flasche im Herbst, entweicht ihr ein frühlingshaft aromatischer Beerengeruch. Zutaten für einen Liter Erdbeeressig: 300 g Erdbeeren, 1 l Apfelessig Erdbeeren waschen, Stiele und Grünzeug entfernen. Erdbeeren vierteln und in ein grosses Einmachglas geben. Essig darübergiessen und das Glas verschliessen. Das Glas für sechs Wochen an einen sonnigen Ort stellen und öfter schütteln. Danach die Früchte abseihen und den Essig in sterilisierte Flaschen abfüllen. Eine besondere Note erhält der Essig mit dem Hinzufügen eines Zweiges Basilikum.

WASSERDOST

Landeplatz für Schmetterlinge Der Wasserdost Eupatorium wirkt besonders anziehend auf Schmetterlinge. Die Pflanzengattung aus der Familie der Korbblütler liebt frischen bis feuchten, nährstoffreichen Boden an sonnigem Standort. Die hellrosa Blütenstände der einheimischen Wildstaude Eupatorium cannabinum variieren in der Farbintensität etwas und erscheinen von Juli bis September. Auch der weisse Wasserdost E. fistulosum ‘Album’ steht gerne in der Uferzone des Gartenteichs. Farbkräftig ist E. fistulosum ‘Atropurpureum’, der riesige pinkfarbige Dolden an dunkelroten Blütenstielen hervorbringt. Die Sorte ‘Augustrubin’ wird nicht so hoch und blüht etwas früher. Die weinroten Blütendolden der Sorte ‘Riesenschirm’ thronen in fast zwei Metern Höhe. Mit seinen kleinen weissen Blüten und dem dunkelroten Laub betört E. rugosum ‘Chocolate’, der viele spät fliegende Falter anlockt.

ERDBEERBEET

So legen Sie ein Beet mit verschiedenen Sorten an Die in Hausgärten verbreitete Erdbeersorte ‘Wädenswil 6’ ist die beliebteste Erdbeere der Schweizerinnen und Schweizer. Wohingegen die Deutschen ‘Mieze Schindler’ geschmacklich bevorzugen. Die Moschuserdbeeren duften herrlich, ‘Mara de Bois’ und ‘Ostara’ fruchten bis in den Herbst hinein. Auf Pflanzenmärkten im Frühjahr werden Jungpflanzen verschiedenster Sorten angeboten. Wer günstig ein Vielfalts-Erdbeerbeet anlegen will, kauft von jeder Sorte zwei Pflanzen und setzt sie in einen grösseren Topf. Im Juli beginnen die Pflanzen Ausläufer zu bilden, mit denen dann im August ein Vielfaltsbeet angepflanzt werden kann. Die erste – noch etwas kleinere – Ernte ist im Folgejahr.

FOTOS: GAP-PHOTOS, STOCKFOOD

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Reise ins Mutterland des Gärtnerns Die britischen Gärten sind romantisch, vielfältig und voller Charme. Dieses Garten-Reisebuch stellt Gärten, Landschaften und Reisetipps in den südenglischen Grafschaften von Kent bis Cornwall vor. Mit sechs grossen Tourenvorschlägen mit ausführlichen Texten und wunderschönen Fotos zu den 45 einzelnen Gärten. Dazu gibt es Tipps zu besonderen Orten, Wanderungen, Tearooms und Country-Hotels. Abgerundet wird das Buch durch 30 köstliche Rezepte zum Afternoon-Tea. Romantische Gartenreisen in England, zu Besuch in den schönsten Gärten mit den besten Geheimtipps, Anja Birne, Callway-Verlag, München, 2016, Fr. 53.90. Bestelltalon Seite 67

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DUFTENDE FEDERNELKEN

Vermehrung durch Stecklinge Die Federnelke Dianthus plumarius mit ihrem blumigen, stark würzigen Duft gehört zu den beliebtesten Gartenstauden. Wer gerne mehr von diesen hübschen, anspruchslosen Duftnelken hätte, kann sie im Juni durch Stecklinge vermehren. Geeignet für die Stecklingsvermehrung sind sowohl die Spitzen langer, blütenloser Triebe als auch kräftige Grundtriebe. Die ideale Stecklingslänge beträgt 10 bis 15 cm. Die unteren Blätter werden entfernt und die Spitzen der Stecklinge etwas eingekürzt. Dann setzt man diese in mit Anzuchterde gefüllte Töpfe und giesst sie an. Nach etwa drei Wochen haben sie ausreichend Wurzeln gebildet, um in grössere Töpfe umgepflanzt zu werden. Dabei muss man die Jungpflanzen gut andrücken. Über den Winter sollte man sie ab und zu giessen. Im nächsten Frühling finden sie einen Platz im Beet mit sandig-humosem Boden in voller Sonne. Besonders wohl fühlen sich die hübschen Federnelken auf einer Trockenmauer oder im Stein- oder Kiesgarten. Ihre duftenden Blütenteppiche locken zahlreiche Insekten an.

KRÄFTIGE SETZLINGE

So erkennt man sie

Ein qualitativ guter Gemüsesetzling hat kräftig grüne Blätter, dicke Stängel und weist einen gedrungenen Wuchs auf. Hohe, aufgeschossene Jungpflanzen entstehen, wenn sie zu lange bei zu hohen Temperaturen im Töpfchen wachsen mussten. Ein kräftiger Setzling hat zudem einen gut durchwurzelten Erdballen, der beim Pflanzen nicht auseinanderfällt. WASSERSPITZMAUS

Tier des Jahres 2016

Der Lebensraum der Wasserspitzmaus Neomys fodiens wird durch Pestizideinträge und Verbauungen von Gewässern immer mehr beeinträchtigt. Deshalb hat Pro Natura die Wasserspitzmaus zum «Tier des Jahres 2016» erklärt. Mit echten Mäusen sind die Spitzmäuse nicht verwandt. Sie gehören nicht zu den Nagetieren, sondern, wie die Igel, zu den Insektenfressern. Die Wasserspitzmaus lebt an kleinen bis mittleren Wasserläufen und stehenden Gewässern in der ganzen Schweiz. Sie ernährt sich von Insektenlarven, Kleinkrebsen, Schnecken und kleinen Fischen.

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SA I S ON

HUMUSBILDUNG

Aktiv fördern

Wenn sich der Boden im Frühjahr erwärmt, kommen unzählige Stoffwechselvorgänge im Erdreich in Gang. Der lebende Bodenorganismus, Edaphon genannt, baut organische Substanzen wie Pflanzenreste und tote Bodenlebewesen um. Dabei entsteht Humus, der in den obersten 30 cm des Bodens die Grundlage eines lebendigen und vitalen Gartenbodens bildet. Der kurzlebige Nährhumus besteht zu 50 % aus Kohlenhydraten wie Stärke, Cellulose und Zucker und zu rund 30 % aus Lignin (Holzbestandteilen). Der Dauerhumus, der Jahrhunderte im Boden verweilen kann, bildet TonHumus-Komplexe. Diese sorgen für ein gutes Bodengefüge, binden Wasser und Nährstoffe und geben diese in pflanzenverfügbarer Form an die Wurzeln ab. Die Bildung von Humus kann durch regelmässiges Hacken, Mulchen und Düngen mit Kompost und Pflanzenjauchen gefördert werden.

KAPUZINERKRESSE

Bunte Tupfer für den Balkon

Ab Ende April kann man die frostempfindliche Kapuzinerkresse direkt in Töpfe oder Balkonkästen aussäen. Dazu drückt man die dicken Samenkörner im Abstand von etwa 5 cm 2 bis 3 cm tief in die Erde. Bis zur Keimung werden sie gut feucht gehalten.

GARTENKIDS

Mäuschen aus Radiesli Säen Eltern und Kinder früh Radiesli, kann man sie bereits im Mai ernten. Damit aus den kleinen roten Kugeln Mäuse werden, wäscht man zunächst die Radiesli und schneidet die Stiele so ab, dass kurze Reste stehen bleiben; sie bilden die Schnauze. Danach schneidet man unten an den Radiesli eine flache Scheibe ab, damit sie gut stehen. Die Wurzel bildet den Schwanz. Links und rechts oberhalb der Schnauze schneidet man mit einem Messer flache, kreisförmige Scheiben und formt so die Augen. Als Pupillen steckt man zwei Gewürznelken in die Mitte der Augen. Oberhalb der Augen macht man rechts und links seitlich kleine Einschnitte und steckt die abgeschnittenen Scheiben als Ohren hinein. Fertig ist die Radieschenmaus!

Mischkulturen aus dem Klostergarten Seit mehr als 60 Jahren bewirtschaftet Schwester Christa den Klostergarten der Abtei Fulda nach dem Konzept der Mischkultur von Gemüse, Kräutern und Blumen. Viele ihrer erprobten Kombinationen werden genau beschrieben und sind dank der Grafiken leicht verständlich und gut umsetzbar. Man erfährt, welche Pflanzen sich gegenseitig unterstützen, wie man die Bodengesundheit erhält und wie viel Fläche man für den Gemüseanbau braucht. Schwester Christas Mischkultur, im Einklang mit der Natur gärtnern, Jutta Langheineken, Christa Weinrich, Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart, 2016, Fr. 35.90. Bestelltalon Seite 67.

FOTOS: GAP-PHOTOS, ILLUSTRATION: ANNA-LEA GUARISCO

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FRĂœHLINGSSTERNE Einheimisch harmonisch: Allium sphaerocephalon und Peucedanum ssp. rablense Raibler Haarstrang.

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Z IER L A UC H

Blütenkugel von Allium ‘Stratos’.

Im Schaugarten von Gartenwerke in Eriswil BE werden Besuchende mit einer Blütenpracht beglückt, die ihresgleichen sucht: Unzählige Kugeln in verschiedensten Farben schweben in der Frühlingssonne. Der Zierlauch Allium ist laut den Gärtnerei-Inhabern Stephan Aeschlimann Yelin und Ursula Yelin eine ganz besondere Pflanze. BIOTERRA

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Z IE R L A UCH

Allium senescens ssp. senescens mit Blauem Schillergras.

Ursula Yelin und Stephan Aeschlimann Yelin.

Allium ‘Purple Rain’ und Blaugras.

Von San dra Web e r

Ende Mai entzündet sich zwischen den weichen, grünen Hügeln des Emmentals ein lautloses Feuerwerk: Unzählige Kugeln erblühen in Silberweiss und Goldgelb, Lila, Violett und Granatrot und scheinen im Licht der Sonne Funken zu sprühen. Weisse, zielstrebig aus dichtem Grün gen Himmel ragende Schweife vervollständigen das Bild. Es ist der Allium, Zierlauch, der, an manchen Stellen von Herbst-Kopfgras Sesleria autumnalis begleitet, ein solches Spektakel veranstaltet, dass Besucherinnen und Besucher von nah und fern in das kleine Berner Dorf Eriswil reisen, um es sich anzusehen. Anders als ein gewöhnliches Feuerwerk hat das von Gärtner Stephan Aeschlimann Yelin und seiner Frau, der Landschaftsarchitektin Ursula Yelin, entzündete den Vorteil, dass es weit länger als nur ein paar Minuten dauert. Und sogar länger als bloss die durchschnittliche Blühdauer des Zierlauchs. Denn einerseits werden die langen, schlanken Stängel mit den verblühten Kugeln noch bis in den Herbst stehen gelassen – auch ohne Blütenblätter machen die transparenten, scheinbar über den Beeten schwebenden Bälle noch eine gute Figur – andererseits haben die beiden Inhaber von Gartenwerke dafür gesorgt, dass in ihrem Allium-Schaugarten «Kissen und Kugeln» noch zahlreiche andere schöne Stauden, Gräser und Kleinsträucher einen Auftritt haben: So übernehmen im Hochsommer Junkerlilien Asphodeline liburnica und Steppenkerzen Eremurus stenophyllus, Kugeldisteln Echinops ritro, Haarstrang Peuce-

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danum rablense und Bleiwurz Amorpha canescens die Regie. Dazwischen schweben wie hauchzarte Wolken die Ähren von Gräsern wie Muhlenbergia, Koeleria und Pennisetum, zu ihren Füssen scharen sich das Klippen-Leinkraut Silene uniflora, Grasnelken Armeria pseudoarmeria und Sisyrinchium montanum als weiche Polster. «Wir haben uns überlegt: Was genau macht das Wesen des Alliums aus?», erklärt Stephan Aeschlimann Yelin. «Einerseits bildet er kompakte, opulente Kugeln, andererseits sind da diese langen, unbelaubten Stängel, auf denen die Blüten fast zu schweben scheinen. Dieser Kontrast macht den Zierlauch zu etwas ganz Besonderem.» Begleitstauden sollten darum entweder das Lineare, Vertikale betonen – deshalb passen Ziergräser so gut – oder ebenfalls dieses Kugelige, Schwebende verkörpern, also Kugeln, Kissen und Polster bilden, findet das Ehepaar. Entstanden sind wunderbar ganzheitliche Gartenbilder, die sich mit jedem Schritt auf dem gewundenen Kiesweg und mit jeder Jahreszeit wieder neu manifestieren. Das ist ganz im Sinne der beiden Gestalter: «Ein Garten ist ein Prozess und verändert sich laufend. Die Aufgabe des Gärtners ist es, zu schauen, dass er zu jeder Zeit ein schönes Bild macht. Eine Art steht zudem nie allein an einem Standort, sie ist stets eingebettet in eine Pflanzengesellschaft», so Stephan Aeschlimann Yelin. Dieses Einbetten sei beim Allium ganz besonders wichtig. «Die meisten blühen ja eher früh im Jahr. Ausserdem vergilbt das Laub bei vielen

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S C HA UG A RTE N

Allium sphaerocephalon mit Haarstrang, Steppenkerzen und Samenständen von Allium.

Begleitstauden sollten entweder das Lineare, Vertikale betonen oder ebenfalls dieses Kugelige, Schwebende verkörpern.

Blühender Haarstrang mit Allium sphaerocephalon, Samenständen von Allium christophii und Grasnelken.

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NO T IZ E N

GESPENSTER DER KINDHEIT Die gelb’ und roten Dahlien spiegeln sich im flachen Wasser, das im Parkgrün glänzt; die Luft ist wie das Wasser unbewegt . . . Schwertlilienkraut fiel um, sein Grün verblich; und von metallnen Wolken eng begrenzt ein Stückchen Blau sich wie ein Auge regt, ein blauer Blick, der sich zum Wasser schlich. Manch’ Wolke, wie ein Drache wild beschwänzt, mit grauem Leib den blauen Fleck durchfegt . . . Max Dauthendey (1867–1918)

Von Ute Stude r

Jetzt ist es wieder Zeit, die Dahlien aus dem Keller zu holen. – Dahlien sind mein Kindheitstrauma. Im Keller meines Elternhauses gab es Lageräpfel, Kartoffeln, Eingemachtes, Sauerkraut und vor allem Kohlen. Irgendetwas war immer zu holen und meist traf es mich. Dunkel und muffig war der Keller, und wenn ich die Türe zur Kellertreppe öffnete, warnte diese bereits mit einem knarrenden Geräusch: «Geh da bloss nicht hinunter!» Der Lichtschalter befand sich am unteren Ende der steilen Holztreppe. Ich musste hinabsteigen in die Dunkelheit, in der einen alles erwarten konnte, was man sich als Kind so vorstellt: Hexen und Räuber, Gespenster und Dra­ chen, Krokodile und Ratten. Hatte ich endlich den untersten Treppenabsatz mit schlotternden Knien erreicht und das Licht angeknipst, konnte ich mehr oder weniger gefahrlos einige Schritte in Richtung Kohlekeller tun. Bis das Licht immer schummriger wurde und ich mich durch die drohende Dunkelheit zum nächsten Lichtschalter durchtasten musste. Da lagen sie auf einem Tisch aufgetürmt: die Knollen der Kaktusdahlien. Über die Jahre wurden sie immer grösser. Im fahlen Licht der Kellerlampe erschienen sie wie riesige Mons­ ter, die mit ihren Armen nach mir greifen wollten, wenn ich vorüberging. Mein Herz sackte in die Kniekehlen und raste vor Angst, wenn ich endlich den Kohlekeller erreicht hatte. Die Schatten der Dahlien, die sich an den Wänden abzeich­ neten, wurden in kindlicher Fantasie zu meuchelnden Hor­ den. Mit dem gefüllten Kohleeimer eilte ich, so schnell ich konnte, zurück, löschte das Licht, die Treppe hoch, und end­ lich war ich gerettet. Wie sehr wünschte ich mir einen Zau­ berstab, der all das Gruseln hätte zum Verschwinden bringen können. Und Schuld an diesem Drama waren vor allem die Dahlien. Daran musste ich denken, als ich letztes Jahr im Mai die Knollen aus dem Keller holte. Bei meinen Dahlien handelt es sich um ungefüllte Hals­ krausedahlien. Sonst hatte ich sie immer sorgfältig ab April vorgezogen, aber letztes Jahr war das vergessen gegangen,

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und das sollte sich rächen. Zunächst noch hoffnungsfroh, vergrub ich sie in der fast schon warmen Erde und legte ihnen zum Schutz vor den gefrässigen Schleimern einen Schne­ ckenkragen um. Nach zwei Wochen endlich die ersten Triebe. Doch nur für zwei Tage, dann gab es lediglich Stummel. Rund um die abgefressenen Triebe fanden sich jede Menge winzi­ ger Babyschnecken. Der nächste Trick, der mir einfiel, war Salbeitee, der angeblich die Kriechtiere abhalten soll. Zudem umgab ich sie noch mit Kaffeesatz, zerstossenen Eierschalen und Sägemehl. Dank des Dauerregens konnten die Schne­ cken die Barrieren schwimmend überwinden. Der Sturm blies die Kragen davon. Nun waren die Stummel so weit abgefres­ sen, dass sie kaum mehr aus der Erde hervorguckten. Ich grub die Dahlienknollen wieder aus und legte sie in mit Kom­ post gefüllte, grosse Töpfe, die ich auf dem alten Gartentisch platzierte, hoffend, die rostigen Tischbeine würden sich als Schneckensperre erweisen. Doch leider hielten die nächtli­ chen Jungfüchse die Töpfe für ihren Sand­ kasten. Arg mitgenommen fanden sich die Knollen im ganzen Gar­ ten verteilt. Da fiel mir ein Spruch von Marcel Proust ein: «Es wird uns nicht ge­ lingen, die Dinge gemäss unseren Wünschen zu verändern, doch mit der Zeit verändern sich unse­ re Wünsche.» Der Wunsch nach einem Zauberstab, der Ungeliebtes zum Ver­ schwinden bringen kann, ist geblieben. Doch aus den imaginären Gespens­ tern und Drachen der Kind­ heit sind sehr reale Schne­ cken und Füchse geworden. Ich nahm die Knollen mit nach Hause und setzte sie in die ­grossen Balkonkästen, weit weg von Schne­ cken und Fuchsattacken. Die Dalien ge­ diehen prächtig und ich musste mir keine Gedanken mehr über die Balkonbepflanzung machen.

ILLUSTRATION: CORINNA STAFFE

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NO TI Z E N

DAHLIEN SELBER ZÜCHTEN Vo n Jo c h en Elbs - Glatz

Dahlien können zu wahren Monstern an Gewicht heranwachsen. Hat man im Spätherbst die Wurzelstöcke aus der Erde gehebelt, kann man erst einmal stolz auf die Produktivität des Gartens sein, um gleich danach das Monstrum mit zwei Grabgabeln in handliche Stücke zu teilen. Starkwüchsige Sorten wachsen geteilt umso williger weiter. Verschenkt man kleinere Wurzel­ stöcke, löst sich auch das Problem des Platzmangels im Lager. Im darauffolgenden Mai hat es sich auf mittleren und schweren Böden bewährt, Dahlienknollen in flache Gruben zu pflanzen und aufzuhäufeln, bis sie ganz mit Boden bedeckt sind. Dahlien geniessen die Wärmegunst in den Walmen und Schnecken scheinen

Mühe zu haben, die Berge aus lockerer Erde zu erklimmen. Bevor sich das Blätterdach schliesst, werden die Walme noch einmal hochgezogen, da sie vom Regen ausgewaschen werden. Es empfiehlt sich, allen Dahlien Stützen zu geben, in die sie hinein­ wachsen können. Spät an zu dicke Pfähle gefesselte Dahlien machen einen traurigen Eindruck. Sehr bewährt hat sich die englische Stütze aus Reisig, das neben die Stöcke in den Boden gesteckt und etwa auf Hüfthöhe abgeknickt wird, so dass über den Pflanzen ein lockeres Gitter entsteht. Stützbögen aus Stahl sind auch gut geeignet. Von offen blühenden Dahlien lassen sich leicht Samen gewinnen. Bei gefüllten ist das weit schwieriger, weil bei ihnen die meisten Geschlechtsorgane in Blütenblätter umgewandelt sind. Ende April / Anfang Mai im Frühbeet ausgesät, keimen Dahliensamen in wenigen Tagen. Beim Pikieren in Multitopfplatten zeigen die Sämlinge schon eine grosse Vielfalt. Es gibt grüne, rote, gezackte und runde, schnellwüchsige und kleine. Es kann nach Lust und Vorliebe selektiert werden. Ende Mai werden die erstarkten Pflänzchen im Abstand von 20 x 30 cm auf ein gut gedüngtes Beet gepflanzt. Aufgehäufelt und gewässert, kommen sie noch im Herbst zur Blüte und bieten ein Überraschungsfeuerwerk an Blütenfarbe, Blütengrösse und manchmal auch Blütenform. Auf den Namen des Beschenkten getauft, sind solche «Eigenzüch­ tungen» ein ganz einmaliges Geschenk.

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Serie

K Ü C H E NKRÄU TE R Der Name

Botanisch Ocimum basilicum, übersetzt königliches Kraut. Auch Pfefferkraut, Bienenweide oder Hirnkraut. Herkunft

Wahrscheinlich im tropischen Vorderindien. Friends

Erfreut Tomaten, Gurken und Kohl. Schützt vor Mehltau und Weisser Fliege.

Schlechte Kollegen

Dill, Majoran und Weinraute. Gesundheit

Basilikum soll entzündungshemmend und appetitanregend wirken sowie Migräne vertreiben.

PS:

Schwangere und Stillende sollten keine grossen Mengen Basilikum zu sich nehmen.

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KÜC HENKR Ä UTE R

Basilikum – FÜR PESTO UND PASTA

Dank der italienischen Küche avancierte das Basilikum zu einem der meistge­ kauften Küchenkräuter. Es wächst im Garten, auf dem Balkon oder sogar auf der Fensterbank. Sein Duft und Geschmack bereichert Salate, Pesto und Pasta. Von Ute Stude r

Basilikum gehört zur italienischen Küche wie die Gondeln zu Venedig, und da wir hierzulande die Küche unserer Nachbarn im Süden lieben, gehört das Töpfchen mit Basilikum fast schon zur Haushaltsgrundausstattung. Obwohl es 60 verschiedene Arten der Gattung Basilikum aus der Familie der Lippenblütler gibt und auch viele Sorten, versteht man unter Basilikum hierzulande das grossblättrige ‘Grosse Grüne Genoveser’, das sommers wie winters beim Grossverteiler erhältlich ist. Wobei Basilikum der Inbegriff von Sommer ist, denn es schmeckt am aromatischsten, wenn es im Hochsommer im Freiland in den warmen Sonnenstrahlen gebadet hat und seine ätherischen Öle sich voll entfalten können. Dann duftet die ganze Pflanze intensiv würzig. Den Geschmack könnte man als eine Mischung aus süss, pfeffrig, erfrischend und etwas scharf beschreiben. Jedenfalls ist er so, dass man von seinem Duft nicht mehr lassen möchte.

BASILIKUMBLÜTEN – EINE KÖSTLICHKEIT Basilikum Ocimum basilicum liebt die Wärme und wird daher bei uns nur einjährig gezogen. Schon Temperaturen, die längere Zeit unter 10 °C liegen, können das Kraut zum Absterben bringen. Die Gewürzpflanze wird bis 60 cm hoch und besitzt kräftig grüne, ovale Blätter. Die ab Juni erscheinenden Blüten sind weiss. Man erntet die Triebspitzen und die nach innen wachsenden Blätter. Normalerweise wird geraten, das Basilikum nicht blühen zu lassen, weil seine Kraft so in die Blüte geht. Ich ziehe im-

mer zwei grosse Balkonkästen mit Basilikum, den einen für die Ernte der Blätter und den anderen für die Ernte der Blüten. Es gibt nichts Wunderbareres im Sommer als einen Tomatensalat mit den abgestreiften Blütenquirlen des Basilikums. Diese sind noch aromatischer als die Blätter. Die abgestreiften Stängel kann man abknipsen, dann bilden sich aus den Blattachseln neue Blüten. Basilikum wird immer frisch verwendet, getrocknet verliert er viel von seinem Aroma. Wer auch im Winter den Sommergeschmack in die Küche holen will, verarbeitet das Kraut am besten zu Pesto. Dieses Gemisch aus Basilikum, Olivenöl, Pinienkernen, Salz, Pfeffer, Knoblauch und Parmesan- oder Pecorinokäse hält, mit einer dicken Ölschicht bedeckt, bis zur nächsten Saison.

ANBAU UND PFLEGE Das wärmeliebende Basilikum muss ab März auf der Fensterbank vorgezogen werden. Da Basilikum ein Lichtkeimer ist, werden die Samen auf Aussaaterde gestreut und nur feucht gehalten. Bei 20 °C keimen die Samen nach 8 bis 10 Tagen. Da Basilikum viel Platz um die Wurzeln braucht, werden die Pflänzchen einmal pikiert und ab Mitte Mai mit 25 x 25 cm Abstand an den endgültigen Standort im Garten oder Balkonkasten gepflanzt. Die Pflanzen lieben einen sonnigen, windgeschützten Standort und gut mit Kompost gedüngten, humosen, durchlässigen Boden. Bei Trockenheit braucht die Pflanze Wasser. Schnecken lieben das Basilikum, daher muss man es schützen. Nach einer Nacht können sonst nur noch Stängel

übrig bleiben. In Töpfen sind die Pflanzen für die Schleimer unerreichbar.

ABLEGERTRICK: EINE PFLANZE FÜRS LEBEN Basilikum hat eine wunderbare Eigenschaft: Stellt man abgeknipste Zweige ins Wasser, bilden sich schnell Wurzeln. Die so entstandenen Jungpflanzen kann man als Ableger pflanzen. Somit reicht eigentlich eine einzige Basilikumpflanze, um sich ein Leben lang mit dem würzigen Kraut zu versorgen. Allerdings klappt das vor allem im Sommer, über den Winter leiden die Jungpflanzen schnell an Lichtmangel. Die jungen, eingetopften Pflanzen sollte man in den ersten Tagen nicht der Sonne aussetzen, sonst lassen sie schnell die Blätter hängen. Erst nach einigen Tagen des Anwachsens vertragen sie volles Sonnenlicht. WAS BASILIKUM SONST NOCH ALLES KANN Kräutermann Tabernaemontanus berichtet, dass «das Kraut zu ehelichen Werken bewegt». Basilikum wird eine wassertreibende Wirkung attestiert. Es soll entkrampfend und nervenberuhigend auf den Darm wirken, den Kopf klären und die Stimmung aufhellen. Ausserdem vertreibt der Geruch Fliegen, Wespen und Mücken. In Mexiko trägt man die würzigen Blätter in der Tasche, damit sie Geld anziehen, und in Haiti bringen sie Glück und Wohlergehen. Wie auch immer man das Kraut verwendet: Sein herrlicher Duft hält die Erinnerung an warme Sommertage wach.

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DIE LIEBLINGE AUS DEM SÜDEN 3, 2, 2 und – go! Die Drei steht für drei Tomaten-, die beiden Zwei stehen für zwei Gurkenpflanzen und zwei Zucchettipflanzen. Ein Starterkit mit Gemüsearten aus dem Süden, die zum Aufpimpen Balkons zu einem kleinen Gemüsegarten wie geschaffen sind.

Von Cornel Rüe g g

Warum nicht gleich mit drei verschiedenen Tomatensorten in die kleine Selbstversorgung starten? Jetzt, im Mai, ist der ideale Zeitpunkt dafür. Mit drei Tomatenpflanzen erlebt man im Sommer erstaunlich variierende Genüsse erleben und wird dank unterschiedlicher Reifezeit nicht mit allen aufs Mal überrascht. Ein spannendes kleines Experiment ist es übrigens, so seinen persönlichen Favoriten für das Folgejahr zu ermitteln. Ein paar Dinge gibt es allerdings, die man hinsichtlich Tomatenpflege wissen sollte: Jede Tomate mag für sich einen eigenen grossen Topf. Und dies an einem Ort mit viel Licht, aber

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eigentlich am liebsten ohne direkte Sonneneinstrahlung. Regengüsse von oben herab bekommen ihr nicht gut. Ganz im Gegenteil: Sie bevorzugt es, wenn nur die Erde um den Stängel herum gewässert wird. Das klingt nach viel Sonderbehandlung, aber genau dies ist auf dem Balkon meist gut möglich. Besser sogar als draussen in den Gemüse- und Schrebergärten, wo zum Schutz vor Wind und Regen oft aufwändige – mitunter auch kuriose – Tomatenhäuschen gebaut werden müssen. Perfekt ist genügend Platz um die Pflanze herum und gute Luftzirkulation. Fliegendes und kriechendes

Ungeziefer fühlt sich dann nicht allzu wohl auf der Pflanze. Allerdings: Drei Tomatenpflanzen machen noch keinen Gemüsegarten. Zwei Gurkensetzlinge gehören auch zum Beschaffungsplan. Das sind zufriedene Südfrüchte, sofern man ihnen einen Platz an der Sonne gibt und sie genügend wässert. Gurken sorgen immer für Überraschungen. Denn kaum hat man zwei, drei Tage nicht genau hingeschaut, ist ein winziges Ding zu einer knackigen Frucht herangewachsen und sorgt beim Essen mitunter für euphorische Gefühle. Die Gurken vom eigenen Balkongarten scheinen einfach knackiger, saftiger und aromatischer zu sein als jede je zuvor verspeiste. So zumindest sind die Sinneseindrücke. Ein Tipp für die Selektion der Setzlinge: eine normale Salatgurke und eine Minigurke wählen. Die Sorte

JEDE TOMATENPFLANZE BRAUCHT EINEN EIGENEN TOPF. FOTOS: GAP PHOTOS, SEBASTIAN MAGNANI

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‘Patio Snack’ beispielsweise, eine Minigurke, die etwas schneller reif ist als die Salatgurke, liefert regelmässiger die besagten Überraschungen auf den Teller. Fehlt noch das letzte Gewächs für das Starterkit: zwei Zucchettipflanzen. Für dieses ertragreiche und eigentlich anspruchslose Gemüse sollte ebenfalls ein sonniger Platz von ca. 1 m Durchmesser reserviert werden. Zucchetti wachsen schnell und man erhält so laufend Feedback, ob man alles richtig macht. Schon nach wenigen Wochen entwickeln sie sich mit ihren grossen Blättern zu einem Eyecatcher, und erst recht, wenn die ersten gelben Blüten sichtbar werden. Faszinierend an dem Gemüse ist ja, dass man auch die Blüten essen kann. Wer sich für Fragen der Fortpflanzung interessiert, weiss möglicherweise,

FRITTIERTE BLÜTEN VON ZUCCHETTI SIND EINE DELIKATESSE.

dass Zucchetti von einer anderen Pflanze derselben Art bestäubt werden wollen. Denn sonst gibt es keine Früchte. Kein Hexenwerk also, das Starterkit auf dem Balkon zu pflanzen und so den kleinen Gemüsegarten anzulegen. Oder etwa doch? Zumindest bei der Bestäubung kann gegebenenfalls nachgeholfen werden, wenn beispielsweise bei anhaltend schlechtem Wetter zu wenig Bienen und Insekten unterwegs sind, um ihre Arbeit zu verrichten. Bei den Zucchetti nimmt man dafür eine männliche Blüte der einen Pflanze und streicht sie über weibliche der anderen, falls vorhanden. Bei den Tomaten hilft es bereits, wenn die Pflanze ein bisschen gerüttelt wird und so die Pollen von Blüte zu Blüte gelangen. Hängen die Früchte dann im Sommer rot und prall, ist jeder Gang auf den Balkongarten pure Verlockung.

Blüten im Teller KAPUZINERKRESSE UND BORRETSCH

Das gewisse Etwas zum knackigen Salat Auf meiner Veranda und auf dem Balkon dreht sich gartentechnisch vieles um Kräuter, Gemüse und Salate. Blumen bleiben eher draussen, es sei denn, die Pflanze ist so angelegt, dass sich ihre Blüten verspeisen lassen. Das ist mein Pakt, den ich mit den Pflanzen habe. Zu meinen Favoriten gehören die Kapuzinerkresse und der Borretsch. Erstere ist fast schon ein Klassiker unter den essbaren Blüten. Jetzt im Mai säe ich die Pflanze direkt in einen Topf mit mindestens 20 cm Durchmesser. Die grossen Samen keimen schnell, und läuft alles nach Plan, werde ich schon nach einigen Wochen die farbigen Blüten und die jungen Blätter unter den Salat mischen können. Säuerlich und gurkenähnlich schmecken hingegen die Blätter des Borretsch, die reich an Vitaminen und Mineralstoffen sind. Von bizarrer Schönheit sind obendrauf die blauen Blüten. Auch sie sind essbar.

Teekräuter

PFLÜCKEN UND AB IN DIE TASSE Kein Sommer ohne Zitronenverveine, Pfirsichsalbei und Marokkanische Pfefferminze. Alle drei Pflanzen duften ausserordentlich gut und sind – Zufall oder nicht – mit halbschattiger Lage durchaus zufrieden. Nicht alle haben ja das Glück, einen mit Sonnenlicht durchfluteten Balkon zu haben. Der Pfirsichsalbei blüht durch, von Mai bis Oktober, und schaut mit seinen roten Blüten wirklich gut aus. Alle drei Teekräuter sind mehrjährige Pflanzen. Wenn Zeit und Lust vorhanden sind, trockne ich Blätter von Zitronenverveine und Pfefferminze sowie die Blüten des Pfirsichsalbeis und vermenge sie Handgelenk mal Pi zu einer Teemischung. Wenn noch Salbeiblätter vorhanden sind, eignen sich auch diese super für eine Hausmischung. Tipp: Obwohl allgemein geraten wird, die Zitronenverveine und den Pfirsichsalbei im Hausinnern zu überwintern, habe ich andere Erfahrungen gemacht. Packe ich Vlies um die Pflanzen und stelle sie an eine geschützte Balkonecke, können sie problemlos draussen den kalten Winter überstehen.

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Vo n Ute Studer

Vielseitigkeit ist Trumpf bei der Storchschnabelfamilie. Ob in kräftigen Blautönen, zartem Rosa, leuchtendem Karminrot, reinem Weiss oder filigran, netzartig, farbig geadert, die Blütenfülle der Prachtstauden ist überwältigend. Sie sind keine pflegeintensiven Diven, die sich mit grossen Blüten in den Vordergrund drängen, sondern nehmen trotz überschwänglichem Blütenmeer meist mit einer Statistenrolle vorlieb. Trotzdem haben sie viele Verehrer und manche Pflanzennarren entwickeln sogar eine wahre Sammelleidenschaft. Kein Wunder, denn bei über 400 Arten und Sorten umfasst die Gattung Geranium eine enorme Fülle an Verwendungsmöglichkeiten. Storchschnäbel zeichnen sich durch Robustheit, Zuverlässigkeit und lang anhaltende Blühfreude aus. Die ausgesprochen vielseitigen Prachtstauden, die sich keinesfalls nur als Bodendecker eignen, haben sogar einige Solisten hervorgebracht. Es gibt für jeden Standort den passenden Storchschnabel, für sonnige und schattige, trockene und feuchte Plätze im Garten. Als blühende Bodendecker, einheimische Wildart im Naturgarten, schmeichelnde Rosenbegleiter, farbenfrohe Beetumrandung, Aufheller im Schatten oder üppige Kübelpflanzen verbreiten sie überall ihren wildblumenhaften, natürlichen Charme. Neben den Blüten sind auch die Blätter dekorativ, die teils tief eingeschnitten oder handförmig geteilt sind oder eine schöne, auffallende Herbstfärbung zeigen. Gerade für Gartenneulinge sind die robusten Storchschnäbel die idealen Stauden. Und das Schönste ist, Storchschnäbel sind winterhart, und weder Krankheiten noch Schädlinge sind für sie von Bedeutung. Selbst Schnecken verschmähen den hübschen Blüher. Wir bieten unse-

ren Leserinnen und Lesern neun verschiedene Storchschnäbel aus der BioStaudengärtnerei «lautrejardin» von Xavier Allemann, Cormérod FR, zum Bestellen an.

EINE FREUDE FÜR INSEKTEN Obwohl die Storchschnäbel mit ihrem mässigen Nektar- und Pollenangebot nicht direkt zu den ergiebigen Trachtpflanzen für die Insektenwelt zählen, sind es die Vielzahl der Blüten und die teilweise lange Blütezeit, je nach Art, von Mai bis September, die viele Insekten anlocken. Sie sind Nektarspender für hungrige Falter, bedienen sammeleifrige Bienen und andere neugierige Krabbeltiere. Mit etwas Glück kann man sogar den Storchschnabel-Bläuling beobachten, der seine Raupenkinderstube am einheimischen Blutroten Storchschnabel und am Sumpf-Storchschnabel hat. Andere Storchschnäbel dienen ihm auch als Nektarlieferanten. Obwohl bei uns nicht heimisch, ist der Pyrenäen-Storchschnabel G. endressii in der Schweiz weit verbreitet auf Wiesen, in Gebüschen und auf Schutthalden. Die sommergrüne Staude besticht durch dekorative, grüne, gelappte Blätter und hübsche rosa Schalenblüten von Juni bis August. Er eignet sich gut für wiesenartige Partien und Waldgärten. Ein Rückschnitt nach der Blüte lässt ihn kompakt durchtreiben. Der Kaukasus-Storchschnabel G. renardii ‘Terre franche’ bezaubert mit violettblauen, grossen Blüten, die dunkel geadert sind. Ein gutes Bild macht er in Stein- oder Kiesgärten. Der Veränderliche Storchschnabel G. versicolor trägt rosa-weisse Blüten, die von magentafarbenen Adern durchzogen werden, und eignet sich hervorragend für grössere Gehölzrand-Unterpflanzungen oder für

Kaum eine Blütenstaude hat so viele Vorzüge wie die Storchschnäbel. Sie blühen lange, haben prächtige Farben, schönes Laub und sind pflegeleicht. Wir bieten neun verschiedene Geranium von Xavier Allemann aus der Bio-Staudengärtnerei «lautrejardin» zum Bestellen an.

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Hecken. Die Geranium-Hybride ‘Sirak’ hat die Staudenfans von Anfang an begeistert, sie überzeugt mit schalenförmigen, grossen, hellpurpur gefärbten Blüten, bei denen jedes Blütenblatt mit dunkelrötlichen Adern durchzogen ist. Sie passt gut in die Mitte des Staudenbeetes und gibt mit weiss oder gelb blühenden Nachbarpflanzen ein schönes Bild in der Staudenrabatte. Die reinweissen eleganten Blüten von Geranium maculatum ‘Album’ fallen in der Farbpalette der Storchschnäbel auf. Sie eignen sich für naturnahe Pflanzungen in Sonne und Halbschatten und zeigen im Herbst hübsches goldorangefarbiges Laub. Der einheimische Blutrote Storchschnabel G. sanguineum hat es wegen seiner Blühfreudigkeit zu einer der beliebtesten Gartenstauden gebracht. In Gruppen gepflanzt, ist der Blut-Storchschnabel mit seinen karminroten Blüten, die von Mai bis September erscheinen, ein echter Blickfang in sonnigen bis halbschattigen Lagen. Eine besonders schöne, kleinwüchsige Sorte des Blutroten Storchschnabels ist G. sanguineum ‘Striatum’ mit flachem, ausgebreitetem Wuchs. Die grossen Blüten in zartem Zuckerpink wirken leicht zerknittert und sind durchzogen mit roten Adern. Dank der tiefen Wurzeln vertragen alle Blut-Storchschnäbel viel Trockenheit und gedeihen auch in voller Sonne. Die neue Geranium-Züchtung ‘Rozanne’ ist der blühfreudigste Storchschnabel überhaupt. Sie zeigt ihre bis fünf Zentimeter grossen, blauen Blüten mit dem weissen Auge unermüdlich von Juni bis zum ersten Frost. Die Staude kann aber mit ihren Ausläufern Nachbarpflanzen leicht überwuchern; eine Pflanze überdeckt leicht einen Quadratmeter. Durch ihren überhängenden Wuchs eignet sie sich sehr gut für die Kübel- oder Ampelbepflanzung. Der Sibirische Storchschnabel G. wlassovianum mit den rötlich-violetten Blüten eignet sich für alle, die viel Farbe im Garten möchten, aber kein Unkraut aufkommen lassen wollen. Besonders auffallend sind der braun-rosaviolette Austrieb und die orangerote Herbstfärbung. Übrigens sollten die Storchschnäbel, die den botanischen Namen Geranium tragen, nicht mit den Balkongeranien verwechselt werden, denn die heissen botanisch korrekt Pelargonium.

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LESERANGEBOT: GERANIUM AUS DER BIO-STAUDENGÄRTNEREI LAUTREJARDIN Wir bieten unseren Leserinnen und Lesern neun Storchschnäbel aus der Bio-Staudengärtnerei «lautrejardin» von Xavier Allemann, Cormérod, zum Bestellen an: Bestelltalon Seite 67 Geranium sanguineum var. ‘Striatum’ Blutroter Storchschnabel Die Sorte ‘Striatum’ wächst flächig und ist kleiner und kompakter als die Art. | Blütenfarbe: zartrosa, rot geadert | Blütezeit: Juni bis August | Höhe: 15 bis 20 cm | Standort: sonnig bis halbschattig in trockenem Boden. Auch gut für Tröge und Dachbegrünung

Geranium renardii ‘Terre Franche’ Kaukasus-Storchschnabel Die Sorte ‘Terre Franche’ ist etwas höher als die Wildart und bildet auch nach der Blüte noch ansehnliche Horste. | Blütenfarbe: violettblau, dunkel geadert | Blütezeit: Mai bis Juni | Höhe: 35 bis 50 cm | Standort: Beet, Freiflächen, Gehölzrand an sonnigen bis halbschattigen Standorten mit frischem bis trockenem Boden; sehr schön in kleinen Tuffs von 3 bis 5 Stück | Heimat: stammt aus dem Kaukasus

Geranium versicolor Veränderlicher Storchschnabel Der Veränderliche Storchschnabel ist fast immergrün. Er wächst üppig, buschig, niederliegend und breitet sich gerne durch Selbstaussaat aus. Ist das nicht erwünscht, sollte ein Nachblüteschnitt gemacht werden. | Blütenfarbe: weiss, netzartig magenta geadert | Blütezeit: Juni bis August | Höhe: 40 cm | Standort: trockenheitsverträglich, eignet sich gut zur Gehölzunterpflanzung | Heimat: stammt aus dem Mittelmeerraum

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Geranium Gracile-Hybride ‘Sirak’ Die Sorte ‘Sirak’ ist eine Kreuzung aus Geranium gracile und Geranium ibericum. Er bildet dichte, sich ausbreitende Horste. | Blütenfarbe: hellpurpur, grossblumig | Blütezeit: Juni bis August | Höhe: 40 cm | Standort: verträgt zeitweise Trockenheit, braucht humosen, nährstoffreichen Boden

Geranium maculatum ‘Album’ Gefleckter Storchschnabel Der Gefleckte Storchschnabel ‘Album’ ist eine seltene Form mit reinweissen, sehr frühen Blüten, grünem Laub und kräftigem Wuchs. | Blütenfarbe: weiss | Blütezeit: Juni bis August | Höhe: 40 cm | Standort: sonnig bis halbschattig, liebt frischen, humosen Boden

Geranium Hybride ‘Rozanne’ Wiesen-Storchschnabel Die Sorte ‘Rozanne’ kann bei Freilandpflanzung sehr starkwüchsig sein und mit den Jahren einen mächtigen Busch entwickeln mit bis 1,5 m langen Trieben. | Blütenfarbe: violettblau mit weissem Auge | Blütezeit: Mai bis November | Höhe: 50 cm | Standort: sonnig, lockerer, humoser, nährstoffreicher Boden

Geranium wlassovianum Sibirischer Storchschnabel Der Sibirische Storchschnabel ist eine schön belaubte Art mit braun-rosaviolettfarbigem Austrieb und attraktiver orangeroter Herbstfärbung. | Blütenfarbe: rötlich-violett | Blütezeit: Juli bis September | Höhe: 30 bis 40 cm | Standort: sonnig bis halbschattig, warmer, lockerer, humoser Boden | Heimat: Baikalseeregion, Mongolei bis Nordchina

Geranium endressii Pyrenäen-Storchschnabel Der Pyrenäen-Storchschnabel ist ein üppig und lang blühender, rhizombildender Flächendecker mit dekorativen, grünen, gelappten Blättern Blütenfarbe: hellrosa | Blütezeit: Juni bis August Höhe: 40 cm | Standort: Geeignet für halbschattigen Standort in naturnahen Gärten und Waldgärten. Braucht frische bis feuchte, nährstoffreiche Böden. Kommt auch mit schweren Böden zurecht. | Heimat: Frankreich bis Spanien

Geranium sanguineum Blutroter Storchschnabel Der Blutrote Storchschnabel ist eine konkurrenzstarke, sehr breitbuschige, einheimische Art mit stark gespaltenen Blättern. Laub mit rötlicher Herbstfärbung. | Blütenfarbe: leuchtend karminrot | Blütezeit: Juni bis August | Höhe: 30 bis 40 cm | Standort: sonnig bis halbschattig, verträgt Trockenheit, humoser Boden, auch gut für Trogbepflanzungen | Heimat: einheimisch

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Austernseitlinge

Zitronenseitlinge

SPEISEPILZE AUS DEM GARTEN Austernpilz, Kräuterseitling, Shiitake – mit dem entsprechenden Know-how lassen sich viele Pilzarten zu Hause selber ziehen. Immer mehr Hobbygärtnerinnen und -gärtner probieren es aus. Wir zeigen die einfachste Methode, wie es gelingt. Von Sarah Fas ol i n

Ein verlockender Gedanke: Auf einer Erntetour durch den Garten nicht nur Gemüse und Früchte in den Korb legen zu können, sondern auch noch ein paar Speisepilze. In den vergangenen zehn Jahren hat das Interesse an Pilzgärten in der Schweiz enorm zugenommen. Jedes Jahr werden mehr Pilzkurse angeboten, die jeweils schnell ausgebucht sind. Daniel Ambühl ist einer der ersten Pilzexperten in der Schweiz, die Hausgärtnern die Kunst des Pilzzüchtens beibrachten. An Kursen, über seine Homepage, aber auch auf seinem Youtube-Kanal gibt Ambühl sein Wissen weiter. «Das steigende Interesse an der Pilzproduktion hängt sicher auch mit der zunehmenden Freude an der Selbstversorgung zusammen», sagt Ambühl, «Pilze bereichern die Küche, können vielseitig eingesetzt und nachhaltig produziert werden.» Pilze sind Destruenten, sie ernähren sich von totem, organischem Material, bauen es dadurch ab und vermehren

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sich auf diese Weise. Je nach Pilzart und deren bevorzugter Ernährungsgrundlage braucht es also ein anderes Substrat für die Pilzzucht. Pilze wachsen auf Holzstämmen, Stroh, Strohhäcksel, Sägespänen oder Kompost. Grundsätzlich verläuft der Pilzanbau immer gleich: Das geeignete Substrat wird mit der Brut des gewünschten Pilzes geimpft. Für Einsteiger eignen sich der Austernpilz und der Lungenseitling am besten, die auf Holzstämmen gezogen werden können. Wichtig ist stets, dass das Substrat nicht bereits von anderen Pilzen besiedelt ist: Holzstämme, die bereits eine Weile im Garten herumliegen, eignen sich deshalb nicht mehr. Es sollte immer frisch geschlagenes Holz verwendet werden. Ist das Holz mit dem Pilzmyzel geimpft, folgt die mehrwöchige Durchwachsphase. In dieser Zeit breitet sich der Pilz im Substrat aus, sollte dabei aber stets gute Bedingungen haben: Das Holz darf nie

austrocknen und nie Frost ausgesetzt sein. Ideal sind Temperaturen zwischen 20 und 25 Grad und ein feuchter, schattiger Standort. Holzstämme werden für die Durchwachsphase am besten in einen Plastiksack mit zwei, drei kleinen Luftlöchern gepackt. Ist die Schnittfläche des Stammes weiss überzogen, hat sich das Myzel ausgebreitet. Nun wird das Holz ausgepackt und stehend im Garten zu einem Drittel eingegraben. Der Pilzgarten sollte feucht und schattig und möglichst windstill sein, damit das Holz nicht austrocknet – zwischendurch (spätestens dann, wenn sich im Holz Risse bilden) müssen die Stämme gewässert werden. Je nach Pilzart, Temperatur und Durchmesser des Holzes dauert es unterschiedlich lange, bis sich am Stamm die ersten Pilze bilden. Doch nach drei bis vier Monaten dürfte die erste Ernte anfallen. Achtung vor Schnecken: Die mögen Pilze mindestens so sehr wie die Gärtnerinnen und Gärtner.

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S PEISE P I L Z E

Shiitake

Harthölzer bilden für den Pilz nun während etwa fünf bis sieben Jahren die Nahrungsgrundlage, damit er immer wieder Fruchtkörper bilden kann. Weichhölzer sind nach drei bis vier Jahren erschöpft. Für Anfänger ist es empfehlenswert, mit einer oder zwei Pilzarten anzufangen. Klappt es gut, können weitere Arten und Methoden dazugenommen werden. Damit man später aus allfälligen Fehlern lernen kann, ist es sinnvoll, die Arbeitsschritte stets gut zu dokumentieren. Beliebte Pilze für den Freizeitgarten sind Austernseitling, Shiitake, Stockschwämmchen, Limonenpilz, Kräuterseitling, Braunkappe, Champignon und so weiter. «Es gibt noch Hunderte von Speisepilzen, die sich für den eigenen Anbau eignen», sagt Pilzexperte Daniel Ambühl, «neue Kenntnisse zur Pilzzucht kommen laufend aus Asien zu uns nach Europa – es gibt noch viel Potenzial.»

FOTOS: FURRER , WWW.PILZLAND.CH

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DER ERSTE PILZGARTEN SO GEHT’S Eine Anleitung für Neulinge, die mit Pilzzucht auf Holz anfangen möchten: Der Austernseitling und der Lungenseitling sind die besten Pilzarten für Einsteiger. Wer mit diesen beiden Arten beginnt, hat fast rund ums Jahr eigene Pilze.

SELBERMACHVARIANTE 1: Man kauft sich bei einem Anbieter die beimpften Hölzer und setzt sie an einen geeigneten Standort in den Garten. Wichtig: Mit Shiitake und Judasohr beimpfte Stämme müssen nicht in den Boden eingegraben werden, alle anderen schon. SELBERMACHVARIANTE 2: Man beimpft die Hölzer selber. Die einfachste Methode: Man bestellt mit Pilzmyzel beimpfte Holzdübel bei einem Anbieter und bohrt Löcher in geeignetes Holz. Wichtig: Die Hände und den Bohrer vor Gebrauch desinfizieren, damit keine uner-

wünschten Bakterien ins Holz eindringen können. Die Stämme werden nach der Durchwachsphase (siehe Hauptbeitrag) im Garten an einem geeigneten Ort eingemietet.

SELBERMACHVARIANTE 3: Holzdübel selber herstellen oder weiter vermehren. Man bestellt bei einem Anbieter Körnerbrut oder beimpfte Dübel und vermehrt diese selber, damit mehr Holz beimpft werden kann. SO GEHT MAN VOR: – Ein paar Gläser mit Schraubverschluss und passendem Deckel reinigen und mit kochendem Wasser abbrühen. – Hände und Gerätschaften reinigen und mit Desinfektionsmittel (in der Apotheke erhältlich) abspritzen. – Holzdübel in Wasser während mindestens 20 Minuten leicht köcheln lassen, damit sie gut durchweicht sind. – Glas zur Hälfte mit den leicht abgekühlten Holzdübeln füllen und

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A L P INE FLO RA

TIEFBLAU – ABER NICHT NUR Einst Inbegriff alpiner Floraschätze, gibt es sie heute auch in urbanen Steingärtchen: Enziane. Die Gattung wartet weltweit mit rund 800 Arten auf, etwa halb so viele wachsen im Alpinum Schatzalp.

GÄRTNERMEISTER KLAUS OETJEN ist seit 12 Jahren Direktor des privaten Alpengartens Alpinum Schatzalp in Davos. Der Botanische Garten Schatzalp beherbergt über 5000 Arten und Sorten. ALPINUM SCHATZALP Das Alpinum besteht aus mehreren Gartenteilen und ist ab Mitte Mai bis Oktober täglich von 9 bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt ins Alpinum im Guggerbachtal kostet Fr. 5.–. www.alpinum.ch

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Vo n Klau s Oet jen

Die Enziane Gentiana bilden eine eigene Familie, die Gentianaceae, also Enziangewächse. Es sind etwa 800 Arten bekannt, die in den gemässigten Zonen aller Erdteile vertreten sind. Die Gattung ist sehr vielgestaltig. Wir finden Winzlinge von unter 1 cm und Riesen, die bis zu 150 cm hoch werden können. Es gibt Ein- und Zweijährige wie staudige Arten. Die meisten Arten kommen aus Tibet und China. Wer an Enziane denkt, meint in unseren Breitengraden meist den Stängellosen Enzian, doch den einen gibt es nicht. Die Stängellosen Enziane sind vielmehr eine Gruppe verschiedener Arten. Der bekannteste ist wohl G. acaulis, früher G. kochiana; auf Deutsch würde ich den Namen Silikat-Glockenenzian bevorzugen. Damit ist auch der Standort benannt. Im Gegenzug dazu finden wir im kalkigen Milieu den Kalk-Glockenenzian, Gentiana clusii. Beide sind im Davoser Raum zu finden und von beiden existieren viele Auslesen, die als Sorten benannt worden sind, sowie auch Hybriden. Neben diesen beiden bekanntesten Arten gibt es weitere Arten, die im Gartenbau eine grössere Rolle spielen und zur Hybridisation genutzt werden, wie G. angustifolia,

G. dinarica, G. ligustica, G.occidentalis und G. alpina. Bei allen genannten Arten finden wir eine grosse Variationsbreite, und so wundert es nicht, dass wir alle möglichen Farbvarianten zwischen Weiss und Violett finden. Selten sind sogar rosa bis rote Farbtöne aufzuspüren. Zweifarbige haben sich bisher als wenig stabil erwiesen. Die meisten Gartenformen sind heute Hybriden und keine reinen Arten mehr! G. angustifolia ist der beste Wachser. G. alpina eine sehr schwierige, im Tal fast unmöglich zu haltende Art. Alle Enziane in der Natur sind geschützt! Gentiana acaulis L., aus den Gebirgen Südeuropas, dem Balkan, Karpaten und Westrusslands bis in den Ural vorkommend, bildet gleichmässige Rosetten aus lanzettlichen bis eiförmigen ovalen Laubblättern mit nach innen aufgestellten Blattspitzen. Die Laubblätter sind bis zu dreimal länger als breit. Die beiden

Gentiana occidentalis

STÄNGELLOSE ENZIANE Sie gehören nach der Flora Europaea in die Section VI Megalanthae. G. acaulis L. (syn. G. kochiana) Stängelloser Enzian, Kochscher E. oder Silikat-Glockenenzian G. alpina Vill. syn. (G. acaulis L. var. alpina ) Südalpen-Enzian G. angustifolia Vill. Schmalblättriger Enzian G. clusii Per. Et. Song. Clusius oder Kalk-Glockenenzian G. dinarica G. Beck Dinarischer Enzian G. ligustica R. de Vilmorin et Chopinet Meeralpen-Enzian G. occidentalis Jakowatz Westlicher Enzian

FOTOS: KLAUS OETJEN, BENEDIKT DITTLI

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A LPINE FL ORA

Gentiana angustifolia ‘Lichtblau’

Gentiana acaulis

Arten sind, trotz einiger kleiner Unterschiede, für den Laien schwierig auseinanderzuhalten. Es gibt aber eine gute nachvollziehbare Unterscheidung. G. acaulis, auf Silikat wachsend, hat eher weichere Blattrosetten und einen kurzen Stängel mit leicht abstehenden, kurzen Kelchblättern. G. clusii, die Art auf Kalk, hat härtere Laubblätter, die weniger oval sind, und oft ist gar kein Stängel sichtbar, die Kelchblätter sind länger und

liegen mehr am Blütenkelch an. Man merke sich, Kalk ist brüchig und hart, wie auch die Blätter von G. clusii härter sind. Sie rascheln bei Berührungen. Torf ist physiologisch sauer, weich, so wie auch die Blätter von G. acaulis. Oft finden wir Hinweise in der Fachliteratur, dass nur Gentiana acaulis innen grüne Flecke aufweist, was ohne Vergleich oft trügerisch ist. Auch sind bei den Kreuzungen die Farben vermischt. Generell ist es schwierig, Pflanzen nach Farben zu

bestimmen, nicht nur weil wir Farben unterschiedlich wahrnehmen, oft bestätigen Ausnahmen die Regel in der Natur. Ebenso gibt es vor allem bei G. clusii Unterarten und Formen, auf die hier nicht tiefer eingegangen werden kann. So finden wir von beiden Arten auch weiss blühende Formen, die im Gartenbau teuer gehandelt werden und gerne als Raritäten in den alpinen Gärten geführt werden. Sie sind oft nicht so wüchsig, was den Alpenpflanzengärtner noch zusätzlich reizt. Es gibt generell von fast allen Pflanzen, die wir kennen, auch weiss blühende Arten. Das ist kein Albinismus, sondern in der Entstehung der Arten begründet. Im Alpinum Schatzalp wachsen etwa 400 verschiedene Enzian-Arten, -Sorten und -Formen. Grob unterscheiden können wir die Frühlings-Enziane, zu denen die Stängellosen Enziane gehören, die Sommer-Enziane und die HerbstEnziane. So bietet jede Jahreszeit ihre Enzian-Überraschung.

WO DIE STÄNGELLOSEN ENZIANE BLÜHEN

Gentiana clusii Kalk-Glockenenzian, Verbreitung: ganze Schweiz, montane und alpine Zone, auf Kalk. Blütezeit: Mai bis August, je nach Höhe.

ILLUSTRATION: DELIA DITTLI

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Gentiana acaulis Silikat-Glockenenzian, Verbreitung: ganze Schweiz, montane und alpine Zone, wächst auf silikathaltigem Boden. Blütezeit: Mai bis August, je nach Höhe.

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FOTO: GAP-PHOTOS

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HEILKRÄ UTE R

WILDE HILFE AUS DEM GARTEN Naturgartenliebhaber pflanzen Einheimisches, um Wildtieren Lebensraum und Nahrung zu bieten. Als die Wildstaudengärtnerinnen von Stift Höfli in Nussbaumen TG eine kleine Gartenapotheke zusammenstellten, haben sie vor allem an uns Menschen gedacht. Von Carmen Ho c ke r

Majestätisch wirkt sie, die Engelwurz Angelica archangelica, fast mystisch. Wer ihre Blütendolden zum ersten Mal am Ufer eines Bachlaufs entdeckt, ist fasziniert oder gar eingeschüchtert. Erhaben thronen die grossen, kugelför­­ migen Dolden auf teils mannshohen, kräftigen Stängeln. Bei Cora Barth überwiegt die Faszination: «Für mich hat die Engelwurz eine besondere Ausstrahlung, mit ihrer imposanten Statur und ihrem geheimnisvollen Namen.» Ein Grund, weshalb die Staudengärtnerin und Arbeitstherapeutin sie auch in die Gartenapotheke aufnehmen wollte. Denkt man an Erste Hilfe mit Heilpflanzen, kommen einem meist Klassiker eines typischen Bauerngartens wie

Kamille, Salbei oder Pfefferminze in den Sinn. Die Staudengärtnerinnen von Stift Höfli hatten jedoch anderes vor, als sie sich an die Heilkräuterfrau Susi Wyden wandten. Der Fokus sollte auf Wildstauden liegen, die am Wegesrand wachsen und auch leicht im Garten zu kultivieren sind. Um die Lust auf Einheimisches zu wecken, wählten sie Pflanzen aus, die bestimmte Kriterien erfüllen: nützlich sollten sie sein, winterhart, mehrjährig und eine Zierde für den Garten. So fand zum Beispiel der Echte Eibisch Althea officinalis Eingang in diesen Reigen. Sein graugrünes, filziges Laub schmückt das Beet schon lange, bevor seine weissen, rosa angehauchten Blüten erscheinen. Nach und nach öffnen sie sich –

typisch für Malvengewächse – von unten nach oben. Da die Bildung der grossen Samenkapseln für die Pflanze erschöpfend ist, fällt das Laub nach der Blüte in sich zusammen. Wer diesen Anblick nicht erträgt, schneidet die Staude beherzt bodennah zurück, damit sie Kräfte sammeln kann, um aus der Mutterpflanze im nächsten Frühling neu auszutreiben. Oder man lässt der Natur freien Lauf und wartet ab, wo sich die Nachkommen einen neuen Platz suchen. Letzteres empfiehlt sich, wenn die Pflanze nicht ausgesprochen trocken steht. Um das Risiko des «Auswinterns», des Verfaulens, zu vermeiden, ist es sicherer, auf die oft widerstandsfähigeren Nachkommen zu setzen.

Wildstaudengärtnerinnen von Stift Höfli: Cora Barth, Vroni Kraus und Rahel Dunst.

FOTO: STIFTUNG HÖFLI

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GE NU S SKÜ CH E

«DIESES FEUER BRENNT BIS HEUTE IN MIR.» Erica Bänziger schreibt seit 20 Jahren Kochbücher. Selbst nach über 30 Publikationen sprudelt die Naturköchin immer noch über vor Rezeptideen. Ihr neustes Buch: «Meine Genussküche», Erica Bänzigers «Best of»-Sammlung, ergänzt mit neuen Kreationen. 48

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GENUS SK ÜC HE

OFENGEMÜSE für 4 Personen 800 g 4–5 EL 1

gemischtes Gemüse, z. B. Bundkarotten, Randen, Kartoffeln, Auberginen, Peperoni / Gemüsepaprika, Lauch, Zwiebeln, Kohlrabi, je nach Marktangebot Kräutersalz Pfeffer aus der Mühle Olivenöl oder Haselnussöl Handvoll Kräuter, je nach Saison: Rosmarin, Thymian, Salbei, Basilikum, Blättchen abgezupft und gehackt

Hüttenkäse-Dip 200 g Hüttenkäse 2 EL Olivenöl · Pfeffer aus der Mühle · Kräutersalz 2–3 EL gehackte Petersilie oder Kerbel oder Koriander oder Basilikum Frischkäse-Dip 200 g Ziegen- oder Kuhmilchfrischkäse 2 EL Olivenöl, nach Belieben · Kräutersalz 2–3 EL gehackte Petersilie oder Kerbel oder Koriander oder Basilikum oder fein geschnittener Schnittlauch · abgeriebene Zitronenschale, nach Belieben

Gemüse waschen und gut bürsten, nicht schälen, längs halbieren oder vierteln oder in Schnitze schneiden. In eine mit Backpapier belegte Gratinform legen, mit Salz und Pfeffer würzen, mit Olivenöl beträufeln. Gemüse in den vorgeheizten Ofen schieben und bei 220 °C 30 bis 35 Minuten backen. Die Backzeit variiert je nach Schnittgrösse und Bissfestigkeit. Das Gemüse darf noch knackig sein. Kräuter 5 Minuten vor Ende der Backzeit über das Gemüse streuen. Basilikum erst nach Ende der Backzeit darüberstreuen. Kräuter: Eventuell trockene Kräuter, zum Beispiel eine italienische Mischung oder Herbes de Provence, verwenden. Wenn man zum Gemüse einen Kräuterdip serviert, kann man auch auf die Kräuter verzichten. Gut zum Gemüse passen auch Tahin (Sesampaste) und Gomasio (Sesamsalz).

Apfel-Karotten-Fenchel-Smoothie, Apfel-Wildkräuter-Smoothie

APFEL-WILDKRÄUTER-SMOOTHIE für 2 Personen 2 Äpfel 1 /4 Bio-Limette oder Bio-Zitrone ¼ mit Schale 50 g Wildkräuter: Giersch, Spitz wegerich, Wiesenlabkraut, je nach Saison, oder glattblättrige Petersilie 1 1/2 ½ dl / 150 ml Wasser

Äpfel klein schneiden und mit übrigen Zutaten durch den Slow Juicer drehen.

APFEL-KAROTTEN-FENCHELSMOOTHIE für 2 Personen 2 2 1 1–11/2 dl ¼ 1/4 —1/2

Äpfel Karotten kleiner Fenchel 100–150 ml Wasser B ½ io-Zitrone mit Schale

Alle Zutaten klein schneiden und durch den Slow Juicer drehen.

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BIOTERRA Machen Sie das Beste aus Ihrer Mitgliedschaft! TOP-EVENT Offene Gärten

Willkommen im fremden Garten! Ob Rosen-, BauernStauden- oder Naturgarten: Während der Sommermonate öffnen sich die Gartentore unzähliger

privater Paradiese.

Nationaler Tag der offenen Gartentüre: 11./12. Juni, www.offenergarten.ch

Kurs:

Gartensafari für Kinder Martin Dietwyler organisiert in seiner Erlebnisgärtnerei im aargauischen Rüfenach einen «Gartenspass» für Kinder ab sechs Jahren. Entdecken, erleben, geniessen und gestalten heisst das Motto. 18. Juni, 13.30 Uhr Anmeldung: 056 284 15 70, www.dieerlebnisgaertnerei.ch

Stauden vermehren Wie teilt man Stauden und wie schneidet man Stecklinge? In der Gärtnerei Blattgrün in Rifferswil haben Sie Gelegenheit, dies zu lernen. 18. Juni, 10 bis 16 Uhr Anmeldung: 044 241 27 66 oder www.gaertnerei-blattgruen.ch

Manche mögen es feucht Die fünftägige Weiterbildung rund um Wildstauden für feuchte und nasse Standorte richtet sich an Fachleute im Naturgartenbereich und interessierte Laien. Exkursionen führen in natürliche Lebensräume und in eine Wildstaudengärtnerei.

9., 10., 24. Juni / 25., 26. August Anmeldung: 044 454 48 48, www.bioterra.ch/wildstaudenzyklus

Setzlingsmarkt in Weggis Über Jahrhunderte versorgte Weggis die Stadt Luzern mit Gemüse, Obst und Blumen. Der ideale Ort also, um die Vielfalt alter Sorten aufleben zu las­sen. Der erste Pro-Specie-RaraSetzlingsmarkt an der Weggiser Seepromenade bietet neben speziellen Pflanzen eine einzigartige Kulisse mit See und Bergen. 8. Mai 2016, Weggis, www.prospecierara.ch

FOTOS: DANIEL GÜRBER, DIETWYLER

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Wer nichts wagt, gewinnt nichts, so der Leitspruch der Bioterra-Regionalgruppe Linkes Zürichseeufer. Das pfiffige Team legt Wert auf den Gedankenaustausch mit den Kursteilnehmenden – bei Kaffee und Kuchen, versteht sich. Exkursionen: Kräuter am Wegrand | 14. 5. | Treffpunkt: Lengnau AG | Info: 056 493 25 03 Wildkräuterwanderung im Rothenthurmer Moor SZ | 18. 5. | Info: 041 830 20 92 Smoothies: Säfte mit Gräsern, Wild- und Gartenkräutern | 23. 5. | Basel | Info: 079 789 48 77 Kräuter und Gewürze – ein Abendrundgang durch den Botanischen Garten Bern | 27. 5. | Info: 031 932 30 06 Kräuterapotheke aus dem Garten | 28. 5. | Basel | Info: 079 789 48 77 Unkräuter – des einen Kraut, des anderen Leid | 28. 5. | Finsterhennen BE | Info: 032 392 34 62 Wildkräuter vor der Haustüre | 2. 6. | Baschärhof, Bad Ragaz SG | Info: 081 723 39 83

Das Bioterra-Leitungsteam vom linken Zürichseeufer (v. l. n. r.): Susanne Rutishauser, Luzia Teuber, Mirjam Schöb, Kursinfos: 044 784 54 22; mirjam.schoeb@gmx.ch

Naturgartenexkursion

Delikates vom Wegrand: Kräutermenu-Kochkurs | 16. 5. | D-Zell im Wiesental-Atzenbach | Info: 079 789 48 77

DIE ZAHL

Die Naturgärtner Felix Meier und Mischa Huber führen auf Kundenwunsch durch verschiedene von ihnen angelegte oder umgestaltete «Traumgärten» in der Region rechtes Zürichseeufer und Zürcher Oberland.

Alle Kurse: www.bioterra.ch/kurse

Termin: 30. Mai, Anmeldung: 079 418 58 49, www.biorana.ch

Garten-Guide Bioterra

Spezialitätenmarkt Wädenswil Kurs:

Brennnessel Vortrag von Gisula Tscharner über «die Hüterin der Lebenssäfte, hitzige Kriegerin und Meisterin der Grünkraft». 10. Juni, Altstätten SG, Info: 071 755 72 57

Der Frühlingsmarkt mit auserlesenen Pflanzen und Raritäten ist ein Muss für Pflanzenfans. Für den Gaumen gibts regionale Spezialitäten und auch für die Kinderbetreuung ist gesorgt. Samstag, 7. Mai, 9 bis 16 Uhr, Wädenswil. zhaw.ch > Spezialitätenmarkt

Bioterra zählt 47 zertifizierte Fachbetriebe Naturgarten. Vorbild für die Gestaltungen der Naturgärtnerinnen und -gärtner sind natürliche Lebensräume, in denen sich die einheimische Flora und Fauna wohlfühlt. www.bioterra.ch/naturgärtner

Offener Garten:

Klostergarten Altdorf Der Klostergarten liegt in südlicher Hanglage über Altdorf UR. Mauern, Terrassen und alte Baumbestände prägen die Anlage. Auf den Terrassen gedeihen Obstbäume, Reben – ja sogar Kaki, Oliven und Granatäpfel. Das Herzstück ist der sich über mehrere Etagen erstreckende Färberpflanzen-Garten. 11., 12., 19., 26. Juni, www.offenergarten.ch

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FOTOS: KATHARINA NÜESCH, ZHAW WÄDENSWIL

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Gartenkind Das Projekt Gartenkind von Bioterra baut im ganzen Land Gärten für 7- bis 11-Jährige auf. Die Kinder pflanzen und pflegen während der Gartensaison ihre eigenen Gartenbeete und erleben so den Kreislauf und die Zusammenhänge in der Natur. www.gartenkind.ch

Gurtengärtli – auf dem Hausberg von Bern Im Gurtengärtli von Bioterra, mit massgeblicher Unterstützung von Migros-Kulturprozent, wächst und blüht es. Auf einer rund 650 m2 grossen, biologisch angebauten Fläche erleben Kinder den Garten und erhalten Know-how zum Bio- und Naturgarten. Eröffnung: 29. Mai, 10 bis 17 Uhr, www.gurtengaertli.ch

Bioterra Garten-Guide

Bioterra-Kräutermarkt beim Museum Rietberg, Zürich Das in einem der schönsten Landschaftsgärten der Schweiz gelegene Museum Rietberg lädt ein zu einer Promenade durch die Ausstellung «Gärten der Welt». Am Pfingstmontag findet im Rahmen dieser Ausstellung der Bioterra-Kräutermarkt statt. Herzlich willkommen! Termin Bioterra-Kräutermarkt: 16. Mai Ausstellung: 13. Mai bis 9. Oktober, Museum Rietberg Zürich, www.rietberg.ch

BioterraGartenkurse im Mai und Juni

KURS-HIGHLIGHT

Bio-Spritzmittel selber herstellen 19. Mai, St. Gallen, Info: 071 311 29 11 Pflanzen-Bring- und -Holtag 21. 5., Wünnewil FR, Info: 026 494 35 29 Staudenpflege durchs Jahr 21. 5., Hochwald SO, Info: 079 789 48 77 Der Waldgarten (Permakultur-Kurs) 28. 5., Ersigen BE, Info: 079 457 03 58 Sommerschnitt an Obstbäumen 9. 6., Wiesendangen ZH, Info: 052 721 19 37 Erlebniswanderung «Kraftorte» 15. 6., Sattel SZ, Info: 044 784 54 22 Der Weg vom Schaf zum Duvet 17. 6., Bertschikon ZH, Info: 055 240 61 18 Sensen-Schnittkurs 18. 6., Bern, Info: 031 932 30 06

Achtung, fertig, los …

Lebensraum Hecke 21. Mai, Luzern, Info: 041 490 00 72

… heisst es diesen Frühling für zehn frischgebackene Bioterra-Kursleiterinnen und Kursleiter. Sie haben die einjährige modulare Weiterbildung mit einer Abschlussarbeit erfolgreich abgeschlossen und stehen nun für Bioterra im Einsatz. Der nächste Weiterbildungsgang startet voraussichtlich im Frühling 2017.

Seifen herstellen 25. 6., Arni BE, Info: 034 461 28 51

Regionalgruppe Thurgau Bodensee

Küchenkräuter für den Topf

Basilikum, Minze, Rosmarin oder Salbei gedeihen auch in Tontöpfen oder Eternitkistchen bestens. Biogärtner Markus Neubauer führt die Kursteilnehmenden in die Welt der Kräuter ein und gibt wertvolle Tipps zu Standort und Pflege. 28. Mai,13.30 Uhr Biogärtnerei Neubauer, Erlen TG; Anmeldung: 052 770 02 07, www.bioterra.ch/kurse

www.bioterra.ch > Projekte > Kursleiter/innen-Kurs

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LESERFOTO Leserbrief:

Liebe Bioterra, Ihr Heft ist immer ein Augenschmaus und macht jahrelang Freude!

Bioterra auf Facebook Teilt mit uns Gartenerlebnisse auf Facebook!

Yvonne Scheidegger

Zeigen Sie uns Ihr schönstes Gartenfoto! Schicken Sie uns Ihr liebstes Gartenbild mit kurzen Angaben, wie es entstanden ist, was es zeigt und warum Sie das Bild mögen. Das Bioterra-Team trifft die Wahl, und mit etwas Glück finden Sie Ihr Foto an dieser Stelle wieder. Bild in hoher Auflösung an: k.nueesch@bioterra.ch

Leserbrief:

Liebes Bioterra-Team Es ist an der Zeit, Ihnen endlich einmal zu berichten, welche Freude ich an Ihren Artikeln und den so speziellen Collagen in «Bioterra» habe. An der Stechmückendame & Co. ergötze ich mich wie als Kind an Kreidolfs Blumen- und Käferbildern. Ihre Artikel sind sehr differenziert. Ein grosses Kompliment und Dankeschön.

Leserbrief: «Bioterra», Nov./Dez. 15

Falscher Zapfen

Aber, aber Bioterra. Auf Seite 12 wurde der Unterschied von Fichte und Tanne erklärt. In Wirklichkeit ist das purpurrote, aufrechte Zäpfchen die weibliche Blüte, die sich im Laufe des Sommers zum hängenden Zapfen entwickelt. Die Bilder zeigten also zweimal eine Rottanne. Bei der Weisstanne wächst die grüne weibliche Blüte aufrecht heran und im September zerfällt der Zapfen, übrig bleibt nur noch die aufrechte Zapfenspindel. Die Redaktion dankt dem aufmerksamen Leser Walter Weibel aus Gossau.

Elisabeth Wille, Rickenbach Leserbrief: «Bioterra», Nov./Dez. 15

Gespür für die Natur

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Leserbrief:

Der Artikel über Florianne Köchlin hat mein Gespür für die Natur und den Garten gestärkt. Ich gehe jetzt mit mehr Bewusstsein durch den Garten und spüre das ganze «Palaver»! Hoffe, dass es bald immer mehr Menschen wissen. Dann würden sie im Garten anders mit ihren Pflanzen umgehen …

Ich bin eine begeisterte Leserin Ihres superinformativen und schönen Heftes. Es ist jedes Mal eine grosse Freude, wenn es kommt.

Erica Bänziger

Susi Hitz

Sei es, dass die Tomaten super wachsen, die Schnecken alle Salatsetzlinge gefressen haben oder die Nachtkerze bei Vollmond blüht: Wir freuen uns auf eure Facebook-Botschaften. Unter den Spitzenreitern der «Bioterra»-Posts ist das hübsche Leberblümchen: «Kein Frühling ohne Leberblümchen (Hepatica nobilis). Blüht zurzeit und die Freude ist gross» erhielt besonders viele Likes.

LINKS Besucht unsere Website! Ein naturnaher Gartenbaubetrieb für die Umgestaltung des Gartens gesucht? Oder eine Frage zur Kultur von Tomaten? Und wo gibts eine Biogärtnerei in meiner Nähe? Folgende Links helfen weiter: www.bioterra.ch/naturgärtner www.bioterra.ch/gartenwissen www.bioterra.ch/biogärtnereien www.bioterra.ch/shop www.bioterra.ch/kurse

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«Verschwindet eine Art, geschieht dies meist im Stillen.» Gregor Kozlowski ist eine Koryphäe in Sachen Artenschutz. Darum liegt dem wissenschaftlichen Leiter und Kurator des Botanischen Gartens der Uni versität Freiburg die diesjährige «Botanica», die Woche der botanischen Gärten, besonders am Herzen. Thema: «Die letzten ihrer Art». Von Kathari na N üe s c h

Gregor Kozlowski ist vor rund 25 Jahren in die Saane-Stadt gekommen, hat sein Biologie-Studium abgeschlossen und doktoriert. Heute ist der gebürtige Pole wissenschaftlicher Leiter und Kurator des Botanischen Gartens der Universität Freiburg. Zurzeit sei alles etwas anders, sagt er, er habe viel um die Ohren und dazu sei er tief bewegt: Seine Kollegin und Weggefährtin Susanne Bollinger, die als technische Leiterin an seiner Seite stand, ist kürzlich verstorben. «Susanne hatte eine ausgeprägte Liebe zu Pflanzen und ein immenses Wissen.» Sie sei massgeblich dafür verantwortlich gewesen, dass «Botanica», die Woche der botanischen Gärten, ins Leben gerufen worden ist. Im Juni 2016 feiert ebendiese «Botanica-Woche» das zehnjährige Bestehen. Unter dem Titel «Die letzten ihrer Art» stellen 20 botanische Gärten in der Schweiz – unter ihnen Freiburg – der Öffentlichkeit ihre Arbeit rund um das Erhalten aussterbender Pflanzenarten vor. Jeder teilnehmende Garten rückt zwei stark gefährdete Pflanzenarten in den Mittelpunkt, mit deren Rettung er beschäftigt ist. Gregor Kozlowski ist in seinem Element, wenn er über sein Spezialgebiet, den Artenschutz, spricht. «Allein im Kanton Freiburg sind rund 700 Pflanzenarten bedroht, ein Drittel des kantonalen Wildpflanzenbestandes.» Das entspricht dem Landesdurchschnitt: Ein Drittel der Flora ist gefährdet und von diesen gefährdeten Arten ist wiederum ein Drittel vom Aussterben bedroht. Pflanzenarten verschwinden hauptsächlich, weil ihr Lebensraum zerstört wird, sei es durch Überbauung, den Einsatz von Herbiziden, die Klimaveränderung und durch weitere Faktoren. Die stets kleiner werdenden, meist isolierten Populationen leiden an Inzucht und genetischer Verarmung. Besonders schlecht geht es im Kanton Freiburg – wie in der ganzen Schweiz – den Wasser- und Sumpfpflanzen. Die

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Zerstörung ihres Lebensraums begann schon früh mit der Trockenlegung von Mooren und Sümpfen und der Verbauung von Uferlandschaften. In Freiburg stehen deshalb die Kleine Teichseerose Nuphar pumila und das Pyrenäen-Löffelkraut Cochlearia pyrenaica im Mittelpunkt von «Botanica». Beide mögen es feucht und beiden fehlt heute weitgehend die Lebensgrundlage. «Wir vermehren sie in Ex-situ-Kultur. Das heisst, wir sammeln Pflanzenteile oder Samen der Raritäten am natürlichen Wuchsort, vermehren sie am Botanischen Garten und pflanzen sie wieder aus», erklärt der Wissenschaftler. Damit können die Populationen gestärkt, bestenfalls gerettet werden. Die Aufgabe der botanischen Gärten hat sich grundlegend verändert: Waren sie früher hauptsächlich Schaugärten, in denen Besuchende exotische Pflanzen bestaunten, so liegt ihre Aufgabe heute in der Erhaltung aussterbender einheimischer Arten. Darum schätzt Gregor Kozlowski «Botanica» ganz besonders: «Es ist kaum bewusst, dass eine unserer Hauptaufgaben im Artenschutz besteht.» Das Engagement für unspektakuläre Pflanzen sei nicht allzu gross. Lade er Journalisten und Fotografen ein, um ihnen eine Seltenheit zu präsentieren, zum Beispiel eine Bodenritzenpflanze, interessiere das niemanden, auch wenn sie in der Fachwelt spektakulär sei. «Verschwindet eine Art, geschieht dies meist im Stillen.» Dabei seien Pflanzen die eigentliche Grundlage des Lebens. «Ohne Pflanzen gibt es keine Kleidung, keine Ernährung, kein Leben.» Es beschäftigt Gregor Kozlowski, dass wir uns immer weiter von der Natur entfernen. Dass es Kinder gibt, die ohne Kontakte zu Tieren und Pflanzen aufwachsen; dass neue Quartiere meist aufgrund ökonomischer Überlegungen gebaut werden, auf Kosten von Grünräumen. Dass es immer weniger Platz für Vögel, Fledermäuse, Insekten, Pflanzen und Leben überhaupt gibt. In seinem Vortrag vom 18. Juni erklärt Professor Kozlowski, warum Pflanzen bedroht sind und wie botanische Gärten helfen können. Anschliessend stellt er die Freiburger «Highlights» vor, die wichtigsten 20 Arten, die gerettet werden konnten. Der dritte Teil ist dann ganz praktisch: In einem Workshop zeigen Gärtner, wie sie die Pflanzen in Ex-situKultur vermehren. «Der Workshop ist vor allem für Kinder und Familien gedacht. So kommen sie in Berührung mit echten Raritäten und tun etwas für ihre Erhaltung. Das wirkt nachhaltig.» Botanica 2016 – die botanische Woche mit insgesamt 81 Veranstaltungen findet vom 18. bis 26. Juni 2016 in 20 botanischen Gärten der ganzen Schweiz statt, www.botanica-suisse.org. Veranstaltung in Freiburg: Samstag, 18. Juni, 14 bis 17 Uhr Vortrag, Führung und Animation d/f: Rettung von bedrohten Pflanzen www.botanica-suisse.org.

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LESERANGEBOTE

GÄRTNERN • GESTALTEN • GENIESSEN

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LESERANGEBOT: NISTHILFEN FÜR WILDBIENEN

In Zusammenarbeit mit wildBee und den Betreuten Werkstätten Bern bieten wir unsere Nisthilfen für Wildbienen an. Die Nisthilfe wurde nochmals weiterentwickelt und den Bedürfnissen der Wildbienen angepasst. Neu stehen zwei verschiedene Grössen und eine farbige Variante im Angebot. Bestelltalon Seite 67.

Nisthilfe für Wildbienen, mini verschiedene Farben wählbar Masse: 16 x 20 x 18 cm Fr. 30.25

Nisthilfe für Wildbienen, gross Natur oder farbig Masse: 18 x 20 x 35 cm Fr. 59.80

EXKLUSIV – FÜHRUNG FÜR BIOTERRA-

MITGLIEDER DURCH DEN EPOCHENKRÄUTERGARTEN DES RITTERHAUSES BUBIKON

Wie sich Kräuter im Jahresverlauf verändern und welche Konsequenzen das für ihre Verwendung als Heil- oder Würzmittel hat und einst hatte, zeigt die Führung durch den Epochen-Kräutergarten. Im Schaugarten des Ritterhauses Bubikon im Zürcher Oberland werden verschiedene Heil-, Küchen- und Wellnesskräuter aus den Epochen der Antike, des Mittelalters und der Kolonialzeit präsentiert. Die Naturheilpraktikerin und Pflanzenliebhaberin Katharina Kompatscher entführt Sie in die Welt der Kräuter und Heilpflanzen. Bioterra-Leserinnen und -Leser laden wir herzlich ein, am 4. Juni, 14 Uhr, an der Führung teilzunehmen.

ANMELDETALON

Anmeldung online unter www. bioterra.ch Ich melde mich verbindlich zur Führung durch den Kräutergarten des Ritterhauses Bubikon an.

Termin: 4. Juni, 14 Uhr, Kosten: Fr. 30.–. Anmeldeschluss: 20. Mai 2016 (oder solange es freie Plätze hat).

Name:

Vorname:

Adresse:

PLZ/Ort:

Bioterra-Mitglied:

ja

Anzahl Personen:

nein

Tel.:

E-Mail: Datum:

Unterschrift:

Bitte kopieren/ausschneiden und senden an: Bioterra, Dubsstrasse 33, 8003 Zürich, Telefon 044 454 48 48, Fax 044 454 48 41, E-Mail: service@bioterra.ch, www.bioterra.ch

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LESERANGEBOT: 10 HEILPFLANZEN FÜR DIE HAUSAPOTHEKE

Die «Wilde Hilfe» umfasst 10 mehrjährige Wildstauden / Heilpflanzen (siehe auch Seiten 44 bis 47). Alle Pflanzen sind in Bioqualität aus der Biogärtnerei Stiftung Höfli, Nussbaumen. Der Flyer «Gartenapotheke» mit Informationen zu den Pflanzen und deren Anwendungen wird der Lieferung beigelegt. Bestelltalon Seite 67.

Echter Eibisch Althea officinalis

Schafgarbe Achillea millefolium

Mutterkraut Tanacetum parthenium

Wilde Malve Malva sylvestris

Mädesüss Filipendula ulmaria

Echter Wundklee Anthyllis vulneraria

Engelwurz Angelica archangelica

Heilziest Betonica officinalis

Hopfen Humulus lupulus

Andorn Marrubium vulgare

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LESERANGEBOT: MERKBLÄTTER KOMPOST UND ERDBEEREN / JOHANNISBEEREN – NEU ÜBERARBEITET!

Wir haben unsere Merkblätter Kompost und Erdbeeren/Johannisbeeren aktualisiert und auf den neusten Wissensstand gebracht. Bestelltalon Seite 67.

Merkblatt Kompost Reife Komposterde von guter Qualität ist für den Biogarten essenziell. In diesem Merkblatt finden Sie wichtige Ratschläge für ein erfolgreiches Kompostieren im eigenen Garten. Fr. 4.–

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Merkblatt Erdbeeren/Johannisbeeren Grundlagen zu Anbau und Pflege von Erdbeeren und Johannisbeeren. Mit Sortenempfehlungen für den Biogarten. Fr. 4.–

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LESERANGEBOT: STORCHSCHNABEL

Wir bieten unseren Leserinnen und Lesern 9 verschiedene Storchschnäbel aus der Bio-Staudengärtnerei «lautrejardin» von Xavier Allemann in Cormérod FR zum Bestellen an (s. auch Seiten 34 bis 37). Bestelltalon Seite 67.

Geranium Gracile-Hybride ‘Sirak’ Die Sorte ‘Sirak’ ist eine Kreuzung aus Geranium gracile und Geranium ibericum. Er bildet dichte, sich ausbreitende Horste.

Geranium maculatum ‘Album’ Gefleckter Storchschnabel Der Gefleckte Storchschnabel ‘Album’ ist eine seltene Form mit reinweissen, sehr frühen Blüten, grünem Laub und kräftigem Wuchs.

Geranium sanguineum Blutroter Storchschnabel Der Blutrote Storchschnabel ist eine konkurrenzstarke, sehr breitbuschige, einheimische Art mit ausgeprägt gespaltenen Blättern. Laub mit rötlicher Herbstfärbung.

Geranium sanguineum var. ‘Striatum’ Blutroter Storchschnabel Die Sorte ‘Striatum’ wächst flächig und ist kleiner und kompakter als die Art.

Geranium Hybride ‘Rozanne’ Wiesen-Storchschnabel Die Sorte ‘Rozanne’ kann bei Freilandpflanzung sehr starkwüchsig sein und mit den Jahren einen mächtigen Busch entwickeln mit bis 1,5 m langen Trieben.

Geranium wlassovianum Sibirischer Storchschnabel Der Sibirische Storchschnabel ist eine schön belaubte Art mit braun-rosaviolettfarbigem Austrieb und attraktiver orangeroter Herbstfärbung.

Geranium endressii Pyrenäen-Storchschnabel Der Pyrenäen-Storchschnabel ist ein üppig und lang blühender, rhizombildender Flächendecker mit dekorativen, grünen, gelappten Blättern

Geranium renardii ‘Terre Franche’ Kaukasus-Storchschnabel Die Sorte ‘Terre Franche’ ist etwas höher als die Wildart und bildet auch nach der Blüte noch ansehnliche Horste.

Geranium versicolor Veränderlicher Storchschnabel Der Veränderliche Storchschnabel ist fast immergrün. Er wächst üppig, buschig, niederliegend und breitet sich gerne durch Selbstaussaat aus. Ist das nicht erwünscht, sollte ein Nachblüteschnitt gemacht werden.

FOTOS: GAP-PHOTOS

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LESERANGEBOT: HOCHWERTIGES GARTENWERKZEUG

Wir bieten unseren Leserinnen und Lesern Qualitätswerkzeuge der niederländischen Traditionsfirma Sneeboer an. Sie sind allesamt handgemacht, aus Eschenholz oder Kirschholz und rostfreiem Stahl. Das ganze Sortiment unter www.bioterra.ch/shop. Bestelltalon Seite 67.

Gartenkralle Vierzinkige Gartenkralle für alle gängigen Gartenarbeiten. Länge (inkl. Kopf): 167 cm, Kopfbreite: 10 cm, Gewicht: 1 kg, Fr. 107.50

Pflanzkelle Kelle zum Pflanzen und Umpflanzen. Länge (inkl. Kopf): 31 cm, Kopfbreite: 9,5 cm, Gewicht: 0,24 kg, Fr. 54.25

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Rosengabel Gabel zur Auflockerung und Belüftung des Bodens zwischen Rosenpflanzen. Länge (inkl. Kopf): 119 cm, Kopfbreite: 9 cm, Gewicht: 1,65 kg, Fr. 131.05

Handgabel Gabel zur Auflockerung des Bodens, zum Entfernen von Wildkräutern, Ausgraben von Pflanzen und Blumenzwiebeln. Länge (inkl. Kopf): 28 cm, Kopfbreite: 7 cm, Gewicht: 0,22 kg, Fr. 54.25

Steinspaten Der Spaten mit Tritt bewährt sich bei steinigem Untergrund oder verwurzelten Beeten. Länge (inkl. Kopf): 114 cm, Kopfbreite: 16 cm, Gewicht: 1,9 kg, Fr. 138.05

Damengabel Stechgabel für Frauenhände. Zum Auflockern des Bodens, für die Kartoffelernte usw. Länge (inkl. Kopf): 112 cm, Kopfbreite: 15 cm, Gewicht: 1,7 kg, Fr. 145.15

LESERANGEBOT BIO-OLIVENÖL «ANGELOS» EXTRA NATIV AUS GRIECHENLAND

Wiederum bieten wir das beliebte Bio-Olivenöl «Angelos» von Cordelia Berchtold, Chur, zum Bestellen an. Das Bio-Olivenöl aus Griechenland stammt von der Ernte 2015 und ist mit dem Label Hellas zertifiziert. Bestelltalon Seite 67. Angebot 3 Flaschen à 0,75 l, Fr. 64.50 6 Flaschen à 0,75 l, Fr. 129.– 5,45-Liter-Kanister mit Ausguss, Fr. 132.70

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